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Die
Erfindung betrifft die Gebiete des Nachweises und des biologischen
Abbaus von Explosivstoffen und insbesondere ein neues Bakteriumisolat
und eine neue Enzymaktivität,
d. h. ein einzelnes Enzym oder eine Gruppe von Enzymen, die davon
abgeleitet sind. Sie ist weiterhin auf den aeroben biologischen
Abbau von Hexahydro-1,3,5-trinitro-1,3,5-triazin
(anschließend
mit dem üblicherweise
benutzten Akronym RDX bezeichnet) und auf Verfahren und eine Vorrichtung
zum Nachweis von RDX unter Verwendung der RDX-abbauenden Enzymaktivität gerichtet.
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Dabei
hat sich gezeigt, dass die neue Enzymaktivität aus RDX, einem heterocyclischen
Nitramin, Nitrit freisetzt.
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Nitramine,
obwohl sie offensichtlich in der Natur extrem selten vorkommen,
werden in großen
Mengen von der chemischen Industrie produziert und umfassen beispielsweise
eine bedeutende Klasse energiereicher Materialien mit Verwendung
als Explosiv- und Treibstoffe, wobei RDX gegenwärtig der in den USA wichtigste militärische Explosivstoff
ist. Herstellung, Handhabung und Entsorgung von RDX können zur
Verschmutzung der Umwelt mit ihm führen. Es herrschen Befürchtungen
wegen des Verbleibs von Nitraminen in der Umwelt aufgrund ihrer
relativen Beständigkeit,
weshalb die Notwendigkeit eines Mittels zur Entfernung solcher Schadstoffe
aus der Umwelt, ohne dabei andere unerwünschte Schadstoffe zu erzeu gen,
besteht. Weiterhin existiert auch dringender Bedarf an einem besseren
Verfahren zum Nachweis von RDX, da die gegenwärtig vorgeschlagenen Analysesysteme
meist auf großen
und hochentwickelten Apparaturen wie der Hochleistungsflüssigkeitschromatographie
beruhen und/oder für
ihre Anwendung speziell ausgebildetes Laborpersonal erfordern.
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Deshalb
liegt der Erfindung als Aufgabe zugrunde, ein Enzym bereitzustellen,
das in der Lage ist, den biologischen Abbau von RDX zu katalysieren,
und welches in einem biologischen System zur Beseitigung der Umweltverschmutzung
durch RDX-Schadstoffe verwendet werden kann. Ihr liegt weiterhin
als Aufgabe zugrunde, ein Enzym bereitzustellen, das für RDX-Detektionssysteme
nützlich
ist.
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Deshalb
wird entsprechend einem ersten erfindungsgemäßen Merkmal der Bakterienstamm
Rhodococcus rhodochrous 11Y, der als "11Y" bezeichnet
wird und als NCIMB 40820 hinterlegt worden ist, und Mutanten und
Abarten davon, die in der Lage sind, eine Enzymaktivität zu produzieren,
die Hexahydro-1,3,5-trinitro-1,3,5-triazin (RDX) abbaut, und in einem zweiten
erfindungsgemäßen Merkmal
eine RDX-abbauende Enzymaktivität
bereitgestellt, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie die Freisetzung
von Nitrit aus Hexahydro-1,3,5-trinitro-1,3,5-triazin (RDX) katalysiert
und aus Zellen von Rhodococcus rhodochrous 11Y oder Mutanten oder
Abkömmlingen
davon erhalten ist.
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Diese
Enzymaktivität
zeigt eine geringere Aktivität
gegen das ähnliche
heterocyclische Nitramin Octahydro-1,3,5,7-tetranitro-1,3,5,7- tetrazocin (HMX)
und auch eine geringere Aktivität
gegen den Nitratester Pentaerythrittetranitrat (PETN). Dabei wurde
festgestellt, dass die Aktivität
membrangebunden ist und aus der Membran mit 5% Triton solubilisiert
werden konnte. Es gibt keine Notwendigkeit eines Cofaktors wie NADPH, NADH,
PES oder FAD für
die Enzymaktivität,
und die Enzymaktivität
weist Stabilität
gegenüber
dem Vorhandensein relativ hoher Konzentrationen an denaturierenden
Stoffen auf und wird bei Vorhandensein von Harnstoff erhöht. Die
Enzymaktivität
ist auch gegenüber
einer Denaturierung durch Wärme
relativ stabil. Weiterhin bleibt ein großer Anteil der Enzymaktivität löslich, wenn
der pH-Wert mit Eisessig auf 3,5 gesenkt wird.
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Der
Bakterienstamm, aus welchem die erfindungsgemäße Enzymaktivität erhalten
worden ist, wurde aus der Natur isoliert und ist ein Stamm von Rhodococcus
rhodochrous, hierin als 11Y bezeichnet. Eine Probe des neuen Isolats
ist unter den Bedingungen des Budapester Vertrags über die
internationale Anerkennung der Hinterlegung von Mikroorganismen
für die
Zwecke von Patentverfahren in der UK National Collection of Industrial
and Marine Bacteria, 23 St. Machar Drive, Aberdeen, AB2 1RY, Schottland,
am 7. August 1996 unter der Hinterlegungsnummer NCIMB 40820 hinterlegt
worden.
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Weitere
Charakteristika des hinterlegten Bakteriums 11Y sind:
Gram-Färbung | +ve |
Sporen | –ve |
Motilität | –ve |
Wachstum | |
37°C | +ve |
41°C | +ve |
45°C | –ve |
Katalase | +ve |
Oxidase | –ve |
fermentativ
in Glucose OF | keine
Veränderung. |
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Eine
Zellwand- und Fettsäureanalyse
lieferte folgende Informationen.
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Mycolsäuren vorhanden.
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Die
Zellwanddiaminosäure
ist mesoDAP.
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Das
Fettsäureprofil
zeigt, dass die meisten vorhandenen Fettsäuren gesättigte und ungesättigte geradkettige
Fettsäuren
zusammen mit einem kleinen Anteil einer 10-Methyl-verzweigten Säure, d.
h. Tuberculostearinsäure,
sind.
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Die
Enzymaktivität
kann durch Kultivieren von R. rhodochrous auf RDX oder NH4Cl als Stickstoffquelle produziert werden.
Zum Erhalten der Enzymaktivität
können
die Zellen auf eine beliebige herkömmliche Weise aufgerissen werden.
Bequemerweise wird ein zellfreier Extrakt hergestellt. Der Extrakt
kann dann durch Ultra zentrifugieren fraktioniert und der Niederschlag
genommen werden, um eine aktive Membranfraktion zu ergeben.
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Alternativ
liefert der Überstand
vom Ultrazentrifugieren das aktive lösliche Protein. Das lösliche Protein kann
unter Anwendung von Anionenaustauschchromatographie teilweise gereinigt
und mit einem linearen Salzgradienten von 0 bis 2 M Natriumchlorid
eluiert werden. Das Protein eluiert mit einem einzelnen Peak bei etwa
350 mM Natriumchlorid.
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Die
als Zellextrakt erhaltene Enzymaktivität erfordert das Vorhandensein
von Dithiothreitol (DTT) für die
RDX-abbauende Enzymaktivität.
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Anstatt
des hinterlegten genauen Ausgangsorganismus kann ein Mutant davon,
beispielsweise abgeleitet durch Bestrahlung mit Gammastrahlen bzw.
Verwendung eines chemischen Mutationsmittels, Induktion durch Kultivieren,
beispielsweise auf einem anderen Medium, oder ein Transkonjugat
mit einem anderen Bakterium verwendet werden. Die Eignung eines
solchen Organismus, die Enzymaktivität zu liefern, kann vom Fachmann
leicht ermittelt werden.
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Das
Vermögen
der neuen Enzymaktivität
zur Katalyse der Entfernung von Nitrit aus RDX erlaubt die Verwendung
der Enzymaktivität
zum RDX-Nachweis. Entsprechend einem weiteren erfindungsgemäßen Merkmal
wird daher ein Verfahren zum Nachweis des Vorhandenseins von RDX
in einer Probe bereitgestellt, welches das Aussetzen der Probe der
RDX-abbauenden Enzymaktivität
und den Nachweis des aus der Probe freigesetzten Nitrits umfasst.
Bequemerweise wird ein solcher Nachweis durch ein aus dem Stand
der Technik bekanntes kolorimetrisches V erfahren durchgeführt.
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Durch
die Entfernung des Nitrits aus RDX kann ein instabiles Zwischenprodukt
gebildet werden, das sich dann spontan zersetzt, um ein Spektrum
kleinerer Moleküle,
einschließlich
Formaldehyd und Ammoniak, zu ergeben. In einem anderen erfindungsgemäßen Merkmal
wird daher ein Verfahren zum Nachweis des Vorhandenseins von RDX
in einer Probe bereitgestellt, welches umfasst, die Probe der RDX-abbauenden
Enzymaktivität
auszusetzen und erzeugtes Formaldehyd zu detektieren. Eine solche
Detektion kann auch hier wieder durch ein aus dem Stand der Technik
bekanntes kolorimetrisches Verfahren durchgeführt werden.
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In
einem wieder anderen erfindungsgemäßen Merkmal wird ein Biosensor
zur Detektion von RDX in einer Probe bereitgestellt, welcher Mittel
zum In-Berührung-Bringen
der Probe mit der RDX-abbauenden
Enzymaktivität
und Mittel zur Detektion des Stattfindens einer durch die Enzymaktivität katalysierten
Reaktion von RDX, falls dieses in der Probe vorhanden ist, umfasst.
Alternativ wird in einem noch anderen Merkmal ein Biosensor zur
Detektion von RDX in einer Probe bereitgestellt, welcher Mittel
zum Beimpfen der Probe mit einer Kultur des Bakteriumisolats Rhodococcus
rhodochrous 11Y und Aufbewahren der Probe unter Bedingungen, die
für den
Abbau des Schadstoffs durch das Isolat geeignet sind, und Mittel
zur Detektion des Stattfindens einer durch das Isolat katalysierten
Reaktion von RDX, falls dieses in der Probe vorhanden ist, umfasst.
Dabei kann das Mittel zur Detektion des Stattfindens einer Reaktion
bequemerweise einen kolorimetrischen Messwertwandler umfassen. Solche
Sensoren können
als Basis für
leicht tragbare Detektoren zur Analyse des Ausmaßes einer Kontaminierung der
Umwelt mit dem Schadstoff RDX verwendet werden.
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In
einem weiteren erfindungsgemäßen Merkmal
wird ein Verfahren zur biologischen Wiederherstellung einer mit
RDX kontaminierten Umgebung bereitgestellt, das die Stufen Zugeben
einer Menge an Zellextrakt, der die Enzymaktivität enthält, zur kontaminierten Umgebung
und Halten des Gemischs unter Bedingungen, die für den Abbau des RDX durch die
Enzymaktivität
geeignet sind, sodass das im Material vorhandene RDX verbraucht
wird, umfasst.
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Dabei
kann das verbrauchte Material beispielsweise ein Abproduktstrom
aus RDX enthaltendem Material, der aus der Zerstörung einer RDX enthaltenden
Explosivstoffcharge stammt, oder eine Probe von mit RDX kontaminierte
Erde oder einem anderen Material sein. Im ersteren Fall kann die
biologische Wiederherstellung bequemerweise in einem Reaktor durchgeführt werden,
während
in letzterem die Enzymaktivität
direkt in das Material eingebracht wird. Weitere geeignete Verfahren
zur Durchführung
der Behandlung liegen innerhalb des Könnens des Durchschnittsfachmanns.
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Entsprechend
einem wieder anderen erfindungsgemäßen Merkmal wird durch das
Vermögen
der Enzymaktivität
zum RDX-Abbau, wie weiter oben beschrieben, ein alternatives Verfahren
zur biologischen Wiederherstellung einer mit RDX kontaminierten
Umgebung bereit gestellt. Dieses Verfahren umfasst die Stufe des Beimpfens
der Umgebung mit einer Probe des Bakteriumisolats von dem mit 11Y
bezeichneten Rhodococcus rhodochrous und ermöglicht es dem Isolat, das in
der Umgebung vorhandene RDX zu verbrauchen. Die Umgebung kann beispielsweise
ein Abproduktstrom aus RDX enthaltendem Material oder eine Probe
von mit RDX kontaminierter Erde oder einem anderen Material sein.
In ersterem Fall kann die biologische Wiederherstellung bequemerweise
in einem Reaktor durchgeführt
werden, während
in letzterem das Isolat direkt durch Beimpfen der kontaminierten
Erde mit ihm in die Umgebung eingebracht werden kann. Weitere geeignete
Verfahren zur Durchführung
der Behandlung liegen innerhalb des Könnens des Durchschnittsfachmanns.
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Die
Erfindung wird anschließend
beispielhaft unter Bezugnahme auf die im Anhang befindlichen Zeichnungen
näher erläutert, wobei
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1 das
Nitrit, das während
der Inkubation des Zellextrakts von Rhodococcus Rhodochrous 11Y
mit RDX produziert worden ist,
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2 Nitrit
und Formaldehyd, die während
der Ganzzellinkubation von RDX mit Zellen von Rhodococcus Rhodochrous
11Y produziert worden sind,
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3 die
Veränderung
des Nitrits, das bei Inkubationen von teilweise gereinigtem Extrakt
von Rhodococcus Rhodochrous 11Y mit einer Konzentration von Dithiothreitol
produziert worden ist,
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4 das
Nitrit, das bei der Inkubation von RDX mit teilweise gereinigtem
Extrakt mit verschiedenen Konzentrationen an denaturierenden Stoffen
freigesetzt worden ist,
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5 das
Nitrit, das in Abhängigkeit
von der Kochzeit bei Inkubationen von wärmebehandeltem, teilweise gereinigtem
Extrakt mit RDX freigesetzt worden ist,
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6 den
pH-Verlauf der Nitritfreisetzung aus Inkubationen von teilweise
gereinigtem Extrakt mit RDX und die spontane RDX-Hydrolyse,
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7 Nitrit
und Formaldehyd, die während
Inkubationen von teilweise gereinigtem Extrakt mit RDX freigesetzt
worden sind, und
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8 das
Nitrit, das aus Inkubationen von teilweise gereinigtem Extrakt mit
verschiedenen Nitrit enthaltenden Explosivstoffen freigesetzt worden
ist,
zeigt.
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Beispiel 1
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1. Herstellung der Enzymaktivität aus dem
Bakteriumstamm Rhodococcus Rhodochrous 11Y
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Rhodococcus
rhodochrous 11Y wurde unter Verwendung von Standardverfahren aus
Proben, die von einer natürlichen
Quelle gesammelt worden waren, durch Anreicherung mit RDX als Stickstoffquelle
isoliert.
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R.
rhodochrous 11Y wurde in 1 Liter eines definierten Mediums gezüchtet, das
aus 2,17 g/l Na2HPO4 und
1,325 g/l KH2PO4,
pH 7,0, bestand und 0,4% Glucose (Gew./Vol.), Spurenelemente (wie
beschrieben von Pfennig und Lippert, Arch. Microbiology, 55, 726–739 (1966))
und entweder 1 mM RDX oder 6 mM NH4Cl enthielt.
Die Kolben wurden bei 180 U/min und 30°C in einem Schüttelinkubator
inkubiert.
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Aus
auf diese Weise gezüchteten
Zellen wurden zellfreie Extrakte erhalten. Die Zellen wurden durch 15
min langes Schleudern bei 10 000 g und 4°C in einer Zentrifuge Sorval
RC-5C, an welche ein GS-3-Rotor angeschlossen war, pelletiert. Diese
Zellen wurden erneut in 2 ml eines Puffers aus 50 mM Tricin (pH
8,0) pro Gramm nasses Zellgewicht suspendiert. Die Zellen wurden
durch Ultraschall in einem MSE Soniprep (Fisons, Instruments, FSA
Ltd.) unter Anwendung von 15 Sekunden langen 6 × 12 μm-Berstvorgängen, abwechselnd mit 30 Sekunden
langem Abkühlen
in geschmolzenem Eis, aufgerissen. Der Zelldebris und die unversehrten Zellen
wurden durch 1 min langes Zentrifugieren bei 13 000 g und 4°C in einer
Mikrozentrifuge (Sigma) entfernt. Der Überstand wurde als zellfreier
Extrakt verwendet. Die Membranfraktion wurde aus dem zellfreien
Extrakt durch 1 h langes Ultrazentrifugieren bei 109 000 g und 4°C (Beckman
Optima TLX Ultrazentrifuge TLA 45 Rotor) erhalten und der Niederschlag
gewaschen und in einem Puffer 50 mM Tricin (pH 8,0) bis auf eine Konzentration
von 2 mg/ml Protein erneut suspendiert.
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2. Chemikalien
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RDX
hatte den höchsten
Reinheitsgrad, und die anderen Chemikalien hatten Analysenreinheit
und, sofern nichts anderes festgestellt, waren sie von BDH Ltd.
(Poole, UK), Sigma Chemical Company Ltd. (Poole, UK) oder Aldrich
(Gillingham, UK) bezogen.
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3. Versuche
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RDX-Abbau
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Der
RDX-Abbau wurde bestimmt durch Überwachung
des Verschwindens von RDX durch HPLC in 50 mM Tricin (pH 8,0), das
RDX (50 μM,
Endkonzentration), 5 mM DTT und 40 μl zellfreien Extrakt oder Membranfraktion
in einem Endvolumen von 1 ml enthielt.
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Alternativ
wurde der RDX-Abbau durch Überwachung
des Freisetzens von Nitrit unter Verwendung von Grießschem Reagenz
verfolgt (Rosenblatt, Burrows, Mitchell und Partner, 1991: "Organic Ex plosives
and Related Compounds" in
Handbook of Environmental Chemistry 3 (G), herausgegeben von O.
Hutzinger, Springer-Verlag). Der Versuch wurde wie zuvor beschrieben
durchgeführt.
Sulfanilsäure
(0,6 mM, Endkonzentration) wurde zugesetzt und 15 min lang stehen
gelassen, anschließend
wurde N-1-Naphthylethylendiamin (0,4 mM, Endkonzentration) hinzugegeben
und nach 5 min die Farbe, die sich entwickelt hatte, spektralphotometrisch
bei 540 nm gemessen.
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Protein
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Protein
wurde routinemäßig durch
die Coomassie-Farbstoff-Bindemethode von Bradford (Anal. Biochem.,
72, 248–254
(1976)) unter Verwendung des kommerziell erhältlichen Reagenz und von Standard-Rinderserumalbumin
(Pierce Ltd., bezogen durch Life Science Labs Ltd., Luton) untersucht.
Ein Aliquot (20 μl)
der Probe, der 0,2 bis 1 mg Protein/ml enthielt, wurde zu 1 ml Reagenz
hinzugegeben und die Reaktion 5 min lang bei Raumtemperatur stattfinden
gelassen, bevor der Lichtabsorptionsgrad bei 595 nm gegen eine Nullprobe aus
Puffer (20 μl)
plus Reagenz (1 ml) abgelesen wurde. Ein Vergleich mit einer Standardkurve
aus Standardwerten (0 bis 1 mg/ml) erlaubte die Berechnung der Proteinkonzentration
in der Probe.
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4. Ergebnisse
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RDX-Abbau
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Der
Rohextrakt wurde bei 30°C
mit 50 mM Tricin, das 50 μM
RDX und 5 mM DTT enthielt, über
einen Zeitraum von 0 bis 60 min inkubiert. Die RDX-Konzentration
wurde durch HPLC bestimmt. Es wurde eine abnehmende RDX-Konzentration
festgestellt.
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Die
Membranfraktion wurde bei 30°C
mit 50 mM Tricin, das 50 μm
RDX und 5 mM DTT enthielt, über einen
Zeitraum von 0 bis 60 min inkubiert. Die RDX-Konzentration wurde
durch HPLC bestimmt. Die RDX-Konzentration sank mit der Zeit.
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Nitriterzeugung
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Der
Rohextrakt wurde bei 30°C
mit 50 mM Tricin, das 50 μM
RDX und 5 mM DTT enthielt, über
einen Zeitraum von 0 bis 60 min inkubiert. Danach wurde die Nitritkonzentration
unter Verwendung von Grießschem Reagenz
gemessen. Die Nitritkonzentration stieg, wie in 1 gezeigt.
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Die
Zugabe eines der Cofaktoren NADH, NADPH, PES oder FAD beeinflusste
die Geschwindigkeit der Nitritproduktion nicht, was eine von Cofaktoren
unabhängige
verzehrende Enzymaktivität
anzeigt.
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Die
Membranfraktion, die mit 50 μM
RDX bei 30°C
inkubiert wurde, erzeugte auch Nitrit. Die Solubilisierung dieser
Aktivität
mit 5% Triton war möglich.
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Beispiel 2
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Zellen
des Stamms R. rhodochrous 11Y wurden in einem Medium gezüchtet, das
aus 2,17 g/l Na2HPO4 und
1,325 g/l KH2PO4,
pH 7,0, mit 0,4% (Gew./Vol.) Glucose, 6 mM Stickstoffatomen und
Spurenelementen (Pfennig & Lippert,
siehe weiter oben) bestand. Die Kulturen wurden bei 30°C und 170
U/min in einer Umlaufschüttelmaschine
inkubiert.
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Ganze
Zellen von 11Y wurden durch Zentrifugieren von Kulturen im späten exponentiellen
Wachstumsstadium bei 7 000 g 10 Minuten lang in einer Zentrifuge
Sorvall RC5C mit einem GS3-Rotor geerntet. Die Zellen wurden gewaschen
und in 50 mM Tricin, pH 8,0, auf eine Konzentration von 0,5 g/ml
Nassgewicht der Zellen suspendiert.
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Der
RDX-Abbau in Ganzzellinkubationen von 11Y wurde in 50 mM Tricin,
pH 8,0, das RDX (300 μM, Endkonzentration)
und 10 μl
ganze Zellen in einem Endvolumen von 1 ml enthielt, untersucht.
Dabei wurde das Verschwinden von RDX unter Anwendung von Dünnschichtchromatographie
(DC) mit Detektion unter Verwendung von Grießschem Reagenz (Rosenblatt
et al., siehe oben) überwacht.
Alternativ wurde die Formaldehydproduktion unter Verwendung des
standardmäßigen spektralphotometrischen
Hantzsch-Versuchs überwacht;
500 μl Probe
wurden mit 500 μl
Formaldehydreagenz (20 mM Acetylaceton, 2 mM Ammoniumacetat und
50 mM Essigsäure)
(Nash, 1953, Biochemical Journal, Bd. 55, 416) vermischt. Danach
wurde die Probe 10 Minuten lang bei 58°C inkubiert und die Bildung
der gelben Färbung
bei 418 nm unter Verwendung eines Dioden-Array-Spektralphotometers
gemessen. Zum Aufstellen einer Kalibrierkurve wurden bekannte Formaldehydkonzentrationen
(1 bis 500 μM)
verwendet.
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Die
Proben aus ganzen Zellen wurden 12 Stunden lang bei 30°C inkubiert.
Wie in 2 gezeigt, nahm die Nitritkonzentration zu. In 2 ist
weiterhin gezeigt, dass auch die Formaldehydkonzentration zunahm.
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Ganze
Zellen wurden mit einer French Pressure Cell Press unter Verwendung
der Minizelle mit einem Druck von 11 000 psi aufgerissen. Zelldebris
und unversehrte Zellen wurden durch 1 Minute langes Zentrifugieren
bei 13 000 U/min und 4°C
in einer Mikrozentrifuge entfernt, und der Überstand wurde als Rohzellextrakt verwendet.
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RDX-Abbau-
und Nitritproduktionsaktivität
des Rohzellextrakts wurden wie folgt untersucht; die Versuche wurden
in Puffer 50 mM Tricin, pH 8,0, der RDX (50 μM Endkonzentration), 5 mM DTT
und 40 μl
Rohextrakt in einem Endvolumen von 1 ml enthielt, durchgeführt. Der
RDX-Abbau wurde durch Überwachung
des Verschwindens von RDX durch DC mit Detektion unter Verwendung
von Grießschem
Reagenz bestimmt. Zur Messung des produzierten Nitrits wurden Proteine
durch Zugabe von 2 μl
Eisessig ausgefällt
und anschließend durch
Zentrifugieren in einer Mikrozentrifuge (5 min, 13 000 U/min) entfernt.
Die standardmäßige Grieß-Reaktion
für Nitrit
wurde durchgeführt.
RDX-Abbau und damit einhergehende Nitritproduktion wurden beobachtet.
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Durch
1 Stunde langes Ultrazentrifugieren des Rohextrakts bei 109 000
g und 4°C
(Beckman Optima TLX Ultrazentrifuge TLA 45 Rotor) wurde eine subzelluläre Fraktionierung
erreicht, wobei der Überstand
die löslichen
Proteine und der Niederschlag die Membranfraktion repräsentierten.
Der Niederschlag wurde gewaschen und erneut in Puffer 50 mM Tricin,
pH 8,0, bis auf eine Konzentration von 2 mg/ml Protein vor den Aktivitätsstudien
suspendiert.
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Das
Vermögen
zum Abbau von RDX wurde in beiden Fraktionen beobachtet, wobei die
Membranfraktion stärker
war.
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Die
RDX-abbauende Enzymaktivität
im löslichen
Protein wurde teilweise über
einer Q-Sepharose-Säule
unter Verwendung von Puffer 50 mM Tris, pH 8,5, und einem Salzgradienten
von 0 bis 2 M NaCl gereinigt. Das Protein wurde als einzelner Peak
bei etwa 350 mM Natriumchlorid eluiert. Das teilweise gereinigte Protein
erwies sich als hitzestabil und wurde in 6 M Harnstoff denaturiert,
wobei es sich wieder zurückfaltete, wenn
es auf 2 M Harnstoff verdünnt
wurde.
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Beispiel 3
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1. Züchtung von R. rhodochrous und
teilweise Reinigung des Enzyms
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16
l R. rhodochrous 11Y wurden in 20 mM KH2PO4, 0,4% Glucose (Gew./Gew.), 2 ml Spurenelementen (Pfennig & Lippert, siehe
oben) und 1 mM RDX als einzige Stickstoffquelle bei 30°C kultiviert.
Die Zellen wurden in 2-l-Kolben vermehren gelassen und durch 15
Minuten langes Zentrifugieren, nachdem sie die stationäre Wachstumsphase
erreicht hatten, in einer Zentrifuge Sorvall RC5C unter Verwendung
eines GS3-Rotors bei 10 000 g und 4°C geerntet. Das Zellpellet (57
g Nassgewicht der Zellen) wurde erneut in 120 ml von 50 mM Tris,
pH 8,0, suspendiert. Die Suspension wurde unter Verwendung einer
French pressure cell bei 35 000 psi (drei Durchläufe) mit anschließendem Zentrifugieren
(Zentrifuge Sorvall RC5C unter Verwendung eines SS-34-Rotors bei
30 000 g und 4°C
30 Minuten lang), um den Zelldebris zu pelletieren, homogenisiert.
Der Überstand
wurde entfernt und erneut (Beckman XL-90-Ultrazentrifuge unter Verwendung
eines Ti-70-Rotors bei 25 000 g und 4°C, 2 Stunden lang) zentrifugiert,
um die Bakterienmembranen zu verdichten. Es wurde festgestellt,
dass sowohl die Überstände als
auch die Pellets das Vermögen
zum Abbau von RDX mit Freisetzung von Nitrit, bestimmt durch den
Grieß-Versuch,
hatten. Der Überstand
aus der Hochgeschwindigkeitszentrifugierstufe wurde für eine weitere
Aufreinigung verwendet.
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Der
pH-Wert der Überstandsprobe
wurde mit Eisessig auf 3,5 gesenkt und die Probe 30 Minuten lang auf
Eis inkubiert. Es wurde festgestellt, dass ~60% des Proteins aus
dem Hochgeschwindigkeitsüberstand
aggregierten, die weiter durch Zentrifugieren (Sorvall-RC5C-Zentrifuge
unter Verwendung eines SS-34-Rotors bei 30 000 g und 4°C, 30 Minuten
lang) entfernt wurden. Der pH-Wert des Überstands wurde dann auf 8,0
unter Verwendung von 1 M Natriumhydroxid erhöht und der Extrakt auf die
mit RDX verknüpfte
Nitritfreisetzung wie in Beispiel 1 beschrieben untersucht. Dabei
wurde festgestellt, dass der größte Teil
der Aktivität
nach Behandlung mit Eisessig (~75%) löslich blieb. Diese Probe wurde
in allen folgenden Versuchen verwendet.
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2. Anforderungen an das
Substrat
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Unter
Verwendung des teilweise gereinigten Proteins wurden die Anforderungen
an Cofaktoren untersucht. Dabei wurde keine Notwendigkeit für einen
Cofaktor wie NADPH oder NADH festgestellt. Die Abhängigkeit
des RDX-Abbaus von der Konzentration von Dithiothreitol (DTT) wurde
wie folgt untersucht; 26 μg
teilweise gereinigtes Protein wurden 10 Minuten lang in Gegenwart
von 4 M Harnstoff, 0,3 mM RDX, 50 mM Tricin, pH 8,5, bei 37°C inkubiert.
Die DTT-Konzentration
wurde variiert und das Endvolumen auf 200 μl gehalten. Der Anteil an freigesetztem
Nitrit wurde unter Verwendung eines Spektralphotometers wie in Beispiel
1 beschrieben gemessen. Der Anteil des freigesetzten Nitrits mit
der DTT-Konzentration ist in 3 gezeigt.
Diese zeigt, dass vorzugsweise das DTT mit ~3 mM DTT vorhanden ist,
um die maximale Aktivität
zu erreichen. DTT wird verwendet, um ein reduzierendes Milieu aufrechtzuerhalten,
nachdem die Zellen aufgerissen worden sind.
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3. Löslichkeit
und Stabilität
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Die
Aufkonzentrierung der teilweise gereinigten Enzymlösung unter
Verwendung einer Amicon-Ultrafiltrationsanlage (3-kDa- Membranschnitt,
70 psi bei 4°C)
führte
zu einer Proteinaggregierung und einer Aktivitätsverringerung. Dabei wurde
festgestellt, dass das aggregierte Protein in 8 M Harnstoff, 5 mM
DTT und 50 mM Tris, pH 8,0, erneut solubilisiert und die Aktivität wiederhergestellt
werden konnte.
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Die
Stabilität
der Enzymaktivität
in Gegenwart eines starken Denaturierungsmittels wurde durch Untersuchung
der Nitritfreisetzung aus RDX in Gegenwart der Proteinprobe mit
Harnstoff oder Guanidin-Hydrochlorid gemessen. Die Versuchsbedingungen
waren 50 mM Tricin, pH 8,5, 0,3 mM RDX, 5 mM DTT bei 37°C und 10
Minuten lang mit 26 μg
Protein, wobei die Nitritfreisetzung wie in Beispiel 1 beschrieben
spektralphotometrisch gemessen wurde. Die Abhängigkeit der RDX-Aktivität von der
Konzentration des Denaturierungsmittels ist in 4 gezeigt.
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Es
ist zu entnehmen, dass das Enzym eine unüblich hohe Stabilität bei hohen
Konzentrationen an Denaturierungsmitteln besitzt. Die bei Harnstoff
beobachtete Differenz der Aktivität, die vorwiegend durch Spaltung
von Wasserstoffbindungen und hydrophobe Wechselwirkungen mit Proteinen
wirkt, und Guanidinium-Hydrochlorid, das vorwiegend ionische Wechselwirkungen
und zu einem geringeren Maße
hydrophobe Wechselwirkungen unterbricht, legen nahe, dass ionische
Wechselwirkungen eine größere Rolle
bei der Stabilität
der Enzymaktivität
spielen können.
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Da
die RDX-abbauende Aktivität
durch die Gegenwart von Harnstoff verbessert wurde, wurden alle
folgenden Versuche mit 4 M Harnstoff durchgeführt.
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Zur
Bestimmung der Hitzestabilität
der Enzymaktivität
wurde die teilweise gereinigte Proteinprobe auf 100°C erhitzt
und wurden Proben in verschiedenen Abständen genommen und 10 Minuten
lang mit 20 μl
kochende Probe, 50 mM Tricin, pH 8,5, 4 M Harnstoff, 5 mM DTT und
0,3 mM RDX bei 37°C
untersucht. Die Nitritfreisetzung wurde spektralphotometrisch gemessen,
die Ergebnisse sind in 5 dargestellt.
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Daraus
geht hervor, dass die Enzymaktivität relativ hitzestabil ist und
nach 10 Minuten bei 100°C
nur ~20% Aktivität
verliert.
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4. pH-Profil
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Das
pH-Profil des teilweise gereinigten Extrakts wurde untersucht. Die
Versuchsbedingungen waren 50 mM eines geeigneten Puffers, 4 M Harnstoff,
0,3 mM RDX und 5 mM DTT. Die Proben wurden 10 Minuten lang bei 37°C mit 26 μg teilweise
gereinigtem Protein inkubiert. Die alkalische Hydrolyse von 0,3
mM RDX wurde auch unter gleichen Bedingungen gemessen und die Ergebnisse
in 6 dargestellt. Daraus ist zu entnehmen, dass die
Enzymaktivität
die Freisetzung von Nitrit aus RDX deutlich erhöht, verglichen mit einem spontanen
Abbau über
den pH-Bereich.
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5. Nitrit-
und Formaldehydproduktion
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Die
Produktion von Nitrit und Formaldehyd aus dem enzymatischen Abbau
von RDX wurde in 50 mM Tricin, pH 8,5, 4 M Harnstoff, 0,15 mM RDX
und 5 mM DTT bei 37°C
mit 26 μg
teilweise gereinigtem Extrakt untersucht und der Anteil des freigesetzten
Nitrits und des produzierten Formaldehyds unter Verwendung des spektralphotometrischen
Standardversuchs, wie in Beispiel 1 beschrieben, gegen die Zeit
gemessen.
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Die
Ergebnisse sind in 7 dargestellt. Die Anteile an
aus RDX freigesetztem Formaldehyd und Nitrit waren ähnlich,
was nahe legt, dass der Mechanismus des enzymatischen Abbaus von
RDX ähnlich
demjenigen sein kann, der für
die alkalische Hydrolyse von RDX vorgeschlagen wurde (Croce und
Okamoto, Journal of Organic Chemistry, Bd. 44, 2100–2103 (1978)
und Heilmann et al., Environmental Science Technology, Bd. 30, Nr.
5, 1485–1492
(1996)), wobei die Entfernung einer Nitritgruppe aus RDX ein instabiles
Zwischenprodukt bildet, das sich spontan zersetzt und dabei ein
Spektrum an kleineren Molekülen,
einschließlich
Formaldehyd, ergibt.
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6. Substratspezifität
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Die
Substratspezifität
wurde untersucht, indem getestet wurde, ob die Enzymaktivität HMX oder PETN,
beide Nitrit enthaltende Explo sivstoffe, abbaut. Die Versuche wurden
in 50 mM Tricin, 4 M Harnstoff, 0,3 mM Explosivstoff und 5 mM DTT
bei 37°C
20 Minuten lang mit 26 μg
teilweise gereinigtem Extrakt durchgeführt und die Ergebnisse mit
RDX verglichen. Die Ergebnisse sind in 8 dargestellt.
Daraus ist zu entnehmen, dass die Enzymaktivität gegen alle diese untersuchten
Explosivstoffe aktiv war, aber eine deutliche Bevorzugung (d. h.
größere Aktivität) gegenüber RDX
bestand.