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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Isolieren von Zellen,
insbesondere von abgeblätterten
oder abgeschuppten Epithelzellen.
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Abgeblätterte Epithelzellen
bestehen aus zellulären
Komponenten, wie z. B. DNA, RNA und Proteinen, die möglicherweise
eine Vielzahl an Möglichkeiten
bieten, Krankheitszustände
des Epithels zu identifizieren und zu überwachen; Beispiele dafür sind Kolorektal-Karzinom,
Polypen und ulzeröse
Kolitis. Die problemlose Gewinnung solcher Zellen ermöglicht die
Durchführung
einer Vielzahl an Testverfahren für die qualitative und/oder
quantitative Analyse von z. B. DNA-Veränderungen, Gen-Expression und
Enzymaktivität.
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Die
Früherkennung
zellulärer,
genetischer und anderer Biomarker von Tumorgenese oder Malignität ist ein
entscheidender Faktor bei der Prophylaxe und Behandlung von Krebs
und anderen Krankheitszuständen.
Verschiedene Karzinome wie etwa Kolorektal-, Lungen-, orales, Pankreas-,
Gallengang, Harnblasen- und einige andere Epithelgewebe-Karzinom
treten in substanzieller Inzidenz auf (Cancer Incidence in five
Continents, Bd. VI, Hg. Parkin, D. M. et al., IARC Scientific Publications
Nr. 20, IARC, Lyon, Frankreich) und sind mit substanzieller Mortalität verbunden,
da in vielen Fällen
aufgrund des Fehlens nichtinvasiver, kostengünstiger und allgemein verfügbarer Screening-Verfahren
Tumoren zu spät
diagnostiziert werden, um heilbar zu sein. Derzeit werden zahlreiche
Krebsfälle
erst dann erkannt, wenn eine Tumormasse, Blutung oder ein andere Fehlfunktion
zur Durchführung
diagnostischer Verfahren führt,
die nur ein fortgeschrittenes Stadium neoplastischer Prozesse bestätigen können, die
oft drastische Behandlungsschritte – häufig mit geringen Erfolgsaussichten – erfordern.
Ein Beispiel für
diese Problematik ist Pankreaskarzinom, dessen frühe Symptome
leicht mit jenen häufigerer
Krankheiten verwechselt werden können;
wenn aber die Krebsdiagnose schließlich erstellt wird, beträgt die durchschnittliche
Lebenserwartung freilich nur mehr drei Monate. Ein weiteres Beispiel dafür ist kolorektales
Karzinom, das 5% der Bevölkerung
befällt
und dem 3% zum Opfer fallen. Laut Studien ist dieser Krebs nur im
Falle früher
Eingriffe heilbar. Das Fehlen von Verfahren, die die Früherkennung
von Neoplasie in Stadien vor invasiven Eingriffen oder sogar noch
vor der Malignität
ermöglichen,
ist eklatant, obwohl kürzlich
entwickelte Verfahren zur Detektion von mit Krebs zusammenhängenden
genetischen Veränderungen (Mao
L. et al., Cancer Research (Suppl.) 54, 1939s–1940s (1990)) und erste Erkenntnisse über eine
Sequenz genetischer Läsionen,
die zu Neoplasie führen
(Fearon E. R. et al., Cell 67, 757–767), zu Optimismus Anlass geben.
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Bei
der Entwicklung eines Programms zum Massen-Screening zwecks Früherkennung
und Behandlung von präkanzerösen oder
kanzerösen
Zuständen
sind einfache Verfahren zum Erhalten von Gewebe-, Zell- oder DNA-Proben,
auf denen diagnostische Tests durchgeführt werden können, von
grundsätzlicher
Bedeutung. Für
Individuen, in denen Karzinom, Polypen oder eine präneoplastische
Läsion
identifiziert wurde oder die offenkundig aufgrund ihrer genetischen
Prädisposition
einem erhöhten
Risiko ausgesetzt sind, ist es ferner wichtig, mehrmals Gewebeproben
zu entnehmen, um das Ansprechen auf die Behandlung oder ein allfälliges Wiederauftreten
von Symptomen zu ermitteln. Zu solchen Behandlungen zählen jene,
die einen Tumor eliminieren oder präventive metabolische Veränderungen
induzieren sollen.
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Herkömmliche
Probenziehverfahren sehen üblicherweise
die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) aus dem Patienten vor.
Biopsieverfahren sind jedoch invasiv, erfordern häufig lokale
Anästhesie
oder Vollnarkose und führen
zumindest zu massivem Unbehagen des Patienten. Außerdem entnimmt
man bei einer Biopsie – außer man
zieht eine Probe eines Tumors oder Polypen – eine kleine Gewebeprobe,
die a priori für
das Organ oder Gewebe insgesamt nicht repräsentativ ist. Solche Techniken
sind daher für
routinemäßig durchgeführtes Massen-Screening
ungeeignet.
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Eine
Screening-Methode zur Früherkennung
von kolorektalen Tumoren basiert auf „fecal occult blood testing" (FOBT; Test auf
verborgenes Blut im Stuhl). Der wesentliche Vorteil von FOBT ist,
dass dieser Test nichtinvasiv, einfach und kostengünstig ist.
Allerdings das Fehlen oder Vorhandensein von Blut im Stuhl nicht notwendigerweise
mit dem Fehlen oder Vorhandensein eines Tumors in Zusammenhang.
Daher ist diese Methode nicht frei von fälschlicherweise positiven Ergebnissen,
und sie kann auch in vielen Fällen
Krebs – und insbesondere
Polypen – nicht
nachweisen.
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Mehrere
Studien belegten, dass es möglicherweise
eine Korrelation zwischen erhöhter
Kolonozyten-Proliferation und kolorektalem Krebsrisiko und/oder
dem Vorhandensein kolorektaler Tumoren gibt (Terpstra O. T. et al.,
Gastroeneterology 92, 704–708
(1987); Soalmati A. et al., Cancer Res. 50, 7937–7941 (1990); Risio M. et al.,
Cancer Res. 51 (1991); Al-Sheneber I. F. et al., Cancer 71, 1954–1959 (1993)).
Diese Ergebnisse konnten jedoch keine statistische Signifikanz erzielen
und waren in Bezug auf einige Patienten kontroversiell. Die bislang
publizierten Daten und Methoden konnten die erhöhte Kolonozyten-Proliferation
als Grundlage für
einen zuverlässigen
oder praktikablen diagnostischen Test auf kolorektales Krebsrisiko
und/oder Vorhandensein kolorektaler Tumoren noch nicht bestätigen.
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Ein
Verfahren zum Isolieren von Humanzellen aus homogenisierten Fäzes wurde
bereits veröffentlicht (Albaugh
G. P. et al., Int. J. Cancer 52, 347–250 (1992); lyengar V. et
al., FASEB J. 5, 2856–2859).
Das beschriebene Verfahren sieht die Verwendung einer homogenisierten
Stuhlprobe vor und erwies sich in der Reproduktion als schwierig;
außerdem
ist es in Bezug auf Geschwindigkeit, Ausbeute und Selektivität mangelhaft und
kommt daher für
das routinemäßige Massen-Screening
nicht in Frage. Dutta S. K. et al. (AGA Abstracts, Gastroenterology
108 (1995) A463) wandten dieses Verfahren auf der Basis der Dichtegradient-Trennung
an, um die Anzahl an Kolonozyten, die pro Gramm homogenisierter
Stuhlprobe in Patienten mit kolorektalem Karzinom und Vergleichsprobanden
gewonnen wurden, zu vergleichen. Obwohl eine Tendenz zu höherer Gewinnung
bei Krebspatienten bestand (die Rate betrug etwa das Doppelte jener
der Vergleichsprobanden), konnte diese Differenz keine statistische
Signifikanz erreichen.
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Ein
Verfahren zum Isolieren metastatischer maligner Epithelzellen aus
Blut wurde ebenfalls beschrieben (Hardingham et al., Cancer Research
53, 3455–3458
(1993)). Das Verfahren sah die Verwendung von Immunmagnetperlen
vor, die mit einem für
Epithelzellen spezifischen monoklonalen Antikörper markiert sind, um Zellen
zu isolieren, die auf die Gegenwart einer Punktmutation im K-ras-Tumormarker-Gen unter Anwendung von
PCR analysiert wurden. Man kann jedoch aufgrund der Wahrscheinlichkeit
nichtspezifischer Bindungs-Wechselwirkungen zwischen den Immunomagnetperlen
und dem im Körperabfallprodukt
oder der Gastrointestinal-Flüssigkeit
vorhandenen Material nicht davon ausgehen, dass die direkte Nutzung
von Immunomagnetperlen allgemein auf die Isolierung von Epithelzellen
aus Körperabfallprodukten
oder Gastrointestinal-Flüssigkeiten
anwendbar ist.
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Die
Extraktion von DNA direkt aus menschlichem Stuhl zur Detektion von
krebsassozierten Gen-Modifikationen durch Verdünnen kleiner Mengen homogenisierter
gefrorener Fäzes
mit einer Zelllyse-Lösung,
gefolgt von der Zentrifugation der resultierenden Suspension und
Reinigung mit Glaspulver, ist ebenfalls Gegenstand einer Publikation
(Sidransky D. et al., Science 256, 102–105 (1992)). Loktionov und
O'Neill (Int. J.
Oncology 6, 437–445
(1995)) berichteten über
die Isolierung von DNA aus Rattenstuhl durch Inkubieren von Fäzes mit
Zelllysepuffer und ein anschließendes
Phenol-Chloroform-Extraktionsverfahren. In beiden Fällen wurden
nur begrenzte Mengen reiner DNA für die PCR-Amplifikation erhalten.
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Es
besteht daher weiterhin die Notwendigkeit, Verfahren zur Entnahme
von Zellen zu entwickeln, die (a) nichtinvasiv oder minimal invasiv
sind, (b) rasch durchgeführt
werden, um intakte Zellen zu gewinnen, (c) eine ausreichende Menge
an für
mehrere Tests geeigneten Zellen bereitstellen, (d) selektiv sind,
um irrelevantes Material zurückzulassen,
das die Probe möglicherweise
verdünnt
oder die Tests beeinträchtigt
und (e) eine repräsentative
Zellsammlung liefern können.
Eine weitere Anforderung, die für
zahlreiche Testverfahren gilt, besteht darin, dass tatsächlich Zellen
erhalten werden und es sich nicht um eine einfache Gewinnung von
DNA oder einer anderen zellulären
Komponente, die in den Zellen von Interesse vorhanden ist, handelt.
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Gemäß der Erfindung
ist ein Verfahren zum Isolieren von Zellen aus fäkalem Stuhl bereitgestellt,
wobei das Verfahren die folgenden Schritte umfasst: das Abkühlen des
Stuhls auf eine Temperatur unter seinem Gel-Gefrierpunkt; das Entnehmen
von Zellen von der Oberfläche
des Stuhls, während
der Stuhl auf einer Temperatur unter seinem Gel-Gefrierpunkt gehalten
wird, so dass der Stuhl im Wesentlichen intakt bleibt.
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Die
vorliegende Erfindung ist auf die Isolierung von Säugetierzellen
aus dem Stuhl jedes beliebigen Tiers (inklusive des Menschen) anwendbar,
wobei sie sich besonders für
die Entnahme von Zellen aus der Stuhloberfläche eignet. Menschen produzieren
im Bergleich zum pelletförmigen
Stuhl einiger Tiere, wie z. B. Nagetiere, weiche Fäzes. Es
stellte sich heraus, dass die Abkühlung des Stuhls auf eine Temperatur
unterhalb seines Gel-Gefrierpunkts die Stuhlstruktur stabilisiert
und dadurch die selektive Entnahme von Humanzellen ermöglicht,
insbesondere von der Stuhloberfläche.
Beim oder unter dem Gel-Gefrierpunkt geht der Stuhl von einem weichen
in ein relativ hartes Material über,
das formbeständig
ist und manipuliert werden kann. Die genaue Temperatur der Gelbildung
variiert von Stuhl zu Stuhl und wird von Faktoren wie der Ernährung beeinflusst.
Die Beschaffenheit von Fäzes
wurde von Degan und Phillips charakterisiert (Gut 39, 109–113 (1996)), wobei
sie eine Skala von 7 (wässrig,
keine Festkörper)
bis 1 (voneinander getrennte, harte Klumpen) verwenden. Wenn Stuhl
unter seinen Gel-Gefrierpunkt abgekühlt wird, geht er von seiner üblichen
Beschaffenheit zwischen 6 (flockige Stückchen, ausgefranste Ränder, weich)
und 2 (wurstförmig
und klumpig) auf 1 (voneinander getrennte, harte Klumpen) über.
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Vorzugsweise
wird der Stuhl während
der gesamten Entname von Zellen aus dem Stuhl bei einer Temperatur
unter seinem Gel-Gefrierpunkt gehalten. Es stellte sich ferner heraus,
dass die Oberflächenschichten des
intakten Stuhls eine besonders ergiebige Quelle abgeblätterter
Zellen darstellen.
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Die
vorliegende Erfindung bietet ein Verfahren zum Isolieren einer Population
von Epithelzellen, die direkt repräsentativ für In-vivo-Zellen sind und mit
denen sowohl quantitative als auch qualitative Analysen von krebsassoziierten
Phänomenen
durch geführt
werden können.
Es sind eine Vielzahl an mit Krebs in Zusammenhang stehenden Phänomenen
bekannt, die in Gewebe und seinen Zellbestandteilen und -komponenten auftreten,
die mehrere Phasen neoplastischer Transformation durchlaufen. Die
vorliegende Erfindung bietet einen nichtinvasiven Zugang zu solchen
Zellen und subzellulären
Komponenten, wodurch die Überwachung
vieler Phänomene
ermöglicht
wird, die für
die Krebserkennung, -behandlung und -prophylaxe wichtig sind.
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Die
Oberflächenschichten
des Stuhls stellen eine besonders ergiebige von für die Isolierung
geeigneten abgeblätterten
Zellen dar. Typischerweise blättern
zwischen einem Sechstel und einem Drittel der Epithelzellen im Darm
pro Tag ab. Ohne die vorliegende Erfindung einzuschränken, geht
man davon aus, dass einige dieser abgeblätterten Zellen möglicherweise
eine „Hülle" um den Stuhl bilden,
die einen geringen Anteil an bakteriellen Zellen und anderen fäkalen Materialien
enthält.
Außerdem
geht man davon aus, dass die Lebensfähigkeit der Zellen in den Oberflächenschichten
des Stuhls durch folgende Faktoren gefördert wird: (i) die Neigung
der Zellen, sich zu Plaques zusammenzuballen; (ii) die Verfügbarkeit
von Sauerstoff an der Stuhloberfläche; und (iii) ihre einzigartige
Fähigkeit,
Butyrat, das lokal in hohen Konzentrationen durch mikroflorale Fermentation
gebildet wird, als Energieträger
zu nutzen. In Ermangelung der Versorgung über das Blut im Anschluss an
das Abblättern
führt offenbar
die Oxidation von Butyrat den Zellen Energie zu. Es stellte sich
heraus, dass die Isolierung von Zellen aus den Oberflächenschichten
des Stuhls beträchtliche
Vorteile in Bezug auf Ausbeute, Reinheit und Leichtigkeit der Gewinnung
nach sich zieht (im Vergleich zur Isolierung von Zellen aus homogenisiertem
Stuhl).
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Der
Ausdruck „Oberflächenschichten" bezieht sich hierin
auf die Schicht von fäkalem
Material innerhalb von 1,0 mm, vorzugsweise 0,25 mm, von der Stuhloberfläche.
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Das
Verfahren der vorliegenden Erfindung kann auf die Fäzes jedes
Tiers, vorzugsweise Säugetiers, noch
bevorzugter des Menschen, angewendet werden.
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Zellen
können
aus dem gekühlten
und gelierten Stuhl durch Abschaben (z. B. mit einem Messer oder Skalpell),
Abtupfen (z. B. mit einem Glasobjektträger, um für die histologische Analyse
einen „Abstrich" zu liefern), Abstreichen,
Abschmieren oder sonstigen physikalischen Abrieb oder durch Abwaschen
entnommen werden. Vorzugsweise werden die Zellen selektiv aus dem
Stuhl entnommen, während
die Stuhlstruktur im Wesentlichen intakt bleibt. Vorzugsweise werden
die Zellen durch Waschen aus dem Stuhl entfernt.
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Es
ist ein besonderes Merkmal der Erfindung, dass abgeblätterte Zellen
aus dem Stuhl isoliert werden können,
indem ein aus den folgenden Schritten bestehendes Verfahren durchgeführt wird:
- (a) Abkühlen
des Stuhls auf eine Temperatur unter seinem Gel-Gefrierpunkt; und
- (b) Abwaschen von Zellen von der Stuhloberfläche mittels einer wässrigen
Lösung,
während
der Stuhl bei einer Temperatur unter seinem Gel-Gefrierpunkt gehalten
wird, so dass der Stuhl im Wesentlichen intakt bleibt.
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Es
zeigte sich, dass beim Abwaschen von Stuhl, der über seinem Gel-Gefrierpunkt
liegt, mit einer geringen Menge wässriger Lösung Wasser rasch durch den
Stuhl absorbiert wird und kein Waschergebnis vorliegt. Wenn hingegen
ein Überschuss
wässriger
Lösung
zugesetzt wird, absorbiert der Stuhl Wasser und bildet eine Aufschlämmung oder
Suspension aus fäkalem
Material. Die Isolierung abgeblätterter
Zellen aus einer derartigen Aufschlämmung oder Suspension erwies
sich aufgrund von Schwierigkeiten beim Abtrennen solcher Zellen
von großen
Mengen an Schleim, bakteriellem Material und Nahrungsabfallstoffen
im Stuhl als unpraktisch.
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In
der Erfindung sorgt der Schritt des Abkühlens des Stuhls auf eine Temperatur
unter seinem Gel-Gefrierpunkt für
die Stabilisierung der Stuhlstruktur. Vorzugsweise wird der Stuhl
auf eine Temperatur von –80°C bis 15°C, noch bevorzugter –10°C bis 15°C, noch bevorzugter –10°C bis 10°C, am bevorzugtesten
0°C bis
5°C, abgekühlt. Es
ist zu beachten, dass der Stuhl – um ihn bei einer Temperatur
unter seinem Gel-Gefrierpunkt zu halten – mit einer wässrigen
Lösung
gewaschen werden kann, die auf eine Temperatur unterhalb des Gel-Gefrierpunkts
vorgekühlt
ist. Vorzugsweise ist die wässrige
Lösung
eiskalt. Der Stuhl kann zwecks Lagerung vor dem Isolieren von Zellen
auf einen Wert deutlich unter dem Gel-Gefrierpunkt (z. B. –20°C bis –80°C) gekühlt werden.
Der Stuhl und die Lösung
können
während
des Waschens extern gekühlt
werden, um die Temperatur unter dem Gel-Gefrierpunkt zu halten.
Es stellte sich heraus, dass beim Waschen des gekühlten Stuhls
mit einer wässrigen
Lösung
keine signifikante Wasserabsorption (typischerweise weniger als
10%) erfolgt. Wenn die wässrigen
Waschlösungen
vom Stuhl getrennt werden (beispielsweise mittels Dekantieren oder
Filtrieren), enthalten die Waschlösungen eine hohe Konzentration
abgeblätterter
Zellen und eine stark reduzierte Kontamination an bakteriellen Materialien
oder Nahrungsabfallstoffen im Stuhl.
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Der
Stuhl kann mit der wässrigen
Lösung
ein- oder mehrmals gewaschen und die Waschlösungen kombiniert werden. Das
Waschverfahren kann auch leichtes Rühren vorsehen. Übermäßiges Waschen und/oder
Rühren
ist zu vermeiden, da ansonsten der Stuhl aufbricht oder die an abgeblätterten
Zellen reiche Oberflächenschicht
zu stark erodiert. Vorzugsweise bleibt der Stuhl während des
Waschvorgangs im Wesentlichen intakt. Typischerweise sind die durch
das Waschverfahren der Erfindung erhaltenen Waschlösungen blassgelb.
Auffällige
braune Verfärbungen
der Waschlösungen
und/oder sichtbare Hinweise auf feste Teilchen in den Waschlösungen sind
ein Indikator für
signifikante Kontamination durch Schleim, bakterielle Materialien oder
Nahrungsabfallstoffe infolge von exzessivem waschen oder Rühren der
Probe. Vorzugsweise umfasst das Verfahren der Erfindung das Waschen
des Stuhls unter leichtem Rühren,
so dass man keine braune Verfärbung
der Waschlösungen
beobachten kann.
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Vorzugsweise
wird der Stuhl mit einer wässrigen
Lösung
gewaschen, die eine kurzkettige Fettsäure oder ein Salz davon enthält, noch
bevorzugter eine C1-6-Fettsäure oder
ein Salz davon, noch bevorzugter ein Salz von Buttersäure, am
bevorzugtesten Natriumbutyrat. Es stellte sich heraus, dass das
Waschen mit einer derartigen wässrigen
Lösung
zu erhöhter
Gewinnung abgeblätterter
Zellen führt.
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Vorzugsweise
wird der Stuhl mit einer wässrigen
Suspensionslösung
auf der Basis eines Zellkulturmediums, noch bevorzugter eines isotonischen
Mediums wie z. B. Minimum Essential Eagle's Medium (MEM), gewaschen. Vorzugsweise
enthält
die wässrige
Lösung
außerdem
eine oder mehrere der folgenden Komponenten: ein Mukolytikum, wie
z. B. N-Acetylcystein; ein Antibiotikum, wie z. B. Penicillin, Streptomycin,
Amphotericin B oder Gentamycin; ein anorganisches Salz, wie z. B.
Natriumbicarbonat; einen Chelatbildner, wie z. B. EDTA und/oder
ein Antikoagulans, wie z. B. Heparin, um Blutgerinnung zu verhindern,
sollte sich Blut im Stuhl befinden; ein Protein, wie z. B. Hitzeschock
unterzogenes Rinderserumalbumin, das offenbar das Aufbrechen von
Zellklumpen unterstützt.
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Das
oben beschriebene wässrige
Waschverfahren liefert eine Probe abgeblätterter Zellen in Suspension,
deren Reinheit für
zahlreiche Assays und diagnostische Tests in Frage kommt. Die Suspension
ist jedoch typischerweise nach wie vor mit Schleim, bakteriellen
Materialien und Nahrungsabfallstoffen verunreinigt. Die Zellsuspension
kann unter Anwendung einer oder mehrerer der folgenden Techniken
gereinigt werden:
- (a) Die Zellsuspension kann
mit relativ niedriger Geschwindigkeit (z. B. 250 g) zentrifugiert
werden. Eine derartige Zentrifugation führt zu einem Pellet, das vor
allem die gewünschten
abgeblätterten
Zellen enthält. Ein
Großteil
der bakteriellen Zellen und des Schleims sammelt sich im Überstand,
der vom Pellet dekantiert werden kann. Das Pellet kann auf Wunsch
in der Suspensionslösung
resuspendiert werden.
- (b) Die Zellsuspension kann mit einem Überschuss Borsäure behandelt
werden. Vorzugsweise wird die Suspension mit pulverförmiger Borsäure behandelt,
wobei eine ausreichende Menge verwendet wird, so dass ein Teil ungelöst bleibt.
Die Suspension aus Zellen und Borsäure wird mehrere Minuten lang
gerührt oder
geschüttelt,
bevor die Borsäure
absetzen gelassen wird. Die überschüssige Borsäure kann
dann durch Dekantieren oder Filtrieren des Überstands entfernt werden.
Es zeigte sich, dass die Behandlung mit Bor säure für das Aufbrechen und Entfernen
von Schleim aus der Zellsuspension vorteilhaft ist.
- (c) Die Zellsuspension kann mit Immunomagnetperlen behandelt
werden, die Magnetperlen umfassen, an die Antikörper gebunden sind, die zur
selektiven Bindung an die Zellen von Interesse fähig sind. Daran schließt sich
die magnetische Sammlung der Magnetperlen an, an die die Zellen
gebunden sind. Verunreinigungen bleiben in der wässrigen Suspension zurück. Vorzugsweise
wird ein Überschuss
an Immunomagnetperlen dazu verwendet, die Gewinnung von Zellen zu
maximieren.
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Es
ist zu beachten, dass die Schritte (b) und/oder (c) durch Zugabe
von Borsäure
und/oder Immunmagnetperlen zu einer wässrigen Suspension der durch
Waschen des Stuhls erhaltenen Zellen durchgeführt werden können. Alternativ
dazu kann die zum Waschen des Stuhls herangezogene wässrige Lösung überschüssige Borsäure und/oder
die Immunomagnetperlen enthalten.
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Es
ist ferner zu beachten, dass jeder der Schritte (a), (b) und (c)
optional ist und entfallen kann, wenn z. B. der Stuhl während des
Waschens im Wesentlichen intakt bleibt und verbleibender Schleim
die anschließenden
Testverfahren nicht beeinträchtigt.
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Gemäß der Erfindung
wird ein Verfahren zum Abtrennen abgeblätterter Zellen von Schleim
bereitgestellt, umfassend die Behandlung einer wässrigen Suspension von Zellen
und Schleim mit Borsäure.
Vorzugsweise wird ein Borsäure-Überschuss
verwendet. Der Ausdruck „überschüssige Borsäure" oder „Borsäure-Überchuss" bezieht sich hierin
auf eine ausreichende Menge, so dass etwas Borsäure ungelöst bleibt.
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Gemäß der Erfindung
wird ein Verfahren zum Isolieren von Zellen aus einem Säugetier-Körperabfallprodukt
oder einer Flüssigkeit
des Verdauungstrakts bereitgestellt, umfassend die folgenden Schritte:
- (a) das Mischen der Probe des Körperabfallprodukts
oder der Flüssigkeit
des Verdauungstrakts mit Immunomagnetperlen, die Magnetperlen umfassen,
an die Antikörper
gebunden sind, die zur selektiven Bindung an die Zellen fähig sind;
und
- (b) das magnetische Einsammeln der Magnetperlen, an die die
Zellen gebunden sind.
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Entgegen
den Erwartungen stellte sich heraus, dass Säugetierzellen aus einem Säugetier-Körperabfallprodukt
oder einer Flüssigkeit
des Verdauungstrakts unter Verwendung von Immunomagnetperlen isoliert werden
können.
Die Verwendung von Antikörpern,
die zur spezifischen Bindung an eine bestimmte Zellart fähig sind,
erleichtert die Isolierung dieser bestimmten Zellart, z. B. von
Epithelzellen, Lymphozyten oder Makrophagen bzw. von abnormalen
Zellen wie z. B. Tumorzellen mit Antigen-Markern. Vorzugsweise wird
ein Überschuss
an Immunomagnetperlen verwendet, um das Einsammeln von Zellen zu
maximieren.
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Verfahren
zur Herstellung von Immunomagnetperlen wurden von Hardingham et
al. (Cancer Research 53, 3455–3458
(1993)) beschrieben. Geeignete Magnetperlen sind bei Dynal (Oslo,
Norwegen) erhältlich.
Die Perlen können
mit jedem beliebigen Antikörper
beschichtet sein, der zur Bindung an die Zellen von Interesse fähig ist.
Beispielsweise kann die Isolierung von Epithelzellen unter Verwendung
von Perlen erfolgen, die mit einem Antikörper beschichtet sind, der
zur Bindung von Epithelzellen fähig
ist; ein Beispiel dafür
ist Antikörper Ber-EP4
(im Handel bei Dako aus Gestrop, Dänemark, erhältlich). Die Isolierung von
Lymphozyten und Makrophagen kann mittels für CD8 spezifischer Antikörper stattfinden.
Die Isolierung anderer Zelltypen kann unter Verwendung eines geeigneten
für Zielzellen
spezifischen Antikörpers
erfolgen.
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Die
Antikörper
können
direkt (z. B. kovalent) oder indirekt (z. B. über einen weiteren Antikörper) an
die Perlen gebunden sein. Ein Beispiel für die indirekte Bindung wird
von Hardingham et al. (ebda.) beschrieben, wo Magnetperlen (Dynabeads
M-450), die kovalent mit Schaf-Anti-Mäuse-IgG beschichtet sind, mit
Ber-EP4 inkubiert wurden.
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Die
Verwendung von Immunomagnetperlen kann auf die Isolierung von Zellen
aus jedem Säugetier-Körperabfallprodukt
oder jeder Flüssigkeit
des Verdauungstrakts angewendet werden. Der Ausdruck „Flüssigkeit
des Verdauungstrakts" bezieht
sich hierin auf jede Flüssigkeit,
die aus dem Verdauungstrakt eines Tiers stammt, z. B. Speichel,
Gall-, Pankreas-, Duodenal- und Intestinalflüssigkeiten. Der Ausdruck „Körperabfallprodukt" bezieht sich auf
jedes Abfallprodukt des Tierkörpers,
z. B. Fäzes,
Harn und Sputum. Beispielsweise können Fäzes als Quelle von Zellen aus
dem Darmtrakt verwendet werden, insbesondere Kolorektalzellen; Harn
kann als Quelle von Harnblasen- und Prostatazellen verwendet werden;
Speichel oder Sputum kann als Quelle von Mundschleimhaut-, Tracheal-,
Bronchial- und Lungenzellen verwendet werden; und Pankreas-, Gall-
oder Duodenalflüssigkeiten
können
als Quelle von Pankreas- und Cholangiolenzellen verwendet werden. Vorzugsweise
werden Harn, Duodenalflüssigkeiten
oder Fäzes,
noch bevorzugter Fäzes,
im Verfahren der Erfindung verwendet.
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Die
Anzahl der verwendeten Perlen hängt
vom jeweiligen Anwendungszweck ab. Beispielsweise wird ein Überschuss
an Perlen dazu verwendet, das Einsammeln von Epithelzellen zu maximieren,
wenn die Probe eine begrenzte Anzahl an Zellen enthält (wie
etwa in Harn); er dient auch zur Quantifizierung, wenn ein hohes Verhältnis zwischen
Perlen und Zellen maximale Zellgewinnung innerhalb eines Bereichs
von Zellüberfluss, der
von klinischem Interesse ist (z. B. bei der DNA-Quantifizierung
aus der Stuhloberfläche),
sicherstellt. Eine fixe Anzahl von 3 × 107 Perlen
stellte sich für
die meisten Anwendungen als günstig
heraus.
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Die
oben beschriebenen Techniken der vorliegenden Erfindung können dazu
dienen, Zellen jeder beliebigen Art zu isolieren. Dazu zählen Epithelzellen,
Lymphozyten und Makrophagen. Vorzugsweise sind die Zellen Epithelzellen.
Epithelgewebe sind im Allgemeinen für Krebs im menschlichen Körper am
anfälligsten. Dies
ist wahrschein lich (a) der Sperrfunktion der Epithelgewebe, die
zum Kontakt mit genotoxischen Mitteln, bedingt durch Ernährung und/oder
Tabakkonsum und/oder sexuelle Gewohnheiten und/oder das berufliche Umfeld,
führt,
und (b) den hohen Proliferationsraten zuzuschreiben, die einige
der DNA-Schäden
in Mutationen umwandeln, die die Zellzykluskontrolle durch DNA-Reparatur
und Apoptose-Mechanismen beeinträchtigen. Der
Ausdruck „Epithelzellen" umfasst hierin andere
Zelltypen, die in großer
Menge in Epithelgeweben vorkommen und selbst neoplastische Veränderungen
erfahren oder dazu dienen können,
auf ungünstige
Bedingungen hinzuweisen, die möglicherweise
zu Neoplasie in den Epithelgeweben führen könnten.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung betriff die Verwendung einer Probe
von Zellen, die gemäß einem Verfahren
der Erfindung in einem Test zur Diagnose oder Überwachung eines präkanzerösen oder
kanzerösen Zustands
erhalten werden. Jeder herkömmliche
histologische oder immunologische Test bzw. diagnostisches Verfahren
kommt für
die Zellprobe in Frage. Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft
die Verwendung einer Probe von Zellen, die gemäß einem Verfahren der Erfindung
als DNA-Quelle zur Verwendung in einem Test für die Diagnose oder Überwachung
eines präkanzerösen oder
kanzerösen
Zustands erhalten werden.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt der Erfindung wird ein Verfahren zum Isolieren von
DNA aus fäkalem Stuhl
bereitgestellt, wobei das Verfahren die folgenden Schritte umfasst:
- (a) Isolieren von Zellen aus dem fäkalen Stuhl
durch ein erfindungsgemäßes Verfahren;
und
- (b) Extrahieren von DNA aus den Zellen.
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Es
zeigte sich, dass die DNA-Menge, die aus abgeblätterten, aus Stuhl isolierten
Zellen extrahiert werden kann, und insbesondere der „Stuhl-DNA-Index" (definiert als Gewicht
von isolierter DNA, dividiert durch das Gewicht des Stuhls) ein
Indikator dafür
ist, ob der Proband, aus dem der Stuhl stammt, einen kolorektalen neoplastischen
(kanzerösen
oder präkanzerösen) Krankheitszustand
aufweist.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung bietet daher einen diagnostischen
Test auf kolorektale Neoplasie in einem Probanden, umfassend den
Schritt des Bestimmens der DNA-Menge, die aus dem fäkalen Stuhl
des Probanden isoliert wurde. Der diagnostische Test der Erfindung
findet in vitro statt.
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DNA
kann aus abgeblätterten
Zellen extrahiert werden, die mittels eines erfindungsgemäßen Verfahrens
aus dem fäkalen
Stuhl isoliert werden.
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Der
Vergleich der Menge isolierter DNA – oder vorzugsweise des Stuhl-DNA-Index – mit Werten
für die
Menge an isolierter DNA oder dem Stuhl-DNA-Index aus fäkalem Stuhl
von Probanden, die kolorektale Neoplasie (kanzeröse oder präkanzeröse Zustände) aufweisen oder von deren
Gesundheit ausgegangen werden kann, ist ein Indikator dafür, ob der
Proband kolorektales Karzinom oder einen kolorektalen präkanzerösen Zustand
aufweist oder gesund ist. Außerdem
kann der Stuhl-DNA-Index für
die postoperative Überwachung
von Krebspatienten herangezogen werden.
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Es
stellte sich heraus, dass bei Befolgung der unten beschriebenen
Arbeitsvorschrift für
die Isolierung von DNA und Berechnung des Stuhl-DNA-Index ein Index
von unter 600 (im Allgemeinen zwischen 100 und 250 für ein Alter
von < 55 Jahren
und zwischen 200 und 600 für
ein Alter von > 55
Jahren) typischerweise für die
Fäzes gesunder
Probanden beobachtet wird, ein Index von über 1400 (im Allgemeinen zwischen
1500 und 6000) typischerweise in den Fäzes von Probanden mit kolorektalem
Karzinom beobachtet wird und ein Wert dazwischen (zwischen den Werten
für gesunde
Individuen und jene mir Krebs) für
die Fäzes
von Personen mit kolorektalen Polypen beobachtet wird, was mit dem
biologischem Zwischenstadium von Polypen in der kolorektalen Tumorgenese übereinstimmt,
wobei der Stuhl-DNA-Index in ng isolierter DNA, dividiert durch
das in g angegebene Gewicht des Stuhls, angegeben wird.
-
Die
signifikante Differenz zwischen dem Stuhl-DNA-Index bei Probanden
mit kolorektaler Neoplasie und gesunden Probanden stellt die Grundlage
für einen
diagnosti schen Test bereit, mit dem man zwischen Probanden, die
starke Darm-Neoplasie aufweisen, und gesunden Probanden unterscheiden
kann. Außerdem macht
die nichtinvasive Beschaffenheit der Verfahren zum Isolieren von
DNA aus den Probanden diese Methode attraktiv für Massen-Screening-Programme.
Eine Aufwärtstendenz
im Stuhl-DNA-Index wird mit zunehmendem Alter des Patienten beobachtet.
Dies schränkt
jedoch das Potenzial der Technik, Personen mit Neoplasie zu identifizieren,
nicht ein.
-
Es
wurde aufgezeigt, dass die Sensitivität und Spezifität der Arbeitsvorschrift
für Karzinome
jeweils typischerweise über
0,90 (90%) liegt. Im Gegnsatz dazu weist der herkömmliche
FOBT üblicherweise
eine Sensitivität
und Spezifität
im Bereich von 0,4 bis 0,7 auf. Ein weiterer Vorteil der vorliegenden
Arbeitsvorschrift liegt darin, dass sie eine DNA-Probe bereitstellt,
die für
weitere Analysen oder bestätigende
Tests verwendet werden kann.
-
Aufgrund
ihrer allgemeinen Anwendbarkeit sind die erfindungsgemäßen Verfahren
zum Isolieren von Zellen nicht auf die Verwendung von Zellen beschränkt, die
in Einklang mit der Erfindung bei der Diagnose von Krebs oder neoplastischen
Prozessen erhalten werden; sie umfassen auch Tests auf andere ungünstige Prozesse,
die Epithelgewebe betreffen, wobei die Untersuchung abgeblätterter
Zellen Informationen über
den Einsatz in der Diagnose, Behandlung oder Prophylaxe liefern.
Zu den angesprochenen Zuständen
bzw. Krankheiten zählen
u. a. ulzeröse
Kolitis, entzündliche
Zustände
der relevanten Epithelgewebe und die Inkorporation von viraler DNA
in das Genom einiger Epithelzellen. Erfindungsgemäß erhaltene
Zellen können
auch in Tests verwendet werden, um günstige Veränderungen zu bewerten, z. B.
innerhalb des kolorektalen Epithels, etwa absichtlich induzierte
metabolische Veränderungen
aufgrund von prophylaktischen Mitteln. Die günstigen Veränderungen, für die die
Zellen als Biomarker fungieren, betreffen u. a. Proliferation, Phase
I-Karzinogen-aktivierende Enzymaktivitäten und Schutzenzyme wie z.
B. Glutathion-S-Transferase und NADPH-Chinon-Reductase.
-
Expositions-Biomarker
wurden umfassend untersucht, um die Karzinom-Ätiologie zu ermitteln und die tatsächliche
Exposition eines Individuums gegenüber Wirkkomponenten (Karzinogene,
Mitogene, Promotoren) im beruflichen oder privaten Umfeld zu bestätigen. Die
problemlose Extraktion abgeblätterter
Epithelzellen liefert Gewebe, das häufig nicht zur Verfügung steht
oder nur schwierig bzw. in kleinen Mengen erhältlich ist. Zu den untersuchten
Expositions-Biomarkern zählen
DNA-Addukte mit Teilen der Karzinogenmoleküle, oxidative DNA-Schädigung,
DNA-Strangbrüche
und DNA-Reparatur-Enzymaktivität.
Die Analyse einiger dieser Biomarker erfordert die größtmögliche DNA-Probe,
da Addukte nur in kleinen Mengen zur Verfügung stehen. Die vorliegende
Erfindung bietet ein praktikables Verfahren zum Isolieren abgeblätterter
Zellen zu diesem Zweck.
-
Die
relativen Aktivitäten
von Enzymen, die Karzinogene aktivieren (Phase I) oder ihre reaktive
Metaboliten abfangen (Phase II), sind für die Krebsprophylaxe und die
Bestimmung der angeborenen Krebs-Prädisposition eines Individuums
von großem
Interesse. Das Gewinnen von Epithelzellen für diesen die Enzymaktivitäten betreffenden
Test ist demnach von besonderem Interesse, da zahlreiche Experimente
mit Nagetieren aufzeigten, dass die krebsbekämpfende Wirkung von Anti-Karzinogenen
eng mit der Modifikation zu diesen Aktivitäten assoziiert ist; insbesondere
trifft dies auf Phase II-Enzyme zu. Ein typisches Beispiel (Rao
et al., Cancer Res. 53, 2502–2506
(1993)) belegte, dass Otipraz (eine Substanz, die mit natürlich vorkommenden Verbindungen
in Kraut verwandt ist) die Inzidenz von AOM-induzierten kolorektalen
Tumoren in F344-Ratten auf ein Viertel reduzierte, während die
nachfolgenden Phase II-Enzymaktivitäten im durch Dissektion entnommenen
Darmgewebe um das Zwei- bis Sechsfache gesteigert wurden: (a) Gesamt-Glutathion-S-Transferase (anschließend als
GST abgekürzt),
getestet gemäß dem Verfahren
von Habig et al., J. Biol. Chem. 249, 7130–7139 (1974); (b) NADP(H):
Chinon-Reductase (anschließend
als QR abgekürzt),
getestet gemäß dem Verfahren
von Benson et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77, 5216–5220 (1980);
(c) UDP-Glucoronyl-Transferase, getestet gemäß dem Verfahren von Temple
et al., J. Lab. Clin. Med. 77, 1015–1019 (1971). Es sind zahlreiche
Phase II-Enzyme bekannt, wobei die meisten davon dazu dienen, das
Karzinogen mit einem wasserlöslichen
Molekül
zu verbinden (z. B. Glutathion-Konjugation durch GST). Andere Enzyme
von besonderem Interesse und ähnlicher
Wirkung sind N-Sulfotransferase und N-Acetyltransferase (NAT), die
ein Karzinogen sulfatieren oder acetylieren und die ungünstige Wirkung
besitzen, eine Klasse von mit kolorektalem Karzinom assoziierten
Karzinogenen weiter zu aktivieren. Eine weitere Gruppe von Enzymen
reparieren DNA-Schädigung.
Die Bestimmung dieser Phase I- oder II-Reparatur-Enzymaktivitäten in Epithelgewebe
ist ein Gebiet der Krebsforschung, auf dem sehr viele Fortschritte
erzielt werden und das praktische Anwendung hat.
-
Phase
I- und II-Enzyme werden in Humangeweben in Einklang mit genetisch
bestimmten Werten und auch in Einklang mit jenen, die durch Umwelt-
oder Ernährungsexposition
induziert werden können,
exprimiert. Die Defizienz bestimmter Typen von GST-Enzym wurde in
zahlreichen Studien mit Menschen mit dem erhöhten Risiko von Kolorektal-
und anderen Karzinomen assoziiert, so dass die absichtliche Induktion
einer zusätzlichen
GST-Aktivität
im Kolonepithel Krebs verhindern müsste, wenn man annimmt, dass
die mit Nagetieren erzielten Ergebnisse auf Menschen extrapoliert
werden können.
Ebenso sollte die Suppression von Phase I-Enzymen protektive Wirkung
ausüben.
Die Detektion von GST- oder QR-Aktivitäten in abgeblätterten
Kolonepithelzellen des Menschen wird hierin in Zusammenhang mit
der vorliegenden Erfindung, die ja ein Verfahren zum Isolieren dieser
Zellen aus Fäzes
betrifft, beschrieben.
-
Gemäß der Erfindung
wird ein Verfahren zur Abschätzung
der Enzymaktivität
oder Gen-Expression von Epithelzellen bereitgestellt, umfassend
das Isolieren abgeblätterter
Epithelzellen durch ein Verfahren der Erfindung und das Testen der
Zellen auf Enzymaktivität
bzw. das Isolieren von RNA und Testen auf Gen-Expression. Die Erfindung
bietet überdies
ein nichtinvasives Verfahren zur Überwachung einer biologischen
oder biochemischen Eigenschaft von Epithelgewebe, umfassend die
Schritte des Isolierens von Epithelzellen gemäß einem Verfahren der Erfindung
und das Testen der isolierten Epithelzellen auf die biologische
oder biochemische Eigenschaft.
-
Das
Genotypisieren eines Individuums ist eine immer wichtiger Aufgabe
bei der Bestimmung der genetischen Prädisposition, wobei abgeblätterte Zellen
für diesen
Zweck ausreichend DNA bereitstellen. Das forensische DNA-Fingerabdruckverfahren
ist ein weiteres Anwendungsbeispiel.
-
Die
vorliegende Erfindung vereinfacht die Bereitstellung einer Zellprobe,
z. B. aus abgeblätterten
Epithelzellen, die sich für
einen Test auf Indikatoren genetischer, morphologischer oder anderer
Anomalien eignen, die eine oder mehrere Phasen der Karzinogenese
signalisieren (zwischen der sehr frühen präneoplastischen und fortgeschrittenen
Tumorgenese). Die Erfindung erleichtert das routinemäßige Massen-Screening der Population
offenbar gesunder Personen, die aufgrund der allgemein bekannten
Faktoren (genetische Prädisposition
und/oder risikofördernde
Exposition) ein erhöhtes
Krebsrisiko aufweisen. Die Erfindung umfasst aber auch die Anwendung
dieser Techniken, um potenziell indikative Symptome zu untersuchen,
ohne einen invasiven Eingriff vorzunehmen. Beispielsweise gibt es
identifizierbare Subpopulationen wie z. B. alle Männer über 50 Jahre,
für die
kolorektales Screening in einigen Ländern empfohlen wird (aber
infolge der hohen Kosten konventioneller Kolonoskopie nicht in anderen
Ländern;
siehe Hart A. R. et al., Gut 36, 590–598 (1995)). Andere unten
als Beispiele genannte Subpopulationen weisen auch ein substanziell
höheres
Risiko auf und sollten vom frühen
Screening profitieren:
- (i) Genetische GST 1-null-Personen – alle Stellen
(Idle, J. R., Mutat. Res. 247, 259–266 (1991));
- (ii) GST 1 null und schneller Oxidator und/oder Acetylator – kolorektale
Stellen (Kadlubar, F. F. et al., Env. Health Persp. 98 69–74 (1992);
- (iii) GST 1 null und langsamer Oxidator und/oder Acetylator – Harnblase
(Hein, D. W., Biochem. Biophys. Acta 948, 37–66 (1988);
- (iv) Raucher – Lunge,
Pankreas und Blase (US Dept. of Health and Human Services, Publikationsummer 82-50179
(1982));
- (v) Personen mit einem oder mehreren nahen Verwandten mit kolorektalem
Karzinom oder Polymen – kolorektale
Stellen (Utsunomiya, J. et al., Hg., Hereditary Colorectal Cancer,
Tokio Springer-Verlag (1990));
- (vi) Personen mit einem oder mehreren verwandten mit Gallenblasen-
oder Pankreaskarzinom – Gallenblase
und Pankreas (Fernandez et a., Can. Epi. Brom. & Prev. 3, 209–212 (1994);
- (vii) Personen mit berufsbedingter Exposition gegenüber aromatischen
Aminen – Blase
(Chernozemsky, I. N. et al., Environmental Carcinogens; Selected
Methods of Analysis, Bd. 4, IARC Scientific Publications Nr. 40,
Hg. Gichbein et al., IARC, Lyon, Frankreich, 3–12 (1981));
- (viii) Personen mit berufsbedingter Exposition gegenüber aerogenen
Karzinogenen, insbesondere polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen,
Radon, Tabakrauch in der Umgebungsluft, Kochaerosolen, Holzstaub,
Formaldehyd – Lunge
und Sinus/Nasengang (IARC Monographs on the Evaluation of Carcinogenic
Risks to Humans Col. 1–62,
IARC, Lyon, Frankreich);
- (ix) Frauen mit zahlreichen Sexualpartnern und/oder Partnern,
die zuvor mit vielen anderen Personen Geschlechtsverkehr hatten – Zervikalepithel
(Bosch, F. X. et al., Can. Epi. Brom. & Prev. 3, 375–379 (1984)).
-
Jede
Kombination derartiger genetischer Prädispositionen und risikofördernder
Umweltexposition (s. o.) erhöht
die Gefahr, dass das Individuum an Krebs der Epithelgewebe erkrankt,
und signalisiert daher die Notwendigkeit des wiederholten Screenings
bereits ab dem 35. Lebensjahr.
-
Chemopräventive
Verfahren (Kelloff et al., Can. Epi. Brom. & Prev. 3, 85–98 (1994)) werden entwickelt, um
entweder das Wiederauftreten von Dysplasie, Polypen oder Karzinom
oder das Auftreten der Frühstadien der
Karzinogenese vor diesen detektierbaren Phänomenen zu verhindern. Das
Screening bildet die Grundlage und eine wichtige klinische Richtschnur
bei der Auswahl des jeweils wirksamsten Chemoprophylaktikums (Szarka
et al., Current Problems in Cancer, R. Ozols Hg., 13 –16, Mosby-Year
Book Inc.). Das Screening unter Anwendung des Verfahrens der Erfindung
bildet auch die Grundlage für
die nachfolgende nichtinvasive Routineüberwachung, um zu überprüfen, ob
die prophylaktischen Verfahren weiterhin wirksam sind. Besonders wichtig
für dieses
Screening ist der mit Zellen durchgeführte Test auf Enzymaktivität, die Anzahl
von Zellen und morphologische Eigenschaften; alle diese Tests erfordern
die hierin bereitgestellten Zellen.
-
Außerdem werden,
je mehr genetische Prädispositionen
und lebensstilbedingte, familiäre
oder berufsbedingte Krebs-Risikofaktoren entdeckt werden, immer
mehr derzeit asymptomatische Individuen, die Kombinationen solcher
Prädispositionen
bzw. Faktoren aufweisen und somit zur Hochrisikogruppe zählen, identifiziert.
Die Verfahren der Erfindung sind besonders dazu geeignet, die für diese
Patienten benötigten
diagnostischen Tests sowie die Routineüberwachung solcher Krankheitszustände zu erleichtern.
-
Ein
großer
Vorteil der Erfindung besteht darin, dass natürlich abgeblätterte Zellen
in ausreichender Menge vorhanden sind, wenn sie durch das Verfahren
der Erfindung gewonnen und isoliert werden; auf diese Weise werden
genügend
Zellen für
verschiedene Tests betreffend die Unterscheidung von Indikatoren
der Karzinogenese bereitgestellt. Die seit kurzer Zeit zur Verfügung stehenden
Verfahren zur Detektion der Frühstadien
der Karzinogenese (z. B. PCR-basierende Tests von Mutationen in
mit der Tumorgenese assoziierten Onkogenen (siehe Mullis K. B. et
al., Hg., The Polymerase Chain Reaction, Birkhauser, Boston) wie
z. B. K-ras oder H-ras (Boson, J. L., Cancer Res. 49, 4682–4689 (1989)
oder APC (Powell, S. M. et al., Nature 359, 235–237 (1991) oder p53 (Greenblatt
et al., Cancer Res. 54, 4855–4878
(1994)) machen das vorliegende Zellisolierungsverfahren zur Grundlage
der Überprüfung dieser
Zellen auf Anomalien zum geeigneten Zeitpunkt und ohne Notwendigkeit
einer Biopsie. Die durch das Verfahren der Erfindung isolierten
abgeblätterten
Zellen können
im Prinzip für
jede Art von PCR-basiertem Test verwendet werden. Erfindungsgemäß isolierte
abgeblätterte
Zellen können
auch bestehenden Verfahren für morphologische
Tests unterzogen werden, für
die bislang keine Zellen – oder
keine Zellen in ausreichend reinem Zustand – zur Verfügung standen.
-
Ein
zweiter damit in Zusammenhang stehender Vorteil ist, dass die Abblätterung
von der gesamten Epitheloberfläche
eine bessere Probe liefert (außer
wenn die Tumorposition bekannt ist) als eine Biopsie, die a priori
eine nichtrepräsentative
Gewebeprobe ist. Das Verfahren der Erfindung betrifft die Gewinnung
der Epithelzellen, die sich auf der Gewebeoberfläche befanden, wobei die folgenden Überlegungen
aufzeigen, dass auf diese Weise das gesamte Epithelgewebe repräsentiert
ist:
- (i) Die Menge an DNA-Addukten in Epithelzellen
auf der Gewebeoberfläche,
d. h. in leicht zugänglichen
Zellen, ist quantitativ ähnlich
oder größer und
qualitativ gleich wie jene in den gleichen Geweben, aus denen eine
Biopsie verwendet wurde, um tief gelegene Nicht-Oberflächenzellen
zu entnehmen (Stone, J. G. et al., Cancer Res. 55, 1267–1270 (1995)).
- (ii) Die normalen biologischen Prozesse der Epithelproliferation
und des Epithelwachstums führen
zu tieferen Zellen, die etwas später
an der Oberfläche
ankommen, so dass eine permanente DNA- oder eine andere Läsion in
diesen Zellen zwecks Abblätterung
zur Oberfläche
zykliert wird; sie stellt den Zustand des darunter liegenden Gewebes
dar. Obwohl eine temporäre
Läsion – vor kurzem
gebildet aufgrund der Wirkung von Substanzen im Hohlraum – nur die
Oberflächenzellen
betreffen und keine Langzeitfolgen haben kann, da diese Zellen in
kurzer Zeit abblättern
werden, dienen die natürlichen
Prozesse der DNA-Reparatur (Hanawalt, P. C. et al., Mutat. Res.
247, 203–211
(1991)), Apoptose (Hoffman, B. et al., Oncogene 9, 1802–1807 (1994))
usw. dazu, den Fortbestand nur eines sehr kleinen Teils genotoxischer
Wirkungen zu minimieren. Obwohl die Schaffung einer mutierten Zelle,
die nicht durch Apoptose eliminiert wird, entweder durch Teilung
von Stammzellen oder Mutation während
der Zellteilung in einem späteren
Stadium näher der
Gewebeoberfläche
erfolgen kann, stellt dieser zweifache Ursprung keinen Unterschied
für einen
genetischen Test dar, ob nun die Zellen durch Biopsie oder Abblätterung
erhalten wurden.
-
Somit
umfasst der Test der abgeblätterten
und erfindungsgemäß isolierten
Oberflächenzellen
die Untersuchung der Gewebe, die Aufschluss über bereits festgelegte Langzeitwirkungen
und auch über
zu Langzeitwirkungen führende
Kurzzeitwirkungen gibt. Indem sich das Verfahren auf die abgeblätterten
Zellen konzentriert, zeigt es wichtige Merkmale des gesamten risikobehafteten
Gewebes auf und ist nicht mit den Nachteilen einer lokalen Biopsie
(wissenschaftliche Nicht-Repräsentativität) verbunden.
Erfindungsgemäß isolierte Zellen
können
einer Vielzahl herkömmlicher
Testverfahren zugeführt
werden, die auf die Charakterisierung von Krankheiten und Anomalien
in der klinischen Praxis abzielen. Dazu zählt die Einfärbung für pathologische
und histologische Studien.
-
DNA,
die aus erfindungsgemäß erhaltenen
Zellen gewonnen wird, kann PCR-basierten Tests hinsichtlich der
Detektion präkanzeröser oder
kanzeröser
genetischer Indikatoren unterzogen werden. Beispielsweise kann man
PCR-Tests auf Gegenwart oder Häufigkeit
von mutiertem K-ras, H-ras und/oder anderer mutierter Gene durchführen.
-
Es
folgt eine Beschreibung der vorliegenden Erfindung anhand von Beispielen.
Es ist zu beachten, dass diese die Erfindung keinesfalls einschränken und
dass Modifikationen innerhalb des Schutzumfangs der Erfindung möglich sind.
-
Beispiele
-
A. Isolierung abgeblätterter
Epithelzellen aus Fäzes
-
Das
folgende Verfahren wurde in einem Labor durchgeführt, das zur Arbeit mit Fäzes ausgestattet
war; es wurden in Einklang mit den HSWA und COSHH-Anforderungen
Vorkehrungen getroffen, um Infektion, Kontamination usw. zu vermeiden.
-
Für einen
typischen Stuhl mit einem Gewicht von 100 g, einer Länge von
etwa 20 cm, einem Durchmesser von 2,5 cm und einer Fläche von
etwa 170 cm2 bestand die Vorgangsweise aus
den folgenden Schritten:
- (i) Die Stuhlprobe
wird direkt in einen durchsichtigen Stuhlsammelbeutel aus Kunststoff
(30 × 30
cm) ausgeschieden, der mittels einer Vorrichtung unterhalb des Toilettensitzes
in Einklang mit bekannten Verfahren befestigt wird (Bingham et al.,
Carcinogenesis 13, 683–690
(1992)); anschließend
wird der Beutel sofort mit einem Gummiband verschlossen.
- (ii) Der Stuhl und der Beutel werden gewogen; das Stuhlgewicht
beträgt üblicherweise
40 bis 200 g.
- (iii) Aus praktischen Gründen
und zwecks besserer Verwertbarkeit sollten die Stuhlproben mindestens
50 g wiegen und geformt sein – Diarrhoe
sollte vermieden werden.
- (iv) Innerhalb einiger Minuten nach dem Ausscheiden wird der
mit dem Stuhl gefüllte
Beutel in Eiswasser gelegt, wobei das offene Ende des Beutels an
der Seite des Eiswasserbehälters
befestigt ist, so dass der hydrostatische Druck keine Luft im Beutel
ermöglicht
und dadurch zufrieden stellender thermischer Kontakt des gesamten
Stuhls gewährleistet
ist. Die Kühlung
erfolgt zumindest 30 Minuten lang.
- (v) Anschließend
können
Proben für
andere Verwendungszwecke gezogen werden, insbesondere zur Beobachtung
von Zellen auf der Stuhloberfläche,
indem diese leicht mit einem Mikroskopobjektträger berührt wird, oder um Teile der
Fäzes anderen
Tests zuzuführen
(z. B. auf N-Nitroso-Verbindungen und Nitrosierungsmittel (Bingham
et al., Gastroenterology 104, A389 (1993)), für die die folgenden Verfahrensschritte problematisch
wären.
Proben können
zu diesem Zeitpunkt gezogen werden, da die Fes tigkeit des gelierten Stuhls
eine Freilegung des Hauptmaterials aus dem Inneren minimiert.
- (vi) 50 ml eiskalte Suspensionslösung, pH 7,4, umfassend Minimum
Essential Eagle's-Medium
(MEM) mit Phenolrot-Farbstoff (ein Produkt von Sigma) und den unten
angeführten
Substanzen, wird dem Stuhl zugesetzt. Der Beutel wird dann 5 Minuten
vorsichtig in Eiswasser geschüttelt,
um die Stuhloberfläche
zu waschen:
N-Acetylcystein 50 mM,
3 mM Natriumbutyrat,
Antibiotika:
Penicillin (500 Einheiten/l), Streptomycinsulfat (500 mg/l), Amphotericin
B (1,25 mg/l), Gentamycin (50 mg/l),
Natriumbicarbonat 1 g/l
und
hitzegeschocktes Rinderserumalbumin 10 g/l.
Wenn die Suspensionslösung gelagert
werden soll, kann sie wie oben hergestellt sein, jedoch ohne N-Acetylcystein
(das bei Lagerung oxidieren kann). Am Tag der Verwendung werden
0,1 Volumen 50 mM N-Acetylcystein 1,0 Volumen der gelagerten Lösung zugesetzt.
Die resultierende Lösung,
in der die Konzentration von Komponente 9% niedriger als in der
herkömmlichen
Suspensionslösung
ist, kann anstelle dieser verwendet werden.
Die Lösung ist
ursprünglich
hellrosa gefärbt
(infolge des Phenolrot-Farbstoffs), und im Allgemeinen sind die Stuhlwaschlösungen rosa-gelb
gefärbt.
Das Rühren
erfolgt vorsichtig, so dass der Stuhl nicht aufbricht – das Aufbrechen
wird durch eine sofortige Verdunklung und bräunliche Verfärbung der
Waschlösung
angezeigt.
- (vii) Die die Zellsuspension enthaltenden Waschlösungen werden
aus dem Beutel durch ein 250-μm-Sieb dekantiert,
das auf einem 125-μm-Sieb
aufsitzt, das wiederum auf einem großen Behälter angeordnet ist. 5 g Eis
und 20 g feinteilige Borsäure
werden den gesiebten Waschlösungen
zugesetzt. Der Stuhl wird ein zweites Mal in gleicher Weise gewaschen.
Die Waschlösungen
werden dekantiert, durch die Siebe geschickt und mit den ersten
Waschlösungen
vereinigt.
- (viii) Diese Vorgangsweise sieht die Verwendung von 1 ml Lösung pro
g Stuhl vor, doch es können
mehr Zellen unter weiterem Waschen bis zu zumindest 2 ml/g extrahiert
werden. Das Waschen mit einem größeren Nettovolumen
oder mehreren Waschvorgängen
liefert mehr Material, wobei die genauen Volumen einstellbar sind,
um an die Stuhlgröße und den
jeweiligen Verwendungszweck angepasst zu sein. Die Waschlösungen werden
innerhalb des Behälters
gewirbelt, um den Kontakt mit der ungelösten Borsäure zu verstärken. Diese
setzt sich, und die Überstandswaschlösungen werden
dekantiert. Die Waschlösungen
verfärben
sich – von
rosa-gelb zu gelb – infolge
der teilweisen Auflösung
der Borsäure,
wodurch sich auch der pH-Wert verändert.
- (ix) Die Waschlösungen
werden bei 250 g 10 Minuten lang bei 0°C vorzugsweise in 50 ml durchsichtigen graduierten
Kunststoffröhrchen
mit konischem Boden (z. B. Falcon-Röhrchen) zentrifugiert.
- (x) Dann werden die Überstände sorgfältig verworfen,
um den oberen Teil der Pellets nicht zu verlieren. Die Pellets besitzen
im Allgemeinen ein Volumen von 1 bis 2 ml pro 50 ml Waschlösung; im
unteren Teil sind sie dunkelbraun (wahrscheinlich Faser und assoziierte
Zellen) und im oberen Teil eine heller.
- (xi) Jedes Pellet wird in einer 5-ml-Aliquote der eiskalten
Suspensionslösung
resuspendiert, indem es vorsichtig ein grobes Pastette-Einwegröhrchen aufgezogen
und hinabgelassen wird. Dann werden die resuspendierten Teilchen
vereint und mit einer weiteren Suspensionslösung in einem der 50-ml-Röhrchen verdünnt (es
eignet sich z. B. ein Gesamtvolumen von 25 ml).
- (xii) Mittels Stößel und
Mörser
zerriebene Borsäure
wird mit kalter Suspensionslöung
zu einer 1 : 1 (Gew./Vol.) Aufschlämmung gebildet. 10 ml dieser
Aufschlämmung
werden den suspendierten Pellets zugesetzt. Dann wird das Röhrchen vorsichtig
kopfüber
5 Minuten lang geschüttelt,
bevor sich die dichte ungelöste
Borsäure
als weißes
oder lederfarbenes Pellet setzen kann.
- (xiii) 3 × 107 BerEP-4-Immunomagnetperlen werden dann
sofort zugesetzt. Sie können
in jeder praktikablen Weise wie z. B. in Suspension in Phosphatgepufferter
Salzlösung
(PBS) zugesetzt werden. Die gemischte Suspension von Zellen, Perlen
und unerwünschten
Teilchen wird dann vorsichtig 5 Minuten lang gerührt (bei vertikal in Eiswasser
gehaltenem Röhrchen).
BerEP-4-Magnetperlen können
von Dynal bezogen oder aus M-450-Dynabeads, beschichtet mit Anti-Mäuse-IgG1
(erhältlich
bei Dynal; Produktnummer 110.12), durch Inkubation mit Ber-EP4 (einem
bei Dako erhältlichen
Mäuse-Anti-Human-Antikörper, der
für Epithelzellen
spezifisch ist) gemäß dem Verfahren
von Hardingham et al., Cancer Research 53, 3455–3458 (1993), erzeugt werden.
- (xiv) Das Röhrchen
mit dem Gemisch aus resuspendierten Pellets und Perlen wird dann
vorsichtig durch Drehen und Schütteln
des Behälters
10 Minuten lang auf einer Vorrichtung wie z. B. Dynal MX-1 gerührt. Die
magnetische Isolierung des Zellen-Perlen-Komplexes erfolgt mit einer
magnetischen Vorrichtung, wie z. B. Dynal MPC-1, wobei ein sehr
starker Magnet gegen die Seite des vertikalen Röhrchens gehalten wird und die
Zell-Perlen-Komplexe einen braunen Streifen auf der Röhrchenseite
bilden. Die ungelöste
Borsäure
fällt auf
den Boden des Röhrchens.
- (xv) Saugwirkung wird an ein breites Röhrchen mit sich verjüngendem
Ende angelegt, um zuerst das Borsäure-Pellet und dann den Überstand
(mit dem restlichen bakteriellen Material und Nahrungsabfallstoffen) aus
dem Röhrchen
zu saugen; auf diese Weise bleibt der magnetisch auf der Röhrchenseite
festgehaltene braune Zell-Perlen-Streifen zurück.
- (xvi) Der Magnet wird entfernt, und die zusätzlichen 25 ml Suspensionslösung werden
dazu verwendet, die Zell-Perlen-Komplexe zu resuspendieren. Diese
werden durch vorsichtiges Rühren
durch Drehen und Schütteln
2 Minuten lang gewaschen, bevor die magnetische Isolierung wiederholt
wird. Der Überstand
wird verworfen und der Waschvorgang wiederholt; anschließend sollte
der verworfene Überstand
die gleiche hellrosa Farbe aufweisen wie die ursprüngliche
Waschlösung.
Eine braune Farbe zeigt an, dass irrelevantes fäkales Material während des
Waschens aus dem Stuhl entfernt wurde, dass es nach wie vor die
Zellen kontaminiert und dass die letzten Waschschritte (Stadium
xvii) mehrmals wiederholt werden müssen.
- (xvii) Die Waschung des Zell-Perlen-Komplexes wird mit zwei
weiteren Aliquoten der Suspensionslösung wiederholt (15 ml), wobei
die letzte die unveränderte
hellrosa Farbe aufweisen sollte, nachdem die Zell-Perlen-Komplexe
magnetisch festgehalten wurden.
- (xviii) Typischerweise werden dann die Zell-Perlen-Komplexe
nochmals in einem Mindestvolumen jedes geeigneten Mediums resuspendiert
und in Eppendorf-Röhrchen
in Aliquoten aufgeteilt.
-
B. Isolierung abgeblätterter
Epithelzellen unterhalb der Stuhloberfläche
-
Um
unterhalb der Oberfläche
liegende Säugetierzellen
zu extrahieren, wird das oben geschilderte Verfahren wie folgt modifiziert:
- (i) Zunächst
wird eine eiskalte Stuhlprobe gründlich – wie in
obigem Schritt vi – mit
vier Waschlösungen
von jeweils 0,5 ml pro g Stuhl gewaschen. Diese Waschlösungen werden
dann beiseite gestellt und anschließend eine Stuhlmenge (typischerweise
10–20
g) mit 50 g Eis in einen großen
Stomacher-Kunststoffbeutel von 30 × 40 cm gefüllt.
- (ii) Die gleiche eiskalte Suspensionslösung wie oben wird zugesetzt
(typischerweise 6 ml pro g Fäzes).
- (iii) Der Beutel wird in eine Stomacher-Maschine gelegt (z.
B. Colworth Stomacher 3500) und zumindest 15 Sekunden lang behandelt.
Der Beutel wird entnommen, und man lässt die Probe kurze Zeit setzen
und kontrolliert dann, ob der Stuhl in kleine Stücke im Millimeterbereich aufgebrochen
ist (ohne vollständige
Homogenisierung, die zu einer permanenten braunen Lösung/Suspension
führt).
- (iv) Der gesamte Beutelinhalt wird dann dekantiert und durch
ein 500-μm-Sieb gefiltert,
das auf einem 250-μm-Sieb
aufsitzt, das wiederum auf einem 125-μm-Sieb aufsitzt, das auf dem
gleichen Behälter
wie oben angeordnet ist. 5 g Eis werden zugesetzt und die Suspension
wie in obigem Schritt ix (Abschnitt A) zentrifugiert.
- (v) Die obigen Schritte x bis xvii (Abschnitt A) werden durchgeführt.
-
C. Verfahren zur Isolierung
abgeblätterter
Epithelzellen für
die quantitative Analyse vorhandener Voll-DNA
-
Die
folgende Vorgangsweise dient dazu, abgeblätterte Epithelzellen aus Stuhlproben
für die
quantitative Analyse vorhandener Voll-DNA einzusammeln. Dieses Verfahren,
das eine verkürzte
Version des in obigem Abschnitt A dargelegten Verfahrens ist (insbesondere
ohne Behandlung mit Borsäure),
kann auch zum Einsammeln von Zellen dienen, die anderen Tests zugeführt werden
sollen, in denen die Gegenwart von Schleim nicht störend ist.
- (i) Schritte i bis v (Abschnitt A) wie oben.
- (ii) Für
ein Stuhlgewicht von zumindest 30 g werden 0,5 ml eiskalte Suspensionslösung (definiert
in Abschnitt A, Schritt vi) pro g Stuhlgewicht dem die Stuhlprobe
enthaltenden Beutel zugesetzt und der Beutel vorsichtig 5 Minuten
lang in Eiswasser geschüttelt,
um die Stuhloberfläche
zu waschen. Für
ein Stuhlgewicht von 10 bis 30 g verwendet man 15 ml eiskalte Suspensionslöung.
- (iii) Die wässrige
Suspensionslösung
wird aus dem Beutel dekantiert und der Waschschritt wiederholt.
- (iv) Die vereinten dekantierten Waschlösungen werden dann durch ein
250-μm-Sieb
und anschließend
ein 125-μm-Sieb
geschickt.
- (v) Das Filtrat wird dann in durchsichtige 50-ml-Röhrchen gefüllt und
hinsichtlich seiner Farbe untersucht:
- – Wenn
es rot oder rotgelb und somit relativ unverschmutzt ist, werden
die Waschlösungen
direkt mit den BerEP-4-Immunomagnetperlen behandelt (Gesamtmenge
wie in Schritt xiii, Abschnitt A, 3 × 107).
- – Wenn
es deutlich verschmutzt ist (braune Farbe des fäkalen Materials vorherrschend),
werden die Waschlösungen
wie in obigem Schritt ix, Abschnitt A, zentrifugiert und die Pellets
gesammelt und resuspendiert (wie in Schritten x und xi, Abschnitt
A), bevor Immunomagnetperlen (insgesamt 3 × 107)
wie in Schritt xiii, Abschnitt A, zugesetzt werden.
- (vi) Schritte xiv bis xvii wie in obigem Abschnitt A.
-
D. Extraktion von DNA
aus aus Fäzes
isolierten Zellen
-
Die
in Einklang mit den Schritten i bis vi, Abschnitt C, erhaltenen
Zell-Perlen-Komplexe werden in 120 μl* Zelllysepuffer (400 mM TrisHCl;
pH 8,0; 60 mM EDTA; 150 mM NaCl; 1% SDS) resuspendiert.
- (i) Zusetzen von 5% Hexadecyltrimethxlammoniumbromid (CTAB,
Endkonzentration – 2%)**
und gründliches
Vermischen.
- (ii) 10-minütiges
Inkubieren bei 70°C.
- (iii) Zusetzen von 20 μl
Proteinase K (20 mg/ml Lösung)
und 200 μl
Puffer AL (QIAmp Blood Kit, QIAGEN) und gründliches Vermischen.
- (iv) Inkubieren bei 70°C über den
Zeitraum von zumindest 30 Minuten.
- (v) Zentrifugieren bei zumindest 5000 g über den Zeitraum von 1 Minute.***
- (vi) Füllen
des Überstands
in ein sauberes Röhrchen.***
- (vii) Zusetzen von 210 μl
Isopropanol und gründliches
Vermischen.
- (viii) Aufbringen der Probe auf ein QIAmp-Zentrifugensäule und
1-minütiges
Zentrifugieren bei zumindest 5000 g. Verwerfen des Filtrats.
- (ix) Waschen der Säule
mit 500 μl
Puffer AW (1-minütiges
Zentrifugieren bei zumindest 5000 g). Verwerfen des Filtrats.
- (x) Wiederholen von Schritt ix. Zentrifugationszeit 3 Minuten.
- (xi) Eluieren der DNA mit sterilem, auf 70°C vorerhitzem Wasser (150 μl) und 1-minütiges Zentrifugieren
bei zumindest 5000 g.
-
Anmerkungen
-
- * In einigen Fällen ist mehr Lysepuffer notwendig,
um abgeblätterte
Zellen wirkungsvoll zu resuspendieren, da Proben mit einer sehr
großen
Menge an abgeblätterten
Zellen häufig
sind, insbesondere bei Krebspatienten. Sobald die Zellen resuspendiert
sind, sind 120 μl
der Suspension einer weiteren Extraktion zuzuführen und Korrekturen bezüglich des
geänderten
Volumens vorzunehmen, wenn die gesamte DNA-Menge in der Probe bestimmt wird.
- ** Dieser Schritt eliminiert einige PCR-hemmende Komponenten
von fäkalem
Schleim, die ansonsten gemeinsam mit DNA gereinigt werden.
- *** Diese Schritte können
wiederholt werden.
-
E. Test der DNA-Ausbeute
aus abgeblätterten
Zellen
-
Die
DNA-Konzentration in der Probe wird durch Messen des UV-Absorptionswerts
bei 260 nm bestimmt. Vor der Messung kann die Probe 1 : 20 mit Wasser
verdünnt
werden (z. B. 40 μl
DNA-Lösung
+ 760 μl Wasser).
Die Messungen bei 260 nm und 280 nm ermöglichen die Bewertung der DNA-Reinheit
(das 260/280-Verhältnis
liegt für
reine DNA-Präparate
bei 1,7–1,8).
-
Danach
wird die DNA-Gesamtmenge für
die jeweilige Stuhlprobe berechnet. Eine Division dieses Werts durch
das Stuhlgewicht ergibt die DNA-Menge in abgeblätterten Zellen in ng pro g
Stuhl (Stuhl-DNA-Index). Vorläufige
Ergebnisse zeigen, dass dieser Index bei gesunden Menschen unter
600 ng/g und bei Polypen- und Karzinompatienten deutlich höher liegt
(im Bereich von 1500–6000
in den meisten Fällen
von kolorektalem Karzinom).
-
Die
verbleibende DNA kann jeder Art von Molekularanalyse zugeführt werden
(siehe Abschnitt F).
-
Es
wurden Stuhlproben von 24 gesunden Personen (12 mit einem Alter
von < 55 Jahren;
12 mit einem Alter von > 55
Jahren), 12 Patienten mit kolorektalem Karzinom, 10 Krebspatienten,
deren Tumoren chirurgisch entfernt worden waren, 9 Patienten mit
Polypen und 5 Patienten, deren Polypen entfernt worden waren, erhalten.
Der Ausdruck „Polyp" bezieht sich hierin
auf eine Neoplasie, die morphologisch ein Tumor mit dem charakteristischen
makroskopischen Aussehen ist; üblicherweise
handelt es sich um einen gestielten Polypen. Mikroskopisch kann
ein Polyp als benigner adenomatöser
Tumor charakterisiert werden.
-
Tabelle
1: Stuhlgewicht, DNA-Menge pro Stuhlprobe und Stuhl-DNA-Index
-
-
-
-
Schlussfolgerungen
-
Diese
Daten zeigen eine hochsignifikante Differenz zwischen den Stuhl-DNA-Indizes,
die für
Patienten mit kolorektalem Tumor (sowohl Karzinom als auch Polyp)
berechnet wurden, und gesunden Personen; es wird ein neuartiger
nichtinvasiver diagnostischer Test für kolorektale Tumoren bereitgestellt.
Außerdem
scheint der Index als Instrument der postoperativen Überwachung
von Krebspatienten geeignet zu sein. Der in Krebspatienten nach
der Operation gemessene Stuhl-DNA-Index ist viel niedriger als vor
dem Eingriff und liegt in den meisten Fällen im normalen Bereich. Der
Test eignet sich daher für
die Effizienzsteuerung operativer Eingriffe und die Detektion wieder
auftretender Symptome.
-
F. Verwendung von aus
abgeblätterten
Zellen extrahierter DNA für
genetische Analysen
-
DNA – mittels
des in Abschnitt D beschriebenen Verfahrens aus abgeblätterten
Zellen isoliert – wurde erfolgreich
PCR-Amplifikation zugeführt.
Es wurden die folgenden Tests unter Anwendung herkömmlicher
Verfahren durchgeführt:
-
1. Genotyp-Bestimmung
-
- i) Genotypisieren für N-Acetyltransferase 1-(NAT-1)Gen
einschließlich
der Amplifikation des 118 bp-Fragments, gefolgt von RFLP (Restriktionsfragment-Längenpolymorphismus-Analyse),
was die Unterscheidung von 4 Genotypvarianten ermöglicht.
- ii) Genotypisieren für
Glutathion-S-Transferase-Theta-(GST-T)Gen: simultane Amplifikation
des 78 bp-Fragments des GST-Theta-Gens (vorhanden in GST-T-positiven
Probanden und abwesend in GST-T-null-Personen) und der Vergleichssequenz.
Sowohl NAT-1 als auch GST-T besitzen mit erhöhtem Krebsrisiko assoziierte
Genotypvarianten.
-
2. Genmutations-Detektion
-
K-ras-Gen-Mutationen
wurden unter Anwendung einer hochsensitiven Technik auf PCR-Basis
analysiert. Es zeigte sich, dass das Verfahren problemlos mit aus
Fäzes extrahierter
DNA durchgeführt
werden kann. Substanzielle Mengen an mutiertem K-ras wurden sowohl in Krebspatienten
als auch in gesunden Personen in einigen DNA-Proben detektiert.
-
Diese
Beispiele zeigen, dass genomische DNA (extrahiert aus abgeblätterten
Zellen aus fäkalen
Proben unter Anwendung der hierin beschriebenen Technik) für praktisch
jede Art genetischer Analyse geeignet ist. Ähnliche Methoden kommen für Mitochondrien-DNA
in Frage.
-
G. Isolierung abgeblätterter
Epithelzellen aus Harn, Sputum, Speichel und Fäzes
-
Abgeblätterte Zellen
in Harn werden wie folgt selektiv getrennt:
- (i)
Harn, vorzugsweise der erste Harn des Tages, wird in einer 1-l-Kunststoffflasche,
einem Krug oder einem anderen sauberen Behälter mit einer Öffnung von
zumindest 12 cm gesammelt, der ausreichend Eis enthält, um die
Temperatur auf weniger als 5°C
zu senken.
- (ii) Nach dem Wirbeln des Behälters zur Senkung der Harntemperatur
durch Schmelzen des Eises werden 3 × 107 Ber-EP4-Immunomagnetperlen
(s. o.) zugesetzt und der Behälter
vorsichtig 5–20
Minuten lang gedreht, um die Perlen in Suspension zu halten und
ihre Bindung an die Epithelzellen zu ermöglichen.
- (iii) Eine Magnetplatte (z. B. die 6 × 4-Anordung von Sm-Co-Magneten
von Advanced Magnetics Inc.), abgedeckt mit einem eng anliegen den
Kunststoffbeutel, wird in den Harn eingelegt und langsam 1 Minute
lang gedreht, um die Perlen-Zell-Komplexe einzufangen.
- (iv) Es erfolgt das Zurückziehen
der Platte bzw. des Beutels aus dem Harn. Dann lässt die Platte aus dem Beutel
die Perlen-Zell-Komplexe auf der Beuteloberfläche zurück, von der sie mit 2 10-ml-Aliquoten
der Suspensionslösung
in einem durchsichtigen 50-ml-Kunststoffröhrchen resuspendiert werden.
- (v) Die an den Perlen anhaftenden Zellen werden dann zwei Mal
mit 10-ml-Aliquoten der Suspensionslösung gewaschen und dann im
Mindestvolumen in ein Speicherröhrchen
gefüllt,
um den nächsten
Test durchführen
zu können.
-
Das
Sammeln von Epithelzellen wurde durch Isolieren von DNA aus den
Perlen-Zell-Komplexen
in Einklang mit obigem Abschnitt D und Amplifikation von K-ras des
Wildtyps bestätigt.
-
Abgeblätterte Zellen
im Sputum oder Speichel werden wie folgt selektiv getrennt:
- (vi) Speichel oder Sputum wird in einer Flasche
gesammelt und mit eiskalter isotonischer Lösung verdünnt, die ein Mukolytikum wie
z. B. die oben erwähnte
Suspensionslösung
enthält.
Um die Epitheloberflächen
von Mund und Zahnfleisch zu untersuchen, wird der Verzehr von Nahrung
mehrere Stunden lang vor der Probenziehung vermieden; eine herkömmliche
Zahnbürste
dient dazu, die Oberflächen
von Interesse abzureiben. Dazu zählen
u. a. die Mundschleimhaut oder ähnliche
Regionen, die Kautabak, Tabak, Betelpriem oder Tabak-durchlässigen Beuteln
ausgesetzt sind, die ein lokales Tumorgenese-Risiko erzeugen.
- (vii) Damit man Epithelzellen des Atmungssystems, die normalerweise
entweder durch muko-ziliare Ausscheidung oder Husten in die Mundhöhle gelangen,
untersuchen kann, wird der Mund vorzugsweise zunächst gesäubert, indem die Person mehrere
Stunden lang nichts isst, bevor sie ihn mit Wasser ausspült, um Epithelzellen
des Munds zu eliminieren. Die Person befördert dann Sputum durch Husten
in das Sammelröhrchen.
Die Prozedur findet am besten nach dem Aufstehen am Morgen statt,
wenn eine große
Menge an Epithelzellen aus dem Atmungssystem in natürlicher
Weise vorhanden ist, insbesondere bei jenen Personen, für die diese
Prozedur am ehesten indiziert ist, d. h. Raucher oder Menschen mit
berufsbedingter Exposition. Allerdings ist die Prozedur nicht auf
diese Personen beschränkt
und kann auf eine Vielzahl von Individuen angewendet werden (s.
o.), die ein Risiko neoplastischer und anderer Atmungserkrankungen aufweisen.
- (viii) Nachdem sichergestellt ist, dass der Speichel oder das
Sputum ausreichend verdünnt
ist, um seine Viskosität
zu reduzieren, werden immunomagnetische Ber-EP4-Perlen der Suspension
dem verdünnten Speichel
oder Sputum zugesetzt und die Reinigung wie beim Harn durchgeführt.
-
Abgeblätterte Zellen
in Fäzes
werden selektiv wie folgt getrennt:
- (ix) Die
Stuhlprobe wird direkt in einen durchsichtigen Kunststoff-Stuhlsammelbeutel
mit den Maßen
30 × 40
cm ausgeschieden, der durch eine Vorrichtung unter dem Toilettensitz
angebracht ist, wie in bekannten Verfahren. Der Beutel wird anschließend sofort
mit einem Gummiband verschlossen.
- (x) Der Stuhl und der Beutel werden gewogen; das Stuhlgewicht
beträgt üblicherweise
40 bis 200 g.
- (xi) Aus praktischen Gründen
und zwecks besserer Verwertbarkeit sollten die Stuhlproben mindestens
50 g wiegen und geformt sein – Diarrhoe
sollte vermieden werden.
- (xii) Innerhalb einiger Minuten nach dem Ausscheiden wird der
mit dem Stuhl gefüllte
Beutel in Eiswasser gelegt, wobei das offene Ende des Beutels an
der Seite des Eiswasserbehälters
befestigt ist, so dass der hydrostatische Druck keine Luft im Beutel
ermöglicht
und dadurch zufrieden stellender thermischer Kontakt des gesamten
Stuhls gewährleistet
ist. Die Kühlung
erfolgt zumindest 30 Minuten lang.
- (xiii) 50 ml der oben erwähnten
wässrigen
Suspensionslösung
mit 4 × 107 Ber-EP4-Magnetperlen
(s. o.) werden zugesetzt und der Beutel vorsichtig 5 Minuten lang
geschüttelt,
wobei er im Eiswasser verbleibt.
- (xiv) Die Suspension wird vorsichtig durch ein 250 μm-Sieb in
einen Behälter
mit 5 g Eis dekantiert. Schritt (v) wird wiederholt, und die vereinigten
Waschlösungen
werden in die MPC-1-Magnetvorrichtung gefüllt.
- (xv) Die magnetische Isolierung des Zellen-Perlen-Komplexes
erfolgt wie oben. Wenn die Suspension eine überschüssige Menge an irrelevantem
fäkalem
Material enthält,
kann die magnetische Isolierung durch Verdünnen der Suspension mit der
wässrigen
Suspensionslösung
verbessert werden.
-
Tests
mit an Perlen befestigten Zellen werden problemlos unter Anwendung
konventioneller histologischer Techniken oder herkömmlicher
PCR-Techniken durchgeführt,
wobei zuvor ein Zelllyseschritt mit verlängertem anfänglichem Erhitzen (5 Minuten
lang bei 95°C
oder einer ähnlichen
Temperatur) in der PCR-Vorrichtung stattfindet, um die DNA freizusetzen.
-
H. Tests hinsichtlich
der Enzymaktivitäten
in abgeblätterten
Zellen und Detektion von darin befindlichen Enzymproteinen
-
- (i) Abgeblätterte
Zellen werden in Einklang mit den Ausführungen in obigem Abschnitt
A oder G isoliert. Um Komponenten der Suspensionslösung zu
entfernen und Tests hinsichtlich der Enzymaktivität zu vereinfachen,
werden die an den Perlen befestigten Zellen in 10 ml einer auf 0°C abgekühlten wässrigen
Lösung
in einem durchsichtigen 15-ml-Röhrchen
resuspendiert. Die Lösung
kann (a) 50 mM Tris-HCl, pH 8, 1 mM EDTA und 3 mM DTT oder (b) eine
konventionelle Phosphat-gepufferte Salzlösung, pH 7,4, umfassen. Nach
vorsichtigem 30 Sekunden langem Mischen werden die Zellen – wie oben
beschrieben – durch
magnetische Trennung oder durch 5-minütige Zentrifugation bei 250
g gesammelt. Die Überstandslösung wird dann
entfernt und verworfen.
- (ii) Dieser Waschschritt wird dann ein oder mehrere Male wiederholt.
Die gesammelten Zellen-Perlen-Komplexe werden anschließend mit
dem Drei- bis Zehnfachen des Volumens des Mediums (0,3–1,0 ml
in einem Eppendorf-Röhrchen),
in dem sie aufgebrochen werden sollen, suspendiert.
- (iii) a) In einem Verfahren kann jede für den nachfolgenden Enzymschritt
geeignete isotonische Lösung
verwendet werden, z. B. 3 Volumina eines der oben in Schritt (i)
erwähnten
Puffer; anschließend
wird die Suspension in Eiswasser gekühlt. Die Zellen werden mit
einem leistungsstarken, mit Titanhorn ausgestatteten Ultraschallgerät aufgebrochen,
wobei mehrere 5 Sekunden dauernde Behandlungen stattfinden, starke Temperaturanstiege
zu vermeiden sind und das Röhrchen
während
der gesamten Dauer in Eiswasser gehalten wird.
- (b) In einem alternativen Verfahren werden die Zellen in 10
Volumina eines Lysepuffers suspendiert, wie er in obigem Abschnitt
B verwendet wird. Durch wiederholtes Hindurchschicken durch eine
feine Pipettenspitze sorgt die Kombination von Lyselösung und
mechanischem Aufbrechen für
das Aufbrechen von Zellen ohne Verwendung eines leistungsstarken
Ultraschallgeräts,
das einige der Perlen fragmentieren könnte. Dies ist besonders für Anwendungen
vorzuziehen, in denen Eisenverbindungen u. dgl. auszuschließen sind.
- (iv) Die resultierende Suspension von Zellfragmenten kann dann
mit einer Lösung
von Protease-Inhibitor, z. B. 1 Teil einer Protease-Inhibitor-Lösung (z.
B. 8 mg/ml Polymethylsulfonylfluorid oder Phenylmethylsulfonylfluorid
in Ethanol oder Dimethylsulfoxid) pro 50 Teile Suspension, behandelt
werden. Dies ist besonders dann wichtig, wenn die Zellen große Mengen
an Protease-Enzym enthalten, wie dies bei einigen Zellen des Intestinalepithels
der Fall ist.
- (v) Die resultierende Suspension wird anschließend unter
Kühlung
bei zumindest 5000 g 10 Minuten lang zentrifugiert und der Überstand
in ein frisches Röhrchen
gefüllt.
- (vi) Die Probe kann danach in festen CO2 oder
flüssigem
Stickstoff schockgefroren und bis zum Test bei –80°C gelagert werden.
- (vii) Tests hinsichtlich der Enzymaktivität im Überstand und auch hinsichtlich
der Proteinkonzentration werden anschließend durchgeführt und
die Ergebnisse in herkömmlicher
Form als Aktivitätseinheiten
pro mg Protein ausgedrückt.
Zu diesen Enzymaktivitäten
zählen
jene von Glutathion-S-Transferase (GST), Chinon-Reductase (QR),
Atase und FaPY-Glycosylase, wobei im Prinzip jedes Enzym von Interesse
verwendet werden kann.
- (viii) Isolierte abgeblätterte
Zellen aus Fäzes
von 7 Personen wurden dieser Vorgangsweise unterzogen, um einen
Test auf Gesamt-GST (unter Verwendung des CDNB-Substrats) und QR-Aktivitäten durchzuführen. Die
Ergebnisse sind aus nachstehender Tabelle 3 ersichtlich.
-
Tabelle
3: Ergebnisse von Phase II-Enzym- und Protein-Tests in aus menschlichen
Fäzes isolierten
abgeblätterten
Zellen
-
Diese
Ergebnisse zeigen, dass abgeblätterte
Zellen eingesammelt und dazu verwendet werden können, repräsentative Phase II-Enzym-Aktivitäten von
Intestinalepithel zellen zu überwachen,
was für
die Krebsprophylaxe infolge der erwiesenen Induzierbarkeit dieser
Enzyme durch diese Anti-Krebsmittel und ihre Rolle bei der Verhinderung
von DNA-Schädigung
von Bedeutung ist.
- (i) Der Test des Überstands
durch Gelelektrophorese und Visualisierung der getrennten Proteine,
z. B. mittels Einfärbung
mit Page Blue oder durch Western Blot, bietet ein Verfahren zum
spezifischen Detektieren der Gegenwart des Enzyms in den abgeblätterten
Zellen, selbst wenn man keine Aktivität feststellt. Dies kann für Epithelzellen
von Interesse sein, wenn Expositionen an der Epithelgrenzfläche zum
Aufbrauchen des Enzyms (z. B. Atase) oder Hemmung (z. B. GST) führen. Dieses
Verfahren bietet auch die Kontrollmöglichkeit, dass externes Protein,
z. B. das im Isolierungsverfahren verwendete BSA, entfernt wurde.
- (x) Alternativ dazu bietet das Einsammeln von RNA aus dem Überstand
unter Anwendung bekannter Verfahren, gefolgt vom Test der spezifischen
RNA auf das Enzym, eine Möglichkeit,
Expression und Induktion des Enzyms zu detektieren, selbst wenn
keine Aktivität
oder kein Protein zu beobachten ist.