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Zelluläre Antworten auf externe Reize
sind vorwiegend mit Hilfe auf Rezeptoren basierende Systeme vermittelt.
Eine der am weitesten verbreiteten und größten Transmembranrezeptorfamilien
mit einem Organismenspektrum, das sich von Bakterien über Hefe
bis zum Menschen erstreckt, ist die Familie der G-Protein gekoppelte
Rezeptoren (GPCR). Rezeptoren dieser Familie sind mit einem Membrangebundenen
Protein assoziiert, das sich aus α, β und γ-Untereinheiten
zusammensetzt. Nach Binden eines Agonisten an den Rezeptor erfährt das
G-Protein eine Konformationsänderung,
welche die α-Untereineinheit
veranlasst, ein gebundenes GDP-Molekül gegen ein GTP-Molekül auszutauschen
und von den βγ-Untereinheiten
abzudissoziieren. Die GTP-gebundene Form der α-Untereinheit dient typischerweise als
ein Effektor-modulierender Teil, der zur Produktion eines zweiten
Messengers wie beispielsweise cyclisches AMP (z. B. durch Aktivierung
von Adenylatcyclase), Diacylglycerol oder Inositolphosphaten führt. Mehr
als 20 verschiedene α-Untereinheiten-Typen
sind im Menschen bekannt, die mit einem kleineren Pool an β und γ-Untereinheiten assoziieren.
Folglich können
verschiedene G-Protein gekoppelte Rezeptoren mit G-Protein mit verschiedenen α, β und/oder γ-Untereinheiten
assoziiert sein. Einen Überblick über Signaltransduktion
durch G-Protein gekoppelte Rezeptoren geben Gilman, A. G. (1987) Annu.
Rev. Biochem. 56 : 615–649;
Stryer, L. und Bourne, H. R. (1986) Annu. Rev. Cell. Biol. 2 : 391–419; und Birnbaumer, L. (1990)
Annu. Rev. Pharmacol. Toxicol. 30 : 675–705.
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Die meisten GPCRs sind Mitglieder
der sieben Transmembransegment-(7 TMS)-Rezeptor-Familie. Diese Familie
besteht aus mindestens einigen hundert unterschiedlichen Rezeptoren
und umfasst Rezeptoren, die auf Signale aus dem Bereich der Umweltreize
antworten, wie beispielweise Photonen, Geruchsmoleküle und süßschmeckende
Zucker, und an der intrazellulären
Kommunikation beteiligte Moleküle,
wie beispielsweise Biogene Amine, Lipide, Peptide und Glycoproteine,
einschließlich
Neurotransmitter, Neuromodulatoren und Hormone. Strukturell sind die
Rezeptoren der 7 TMS Familie zusammengesetzt aus einer extrazellulären Amino-terminale
Domäne, sieben
hydrophoben Regionen, die sich über
die Zellmembran erstrecken, sechs „Schleifen"-Domänen, die
die Transmembransegmente (3 intrazelluläre und 3 extrazelluläre) verbinden,
und bei vielen aber nicht allen Mitgliedern einer intrazellulären Carboxy-terminalen
Domäne.
Die Transmembransegmente der 7 TMS Familie zeigen eine beträchtliche
Homologie, während
die verbindenden Schleifen weniger konserviert sind und nur eine
große
Homologie mit anderen eng verwandten Rezeptor-Subtypen zeigen. Zwei der
am ausgiebigsten untersuchten 7 TMS Rezeptoren sind Rhodopsin, das
in retinalen Stäbchenzellen exprimiert
ist und Lichtenergie in ein neurochemisches Signal umwandelt (siehe
z. B. Nathans, J. (1987) Annu. Rev. Neurosci. 10 : 163–194) und
der β2-adrenerge
Rezeptor, der in den meisten Säugergeweben
exprimiert ist und Adenylatcyclase zur Produktion von cAMP aktiviert
(siehe z. B. Dixon, R. A. F. et al. (1986) Nature 321 : 75–79). Zusätzlich hat
die konservierte Struktur unter den 7 TMS-Rezeptoren die Klonierung
vieler neuer Gene erlaubt, die 7 TMS-Rezeptoren codieren, deren
natürlicher
Ligand und Funktion jetzt geklärt
werden sollen. Diese Rezeptoren sind als „verwaiste" Rezeptoren bezeichnet worden
(siehe z. B. Mills, A. und Duggan, M. J. (1993) Trends in Pharmacological
Sciences 14 : 394–396).
Zum Überblick über 7 TMS-Rezeptoren siehe
z. B. Dohlman, H. G. et al., (1991) Annu. Rev. Biochem. 60 : 653–688; und
Lefkowitz, R. J. et al. (1993) Trends in Pharm. Sciences 14 : 303–307.
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Auf Grund der Beteiligung von G-Protein
gekoppelten Rezeptoren bei der Regulation vieler sehr entscheidender
biologischer Funktionen können Krankheitszustände durch
Aktivierung oder Blockade eines G-Protein gekoppelten Rezeptors
beeinflusst oder bestimmt sein. Für Humanerkrankungen verantwortliche
Rezeptor-Mutationen
werden immer mehr aufgeklärt
und können
entweder Funktionsverlustmutationen oder Aktivierungsmutationen
sein. Beispiele umfassen Mutation des Thyreotropinrezeptor-Gens,
die zur Hyperthyreose führen
(siehe z. B. Parma, J. et al. (1993) Nature 365 : 649–651), Mutation
des Rhodopsin-Gens, die zur Retinitis pigmentosa führt (siehe
z. B. Keen, T. J. et al. (1991) Genomics 11 : 199–205; und
Robinson, P. R. et al. (1992) Neuron 9 : 719–725), Mutation des luteinisierenden
Hormonrezptor-Gens, die zu Pubertas praecox führt (siehe z. B. Shenker, A.
et al (1993) Nature 365 : 652–654)
und Mutationen des Adrenocorticotropinrezeptor-Gens, die zu familiärem Glucocorticoid-Mangel
führt (siehe
z. B. Clark, A. J. L. (1993) Lancet 341 : 461–462). Für einen Überblick über die Rolle von GPCRs bei
Krankheiten siehe Coughlin, S. R. (1994) Curr. Op. Cell. Biol. 6
: 191–197.
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Zahlreiche bedeutende Medikamente
zur Behandlung verschiedener Krankheitszustände wirken über die Beeinflussung der Aktivität von G-Protein
gekoppelten Rezeptoren. Beispiele umfassen Agonist-Analoga des Gonadotropin
abgebenden Hormons, wie beispielsweise Leuprolid, Gonadorelin und Nafarelin,
die zur Behandlung von Prostata- und Brustkarzinomen, uterine Leiomyoma,
Endometriose, Pubertas praecox und nicht tumorartiges ovarialhyperandrogenes Syndrom
eingesetzt worden sind (siehe z. B. Pace, J. N. et al. (1992) Am.
Fam. Physician 44 : 1777–1782),
den cardialen β-adrenergen Rezeptor-Antagonisten
Propranolol, der zur Behandlung von Bluthochdruck, Angina pectoris
und psychiatrischen Krankheiten (siehe z. B. Nace, G. S. und Wood,
A. J. (1987) Clin. Pharmacokinet. 13 : 51–64; Ananth, J. und Lin, K.
M. (1986) Neuropsychobiology 15 : 20–27), den pulmonären β2-adrenergen
Rezeptor-Agonisten Metaproterenol, der als Bronchodilatator eingesetzt
worden ist (siehe z. B. Hurst, A. (1973) Ann. Allergy 31 : 460–466) und
den Histamin 2 Rezeptor-Antagonisten Cimetidin, der zur Behandlung von
Ulzera und idiopathischer Urticaria eingesetzt worden ist ( siehe
z. B. Sontag, S. et al. (1984) N. Engl. J. Med. 311 : 689–693; Choy,
M. und Middleton, R. K. (1991) DICP 25 : 609–612).
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Zusammenfassung der Erfindung
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In Anbetracht der bedeutenden Rolle
von GPCRs sowohl bei gewöhnlichen
zellulären
Antworten als auch bei anormalen Krankheitsprozessen sind Tests,
die die Identifizierung von Agonisten oder Antagonisten von GPCRs
erlauben, sehr . erwünscht.
Diese Erfindung stellt funktionelle Bioassays zur Identifizierung
von Agonisten oder Antagonisten von sehr unterschiedlichen GPCRs
bereit. Die Bioassays sind einfach, schnell und erlauben einen hohen
Durchsatz. Darüber
hinaus ermöglichen
diese Durchmusterungsverfahren ein Testen von Säuger-GPCRs und insbesondere
von menschlichen GPCRs in einer Säugerzellumgebung. Verbindungen können in
diesen Assays einzeln oder bevorzugter in Verbindungsbibliotheken
getestet werden. Folglich erlauben die Assays eine schnelle Durchmusterung großer Testreihen
an Verbindungen. Außerdem
können
die Assays der Erfindung sowohl bei bekannten GPCRs als auch bei „verwaisten"
GPCRs, deren natürlicher
Ligand nicht bekannt ist, angewandt werden. Folglich sind die Verfahren
der Erfindung zur Identifizierung therapeutisch zweckdienlicher
Agonisten oder Antagonisten bekannter GPCRs wie auch zur Erforschung
der Funktion verwaister GPCRs anwendbar.
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In den Verfahren der Erfindung ist
eine Population an Indikatorzellen (z. B. Säugerzellen) mit einer Test-Zusammensetzung
in Kontakt gebracht, die eine oder mehrere Test-Verbindungen enthält, und
es wird mindestens ein Parameter des Zellstoffwechsels der Indikatorzellen
gemessen und die Test-Verbindung(en) wird(werden) als Rezeptor-Agonist
oder Antagonist identifiziert. Die Indikatorzellen exprimieren den
GPCR von Interesse, vorzugsweise durch Einführung eines den GPCR codierenden
Nucleinsäure-Moleküls in die
Zellen. Die Test-Zusammensetzung kann ein oder mehrere (z. B. eine
Bibliothek) Test-Verbindungen umfassen. Zusätzlich können die Test-Zusammensetzungen
einen oder mehrere bekannte Rezeptor-Agonisten oder Antagonisten
umfassen. Zum Beispiel kann eine Test-Verbindung als ein Rezeptor-Antagonist
beruhend auf ihrer Fähigkeit identifiziert
werden, die Wirkungen eines bekannten Rezeptor-Agonisten auf die
Indikatorzellen zu verändern,
wenn die Indikatorzellen sowohl mit der Test-Verbindung als auch
dem bekannten Rezeptor-Agonisten in Kontakt gebracht sind. Außerdem kann
die Test-Verbindung
ein oder mehrere Mittel enthalten, die den Metabolismus eines zweiten
Messengers in den Indikatorzellen verändern:
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Bevorzugte GPCRs für Verwendung
in den Assays der Erfindung umfassen luteinisierendes Hormon abgebenden
Hormonrezeptor (LHRH-R; auch als Gonadotropin abgebender Hormonrezeptor
(GnRH) bezeichnet), M1 Muscarin-Rezeptor
und β2-adrenerger
Rezeptor (β2-AR).
In einer anderen Anwendungsform koppelt der GPCR an ein Gq/11 G-Protein
(z. B. LHRH-R, Acetylcholin, Adenosin 1, α-adrenergen, Angiotensin, Bombesin,
Bradykinin, C5a, Cholycystokinin, Endothelin, Glutamat, 5HT, Histamin
(H1-Subtyp), Neurotensin, Neurokinin, Oxytocin, Thyreotropin abgebendes
Hormon, Thyreoidea stimulierendes Hormon, Thromoboxan A2 und Vasopressin).
In einer anderen Anwendungsform-koppelt der GPCR an ein GS G-Protein (z. B. β2-AR, cardialen β-adrenergen,
Histamin (H2-Subtyp),
Thyreotropin, Wachstumshormon freisetzender Faktor und adrenocorticotropes
Hormon). In einer noch anderen Anwendungsform ist GPCR ein chimärer Rezeptor, der
aus mindestens einer Ligand-bindenden Domäne eines ersten sieben Transmembransegment-Rezeptors
und wenigstens einer Signaltransduktionsdomäne eines zweiten sieben Transmembransegment-Rezeptors
zusammengesetzt ist, so dass der chimäre Rezeptor an ein Gq/G11 G-Protein
in den Indikatorzellen koppelt. In einer noch weiteren Anwendungsform
ist GPCR ein verwaister Rezeptor (d. h. der natürliche Ligand für den G-Protein
gekoppelten Rezeptor ist unbekannt).
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In einer Anwendungsform des Durchmusterungsassays
der Erfindung ist der in den Indikatorzellen gemessene Parameter
des Zellmetabolismus die Lebensfähigkeit
oder die Proliferation. Zum Beispiel kann eine Test-Verbindung als
ein Rezeptor-Agonist identifiziert
werden, beruhend auf ihrer Fähigkeit,
die Lebensfähigkeit
und/oder Proliferation der Indikatorzellen zu mindern, wenn sie
mit den Indikatorzellen in Kontakt gebracht ist. Alternativ kann
eine Test-Verbindung als ein Rezeptor-Antagonist identifiziert werden,
beruhend auf ihrer Fähigkeit,
die Lebensfähigkeit
und/oder Proliferation der Indikatorzellen zu erhöhen, wenn
sie mit den Indikatorzellen und einem bekannten Rezeptor-Agonisten
in Kontakt gebracht ist. In dieser Anwendungsform koppelt der GPCR
vorzugsweise an ein Gq/11 G-Protein (z. B. LHRH-R) oder ist ein
chimärer
GPCR, der aus einer Signaltransduktionsdomäne(n) zusammengesetzt ist,
das dem chimären
GPCR das Koppeln an Gq/11 G-Protein
erlaubt.
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In einer anderen Anwendungsform des Durchmusterungsassays
der Erfindung ist der in den Indikatorzellen gemessene Parameter
des Zellmetabolismus die Zellmorphologie. Zum Beispiel kann eine
Test-Verbindung als ein Rezeptor-Agonist beruhend auf ihrer Fähigkeit
identifiziert werden, die Morphologie der Indikatorzellen zu verändern, wenn
sie mit den Indikatorzellen in Kontakt gebracht ist. Alternativ
kann eine Test-Verbindung als ein Rezeptor-Antagonist identifiziert
werden, beruhend auf ihrer Fähigkeit,
den Indikatorzellen ihre ursprüngliche
Morphologie wieder zu verleihen, wenn sie mit den Indikatorzellen
und dem bekannten Rezeptor-Agonisten in Kontakt gebracht ist.
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Die Erfindung stellt außerdem Verfahren
zur Herstellung einer Zelle, die einen rekombinanten G-Protein gekoppelten
Rezeptor auf einer Membran der Zelle exprimiert, zur Verwendung
als eine Indikatorzelle in den Durchmusterungsassays bereit. In
diesem Verfahren wird ein Nucleinsäure-Molekül, das den Rezeptor codiert,
in die Zelle unter Bedingungen eingeführt, unter denen eine Stimulierung
des Rezeptors durch Rezeptor-Agonisten gehemmt ist. Ebenfalls im
Rahmen der Erfindung liegt eine stabile Population an Zellen, die
einen rekombinanten G-Protein gekoppelten Rezeptor in einem Kulturmedium
unter Kulturbedingungen exprimieren, unter denen eine Stimulierung
des Rezeptors durch Rezeptor-Agonisten gehemmt ist.
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Nucleinsäure-Moleküle, die chimäre GPCRs codieren,
und Wirtszellen, die GPCRs exprimieren, sind ebenfalls von der Erfindung
bereitgestellt.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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1A-B sind
graphische Darstellungen der Reduktion von MTT durch CHO-Zellen, die entweder nichttransfiziert
(Bild A) oder transfiziert sind, um luteinisiertes Hormon abgebenden
Hormon-Rezeptor (LHRH-R) zu exprimieren (Bild B), bei Vorliegen
steigender Konzentrationen ausschließlich eines LHRH-R Agonisten,
bei Vorliegen steigender Konzentrationen ausschließlich eines
LHRH-R Antagonisten (Antide), oder für die transfizierten Zellen
(Bild B), steigenden Konzentrationen eines LHRH-R Agonisten zusammen
mit 1 nM, 10 nM oder 100 nM Antagonist.
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2A–B sind
graphische Darstellungen der Reduktion von MTT durch CHO-Zellen, die entweder nichttransfiziert
(Bild A) oder transfiziert sind, um M1 Muscarin-Rezeptor zu exprimieren
(Bild B), bei Vorliegen steigender Konzentrationen ausschließlich eines
M1 Muscarin-Rezeptor Agonisten (Carbachol), bei Vorliegen steigender
Konzentrationen ausschließlich
eines M1 Muscarin-Rezeptor. Antagonisten (Pirenzepin) oder steigenden
Konzentration von Agonist zusammen mit 1 μM (nur Bild B), 10 μM oder 100 μM Antagonist.
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3 ist
eine graphische Darstellung der Reduktion von MTT durch CHO-, Zellen,
transfiziert mit dem LHRH-Rezeptor in einem Assay, in dem eine kombinatorische
Peptid-Bibliothek mit den CHO-Zellen entweder in Anwesenheit (schwarze
Balken) oder Abwesenheit (weiße
Balken) des LHRH Agonisten D-His6-LHRH (mit 1 nM) inkubiert
wurde. Zwei Proben wurden mit einem bekannten LHRH-Agonisten oder
Antagonisten „versetzt",
um zu zeigen, dass sowohl Agonisten als auch Antagonisten unter
Anwendung dieses Assays identifiziert werden können.
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4 ist
ein Photographie von CHO-Zellen, die die Wirkung des β2-adrenergen Rezeptor-Agonisten
Salbutamol auf die Morphologie und Anordnung von CHO-Zellen zeigt,
die den humanen β2-adrenergen
Rezeptor exprimieren.
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Genaue Beschreibung der Erfindung
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Diese Erfindung stellt Verfahren
zur Identifizierung G-Protein gekoppelter Rezeptor-(GPCR)-Agonisten
oder Antagonisten bereit, d. h. Durchmusterungsassays auf Mittel,
die die Aktivität
eines GPCR stimulieren oder inhibieren. Die Verfahren der Erfindung
sind funktionelle Bioassays. Die Verfahren beruhen wenigstens zum
Teil auf der Entdeckung von nachweisbaren Änderungen im Zellmetabolismus, die
in den GPCR exprimierenden Indikatorzellen erfolgen, wenn die Indikatorzellen
mit einem Rezeptor-Agonisten oder Antagonisten in Kontakt gebracht sind.
In verschiedenen Anwendungsformen umfassen diese nachweisbaren Änderungen
im Zellmetabolismus Änderungen
der Zelllebensfähigkeit,
Zellprolifaration oder Zellmorphologie. Zum Beispiel beruht eine
Anwendungsform des Verfahrens der Erfindung wenigstens zum Teil
auf der Entdeckung, dass eine Indikatorzelle, die einen GPCR exprimiert,
eine verminderte Zelllebensfähigkeit
und/oder Zell-proliferation
in Anwesenheit eines Rezeptor-Agonisten zeigt. Darüber hinaus
kann die Zelllebensfähigkeit und/oder
Zellproliferation in Anwesenheit eines Rezeptor-Agonisten durch zusätzliche Anwesenheit eines Rezeptor-Antagonisten
wiederhergestellt werden. Eine weitere Anwendungsform des Verfahrens der
Erfindung beruht wenigstens zum Teil auf der Entdeckung, dass eine
Indikatorzelle, die einen GPCR exprimiert, nachweisbare Veränderungen
der Zellmorphologie in Anwesenheit eines Rezeptor-Agonisten zeigt
und dass diese morphologischen Veränderungen in Anwesenheit eines
Rezeptor-Antagonisten zurückgebildet
werden.
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Die Verfahren der Erfindung sind
einfach, schnell und sind Assays mit hohem Durchsatz, die eine effiziente,
Durchmusterung entweder einzelner Verbindungen oder Verbindungsbibliotheken
erlauben. Außerdem
sind diese Verfahren auf unterschiedliche GPCRs breit anwendbar
und können
sogar für
eine Identifizierung von „verwaisten"
Rezeptoren unbekannter Funktion angewandt sein. Demgemäß können die
Verfahren der Erfindung sowohl zur Erforschung der GPCR-Funktion
als auch zur Identifizierung von Verbindungen angewandt sein, die
zur Manipulation oder Änderung
der GPCR-Aktivität,
z. B. für
therapeutische Zwecke, zweckdienlich sind. In einer bevorzugten
Anwendungsform der Erfindung sind Säugerzellen als Indikatorzellen
in den Durchmusterungsassays eingesetzt, wobei dadurch die Identifizierung
von Agonisten oder Antagonisten von Säugerzellen im Kontext der Säugerzellumgebung ermöglicht wird.
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Weitere Aspekte der Erfindung betreffen
Verfahren zur Herstellung von Indikatorzellen, die für Durchmusterungsassays
der Erfindung zweckdienlich sind, und Zusammensetzungen, z. B. Zellen
und Vektoren, die in den Assays verwendet werden. Die verschiedenen
Aspekte der Erfindung sind unten noch genauer beschrieben.
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In einer Anwendungsform stellt die
Erfindung ein Verfahren zur Identifizierung eines Agonisten oder
Antagonisten eines G-Protein gekoppelten Rezeptors bereit, umfassend:
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- a) Inkontaktbringen einer Population an Indikatorzellen
mit einer Test-Zusammensetzung,
die wenigstens eine Test-Verbindung enthält,
- b) Messen wenigstens eines Parameters des Zellmetabolismus der
Indikatorzellen; und
- c) Identifizieren der wenigstens einen Test-Verbindung der Test-Zusammensetzung als
ein Agonist oder ein Antagonist des G-Protein gekoppelten-Rezeptors.
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Wie hier verwendet, bezieht sich
der Ausdruck „G-Protein
gekoppelter Rezeptor" (oder „GPCR")
auf einen Rezeptor, der, wenn er von einer Zelle exprimiert ist,
sich mit einem G-Protein (z. B. ein Protein, das aus α, β und γ-Untereinheiten
zusammengesetzt ist und GTP hydrolysiert) verbindet. Vorzugsweise
ist der GPCR ein „sieben
Transmembransegment-Rezeptor" (oder 7 TMS-Rezeptor"), der sich auf ein
Protein bezieht, dessen Struktur sich durch sieben hydrophobe transmembranerstreckende
Bereiche auszeichnet.
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Beispiele für GPCRs, die für eine Verwendung
in den Verfahren der Erfindung geeignet sind, umfassen luteinisierendes
Hormonabgebenden Hormonrezeptor (LHRH) (auch als Gonadotropin abgebender
Hormonrezeptor (GnRH) bezeichnet), M1 Muscarin-Rezeptor und den β2-adrenergen
Rezeptor. Weitere bevorzugte Rezeptoren umfassen Opioid-Rezeptoren,
Endothelin-Rezeptoren, Angiotensin-Rezeptoren, Neuropeptid Y Rezeptoren
und Serotonin K Rezeptoren.
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Zusätzliche Gruppen von GPCRs sind
entsprechend des G-Proteins klassifiziert worden, an das sie intrazellulär koppeln
(d. h. sich verbinden mit). Demgemäß koppelt (verbindet sich mit)
in einer Anwendungsform der in dem Durchmusterungsassay eingesetzte
GPCR an ein Gq/11 G-Protein. Beispiele für GPCRs, die an Gq/11 G-Protein koppeln, umfassen
die folgenden Rezeptoren: LHRH (=GnRH), Acetylcholin (Subtypenml,
3 und 5), M1 Muscarin, Adenosin 1, α-adrenerger (Subtypen a1A, a1B und
a1C), Angiotensin (Subtyp AT1A), Bombesin (Subtypen BB1 und BB2),
Bradykinin (Subtyp B2), C5a, Cholycystokinin (Subtypen CCKa und
CCKb), Endothelin (Subtypen Eta und Etb), Glutamat (Subtypen mGlu1,
5), 5HT (Subtypen 2A, B und C), Histamin (H1-Subtyp), Neurotensin,
Neurokinin (Subtypen NK2, 3), Oxytocin, Thyreotropin abgebendes
Hormon (TRH), Thyreoidea stimulierendes Hormon (TSH), Thromoboxan
A2 und Vasopressin (Subtypen V1a).
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In einer anderen Anwendungsform koppelt (d.
h. verbindet sich mit) der in den Durchmusterungsassays eingesetzte
GPCR an ein GS G-Protein. Beispiele für GPCRs,
die an ein GS G-Protein koppeln, umfassen
die folgenden Rezeptoren: β2-adrenerger, cardialer β-adrenerger,
Histamin (H2-Subtyp), Thyreotropin, Wachstumshormon freisetzender
Faktor und adrenocorticotropes Hormon(ACTH), 5HT4,
Follikel stimulierendes Hormom (FSH), Thyreoidea stimulierendes
Hormon (TSH), GLP-1, Glucagon, Domamin5 (D5), Dopamin1 (D1), Calcitonin, Adenosin2β (A2β), Vasopressin2, vasoaktives Intestinalpolypeptid und Parathormon.
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In anderen Anwendungsform koppelt
(d. h. verbindet sich mit) der in dem Durchmusterungsassay eingesetzte
GPCR an ein G; G-Protein. Beispiele für GPCRs, die an ein G; G-Protein
koppeln, umfassen die folgenden Rezeptoren: 5HT (Subtypen 1A, 1B,
1D und 1F), mGlutaminR (Subtypen 2, 3), Dopamin4 (D4), Dopamin-2
(D2) Cannabinoid, Adenosin3 (A3), Somatostatin (Subtypen 3, 4), μ-Opiod, δ-Opiod, k-Opiod, Neuropeptid
Y (Subtypen 1, 2).
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In einer noch weiteren Anwendungsform
ist der GPCR ein in der Technik als „verwaister" Rezeptor bezeichneter
Rezeptor. Bin verwaister Rezeptor ist ein GPCR, der in seiner Struktur ähnlich zu
anderen GPCRs ist, für
den aber ein natürlicher
Ligand vor Einsatz des verwaisten Rezeptors in dem Durchmusterungsassay
der Erfindung unbekannt ist. In letzterer Anwendungsform kann der
Durchmusterungsassay folglich zur Identifizierung von Test-Verbindungen
als Liganden für
den verwaisten Rezeptor eingesetzt sein. Zum Beispiel können natürlich vorkommende
Substanzen in dem Test durchmustert werden, um zu erforschen, ob
sie natürliche
Liganden für den
verwaisten Rezeptor sind. Demgemäß können die
Bioassays der Erfindung zusätzlich
zur Identifizierung von Agonisten und Antagonisten für bekannte GPCRs
ebenfalls zur Erforschung der Funktion von verwaisten GPCRs durch
Identifizierung von Liganden für
diese Rezeptoren zweckdienlich sein.
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Wie hier verwendet, bezieht sich
ein Rezeptor „Antagonist"
auf ein Mittel, das die Aktivität
eines GPCR hemmt, wohingegen ein Rezeptor „Agonist" sich auf ein Mittel
bezieht, das die Aktivität
eines GPCR stimuliert. Inhibition oder Stimulierung der Rezeptoraktivität durch
einen Antagonisten beziehungsweise Agonisten kann partiell oder
komplett erfolgen. Wie hier verwendet, bezieht sich der Ausdruck „Population
an Indikatorzellen" auf eine Menge an Zellen, die wenigstens einen
GPCR. von Interesse exprimieren (d. h. der GPCR, für den ein
Rezeptor-Agonist oder Antagonist identifiziert werden soll). Eine
Indikatorzelle „exprimiert"
einen GPCR, wenn der GPCR auf einer Membran der Indikatorzellen
vorhanden ist. Die Indikatorzellen können natürlicherweise den GPCR von Interesse
exprimieren (auch als „endogene"
Expression bezeichnet) oder bevorzugter die Indikatorzellen exprimieren
den GPCR von Interesse, weil ein Nucleinsäure-Molekül, das den Rezeptor codiert,
in die Indikatorzellen eingeführt
worden ist und dadurch eine Expression des Rezeptors auf der Membran
der Zellen ermöglicht
ist (auch als „exogene"
Expression bezeichnet).
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Zellen, die einen GPCR endogen exprimieren,
sind in der Technik gut bekannt und können in den Durchmusterungsassays
der Erfindung verwendet sein. Es ist allerdings bevorzugter, dass
eine Indikatorzelle für
Verwendung in dem Assay durch Einführen einer das Gen von Interesse
codierenden Nucleinsäure
(z. B. DNS) in die Zelle hergestellt wird, so dass der GPCR auf
einer Membran der Zelle exprimiert ist. Vorzugsweise exprimiert
die Indikatorzelle den GPCR von Interesse nicht vor Einführung der GPCR-codierenden
Nucleinsäure
in die Zelle. Die in die Zelle eingeführte GPCR-codierende Nucleinsäure ist
in einer für
die Expression des Rezeptors auf einer Membran geeigneten Form,
was bedeutet, dass die Nucleinsäure
sämtliche
codierenden und regulatorischen Sequenzen enthält, die für Transkription und Translation
der Nucleinsäure,
die den GPCR codiert, notwendig sind und Promotoren, Enhancer und Polyadenylierungssignale
und Sequenzen umfassen kann, die für Transport des Rezeptors an
die Zelloberfläche
notwendig sind, einschließlich
N-terminaler Leader-Sequenzen. In einer bevorzugten Anwendungsform
ist die in die Zellen eingeführte
Nucleinsäure
ein rekombinanter Expressionsvektor, der eine den GPCR codierende
cDNS trägt.
In rekombinanten Expressionsvektoren sind die für die Transkription und/oder
Translation verantwortlichen regulatorischen Funktionen oftmals
von viralen Sequenzen bereitgestellt. Beispiele normalerweise verwendeter
viraler Promotoren und/oder Enhancer umfasser diejenigen, die von
Polyoma-Virus, Adenovirus 2, Cytomegalovirus und Simian-Virus 40
und retroviralen LTRs abstammen. Geeignete Expressionsvektoren für Expression
eines GPCR in einer Indikatorzelle sind in der Technik bekannt und
viele sind im Handel erhältlich.
Der rekombinante Expressionsvektor kann zum Beispiel ein Plasmid-Vektor
oder ein virales Vektor (z. B. ein retroviraler Vektor, ein adenoviraler
Vektor oder ein Adenoassoziierter viraler Vektor) sein. Expression
des GPCR auf der Oberfläche
der Indikatorzelle kann erreicht werden zum Beispiel durch Aufnahme
der nativen Sequenz des GPCR in die cDNS, die in dem rekombinanten
Expressionsvektor enthalten ist, und vorzugsweise durch Addition
einer heterologen Signalsequenz (d. h. von einem anderen Protein)
für die
native GPCR-Sequenz, um den intrazellulären Verarbeitungspfad des GPCR
zu verändern. Es
ist in der Technik bekannt, dass die Verwendung einer heterologen
Leader-Sequenz die Expressionseffizienz eines Proteins in einem
Wirt verbessern kann. Zum Beispiel kann die Leader-Sequenz vom Gewebe-Plasminogen-Faktor
(tPA) zu der nativen Sequenz eines GPCR zugefügt sein.
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Zusätzlich zur Einführung eines
Nucleinsäure-Moleküls, das
GPCR codiert, können
weitere Nucleinsäure-Moleküle, die
andere Genprodukte codieren, ebenfalls in die Wirtszelle eingeführt sein,
falls dies erwünscht
ist, um die Ansprechempfindlichkeit der Wirtszellen (z. B. ihre
Empfindlichkeit für
Agonisten oder Antagonisten zu erhöhen oder zu vermindern) zu
modulieren. Zum Beispiel kann ein Nucleinsäure-Molekül, das ein G-Protein von Interesse
(z. B. Gq/11, GS, Gi etc.)
ass das G-Protein in der codiert, in die Wirtszelle cotransfiziert
werden, so der Wirtszelle exprimiert ist (z. B. entweder um die
Menge an exprimierten G-Protein in einer Wirtszelle zu erhöhen, die dasselbe
G-Protein endogen exprimiert, oder alternativ die Expression eines
bestimmten G-Proteins in einer Wirtszelle zu ermöglichen, die dieses bestimmte
G-Protein nicht endogen exprimiert.
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Eine einen GPCR codierende Nucleinsäure (z B.
einen rekombinanten Expressionsvektor) kann in Zellen mit verschiedenen
bekannten zweckdienlichen Transfektionstechniken eingeführt sein,
einschließlich
Elektroporation, Calcium-Phosphat-Präzipitation,
DEAE-Dextran-Behandlung, Lipofektion, Mikroinjektion und Injektion
mit viralen Vektoren. Geeignete Verfahren zur Einführung von
Nucleinsäure
in Zellen können
Sambrook et al. (Molecular Cloning: A Laboratory Manual, 2. Ausgabe,
Cold Spring Harbor Laboratory Press (1989)) und weiteren Laborhandbüchern entnommen
werden und Kits für
die Transfektion von Zellen sind im Handel erhältlich. Zellen können vorübergehend
transfiziert sein oder bevorzugter die Zellen sind mit der GPCR-codierenden
Nucleinsäure
stabil transfiziert. Eine stabile Transfektion kann durch die Verwendung
eines autonom replizierenden Expressionsvektors (z. B. eines episomalen Vektors)
oder durch Selektion derjenigen Zellen, die die GPCR-codierende
Nucleinsäure
in ihre Genome integriert haben, erhalten werden. Da typischerweise nur
ein kleiner Prozentsatz der transfizierten Zellen die eingeführte Nucleinsäure in ihr
Genom integrieren, ist es von Vorteil, eine Nucleinsäure, die
einen selektierbaren Marker codiert, zusammen mit der GPCRcodierenden
Nucleinsäure
in die Indikatorzellen zu transfizieren. Bevorzugte selektierbare
Marker umfassen Marker, die eine Arzneimittelresistenz verleihen,
wie beispielsweise G418, Hygromycin und Methotrexat. Selektierbare
Marker können
mit dem selben Nucleinsäure-Molekül (z. B.
Plasmid), das den GPCR codiert, oder können mit einem separaten Nucleinsäure-Molekül (z. B.
Plasmid) eingeführt
sein.
-
In einer bevorzugten Anwendungsform
sind Säugerzellen
die in, den Verfahren der Erfindung eingesetzten Indikatorzellen.
Die Eignung des Durchmusterungsassays der Erfindung für Säugerzellen kann
besonders von Vorteil sein, wenn der GPCR von Interesse von Menschen
oder von anderen Säugern
ist (z. B. GPCRs mit therapeutischer Bedeutung), da die Test-Verbindungen)
gegen den Rezeptor innerhalb. des Kontextes einer Säugerzellumgebung
getestet wird werden). Dies steht im Gegensatz zu Assay-Systemen,
bei denen Hefe (z. B. PCT Anmeldung Nr. WO 94/23025; und Jeansonne,
M. E. et al. (1994) Proc. Soc. Exp. Biol. Med. 206 : 35–44) oder
Pigmentzellen von Amphibien oder Reptilien (z. B. PCT Anmeldung
Nr. WO 92/01810; und Lerner; M. R. (1994) Trends in Neuroscience
17 : 142–146)
eingesetzt sind. Nicht einschränkende
Beispiele geeigneter Säugerzelllinien,
die zur Herstellung der Indikatorzellen verwendet sein können, zur
Verwendung in den Verfahren der Erfindung umfassen Eierstockzellen
des Chinesischen Hamsters (CHO-Zellen), COS-Zellen, 3T3-Zellen, HeLa-Zellen und
293 Zellen. Die bevorzugtesten Zellen für Verwendung in den Verfahren
der Erfindung sind CHO-Zellen. Weitere ähnlich geeignete Zellen sind
dem Fachmann bekannt. Säugerzelllinien,
aus denen Indikatorzellen präpariert
werden können,
sind von der American Type Culture Collection, Rockville, MD, erhältlich.
-
Wie hier verwendet, umfasst der Ausdruck „Test-Zusammensetzung"
beabsichtigterweise ein Material, das wenigstens eine „Test-Verbindung"
umfasst, die . eine zu testende Verbindung bezeichnet, um zu bestimmen,
ob sie ein Rezeptor-Agonist
oder Antagonist ist. Eine Test-Zusammensetzung kann eine einzige
Test-Verbindung
oder mehrere Test-Verbindungen enthalten. Zum Beispiel können die Test-Verbindungen
eine Bibliothek an Test-Verbindungen, z. B. eine kombinatorische
Bibliothek aus Peptiden, umfassen. Eine Bibliothek von Test-Verbindungen
kann in Pools durchmustert werden, und die Pools, die positiv auf
den Rezeptor-Agonisten oder Antagonisten testen, können unterteilt
und erneut durchmustert werden: Dieser Vorgang kann dann sooft wie
notwendig wiederholt werden, bis eine einzige positive Test-Verbindung
aus der Bibliothek identifiziert ist.
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Gegebenenfalls kann die Test-Zusammensetzung
zusätzliche
Substanzen umfassen. Zusätzliche
Substanzen, die in der Test-Zusammensetzung enthalten sein können, umfassen
bekannte Rezeptor-Agonisten und bekannte Rezeptor-Antagonisten. Zum
Beispiel kann ein bekannter Rezeptor-Agonist in der Test-Zusammensetzung
enthalten sein, um eine Stoffwechselantwort von den Indikatorzellen
auszulösen,
und eine Test-Verbindung kann als ein Rezeptor-Antagonist beruhend
auf ihrer Fähigkeit
identifiziert werden, eine von dem Rezeptor-Agonisten ausgelöste Stoffwechselantwort
zu revertieren oder zu inhibieren. In ähnlicher Weise kann ein bekannter Rezeptor-Antagonist
in der Test-Zusammensetzung enthalten sein, um eine Stoffwechselantwort
von den Indikatorzellen auszulösen,
und eine Test-Verbindung kann als ein Rezeptor-Agonist beruhend
auf ihrer Fähigkeit
identifiziert werden, eine von dem Rezeptor-Antagonisten ausgelöste Stoffwechselantwort zu
revertieren oder zu inhibieren. Weitere Substanzen, die in der Test-Zusammensetzungenthalten
sein können,
umfassen Mittel, die den Metabolismus eines zweiten Messengers in
der Indikatorzelle verändern.
Beispiele für
derartige Mittel umfassen Phorbolester (z. B. Phorbolmyristatacetat)
Calcium-Ionophoren (z. B. A23181), Phosphodiesterase-Hemmer (z. B. Isobutylmethylxanthin)
und Staurosporin. Derartige Mittel können in der Test-Zusammensetzung
enthalten sein, um die Empfindlichkeit der Indikatorzellen auf die
Test-Verbindungen) und/oder einen bekannten Rezeptor-Agonisten oder Antagonisten
zu verändern
(z. B. erhöhen
oder vermindern).
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Wie hier verwendet, umfasst der Ausdruck „Parameter
des Zellmetabolismus" beabsichtigterweise detektierbare Indikatoren
von Zellantworten, die wenigstens zum Teil von einem GPCR, der von der
Indikatorzelle exprimiert ist, reguliert sind. Beispiele für Parameter
des Zellmetabolismus, die in den Assays der Erfindung, gemessen
oder bestimmt werden können,
umfassen Zelllebensfähigkeit,
Zellproliferation und Zellmorphologie (unten detaillierter erklärt). Eine
Test-Verbindung wird als Rezeptor-Agonist oder Antagonist identifiziert,
wenn sie eine Änderung
von wenigstens einem Parameter des Zellmetabolismus der Indikatorzellen
verursacht, wenn die Test-Verbindung mit den Indikatorzellen in Kontakt
gebracht ist, im Vergleich zudem Zellmetabolismus der Indikatorzellen
in Abwesenheit der Test-Verbindung.
-
In einer Anwendungsform der Erfindung
wird ein Agonist oder Antagonist eines GPCR beruhend auf seiner
Fähigkeit
identifiziert, die Lebensfähigkeit und/oder,
Proliferation einer Population an Indikatorzellen zu verändern. Demgemäß stellt
eine Anwendungsform der Erfindung ein Verfahren zur Identifizierung
eines Agonisten oder eines Antagonisten eines G-Protein gekoppelten
Rezeptors bereit, umfassend:
-
- a) Inkontaktbringen einer Population an Indikatorzellen
mit einer Test-Zusammensetzung, die wenigstens eine Test-Verbindung
enthält;
- b) Messen der Lebensfähigkeit
oder Proliferation der Indikatorzellen; und
- c) Identifizieren der wenigstens einen Test-Verbindung als ein
Agonist oder ein Antagonist des G-Protein gekoppelten Rezeptors.
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Wie es noch detaillierter in Beispiel
2 und 3 beschrieben wird, zeigen GPCRexprimierende Indikatorzellen
der Erfindung eine verminderte Lebensfähigkeit und/oder Proliferation,
wenn sie mit einem Rezeptor-Agonisten in Kontakt gebracht sind. Überdies kann
dieser verminderten Lebensfähigkeit
und/oder Proliferation der Indikatorzellen entgegengewirkt oder
revertiert werden durch weiteren Kontakt der Indikatorzellen mit
einem Rezeptor-Antagonisten. Deshalb kann eine Test-Verbindung als ein
Agonist eines GPCR beruhend auf ihrer Fähigkeit identifiziert werden,
die Lebensfähigkeit
und/oder Proliferation einer Population an Indikatorzellen zu vermindern,
wenn sie mit den Zellen in Kontakt gebracht ist im Vergleich zu
der Lebensfähigkeit
und/oder Proliferation der lndikatorzellen in Abwesenheit der ,
Test-Verbindung.
-
In einer anderen Anwendungsform umfasst die
Test-Zusammensetzung eine Test-Verbindungen) und wenigstens einen
bekannten Rezeptor-Agonisten oder Antagonisten. Zum Beispiel kann
eine Test-Verbindung als ein Antagonist eines GPCR beruhend auf
ihrer Fähigkeit
identifiziert werden, die Lebensfähigkeit und/oder Proliferationeiner
Population an Indikatorzellen zu erhöhen, wenn sie mit den Zellen
in Anwesenheit eines Rezeptor-Agonisten in Kontakt gebracht ist
im Vergleich zur Lebensfähigkeit und/oder
Proliferation der Indikatorzellen in Anwesenheit ausschließlich des
Rezeptor-Agonisten. Entsprechend stellt die Erfindung in einer anderen
Anwendungsform ein Verfahren zur Identifizierung eines Antagonisten
eines G-Protein gekoppelten Rezeptors bereit, umfassend:
-
- a) Inkontaktbringen einer Population an Indikatorzellen
mit einer Test-Zusammensetzung,
die wenigstens einen bekannten Rezeptor-Agonisten enthält;
- b) Messen der Lebensfähigkeit
oder Proliferation der Indikatorzellen; und
- c) Identifizieren der wenigstens einen Test-Verbindung als ein
Antagonist des G-Protein gekoppelten Rezeptors.
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Da in diesem System der identifizierte
Antagonist einen positiven Effekt auf die Indikatorzellen ausübt (d. h.
der Antagonist stellt die Lebensfähigkeit und/oder Proliferationsantwort
der Zellen wieder her) ist es unwahrscheinlich, dass falsch Positive
mit dem Assay identifiziert werden. Dies steht im Gegensatz zu einem
Assay-System, worin eine Stimulation des Antagonisten zum Zelltod
führt,
in diesem Fall werden Verbindungen, die für die Zellen unspezifisch toxisch
sind, zusätzlich
zu Verbindungen, die spezifisch als Rezeptor-Antagonisten wirken,
selektiert werden.
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Die Lebensfähigkeit oder Proliferation
der Indikatorzellen kann mit Hilfe eines von mehreren geeigneten
Verfahren gemessen werden, die in der Technik bekannt sind. Zum
Beispiel kann die Zelllebensfähigkeit
durch Zählungen
(z. B. mit einem Hämocytometer)
der Zellen bestimmt werden, die vorzugsweise mit einem Farbstoff
wie beispielsweise Trypanblau (das von lebenden Zellen nicht aufgenommen
wird) oder durch Messen einer mit der Zelhebensfähigkeit korrelierenden Enzymaktivität in den Indikatorzellen,
wie beispielsweise Reduktion eines Tetrazoliumsalzes.(z. B. 3,(4,4-Dimethylthiazol-2-yl)2,5-diphenyltetrazoliumbromid
[MTT]),das spektralphotometrisch (siehe Beispiele 2 und 3) detektiert
werden kann. Zusätzlich
kann die Zelllebensfähigkeit
unter Verwendung von Indikatorfarbstoffen wie Propidiumiodid, Acridinorange
und Hoechst 33342 bestimmt werden: Zellproliferation kann ebenfalls
zum Beispiel mittels Aufnahme von Tritium markiertem Thymidin bestimmt
werden. Bei Sängerzellen
erfolgt die Messung der Zelllebensfähigkeit oder Proliferation
der Indikatorzellen typischerweise etwa 2 bis 7 Tage nach Kontakt
mit der Test-Zusammensetzung.
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Ein bevorzugter GPCR zur Verwendung
in diesem Assay-System ist LHRH-R. Wie in Beispiel 2 gezeigt, wird
die Reduktion von MTT durch die Zellen (als ein Indikator der Zelllebensfähigkeit)
vermindert, wenn eine LHRH-R exprimierende Eierstockzelle des Chinesischen
Hamsters (CHO) mit einem bekannten LHRH-R Agonisten in Kontakt gebracht
ist. Überdies wird,
wenn die LHRH-R exprimierenden CHO-Zellen sowohl mit einem Rezeptor-Agonisten
als auch einem bekannten Rezeptor-Antagonisten in Kontakt gebracht
sind, die von dem Agonisten induzierte verminderte Lebensfähigkeit
der Zellen revertiert. Eine Test-Verbindungen) kann ähnlich gegen
solche Zellen durchmustert werden und es wird die Lebensfähigkeit
und/oder Proliferation der Zellen gemessen, um die Test-Verbindungen)
als Rezeptor-Agonist oder Antagonist zu identifizieren. Bekannte
LHRH-R Agonisten oder Antagonisten, die in der Test-Zusammensetzung
enthalten sein können
(z. B, ein bekannter Agonist kann in der Test-Zusammensetzung enthalten
sein, um Test-Verbindungen
als Rezeptor-Antagonisten zu identifizieren), sind im Handel erhältlich (z.
B. von Sigma Chemical Co., St. Louis, MO). Bevorzugte LHRH-R Agonisten
umfassen LHRH-Analoga wie beispielsweise [D-His6]-LHRH,
wohingegen ein bevorzugter LHRH-R Antagonist Antide ist.
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Ein weiterer bevorzugter GPCR zur
Verwendung in diesem Assay-System ist der M1 Muscarin-Rezeptor.
Wie in Beispiel 3 gezeigt ist, wird die Reduktion von MTT durch
die Zellen (als ein Indikator der Zelllebensfähigkeit) vermindert, wenn eine
M1 Muscarin-Rezeptor-exprimierende CHO-Zelle mit einem bekannten
M1 Muscarin-Rezeptor Agonisten in Kontakt gebracht ist. Überdies
wird, wenn die M1 Muscarin-Rezeptor-exprimierenden CHO-Zellen sowohl
mit einem Rezeptor , Agonisten als auch einem bekannten Rezeptor-Antagonisten
in Kontakt gebracht sind, die vom Agonisten induzierte verminderte
Lebensfähigkeit
der Zellen revertiert. Eine Test-Verbindung(en) kann ähnlich gegen
Zellen durchmustert werden und es wird die Lebensfähigkeit
und/oder Proliferation der Zellen gemessen, um die Test-Verbindungen) als
Rezeptor-Agonist oder Antagonist zu identifizieren. Bekannte M1
Muscarin-Rezeptor-Agonisten oder Antagonisten, die in der Test-Zusammensetzung
enthalten sein können
(z. B, ein bekannter Agonist kann in der Test-Zusammen-setzung enthalten
sein, um Test-Verbindungen als Rezeptor-Antagonisten zu identifizieren),
sind im Handel erhältlich
(z. B. von Sigma Chemical Co., St. Louis, MO). Ein bevorzugter M1
Muscarin-Rezeptor-Agonist ist Carbachol, wohingegen ein bevorzugter
M1 Muscarin-Rezeptor-Antagonist Pirenzepin ist.
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In einer bevorzugten Anwendungsformen, wo
die Lebensfähigkeit
oder die Proliferation der Indikatorzellen als der Metabolismusparameter
verwendet ist, beruhend darauf, welche Test-Verbindung als ein Rezeptor-Agonist
oder Antagonist identifiziert ist, koppelt der von den Indikatorzellen
exprimierte GPCR an ein Gg/11 G-Protein. Zusätzlich zum oben beschriebenen
LHRH-Rezeptor umfassen weitere Beispiele für GPCRs, die an Gq/11 G-Protein
koppeln, die folgenden Rezeptoren: M1 Muscarin, Acetylcholin (Subtypen
ml, 3 und 5), Adenosin 1, α-adrenerger
(Subtypen a1A, a1B und a1C), Angiotensin (Subtyp AT1A), Bombesin
(Subtypen BB1 und BB2), Bradykinin (Subtyp B2), C5a, Cholycystokinin
(Subtypen CCKa und CCKb), Endothelin (Subtypen Eta und Etb), Glutamat
(Subtypen mGlu1, 5), 5HT (Subtypen 2A, B und C), Histamin (H1-Subtyp),
Neurotensin, Neurokinin (Subtypen NK2, 3), Oxytocin, Thyreotropin
abgebendes Hormon (TRH), TSH, Thromoboxan A2 und Vasopressin (Subtypen
V1a).
-
In einer noch weiteren Anwendungsform
ist der in diesem funktionellen Bioassay eingesetzte GPCR ein chimärer GPCR.
Der chimäre
GPCR umfasst wenigstens eine Ligand-bindende Domäne eines ersten sieben Transmembran-segment-(7 TMS)-Rezeptors
und wenigstens eine Signaltransduktionsdomäne eines zweiten sieben Transmembransegment-(7
TMS)-Rezeptors. In einer bevorzugten Anwendungsform ist die Signaltransduktionsdomäne des zweiten
sieben Transmembransegment (7 TMS) Rezeptors so ausgewählt, dass
der chimäre Rezeptor
an ein Gq/11 G-Protein in den Indikatorzellen koppelt. In einer
anderen Anwendungsform ist die Signaltransduktionsdomäne des zweiten
sieben Transmembransegment(7 TMS)-Rezeptors so ausgewählt, dass
der chimäre
Rezeptor an einen anderen Typ , des G-Proteins z. B. Gs oder
Gi in den Indikatorzellen koppelt.
-
Mit Bezug auf die Struktur der 7
TMS-Rezeptoren werden die Transmembransegmente hier als TMS I-VII
(vom N-Terminus zum C-Terminus) bezeichnet, die drei intrazellulären Schleifen
werden als IC 1 (verknüpft
TMS I und TMS In, IC 2 (verknüpft TMS
II und TMS IV), IC 3 (verknüpft
TMS V und TMS VI bezeichnet und die drei extrazellulären Schleifen werden
als EC 1 (verknüpft
TMS II und TMS III), EC 2 (verknüpft
TMS N und TMS V), EC 3 (verknüpft TMS
VI und TMS VII bezeichnet. Die „Ligand-bindende Domäne" eines
7 TMS-Rezeptors bezieht sich auf den/die Teile) des Rezeptors, der
für eine
Erkennung eines Liganden durch den Rezeptor erforderlich ist, wohingegen
die „Signaltransduktionsdomäne" eines 7-TMS-Rezeptors sich
auf den/die Teil(e) des Rezeptors bezieht, der für eine Signaltransduktion durch dem
Rezeptor und insbesondere zum Koppeln des Rezeptors an ein spezifisches
G-Protein (z. B. Gq/11) erforderlich ist.
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Die Konstruktion und Expression von
bestimmten chimären
7 TMS-Rezeptoren, die aus Teilen eines 7 TMS-Rezeptors zusammengesetzt
sind, der an Teile eines zweiten 7 TMS-Rezeptors fusioniert ist,
sind in der Technik beschrieben worden.
-
Zum Beispiel sind Chimären aus α2- und β2-adrenergen
Rezeptoren (siehe z. B.
-
Kobilika, B. K. et al. (1988) Science
240 : 1310–1316);
aus α1-
und β2-adrenergen
Rezeptoren (siehe z. B. Cotecchia, S. et al. (1990) Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 87 : 2896–2900);
aus M1 und M2 Muscarin-Rezeptoren (siehe z. B. Kubo, T. et al. (1988)
FEBS Letters 241 : 119–125)
konstruiert worden. Diese Untersuchungen haben gezeigt, dass verschiedene
Strukturdeterminanten eines 7 TMS-Rezeptors zu den Ligand-bindenden
Eigenschaften des Rezeptors oder zu den G-Protein koppelnden, Eigenschaften
des Rezeptors beitragen. Insbesondere sind bei der G-Protein-Erkennung beteiligte
Determinanten in der intrazellulären
Schleife 3 (IC 3) kartiert worden, die TMS V und TMS VI verbindet.
Demgemäß umfasst
in einer Anwendungsform die „wenigstens
eine Signaltransdaktionsdomäne
eines zweiten 7 TMS-Rezeptors"
des Chimären
Rezeptors wenigstens die intrazelluläre Schleife 3 (IC 3) eines
7 TMS-Rezeptors, der an ein G-Protein von Interesse, z. B. ein Gq/11,
Gs oder G; G-Protein, koppelt.
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Vorzugsweise ist IC 3 von einem LHRH-Rezeptor
(der an Gq/11 koppelt) verwendet. Bevorzugter ist IC 3 von einem
humanen LHRH-Rezeptor verwendet. Die Nucleotid- und Aminosäure-Sequenzen von
marinem und humanem LHRH-R sind in der PCT Veröffentlichung Nr. WO 94/00590
von S. C. Selfon offengelegt. Gemäß der Aminosäure-Sequenz
von hier offengelegtem humanem LHRH-R entspricht IC 3 etwa Aminosäure-Resten
234 bis 268. Deshalb wird zur Konstruktion eines Chimären GPCR,
der IC 3 von humanem LHRH R umfasst, eine Nucleotid-Sequenz, die
die Reste 234 bis 268 von humanem LHRH-R codiert, gegen die Nucleinsäure-Sequenz, die
IC 3 eines anderen 7 TMS-Rezeptors codiert, unter Verwendung von
rekombinanten DNS-Standardverfahren (wie beispielsweise Polymerase-Kettenreaktion,
Restriktionsendonuclease-Verdau, DNS-Ligation und ähnliches)
ausgetauscht. Zum Beispiel ist zur Konstruktion eines chimären β2-adrenergen
Rezeptors β2-AR)/LHRH-R Rezeptors
die Region der IC 3 codierenden β2-AR
cDNS deletiert und durch eine IC 3 codierende Nucleotid-Sequenz
von LHRH-R ersetzt. Diese chimäre
cDNS kann in einen rekombinanten Expressionsvektor kloniert und
in Wirtszellen mit Hilfe von Standardtechniken eingeführt werden,
wie es oben beschrieben ist, um Indikatorzellen zu bilden, die den
chimären
Rezeptor zur Verwendung in Bioassays der Erfindung exprimieren.
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Zusätzlich zu IC 3 kann der chimäre Rezeptor
weitere Teile des bei der Signaltransduktion beteiligten zweiten
7 TMS-Rezeptors enthalten, wie beispielsweise IC 1 und/oder IC 2.
Zum Beispiel, wenn der zweite 7 TMS-Rezeptor des chimären Rezeptors humaner
LHRH-R ist, können
die Aminosäure-Reste 62–76 (entsprechen
IC 1) und/oder 140–156
(entsprechen IC 2) vom humanen LHRH-R gegen die äquivalenten Domänen IC 1
und/oder IC 2 des ersten7 TMS-Rezeptors der Chimäre ausgetauscht sein. Überdies
kann eine Carboxy-terminale Region deletiert oder der Chimäre zugefügt sein.
Zum Beispiel, wenn der erste 7 TMS-Rezeptor der Chimäre (die
die Ligand-bindende(n) Domäne(n)
beisteuert) normalerweise eine Carboxy-terminale Region umfasst
und der zweite 7 TMS-Rezeptor der Chimäre (die die Signaltransduktionsdomäne(n) beisteuern) LHRH-R
ist, kann die Carboxyterminale des ersten 7 TMS-Rezeptors von der
Chimäre
deletiert oder weggelassen sein, da dem LHRH-Rezeptor normalerweise
die Carboxy-terminale Region fehlt.
-
In einer anderen Anwendungsform der
Erfindung ist ein Agonist oder Antagonist eines GPCR beruhend auf
seiner Fähigkeit
identifiziert, die Zellmorphologie einer Population an Indikatorzellen
zu verändern.
Demgemäß stellt
die Erfindung ein Verfahren zur Identifizierung eines Agonisten
oder eines Antagonisten eines G-Protein gekoppelten Rezeptors bereit,
umfassend:
-
- a) Inkontaktbringen einer Population an Indikatorzellen
mit einer Test-Zusammensetzung,
die wenigstens eine Test-Verbindung enthält;
- b) Bestimmen der Morphologie der Indikatorzellen; und
- c) Identifizieren der wenigstens einen Test-Verbindung als ein
Agonist oder ein Antagonist des G-Protein gekoppelten Rezeptors.
-
Es ist beobachtet worden, dass GPCR-exprimierende
Indikatorzellen der Erfindung Veränderungen in der Zellmorphologie
zeigen, wenn sie mit einem Rezeptor-Agonisten in Kontakt gebracht
sind. Zum Beispiel werden Indikatorzellen , wie beispielsweise CHO-Zellen,
die an ein Gq/11 G-Protein koppelnde GPCRs (z. B. LIRH-R) exprimieren,
etwas rundlicher und lösen
sich von der Kulturschale ab, wenn sie mit einem Rezeptor-Agonisten
in Kontakt gebracht sind. Zusätzlich
werden Indikatorzellen, die an ein Gs G-Protein koppelnde GPCRs
(z. B. einen β2-adrenergen
Rezeptor) exprimieren, spindelförmiger
und länglicher,
wenn sie mit einem Rezeptor-Agonisten
in Kontakt gebracht sind. Darüber
hinaus kann diesen Veränderungen
der Zellmorphologie durch weiteren Kontakt der Indikatorzellen mit
einem Rezeptor-Antagonisten
entgegengewirkt oder diese revertiert werden. Deshalb kann eine
Test-Verbindung
als ein Agonist eines GPCR beruhend auf ihrer Fähigkeit identifiziert werden,
die Zellmorphologie von Indikatorzellen zu verändern, im Vergleich zur Zellmorphologie
in Abwesenheit der Test-Verbindung, wenn die Zellen mit der Test-Verbindung in Kontakt
gebracht sind.
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In einer weiteren Anwendungsform
dieses Bioassays umfasst die Test-Zusammensetzun eine Test-Verbindun(en)
und wenigstens einen bekannten Rezeptor-Agonisten oder Antagonisten.
Zum Beispiel kann eine Test-Verbindung eines GPCR beruhend auf ihrer
Fähigkeit
als ein Antagonist identifiziert werden, in Anwesenheit eines Rezeptor-Agonisten den
Indikatorzellen ihre ursprüngliche
Morphologie wieder zu verleihen, wenn sie in Abwesenheit des Rezeptor-Agonisten
kultiviert werden. Demgemäß stellt
die Erfindung in einer anderen Anwendungsform ein Verfahren zur
Identifizierung eines G-Protein gekoppelten Rezeptors bereit, umfassend:
-
- a) Inkontaktbringen einer Population an Indikatorzellen
mit einer Test-Zusammensetzung,
die wenigstens eine Test-Verbindung und wenigstens einen bekannten
Rezeptor-Agonisten enthält;
- b) Bestimmen der Zellmorphologie der Indikatorzellen; und
- c) Identifizieren der wenigstens einen Test-Verbindung als ein
Antagonist
-
des G-Protein gekoppelten Rezeptors.
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Wie hier verwendet, bezieht sich
der Ausdruck „Zellmorphologie"
im Allgemeinen auf die Gesamtform einer Zelle. Die Zellmorphologie
der Indikatorzellen kann mittels Lichtmikroskopie bestimmt werden.
Darüber
hinaus können
digitale Aufnahmen der Zellen gemacht werden, um Parameter der Zellmorphologie
wie beispielsweise Zelloberfläche
zu quantifizieren. Bei Säugerzelten
erfolgt die Bestimmung der Morphologie typischerweise 24 bis 72 Stunden
nach Kontakt mit der Test-Zusammensetzung.
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GPCRs, wie sie zuvor hier beschrieben
sind, können
in diesem Bioassay eingesetzt sein, worin Rezeptor-Agonisten oder
Antagonisten basierend auf ihre Effekte auf die Morphologie der
Indikatorzellen identifiziert werden. Zum Beispiel kann in verschiedenen
Anwendungsförmen
der GPCR an ein Gq/11 G-Protein oder an ein GS Protein
koppeln, und der GPCR kann ein chimärer Rezeptor oder der GPCR
kann ein „verwaister"
Rezeptor sein.
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Ein weiterer Aspekt der Erfindung
betrifft Verfahren zur Herstellung von Zellen, die rekombinante GPCRs
exprimieren. Diese Zellen sind zur Verwendung als Indikatorzellen
in den Bioassays der Erfindung geeignet. Die Verfahren der Erfindung
zur Herstellung von Zellen beruhen wenigstens zum Teil auf der Entdeckung,
dass eine Stimulierung eines rekombinanten GPCR, der auf einer Wirtszelle
exprimiert ist, mit einem Rezeptor-Agonisten zu einer verminderten
Zelllebensfähigkeit
und/oder verminderten Zellproliferation führen kann. Demgemäß ist für eine verbesserte
Erzeugung GPCR-exprimierender Zellen, eine Stimulierung des GPCR
durch Rezeptor-Agonisten gehemmt oder vermieden. Folglich stellt
die Erfindung ein verbessertes Verfahren zur Herstellung einer Zelle
bereit, die einen rekombinanten G-Protein gekoppelten Rezeptor auf
einer Membran der Zelle. exprimiert, umfassend Einführen eines
Nucleinsäure-Moleküls in die
Zelle, das den Rezeptor codiert, so dass der Rezeptor auf einer
Membran der Zelle exprimiert ist, unter Kulturbedingungen, in denen
eine Stimulierung des Rezeptors durch Rezeptor-Agonisten gehemmt ist.
-
Wie hier verwendet, bezieht sich
der Ausdruck „rekombinanter
G-Protein gekoppelter Rezeptor" auf einen GPCR, der von einem exogenen
in eine Wirtszelle eingeführten
Nucleinsäure-Molekül codiert ist
(z. B. der GPCR ist von einem rekombinanten Expressionsvektor codiert,
der in die Wirtszelle transfiziert ist).
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Bevorzugt exprimiert die Wirtszelle
den GPCR nicht endogen. Der rekombinante GPCR kann von der selben
Species wie die Wirtszelle oder einer anderen Species wie die Wirtszelle
abstammen (z. B. ein humaner rekombinanter GPCR kann auf einer nichthumanen
Wirtszelle wie beispielsweise CHO, COS oder 3T3 etc. exprimiert
sein).
-
In einer Anwendungsform des Verfahrens zur
Erzeugung einer Zelle, die einen rekombinanten GPCR exprimiert,
umfassen die „Kulturbedingungen, bei
denen der Rezeptor von Rezeptor-Agonisten gehemmt ist" Kultivieren
der Zelle in einem Medium, das einen Rezeptor-Antagonisten enthält. Bekannte Rezeptor-Antagonisten
für viele
verschiedene GPCRs sind im Handel erhältlich. Zum Beispiel kann für LHRH-R
der bekannte Rezeptor-Antagonist Antide im Medium enthalten sein
oder für
M1 Muscarin-Rezeptor kann der bekannte Rezeptor-Antagonist Pirenzepin
im Medium enthalten sein.
-
In einer anderen Anwendungsform des
Verfahrens zur Erzeugung einer Zelle, die einen rekombinanten GPCR
exprimiert, umfassen die „Kulturbedingungen,
bei denen eine Stimulierung des Rezeptors von Rezeptor-Agonisten
gehemmt ist" die Kultivierung der Zelle in einem Medium, dem Rezeptor-Agonisten
fehlen. Medien, denen Rezeptor-Agonisten fehlen, können zum,
Beispiel unter Verwendung von Serum hergestellt sein, auf dem Rezeptor-Agonisten,
z. B. mittels Dialyse, entfernt worden sind. Zum Beispiel kann dialysiertes
fötales
Kälberserum
als Quelle für
Wachstumsfaktoren für
die Zellen verwendet sein.
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In dem Verfahren der Erfindung zur
Herstellung einer GPCR-exprimierenden Zelle kann die Zelle unter
Kulturbedingungen gehalten sein, bei denen eine Stimulation des
Rezeptors von Rezeptor-Agonisten gehemmt ist, bis eine stabile Expression
des Rezeptors auf einer Membran der Zelle erreicht ist. Demgemäß stellt
die Erfindung außerdem
Verfahren zur Herstellung stabiler Populationen an Zellen bereit,
die rekombinante GPRCs exprimieren. Wie hier verwendet, bezieht
sich eine „stabile"
Zellpopulation auf Zellen, deren Expression von rekombinantem GPCR über die
Kultivierungszeit im Wesentlichen unverändert bleibt (z. B. auf Grund
der Integration der GPCR-codierenden Nucleinsäure in das Genom der Zelle).
Vorzugsweise ist die Expression von GPCR von der Zelle wenigstens
für einen
Monat stabil, bevorzugter sechs Monate und noch bevorzugter ein Jahr
und am bevorzugtesten unbegrenzt stabil.
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Ein weiterer Aspekt der Erfindung
betrifft deshalb stabile Populationen an Zellen, die rekombinante
GPCRs exprimieren. Die Erfindung stellt verbesserte Zellpopulationen
bereit, die zum Beispiel als Indikatorzellen in Bioassays der Erfindung
verwendet sein können.
In einen Anwendungsform umfassen diese Zellen eine stabile Population
an Zellen, die einen rekombinanten G-Protein gekoppelten Rezeptor in
einem Kulturmedium unter Kulturbedingungen exprimieren, bei denen
eine Stimulation des Rezeptors von Rezeptor-Agonisten gehemmt ist.
Die „Kulturbedingungen;
bei denen eine Stimulation des Rezeptors von Rezeptor Agonisten
gehemmt ist" können zum
Beispiel ein Kulturmedium, das einen Rezeptor-Antagonisten enthält oder ein Kulturmedium umfassen,
dem Rezeptor-Agonisten fehlen (zum Beispiel ein Kulturmedium, in
dem das Serum dialysiert worden ist), wie es oben beschrieben ist.
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Ein noch weiterer Aspekt der Erfindung
betrifft chimäre
GPCRs codierende Nucleinsäure-Zusammensetzungen
und chimäre
GPCRs exprimierende Wirtszellen. Zum Beispiel stellt die Erfindung ein
isoliertes Nucleinsäure-Molekül bereit,
das einen chimären
G-Protein gekoppelten Rezeptor (GPCR) codiert. Der Chimäre GPCR
umfasst wenigstens eine Ligand-bindende Domäne eines ersten sieben Transmembransegment-Rezeptors
und wenigstens eine Signaltransduktionsdomäne eines zweiten sieben Transmembransegment-Rezeptors,
so dass der Chimäre
GPCR an ein Gq/11 G-Protein koppelt, wenn der chimäre GPCR
in einer Wirtszelle exprimiert ist. Vorzugsweise ist der zweite
7 TMS-Rezeptor ein LHRH-Rezeptor. Bevorzugter ist der zweite 7 TMS-Rezeptor
ein humaner LHRH-Rezeptor. Der erste 7 TMS-Rezeptor der Chimäre ist vorzugsweise ein
GPCR, der normalerweise nicht an Gq/11 G-Protein koppelt. Zum Beispiel kann der
erste 7 TMS-Rezeptor β2-adrenerger
Rezeptor sein (der an Gs koppelt). Chimäre Rezeptoren codierende Nucleinsäuren können unter
Anwendung von molekularbiologischen Standardverfahren mittels Austausch
von Nucleotid-Sequenzen, die einen Teile) des zweiten 7 TMS-Rezeptors
codieren, gegen Nucleotid-Sequenzen, die entsprechende Teile) des
ersten 7 TMS-Rezeptors
codieren, hergestellt sein (wie oben beschrieben). Zum Beispiel
werden in einer bevorzugten Anwendungsform Teile einer cDNS, die
den ersten 7 TMS-Rezeptor
codieren, durch Teile einer LHRH-DNS ersetzt, die die Signaltransduktionsdomäne(n) von
LHRH-R umfassen. Folglich codiert in einer Anwendungsform die Nucleinsäure der
Erfindung einen chimären
Rezeptor, der die intrazelluläre Schleife
3 eines GPCR, der an Gq/11 koppelt, vorzugsweise IC 3 von LHRH-R
umfasst. In einer anderen Anwendungsform codiert die Nucleinsäure der Erfindung
einen Chimären Rezeptor, der die intrazellulären Schleifen
1, 2 und 3 eines GPCR, der an Gq/11 koppelt, (z. B. vorzugsweise
IC 1, 2 und 3 von LHRH-R) umfasst. In einer noch weiteren Anwendungsform
codiert die Nucleinsäure
der Erfindung einen chimären
Rezeptor, der die intrazellulären Schleifen
1, 2 und 3 eines GPCR, der an Gq/11 koppelt (z. B. vorzugsweise
LHRH-R) umfasst, und außerdem
ist die Carboxy terminale Domäne
des chimären
Rezeptors deletiert. Rekombinante Expressionsvektoren, die ein chimären GPCR
codierendes Nucleinsäure-Molekül umfassen,
und Wirtszellen, in denen ein derartiger Expressionsvektor eingeführt worden
ist, sind ebenfalls von der Erfindung umfasst. Derartige Wirtszellen,
die einen Chimären
GPCR exprimieren, können
als Indikatorzellen in den Bioassays der Erfindung eingesetzt sein.
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Ein weiterer Aspekt der Erfindung
betrifft eine Eierstockzelle des Chinesischen Hamsters (CHO-Zelle),
die einen rekombinanten humanen luteinisierendes Hormon abgebenden
Hormon-Rezeptor exprimiert. Ein noch weiterer Aspekt der Erfindung betrifft
eine Eierstockzelle des Chinesischen Hamsters, die einen rekombinanten
chimären
G-Protein gekoppelten Rezeptor exprimiert. Der chimäre Rezeptor
umfasst wenigstens eine Ligand-bindende Domäne eines ersten sieben Transmembransegment-Rezeptors
und wenigstens eine Signaltransduktionsdomäne eines zweiten sieben Transmembransegment-Rezeptors,
worin der Chimäre
Rezeptor an ein Gq/11 G-Protein in der Zelle koppelt. Vorzugsweise
ist der zweite 7 TMS-Rezeptor der Chimäre ein LHRH-Rezeptor. Bevorzugter
ist der zweite 7 TMS-Rezeptor ein humaner LHRH-Rezeptor. Die CHO-Zellen
der Erfindung könen
ebenfalls als Indikatorzellen in dem Bioassay der Erfindung verwendet sein.
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Die Verfahren der Erfindung zur Identifizierung
von Agonisten oder Antagonisten von GPCRs sind zur Identifizierung
von Verbindungen zweckdienlich, die für die Behandlung von Krankheitszuständen, bei
denen eine anormale GPCR-Aktivität involviert
ist, therapeutisch zweckdienlich sein können. Viele Humanerkrankungen
konnten auf eine Mutation in einem GPCR zurückgeführt werden (einen Überblick
gibt Coughlin, S. R. (1994) Curr. Op. Cell. Biol. 6 : 191–197). Überdies
werden gegenwärtig
viele Humanerkrankungen mit bekannten GPCR-Agonisten oder Antagonisten behandelt.
Beispiele umfassen LHRH-Agonisten, wie beispielsweise Leuprolid,
Gonadorelin und Nafarelin, die zur Behandlung von Prostata- und
Brustkarzinomen, uterine Leiomyoma, Endometriose, Pubertas praecox
und nicht tumorartiges ovarialhyperandrogenes Syndrom eingesetzt
worden sind, den cardialen β-adrenergen
Rezeptor-Antagonisten Propranolol, der zur Behandlung von Bluthochdruck,
Angina pectoris und psychiatrischen Störungen eingesetzt worden ist,
den pulmonären β2-adrenergen
Rezeptor-Agonisten Metaproterenol, der als Bronchodilatator eingesetzt
worden ist, und den Histamin 2 Rezeptor-Antagonisten Cimetidin,
der zur Behandlung von Ulzera und idiopathischer Urticaria eingesetzt
worden ist. Weitere Beispiele für
GPCRs und ihre potentiellen klinischen Indikationen sind folgende:
Acetylcholin (Kinetose), Adenosin 1 (Nierenerkrankung, Schlafapnoe,
kognitive Störungen), α-adrenergen
(Bluthochdruck, gutartige Prostatavergrößerung, Impotenz), Angiotensin (Nierenerkrankung),
Bombesin (kleinzelliger Lungenkrebs, Kontraktion des glatten Muskels),
Bradykinin (Entzündung),
C5a (Entzündung),
Cholycystokinin (Panikattacken, Analgesia), Endothelin (Bluthochdruck,
Myocardinfarkt, Ulzera, Asthma, Nierenversagen) und Glutamat (Gedächtnis und
Lernen). Zusätzliche
und verbesserte Rezeptor-Agonisten und Antagonisten können unter
Anwendung des Durchmusterungsassays der Erfindung identifiziert
werden. Überdies
können
Liganden von verwaisten GPCRs unbekannter Funktion identifiziert
werden und dadurch ein besseres Verständnis für die physiologische Rolle dieser
verwaisten GPCRs und vielleicht die Verwendung von Agonisten oder
Antagonisten hierfür
als therapeutische Ziele gestatten.
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Diese Erfindung wird durch die folgenden Beispiele
näher erläutert, die
die Erfindung nicht beschränken.
Die Inhalte sämtlicher
in dieser Anmeldung zitierten Quellenangaben, Patente und veröffentlichten
Patentanmeldungen sind hiermit durch Quellenangabe eingefügt.
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BEISPIEL 1: Konstruktion einer Indilcatorzelle,
die ein luteinisierendes Hormon abgebenden Hormon-Rezeptor ezprimiert
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Um eine Indikatorzelle zu erzeugen,
die ein luteinisierendes Hormon abgebenden Hormon-Rezeptor (LHRH-R)
exprimiert und für
eine Verwendung in den Durchmusterungsassays der Erfindung geeignet
ist, wurde eine cDNS, die einen humanen LHRH-R codiert, in einen
rekombinanten Expressionsvektor kloniert, der Vektor in Eierstockzellen
des Chinesischen Hamsters (CHO-Zellen) transfiziert und stabil transfizierte
Klone wurden folgendermaßen
selektiert.
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Eine cDNS, die humanes LHRH-R Protein mit
der Aminosäure-Sequenz
(die Nucleotid- und Aminosäure-Sequenzen
davon sind in der PCT Publikation Nr. WO 94/00590 von S. C. Sealfon
offengelegt) codiert, wurde in einen rekombinanten Expressionsvektor
unter Anwendung von molekularbiologischen Standardtechniken kloniert.
In dem Vektor war die Expression von LHRH-R von dem SV-40 Enhancer
und dem Adenovirus späten
Hauptpromotor gesteuert. Zusätzlich
enthielt der Vektor ein Dihydrofolat-Reduktase-(DHFR)-Gen als einen
selektierbaren Marker.
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Dihydrofolat-Reduktase-Mangel CHO-Zellen (DUKX
B1 Zellen; von der American Type Culture Collection, Rockville,
MD, Katalog-Nr. ATCC CRL 9010, erhältlich) wurden mit dem oben
beschriebenen LHRH-R Expressionsvektor mittels Lipofektions-Standardverfahren
transfiziert (z: B. unter Verwendung von LipofectinTM Reagenz,
von Gibco/BRL, Gaithersburg, MD, zu beziehen). Um stabil transfizierte
Klone zu selektieren, wurden die transfizierten Zellen in Alpha
MEM Medium/10% dialysiertes fötales
Kälberserum,
das steigende Mengen an Methotrexat enthielt, gehalten. Stabile
Klone wurden auf Basis ihrer erworbenen Methotrexat-Resistenz selektiert.
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BEISPIEL 2: Assays auf LHRH-R-Antagonisten
und Agonisten
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Ein LHRH-R-exprimierender CHO-Zellklon, wie
in Beispiel 1 beschrieben, wurde in einem Bioassay zur Identifizierung
von LHRH-R-Antagonisten oder Agonisten folgendermaßen verwendet.
Die Zellen wurden in Vertiefungen einer 96er Mikrotiterplatte (2500
Zellen/Nertiefung) ausplattiert und in Anwesenheit ausschließlich eines
bekannten LHRH-R-Agonisten ([D-His6]-LHRH)
(von Sigma Chemical Co., St. Louis, MO, im Handel erhältlich), mit
Konzentrationen zwischen 1 pikomolar und 10 nanomolar, oder in Anwesenheit
ausschließlich
eines bekannten LHRH-R-Antagonisten (Antide) (von Sigma Chemical
Co., St. Louis, MO, im Handel erhältlich) mit Konzentrationen
zwischen 1 pikomolar und 100 nanomolar, oder in Anwesenheit sowohl
des Agonisten als auch des Antagonisten mit verschiedenen Konzentrationskombinationen
kultiviert. Als Kontrolle wurden LHRH-R-exprimierende CHO-Zellen ohne
jegliche zugegebenen Substanzen kultiviert. Als weitere Kontrolle
wurden nichttransfizierte CHO DUKX B1 Zellen mit verschiedenen Konzentrationen ausschließlich Agonist
([D-His6]-LHRH) oder ausschließlich Antagonist
(Antide) kultiviert.
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Nach 5 Kultivierungstagen wurde die
Zelllebensfähigkeit
unter Verwendung des Lebensfähigkeitsindikators
3,(4,4-Dimethylthiazol-2-yl)2,5-diphenyltetrazolium bromid (MTT)
bewertet. (Siehe Shearman, M. S. et al. (1994) Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 91 : 1470–1474; Hansen,
M. B. et al. (1989) J. Immun. Methods 119 : 203–210). MTT (von Sigma Chemical Co.,
St. Louis, MO, im Handel erhältlich)
ist ein chromogenes Substrat, das in lebenden Zellen von einer gelben
zu einer blauen Farbe reduziert wird, die spektralphotometrisch
detektiert werden kann. Um die Zelllebensfähigkeit in Anwesenheit des
Agonisten und/oder Antagonisten zu messen, wurde MTT (mit einer
Endkonzentration von 1 mg/ml) in den letzten 2,75 Stunden der Kultivierung
bei 37°C
zugegeben. Nach Inkubation mit MTT wurde das Medium entfernt und
die Zellen in Isopropanol/0,4 N HCl unter Rühren lysiert. Die Absorption
einer jeden Vertiefung wurde bei 570 nm gemessen, um die lebensfähigen Zellen zu
quantifizieren. Alternativ wurde MTT durch Zugabe von 50% N,N-Dimethylformamid/20%
Natriumdodecylsulfat gelöst,
dann direkt zu den Medien in den Vertiefungen gegeben und lebensfähige Zellen
wurden in ähnlicher
Weise durch Messen der Absorption bei 570 nm quantifiziert.
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Die Ergebnisse eines repräsentativen
Beispiels für
einen Bioassay unter Verwendung LHRH-R-exprimierender CHO-Zellen
sind in 1B graphisch
gezeigt, während
die Ergebnisse mit den nichttransfizierten CHO-Kontrollzellen in 1A graphisch gezeigt sind. Die in 1B dargestellten Daten zeigen, dass die
Lebensfähigkeit
der LHRH-R-exprimierenden CHO-Zellen durch die Anwesenheit von ansteigenden
Mengen an ausschließlich
Rezeptor-Antagonisten nicht beeinflusst war, während die Zelllebensfähigkeit
durch die Anwesenheit von ansteigenden Mengen an ausschließlich Rezeptor-Agonisten
merklich vermindert war (durch verringerte Absorption bei 570 nm
gezeigt). Es ist anzumerken, dass diese verminderte Zelllebensfähigkeit bei
Anwesenheit des Rezeptor-Agonisten revertiert war, wenn der Rezeptor-Antagonist
zusammen mit dem Rezeptor-Agonisten vorlag.
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Dieser Effekt war Dosis abhängig, wobei
die höheren
Konzenrationen an Rezeptor-Antagonisten zu
einer größeren Zelllebensfähigkeit
führte.
Im Gegensatz dazu besaß weder
der Agonist noch der Antagonist irgendeinen Effekt auf die Lebensfähigkeit nichttransfizierter
CHO-Zellen (1A), was
zeigt, dass dieses Phänomen
von der Expression von LHRH-R auf den CHO-Zellen abhängig ist.
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Die hier beschriebenen Ergebnisse
zeigen, dass die erhöhte
Lebensfähigkeit
der LHRH-R-exprimierenden CHO-Zellen in Anwesenheit eines Rezeptor-Agonisten
und einer zweiten Verbindung im Vergleich zur Lebensfähigkeit
der Zellen bei Anwesenheit ausschließlich des Agonisten darauf
hinweist, dass die zweite Verbindung ein Rezeptor-Antagonist ist.
Außerdem
zeigen die Ergebnisse, dass eine verminderte Lebensfähigkeit
der LHRH-R-exprimierenden CHO-Zellen in Anwesenheit eines Rezeptor-Antagonisten
und einer zweiten Verbindung oder in Anwesenheit ausschließlich der
zweiten Verbindung im Vergleich zur Lebensfähigkeit der Zellen in Anwesenheit
ausschließlich
des Antagonisten oder bei Abwesenheit einer beliebigen Verbindung
darauf hinweist, dass die zweite Verbindung ein Rezeptor-Agonist
ist.
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BEISPIEL 3: Assays auf M1 Muscarin-Rezeptor-Antagonisten
und Agonisten
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CHO-Zellen, die zur Expression eines
M1 Muscarin-Rezeptors transfiziert waren (z. B. M1 WT3 Zellen, von
der American Type Culture Collection, Rockville, MD, Katalog-Nr:
CRL 1985, erhältlich)
wurden in einem Bioassay zur Identifizierung von Antagonisten oder
Agonisten des M1 Muscarin-Rezeptors verwendet, wie es in Beispiel
2 beschrieben ist. Kurz, die Zellen wurden in die Vertiefungen einer
96er Platte (2500 Zellen/Vertiefung) plattiert und in Anwesenheit
ausschließlich eines
bekannten M1 Muscarin-Rezeptor-Agonisten (Carbachol) (auch als Carbamylcholinchlorid
bekannt und von Sigma Chemical Co., St. Louis, MO, erhältlich)
mit Konzentrationen zwischen 100 nanomolar und 10 millimolar oder
in Anwesenheit ausschließlich
eines bekannten M1 Muscarin-Rezeptor-Antagonisten (Pirenzepin) (von Sigma
Chemical Co., St. Louis, MO, erhältlich)
mit Konzentrationen zwischen 100 nanomolar und 1 millimolar oder
in Anwesenheit sowohl des Agonisten als auch des Antagonisten mit
verschiedenen Konzentrationskombinationen kultiviert. Als Kontrolle wurden
M1 Muscarin-Rezeptor-exprimierende CHO-Zellen in Abwesenheit beliebiger
zusätzlicher Substanzen
kultiviert. Als weitere Kontrolle wurden nichttransfizierte CHO
DLTKX B1 Zellen mit verschiedenen Konzentrationen ausschließlich des
Agonisten (Carbachol) oder ausschließlich des Antagonisten (Pirenzepin)
kultiviert.
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Nach fünf Kultivierungstagen wurde
die Zelllebensfähigkeit
unter Verwendung des Lebensfähigkeitsindikators
MTT gemessen, wie es in Beispiel 2 beschrieben ist. Die Ergebnisse
eines repräsentativen
Beispiels eines Bioassays unter Verwendung M1 Muscarin-Rezeptor-exprimierender
CHO-Zellen sind in 2B graphisch
, dargestellt, während
die Ergebnisse der nichttransfizierten CHO-Kontrollzellen in 2A graphisch dargestellt
sind. Ähnlich
wie die mit den LHRH-Rexprimierenden Zellen beobachteten Ergebnisse,
die in Beispiel 2 beschrieben sind, zeigen die in 2B dargestellten Daten, dass die Lebensfähigkeit
der M1 Muscarin-Rezeptor-exprimierenden CHO-Zellen nicht durch die
Anwesenheit steigender Mengen ausschließlich des Rezeptor-Antagonisten
(Pirenzepin) beeinträchtigt
war; während die
Zelllebensfähigkeit
in Anwesenheit steigender Mengen ausschließlich des Rezeptor-Agonisten (Carbachol)
(der verminderten Absorption bei 570 nm zu entnehmen) bemerkenswert
vermindert war. Es ist anzumerken, dass diese verminderte Zelllebensfähigkeit
in Anwesenheit des Rezeptor-Agonisten zurückgebildet wurde, wenn der
Rezeptor-Antagonist zusammen mit dem Rezeptor-Agonisten vorlag.
Dieser Effekt war Dosis abhängig,
wobei die höheren
Konzentrationen an Rezeptor-Antagonist zu einer größeren Zelllebensfähigkeit
führte.
Im Gegensatz dazu hatte weder der Agonist noch der Antagonist einen
geringen Effekt auf die Lebensfähigkeit nichttransfizierter
CHO-Zellen ( 2A), was
zeigt, dass dieses Phänomen
von der Expression von M1 Muscarin-Rezeptor auf den CHO-Zellen abhängig ist.
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Die hier beschriebenen Ergebnisse
zeigen, dass die erhöhte
Lebensfähigkeit
der M 1 Muscarin-Rezeptor-exprimierenden CHO-Zellen bei Anwesenheit
eines Rezeptor-Agonisten und einer zweiten Verbindung im Vergleich
zur Lebensfähigkeit
der Zellen bei Anwesenheit ausschließlich des Agonisten darauf
hinweist, dass die zweite Verbindung ein Rezeptor-Antagonist ist.
Außerdem
zeigen die Ergebnisse, dass eine verminderte Lebensfähigkeit
der M1 Muscarin-Rezeptor-exprimierenden CHO-Zellen bei Anwesenheit
eines Rezeptor-Antagonisten und einer zweiten . Verbindung oder
bei Anwesenheit ausschließlich
der zweiten Verbindung im Vergleich zur Lebensfähigkeit der Zellen bei Anwesenheit
ausschließlich
des Antagonisten oder bei Abwesenheit einer beliebigen Verbindung
darauf hinweist, dass die zweite Verbindung ein Rezeptor-Agonist
ist.
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BEISPIEL 4: Durchmusterung einer Bibliothek
von Test-Verbindungen
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Eine LHRH-1-R-exprimierende Zelllinie,
die wie in Beispiel 1 hergestellt wurde, wurde mit einer Bibliothek
von Verbindungen inkubiert, um Agonisten oder Antagonisten des Rezeptors
zu identifizieren. Die Bibliothek bestand aus wenigstens 100 verschiedenen
Peptid-Verbindungen, die unter Anwendung kombinatorischer Verfahren
hergestellt und in 10 Proben-Pools von wenigstens jeweils 10 Ver-bindungen aufgeteilt
wurden. Die Peptid-Endkonzentration betrug 1,5 μM in jeder Vertiefung der 96er
Mikrotiterplatte. Zwei Proben wurden entweder mit dem LHRH R-Antagonisten
Antide (in Probe 6 mit 1,5 μM)
oder mit dem LHRH-R Agonisten D-His6-LHRH (in Probe 4 mit 1,5 μM) versetzt.
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Zellen wurden im „antagonistischen Modus" (d.
h. Bedingungen, die eine Identifizierung von Rezeptor-Antagonisten
erlauben) mittels gemeinsamer Inkubation von Test-Verbindungen in
Anwesenheit von 1 nM D-His6-LHRH oder im „agonistischen
Modus" (d h. Bedingungen, die eine Identifizierung von Rezeptor-Agonisten erlauben)
durch Inkubation von ausschließlich
Test-Verbindungen ohne weitere Zugaben zur Zellkultur getestet.
Nach 5 Kultivierungstagen wurde die Zelllebensfähigkeit, wie in Beispiel 2 beschrieben,
bewertet. Die in 3 graphisch
dargestellten Ergebnisse zeigen, dass das Assay-System im „agonistischen
Modus" die mit dem bekannten LHRH-Agonisten versetzte Probe (Probe
4 mit D-His6-LHRH) ohne weiteres identifizierte,
während das
Assay-System im „antagonistischen
Modus" die mit dem bekannten LHRH-Antagonisten versetzte Probe (Probe
6 mit Antide) ohne weiteres identifizierte. Außerdem interferierte die Anwesenheit
des Pools kombinatorisch hergestellter Peptide nicht mit dem Assay,
was darauf hindeutet, dass komplexe Mischungen aus Verbindungen
unter Anwendung des Systems der Erfindung durchmustert werden können.
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BEISPIEL 5: Beschreibung der zellmorphologischen Veränderungen
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Es wurde eine humanen β2-adrenergen
Rezeptor-exprimierende Zelllinie, die wie in Beispiel 1 beschrieben
hergestellt war, entweder mit 1) 1 nM Salbutamol(ein bekannter β2-adrenerger
Rezeptor-Agonist) oder mit 2) 10 nM Butoxamin (ein bekannter β2-adrenerger
Rezeptor-Antagonist) zusammen mit Salbutamol in komplettem Wachstumsmedium
inkubiert. Einige Tage später
wurden die Zellen photomikroskopisch analysiert, um die Wirkung
der Behandlung auf die Zellmorphologie zu bestimmen. Eine repräsentative
Photographie der Ergebnisse mit den ausschließlich Salbutamol behandelten
Zellen ist in 4 gezeigt. Salbutamol
induzierte sowohl eine Änderung
der Zellform (d. h. machte die Zellen länger) als auch eine Änderung
der Anordnung der Zellen untereinander. Folglich war die Gesamtfläche der von
den Zellen eingenommenen Kulturoberfläche durch die Salbutamol-Exposition
der Zellen stark vermindert. Zellen, die sowohl Salbutamol als auch
Butoxamin exponiert waren, waren nicht von Kontrollzellen zu unterscheiden,
was den antagonistischen Effekt dieses Rezeptor-Antagonisten demonstriert. Eine
Bewertung der agonistischen oder antagonistischen Eigenschaften
der einzelnen Verbindungen oder Bibliotheken von Verbindungen können zum Beispiel
mittels mikroskopischer Beobachtung der Zellen oder alternativ mittels
Videodigitalisierungstechniken erhalten werden, um die Veränderungen der
Zellformen und/oder Veränderungen
der Anordnung zu quantifizieren. Ausschließlich Butoxamin löste keine
nachweisbare Änderung
der Zellform oder Anordnung aus, auch Salbutamol wirkte auf nichttransfizierte
CHO-Zellen nicht, die keinen rekombinanten β2-adrenergen Rezeptor exprimierten.
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ENTSPRECHUNGEN
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Der Fachmann erkennt oder ist unter
Anwendung ausschließlich
von Routineexperimenten in der Lage, viele Entsprechungen zu den
spezifischen Anwendungsformen der hier beschriebenen Erfindung zu
erkennen. Derartige Entsprechungen sind beabsichtigterweise von
den nachfolgenden Ansprüchen umfasst.