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Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zum Isolieren von normalen
nichtmenschlichen neuralen Epithelvorläuferzellen, die zu Zellreplikation,
-wachstum und langfristigem Kultivieren in vitro in der Lage sind, während sie
ihre Fähigkeit
zur Differenzierung in vitro und in vivo aufrechterhalten. Die Verfahren
zum Isolieren des normalen neuralen Epithelvorläuferzelltyps der vorliegenden
Erfindung resultieren in einer im Wesentlichen homogenen Population
von nichttransformierten, nichtonkogenen neuralen Epithelvorläuferzellen.
Daher betrifft die Erfindung ebenfalls normale neurale Epithelvorläuferzelllinien,
die von einem nichtmenschlichen Säugetier stammen. Die isolierten
neuralen Epithelvorläuferzellen
der Erfindung können
unter Einsatz der hierin beschriebenen Verfahren in Kultur aufrechterhalten
und expandiert werden.
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Beschreibung
von Offenbarungen auf dem Gebiet der Erfindung
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Das
Zentralnervensystem bei Säugetieren
ist entwicklungstechnisch gesehen von Neuroepithelzellen im Neuralrohr
abgeleitet (M. Murphy et al., J. Neurosci. Res. 25, 463–475 (1990);
siehe allgemein "Developmental
Biology", 4. Auflage;
S. Gilbert, Sinauer Associates, Inc. (1994); "Post Implantation Mammalian Embryos:
A Practical Approach";
A. J. Copp & D.
L. Cockroft (Hrsg.), Oxford University Press, New York (1990)).
In vivo wachsen und differenzieren sich Neuroepithelzellen zu verschiedenen
Typen von Neuronen- und Gliazellen als Reaktion auf bisher nicht
identifizierte Umweltfaktoren. Die Fähigkeit, bestimmte neurale
Vorläuferzellen
in vitro zu isolieren und aufrechtzuerhalten ist maßgeblich
für die
Identifikation dieser Faktoren. Darüber hinaus ist die Fähigkeit,
nichtonkogene neurale Zelltypen in frühen embryonalen Entwicklungsphasen
zu isolieren und expandieren, maßgeblich für den Erfolg von zellbasierten
Therapien, umfassend intrazerebrale Transplantation und Gentransfer (Gage
et al., TINS 14, 8328–8333
(1991); Mucke & Rockenstein,
Transgene 1, 3–9
(1993); Jiao et al., Brain Res. 575, 143–147 (1992)).
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Allgemein
gesagt gibt es zwei Typen von Zellkulturen zur Aufrechterhaltung
und Charakterisierung von Zellen des Säugetier-Nervensystems (J. E.
Bottenstein, "Growth
and Differentiation of Neural Cells in Defined Media", Cell Culture in
the Neurosciences, Bottenstein & Sato
(Hrsg.), 3–43
(1985)). Primärkultur
umfasst Gewebeexplantat und darauf folgende Kultur entweder der
dispergierten Zellen oder des explantierten Gewebes für die finite
Lebensdauer der dispergierten Zellen oder des Gewebes. Nach mehreren
Tagen in Kultur differenzieren sich die Zellen im Allgemeinen spontan
in eine Vielzahl von neuronalen Zelltypen (Cattaneo & McKay, Nature
347, 762–765
(1990)). Der primäre
Vorteil von dissoziierten Zellkulturen ist, dass einzelne Zelltypen
als Entsprechungen für
tatsächliche
In-vivo-Zelltypen untersucht werden können ("Developmental Biology of Cultured Nerve,
Muscle, and Glia",
David Shubert, John Wiley & Sons,
Inc. (1984)). Unter Verwendung von Primärkultur können heterogene Zellproben
isoliert werden, um repräsentative
Zellpopulationen uniformer Phänotypen
zu erhalten. Zahlreiche Populationen von Zellen, die aus explantiertem
Gewebe gewonnen sind, können
sich daher nur bis zu einer begrenzten Anzahl an Wiederholungen
teilen, was möglicherweise
auf In-vitro-Alterung (L. E. Orgel, Nature 243, 441–445 (1973))
oder auf ungeeignete Kulturbedingungen zurückzuführen ist.
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Kontinuierliche
Zellkultur stellt eine zweite Möglichkeit
von In-vitro-Zellkultivierung von Zellen des im Entwicklungsstadium
befindlichen Säugetier-Zentralnervensystems
dar (J. Bottenstein (1985), s.o.). Kontinuierliche Zellkultivierung
birgt den Vorteil von langfristiger Zellkultur und Lagerung. Da
die Vermehrung und Differenzierung von Neuroepithelzellen ein programmierter
Vorgang in vivo ist und Neuroepithelzellen, die in vitro kultiviert
werden, dazu neigen, sich nach einer begrenzten Anzahl an Teilungen
spontan zu differenzieren, war langfristige Kultur von Neuroepithelzellen
bisher auf virale oder onkogene Transformation angewiesen.
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Mehrere
Forschungsgruppen haben ihren Berichten zufolge multipotente Neuralzelllinien
durch retroviralen Gentransfer gebildet (Snyder et al., Cell 68,
33–51
(1992); Ryder et al., J. Neurobiol. 21, 356–375 (1990); Geller & Dubois-Dalq,
J. Cell Biol. 107, 1977–1986
(1988); Bartlett, Proc. Nat. Acad. Sci. USA 85, 3255–3259 (1988);
Birren & Anderson,
Neuron 4, 189–201
(1990); Evrad et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 87, 3062–3066 (1990);
und Frederikson et al., Neuron 1, 439–448 (1988)). Onkogene, die
im Allgemeinen verwendet werden, um Zellen aus dem sich entwickelnden
Nervensystem zu bilden, umfassen v-myc, SV40-T-Antigen und neu (Frederiksen
et al., Neuron 1, 439–448
(1988); Gao & Hatten,
Development 120, 1059–1070
(1994)). Die Zelllinien können
durch genotypische Änderungen,
umfassend die Expression von exogenen Genen wie beispielsweise lacZ
(Snyder et al. (1992), s.o.), identifiziert werden. Transformierte
Zelllinien können
aus Embryonalzellen in verschiedenen Entwicklungsstadien gebildet
werden. Snyder et al. bildeten ihre sich unbegrenzt vermehrenden
v-myc-Zellen aus der aus Zerebellumzellen gewonnenen äußeren Keimschicht
eines 13 Tage alten Embryos (Snyder et al. (1992), s.o.).
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Andere
verwendeten embryonale Karzinom-(EC-)Zellen, um neurale Differenzierung
zu untersuchen, da EC-Zellen in großen Mengen erhalten werden
und sich in Zellen verschiedener Phänotypen differenzieren können (B.
Edde & M. Darmon, "Neural Differentiation
of Pluripotent Embryonal Carcinoma Cells", Cell Culture in the Neurosciences,
Bottenstein & Sato
(Hrsg.), 273–285
(1985)).
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Virale
Transfektion und Onkogentransformation können das Zelldifferenzierungsprogramm
in spezifischen Stadien der Differenzierung ins Stocken bringen
(Frederiksen et al., Neuron 1, 439–448 (1988)). Diese Verfahren
resultieren auch in einer Änderung
der Eigenschaften von neuralen Vorläuferzellen. Großes T-Antigen-Onkogen
von SV40 verhinderte die Bildung von Körnerzellidentität (Gao & Hatten, Development
120, 1059–1070
(1994)). Aufgrund ihres transformierten Phänotyps und ihres Potentials
für invasives
Wachstum in vivo sind diese Zellen vermutlich für zellbasierte Therapien nicht
geeignet (Jiao et al., Brain Res., 143–147 (1992)).
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Erst
jüngst
wurden Hinweise darauf gefunden, dass es möglich sein sollte, die Differenzierung
von Neuroepithelzellen ins Stocken zu bringen und ungebrenzte Vermehrung
von nicht-transformierten neuralen Maus-Neurovorläuferzellen
in serumfreiem Medium, ergänzt
mit geeigneten Wachstumsfaktoren, zu ermöglichen (Loo et al., Science
236, 200–202
(1987); Loo et al., J. Neurosci. Res. 28, 101–109 (1991)). Anders als bei
Mausembryonalzellen, die in herkömmlichem,
Serum-ergänztem
Medium kultiviert werden, verlieren diese Zellen ihr Vermehrungspotential
nicht, was zu genetisch veränderten
Zelllinien führt
(Loo et al., Science 236, 200–202
(1987)). Forscher bildeten Zelllinien von 16 Tage alten Embryonen,
die einen absoluten Bedarf an abgeleitetem epidermalem Wachstumsfaktor
(EGF) aufweisen (Loo et al., J. Cell. Physiol. 139, 484–491 (1989)).
Eine sich unbegrenzt vermehrende Gliavorläuferzelllinie (SFME) wurde
in Gegenwart von EGF gebildet (Loo et al. (1978), s.o.). Zellen
wurden auch aus 10 Tage alten Mausembryonen isoliert, die einen
absoluten Bedarf an Fibroblasten-Wachstumsfaktor (FGF) aufwiesen
(Murphy et al., J. Neurosci. Res. 25, 463–475 (1994)).
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Serumfreie
Embryonalzellen, die den Maus-SFME-Zellen ähnlich sind, können von
menschlichem Embryonalgehirn in ähnlichen
Entwicklungsstadien unter Verwendung von EGF gewonnen werden (Loo
et al., J. Neurosci. Res. 28, 101–109 (1991)). Diese Zelllinien,
die aus 20–24
Wochen alten menschlichen Embryonen gewonnen worden waren, beendeten
jedoch ihre Vermehrung nach etwa 70 Populationsverdoppelungen (Loo et
al. (1991), s.o.). Auf EGF reagierende Zellen wurden auch im erwachsenen
Säugetier-Zentralnervensystem identifiziert
(Reynolds & Weiss,
Science 225, 1707–1710
(1992)). Es wurde erkannt, dass EGF das unbegrenzte Wachstum von
subventrikulären
neuralen Vorläuferzellen
aus erwachsenen Mauszellen und neuralen Retinavorläuferzellen
unterstützt
(Reynolds & Weiss
(1992), s.o.).
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Es
wurde gezeigt, dass basischer Fibroblasten-Wachstumsfaktor (bFGF)
ein potentes Mitogen für
bestimmte CNS-Populationen ist (Murphy et al. (1990), s.o.; Cattaneo & McKay (1990),
s.o.; Ghosh & Greenberg, Neuron
15, 89–103
(1995); und Vicario-Abejon et al., Neuron 15, 105–114 (1995)).
Auch scheint es, dass bFGF und Nervenwachstumsfaktor (NGF) zusammen
Vermehrung und Differenzierung von embryonalen Striatumneuronen
fördern
(Cattaneo & McKay
(1990), s.o.). Weder EGF noch FGF unterstützt jedoch Neuroepithelzellen,
die aus früheren
Entwicklungsstadien kultiviert wurden, wie beispielsweise Neuralrohr
von einem 9 Tage alten Rattenembryo.
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Gute
Zellkandidaten für
zellbasierte Therapieformen wie beispielsweise intrazerebrale Transplantation und
Gentransfer sind im Idealfall frei von genetischen Modifikationen
und leicht erhältlich.
Weiters weisen gute Kandidaten verlängertes In-vivo-Überleben und nicht-invasives
Wachstum auf (Gage et al., TINS 14, 328–333 (1991)). Erst jüngst wurden
sich unbegrenzt vermehrende neurale Vorläuferzellen als ein Träger für die örtliche Zufuhr
von NGF in das Gehirn verwendet (Martinez-Serrono, Neuron 15, 473–484 (1995)).
Die NGF-sekretierenden Zellen exprimierten ein Transgen und sekretierten
bioaktiven Nervenwachstumsfaktor in ausreichenden Konzentrationen,
um cholinerge Neuronenatrophie in transplantierten Ratten umzukehren
(Martinez-Serrono et al. (1995), s.o.). Diese Zellen waren in der
Lage, bis zu 10 Wochen nach der Transplantation zu überleben
und altersbedingte kognitive Beeinträchtigungen im Modell umzukehren.
Eine andere Forschungsgruppe transplantierte menschliches fötales Mittelhirngewebe
in den Nucleus caudatus von Patienten mit Parkinson-Krankheit (Spencer
et al., New England J. Med. 327, 1541–1548 (1992)). Intrazerebrale
Transplantation wurde mit nicht-neuronalen Zelltypen wie Fibroblasten
(Gage et al., Trends Neurosci. 14, 328–333 (1991); Gage & Fisher et al.,
Neuron 6, 1–12
(1991); Fisher, Neurochem. Int. 25, 47–52 (1994)) und Primärmuskelzellen
(Jiao et al., 575, 143–147
(1992)) durchgeführt,
zum Teil um die Möglichkeit
von Tumorwachstum und Helper-Virus-Kontamination zu vermeiden, die
unbegrenzt vermehrende Primärneuronalzellen
in vivo beeinflussen könnte.
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Andere
verwendeten genetisch veränderte,
Polymer-verkapselte Zellen, um in Rattenmodellen menschliches Nervenwachstumsfaktor-Transgenprodukt
zuzuführen
(Winn et al., Proc. Natl. Acad. Sci. 91, 2324–2328 (1994); Hoffman et al.,
Experimental Neurology 122, 100–106
(1993); Maysinger et al., Neurochem. Int. 24, 495–503 (1994)).
Polymer-Einkapselung ermöglicht
die Diffusion von Makromolekülen
und gestattet Nährstofffreilegung
(Winn et al. (1994), s.o.).
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Snyder
et al. zeigten, dass frühe
embryonale Vorläuferzellen
als Transplantate akzeptiert werden und an der Entwicklung von Mauszerebellum
teilnehmen können
(Snyder et al., Cell 68, 33–51
(1992)).
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Aus
diesem Grund besteht für
zahlreiche verschiedene Zwecke, umfassend zellbasierte Therapien, Bedarf
an normalen neuralen Epithelzellen aus einem frühen embryonalen Entwicklungsstadium,
die sowohl in vitro als auch in vivo zu Replikation und Expansion
in der Lage sind.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Nun
wurde erkannt, dass ein neuraler Vorläuferzelltyp aus nichtmenschlichem
embryonalem Säugetierneuralgewebe
isoliert werden kann, der zu kontinuierlicher In-vitro-Zellkultivierung in der Lage ist.
Dieser Zelltyp, der in serumfreier Kultur aus nichtmenschlichem
embryonalem Neuralgewebe isoliert wird, reagiert nicht auf epidermalen
Wachstumsfaktor, weist keine Phänotypenaberration
aufgrund von viraler Transfektion oder onkogener Transformation
auf und kann in kontinuierlicher Kultur aufrechterhalten werden,
ohne eine Wachstumskrise, Alterung oder spontane Differenzierung
zu erfahren. Dieser Zelltyp wurde als eine neurale Epithelvorläuferzelle
(NEP-Zelle) identifiziert, die das Zwischenprodukt Filamentprotein
Nestin exprimiert. Die vorliegende Erfindung stellt daher ein Verfahren
zum Isolieren eines normalen neuralen Epithelvorläuferzelltyps
aus einem sich entwickelnden nichtmenschlichen Säugetierembryo bereit.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung kann, wenn Neuralgewebe aus dem sich entwickelnden nichtmenschlichen
Säugetier-Zentralnervensystem
im Null-Somit-Entwicklungsstadium,
das der Entwicklung eines Rattenembryo am 9. Tag ent spricht, in
Gegenwart von embryonalen Schwannschen Zellen oder von mit embryonalen
Schwannschen Zellen konditioniertem Medium kultiviert wird, ein
neuraler Epithelvorläuferzelltyp isoliert
werden, der in kontinuierlicher Kultur in serumfreiem Medium aufrechterhalten
werden kann. Daher stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren
zum Isolieren eines normalen neuralen Epithelvorläuferzelltyps bereit,
umfassend die Schritte des Kultivierens von Neuralgewebe aus einem
nichtmenschlichen Säugetierembryo
im Null-Somit-Entwicklungsstadium in Gegenwart von embryonalen Schwannschen
Zellen oder mit embryonalen Schwannschen Zellen konditioniertem
Medium und des Isolierens der normalen neuralen Epithelvorläuferzellen.
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Die
Erfindung stellt weiters den normalen neuralen Epithelvorläuferzelltyp
bereit, der gemäß den Verfahren
der vorliegenden Erfindung isoliert wurde. Die neurale Epithelzelllinie
der vorliegenden Erfindung stammt von einem nichtmenschlichen Säugetier.
Gemäß einem
Aspekt der vorliegenden Erfindung wird Neuralrohr von einem Rattenembryo
am 9. Tag seiner Entwicklung gemäß den Verfahren
der vorliegenden Erfindung kultiviert. Gemäß diesem Aspekt der vorliegenden
Erfindung wird eine neurale Epithelvorläuferzelllinie, abstammend von
Ratten, erhalten.
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Die
Erfindung stellt weiters ein Verfahren zur langfristigen Kultur,
Expansion und Aufrechterhaltung der Zelllinien der vorliegenden
Erfindung bereit. Gemäß den Verfahren
der vorliegenden Erfindung kann der normale neurale Epithelvorläuferzelltyp
in langfristigen Kulturen aufrechterhalten werden. Vorzugsweise
werden die Zellen auf Platten, die mit Laminin beschichtet sind,
oder auf extrazellulären
Matrixmaterialien, die Laminin enthalten, kultiviert.
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Die
Erfindung betrifft weiters Zusammensetzungen, die die normalen neuralen
Epithelvorläuferzellen der
vorliegenden Erfindung umfassen. Die Zusammensetzungen der vorliegenden
Erfindung werden in einem pharmazeutisch annehmbaren Vehikel formuliert.
In einer Ausführungsform
ist das pharmazeutisch annehmbare Vehikel eine ausgeglichene Salzlösung. In
einer weiteren Ausführungsform
ist das phar mazeutisch annehmbare Vehikel ein festes oder halbfestes,
gelatinöses
oder viskoses Trägermedium.
Bevorzugte gelatinöse Vehikel
umfassen Collagen und Hydrogele, gegebenenfalls ergänzt mit
den relevanten extrazellulären
Matrixproteinen wie beispielsweise Laminin, und können die
geeigneten Wachstumsfaktoren umfassen. Solche Zusammensetzungen
sind zur Transplantation entweder in das periphere Nervensystem
oder in das Zentralnervensystem geeignet.
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Kurzbeschreibung
der Zeichnungen
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1A–1F.
Neurale Epithelvorläufer-(NEP-)Zellen,
die gemäß den hierin
beschriebenen Verfahren isoliert worden waren, wurden in Gegenwart
und Abwesenheit von verschiedenen Faktoren kultiviert. In 1A wurden
Zellen in F12/DME, ergänzt
mit Rinderhypophysenextrakt (2 μg/ml),
Forskolin (5 μM),
Insulin (10 μg/ml)
und Transferrin (10 μg/ml)
(Bahn 4F), oder in demselben Medium, jedoch ohne i) Rinderhypophysenextrakt
(Bahn BPE), ii) Forskolin (Bahn For) und iii) Insulin (Bahn Ins),
gezüchtet.
Die 1B–1E beschreiben
die Resultate des Kultivierens von NEP-Zellen in F12/DME, das Rinderhypophysenextrakt
(BPE), Insulin, Heregulin (1 nM), Vitamin E (5 μg/ml), Progesteron (3 nM), Transferrin
(10 μg/ml)
und Forskolin enthielt, in mit Laminin beschichteten Wells in Gegenwart
steigender Konzentrationen von Forskolin und Rinderhypophysenextrakt
(1B), Insulin (1C), Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktoren
I und II (1D), Nervenwachstumsfaktor und
epidermalem Wachstumsfaktor (1E). NEP-Zellen
in 1F wurden in F12/DME, das Rinderhypophysenextrakt
(BPE) (2 μg/ml),
Insulin (10 μg/ml),
Heregulin (1 nM), Vitamin E (5 μg/ml),
Progesteron (3 nM), Transferrin (10 μg/ml) und Forskolin (5 μM) enthielt,
auf Laminin-beschichteten Platten und in Gegenwart oder Abwesenheit
von aus Blutplättchen
gewonnenem Wachstumsfaktor (PDGF), Interleukin 1B (IL-1B), Interleukin
11 (IL-11), menschlichem Hepatozytenwachstumsfaktor (hHGF) und Neurotrophin
3 (NT-3) kultiviert.
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2A–2B.
NEP-Zellen wurden in DME/F12, das Insulin, Transferrin, Rinderhypophysenextrakt, Forskolin,
Progesteron und Vitamin E umfasste, gezüchtet und den angegebenen Konzentrationen
von Heregulin oder transformierendem Wachstumsfaktor β (2A)
oder saurem oder basischem Fibroblastenwachstumsfaktor (2B)
ausgesetzt.
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Detaillierte
Beschreibung der bevorzugten Ausführungsformen
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Definitionen
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Die
Bezeichnung "normal", sofern sie in Verbindung
mit einem neuralen Epithelvorläuferzelltyp
der vorliegenden Erfindung verwendet wird, bezieht sich auf einen
Zelltyp, der keine Phänotypenaberration
aufgrund von viraler Transfektion oder onkogener Transformation
aufweist. Der normale Zelltyp der vorliegenden Erfindung kann in
kontinuierlicher Kultur aufrechterhalten werden, ist zu Replikation,
Expansion und langfristiger Kultur in vitro in der Lage, während er
seine Fähigkeit
zur Differenzierung in vitro und in vivo beibehält, ohne eine Wachstumskrise,
Alterung oder spontane Differenzierung zu erfahren. Solche Zelltypen
sind von Zelllinien zu unterscheiden, die nur nach Infektion mit
einem transformierenden Vehikel wie beispielsweise Adenovirus, SV40,
ras oder c-myc unbegrenztes Vermehrungspotenial aufweisen und zu
langfristiger kontinuierlicher Kultur in der Lage sind. Normale
Zelllinien sind nicht-onkogen. Unter nicht-onkogen wird verstanden, dass
die Zelle nicht zu Tumoren führt,
wenn sie in syngenetische oder immungeschwächte Tiere injiziert wird.
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Eine "Zelllinie" gemäß der vorliegenden
Erfindung ist eine im Wesentlichen homogene Gruppe oder Population
von Zellen, die mittels Kultivieren einer Zellprobe aus einem Gewebe
oder Organ gewonnen werden. Unter "im Wesentlichen homogen" wird eine Population
von Zellen verstanden, die aufgrund von gemeinsamer/n Abstammung(en)
im Allgemeinen phänotypisch
und genotypisch identisch sind. Es gilt anzumerken, dass solche
uniformen Zellpräparate
aufgrund von natürlichen
Mutations veränderungen
(allelische Variationen), die Veränderungen im Phänotyp in
der Zellpopulation verursachen können,
unterschiedlich ausfallen können.
Solche natürliche
Veränderungen
sind innerhalb der Definition von "im Wesentlichen homogen" und folglich auch
in der Definition von hierin definierten Zelllinien umfasst. Vorzugsweise
bedeutet "im Wesentlichen
homogen", dass zwischen
etwa 90% und 100%, und vorzugsweise 99% bis 100%, der Zellen in
der Population identische Zellen sind.
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"Immortalisierung" ist die Transformation
einer Zellkultur in vitro in einen Stamm mit unbegrenztem Wachstumspotential.
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"Neurale Epithelvorläufer-(NEP-)Zellen" werden durch die
Expression. des Zwischenprodukts Filamentprotein Nestin identifiziert
(Frederickson & McKay,
J. Neurosci. 8, 1444–1151
(1988); Lendahl et al., Cell 60, 585–595 (1990); Cattaneo & McKay, Nature
347, 762–765
(1990); S. Hockfield & R.
D. G. McKay, J. Neurosci. 5, 3310–3328 (1995)). Die Expression
von Nestin unterscheidet neurale Epithelvorläuferzellen von stärker differenzierten
Zellen, die vom Neuralrohr abstammen (Lendahl et al., Cell 60, 585–595 (1990);
Reynolds & Weiss,
Science 225, 1707–1710
(1992)). Die Zellen werden aus Neuralgewebe isoliert, das in Bezug
auf seine Entwicklung dem Neuralrohr eines 9 Tage alten Rattenembryos
entspricht. Weder EGF noch FGF sind für NEP-Zellen mitogen, und sie
differenzieren sich zu einer Vielzahl neuraler Zelltypen in Gegenwart
von basischem Fibroblasten-Wachstumsfaktor und Forskolin.
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Unter "entsprechender Entwicklung" wird verstanden,
dass eine bestimmte Quelle embryonalen Gewebes aus einem sich entwickelnden
nichtmenschlichen Säugetierembryo
in einem entsprechenden embryonalen Entwicklungsstadium gewonnen
wird. Embryonale Entwicklung kann zwischen verschiedenen Spezies mittels
des Auftretens unterschiedlicher morphologischer Eigenschaften verglichen
werden. Diese kann aufgrund des Gestationsalters unterschieden werden,
da sich der Zeitpunkt des Auftretens grundlegender morphologischer
Eigenschaften bei verschiedenen Spezies unterscheidet. Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird nichtmenschliches embryonales Säugetiergewebe in einem Stadium
erhalten, das dem embryonalen Null-Somit-Entwicklungsstadium entspricht.
Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird ein nichtmenschlicher Säugetierembryo erhalten, der
in Bezug auf seine Entwicklung einem Rattenembryo am 9. Tag der
embryonalen Entwicklung entspricht. Gemäß der vorliegenden Erfindung
wird der 9. Tag des Rattenembryos durch zweistündige Paarung männlicher
und weiblicher Ratten zwischen 8.00 und 10.00 Uhr und unverzügliches
Untersuchen auf einen Paarungspfropfen gemessen. Der Tag, an dem
der Paarungspfropfen gefunden wird, wird als Tag Null der Gestation
definiert. Bei anderen nichtmenschlichen Säugetierspezies jedoch ist es
nicht der Gestationstag, der von Bedeutung ist, sondern das Entwicklungsstadium
des Embryos. Daher wird gemäß der vorliegenden
Erfindung der Ratten-E9-Embryo oder der Embryo einer anderen nichtmenschlichen
Spezies im entsprechenden Entwicklungsstadium verwendet. Der Ratten-E9-Embryo
befindet sich im Allgemeinen im Null-Somit-Entwicklungsstadium, das durch das Auftreten
der Primitivrinne und der Allantois in Verbindung mit der Amnionbildung
gekennzeichnet ist. Für
entsprechende Entwicklungsstadien bei anderen Säugetierembryonen wird der Leser
auf M. H. Kaufman, "Morphological
Stages of Post Implantation Embryonic Development", in: Post implantation
Mammalian Embryos: A Practical Approach, A. Copp & D. Cockcroft
(Hrsg.), Oxford University Press, New York, 81–91 (1990); Downs & Davies 118, 1255–1266 (1993);
Fujinaga & Baden,
Teratology 45, 661–670
(1992); und R. O'Rahilly & F. Müller, "Developmental Stages
in Human Embryos",
Carnegie Institution of Washington, Veröffentlichungs-Nr. 637, Carnegie
Institute, Washington DC (1987), verwiesen.
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Eine "Schwannsche Zelle" ist eine Zelle,
die von der Neuralleiste abstammt, die in situ eine ununterbrochene
Hülle rund
um jede Nervenfaser peripherer Nerven bildet. Eine Schwannsche Zelle
kann als solche durch Nachweisen der Gegenwart eines oder mehrerer
Schwannschen-Zell-Marker wie beispielsweise von saurem Gliafaserprotein
(GFAP) oder S100-Protein, z.B. unter Verwendung von Antikörpern gegen
diese Marker, identifiziert werden. Weiters weisen Schwannsche Zellen
eine charakteristische Morphologie auf, die durch Mikroskopuntersuchung
von Kulturen davon nachgewiesen werden kann. Isolierte Schwannsche
Zellen können
auch aufgrund der Aufrechterhaltung von differenzierten Schwannschen
Zell-Funktionen bewertet werden, wie beispielsweise aufgrund der
Fähigkeit,
sich mit sensorischen Neuronen in Kultur zu assoziieren, oder der
Fähigkeit,
Myelin oder Myelin-verwandte Proteine wie beispielsweise Po und
Myelin-assoziiertes Glykoprotein (MAG) zu produzieren. Eine "embryonale Schwannsche
Zelle" ist eine
Schwannsche Zelle oder ein Vorläufer
einer Schwannschen Zelle, die/der aus einem nichtmenschlichen Säugetierembryo
isoliert wird, der sich in einem dem Rattenembryo im Stadium vom
14. Tag bis hin zur Geburt entsprechenden Entwicklungsstadium befindet.
Vorzugsweise wird die embryonale Schwannsche Zelle aus einem nichtmenschlichem
Säugetier
in einem Entwicklungsstadium isoliert, das jenem eines Rattenembryos
vom 14. Tag bis zum 18. Tag entspricht, und am meisten bevorzugt
jenem eines Rattenembryos am Tag 15.
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Die
Bezeichnungen "Zellkulturmedium" und "Kulturmedium" beziehen sich auf.
eine Nährlösung, die zum
Züchten
von Säugetierzellen
verwendet wird und typischerweise zumindest eine Komponente aus
einer oder mehreren der folgenden Kategorien bereitstellt:
- 1) eine Energiequelle, üblicherweise in Form eines
Kohlenhydrats wie beispielsweise Glucose;
- 2) alle essenziellen Aminosäuren,
und üblicherweise
die Grundauswahl von zwanzig Aminosäuren plus Cystin;
- 3) Vitamine und/oder andere organische Verbindungen, die in
geringen Konzentrationen erforderlich sind;
- 4) freie Fettsäuren;
und
- 5) Spurenelemente, worin Spurenelemente als anorganische Verbindungen
oder natürlich
vorkommende Elemente definiert sind, die typischerweise in sehr
geringen Konzentrationen benötigt
werden, üblicherweise
im mikromolaren Bereich.
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Die
Nährlösung kann
gegebenenfalls wie hierin beschrieben mit einer oder mehreren Komponenten aus
jeder beliebigen der folgenden Kategorien ergänzt sein:
- 1)
einem oder mehreren mitogenen Mitteln;
- 2) Salzen und Puffern wie beispielsweise Calcium, Magnesium
und Phosphat;
- 3) Nucleosiden und Basen wie beispielsweise Adenosin und Thymidin,
Hypoxanthin; und
- 4) Protein- und Gewebehydrolysaten.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung ist das Zellkulturmedium im Allgemeinen "serumfrei", was bedeutet, dass
das Medium im Wesentlichen frei von Serum aus jeglicher Säugetierquelle
ist (z.B. fötales
Rinderserum [FBS]). Unter "im
Wesentlichen frei" wird
verstanden, dass das Zellkulturmedium zwischen etwa 0–5 Vol.-%
Serum, vorzugsweise zwischen etwa 0–1 Vol.-% Serum, und am meisten
bevorzugt zwischen etwa 0–0,1
Vol.-% Serum, umfasst.
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Ein "mitogenes Mittel" oder "Wachstumsfaktor" ist ein Molekül, das Mitose
des bestimmten Zelltyps, der untersucht wird, stimuliert. Im Allgemeinen
fördert
das mitogene Mittel oder der Wachstumsfaktor das Überleben
und/oder die Vermehrung des Zelltyps in Zellkultur. Beispiele für mitogene
Mittel umfassen Rse/Axl-Rezeptoraktivatoren;
Aktivatoren von einem oder mehreren Mitgliedern der erbB-Rezeptorfamilie;
Mittel, die cAMP-Konzentrationen im Kulturmedium erhöhen (z.B.
Forskolin, Choleratoxin, cAMP oder Analoga davon); Adhäsionsmoleküle wie beispielsweise
neurales Zelladhäsionsmolekül (N-CAM),
Laminin oder Fibronectin; Progesteron; neurotrophe Faktoren wie
aus dem Gehirn gewonnener neurotropher Faktor (BDNF) und ziliärer neurotropher
Faktor (CNTF); Neurotrophin-3, -4, -5 oder -6 (NT-3, NT-4, NT-5
oder NT-6); oder einen Nervenwachstumsfaktor wie beispielsweise
NGF-β; aus
Blutplättchen
gewonnenen Wachstumsfaktor (PDGF); epidermalen Wachstumsfaktor (EGF);
Fibroblasten-Wachstumsfaktor wie sauren FGF (aFGF) und basischen
FGF (bFGF); transformierenden Wachstumsfaktor (TGF) wie beispielsweise
TGF-α und
TGF-β, umfassend
TGF-β1,
TGF-β2,
TGF-β3,
TGF-β4 oder
TGF-β5;
Insulin-ähnliche
Wachstumsfaktoren, umfassend IGF-I, IGF-II und des(1-3)-IGF-I (Gehirn-IGF-I);
Insulin-ähnliche
Wachstumsfaktor-Bindungsproteine wie bei spielsweise IGFBP-1, -2,
-3, -4, -5 oder -6; und Hormone wie beispielsweise Östrogen,
Testosteron, Progesteron, Schilddrüsenhormon und Insulin.
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"Pharmazeutisch annehmbare" Träger oder
Vehikel sind solche, die für
Säugetiere,
die diesen bei den verwendeten Dosierungen und Konzentrationen ausgesetzt
werden, nichttoxisch sind. Häufig
ist der pharmazeutisch annehmbare Träger eine wässrige pH-gepufferte Lösung. Beispiele
für pharmazeutisch
annehmbare Träger
umfassen Puffer wie Phosphat, Citrat oder andere organische Säuren; Antioxidanzien
umfassend Ascorbinsäure;
niedermolekulare Polypeptide (mit weniger als etwa 10 Resten); Proteine
wie beispielsweise Serumalbumin, Gelatine oder Immunglobuline; hydrophile
Polymere wie beispielsweise Polyvinylpyrrolidon; Aminosäuren wie
beispielsweise Glycin, Glutamin, Asparagin, Arginin oder Lysin;
Monosaccharide, Disaccharide und andere Kohlenhydrate umfassend
Glucose, Mannose oder Dextrine; Chelatbildner wie beispielsweise
EDTA; Zuckeralkohole wie beispielsweise Mannit oder Sorbit; salzbildende
Gegenionen wie Natrium; und/oder nichtionische Tenside wie Tween,
Pluronics oder Polyethylenglykol (PEG). Pharmazeutisch annehmbare
Träger
oder Vehikel umfassen auch halbfestes, gelatinöses oder viskoses Trägermedium.
Beispiele for solche gelatinöse
Träger
oder Vehikel umfassen Collagen, Collagen-Glykosaminoglykan, Fibrin,
Polyvinylchlorid, Polyaminosäure
wie beispielsweise Polylysin oder Polyornithin, Hydrogele, Agarose,
Dextransulfat und Silicon. Pharmazeutisch annehmbare Vehikel, die
zur Transplantation von sich entwickelnden Nervenzellen geeignet sind,
können
beispielsweise in der Internationalen Veröffentlichung Nr. WO 92/03536
gefunden werden.
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Eine
Erkrankung oder Störung
des Nervensystems umfasst traumatische Läsionen (z.B. durch physische
Verletzungen oder Chirurgie oder durch Druckverletzungen verursacht);
ischämische
Läsionen
(z.B. Gehirn- oder Rückenmarksinfarkt
und -ischämie);
maligne Läsionen;
Infektionsläsionen
(z.B. aufgrund eines Abszesses oder in Verbindung mit Infektionen
durch menschliches Immunschwächevirus,
Borreliose, Tuberkulose, Syphilis oder Herpesinfektion); degenerative
Läsionen
(z.B. assoziiert mit Parkinson-Krankheit, Alzheimer-Krankheit, Huntington-Chorea
oder amyotropher lateraler Sklerose); Läsionen, die mit Ernährungskrankheiten
oder -störungen
assoziiert sind (z.B. Vitamin-B12-Mangel, Folsäure-Mangel, Wernicke-Krankheit, Tabak-Alkohol-Amblyopie,
Marchiafava-Bignami-Syndrom und alkoholbedingte Degeneration des
Zerebellums); neurologische Läsionen,
die mit systemischen Krankheiten assoziiert sind (z.B. assoziiert
mit Diabetes, systemischem Lupus erythematodes, Karzinomen oder
Sarkoidose); durch toxische Substanzen verursachte Läsionen (z.B.
Alkohol, Blei oder Neurotoxin); und Demyelinisierungsläsionen (z.B.
assoziiert mit multipler Sklerose, menschlicher Immunschwächevirus-assoziierter Myelopathie,
transverser Myelopathie verschiedener Ätiologie, progressiver multifokaler
Leukoenzephalopathie und zentraler pontiner Myelinolyse).
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Die
Bezeichnung "Behandlung" im Rahmen der vorliegenden
Erfindung schließt
therapeutische Behandlung sowie prophylaktische Behandlung oder
unterdrückende
Maßnahmen
von bzw. gegen Erkrankungen oder Störungen ein. Somit resultiert
im Fall von Alzheimer-Krankheit erfolgreiche Verabreichung eines
Mittels vor Ausbruch oder während
des Verlaufs der Erkrankung in einer "Behandlung" der Krankheit, unabhängig davon,
ob diese mit verzögertem
oder verhindertem Ausbruch der Erkrankung verbunden ist oder nicht,
sofern mit der Verabreichung ein eindeutiger klinischer Nutzen einhergeht.
Solch ein Nutzen kann jeder beliebiger Nutzen sein, umfassend, jedoch
nicht beschränkt
auf, Verringerung einer Nebenwirkung einer anderen Therapie oder
Verschwinden eines Symptoms. Beispielsweise wird unter "Behandlung" der Erkrankung die
erfolgreiche Verabreichung des Wirkstoffes nach klinischen Anzeichen
der Erkrankung zur Bekämpfung
der Symptome der Erkrankung verstanden. "Behandlung" umfasst auch die Verabreichung des
Wirkstoffes nach dem Auftreten der Erkrankung zur Bekämpfung der
Erkrankung. Erfolgreiche Verabreichung des Wirkstoffes nach Entstehung
und nachdem sich klinische Symptome entwickelt haben, mit möglichem
Rückgang
der klinischen Symptome und eventuell einer Verbesserung der Erkrankung,
ist ebenfalls in der "Behandlung" der Krankheit inbegriffen.
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Die
Bezeichnung "Säugetier
betrifft jegliches nichtmenschliche Säugetier, das als Säugetier
klassifiziert ist, umfassend nichtmenschliche Primaten, Rinder,
Pferde, Hunde, Schafe und Katzen.
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Arten der
Durchführung
der Erfindung
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Fachleuten
wird ersichtlich sein, dass für
die In-vitro-Kultur der neuralen Epithelvorläuferzellen der vorliegenden
Erfindung herkömmliche
aseptische Zellkulturverfahren in Verbindung mit den Verfahren der
vorliegenden Erfindung einzusetzen sind. Die Erfindung wird nun
unter Verweis auf diese und auf andere Zellkulturverfahren beschrieben.
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Zur
Isolierung der normalen neuralen Epithelvorläuferzellen (NEP-Zellen) der
vorliegenden Erfindung wird Säugetier-Neuralgewebe
aus einem nichtmenschlichen Säugetier
im Null-Somit-(0-Somit-)Entwicklungsstadium erhalten. Dieses Entwicklungsstadium
des Embryos ist durch das Auftreten der Neuralrinne, der sich entwickelnden
Allantois und der Amnionbildung gekennzeichnet. Dieses Stadium geht
dem Auftreten der ersten Somiten voran und ist im Allgemeinen durch
das Auftreten der Neuralplatte zu erkennen. Gemäß der vorliegenden Erfindung
ist dieses Stadium in Bezug auf die Entwicklung mit dem neunten
Tag der embryonalen Entwicklung einer Ratte gleichzusetzen: Daher
wird gemäß der vorliegenden
Erfindung Rattenneuralgewebe vom 9. Entwicklungstag des Embryos
oder entwicklungstechnisch gesehen gleichwertiges Neuralgewebe von anderen
nichtmenschlichen Säugetierspezies
verwendet. Gemäß einem
bevorzugten Aspekt der Erfindung wird embryonales Neuralgewebe am
9. Tag der Rattenembryoentwicklung zwischen 15.00 und 16.00 Uhr
oder hinsichtlich der Entwicklung entsprechendes Neuralgewebe von
einer anderen Säugetierspezies
verwendet.
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Fachleute
werden erkennen, dass Säugetierembryonen ähnlichen
Entwicklungsmustern folgen, die als einzelne morphologische Stadien
identifiziert werden können.
Die Stadien werden im Großen
und Ganzen durch den Tag des Auftretens der be stimmten morphologischen
Eigenschaft, wie beispielsweise der Neuralplatte, identifiziert.
Der Zeitpunkt des Auftretens grundlegender morphologischer Eigenschaften
variiert jedoch von Spezies zu Spezies. Demgemäß wird embryonales Neuralgewebe
knapp vor dem Auftreten der ersten Somiten isoliert. Dieses Stadium
wird üblicherweise
als das "Null-Somit"- oder "0-Somit"-Entwicklungsstadium bezeichnet.
Bei der Rattenspezies treten die ersten Somiten zwischen dem 9.
und dem 10. Tag der embryonalen Entwicklung auf, und sich entwickelndes
Neuralgewebe wird am neunten Entwicklungstag, knapp vor dem Auftreten
der ersten Somiten, gewonnen. Die Mausspezies ist der Rattenspezies
in Bezug auf ihre Entwicklung hinsichtlich des Auftretens derselben
grundlegenden Eigenschaften 1,5 bis 2 Tage voraus. Demgemäß treten
bei der Mausspezies die ersten Somiten etwa am achten Tag der Embryonalentwicklung
auf. Daher wird bei der Mausspezies Neuralgewebe im Allgemeinen
etwa zwischen dem sechsten und etwa dem achten Tag der Mausembryonalentwicklung
erhalten.
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Neuralgewebe,
das vom Embryo gewonnen wurde, der in Bezug auf seine Entwicklung
dem E9-Rattenembryo entspricht, wird im Allgemeinen aus dem sich
entwickelnden Embryo mittels Sezierung unter Verwendung von Verfahren,
die für
Fachleute üblicherweise
erhältlich
sind, isoliert. Fachleute auf dem Gebiet der Säugetierentwicklungsbiologie
sind in der Lage, das Neuralgewebe unter Verwendung von Standardverfahren auf
diesem Gebiet zu identifizieren und zu isolieren. Im Allgemeinen
wird mikroskopische Sezierung verwendet, um den Schwanzteil des
Embryos abzutrennen, woraufhin das Entfernen des Mesoderms und Endoderms im
Entwicklungsstadium folgt. Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird das verbleibende Neuralgewebe verwendet, und vorzugsweise
wird das Neuralrohr verwendet.
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Neuralgewebe
und vorzugsweise Neuralrohr vom sich entwickelnden Embryo im Ratten-E9-Stadium oder
dem entwicklungstechnisch gesehenen gleichwertigen Stadium wird
in Gegenwart embryonaler Schwannscher Zellen, oder vorteilhaft in
Gegenwart von Kulturmedium, das aus der In-vitro-Kultur embryonaler Schwannscher
Zellen gewonnen wurde, kultiviert. Embryonale Schwannsche Zellen
werden mittels der hierin beschriebenen Verfahren oder mittels Verfahren,
die Fachleuten bekannt sind, isoliert. Die embryonalen Schwannschen
Zellen können
eine Primär-
oder Sekundärkultur
oder eine sich kontinuierlich fortgepflanzte Linie, wie hierin beschrieben,
sein. Darüber
hinaus können
kontinuierliche embryonale Schwannsche Zelllinien, die mittels viraler
Transformation oder Onkogentransfektion erhalten wurden, als eine
Quelle für
embryonale Schwannsche Zellen oder für mit embryonalen Schwannschen
Zellen konditionierte Medien verwendet werden. Alternativ dazu können die
embryonalen Schwannschen Zellen ein Schwannom sein, wie es beispielsweise von
(Ansselin & Corbeil,
In Vitro Cell Dev. Biol. 31, 253–254 (1995); Brockes et al.,
Brain Res. 277, 389–392 (1979);
Morrissey et al., J. Neurosci. 11(8), 2433–2442 (1991); Peulve et al.,
Exp. Cell. Res. 214, 543–550 (1994);
Rutkowski et al., Ann. Neurol. 31, 580–586 (1992); Watabe et al.,
J. Neuropathol. Exp. Neurol. 49, 455–467 (1990)) beschrieben wird.
Embryonale Schwannsche Zellen und Verfahren zur Gewinnung dieser Zellen
sind Fachleuten bekannt (Messing et al., J. Neurosci. 14, 3533–3539 (1994)).
Die gleichzeitig anhängige US-Patentanmeldung
Nr. 08/435.436, eingereicht am 10. Mai 1995, beschreibt ein beispielhaftes
Verfahren zur Gewinnung von Kulturen embryonaler Schwannscher Zellen.
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Bei
der Gewinnung Schwannscher Zellen oder der Auswahl von Nervengewebe,
das Schwannsche Zellen umfasst (z.B. peripheres Nervengewebe), zur
Isolierung der Schwannschen Zellen ist es wichtig, dass die Zellen
von einem embryonalen nichtmenschlichen Säugetier gewonnen sind. Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird eine embryonale Schwannsche Zelle aus einem nichtmenschlichen
Säugetier
in einem Entwicklungsstadium gewonnen, das der Rattenembryonalentwicklung
am Tag 14 oder jedem anderen beliebigen Stadium danach bis zum letzten
Tag embryonaler Entwicklung entspricht. Vorzugsweise werden Schwannsche Zellen
verwendet, die in ihrer Entwicklung dem Rattenembryo am Tag 15 entsprechen.
Geeignete Gewebequellen umfassen beispielsweise Ganglien der dorsalen
Rückenmarkswurzel.
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In
einem bevorzugten Aspekt der vorliegenden Erfindung entspricht die
Säugetierspezies,
aus der die Schwannschen Zellen gewonnen werden, der Spezies, aus
der die normalen NEP-Zellen isoliert werden. Hierbei ist jedoch
die Übereinstimmung
der Spezies kein absolutes Erfordernis. Beispielsweise können embryonale
Schwannsche Zellen der Ratte als Quelle embryonaler Schwannscher
Zellen zur Isolierung von normalen Maus-NEP-Zellen zusätzlich zu
normalen Ratten-NEP-Zellen dienen.
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In
einem beispielhaften Verfahren zum Isolieren embryonaler Schwannscher
Zellen wird Nervengewebe aus einem sich entwickelnden Embryo (im
Allgemeinen zwischen den Tagen 14 und 20) gewonnen. Eine geeignete
Größe für das Ausgangsnervengewebe
liegt im Allgemeinen zwischen etwa 1 mg und 1 g. Das Nervengewebe
kann vor dem Kultivieren in Medium (z.B. RPMI-1640 [Sigma], Liebovitz-L15- oder Belzer-UW-Lösung) gelagert
werden. Prä-Inkubation
der embryonalen Schwannschen Zelle kann von Vorteil sein, wenn das Gewebe
myelinierte Nerven enthält,
um die Demyelinierung der Schwannschen Zellen zu erleichtern. Zur Prä-Inkubation von embryonalen
Schwannschen Zellen wird das Nervengewebe wünschenswerterweise mit einem
oder mehreren Proteaseenzym(en) ausreichend lang behandelt, um Bindegewebe
zu lockern und dadurch Demyelinierung zu fördern. Zahlreiche Proteaseenzyme
sind im Handel erhältlich,
die für
diesen Schritt verwendet werden können, und umfassen beispielsweise
Collagenase, Dispase und andere Serinproteasen. Überschüssiges Enzym kann durch vorsichtiges
Waschen mit Kulturmedium entfernt werden.
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Embryonale
Schwannsche Zellkultur wird typischerweise auf einer Festphase (z.B.
einer Kunststoffgewebe-Kulturschale oder -platte), beschichtet mit
extrazellulären
Matrix/Ahdäsions-Proteinen
wie beispielsweise Laminin, Fibronectin, Polylysin oder Collagen,
wobei Laminin bevorzugt ist, durchgeführt. Dies ermöglicht präferenzielle
Adhäsion
und Migration der Schwannschen Zellen auf die beschichtete Festphase.
Die Schwannschen Zellen werden auf den Laminin-beschichteten Kulturplatten
in einem geeigneten Kulturmedium gezüchtet.
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Kulturmedien
zur Kultur von embryonalen Schwannschen Zellen sind Fachleuten bekannt
und umfassen, sind jedoch nicht beschränkt auf, im Handel erhältliche
Me dien wie beispielsweise F12/DME, Ham F10 (Sigma), Minimalmedium
([MEM], Sigma), RPMI-1640 (Sigma) und Dulbecco's Modified Eagle's Medium ([DMEM], Sigma). Jedes dieser
Medien kann, sofern erforderlich, mit Ionen (wie Natrium, Chlorid,
Calcium, Magnesium und Phosphat), Puffern (wie HEPES), Nucleosiden
(wie Adenosin und Thymidin), Spurenelementen (definiert als anorganische
Verbindungen, die üblicherweise
in Endkonzentrationen im Mikromolarbereich vorhanden sind) und Glucose
oder einer entsprechenden Energiequelle ergänzt sein. Andere Ergänzungen können auch
in geeigneten Konzentrationen umfasst sein, die Fachleuten bekannt
sind. Das bevorzugte Kulturmedium ist F12/DME (1:1), das 4,5 g/l
Glucose, ergänzt
mit 15 mM HEPES, pH 7,4, und 1,2 g/l Natriumbicarbonat enthält.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung werden für
die Zwecke der vorliegenden Erfindung serumfreie Kulturbedingungen
verwendet, wobei das Medium wie zuvor beschrieben ergänzt werden
kann, um Wachstum und Expansion der embryonalen Schwannschen Zellen
in vitro zu fördern.
Die embryonalen Schwannschen Zellen werden vorzugsweise in Schalen
(z.B. 100-mm-Petrischalen) in mit geeigneten mitogenen Mitteln ergänztes Kulturmedium
platziert. Beispielsweise ist für
die embryonale Schwannsche Zelle der Ratte das Kulturmedium vorzugsweise
serumfreies Medium, das mit einem oder mehreren mitogenen Mittel(n),
umfassend zumindest einen erbB-Aktivator (z.B. Heregulin), Insulin
(oder ein IGF), Rinderhypophysenextrakt (Roberts et al., Am. J.
Physiol. 3, 415–425
(1990)) und einen Stimulator von cAMP-Produktion (z.B. Forskolin) in den geeigneten
Mengenbereichen, ergänzt
ist, um Wachstum und Expansion der embryonalen Schwannschen Zellen zu
fördern
und die Verwendung von Wachstumsfaktoren wie beispielsweise saurem
oder basischem Fibroblasten-Wachstumsfaktor, epidermalem Wachstumsfaktor
und dergleichen zu vermeiden.
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Daher
werden in einem beispielhaften Verfahren zum Isolieren von embryonalen
Schwannschen Zellen der Ratte zur Co-Kultivierung gemäß der vorliegenden
Erfindung Ganglien der dorsalen Rückenmarkswurzel aus E14-Rattenembryonen
oder dem Embryo aus anderen Säugetierquellen
in einem entsprechenden Entwick lungsstadium isoliert. Saubere dorsale
Rückenmarkswurzel-Ganglien
werden mit Collagenase/Dispase (Boehringer Mannheim, Katalog-Nr.
1.097.113) bei einer Konzentration von 0,3% etwa 45 Minuten lang
inkubiert. Die dorsalen Rückenmarkswurzel-Ganglien
werden anschließend
saubergespült
und durch vorsichtiges Pipettieren mit einer 1-ml-PipetmanTM dispergiert. Die dispergierten Zellen
werden mittels Zentrifugation (1.000 U/min, 5 min) gesammelt, dreimal
mit F12/DMEM gewaschen und auf Laminin-beschichtete Platten in F12/DMEM,
ergänzt
mit rekombinantem menschlichem Insulin (5 μg/ml), Transferrin (10 μg/ml), Progesteron (2 × 10–8 M),
Rinderhypophysenextrakt (Roberts et al., s.o.) (10 μg/ml), rekombinantem
Heregulin (3 nM, HRG-β1177–224)
(Holmes et al., Science 256, 1205–1210 (1992)), Forskolin (5 μM) und α-Tocopherol
(5 μg/ml), ausplattiert.
Schwannsche Zellen wachsen nach 4 Tagen zu einem zusammenfließenden Monolayer
zusammen.
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Schwannsche
Zellen aus den Primärkulturen,
die auf dem Lamininsubstrat gezüchtet
wurden, werden alle vier Tage in einem Teilungsverhältnis von
1:4 auf Laminin-beschichtete
Schalen in Medium übertragen,
das mit Progesteron, Insulin, α-Tocopherol, Heregulin,
Forskolin und Transferrin sowie Rinderhypophysenextrakt ergänzt ist.
Kulturmedien aus der Kultur von embryonalen Schwannschen Zellen
werden zu jeder beliebigen Zeit nach Erreichung der Konfluenz von
Zellen aus embryonalen Schwannschen Zellkulturen erhalten. Vorzugsweise
wird mit Schwannschen Zellen konditioniertes Medium nach etwa 2–4 Tagen
und am meisten bevorzugt nach etwa 4 Tagen Kultur gesammelt.
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Zur
Isolierung von embryonalen neuralen Epithelvorläuferzellen durch Co-Kultur
mit embryonalen Schwannschen Zellen oder mit mit embryonalen Schwannschen
Zellen konditioniertem Medium wird dispergiertes Neuralgewebe, das
wie zuvor beschrieben aus dem Ratten-E9-Embryo oder der nichtmenschlichen Säugetierquelle
auf gleichem Entwicklungsniveau gewonnen wurde, in Kultur mit embryonalen
Schwannschen Zellen (ESC) oder in Kulturmedium, ergänzt mit
mit embryonalen Schwannschen Zellen konditioniertem Medium (ESCCM),
platziert. Co-Kultur des Neuralgewebes mit den ESC kann durch das
gemeinsame Platzieren der Zellen in demselben Kulturgefäß auftreten
sowie durch Co-Kultur, wobei die Zellen, d.h. ECS und die Zellen des
sich entwickelnden Neuralrohrs, durch eine physische Grenze getrennt
sind, was den Transport löslicher Faktoren
durch eine semipermeable Membran ermöglicht, während physischer Kontakt der
Zellen selbst vermieden wird.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird ein geeignetes Kulturgefäß zuvor mit einem geeigneten
extrazellulären
Matrixprotein wie beispielsweise Laminin beschichtet. Geeignete
Kulturgefäße zur Isolierung
und Kultur neuraler Epithelvorläuferzellen
der vorliegenden Erfindung umfassen Glas- oder Kunststoffgefäße. Obwohl
Glasgefäße verwendet
werden können,
ist die Festphase im Allgemeinen ein/eine Kunststoff- oder Polystyrol-Gewebekulturgefäß oder -platte
wie beispielsweise jene, die üblicherweise
für Säugetier-Zellkulturen verwendet
werden. Bei der Auswahl des Gewebekulturgefäßes wird berücksichtigt,
dass anfänglich
geringe Mengen an Zellen kultiviert werden. Im Allgemeinen werden
etwa zwischen 100 und 1 × 105 Zellen auf oder in das Gefäß ausplattiert.
Dieses Gefäß wird so
ausgewählt,
dass die Zellen in einem kleinen Volumen, im Allgemeinen in einem
Volumen von etwa 100 bis 200 μl,
in Kontakt bleiben. Geeignete Gewebekulturgefäße umfassen Kunststoff-96-Well-Platten.
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Weiters
wird die Kunststoffplatte oder das Gewebekulturgefäß normalerweise
mit einem extrazellulären
Matrix- oder Anlagerungsfaktor beschichtet, der manche oder alle
Komponenten der extrazellulären
Matrix enthält,
sodass die meisten Zellen des sich entwickelnden Wirbeltierorganismus
während
normaler Entwicklung miteinander in Kontakt stehen. Collagen und
Laminin werden im Allgemeinen durch den sich entwickelnden Säugetierneuroblasten
produziert. Daher werden extrazelluläre Matrix/Adhäsionsproteine
wie Collagene, Glykosaminoglykane, Proteoglykane und Glykoproteine
verwendet. Am meisten bevorzugt sind Glykoproteine wie beispielsweise
Fibronectin, Laminin, Enatactin und Hyaluronectin. Am meisten bevorzugt
ist gemäß der vorliegenden
Erfindung Laminin.
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Das
zur Co-Kultur-Isolierung der neuralen Epithelzellen der vorliegenden
Erfindung verwendete Medium kann jedes beliebige von im Handel erhältlichen,
synthetischen Grundmedium sein. Das Medium wird unter Berücksichtigung
der Tatsache ausgewählt,
dass sich Grundmedien hinsichtlich ihrer Überleben, Wachstum und Differenzierung
fördernden
Eigenschaften unterscheiden. Geeignete Kulturmedien umfassen, sind
jedoch nicht beschränkt
auf, im Handel erhältliche
Medien wie beispielsweise F12/DME, Ham F10 (Sigma), Minimalmedium
([MEM], Sigma), RPMI-1640 (Sigma) und Dulbecco's Modified Eagle's Medium ([DMEM], Sigma). Darüber hinaus
können
alle Medien, die in Ham & Wallace,
Meth. Enz. 58, 44 (1979); Barnes & Sato,
Anal. Biochem. 102, 255 (1980), der US 4.767.704; 4.657.866; 4.927.762;
oder 4.560.655; der WO 90/03430; der WO 87/00195; der US-Pat. Re.
30.985; oder der
US 5.122.469 beschrieben
werden, als Grundkulturmedium verwendet werden, wobei alle Offenbarungen
hierin durch Verweis aufgenommen sind. Das bevorzugte Kulturmedium
ist F12/DME (1:1).
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Diese
Medien und insbesondere F12/DME können mit Ionen (wie beispielsweise
Natrium, Chlorid, Magnesium und Phosphat), Puffern (wie HEPES),
Nucleosiden (wie Adenosin und Thymidin), Spurenelementen (definiert
als anorganische Verbindungen, die üblicherweise in Endkonzentrationen
im Mikromolarbereich vorhanden sind) und Glucose oder einer entsprechenden
Energiequelle ergänzt
sein.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung ist zur Isolierung von neuralen Epithelvorläuferzellen
aus einer Co-Kultur mit embryonalen Schwannschen Zellen oder mit
mit embryonalen Schwannschen Zellen konditioniertem Medium das zuvor
beschriebene Grundmedium zusätzlich
mit Rinderhypophysenextrakt (Roberts et al., Am. J. Physiol. 3,
415–425
(1990)) zu etwa 0,01 bis etwa 100 μl/ml und vorzugsweise zu etwa
3–5 μl/ml ergänzt. Ein
Mittel, das die cAMP-Konzentrationen im Medium erhöht, ist
wünschenswerterweise
zusätzlich vorhanden.
Forskolin ist das bevorzugte solche Mittel, und geeignete Konzentrationen
dieses Moleküls
liegen im Bereich von 0,1 μM
bis 50 μM
Forskolin, noch bevorzugter 1 μM
bis 20 μM
Forskolin, und am meisten bevorzugt bei etwa 5 μM Forskolin. Insulin oder ein
IGF (z.B. IGF-1 oder IGF-II) ist für die Co-Kultur auch wünschenswert.
Vorzugsweise wird Insulin dem Medium im Bereich von 0,01 μg/ml bis
100 μg/ml,
noch bevorzugter von 1 μg
bis 10 μg/ml,
und am meisten bevorzugt 10 μg/ml,
zugesetzt. Weiters kann das Kulturmedium gegebenenfalls ein mitogenes
Mittel wie beispielsweise ein Molekül einbinden, das ein Mitglied
der erbB-Rezeptorfamilie aktiviert. Heregulin ist der bevorzugte
Aktivator, und das menschliche Heregulin-β1177–244-Fragment ist
das am meisten bevorzugte mitogene Mittel (Holmes et al., Science
256, 1205–1210
(1990)). Die Konzentration von Heregulin im Medium liegt vorzugsweise
im Bereich von 0,001 nM bis 10 nM, noch bevorzugter von 0,1 nM bis
10 nM, und am meisten bevorzugt von 1 nM bis 10 nM. Progesteron
kann dem Kulturmedium auch im Bereich von etwa 0,1 nM bis 200 nM,
noch bevorzugter von etwa 1 nM bis 100 nM, und am meisten bevorzugt
etwa 3 nM, zugesetzt werden. Eine Eisenquelle wie beispielsweise
Transferrin kann verwendet werden. Die Konzentration von Transferrin
im Medium liegt im Allgemeinen im Bereich von etwa 0,1 μg/ml bis
etwa 100 μg/ml
und vorzugsweise zwischen etwa 5 μg/ml
und 10 μg/ml.
Andere optionale Zusätze
umfassen Vitamin E (ein Antioxidans und Anti-Transformationsmittel),
vorzugsweise im Bereich von 0,1 μg/ml
bis 100 μg/ml,
noch bevorzugter von 1 μg/ml
bis 20 μg/ml,
und am meisten bevorzugt von 5 μg/ml
bis 10 μg/ml;
und chemisch definierte Lipide (Sigma Katalog-Nr. 11.905–11.915),
vorzugsweise im Bereich von etwa 1 μl/ml bis 500 μl/ml, noch
bevorzugter von 10 μl/ml
bis 100 μl/ml,
und am meisten bevorzugt von 25 μl/ml
bis 50 μl/ml.
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Eine
bevorzugte Medienformulierung gemäß der vorliegenden Erfindung
umfasst etwa 5 μg/ml
rekombinantes menschliches Insulin, etwa 2 × 10–8 M
Progesteron, etwa 10 μg/ml
Rinderhypophysenextrakt (Roberts et al., Am. J. Physiol. 3, 415–425 (1990)),
etwa 3 nM rekombinantes Heregulin (HRG-β1177–244 [Holmes
et al., Science 256, 1205–1210
(1992)]), etwa 5 μM
Forskolin, etwa 5 μg/ml
Transferrin und etwa 5 μg/ml α-Tocopherol.
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Kulturbedingungen
wie beispielsweise Temperatur, pH, gelöster Sauerstoff (dO2) und dergleichen entsprechen jenen, die
im Allgemeinen in Säugetier-Zellkultur
verwendet werden und sind durchschnittlichen Fachleuten bekannt.
Im Allgemeinen wird der pH auf ein Niveau zwischen etwa 6,5 und
7,5 unter Verwendung einer Säure
(z.B. CO2) oder einer Base (z.B. Na2CO3 oder NaOH) eingestellt.
Ein geeigneter Temperaturbereich zum Kultivieren von Säugetierzellen
beläuft
sich etwa auf zwischen 30 und 38°C,
und ein geeigneter dO2-Bereich beläuft sich
etwa auf zwischen 5–90%
Luftsättigung.
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Vorteilhafterweise
können
die Zellen der vorliegenden Erfindung mit mit embryonalen Schwannschen Zellen
konditioniertem Medium anstelle der embryonalen Schwannschen Zellen
co-kultiviert und isoliert werden. Gemäß diesem Aspekt der vorliegenden
Erfindung ist das zuvor beschriebene Medium mit Kulturmedium ergänzt, das
aus der Kultur von embryonalen Schwannschen Zellen erhalten wurde.
Vorzugsweise wird solches konditioniertes Medium aus der Kultur
embryonaler Schwannscher Zellen nach etwa 1 bis 4 Tagen nach Beginn
einer embryonalen Schwannschen Zellkultur erhalten. Zumindest sollten
die embryonalen Schwannschen Zellen Konfluenz erreicht haben, bevor
das Kulturmedium geerntet wird. Vorzugsweise wird der Kulturüberstand
aus den embryonalen Schwannschen Zellen durch Entfernen der Zellen
geerntet. Dies erfolgt im Allgemeinen durch Zentrifugation und/oder
Filtration. Das verbleibende Kulturmedium wird als ein Mediumszusatz
verwendet.
-
Mit
embryonalen Schwannschen Zellen konditioniertes Medium, das auf
diese Weise erhalten wird, kann im erhaltenen Zustand als ein Mediumszusatz
verwendet werden oder es kann zuerst konzentriert werden. Das Konzentrieren
erfolgt im Allgemeinen unter Berücksichtigung
der Tatsache, dass die Konzentrationsvorrichtung das Zurückhalten
von im Wesentlichen allen Proteinsubstanzen ermöglichen soll. Dies bedeutet im
Allgemeinen, dass eine Vorrichtung mit einem geringen, Protein-bindenden
Molekulargewichts-Cutoff von etwa zwischen 3.000 und 5.000 kDa zu
verwenden ist. Diese Konzentration ermöglicht im günstigen Fall Zusätze von
geringerem Volumen zum zuvor beschriebenen Medium.
-
Die
Menge des mit embryonalen Schwannschen Zellen konditionierten Mediums
(ESCCM), das als ein Mediumszusatz verwendet wird, ist keine festgesetzte
Menge und variiert mit der Charge des verwendeten konditionierten
Mediums. Das ESCCM sollte zumindest in einer Menge vorhanden sein,
die ausreichend ist, um das Wachstum der neuralen Epithelzellen
der vorliegenden Erfindung zu fördern.
Mit embryonalen Schwannschen Zellen konditioniertes Medium wird
in einem Verhältnis
von etwa 1:1 bis etwa 10 : 1 Teilen der zuvor beschriebenen Medienformulierung
zu mit embryonalen Schwannschen Zellen konditioniertem Medium zugesetzt,
und vorzugsweise mit etwa 5 Teilen der zuvor beschriebenen Medienformulierung
zu etwa 1 Teil ESCCM. Wird ESCCM vor seinem Zusatz als ein Medienzusatz
konzentriert, variiert die Menge von ESCCM-Medium, das als ein Zusatz
zugesetzt wird, gemäß der Konzentration.
Im Fall von zehnfach konzentriertem ESCCM wird ESCCM dem Grundmedium
im Bereich von 1 Vol.-% bis etwa 50 Vol.-%, und vorzugsweise zu
etwa 30 Vol.-%, zugesetzt.
-
Wird
das Neuralgewebe in Co-Kultur mit den embryonalen Schwannschen Zellen
platziert, so ist es nicht erforderlich, das Grundmedium mit mit
embryonalen Schwannschen Zellen konditioniertem Medium zu ergänzen. Neuralgewebe
wird auf die mit der geeigneten extrazellulären Matrix, der embryonale
Schwannsche Zellen zugesetzt wurden, vorbeschichteten Platten ausgestrichen.
Die in Co-Kultur verwendete Anzahl embryonaler Schwannscher Zellen
variiert mit der Größe des Kulturgefäßes. Eine
Menge an embryonalen Schwannschen Zellen, die ausreicht, um einen
Monolayer in der Kultur zu bilden, ist ausreichend. Im Allgemeinen
ist eine Anzahl an embryonalen Schwannschen Zellen, die bei einer
anfänglichen
Dichte von etwa 1 bis etwa 5 × 105 Zellen pro cm2 Kulturmedium
ausgestrichen werden, ausreichend.
-
Neurale
Epithelvorläuferzellen,
die aus dem dispergierten Neuralgewebe wie zuvor beschrieben erhalten
werden, werden unter Berücksichtigung
der Tatsache ausgestrichen, dass die Zellen Zell-zu-Zell-Kontakts bedürfen, um
zu überleben.
Optimales Zellwachstum wird bei einer anfänglichen Plattierungsdichte
von etwa zwischen 0,5 bis etwa 5 × 105 Zellen
pro ml erreicht.
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Unter
diesen Bedingungen überleben
neurale Epithelvorläuferzellen
und vermehren sich, um große Kolonien
kompakter Monolayer-Epithelzellen zu bilden, die manche differenzierte
Neuronen enthalten, die lange Fortsätze aufweisen.
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Nach
etwa 2–6
Tagen in Kultur, und im Allgemeinen nach etwa 4 Tagen in Kultur,
werden Kolonien neuraler Epithelvorläuferzellen, die wie zuvor beschrieben
erhalten wurden, von den mit extrazellulärem Matrixprotein beschichteten
Platten entfernt und im Medium wie zuvor beschrieben bei einer Dichte
von etwa 1–2 × 105 Zellen/ml neu ausplattiert. Die Zellen
werden durch Wiederholen dieses Verfahrens in mehreren Zellpassagen
subkultiviert. Im Allgemeinen werden 5 bis 6 Passagen durchgeführt.
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Während dieser
Phase enthalten die Kulturen zwei Hauptzelltypen, wovon einer der
neurale Epithelvorläuferzelltyp
der vorliegenden Erfindung und der andere eine bipolare Schwannsche-Zelle-ähnliche
Zelle ist. Die bipolaren Schwannschen Zellen werden durch Entfernen
von Heregulin aus dem Kulturmedium aus der Kultur entfernt.
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Hiernach
werden normale neurale Vorläuferzelllinien
in Kultur in Medium wie beschrieben, und vorzugsweise in F12/DME,
ergänzt
mit Forskolin, BPE, Transferrin, Progesteron und α-Tocopherol,
aufrechterhalten. Embryonale Schwannsche Zellen oder mit embryonalen
Schwannschen Zellen konditioniertes Medium sind/ist im Allgemeinen
nur erforderlich, um die Zelllinie der vorliegenden Erfindung zu
isolieren.
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Zelllinien,
die von Embryonen isoliert werden, können zur langfristigen Lagerung
in serumfreiem Medium, das 10% Dimethylsulfoxid (DMSO) oder Glycerin
enthält,
eingefroren werden.
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VERWENDUNG
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Neurale
Epithelvorläuferzellen
produzieren zahlreiche neurotrophe und neurale Wachstums-fördernde Faktoren
(Placek et al., Development 117, 205–218 (1993); Ghosh & Greenberg, Neuron
15, 89–103
(1995)) und reagieren selbst auf zahlreiche Wachstums-fördernde
Substanzen. Demgemäß können normale
neurale Epithelzellen, die unter Verwendung der hierin beschriebenen
Verfahren isoliert und kultiviert wurden, verwendet werden, um diese
Faktoren zu produzieren und nachzuweisen. Es ist wünschenswert, über Populationen normaler
neuraler Epithelvorläuferzellen
in Zellkultur zur Isolierung und Detektion von für neurale Epithelvorläuferzellen
spezifischen Faktoren, wie beispielsweise als "sonic hedgehog" (SHH) bezeichnete Igelgene (M. Hynes
et al., Neuron 15, 34–44
(1994)), zu verfügen.
Solche Faktoren sind selbst als Diagnosemittel nützlich oder können als
Antigene verwendet werden, um Antikörper für diagnostische Verwendungen
zu bilden.
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Die
Zelllinien selbst sind für
diagnostische Zwecke nützlich.
Beispielsweise können
die Zellen der vorliegenden Erfindung verwendet werden, um die Gegenwart
verschiedener Wachstums-fördernder
Substanzen nachzuweisen. Gemäß diesem
Aspekt der vorliegenden Erfindung können die Zellen verwendet werden,
um das Isolieren spezifischer neuraler Epithelwachstums-fördernder
Faktoren während
des Ablaufs eines Isolierungsverfahrens zu überwachen. Zellbasierte Tests
können
unter Verwendung der neuralen Epithelvorläuferzellen der vorliegenden
Erfindung einfach angelegt werden. Beispielsweise wird die Synthese
von DNA und die Einbindung eines radioaktiv markierten Nucleotids üblicherweise
in zellbasierten Tests zur Bestimmung der Reaktionsfähigkeit
auf eine bestimmte Probe, die eine Wachstums-fördernde
Substanz enthält,
verwendet. Solche Zelltests können
für die
Detektion der Gegenwart oder Abwesenheit klinisch relevanter Substanzen oder
im Laufe einer therapeutischen Behandlung diagnostisch relevant
sein.
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Alternativ
dazu können
die normalen neuralen Epithelzellen zur rekombinanten Expression
und Produktion verschiedener Proteine verwendet werden. Gemäß diesem
Aspekt der Erfindung können
die Zelllinien, die mittels der vorliegenden Erfindung isoliert
wurden, mit einem Expressionsvektor transfiziert werden, der eine
Nucleinsäuresequenz
enthält,
die für
ein Protein nach Wahl kodiert. Durchschnittlichen Fachleuten ist
es möglich,
ein geeignetes DNA-Expressionssystem zur Verwendung in Verbindung
mit den Zelllinien der vorliegenden Erfindung auszuwählen. Proteine, die
auf diese Weise produziert werden, besitzen vorteilhafterweise die
bestimmten Glykosylierungsmuster, die für die neurale Epithelvorläuferzelle
charakteristisch sind.
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Ein
Vorteil ist auch, über
Populationen von nichtmenschlichen Säugetier-NEP-Zellen zur Verwendung in
zellbasierten Therapien zu verfügen.
Die NEP-Zellen der vorliegenden Erfindung können alleine oder in Kombination
mit anderen Zelltypen zur direkten Transplantation in Bereiche von
geschädigtem
Neuralgewebe zur Behandlung von Erkrankungen oder Störungen des
Nervensystems verwendet werden. Die Zellen alleine oder in Kombination
mit anderen Zelltypen sorgen für
direkte Ersetzung und zusätzliche
Unterstützung
der Regeneration oder Repopulation einer Nervensystemläsion. Gemäß diesem
Aspekt der Erfindung werden die normalen neuralen Epithelzellen
in einem geeigneten pharmazeutischen Vehikel wie hierin beschrieben
formuliert. Isolierte NEP-Zellen, pharmazeutische Zusammensetzungen,
die NEP-Zellen umfassen,
oder Prothesen, die mit den NEP-Zellen gefüllt sind, können unter Verwendung jedes
beliebigen, auf dem Gebiet der Behandlung neurologischer Erkrankungen,
wie jener zuvor erwähnten,
und insbesondere neurodegenerativer Erkrankungen oder Störungen umfassend
degenerative Läsionen
in Verbindung mit Parkinson-Krankheit, Alzheimer-Krankheit, Huntington-Chorea
oder amyotropher lateraler Sklerose, bekannten Verfahrens in eine
Nervensystemläsion
eingeführt
werden.
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Die
normalen neuralen Epithelzellen der vorliegenden Erfindung können verwendet
werden, um eine Repopulation von Bereichen neuronaler Schäden oder
Degenerationserscheinungen zu ermöglichen. Diese Art von zellbasierter
Therapie ist analog zur unilateralen Transplantation menschlichen
fötalen
Mittelhirngewebes in den Nucleus caudatus von Patienten mit Parkinson-Krankheit
(Spencer et al., New England J. Med. 327, 1541–1548 (1992)). Alzheimer-Krankheit
und andere Störungen
wie Down-Syndrom, postenzephalitischer Parkinsonismus oder Dementia
pugilistica sind durch neuronalen Zellverlust und Veränderungen
der neuronalen Morphologie gekennzeichnet (Goldman & Côté, "Aging of the Brain" (199x)). Die neuralen
Epithelvorläuferzellen
der vorliegenden Erfindung, die zu In-vivo-Differenzierung und -Integration
in der Lage sind, können
verwendet werden, um für
eine Repopulation von spezifischen Bereichen geschädigten neuronalen
Gewebes zu sorgen. Verfahren zur Zufuhr von Zellen in das Gehirn
sind im Allgemeinen bekannt und in den Internationalen Veröffentlichungen
Nr. WO 90/06757 und Nr. WO 93/14790 beschrieben.
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Neuraltransplantation
bindet die Transplantation der neuralen Epithelvorläuferzellen
in oder auf das Zentralnervensystem eines Wirts oder Empfängers ein.
Diese Verfahren umfassen die Transplantation der neuralen Epithelvorläuferzellen
innerhalb eines Wirtsgehirns, wie beispielsweise intraparenchymale
Transplantation, sowie die Ablagerung der Zellen auf einer Oberfläche im Wirtsgehirn
in einem gelatinösen
Vehikel wie jene, die zuvor beschrieben wurden. Intraparenchymale
Transplantation kann durch Injizieren der neuralen Epithelvorläuferzellen
der Erfindung in ein Wirts- oder
Rezipientengehirnparenchym erfolgen: Verfahren zur Transplantation
von Zellen in ausgewählte
Regionen eines Wirtsgehirns sind im Allgemeinen bekannt und umfassen
jene, die in der Internationalen Veröffentlichung Nr. WO 90/06757
sowie in den darin zitierten Verweisen beschrieben werden.
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Zur
Transplantation werden im Allgemeinen die isolierten neuralen Epithelvorläuferzellen
in einem pharmazeutisch annehmbaren Vehikel wie beispielsweise einer
ausgeglichenen Glucose-Salzlösung
suspendiert und in eine vorbestimmte Region des Wirtsgehirns unter
Verwendung einer sterilen Mikrospritze injiziert. Daher ermöglicht die
vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Transplantation von Zellen,
umfassend das Isolieren eines normalen neuralen Epithelzelltyps
und das Injizieren oder Transplantieren der normalen neuralen Epithelzelle
in oder auf ein Empfängergehirn.
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In
einer besonderen Ausführungsform
können
die normalen neuralen Epithelzellen verwendet werden, um für neurale
Epithelvorläuferzellen
spezifische Proteine zur Abgabe von endogenen neurotrophen und neuralen
Wachstums-fördernden
Faktoren in vivo zu produzieren. Alternativ dazu sind zur Zeit zahlreiche
Verfahren zur genetischen Modifikation von Zellen neuralen Ursprungs
für die
ortsgerichtete Zufuhr biologisch aktiver Proteine erhältlich.
Beispielsweise kann im Falle der Alzheimer-Krankheit ein Mangel an Acetylcholin
durch die Zufuhr des Acetylcholins unter Verwendung der vorliegenden
Zelllinie als Vehikel für
die In-situ-Expression des Neurotransmitters behoben werden. Erst
jüngst
wurden neurale Vorläuferzellen
als Träger
für Nervenwachstumsfaktor
im Gehirn verwendet (Martinez-Serrono, Neuron 15, 473–484 (1995)).
Es kann beispielsweise möglich
sein, ein Gen, das für
ein spezifisches Molekül
kodiert, das dafür
bekannt ist, Nervenfaserwachstum zu fördern, oder ein Gen für ein spezifisches
Wachstumsfaktormolekül,
von dem angenommen wird, dass es Neuronalheilung unterstützt oder
fördert,
einzuführen.
Die neuralen Epithelvorläuferzellen
können
mit einer DNA-Sequenz, die für
ein biologisch aktives Protein wie beispielsweise Säugetier-Nervenwachstumsfaktor oder
Neurotransmitter kodiert, transfiziert oder infiziert und daraufhin
für gesteigerte
lokalisierte Produktion des Proteins verwendet werden. Zell- und
ortsspezifische Expression spezifischer Moleküle resultiert im Allgemeinen
in lokaler Produktion von prophylaktisch und therapeutisch wirksamen
Mengen des erwünschten
biologisch aktiven Proteins. Verfahren zur Transplantation von Zellen,
die ein transfiziertes Genprodukt im Gehirn exprimieren können oder
nicht, sind im Allgemeinen in den Internationalen Veröffentlichungen
Nr. WO 93/14790 und WO 93/10234 bereitgestellt.
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Als
Beispiel, das nicht als Einschränkung
zu verstehen ist, wird ein rekombinanter retroviraler Vektor, umfassend
eine DNA-Sequenz, die für
ein biologisch relevantes Protein kodiert, verwendet, um die neuralen Epithelvorläuferzellen
der vorliegenden Erfindung in vitro direkt zu infizieren. Die infizierten
Zellen können
dann unter Verwendung von auf dem Gebiet bekannten Verfahren dem
spezifischen Gewebezielort zugeführt
werden, worin diese Verfahren solche umfassen, die üblicherweise
verwendet werden, um in Bereichen vermuteter Neuronalschäden Repopulationen
zu bewirken, jedoch nicht darauf beschränkt sind. Jede beliebige Anzahl an
retroviralen Konstrukten, die ein biologisch aktives Protein exprimieren,
können
von Fachleuten gemäß diesem
Aspekt der Erfindung verwendet werden.
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Wie
hierin beschrieben bedeutet die Bezeichnung "pharmazeutisch annehmbar" im Allgemeinen durch eine
Aufsichtsbehörde
der Bundes- oder Staatsregierung anerkannt oder in der US-Pharmakopöe oder anderen
allgemein anerkannten Pharmakopöen
zur Verwendung an Tieren, insbesondere an Menschen, eingetragen.
Pharmazeutische Formulierungen, umfassend isolierte NEP-Zellen und
einen pharmazeutisch annehmbaren Träger oder ein Vehikel, wie hierin
beschrieben, können
unter Verwendung der auf dem Gebiet der Erfindung bekannten Verfahren
hergestellt werden. Geeignete Formulierungen umfassen biologische
Puffer wie beispielsweise Phosphat-gepufferte Salzlösung, Salzlösung, Dulbecco's Medium und dergleichen.
Die Formulierung der Wahl kann unter Verwendung einer Vielzahl der
zuvor genannten Puffer oder sogar unter Einbindung von Arzneimittelträgern, beispielsweise
von pharmazeutischen Konzentrationen von Glucose, Mannit, Lactose,
Stärke,
Magnesiumstearat, Natriumsaccharincellulose, Magnesiumcarbonat und
dergleichen vervollständigt
werden. Gegebenenfalls kann die pharmazeutische Formulierung ein
oder mehrere mitogene Mittel und andere Komponenten (z.B. extrazelluläre Matrixproteine
wie beispielsweise Laminin) umfassen. Wird ein gelatinöser Träger als
pharmazeutisch annehmbares Vehikel verwendet, können die NEP-Zellen in eine
Flüssigphase
des Vehikels eingeführt
werden, das so behandelt werden kann, dass es fester wird (z.B.
kann ein unpolymerisiertes Vehikel zur Polymerisierung veranlasst
werden). Beispielsweise können
die NEP-Zellen zugesetzt werden, nachdem Collagen, das in Essigsäure löslichgemacht
wurde, in H2O durch Zusatz einer geeigneten
Base wie beispielsweise NaOH auf einen neutralen pH gebracht und
durch Zusatz von Salzen isotonisch gemacht wurde.
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Die
NEP-Zellen können
auch in Prothesen oder Vorrichtungen, wie beispielsweise jene, die
in der Literatur beschrieben wurden, zugeführt werden. Im Allgemeinen
wird ein festes poröses
Rohr, gefüllt
mit den NEP-Zellen (vorzugsweise in ein gelatinöses Vehikel formuliert), als
Prothese verwendet.
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Die
folgenden Beispiele sind zum Zwecke der Veranschaulichung bereitgestellt
und dienen nicht als Einschränkung.
Die Offenbarungen aller Anführungen
in der Beschreibung sind hierin durch Verweis aufgenommen.
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BEISPIELE
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BEISPIEL 1
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Einführung
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Aufgrund
ihres Entwicklungspotentials wurden Neuroepithelzellen von 9 Tage
alten Rattenembryonen im 0-Somit-Entwicklungsstadium in einem serumfreien
Hormon-ergänzten Medium
gezüchtet.
Hier wird nun das Isolieren, die Etablierung und die Charakterisierung
einer neuroepithelialen Vorläuferzelllinie,
die dazu veranlasst werden kann, sich in vitro und in vivo zu neuralen
Zelltypen zu differenzieren, dargestellt.
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Verfahren
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A. Neuroepithelzellwachstum
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E9-Ratten-Neuralrohre
(0-Somit) wurden unter einem Seziermikroskop unter Verwendung dünner Nadeln
seziert. Der Schwanzteil wurde durch Schneiden durch die Mitte des
Hassen-Knotens entfernt. Mesoderm und Endoderm wurden nach einer
kurzen Inkubation mit Collagenase und Dispase (Boehringer Mannheim, 0,2%,
10 min bei 0°C)
entfernt. Die sauberen Neuralrohre wurden 5× durch Transfer von F12/DMEM-Platte
zu F12/DMEM-Platte mit 1% BA gewaschen. Die Neuralrohre wurden dann
in kleine Aggregate (vorzugsweise 20 bis 50 Zellen in jedem Aggregat)
durch vorsichtiges Pipettieren mit gelben Spitzen auf einem 200-μl-PipetmanTM-Pipettierer
dispergiert. Vollständige
Dispersion sollte hierbei vermieden werden. Die dispergierten Zellen
wurden in 96-Well-Multiplatten (bei einer Dichte von 20 Neuralrohren
aufgeteilt auf 96 Wells), die mit Anlagerungsfaktoren vorbeschichtet
waren, in serumfreiem Medium, ergänzt mit verschiedenen Kombinationen
an Wachstumsfaktoren, ausplattiert. Gutes Zellüberleben und -wachstum wurde
nur unter Bedingungen, die Rinderhypophysenextrakt (Roberts et al.
(1989), s.o.), Insulin, Forskolin enthielten, und entweder bei Co-Kultur mit
der embryonalen Schwannschen Zelllinie oder mit konzentriertem,
mit Schwannschen Zellen konditioniertem Medium (ESCCM) festgestellt.
Unter diesen Bedingungen überlebten
manche Vorläuferzellen
und vermehrten sich, um große
Kolonien kompakter Monolayer-Epithelzellen zu bilden, die manche
differenzierte Neuronen enthielten, die lange Fortsätze aufwiesen.
Unter anderen Bedingungen starben Zellen innerhalb vier Tage in
Kultur.
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B. Langfristige Kultur
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Epithelzellkolonien,
die sich in der Primärkultur
in F12/DME, ergänzt
mit 7F (Forskolin (etwa 5 μM), BPE
(etwa 10 μg/ml,
Insulin (etwa 5 μg/ml),
Transferrin (etwa 5 μg/ml),
Heregulin (etwa 3 nM), Progesteron (etwa 2 × 10–8 M), α-Tocopherol
(etwa 5 μg/ml))
und ESCCM, bildeten, wurden aus dem Substrat mit 0,2% Collagenase/Dispase
bei 37°C
entfernt. Die Zellen wurden durch Zentrifugation auf einem Layer
von 3% BA von Enzymen freigewaschen und auf Laminin-beschichtete
24-Well-Platten
mit F12/DME, ergänzt
mit 7F, ausplattiert. Die Zellen wurden auf herkömmliche Weise in 5–6 Passagen
desselben Verfahrens subkultiviert. Während dieser Phase enthielten
die Kulturen zwei Hauptzelltypen, wovon einer jener der kompakten
Epithelzellen ist und der andere jener der bipolaren Zellen ist,
die Schwannschen Zellen oder radialen Gliazellen ähnlich sind,
die in weiterer Folge durch Entfernen von Heregulin aus dem Kulturmedium
und Wachsenlassen der Epithelzellen zu einer höheren Dichte aus der Kultur
entfernt wurden. Die Zellen wurden dann in 6F-Medium (7F-Medium
ohne Heregulin) auf Laminin-beschichtete Platten übertragen
und jede Woche unter Verwendung einer 1:4-Aufteilung passagiert.
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C. Studien der Zellvermehrung
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Zellen
zwischen den Passagen 25 und 35 wurden in den nachstehend beschriebenen
Experimenten verwendet. Die Zellen wurden auf übliche Weise von den Kulturgefäßen entfernt
und bei der angegebenen Dichte in Laminin-beschichtete 24-Well-Platten in F12/DME-Medium
mit unterschiedlichen Konzentrationen an zu testendem Wachstumsfaktor
ausplattiert. Alternativ dazu wurden die Zellen in 6F 24 Stunden
lang ausplattiert, und anschließend
wurde der zu untersuchende Wachstumsfaktor in unterschiedlichen
Konzentrationen in Gegenwart aller anderen Wachstumsfaktoren in
6F zugesetzt. Zellanzahlen wurden unter Verwendung eines Coulter-Zählers nach
vollständiger
Dispersion der Zellen mit Trypsin-EDTA (Gibco BRL) bei 37°C zumindest 15
Minuten lang gezählt.
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D. Studien der Zelldifferenzierung:
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Die
Zellen wurden in 6F (Insulin (5 μg/ml),
Transferrin (5 μg/ml), α-Tocopherol
(5 μg/ml),
Progesteron (2 × 10–8 m),
Forskolin (5 μM)
und Rinderhypophysenextrakt (10 μg/ml))
bei einer 1:8-Aufteilung in Laminin-beschichtete 24-Well-Platten
mit F12/DME, ergänzt
mit 6F, 48 Stunden lang ausplattiert und anschließend mit F12/DME
gewaschen und neuerlich mit frischem Medium, ergänzt mit Insulin, Transferrin
und α-Tocopherol, versetzt.
Wachstumsfaktoren wie bFGF (rekombinanter menschlicher bFGF, Gibco
BRL), aFGF (rekombinanter menschlicher aFGF, Gibco BRL), Forskolin
(Calbiochem) und/oder NGF (7,5-S-Maus-NGF, Collaborative Research
Inc.) wurden einzeln oder in Kombinationen wie angegeben zugesetzt.
Das Medium wurde einmal nach einer 48-stündigen Inkubation mit den jeweiligen
Faktoren ersetzt. Die Kulturen wurden zur immuncytochemischen Untersuchung
zur angegebenen Zeit mit eiskaltem 1%igem Glutaraldehyd (Ted Pella,
Inc.) in einer 3%igen Saccharoselösung auf Eis 30 Minuten lang
fixiert. Die fixierten Zellen wurden mit eiskaltem Milli-Q-Wasser
gespült,
mit Methanol, das 3% H2O2 enthielt,
30 Minuten lang bei Raumtemperatur behandelt und mit PBS gewaschen.
Die Zellen wurden dann mit PBS, das 0,2% TRITON X-100TM-Detergens,
5% Ziegenserum und 0,1 M NH4HCO3 enthielt,
1 Stunde lang bei 37°C
inkubiert. Primärantikörper wurden
in Verdünnungspuffer
(PBS mit 0,1% TRITON X-100TM-Detergens und
1% BA) verdünnt
und mit 250 μl/Well
zugesetzt. Inkubation mit Primärantikörpern wurde über Nacht
bei 4°C
durchgeführt. Überschüssiger Primärantikörper wurde 5× mit dem
Verdünnungspuffer
gewaschen, und die Zellen wurden anschließend mit geeigneten Enzym-konjugierten
Sekundärantikörpern (Anti-Maus-Ig-F(ab)'-alkalischer Phosphatase,
Anti-Maus-Ig-F(ab)'-Peroxidase und
Anti-Kaninchen-IgG-F(ab)'-Peroxidase,
bei Boehringer Mannheim erworben) bei 37°C 60 Minuten lang inkubiert.
Die Zellen wurden 5× mit
Verdünnungspuffer
und 2× entweder
mit 0,05 M Natriumacetat, pH 5,0, für Peroxidase-Konjugate oder
mit Phosphatase-Substratpuffer gewaschen. Aktivität von spezifisch
gebundener Peroxidase wurde mit DAB-H2O2-Lösung,
die unter Verwendung des Sigma-Peroxidase-Sets hergestellt wurde,
nachgewiesen. Alkalische Phosphatase wurde mit alkalischem Phosphatase-Substrat
von Boehringer (NTB/BCIP), verdünnt
in Substratpuffer, nachgewiesen. Die Farbentwicklungsreaktion wurde
durch sorgfältiges
Spülen
mit Leitungswasser beendet, und die Muster wurden in Glycerin/PBS
(50 : 50) konserviert. Die gefärbten
Proben wurden beobachtet, und Mikrofotografien wurden unter Verwendung
eines offenen Nikon-Hellfeldmikroskops
aufgenommen.
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E. Immunfluoreszenz
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Zur
Nestin-Immunfluoreszenz wurden Zellen, gezüchtet auf Kammerobjektträgern, in
situ mit 4% Paraformaldehyd in Phosphatpuffer, pH 7,0, 30 Minuten
lang bei Raumtemperatur fixiert. Die fixierten Zellen wurden 3× mit PBS
gewaschen und mit 5% Ziegenserum in PBS plus –0,2% TRITON X-100TM-Detergens
bei 37°C 60
Minuten lang blockiert. Anti-Nestin-Antiserum entstand in Kaninchen
gegen die letzten 1.200 Aminosäuren in
der Ratten-Nestinsequenz. Das Antiserum wurde zu 1 : 1.000 mit Verdünnungspuffer
verdünnt
(und mit den Zellen bei 4°C über Nacht
inkubiert). Nach 5 Waschschritten mit Verdünnungspuffer (PBS mit 0,1%
TRITON X-100TM-Detergens und 1% BA) wurden die Proben
mit Ziegen-Anti-Kaninchen-IgG-F(ab)'-FITC
(Boehringer Mannheim) bei 37°C
1 Stunde lang inkubiert. Die Objektträger wurden 5× mit Verdünnungspuffer
gewaschen und in 50% Glycerin in PBS versiegelt. Spezifische Immunfluoreszenz
wurde beobachtet, und Mikrofotografien wurden unter dem NIKONTM-Auflichtfluoreszenz-Mikroskop aufgenommen.
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F. Western-Blotting
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Etwa
106 Zellen wurden direkt in 100 μl Ladungspuffer
aufgelöst
und 5 min lang auf 95°C
erhitzt. Die Probe wurde auf Eis gekühlt und auf ein Minigel (Novex
vorgefertigtes SDS-Gel, 4–20%)
geladen. Die Probe wurde mit SDS-Elektrophorese bei 75 mA fraktioniert,
bis sich die Farbfront dem Ende näherte. Elektrischer Transfer
auf Nitrocellulosemembran wurde in Tris-Glysin-Methanol-Puffer bei
100 V 1 Stunde lang durchgeführt.
Die Membran wurde mit Wasser gewaschen und durch Inkubation mit
1% BA bei 37°C
unter leichtem Schütteln
gesättigt.
Inkubation von Primärantikörpern (Anti-Nestin-Antiserum
1:1.000, Anti-Neuronen-spezifisches Antiserum 1:1.000) wurde bei
37°C 2 Stunden
lang durchgeführt. Überschüssige Primärantikörper wurden
mit drei Änderungen
des Inkubationspuffers, 10 Minuten pro Änderung, weggewaschen. Die
Membran wurde dann mit Anti-Kaninchen-IgG-F(ab)'-Peroxidase
1 Stunde lang inkubiert. Schließlich
wurde die Membran mit DAB-H2O2 wie
zuvor für
die Immuncytochemie beschrieben gefärbt.
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Ergebnisse
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Neuroepithelzellen,
die aus E9-Rattenembryonen seziert wurden, überlebten unter den meisten
serumfreien Bedingungen nur schlecht. Keine Zellen überlebten
4 Tage lang unter Bedingungen, die mit EGF, FGF, IGF und Neurotropinen
alleine oder in Kombination ergänzt
waren. Signifikantes) Zellüberleben
und -vermehrung wurde nur bei jenen Zellen festgestellt, die mit
embryonalen Schwannschen Zellen in Gegenwart von Schwannschen-Zellwachstumsmedium
co-kultiviert wurden, das Insulin, Transferrin, α-Tocopherol, Progesteron, Forskolin,
Rinderhypophysenextrakt und rekombinantes menschliches Heregulin
enthielt. Unter diesen Bedingungen vermehr ten sich Epithelzellen
rasch und bildeten große
Zellkolonien, die die Schwannschen Zellen abstießen oder unter dem Schwannschen-Zell-Monolayer
wuchsen. Diese Zellkolonien können
nach Subkultur Sekundärkolonien
bilden. Der Zusatz von bFGF zu den Sekundärkulturen brachte die Zellen
dazu, sich zu langen Fortsätzen
auszudehnen, die morphologisch neuronalen Fortsätzen glichen.
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Um
reine Zellen zu erhalten, wurden mit embryonalen Schwannschen Zellen
konditioniertes Medien (ESCCM) sowie Kulturen mit Trans-Well-Inserts,
die Schwannsche Zellen enthielten, getestet. Dies trennt die Schwannschen
Zellen von den Neuroepithelzellen durch eine physische Grenze, ermöglicht jedoch
zahlreichen Molekülen,
die aus Schwannschen Zellen sekretiert werden, durchzudringen. Beide
Verfahren führten zum Überleben
und zur Vermehrung eines geringen Anteils der Neuroepithelzellen,
die große
Epithelzellkolonien mit manchen differenzierten Neuronen, die lange
Fortsätze
aufwiesen, nach 10 Tagen. Keine Zellen überlebten unter Bedingungen
ohne ESCCM oder Co-Kultur. Die Zellen, die in Gegenwart von ESCCM
gezüchtet worden
waren, wurden erfolgreich subkultiviert. Während der ersten 5 bis 6 Passagen
umfassten die Kulturen ein Gemisch aus Zelltypen, Epithel-Zelltyp,
spiralförmiger,
Schwannsche-Zell-ähnlicher
Zelltyp und aggregierte kleine Neuronen mit langen und dünnen Fortsätzen. Sekundärkulturen
bedurften keines mit Schwannschen Zellen konditionierten Mediums
mehr. Der Epithel-Zelltyp wurde angereichert und wurde in darauf
folgenden Kulturen durch Entfernen von Heregulin, einem potenten
Gliazellen-Mitogen, und durch Aufrechterhalten einer hohen Dichte
der Zellen dominant.
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Diese
normalen neuralen Epithelvorläuferzellen
erforderten für
ihr Überleben
und Wachstum Zell-zu-Zell-Kontakt. Das Dispergieren der Kultur zu
einzelnen Zellen, auch mit einer kurzen Trypsin-Behandlung, resultierte
im Zelltod. Optimales Wachstum wurde erreicht, wenn die Zellen in
einer Dichte von 1–2 × 105 Zellen/cm2 ausplattiert
wurden. Es wurde eine Populations-Verdoppelungszeit von 50 Stunden
berechnet, wobei jedoch die Wachstumsgeschwindigkeit mit einem ausgeprägten Anstieg
der Verdoppelungszeit, wenn die Zellen dichter werden, nicht linear
ist. Konfluente Kultur erreichte eine Dichte von 106 Zellen/cm2, blieb jedoch stets in Form eines Monolayers.
Die Zellen wurden kontinuierlich mehr als 40 Passagen lang (> 80 Populationsverdoppelungen)
gezüchtet,
und es wurde weder augenscheinliche Veränderung der Zellmorphologie
und des Wachstumsprofils noch offensichtliche Zellalterung beobachtet.
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Zellmorphologie
-
Die
Zelllinie wies eine Monolayer-Epithelzellen-Morphologie mit einem
hohen Nucleus/Zytoplasma-Verhältnis
während
der wie beschriebenen, herkömmlichen
Subkultur auf. Die meisten Zellen zeigten positive immunfluoreszierende
Färbung
des Neuralvorläuferzell-spezifischen
Zwischenprodukt-Filamentproteins Nestin. Ein Western-Blot von solubilisierten
Zellmembranen, gefärbt
mit Anti-Nestin-Antikörper,
zeigte eine einzelne Bande mit einem Molekulargewicht von 220 kDa,
was mit dem bekannten Molekulargewicht von Nestin übereinstimmt.
Ein geringer Anteil (< 5%)
zeigte ebenfalls positive Färbung
für Neuronen-spezifische
Enolase, die im Western-Blot
ein Molekulargewicht von 46 kDa aufwies.
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Wachstumsfaktorreaktion
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Die
NEP-Zelllinie erforderte die Gegenwart von Insulin, Rinderhypophysenextrakt
und Forskolin (oder von Choleratoxin oder cAMP-Analoga) zum Überleben
und Wachstum. Das Entfernen eines dieser drei Wachstumsfaktoren
resultierte in einer starken Abnahme der Zellanzahl (1A).
Optimale Konzentrationen dieser Wachstumsfaktoren wurden folgendermaßen bestimmt:
10 μg/ml
Insulin, 3–10 μM Forskolin
und 0,3 Vol.-% Rinderhypophysenextrakt (1B und 1C).
Insulin kann auch durch Insulin-ähnliche
Wachstumsfaktoren ersetzt werden. Die Zellen sind auf IGF-1 empfindlicher
als auf IGF-II (1D). Wachstumsfaktoren wie PDGF,
EGF, Heregulin, Leukozyten inhibierender Faktor (LIF), Hepatozytenwachstumsfaktor
(HGF) und Neurotropine (NGF, NT-3 und BDNF) führten zu keinem Anstieg der
Zellanzahl (1E, 1F). Mitglieder der
TGFβ-Familie
von Wachstumsfaktoren hatten eine Hemmwirkung auf das Zellwachstum
(2A). Der Zusatz von TGFβ1 führte zu signifikantem Zelltod
(2A). In Abwesenheit von Forskolin und BPE steigerte bFGF
das Zellüberleben.
Während
all die Zellen in F12/DME, das nur mit Insulin ergänzt war,
starben, bewirkte der Zusatz von bFGF, dass ein große Anteil
der Zellen in Form von flotierenden Zellaggregaten überlebte.
Der Zusatz von bFGF in Gegenwart von 7F hemmte jedoch die Zellvermehrung
sehr stark und führte
nach 24 Stunden der Behandlung zu einer vollständigen Blockierung des Zellwachstums.
Im Gegensatz dazu zeigte aFGF nur geringe Wirkung (2B).
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In-vitro-Differenzierung
der NEP-Zelllinie:
-
Um
diese Hypothese zu testen, wurden Zellen in Gegenwart von 6F alleine
(Insulin, Transferrin, Rinderhypophysenextrakt, Heregulin, Progesteron
und α-Tocopherol),
von 6F + bFGF oder von 6F + bFGF + Forskofin 48 Stunden lang gezüchtet und
anschließend
fixiert und für
zahlreiche Neuronalmarker immungefärbt. Die Zellen zeigten eine
ausgeprägte
Veränderung
der Morphologie in Gegenwart von bFGF und eine weitere Entwicklung
hin zu Neuronal-ähnlicher
Morphologie in Gegenwart von bFGF + Forskolin. Diese morphologischen
Veränderungen
gingen einher mit der erhöhten
Expression von neural-spezifischen Markern, die durch Immunhistochemie
sichtbar gemacht wurden. Die Anzahl an exprimierenden Zellen und
das Ausmaß der
Expression von Vimentin und Tubulin β erhöhte sich durch FGF und erhöhte sich
weiter durch die Kombination von bFGF und Forskolin. Spezifische
Neuronalmarker, wie beispielsweise Map-2, Peripherin und das 160-kd-Neurofilamentprotein
(NF 160), wurden ebenfalls induziert, wenn die Zellen morphologisch
gesehen stärker
differenziert wurden, obwohl diese in verschiedenen Ausmaßen und
auf verschiedene Weisen unter den unterschiedlichen Bedingungen
exprimiert wurden. Beispielsweise wurde NF 160 nur in manchen Zell/Zell-Kontakten
unter den Kontrollbedingungen exprimiert. Mit FGF alleine gab es
kontinuierliche Expression an den Kontaktstellen und gewisse zytoplasmatische
Expression, während
unter den FGF + Forskolin-Bedingungen NF160 an der Zelloberfläche und
in den neuralen Extensionen sowie zytoplasmatisch gesehen werden
kann. Während
Map2 von den meisten Zellen in Gegenwart beider Faktoren exprimiert
wird, ist Peripherin nur auf einigen wenigen Zellen vorhanden. Zellen,
die beiden Faktoren ausgesetzt werden, exprimieren Proteinkinase
c (Pkc) sowie die exzitatorischen Aminosäuren Glutamat und Aspartat.
Neuronen-spezifische Enolase, Synaptophysin, und Tau wurden auch
in manchen Zellen in den Kulturen induziert. Geringe Konzentrationen
an Gliamarkern wie beispielsweise GFAP und Gal-c wurden in manchen
Zellen unter manchen Bedingungen induziert. Diese Resultate sind
in Tabelle I zusammengefasst.
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Beispiel II
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In-vivo-Injektion und
Differenzierung von NEP-Zellen
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NEP-Zellen
wurden wie zuvor beschrieben isoliert und expandiert. Etwa 1 × 105 bis 1 × 106 Zellen wurden aus der Kultur entfernt und
in einer ausgeglichenen Salzlösung,
die Glucose enthielt, resuspendiert. Die Zellen wurden über eine
sterile Mikrospritze in neonatales Rattengehirn injiziert.
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NEP-Zellen
zur Implantation wurden mit dem fluoreszierenden lebensfähigen Zellmarker
PKH-26 markiert. Wenn in neonatales Rattengehirn injiziert, ließen die
NEP-Zellen mehrere
einzelne neurale Zell-Phänotypen
entstehen. Zwei Hauptzelltypen mit typischer Morphologie wurden
innerhalb der passenden Schicht des Zerebellums identifiziert. Diese
Zellen wiesen die Morphologie auf, die für Bergman-Glia- und -Körnerzellen charakteristisch
waren. Im Hippocampus integrierten sich die meisten Fluoreszenz-markierten
Zellen in die Fascia dentata. Der Großteil dieser Zellen hatte eine
für gezahnte
Körnerzellen
typische Morphologie. Andere Zellen zeigten Neuronal-ähnliche
Differenzierung, konnten jedoch durch die Morphologie nicht präzise kategorisiert
werden. In der Großhirnrinde
sponnen Bündel
von Zellfortsätzen
die ventrikulare Region hinauf bis an die Oberfläche des Cortex mit Endverzweigungen,
die radialen Gliazellfortsätzen
glichen. Manche der Zellkörper
wurden zurückverfolgt
und innerhalb des Seitenventrikels lokalisiert. Integrierte Zellen
wurden auch in der linken Hemisphäre gefunden, obwohl Zellen
nur in die rechte Hemisphäre
des Gehirns injiziert worden waren.
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Der
Großteil
der Neuronen, die sich aus den NEP in vitro in Gegenwart von bFGF
und Forskolin differenzierten, wiesen Marker auf, die mit einer
Cortexneuronenidentität übereinstimmten.
Die differenzierten Neuronen exprimierten ein Proteinkinase-C-Isoenzym, das ausschließlich in
ZNS-Cortexneuronen exprimiert wird. Weiters akkumulierten diese
Neuronen die exzitatorischen Aminosäuren Glutamat und Aspartat
in ihrem Zytoplasma und in den Zellfortsätzen. Diese Aminosäuren werden
als Neu rotransmitter ausschließlich
in Cortexneuronen verwendet. Die Daten zu den In-vitro-Experimenten wurden
durch die Ergebnisse aus den In-vivo-Experimenten bestätigt.
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In
Gegenwart von bFGF und Forskolin differenzierten sich die meisten
NEP-Zellen zu aminergen Neuronen. Dennoch begann eine geringe Anzahl
an Zellen, Cholinacetyltransferase zu exprimieren, ein in der Acetylcholin-Synthese
zentrales Enzym. Die Differenzierung von cholinergen Neuronen in
der NEP-Linie wurde durch Zusatz von Leukämie inhibierendem Faktor (LIF)
verstärkt.
Dieses Resultat ist übereinstimmend
mit der Induktion von cholinergen Neuronen durch LIF in Neuralleisten-Zellen und Hippocampus-Zellen.
Obwohl keine reifen Gliazellen in vitro identifiziert wurden, können sich
die NEP-Zellen zu Bergmann-Gliazellen, wenn sie in das Zerebellum
injiziert werden, und zu radialen Gliazellen in der Großhirnrinde
differenzieren. Insgesamt betrachtet lassen diese Daten darauf schließen, dass
die NEP-Zelllinie
in einem frühen
Stadium der neuroepithelialen Differenzierung angehalten wird und
die Fähigkeit,
sich je nach den umgebenden Bedingungen zu mehreren verschiedenen
Neuronal- und Gliazellen zu differenzieren, beibehält.
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Hinterlegung
von Materialien
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Die
folgende Kultur wurde bei der American Type Culture Collection,
12301 Parklawn Drive, Rockville, MD, USA, (ATCC) hinterlegt:
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Diese
Hinterlegung erfolgte unter den Bestimmungen des Budapester Vertrages über die
internationale Anerkennung der Hinterlegung von Mikroorganismen
für die
Zwecke von Patentverfahren und der darunter geltenden Bestimmungen
(Budapester Vertrag) durchgeführt.
Dies stellt die Aufrechterhaltung lebensfähiger Kulturen 30 Jahre lang
nach dem Hinterlegungsdatum sicher. Die Zelllinie wird durch die
ATCC unter den Bestimmungen des Budapester Vertrags verfügbar gemacht
und ist Gegenstand eines Abkommens zwischen Genentech Inc. und der
ATCC, das die ständige
und uneingeschränkte
Verfügbarkeit
der Nachkommenschaft der Kultur für die Öffentlichkeit nach Erteilung
des entsprechenden US-Patents zusichert.
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Der
Abtretungsempfänger
der vorliegenden Anmeldung erklärt
sich einverstanden, dass, sofern die hinterlegte Kultur sterben
oder verlorengehen sollte oder zerstört wird, wenn sie unter geeigneten
Bedingungen kultiviert wird, diese unverzüglich nach Bekanntmachung durch
ein lebensfähiges
Muster derselben Kultur ersetzt wird. Eine Verfügbarkeit der hinterlegten Zellen
ist somit nicht als eine Genehmigung zu verstehen, die Erfindung
unter Verletzung der Rechte, die unter der Befugnis jeder Regierung
gemäß deren
Patentrechten zuerkannt werden, zu praktizieren.
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Die
vorangehende formulierte Beschreibung wird als ausreichend erachtet,
um Fachleuten die praktische Durchführung der Erfindung zu ermöglichen.
Die vorliegende Erfindung ist durch die hinterlegte Kultur in ihrem
Schutzumfang nicht eingeschränkt,
da die hinterlegten Ausführungsformen
zum Zwecke der Veranschaulichung eines Aspekts der Erfindung bereitgestellt
wurden und jegliche Kulturen, die diesen in ihrer Funktionsweise
entsprechen, im Schutzumfang dieser Erfindung inbegriffen sind.
Die Hinterlegung des Materials hierin stellt kein Eingeständnis dar,
dass die hierin dargebrachte formulierte Beschreibung ungeeignet
ist, die Durchführung
jedes beliebigen Aspekts der Erfindung, umfassend die beste Ausführungsform
davon, zu ermöglichen,
noch dass sie als eine Einschränkung
des Schutzumfangs der Patentansprüche auf die spezifische Veranschaulichung,
die sie darstellt, zu verstehen ist.