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Hintergrund
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In der Natur besteht eine große Vielfalt
von organischen Komponenten aus chiralen Molekülen mit der Betonung, die inhärent gespeicherte
stereochemische Information innerhalb der Moleküle für eine dezidierte und höchst effektive
Regelung von chemischen Prozessen zu verwenden. Enantiomere sind
chirale Moleküle, die
sich wie Spiegelbilder zueinander verhalten, die nicht miteinander
zur Deckung zu bringen sind, wobei die Konfiguration an den Chiralitätszentren
durch Prioritätsregeln
bestimmt wird. In einer nicht-chiralen Umgebung oder ohne irgendwelche
chirale Hilfsmittel sind die Enantiomeren vom physiko-chemischen
Gesichtspunkt aus identisch. Wenn jedoch Enantiomere in engen Kontakt
mit einem chiralen Hilfsmittel kommen und so Molekülassoziate
bilden, resultieren Diastereoisomere, deren physikalische Eigenschaften
unterschiedlich sind. Dieses allgemeine Konzept kann vorteilhaft
verwendet werden, um zwischen Enantiomeren zu unterscheiden und
Strategien zu entwickeln, um Enantiomere zu synthetisieren und/
oder zu trennen und die einzelnen Stereoisomere in enantiomer reiner
Form zu isolieren.
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Eine eins zu eins Mischung der Enantiomeren
einer einzelnen Verbindung wird Racemat oder racemische Mischung
genannt. Um diese Mischung zu trennen, um zwei einzelne Enantiomere
zu erzeugen, kann zwei vielversprechenden Konzepten gefolgt werden.
Eine stützt
sich auf die bevorzugte chemische Modifikation oder Reaktion eines
der Enantiomeren unter Verwendung eines stereoselektiven Reaktionsschemas,
wobei (bio)katalytische Syntheserouten beziehungsweise Synthesekonzepte
mit chiraler Induktion ausgeführt werden.
Diese Strategie betrifft stereoselektive molekulare Erkennungsverfahren,
und das chirale Hilfsmittel wird durch chirale Katalysatoren oder
chirale Reaktanden repräsentiert.
In den letzten Jahren ist ein großer Fortschritt auf diesem
Gebiet gemacht worden, um enantiomer reine Verbindungen (EPCs) mit
hoher chemischer und stereochemischer Ausbeute zu synthetisieren.
Es ist jedoch noch ganz selten, EPCs mit enantiomeren Überschuß (ee)-Werten
von 99% oder höher
zu erreichen, was zeigt, daß man
noch zusätzlich
Methoden und Verfahren benötigen
kann für
die Enantioreinigung auf die gewünschten
ee-Werte.
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Diese zweite Strategie, um EPCs zu
erhalten, stützt
sich auf Trennungsprozesse, die chirale Hilfsmittel, Selektoren
(SOs) einbeziehen, mit denen die einzelnen Enantiomeren in ihrer
Mischung quasi diastereomere transiente Molekülkomplexe oder Molekülassoziate
mit unterschiedlichen physiko-chemischen Eigenschaften bilden einschließlich Assoziations-
und/oder Dissoziationskonstanten. Je mehr diese Arten von Diastereomeren
sich in ihrem Energiegehalt (ausgedrückt als ΔΔG Werte) unterscheiden, desto
effizienter kann ein stereoselektives Trennungsverfahren hergestellt
werden. Die intermolekularen Bindungskräfte, die im Lauf der Bildung
der diastereomeren Selektor (SO) – Selektand (SA) – Molekülassoziate
aktiv sind, erstrecken sich von elektrostatischen Wechselwirkungen,
einschließlich
Dipol-Dipol Wechselwirkungen zu Wasserstoff-Brükkenbindung, Π-Π Typ Wechselwirkungen
zu Wechellwirkungen vom van der Waal Typ in Verbindung mit sterischen
Parametern, die als sterische Anziehung (fit) oder Abstoßung (non-fit)
beschrieben werden können. Folglich
und als Ergebnis dieser großen
Variabilität
der stereodiskriminierend aktiven SO-SA Wechselwirkungen ist die
chemische Konstitution der Selektorverbindungen sehr hoch. Ein erfolgreiches
Konzept stützt
sich jedoch auf komplementäre
Wechselwirkungen zwischen SO und SA, was bedeutet, daß für gegebene
Selektanden mit ihrer chemischen Struktur optimale Selektoren existieren
können
oder umgekehrt, bezüglich
der Entwicklung von effizienten Trennungsmethoden, um EPCs zu erzeugen.
Unter einem allgemeinen und methodologischen Gesichtspunkt sind
fraktionierte Kristallisationsverfahren, Extraktionsverfahren vom
Flüssig-flüssig- und
Flüssig-fest-Typ
am vielversprechendsten, einschließlich chromatographische und
Membran-Trennungsverfahren. Neuere Überblicke, die verschiedene
Techniken auf dem Gebiet beschreiben, werden von S. Allenmark (Herausg.),
Chromatographic Enantioseparation: Methods and Applications, Wiley,
New York (1988); G. Subramanian (Herausg.), A Practical Approach
to Chiral Separations by Liquid Chromatography, VCH, Weinheim (1994);
J. Jacques, A. Collet, S. H. Wilen, Enantiomers, Racemates, and
Resolutions, Krieger Publ. Comp. (1994) gegeben.
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Um zusammenzufassen, die chemische
Struktur eines Selektors, beschrieben durch seine gesamte räumliche
Größe und (supra)molekulare
Struktur, durch die Zahl der stereogenen Zentren und deren absoluten Konfigurationen,
durch die Natur und Größe der verschiedenen
Substituenten der stereogenen Zentren und die Konformation der solvatisierten
Verbindung und durch die Zahl und Arten der funktionellen Gruppen
innerhalb der Verbindung, wird schließlich als ein Summenparameter
die Wechselwirkungsbezirke einer Selektorverbindung definieren.
Die Selektand-Moleküle,
beziehungsweise jedes einzelne Enantiomer eines Enantiomerenpaares,
können
selektiv angezogen oder sogar abgestoßen werden durch die multivariablen
Wechselwirkungsstellen innerhalb des SO- und SA-Teils, wodurch die
Größe der Unterschiede
von sehr gering bis groß variieren
kann.
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Innerhalb der Gruppe der wichtigen
chiralen Hilfsmittel und Selektoren, die für die Enantiotrennungen zu
verwenden sind-, bewiesen Cinchona-Alkaloide ihr Potential, was
zurückgeht
auf die Anfänge
der Stereochemie und der chiralen Trennungen. Seit damals fanden
diese Verbindungen eine Reihe von Anwendungen als trennende Mittel
für die
fraktionierte Kristallisation von chiralen Säuren als diastereomere Salze
(P. Newman, Optical Resolution Procedures for Chemical Compounds,
Volume 2, Part I and II, Optical Resolution Information Center,
Manhattan College, Riverdale, New York 10471, 1981). Unter den am
meisten verwendeten auf Cinchonan basierenden Trennungsmitteln sind
die in der Natur vorkommenden Basen Chinin, Chinidin, Cinchonin
und Cinchonidin ebenso wie ihre synthetischen Derivate, die entsprechenden
1-Methyl oder 1-Benzyl quaternisierten Salze zu nennen, die alle
die Hydroxylgruppen an dem chiralen C9 Kohlenstoff
unsubstituiert lassen. Zum Beispiel wird das in der Natur vorkommende
Cinchona-Alkaloid Cinchonidin in dem Verfahren zu optischen Trennung
von Mischungen von (S)- und
(R)-2-(6-Methoxy-2-naphthyl)-propionsäuren verwendet (EP-A-0 044
984). Es sollte jedoch hier erwähnt
werden, daß Chinin
und Chinidin ebenso wie ihre Esterderivate dafür bekannt sind, daß sie chemisch
relativ labil sind (Y. Yanuka et al., Tetrahedron, 43 (1987) 911),
was sie daran hinderte, häufiger
als chirale Hilfsmittel in Kristallisationsprotokollen verwendet
zu werden.
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Cinchona-Alkaloide sind auch erfolgreich
für diverse
stereodiskriminierende Techniken auf dem Gebiet der Flüssigphasen-Trennungen
verwendet worden. In diesem Zusammenhang ist eine der weitverbreitesten Konzepte
für die
Trennung von Enantiomeren das direkte HPLC Enantiotrennungsverfahren
geworden mit einem chiralen Additiv zur mobilen Phase zusammen mit
einer achiralen stationären
Phase (CMP) oder mit einer achiralen mobilen Phase zusammen mit
einer chiralen stationären
Phase (CSP).
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Cinchona-Alkaloide sind auch gemäß dieser
zwei Konzepte: verwendet worden, aber bis jetzt mit geringerem Erfolg.
In allen in der Literatur berichteten Fällen war die an das C9 Kohlenstoff gebundene sekundäre Hydroxylgruppe
unsubsiituiert oder verestert (acetyliert, p-chlorbenzoyliert).
Solche chiralen Selektoren wurden entweder zu der mobilen Phase
gegeben (A. Karlsson et al., Chirality, 4 (1992) 323) oder auf Silica
immobilisiert (P. Salvadori et al., Tetrahedron, 43 (1987) 4969;
Chirality, 4 (1992) 43; P. N. Nesterenko et al., J. Chromatogr.
A, 667 (1994) 19). Wie oben ausgeführt, leiden diese Selektoren
auch an chemischer Instabilität,
was ihre Anwendbarkeit einschränkt.
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Erst kürzlich wurde auch natürlich vorkommendes
Chinin als Additiv für
fließenden
Puffer in nicht-wäßriger Kapillarzonen-Elektrophorese
verwendet und als chirales Trennungshilfsmittel oder Selektor für die Trennung
von Enantiomeren von 3,5-dinitrobenzoylierten Aminosäuren und
anderen chiralen Säuren
verwendet (A. M. Stalcup et al., J. Microcolumn Separations, 8(2),
(1996) 145).
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Außer in stereoselektiven Trennungsverfahren
spielen Cinchona-Alkaloide
beziehungsweise deren Derivate auch eine wichtige Rolle auf dem
Gebiet der stereoselektiven Synthese als homogene und heterogene
chirale Hilfsmittel oder Liganden in asymmetrischer Katalyse. Die
effektivsten und wichtigsten werden in H. Brunner et al., Handbook
of Enantioselective Catalysis, Vol I und II, VCH, Weinheim, New
York, 1993; H.-U. Blaser, Chem. Rev., 92 (1992) 935 genannt. Meist
blieb die Hydroxylgruppe des chiralen C9 Kohlenstoffs
unsubstituiert, da angenommen wurde, daß die Hydroxylgruppe eine Schlüsselrolle
bei der diastereomeren Komplexbildung der Übergangsstadien spielt. Andererseits
wissen wir von der Gruppe von Sharpless, daß 0-derivatisierte Cinchona-Alkaloide
auch als ausgezeichnete chirale Liganden in asymmetrischen Synthesen
wirken, z. B. in osmium-katalysierter asymmetrischer Dihydroxylierung
oder Aminohydroxylierung von Olefinen (Sharpless et al., WO 92/20677).
Diese Gruppe fand, daß besondere
Alkaloidderivate vom Ethertyp, insbesondere Dihydrochinin und Dihydrochinidin,
die höchsten
optischen Ausbeuten und Reaktionsgeschwindigkeiten im Verlauf von
osmium-katalysierten Additionsreaktionen von olefinischen Verbindungen
ergaben (H. C. Kolb et al., J. Am. Chem. Soc. 116 (1994) 1278).
Andere getestete Derivate betrafen Esteranaloge von Dihydroalkaloiden
(z. B. p-Chlorbenzoylester), aber auch einige Carbamatderivate,
nämlich
N,N-Dimethyl-, N-Methyl-N-phenyl-, N-phenyl- und N,N-Diphenylcarbamate von
Cinchona-Alkaloiden wurden beschrieben (Sharpless et al., WO 92/20677).
Diese Carbamate von Dihydrochinidin (die 11-Stellung blieb unsubstituiert;
die Vinylgruppe des Alkaloids mußte hydriert werden, um ein
geeigneter Katalysator für
die Dihydroxylierung des Olefins zu sein), die als chirale Hilfsmittel
bei den stereoselektiven Katalysereaktionen verwendet wurden, zeigten
jedoch eine relativ schlechte chirale Induktion, verglichen mit
den Etherderivaten. Die Ester- und
Amidgruppe stützt
offensichtlich nicht ein deutliches stereogesteuertes Erkennungsverfahren
im Verlauf der katalytischen asymmetrischen Dihydroxylierung von
Olefinen. Das Verfahren von Sharpless ist auch von anderen Gruppen
verwendet worden, z. B. verwendeten Ben Hassine et al., Chem. Abs.
106 (1987), 17586a 10,11-Dihydrochinin als chiralen Katalysator
für die
Synthese von optisch aktiven Aminoalkoholen. Für Stereotrennungsverfahren,
was die Trennungstechnologien betrifft, sind Cinchona-Alkaloid-Carbamate
jedoch nicht verwendet und beschrieben worden, aber diese Cinchona-Alkaloid-Derivate
können
spezielle Eigenschaften liefern durch Handhabung und Optimierung
des Substitutionsmusters und auch durch wesentliches Verbessern der
chemischen und stereochemischen Stabilität der Cinchona-Alkaloide.
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Kurze Beschreibung der
vorliegenden Erfindung:
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung
ist eine Vielfalt von neuen 9,11-substituierten-10,11-Dihydrocinchonan-Derivaten,
die Wasserstoff-Donor-Akzeptor-Gruppen
als Teil eines Amidstrukturelements beziehungsweise Teilstrukturelements
besitzen und so gleichzeitig aktive und ambivalente Wasserstoff-Brückenbindungsbereiche über Wasserstoff-Donor-Akzeptor-Gruppen
liefern, die für
die Verwendung der vorliegenden Erfindung nützlich sind bezüglich der
Enantiotrennung durch Flüssig-flüssig-, Flüssig-fest-
und Membrantechnologien und fraktionierte Kristallisation. Die Beteiligung
der starken Aminogruppe von N1 in einer
kooperativen Weise mit den zusätzlichen
funktionellen Gruppen der vorliegenden erfundenen Selektoren ist
von wesentlicher Bedeutung und unterscheidet sich stark von bisher
beschriebenen Enantiotrennungsmethoden.
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In einer Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung ist der chirale Selektor auf Trägermaterial immobilisiert oder
innerhalb eines Polymers eingearbeitet, was zu 9,11-disubstituierten-10,11-Dihydrocinchonan-Derivaten
führt.
Diese Materialien sind für
die stereoselektiven Technologien mit Flüssig-fest-Phasen-Extraktion
und Trennung nützlich.
Ein besonderer Vorteil der vorliegenden erfundenen Selektoren ist
auch ihre ausgezeichnete chemische und stereochemische Stabilität, wodurch
sie mehrere Male im Verlauf von Enantiotrennungen durch Flüssig-flüssig-Extraktionsmethoden,
durch fraktionierte Kristallisationsmethoden und im Verlauf von
Flüssig-fest-Extraktionen
recycelt werden können.
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Kurze Beschreibung der
Zeichnungen:
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1 zeigt
die allgemeine Struktur und das Gerüst der vorliegenden gefundenen
9,11-substituierten-10,11-Dihydrocinchonan-Derivate, abgeleitet
von 9-substituierten-Cinchonan-Vorläufern.
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2 zeigt
die Struktur und Stereochemie von natürlich vorkommenden Cinchona-Alkaloiden,
die als Ausgangsmaterial für
die Synthese von Cinchonan-Derivaten und von den vorliegenden erfundenen
Dihydrocinchonan-Derivaten verwendet wurden. Auch die entsprechenden
10-11-Dihydroalkaloide sind bekannt und können in der natürlich vorkommenden
Alkaloidmischung gefunden werden, die aus Cinchona Succirubarinde isoliert
wird; aus offensichtlichen Gründen
können
sie nicht als Ausgangsmaterial oder Vorläufer für unser Synthesekonzept verwendet
werden infolge ihrer Unfähigkeit,
11-substituierte-Dihydrocinchonan-Derivate
zu bilden.
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3 zeigt
das allgemeine Reaktionsschema für
die Herstellung von Selektoren des Cinchonancarbamattyps. Reaktandtyp
A stellt das (wahlweise substituierte) C9-Hydroxy-10,11-dihydrocinchonan-
beziehungsweise C9-Hydroxycinchonan-Gerüst dar.
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4 zeigt
das Reaktionsschema für
die Herstellung der Selektoren vom Cinchonancarbamattyp unter Anwendung
eines Aktiven-Esterverfahrens.
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5 gibt
die chemischen Strukturen von CSP XIa und CSP XIb wieder.
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6 zeigt
die Abhängigkeit
der Retention und Enantioselek tivität von N-3,5-Dinitrobenzoylleucin-Enantiomeren
vom pH der mobilen Phase auf einer SAX gegenüber einer WAX Typ CSP basierend
auf carbamoylierten Chinidin-Selektoren (Chrom. Beding.: 80% Methanol/20%
0,1 M Ammoniumacetat; T: 25°C,
Fließrate:
1 ml/min; Det: UV 254 nm).
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7 stellt
die Molekulargewichtsverteilung des homopolymeren Poly-{0-[2-(methacryloyloxy)ethylcarbamoyl]-Chinins}
dar, bestimmt durch GPC unter Verwendung von Ultra-Styragel als
stationärer
Phase (Chrom. Beding.: Mob. Phase: THF; Fließrate 1 ml/min; als Kalibrierung
für die
Molmasse wurden Polystyrol-Standards verwendet).
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8 zeigt
klar den günstigen
Einfluß der
Wasserstoff-Brückenbindungsfähigkeit
der erfundenen CSPs vom Carbamattyp auf die Enantioselektivität für DNB-Leu
(siehe Chromatogramm A). Die Wirkung, die durch die Unterdrückung der
steriosteuernden Wasserstoff-Brückenbindungsfähigkeit
durch die N-Methylierung des SO-Carbamats
verursacht wird, ist in dem Chromatogramm B gezeigt. (Chromatogr.
Beding.: siehe Tab. 2).
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9 gibt
die chemischen Strukturen verschiedener CSPs des Carbamattyps wieder,
basierend auf dem 9,11-subst.-10,11-Dihydrocinchonan Gerüst.
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Genaue Beschreibung der
vorliegenden Erfindung:
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Die Trennung von Enantiomeren ist
Gegenstand von umfangreicher Forschung während vieler Jahre gewesen,
und das Spektrum der untersuchten unterschiedlich substituierten
chiralen Selektoren ist recht groß (G. Subramanian (Herausg.),
A Practical Approach to Chiral Separations by Liquid Chromatography,
VCH, Weinheim, 1994). Wenig Forschung ist jedoch auf die Untersuchung
von chiralen Selektoren mit Strukturelementen gerichtet worden,
die aus mit Ladungen zu versehenden (ionisierbaren) Gruppen zusammengesetzt sind,
da sie starke Basen oder Säuren
sind, zusammen mit Wasserstoff-Donor-Akzeptor Funktionalitäten und Π-Π Wechselwirkung-Bindungsgruppen
und so ein gut ausgeglichenes Spektrum von multifunktionellen und potentiellen
Bindungsbereichen innerhalb eines Selektorteils liefern mit wenigstens
in einigen komplementär strukturierten
Selektand-Molekülen.
Um dieses Konzept erfolgreich arbeitend zu machen, müssen die
so modulierten Selektorverbindungen auch beträchtliche Konformationssteifheit
haben gepaart mit guter chemischer und stereo chemischer Stabilität.
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Basierend auf all diesen Überlegungen
fanden wir, daß Cinchona-Alkaloide
vorteilhaft als chirale Modelle verwendet werden können, um
durch speziell entworfene Synthesestrategien modifiziert zu werden,
um die Eigenschaften dieses Typs der Alkaloide bezüglich hochselektiver
und nützlicher
Anwendungen auf verschiedenen Gebieten der Enantiotrennungen zu
verbessern.
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Demgemäß betrifft die vorliegende
Erfindung Verbindungen der allgemeinen Formel (I), die aus (I)-Vorläufern (siehe 1) erhalten werden, mit
dem 9,11-substituierten-10,11-Dihydrocinchonan Gerüst (9,11-Subst.-DHC
Gerüst)
und deren verschiedene Stereoisomere bezüglich der Konfiguration der
mit ∗ gekennzeichneten
Chiralitätszentren,
in der Y eine Thiogruppe (Thioether; S), eine Sulfinylgruppe (Sulfoxid;
SO), die so ein neues chirales mit ∗ gekennzeichnetes Zentrum
einführt,
oder eine Sulfonylgruppe (Sulfon; SO2) ist und
die Gruppen R1 bis R4 die
in Anspruch 1 angegebenen Bedeutungen haben.
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Diese neuen Verbindungen sind von
Cinchonan-Alkaloiden, wie in 2 wiedergegeben,
abgeleitet und werden durch deren anschließende Modifizierung und deren
chirale und/oder chemische Umwandlung erhalten. Die üblichsten
Verbindungen dieser Alkaloidfamilie sind die natürlich vorkommenden Alkaloide
Chinin, Chinidin, Cinchonin und Cinchonidin ebenso wie deren entsprechende
epi-Congenere, und bei einigen von ihnen sind auch die 10,11-Dihydroverbindungen
bekannt. Die fünf
stereogenen Zentren innerhalb des halbstarren Baus des Cinchonan-Gerüstes und
die besondere Konformation der sogenannten chiralen Wirts- oder
chiralen Selektor (SO)-Verbindungen liefern eine ausgezeichnete
Basis für
eine wirksame chirale Erkennung der Gastmoleküle (Liganden), die in Stereotrennungsverfahren
auch chirale Selektanden (SAs) genannt werden. Die wirksame chirale
Information, die in die Selektor-Verbindungen eingebaut ist, wird
jedoch insbesondere in Kombination mit geeigneten Funktionalitäten stereorichtend.
Daher wird als eine zusätzliche
funktionelle Gruppe die Carbamatgruppe in das Cinchonan-Gerüst eingeführt über die
sonst nicht-substituierte sekundäre
alkoholische Gruppe an dem C9 Kohlenstoff
der auf Cinchonan basierenden Alkaloide (siehe 3 und 4).
Die eingeführte
Carbamatgruppe hat eine Wasserstoff-Donor-Akzeptor-Funktion, bei
der sich herausstellte, daß sie von
größerer Relevanz
ist insbesondere in Verbindung mit der starken Aminogruppe, die
von der Chinuclidingruppe stammt.
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Überraschenderweise
ist gefunden worden, daß diese
funktionelle Gruppe die Stereotrennung begünstigt infolge der zusätzlichen
Stellen für
spezifische intermolekulare Wechselwirkungen durch die gerichtete
Wasserstoff-Brückenbindung
und/oder Dipol-Dipol Wechselwirkung mit komplementären funktionellen Gruppen
in dem Ligandmolekül
(Selektand SA) und daher von wesentlicher Wichtigkeit für die unerwartet
hohe Enantioselektivität
der vorliegenden untersuchten chiralen Selektoren zu sein scheint.
Die Carbonyl(-CO-) Teilstruktur kann als Wasserstoff-Akzeptorgruppe
und das Amid (-NH-) Strukturelement (falls unsubstituiert) als Wasserstoff-Donorgruppe
dienen neben der Fähigkeit
der Amidgruppen auch als ein elektrostatischer Dipol für die Dipol-Dipol
Gruppierung (Wechselwirkung) zu dienen; über die Reste R1 bis
R4 sind zusätzliche sterische und/oder Π-Π-Wechselwirkungsstellen
ebenso wie andere Wechselwirkungsstellen eingeführt worden, die weiter die
Stereoselektivität
der chiralen Selektoren erhöhen
können.
Die überraschend
erhöhte
Stereotrennungsfähigkeit
der 9,11-Subst.-DHC im Vergleich zu den nicht modifizierten Alkaloiden
und den Verbindungen mit einer ester- oder etherderivatisierten
C9-Hydroxygruppe kann auch ihrer eingeschränkteren
Konformationsflexibilität
zugeschrieben werden verglichen mit ihren unmodifizierten und früher erwähnten Congeneren;
die 9,11-Subst.-DHC erlauben und begünstigen jedoch noch ein stereoselektives "induced fit" in das Ligandenbindungs- und SO-SA-Bindungsverfahren.
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Diese neuen Strukturelemente und
ihre günstige
Lage an dem stereogenen Zentrum bei C9 erzeugen zusammen
mit C8 und N1 und
den funktionellen und sperrigen Substituenten an diesen Stereogenen
Zentren und in Kombination mit dem Substituenten R1 und
in gewissem Ausmaß mit
dem Substituenten an C11 eine polarisierte "chirale Tasche oder
Spalte", die eine
dominante "aktive
chirale Erkennungsstelle" der
diversen chiralen Selektoren darstellt. Diese neue chirale Erkennungsstelle
des Carbamats unterscheidet sich sehr von der chiralen Erkennungsstelle
der Chinin-(Chinidinu. s. w.)derivate mit der unsubstituierten sekundären Hydroxylgruppe
am C9, so daß sehr unerwartet sogar eine
Umkehrung der stereogerichteten Bindungskraft und Elutionsreihenfolge
einer gegebenen Gruppe von enantiomeren Selektanden, z. B. von 3,5-Dinitrobenzoylleucin, auftritt,
obwohl alle stereogenen Zentren der Selektoren, die üblicherweise
die wichtigsten Determinanten für die
Bindung beziehungsweise Elutionsreihenfolge sind, dieselben bleiben.
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Diese 9,11-Subst.-10,11-DHC sind
bequem zugänglich
durch übliche
chemische Reaktionen. DHC-Carbamate werden entweder durch Umsetzung
des betreffenden Isocyanats mit der sekundären alkoholischen Gruppe des
chiralen C9 Kohlenstoffs eines gegebenen
Cinchonan-Reaktanden (siehe 3)
oder über eine
Umsetzung des 4-Nitrophenylcarbonats des betreffenden DHC Gerüsts (aktiviertes
Esterderivat; siehe 4A)
mit der entsprechenden Aminoverbindung (siehe 4B) erhalten.
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Über
die verschiedenen Substituenten, die von R1 bis
R4 reichen, werden zusätzliche stark lenkende und
funktionelle Gruppen eingeführt,
um die Selektoren in Richtung spezieller Eigenschaften zu modifizieren:
- – Eine
chirale Sulfoxidfunktion am C11 erhöht überraschenderweise
die Stereotrennungsfähigkeit
der 9,11-Subst.-DHC Derivate.
- – Lipophile
Gruppen über
R3 aber auch über andere Substituenten erhöhen die
Gesamtlöslichkeit
der Derivate in organischen Lösemitteln,
die in Flüssig-flüssig-Extraktion
und verwandten Techniken einschließlich Techniken mit flüssig-gestützter Membran
zu verwenden sind, jedoch ohne die Stereoselektivität zu verringern.
- – Die
Einführung
einer Ankergruppe ermöglicht
die Immobilisierung auf Silica (porös oder nicht porös), um chirale
stationäre
Phasen (CSPs) für
Flüssigchromatographie
(insbesondere für
analytische als auch für präparative
LC) und Elektrochromatographie zu ergeben, jedoch ohne die hohe
Stereoselektivität
signifikant zu beeinträchtigen.
- – Die
Einführung
polymerisierbarer Gruppen ermöglicht
die Herstellung von chiralen Polymeren oder eingeprägten chiralen
Polymeren einschließlich
chiraler Polymerer vom Perltyp, ist jedoch auch für die Herstellung
von mit chiralem Polymer beschichtetem Silica geeignet.
- – Über R4 werden Substituenten eingeführt, um
quaternierte Salze zu liefern, die als Selektoren mit starker Anionpaarbildung
und/ oder starkem Anionenaustausch dienen.
- – Die
Einführung
von sauren und aufladbaren Funktionen über R1 ergibt
amphotere Selektoren für
Ionenpaarbildung mit komplementär
geladenen chiralen Säuren,
chiralen Basen und chiralen amphoteren Verbindungen, was die chiralen
Selektoren sogar noch breiter anwendbar macht.
- – Über R2 Substituenten kann die Elektronendichte
des Chinolinrings geändert
werden und, falls R2 eine Hydroxylgruppe
ist, kann sie verwendet werden, um z. B. chirale Azofarbstoffe herzustellen
oder lipophile oder geladene Gruppen einzuführen.
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All diese Gruppen werden eingeführt unter
Verwendung von üblichen
chemischen Reaktionen der organischen Chemie. Diese Modifizierungen
können
entweder vor oder nach dem wichtigen oder hauptsächlichen Schritt der C9-Hydroxylmodifizierung (Carbamoylierung)
durchgeführt
werden. Inhärent
verbunden mit der speziellen Modifizierung der auf Cinchona-Alkaloiden
basierenden chiralen Selektoren ist die Verwendung und/oder Anwendung
dieser Verbindungen als chirale Selektoren in stereoisomerem Erkennungs-
und Stereotrennungsverfahren:
- – In Flüssigphasen-Trennungssystemen:
als chirale stationäre
Phasen (CSPs) oder als chirale Additive zur mobilen Phase (CMP)
in Flüssigchromatographie,
kapillar-elektrophoretischer oder -elektrochromatographischer Enantiomer-
und Stereoisomertrennung, als chirale Träger in Flüssig-flüssig-Extraktion, in Technologien
mit flüssig-gestützter Membran,
gegenstromähnlicher
Extraktion und als chirales Polymermaterial, das für Technologie
mit Festbettmembran zu verwenden ist, für Flüssig-fest-Extraktionsverfahren
und für Trenntechnologien
zur Hochreinigung.
- – Für fraktionierte
Kristallisation: als chirale trennende Mittel (chirale Hilfsmittel
mit basischem oder amphoterem Charakter) für die Trennung durch Kristallisation
von Stereoisomeren von chiralen Basen, chiralen Säuren und
chiralen amphoteren Verbindungen über diastereomere Salzbildungen.
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Die vorliegende Erfindung
wird durch die folgenden Beispiele erläutert:
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Beispiel 1: Synthese der
chiralen stationären
Phase CSP I basierend auf 0-(t-Butylcarbamoyl)-chinin als chiralem
Selektor:
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- a.) Allgemeines Protokoll für die Synthese von Vorläufern mit
Carbamatstruktur, hergestellt über
die Isocyanatumsetzung der C9 Hydroxylgruppe
am Beispiel der Synthese von dem 0-(t-Butylcar bamoyl)-chinin-Selektor
erläutert:
3,0
g Chinin (als freie Base) wurden in trockenem Toluol gelöst. 1,2
ml t-Butylisocyanat und 1 Tropfen Dibutylzinndilaurat als Katalysator
wurden zugegeben. Die Mischung wurde 4 Stunden am Rückfluß gekocht, das
Lösemittel
verdampft und das zurückgebliebene
Rohmaterial mit n-Hexan gewaschen. Der weiße Feststoff wurde mit Cyclohexan
kristallisiert unter Bildung von 0-(t-Butylcarbamoyl)-chinin mit
70% Ausbeute.
Physikalische Eigenschaften: Schmp.: 122°C; [α]23
Na589 = –10,9°, [α]23
Hg546= –15,8° (c = 1,01;
McOH); IR (KBr): 1718, 1622, 1593, 1532, 1508, 1267, 1035 cm–1; 1H-NMR (200 MHz, dMeOD): 8,68 (d, 1H), 7,95
(d, 1H), 7,57 (m, 2H), 7,45 (dd, 1H), 6,50 (d, 1H), 5,80 (m, 1H),
4,9–5,1
(m, 2H), 4,01 (s, 3H), 3,2–3,4
(m, 3H), 3,0–3,3
(m, 1H); 2,5–2,8
(m, 2H), 2,25–2,45
(m, 1H), 1,7–2,0
(m, 3H), 1,5–1,70
(m, 2H), 1,2–1,4
(s, 9H) ppm.
- b.) Pfropfen von 0-(t-Butylcarbamoyl)-chinin auf poröses 3-mercaptopropylsilanisiertes
Silica:
3,0 g des porösen
3-mercaptopropylsilanisierten Silica (4,58% C, 1,121 H) wurden in
Chloroform suspendiert. Nach Zugabe von 2 g 0-(t-Butylcarbamoyl)-chinin
und 200 mg des Radikal-Initiators Azo-α,α'-bis-isobutyronitril (AIBN) wurde die
Suspension 15 Stunden am Rückfluß gekocht
unter Spülung
mit einem leichten Stickstoffstrom. Das modifizierte Silica wurde
sedimentiert, das Lösemittel
entfernt und das chirale Sorbens mit Chloroform, Methanol und Petrolether
gewaschen. Das getrocknete modifizierte Silica wurde einer Elementaranalyse
unterzogen.
CHN-Analyse: 12,7% C, 1,89% H, 1,25% N. Dies entsprach
einer berechneten Selektorbedeckung von etwa 0,27 mmol/g Silica.
- c.) Abdecken der Enden des modifizierten chiralen Sorbens:
3,0
g des modifizierten Silica, 2,0 ml 1-Hexen und 200 mg AIBN wurden
in Chloroform 15 Stunden unter Stickstoff am Rückfluß gekocht. Das modifizierte
Silica wurde wie oben beschrieben gewaschen, getrocknet und gesiebt.
CHN-Analyse:
13,27% C, 1,97% H, 1,25% N. Somit waren etwa 80 μmol Thiolgruppen pro Gramm Silica mit
lipophilen Hexylgruppen modifiziert.
- d.) Schließlich
wurden 3 g des chiralen Sorbens basierend auf 0-(t-Butylcarbamoyl)-chinin
als Selektor erhalten und in eine HPLC Säule aus rostfreiem Stahl mit
einer Abmessung von 150 × 4,0 mm
Innendurchmesser mittels eines herkömmlichen Aufschlämmung-Packungsverfahrens
gepackt. (Auch alle anderen porösen
CSPs wurden mit diesem Verfahren in Säulen mit denselben Abmessungen
gepackt.) Nach einer Vorkonditionierung mit der geeigneten mobilen
Phase waren diese HPLC Säulen
fertig, um für
die direkte Enantiotrennung nach den Flüssig-fest-Trennungstechniken
verwendet zu werden.
-
Beispiel 2: Synthese von
dimerer CSP XVI basierend auf 1,3-Phenylen-bis-[0-(carbamoyl)-chinin]
als chiralem Selektor:
-
- a.) Synthese von 1,3-Phenylen-bis-[0-(carbamoyl)-chinin]:
3,0
g Chinin (als freie Base) wurden in trockenem Toluol gelöst. Eine
0,45 molare Menge von 1,3-Phenylendiisocyanat und 1 Tropfen Dibutylzinndilaurat
als Katalysator wurden zugegeben. Die Mischung wurde 4 Stunden am
Rückfluß gekocht,
das Lösemittel
verdampft und das zurückgebliebene
Rohmaterial mit trockenem Diethylether gewaschen. Der weiße Feststoff
wurde durch Flash-Chromatographie mit Silicagel gereinigt und 2,4
g reines Produkt erhalten.
Physikalische Eigenschaften: Schmp.:
146–152°C; [α]23
Na589 = +85°, [α]23
Hg546 = +102° (c = 0,99;
McOH); IR (KBr): 3431, 2932, 2865, 1729, 1621, 1545, 1511, 1495,
1475, 1456, 1433, 1307, 1230, 1190, 1087, 1045 cm–1; 1H-NMR (200 MHz, dMeOD): 8,65 (d, 2H), 7,98
(d, 2H), 7,78 (s, 1H), 7,4–7,6
(m, 6H), 7,0–7,2
(m, 3H), 6,60 (d, 2H), 5,7–5,9
(m, 2H), 4,9–5,1
(dd, 4H), 4,00 (s, 6H), 3,95 (d, 1H), 3,5–3,7 (m, 2H), 3,0–3,4 (m,
4H), 2,6–2,9
(m, 4H), 2,3–2,5
(m, 2H), 1,5–2,0
(m, 10H) ppm.
- b.) Pfropfen von 1,3-Phenylen-bis-[0-(carbamoyl)-chinin] auf
3-mercaptopropylsilanisiertes Silica:
3,0 g 3-mercaptopropylsilanisiertes
Silica (4,58 C, 1,121 H) wurden in Chloroform suspendiert. Nach
Zugabe von 2 g 1,3-Phenylenbis-[0-(carbamoyl)-chinin] und 200 mg
des Radikal-Initiators AIBN wurde die Suspension 15 Stunden am Rückfluß gekocht
unter Spülung
mit einem leichten Stickstoffstrom. Das modifizierte Silica wurde
sedimentiert, das Lösemittel
entfernt und das chirale Sorbens mit Chloroform, Methanol und Petrolether
gewaschen. Das getrocknete modifizierte Silica wurde einer Elementaranalyse
unterzogen.
CHN-Analyse: 14,39% C, 1,91% H, 1,57% N. Dies entsprach
einer berechneten Selektorbedeckung von etwa 0,17 mmol/g Silica.
- c.) Abdecken der Enden des modifizierten chiralen Sorbens:
Wie
in Beispiel 1 c.) beschrieben.
- d.) Schließlich
wurden 3 g des chiralen Sorbens basierend auf 1,3-Phenylen-bis-[0-(carbamoyl)-chinin]
als chiraler Selektor erhalten und in eine HPLC Säule aus
rostfreiem Stahl mit einer Abmessung von 150 × 4,0 mm Innendurchmesser mittels
eines herkömmlichen
Aufschlämmung-Packungsverfahren
gepackt.
-
Beispiel 3: Synthesen
von auf epi-Cinchona-Alkaloiden basierenden Vorläufern:
-
- a.) 0-(t-Butylcarbamoyl)-epichinidin:
3,00
g Epichinidin (hergestellt gemäß: J. Hiratake
et al., J. Chem. Soc. Perkin Trans. 1, 1053 (1987)), 2,00 g t-Butylisocyanat
und 1 Tropfen Dibutylzinndilaurat als Katalysator wurden in 5 ml
trockenem Dioxan gelöst.
Der Kolben wurde abgedichtet und bei 60°C 6 d gehalten. Das Lösemittel
wurde unter vermindertem Druck verdampft und der ölige Rückstand
chromatographisch auf 100 g Silica mit Aceton als mobiler Phase gereinigt
unter Bildung von 3,55 g (91%) eines weißen Feststoffs. Eine analytisch
reine Probe wurde durch Kristallisation aus Hexan-Ethylacetat (5/1)
erhalten.
Schmp.: 128°C;
[α]Hg546 = +133,1°; [α]Hg436 =
+250,5° (c
= 1,50, McOH); IR (KBr): 1713 cm–1; 1H-NMR (400 MHz, CDCl3):
8,76 (d, 1H), 8,03 (d, 1H), 7,56 (d, 1H), 7,39 (m, 2H), 6,25 (d,
1H), 5,90 (m, 1H), 5,13 (m, 2H), 4,88 (s, 1H), 4,00 (s, 3H), 3,26
(m, 1H), 3,00 (m, 4H), 2,29 (m, 1H), 1,64 (s, 1H), 1,53 (m, 2H),
1,28 (m, 10H) und 0,89 (m, 1H) ppm.
- b.) 0-(t-Butylcarbamoyl)-epichinin:
Hergestellt analog
zu dem für
0-(t-Butylcarbamoyl)-epichinidin beschriebenen Verfahren ausgehend
von 3,00 g Epichinin. Nach Aufarbeitung und Reinigung wurden 3,50
g (89%) des entsprechenden Carbamats erhalten.
Schmp.: 164°C; [α]Hg546 = +12,3°; [α]Hg436 =
+17,0°,
(c = 0,6, McOH); FR (KBr): 1714 cm–1; 1H-NMR (400 MHz, CDCl3):
8,77 (d, 1H), 8,04 (d, 1H), 7,62 (d, 1H), 7,37 (m, 2H), 6,23 (d,
1H), 5,77 (m, 1H), 4,97 (m, 2H), 4,88 (s, 1H), 3,97 (s, 3H), 3,35
(m, 3H), 2,75 (m, 2H), 2,28 (m, 1H), 2,08 (s, 1H), 1,63 (m, 3H),
1,37 (m, 1H), 1,23 (m, 9H), und 0,88 (m, 1H) ppm.
-
Beispiel 4: Synthese von
CSP XIa basierend auf 0-(Decylcarbamoyl)-1-methyl-chinidiniumchlorid
als chiralem Selektor (starker Anionenaustauschertyp CSP-SAR Typ
CSP): Die chemische Struktur von CSP XIa ist in 5 wiedergegeben.
-
- a.) Standard-Herstellungsprotokoll für die Synthese
von quaternisierten Vorläufern
am Beispiel der Herstellung von 1-Methyl chinidiniumchlorid erläutert (die
Quaternisierung kann auch nach dem Carbamatsyntheseschritt analog
durchgeführt
werden):
5,0 g Chinidin (als freie Base) wurden in 10 ml Methanol
gelöst
und auf 0°C
gekühlt.
Eine äquimolare
Menge (0,99 ml) Methyliodid wurde zugegeben. Die Mischung wurde über Nacht
stehengelassen. Der Niederschlag wurde mit einer Mischung von Methanol/Diethylether
(1 : 3) gewaschen und das Produkt filtriert und gründlich mit
den zuvorgenannten Lösemitteln
gewaschen. Das gelbe Material wurde mit Acetonitril kristallisiert.
Ausbeute:
3,26 g; Schmp.: 144°C;
[α]23Na589 138,2°;
[α]23
Hg546 = –171,7° (c = 1,00;
DMSO); IR (KBr): 3200, 3078, 2992, 1620, 1588, 1510 cm–1.
Bevor
das Produkt an Silica gebunden wurde, wurde das Iodid gegen Chlorid
ausgetauscht unter Verwendung eines stark basischen Anionenaustauschers
in der Chlorid-Form (DOWEX 1 × 2;
Fluka).
- b.) Synthese von 0-(Decylcarbamoyl)-1-methyl-chinidinium-chlorid:
3 g
1-Methyl-chinidiniumchlorid wurden in Chloroform gelöst, und
die Mischung wurde nach Zugabe von 1 Tropfen Dibutylzinndilaurat
24 h am Rückfluß mit Decylisocyanat
(erhalten durch Curtius-Umlagerung aus Undecansäurechlorid beziehungsweise
seinem Azid) gekocht. Nach Verdampfung des Chloroforms wurde das
Rohprodukt mit Diethylether gewaschen unter Bildung des reinen Produkts
mit 95% Ausbeute.
- c.) Pfropfen von 0-(Decylcarbamoyl)-1-methyl-chinidinium-chlorid auf poröses 3-mercaptopropylsilanisiertes
Silica wie in Beispiel 1 b.) beschrieben:
CHN-Analyse: 9,31%
C, 1,73% H, 0,50% N. Dies entsprach einer berechneten Selektorbedeckung
von etwa 0,123 mmol/g Silica.
- d.) Abdecken der Enden des modifizierten chiralen Sorbens wie
in Beispiel 1 c.) beschrieben:
CHN-Analyse: 10,56% C, 1,96%
H, 0,49% N. Somit waren etwa 182 μmol
verbliebene Thiolgruppen pro Gramm Silica mit lipophilen Hexylgruppen
modifiziert.
-
Schließlich wurden 3 g des chiralen
Sorbens erhalten und in eine HPLC Säule aus rostfreiem Stahl mit einer
Abmessung von 125 × 4,0
mm Innendurchmesser mittels eines herkömmlichen Aufschlämmung-Packungsverfahrens
gepackt.
-
(CSP XIb -die chemische Struktur
von CSP XIb ist in 5 gezeigt-
wurde in analoger Weise zu dem entsprechenden nicht methylierten
oder tertiären
Congeneren synthetisiert, und die SO-Bedeckung betrug etwa 0,154
mmol/g Silica; schwacher Anionenaustauschertyp CSP-WAX Typ CSP,)
- f.) Vergleich von SAX und WAX Typ CSPs: Einfluß des pH
der mobilen Phase auf Retention und Enantioselektivität der N-3,5-Dinitrobenzoylleucin-Enantiomeren.
Die pHa-Kurven in 6 zeigen klar die pH-Abhängigkeit
der Retention und Enantioselektivität, wie sie für einen
Anionenaustauschmechanismus typisch sind. WAX Typ CSPs üben ihre
volle Ionenaustauschkapazität
in dem schwach sauren Medium (pHa zwischen
5 und 6) aus, während
die SAX Typ CSPs einen breiteren Anwendungsbereich haben bezüglich des pH
und auch in dem neutralen pH-Bereich Austauschkapazität besitzen.
-
Beispiel 5: Standardprotokoll
für die
Herstellung von 9,11-Subst.-DHC-Derivaten,
die als chirale Extraktoren (chirale Träger) in stereoselektiσer Flüssig-flüssig-Extraktion
und verwandten Techniken verwendet werden am Beispiel der Synthese
von 0-(1-Adamantylcarbamoyl)-11-octadecylsulfinyl-10,11-dihydro-chinidin:
-
- a.) Synthese des Vorläufers 0-(1-Adamantylcarbamoyl)-chinidin:
Diese
Verbindung wurde hergestellt in Analogie zu dem Synthese-protokoll, wie es
für den
Vorläufer,
das 0-(t-Butylcarbamoyl)-chinin-Derivat,
in Beispiel 1 a.) gegeben wurde. So wurden 1-Adamantylisocyanat
und Chinidin in Toluol in Anwesenheit katalytischer Mengen von Dibutylzinndilaurat
am Rückfluß gekocht.
Das Rohprodukt wurde in Ethylacetat kristallisiert.
Schmp.:
194–196°C; [α]Hg546 = –55,6°; (c = 1,2;
Dichlormethan);
IR (KBr): 2911, 1720, 1624, 1506 cm–1.
- b.) 0-(1-Adamantylcarbamoyl)-11-octadecylthio-10,11-dihydrochinidin:
Dieser
Syntheseschritt folgte dem allgemeinen Verfahren der radikalischen
Addition einer Thiolverbindung an die Vinylgruppe am C3 Kohlenstoff
des Chinuclidins der Cinchona Alkaloide wie von N. Robayashi et
al., J. Polym. Sci. Polym. Lett. Ed., 20 (1982) 85 beschrieben.
So wurde eine Lösung
von 0-(1-Adamantylcarbamoyl)-chinidin
(10 mmol), Octadecan-1-thiol (40 mmol) und AIBN (1,0 mmol) in Chloroform
(20 ml) bei 70°C
unter Stickstoff 24 h gerührt.
Der Thiolüberschuß wurde
durch Flash-Chromatographie mit Silicagel und Chloroform als Elutionsmittel
entfernt. Anschließend
wurde das Produkt mit einer Mischung von Chloroform/Methanol (8/2)
eluiert. Schließlich
wurde das Rohprodukt mit Methanol gewaschen, um einen weißen Feststoff
mit 90% Ausbeute zu erhalten.
Schmp.: 110–114°C; [α]Hg546 =
+22,7°;
(c = 1,1; Dichlormethan);
IR (KBr): 2920, 2852, 1718, 1622,
1592, 1506, 1362 cm–1.
- c.) Standardverfahren für
die Oxidation der Thioether zu den entsprechenden Sulfoxiden am
Beispiel der Herstellung von 0-(1-Adamantylcarbamoyl)-11-octadecylsulfinyl-10,11-dihydro-chinidin
erläutert:
Wenn
1,4 g 0-(1-Adamantylcarbamoyl)-10,11-dihydro-11-octadecylthio-chinidin
mit 1,2 Äquivalenten
NaIO4 in 180 ml Methanol/Wasser (9 : 1)
bei Raumtemperatur behandelt wurden, war der Thioether nach 3 h
beinahe quantitativ oxidiert. Die Reaktionsmischung wurde mit Wasser
verdünnt
und der pH der wäßrigen Lösung mit
einer Mishung von NaHCO3/Na2CO3 auf 8,5 eingestellt. Das Produkt wurde
mit Chloroform extrahiert und der nach der Verdampfung des Lösemittels
erhaltene Rückstand
durch Flash-Chromatographie (1. Ethylacetat; 2. Ethylacetat/Methanol)
gereinigt. So wurde ein reiner weißer Feststoff mit 80% Ausbeute erhalten.
Schmp.:
104–106°C; [α]Hg546 = +31,4°; (c = 2,0; Dichlormethan);
IR
(KBr): 3433, 2922, 2854, 1718, 1621, 1594, 1508, 1464, 1434, 1404,
1363, 1340, 1299, 1141, 1087, 1032 cm–1.
-
Beispiel 6: Synthese eines
chiralen Polymers mit Ankergruppen zur Immobilisierung auf Silica
durch radikalisch initiierte Copolymerisation (CSP XVIII):
-
- a.) Synthese von 0-[2-(Methacryloyloxy)ethylcarbamoyl]-11-octadecylsulfinyl-10,11-dihydro-chinidin
(Monomer A):
11-Octadecylsulfinyl-10,11-dihydro-chinidin wurde
nach den in Beispiel 5 b.) und c.) gegebenen Herstellungsprotokollen
synthetisiert, aber indem von unmodifiziertem Chinidin ausgegangen
wurde. Das durch radikalische Addition von Thiol an Chinidin und
anschließende
Oxidation zum entsprechenden Sulfoxid erhaltene Produkt wurde in
Chloroform gelöst.
4-Hydroxyanisol als Polymerisationsinhibitor, Dibutylzinndilaurat als
Katalysator und 2-Isocyanatoethyl-methacrylat (IEMA) wurden zugegeben.
Die Reaktionsmischung wurde bei 50°C 10 h gerührt. Danach wurde das Lösemittel
verdampft und der Rückstand
gründlich
mit Petrolether gewaschen. Das zurückgebliebene gelbe Öl wurde
einer IR-Analyse unterzogen, die die vermutete Struktur durch die
Anwesenheit der Carbonylban de des Carbamatprodukts und die Abwesenheit
der Isocyanatbande bestätigte.
IR
(KBr): 2923, 2853, 1721, 1623, 1592 cm–1.
- b.) Synthese des Prepolymers durch Copolymerisation von 0-[2-(Methacryloyloxy)-ethylcarbamoyl]-10,11-dihydro-11-octadecylsulfinyl-chinidin
mit 3-Trimethoxysilyl-propyl-methacrylat (Monomer B, Comonomer):
2,0
g Monomer A, 50 mg AIBN und 60 μl
Monomer B wurden in 40 ml Toluol gelöst. Die Lösung wurde mit einem leichten
Stickstoffstrom gespült,
um die Anwesenheit von Sauerstoff während der Polymerisation zu vermeiden.
Der Reaktionskolben wurde in ein Wasserbad getaucht und die Temperatur
2 h konstant auf 80°C
gehalten. Eine 500 μl
Probe der Reaktionsmischung wurde entfernt und einer MALDI-TOF-MS
Analyse unterzogen, die eine Polymerverteilung bis zu einem Polymerisationsgrad
von n = 35 (mit ähnlicher Substruktur
innerhalb jedes Polymerisationsgrads) ergab. Exper. Beding.: Konzentration
1,7 mg Polymer in 1 ml THF, Matrix: 1,8,9-THA (Dithranol), Polarität: positiv,
Massenbereich: 700 bis 20000 DA, det.: –4,8 kV.
- c.) Immobilisierung des Polymers auf Silica:
Zu der vorigen
Reaktionsmischung wurde eine Suspension von 3 g porösem Silica
(Kromasil 200–5 μm) in 60
ml Toluol gegeben und die Mischung 4 h am Rückfluß gekocht. Dann wurde die Suspension
auf Raumtemperatur gekühlt
und das Silica sedimentiert. Die Toluollösung wurde entfernt und das
rohe Silica mehrere Male mit Toluol, THF, Chloroform, Methanol,
Petrolether gewaschen. Das getrocknete Silica-Sorbens wurde einer
Elementaranalyse unterzogen, die 13,7% C und 0,83 N ergab.
- d.) Abdecken der Enden des modifizierten Silica:
Eine Suspension
von 3 g des modifizierten chiralen Sorbens in Toluol und 1 ml N,0-Bis-(trimethylsilyl)-acetamid
(BSA) wurden 12 h am Rückfluß gekocht.
Das Waschen wurde wie oben beschrieben durchgeführt.
- e.) Ein Spektrum von Anwendungen dieses polymeren, chiralen
Anionenaustauschers für
die Trennung von Enantiomeren von chiralen Aryloxy-, Arylthio- und
Arylaminocarbonsäuren
ist in Tab. 1 zusammengefaßt.
-
-
Beispiel 7: Synthese eines
9,11-Subst-DHC enthaltenden chiralen CSP vom polymeren Typ durch
radikalisch initiierte Copolymerisation von mit Methacrylat modifiziertem
SO mit Vinyl-Silica (CSP XIX):
-
- a.) Synthese von 0-(Methacryloylcarbamoyl)-10,11-dihydro-lloctadecylsulfinyl-chinidin
(Monomer A):
10,11-Dihydro-11-octadecylsulfinyl-chinidin wurde
nach den in Beispiel 5 b.) und c.) angegebenen Protokollen synthetisiert.
4,6 mmol des durch radikalische Addition des Thiols an Chinidin
und anschließende
Oxidation zu dem entsprechenden Sulfoxid erhaltenen Produkts wurden
in Chloroform gelöst.
4-Hydroxyanisol (0,01%) als Polymerisationsinhibitor, 5 Tropfen
Dibutylzinndilaurat als Katalysator und 5,1 mmol Methacryloylisocyanat
wurden zugegeben. Die Reaktionsmischung wurde 24 h bei 50°C gerührt. Danach
wurde das Lösemittel
verdampft und der Rückstand
gründlich
mit Petrolether gewaschen.
Ausbeute: 86%; IR: 2955, 2935, 2872,
1774, 1741, 1708, 1622, 1593, 1510 cm–1.
- b.) Synthese von vinylmodifiziertem Silica (Monomer B, Comonomer):
Kromasil
200 – 5 μm wurde in
getrocknetem Toluol suspendiert, und eine Lösung von Trichlorvinylsilan
wurde zu der Mischung gegeben, die 12 h am Rückfluß gekocht wurde. Das modifizierte
Sorbens wurde sedimentiert und das Lösemittel entfernt. Das Silica-Rohmaterial
wurde dann mehrere Male mit Toluol, Chloroform, Methanol und Petrolether
gewaschen. Das getrocknete modifizierte Silica wurde einer Elementaranalyse
unterzogen, die folgende Ergebnisse lieferte:
%C = 3,17, %H
= 0,67.
- c.) Copolymerisation des chiralen 0-(Methacryloyl)carbamoyl-10,11-dihydrochinidin-Selektors
mit vinylmodifiziertem Silica:
2,0 g 0-(Methacryloylcarbamoyl)-10,11-dihydro-11-octadecylsulfinyl-chinidin
wurden in 5 ml Xylol gelöst. 5,0
g vinylmodifiziertes Silica und 25 ml trockenes und peroxidfreies
Dioxan wurden zu dieser Lösung
gegeben. Zu dieser homogenen Suspension wurde 2% Radikal-Initiator
(AIBN) (gelöst
in Dioxan) gegeben und die Mischung 3 Minuten beschallt. Die Suspension
wurde dann bei Raumtemperatur eingedampft unter Bildung einer viskosen
Paste. Der Kolben wurde mit Stickstoff gespült, abgedichtet und die Mischung
bei 80°C
48 h copolymerisiert. Das modifizierte chirale Sorbens wurde mehrere
Male mit THF, Chloroform, Methanol und Petrolether gewaschen. Das
getrocknete Silica-Sorbens wurde einer Elementaranalyse unterzogen.
- d.) Charakterisierung des erhaltenen polymeren chiralen Anionenaustauschers
durch Elementaranalyse: %C = 7,56, %H = 1,25, %N = 0,35; dies entspricht
einer SO-Bedeckung von etwa 85 μmol
9,11-subst.-Dihydrochinidin-Monomereinheiten/g Silica.
-
Beispiel 8: Synthese von
CSP VIII basierend auf dem 9,11-Subst.-10,11-DHC
Gerüst
unter Verwendung eines carbamoylierten Chinin-Selektors, abgeleitet
von (S)-Leucinmethylester als Vorläufer:
-
- a.) Synthese des carbamoylierten Chinin-Selektors,
abgeleitet von (S)-Leucinmethylester als Vorläufer unter Verwendung des Weges über einen
aktiven Ester (p-Nitrophenylcarbonat):
2,82 g (S)-Leucinmethylester-hydrochlorid
wurden in 160 ml Pyridin gelöst.
Aus dieser Lösung
wurden 100 ml Lösemittel
abdestilliert, um Wasserspuren azeotrop zu entfernen. 7,00 g Chinin-0-(4-nitrophenyl)carbonat-hydrochlorid
in 50 ml Chloroform und 2 ml Triethylamin wurden zu der obigen Lösung bei
Raumtemperatur gegeben. Die Mischung wurde gelb, und Triethylamin-hydrochlorid
fiel aus der Lösung
aus. Das Fortschreiten der Reaktion wurde durch DC (Silica) unter
Verwendung von Aceton/Toluol (50/50; +1% Triethylamin) als mobiler
Phase überwacht.
Nach 2 d Rühren
bei Raumtemperatur wurde die Suspension filtriert und unter vermindertem
Druck konzentriert. Das Rohmaterial (12 g gelbes Öl) wurde
chromatographisch auf 160 g Silicagel unter Verwendung von Toluol/Aceton/
Triethylamin (30/20/2) als mobiler Phase gereinigt unter Lieferung
der Zielverbindung in den frühen
Fraktionen. Die das Produkt enthaltenden Fraktionen wurden im Vakuum
konzentriert. Der ölige
Rückstand
wurde in n-Hexan 18 h gerührt,
um einen weißen
Feststoff zu ergeben. Nach Filtration und Trocknung bei 40°C wurden
4,7 g des Produkts erhalten.
Ausbeute: 73%; Schmp.: 90–92°C; IR: 1034,
1208, 1230, 1262, 1438, 1471, 1511, 1593, 1624, 1725, 2955 cm–1,
[α]Na589 –1,1°; [α]Hg546 = –2,3°; (c = 1,0;
CHCl3).
- b.) Pfropfen des 9-subst.-Cinchonan-Selektors auf poröses 3-mercaptopropylsilanisiertes
Silica wie in Beispiel 1 b.) beschrieben.
(3-mercaptopropylsilanisiertes
Silica: 4,32% C, 0,81% H).
CHN-Analyse: 13,53% C, 1,93% H,
1,20% N; SO-Bedeckung etwa 0,29 mmol/g Silica.
- c.) Abdecken der Enden des modifizierten chiralen Sorbens wie
in Beispiel 1 c.) beschrieben.
CHN-Analyse: 14,37% C, 2,05%
H, 1,16% N. Somit waren etwa 60 μmol
verbliebene Thiolgruppen pro Gramm Silica mit lipophilen Hexylgruppen
modifiziert.
-
Synthese von CSP IX% basierend
auf einem Selektor vom amphoteren carbamoylierten 10,11-Dihydrochinin-Typ
abgeleitet von (S)-Leucin:
-
- d.) Das (S)-Leucinester-Derivat (siehe Beispiel
8 a.)) wurde zum entsprechenden Carbonsäure-Derivat hydrolysiert. So
wurden 2,7 g (S)-Leucinmethylester-Derivat in 100 ml Methanol gelöst und mit
einer wäßrigen Lösung von
NaHCO3/Na2CO3 (5%; pH = 10,4) gemischt. Die Mischung
wurde 10 d gerührt.
Dann wurde das Methanol verdampft und die wäßrige Lösung neutralisiert (pH = 7).
NaCl wurde bis zur Sättigung
zugegeben und die wäßrige Phase
mehrere Male mit Dichlormethan extrahiert. Die gesammelten organischen Phasen
wurden mit Na2SO4 getrocknet.
Nach Filtration wurde das Lösemittel
verdampft und der Rückstand 3
h mit n-Hexan gerührt,
um einen weißen
Feststoff zu ergeben.
Ausbeute: 1,4 g; Schmp.: 136–138°C; IR (KBr):
2954, 1726, 1623, 1595, 1510, 1237 cm–1,
[α]Na589 = –40°; = [α]Hg546 = –74°; (c = 0,5;
Chloroform).
- e.) Pfropfen des amphoteren carbamoylierten Chinin SO auf poröses 3-mercaptopropylsilanisiertes
Silica wie in Beispiel 1 b.) beschrieben.
3-mercaptopropylsilanisiertes
Silica: 4,32% C, 0,81% H)
CHN-Analyse: 12,46% C, 1,78% H, 1,12%
N; SO-Bedeckung etwa 0,267 mmol/g Silica.
- f.) Abdecken der Enden des modifizierten chiralen Sorbens wie
in Beispiel 1 c.) beschrieben.
CHN-Analyse: 12,93% C, 1,86%
H, 1,11% N. Somit waren etwa 66 μmol
verbliebene Thiolgruppen pro Gramm Silica mit lipophilen Hexylgruppen
modifiziert.
-
Beispiel 9. Charakterisierung
von CPSs und deren verwandten Vorläufern:
-
In Tab. 2 und Tab. 3 wird die Information
zusammengefaßt,
was die chemischen Strukturen und die physiko-chemischen Eigenschaften
einer großen
Vielzahl von 9- und 9,11-substituierten Cinchona-Allkaloid-Derivaten
betrifft, die synthetisiert wurden und Teil der Erfindung sind.
-
-
-
-
Beispiel 10: Synthese
von CSP XX basierend auf nicht substituiertem Chinin und Vergleich
der Enantioselektivitäten
dieses CSP und eines tert-butylcarbamoyliertem Chinin CSP I als
chirale Anionenaustauscher für
die Trennung der Enantiomeren einer ausgewählten Gruppe von sauren chiralen
Selektanden:
-
- a.) Synthese einer auf Chinin basierenden CSP
mit einer unsubstituierten Hydroxylgruppe an C9:
Die
Synthese dieses CSP wurde analog, wie für die tert-butylcarbamoylierte
CSP in Beispiel 1a.) beschrieben, durchgeführt, indem von der unmodifizierten
Chininbase anstelle von derem tert-butylcarbamoylierten Derivat
ausgegangen wurde. SO-Bedeckung: 0,32 mmol SO/g Silica.
- b.) Vergleich des chromatographischen Verhaltens der 0-unmodifizierten
Chinin CSP mit einer Standard-CSP (CSP I) des vorliegenden erfundenen
CSP Typs:
Die Anwendung einer 0-unmodifizierten CSP für die HPLC
Enantiotrennung ist bereits von Salvadori et al., Chromatrographia,
24 (1987) 671 beschrieben worden. Diese Gruppe berücksichtigte
und verwendete jedoch diese CSP nicht in dem Umkehrphasenverfahren
und als chirale Anionenaustauscher, sondern bewertete das Enantiotrennungspotential
nur in dem normalen Phasenverfahren.
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Wie aus Tab. 4 zu ersehen ist, ist
die Modifizierung an der C9 Hydroxylgruppe
die Richtmodulation in Bezug auf die deutliche Bindeart und Orientierung
der Selektand-Enantiomeren zu dem Selektormolekül. Diese starke Wirkung ist
in erster Linie der Carbamatfunktion aber auch der sperrigen tert-Butylgruppe
zuzuschreiben. Die Kombination dieser zwei antreibenden Gruppen
bewirkt eine deutliche Verbesserung bei der Stereotrennung, die
sich in einer extremen und daher unerwartet hohen Enantioselektivität zeigte,
die bei DNB-Leucin und DNB-Valin beobachtet wurde, bezogen auf die
Daten, die auf der unmodifizierten Chinin-CSP unter identischen
Versuchsbedingungen erhalten wurden. Insbesondere die umgekehrte
Reihenfolge der Elution, die bei diesen Enantiomerenpaaren gefunden
wurde, gibt Anlaß zur
Diskussion eines anderen Mechanismus, der für die chirale Erkennung für diese
Klasse von Selektanden verantwortlich ist. Die Fähigkeit zur Enantiotrennung
bei N-DNP-Aminosäuren
sind für
beide CSP vergleichbar, und es wurde auch ein identisches Verhalten,
was die Elutionsreihenfolge betrifft, beobachtet. Die Tendenz, kürzere Elutionszeiten
aufzuweisen, macht jedoch die Verwendung der in dieser Erfindung
gezeigten CSP attraktiver für
eine analytische und präparative Anwendung
als die des unmodifizierten Typs. Ferner ist die Tendenz, ein besseres
Enantiotrennungspotential aufzuweisen, nicht auf Analyten beschränkt, die
ausgesprochen pi-saure Substituenten tragen wie die N-DNB-Aminosäuren, sondern
umfaßt
auch einen breiten Bereich von moderaten pi-Säuren und anderen chiralen Säuren. Die
für die
Agrochemikalie Dichlorprop und das nicht steriodale entzündungshemmende
Arzneimittel Suprofen erhaltenen Trennfaktoren sind auf der carbamatmodifizierten
CSP signifikant verbessert. Die bei Binaphthylhydrogenphospat und
wichtigen N-geschützten
Aminosäuren
erhaltene ausgezeichnete Enantiotrennung zeigt die überlegenen
stereotrennenden Eigenschaften der in dieser Erfindung beschriebenen neuen
Klasse der chiralen Selektoren.
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Beispiel 11: Einfluß der N-Methylierung
des Carbamatwasserstoffs auf die Enantioselektivität: Vergleich
von auf N-methyl-tert-butyl-carbamoyliertem
Chinin basierender CSP (CSP X) mit der entsprechenden nicht-methylierten
CSP (CSP I):
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- a.) Die Synthese von N-methyl-tert-butyl-carbamoyliertem
Chinin (Vorläufer
von CSP X) wurde über
den Weg des aktiven Esters nach dem in Beispiel 8 a.) beschriebenen
Standard-Herstellungsprotokoll durchgeführt (physiko-chemische Eigenschaften
siehe Tab. 2). Das Pfropfen des Vorläufers auf Silica und das Abdecken
der Enden wurde nach den Protokollen des Beispiels 1b.) und c) durchgeführt. Die
SO-Bedeckung war vergleichbar mit der der nichtmethylierten congemeren
CSP I, nämlich
0,23 mmol/g Silica.
- b.) Chromatographiebedingungen:
Eine Mischung von 80% Methanol
und 20% 0,1 M Ammoniumacetat wurde als Standard-mobile Phase verwendet.
Der pH der Mischung (scheinbarer pH, pHa)
wurde auf 6,0 durch Zugabe von Eisessig von p. a. Qualität eingestellt.
Die Fließrate
betrug 1 ml/min, und die Temperatur wurde konstant bei 25°C mit einem Säulenthermostaten
gehalten. UV-Nachweis bei 254 nm beziehungsweise 205 nm war das
Standard-Nachweisverfahren.
- c.) Ergebnisse:
Wenn das in 8 wiedergegebene
Chromatogramm interpretiert wird, kann überzeugend gefolgert werden,
daß eine
ungestörte
und ungehinderte intermolekulare Wasserstoff-Brückenbindung über die
ideale Donor-Akzeptor-Gruppe eines Amidrestes an dem chiralen Selektor
und der Selektand-Verbindung in Zusammenarbeit mit räumlicher
Wechselwirkung und Ionenpaarbildung eine extrem hohe Enantioselektivität ergibt
(siehe 8A). Bei Verwendung
desselben Selektanden aber unter Ausschaltung der Wasserstoff-Brükkenbindung
durch Verwendung des N-methylierten Carbamoylselektors (siehe 8B) fällt die Enantioselektivität wesentlich
von α =
15,79 auf α =
1,59 ab. Diese Datengruppe zeigt das beeindruckende Potential der
Amidtyp CSPs basierend auf dem 9,11-subst.-10,11-Dihydrocinchonan Gerüst und somit
der Selektortypen, die Teil der vorliegenden Erfindung sind.
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Beispiel 12: Anwendung
von CSPs basierend auf 9,11-Subst.-DHC als chirale Anionenaustauscher
für die Trennung
von Enantiomeren von chiralen Säuren
durch HPLC:
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In den folgenden Tabellen 5 bis 10
sind eine Anzahl von Anwendungen unter Verwendung von CSPs basierend
auf Cinchonan-Derivaten, deren chemische Strukturen in 9 gezeigt sind, zusammengefaßt, die das
Potential der CSPs zeigen, die in Ionenaustauschverfahren unter
Verwendung wäßriger,
gepufferter mobiler Phasen zu verwenden sind.
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Beispiel 13: Trennung
von Aminosäure-Derivaten
durch Flüssigflüssig-Extraktion-Technik
und stereoselektive Ionenpaarbildung:
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Die enantioselektive Extraktion wurde
durch Zugabe eines chiralen Selektors oder Trägers (SO) mit dem 9,11-Subst.-DHC
Gerüst,
z. B. 0-(1-Adamantylcarbamoyl)-11-octadecylsulfinyl-10,11-dihydrochinidin oder
jedem anderen chiralen Extraktor der vorliegenden Erfindung (mehr
Details sind in Tab. 12 gezeigt), zu der Extraktphase erreicht,
die bevorzugt die Löslichkeit
von nur einem SA-Enantiomer
in dieser Phase erhöht, während das
andere SA-Enantiomer bevorzugt in der Raffinatphase verbleibt. Unterschiedliche
Verteilungsraten und Assoziations/Dissoziations-Konstanten der diastereomeren
SO-SA Molekülassoziate
in der Raffinat- und Extraktphase sind für das stereoselektive Trennverfahren
verantwortlich, was zu einer wirksamen optischen Trennung führt.
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Die Versuche mit der Zweiphasenverteilung
wurden mit der racemischen Mischung von DNB-Leu und einem äquimolaren
Verhältnis
von 0-(1-Adamantylcarbamoyl)-11-octadecylsulfinyl-10,11-dihydrochinidin
ausgeführt.
So wurden 0,75 ml einer 1 mM Lösung
der racemischen SAs in Ammoniumacetat-Puffer mit 0,15 ml einer 2,5
mM Lösung
des chiralen Selektors in Dodecan gemischt. Nach der Extraktion
und Phasentrennung wurde die Konzentration der einzelnen Enantiomeren
in der wäßrigen Donorphase
durch enantioselektive HPLC-Analyse unter Verwendung von CSP I bestimmt.
Die enantiomere Reinheit von DNB-D-Leu, das durch herkömmliche
Rückextraktion
der Raffinatphase erhalten wurde, war > 95% ee, und eine Gesamtausbeute von 70%
wurde in einem einzigen Extraktionsschritt erreicht.
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Die mit anderen in dieser Erfindung
gezeigten 9,11-Subst.-DHC Extraktoren und DNB-Leu erhaltenen Daten
der stereoselektiven Flüssig-flüssig-Extraktion
sind in Tab. 12 aufgeführt.
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