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Verfahren zum Herstellen von zahnärztlichen und zahntechnischen Formgußstücken
Bei der Herstellung zahnärztlicher oder zahntechnischer Formgußstücke ist es namentlich
bei Anwendung hochschmelzender Legierungen schwierig, genau passende Stücke zu erzielen.
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Der Grund hierfür ist in erster Linie in der Unzulänglichkeit der
Einbettmassen zu suchen, da diese einerseits sowohl beim Abbinden wie auch beim
Vorwärmen stets, wenn auch nur geringe Veränderungen erfahren und andererseits infolge
der hohen Arbeitstemperaturen bei Verwendung von Einbettmassen mit viel Schwefel
oder Phosphor eine Korrosion des Gußwerkstoffes verursachen, so daß Kontraktionen
und Veränderungen des Guß stückes unvermeidlich sind. Daraus ergibt sich dann der
Übelstand, daß die Formgußstücke oft nicht die gewünschte Genauigkeit besitzen.
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Es ist bereits bekannt, beim Gießen von Formstücken aus Porzellan
oder Metall die Formwände mit einer dünnen Metallschicht zu versehen, damit das
Formgußstück glatt aus der Form herausgenommen werden kann. Dabei dient die Metallage,
die entweder aus einer Metallfolie besteht oder gemäß einem Verbesserungsvorschlag
aus dem Niederschlag einer kolloidalen Metallösung gebildet werden soll, lediglich
als Trennschicht zwischen der Form und dem eingegossenen Werkstoff.
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Versuche, beim Herstellen zahnärztlicher oder zahntechnischer Formgußstücke
aus hochschmelzendem Metall oder einer hochschmelzenden chromhaltigen Metallegierung
in ähnlicher Weise durch Auskleiden der Formwände mit Metallfolien die durch die
Kontraktion des auf die Formwände gebrachten Metalls bedingte Formänderung des Gußstückes
auszuschalten, haben zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt.
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Ferner ist ein Herstellungsverfahren für Gaumenplatten bekannt, welches
darin besteht, daß auf die Gaumenseite eines Positivmodells zunächst eine die Anlagefläche
des Zahnersatzteiles bildende dünne Metallschicht aufgespritzt und auf diese dann
Kautschuk aufvulkanisiert wird. Für die Anfertigung eines kontraktionslosen Formstückes
aus hochschmelzendem
Metall kann diese Technik jedoch gleichfalls
keine brauchbare Lehren geben, zumal bei dem bekannten Verfahren die Spritzmetallschicht
aus niedrigschmelzendem Metall hergestellt werden soll, welches bei einem Metallguß,
bei dem die Gußform auf etwa 500 bis 700" C vorgeglüht werden muß, schon beim Vorwärmen
der Form zerschmelzen würde.
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Der Vollständigkeit halber sei schließlich noch das seit langem bekannte
Galvanisierungsverfahren erwähnt, welches an sich natürlich auch für die Herstellung
metallischer Zahnersatzteile anwendbar ist. Auch dort wird in der Weise gearbeitet,
daß ein Positivmodell durch Aufbringen einer dünnen Metallschicht erst leitend gemacht
wird, damit nach dem Positivmodell eine metallische Negativform angefertigt und
in dieser sodann im galvanischen Bade der gewünschte Metallteil hergestellt werden
kann, von welchem die Negativform schließlich wieder abgeschmolzen wird. Ein solches
Verfahren ist nicht nur zeitraubend und umständlich, sondern erfordert auch die
Anwendung reiner Metalle, da sich bekanntlich nur reine Metalle galvanisieren lassen.
So bietet das Galvanisierungsverfahren, bei dessen Anwendung es sehr schwer, wenn
nicht sogar unmöglich sein dürfte, so feine Teile, wie z. B. Klammern von nur 1
bis 11t2 mm Breite; herzustellen, derart erhebliche technische Schwierigkeiten,
daß es in der Zahntechnik wirtschaftlich nicht durchführbar und bis heute jedenfalls
in größerem Umfange zur Anfertigung metallischer Zahnersatzteile auch nicht benutzt
worden ist.
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Gegenstand der Erfindung ist nun ein Verfahren zum Herstellen von
zahnärztlichen und zahntechnischen Formgußstücken aus hochschmelzendem Metall oder
hochschmelzenden chromhaltigen Metallegierungen, bei dem gleichfalls ein auf der
Anlagefläche durch Aufspritzen mit einer dünnen Metallschicht versehenes Positivmodell
verwendet wird. Erfindungsgemäß wird in der Weise vorgegangen, daß das Formguß stück
auf der die Anlagefläche des Positivmodells bedeckenden Metallschicht in Wachs modelliert
und das Metall oder die Metall legierung nach dem Einbetten und Ausglühen des Wachses
- im Schleuderguß- oder in einem anderen Gußverfahren eingegossen wird, das sich
mit der dünnen Metallschicht als Anlagefläche zum fertigen Formgußstück verbindet.
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Dieses Verfahren bietet, da die sich mit dem nachgegossenen Metall
verbindende, Gußstruktur aufweisende Spritzmetallschicht eine unmittelbare Berührung
des eingegossenen Metalls mit der Formmasse wenigstens an den hauptsächlichen Anlageflächen
und somit eine Kontraktion des Formstückes an diesen Stellen ausschließt, die vorteilhafte
Möglichkeit, in einfacher und wirtschaftlicher Weise ohne die bisherigen Schwierigkeiten
aus hochschmelzenden Metallen oder einer hochschmelzenden Metalllegierung zahnärztliche
oder zahntechnische Formstücke zu gießen, deren Anlageflächen unter allen Umständen
richtig ausfallen. So ist es beispielsweise möglich, nach dem neuen Verfahren aus
Metallen und Metallegierungen mit einem Schmelzpunkt bis zu I800 O C Zahnersatzteile
sehr kleiner Abmessungen herzustellen, die sich wie Draht verformen lassen. Mit
der Erfindung ist aber nicht allein dem die Gießarbeiten ausführenden Techniker
geholfen, sondern in gleicher Weise auch dem behandelnden Praktiker und dem Patienten
insofern gedient, als jener keine großen Nacharbeiten an dem Formstück mehr vorzunehmen
braucht und dem Patienten ein genau passendes, angenehm zu tragendes Zahnersatzteil
geliefert werden kann.
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Um zu verhindern, daß die Spritzmetallschicht beim Nachgießen des
übrigen Werkstoffes schmilzt und damit ihren formfestigenden Zweck verliert, empfiehlt
es sich, für die Herstellung der Spritzmetallschicht ein Metall oder eine Metallegierung
von höherem Schmelzpunkt als dem des Gußmetalls oder der Gußmetalllegierung zu verwenden.
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Die Spritzmetallschicht kann zweckmäßig aus zwei Metallen oder Metallegierungen
mit verschiedenen Schmelzpunkten hergestellt werden, von denen der des dem Positivmodell
unmittelbar anliegenden Metalls oder der Metallegierung höher ist als der des mit
dem Gußmetall in Berührung kommenden Metalls oder der Metall legierung. Dadurch
wird nicht allein eine bessere Diffusion des nachzugießenden Metalls in die Spritzmetallschicht
ermöglicht, sondern zugleich auch der Vorteil einer größeren Korrosionsfestigkeit
der Formgußstücke an den Anliegeflächen erreicht.
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Im einzelnen ist bei der Durchführung des neuen Verfahrens wie folgt
vorzugehen: Zunächst wird, wie üblich, mit Gips o. dgl. im Munde des Patienten ein
Abdruck genommen und danach ein Positivmodell angefertigt, welches eine genaue Wiedergabe
derjenigen Flächen im Munde des Patienten darstellt, gegen welche das herzustellende
Formgußstück anliegen soll.
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Das Positivmodell ist am besten gleich aus einer hochfeuerfesten Masse
zu bilden. Es kann aber auch aus nichtfeuerfesten Massen hergestellt werden und
muß dann an denjenigen Flächen, welche den mit dem Formgußstück in Berührung kommenden
Stellen im Munde des Patienten entsprechen, in geeigneter Weise isoliert werden.
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Auf das so vorbereitete Positivmodell wird durch das bekannte Spritzverfahren
eine dünne Metallschicht aufgetragen, und zwar zweckmäßig so, daß erst ein Metall
bzw. eine Metalllegierung mit höherem Schmelzpunkt allein, evtl. dann noch Metall
bzw. eine -Metallegierung mit niedrigerem Schmelzpunkt aufgespritzt
wird.
Die Gesamtdicke der Metallschicht kann etwa 0,OI bis 0,I5 mm betragen.
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Sodann wird auf die Spritzmetallschicht das zu gießende Formstück
in Wachs modelliert, und darauf wird, nachdem zuvor in das Wachs, wie üblich, noch
die Gußstifte eingesetzt sind, die Metallschicht mit dem Wachs in einer Muffel in
feuerfeste Formmasse eingebettet. Dabei kann die Spritzmetallschicht auf dem Positivmodell
bleiben und letzteres in die Formmasse mit eingebettet werden. Man kann aber auch
vor dem Einbetten der Spritzmetallschicht und des aufgetragenen Wachses die Spritzmetallschicht
vorsichtig vom Positivmodell ablösen, so daß das Positivmodell nicht mit in die
Muffel hinein-. kommt.
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Von nun ab wird das Verfahren in bekannter Weise zu Ende geführt.
Nach dem Festwerden der Einbettmasse wird die Muffel ausgeglüht, so daß das Wachs
sich verflüchtigt bzw. verbrennt und die Gußform entsteht. Selbstverständlich sind
die erforderlichen Gußkanäle und gegebenenfalls auch Luftabzugkanäle vorzusehen.
In die Gußform wird schließlich durch das bekannte Schleuder- - oder andere Gußverfahren
ein Metall oder eine Metallegierung eingepreßt, welches bzw. welche einen niedrigeren
Schmelzpunkt besitzt als die Spritzmetallschicht an derjenigen Seite, an welcher
das Wachs aufmodelliert war. Das eingegossene Metall dringt in die Spritzmetallschicht
ein und verbindet sich mit ihr zu einem einstückigen festen Formgußstück, das nach
Erkalten der Gußform entnommen werden kann und an denwenigen Flächen, die von der
Spritzmetallschicht gebildet sind, vollkommen formgerecht und maßhaltig ausfällt.
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Das neue Gießverfahren läßt sich mit allen für zahnärztliche bzw.
zahntechnische Zwecke geeigneten Metallen oder Metallegierungen ausführen. Die Spritzmetallschicht
ist dabei dem für das Schleudergußverfahren gewählten Werkstoff anzupassen. Wählt
man beispielsweise für den zu gießenden Werkstoff Stajil, so ist unter Berücksichtigung
der obenerwähnten Erfordernisse die Spritzmetallschicht ebenfalls aus Stahl herzustellen,
ebenso bei Gold, Silber, Palladium und den verschiedenen Legierungen, die zumindest
einander ähnlich sein müssen.