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GEBIET DER ERFINDUNG
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Es
wird ein Kryoprozess zur Herstellung von Polyurethanharnstoffen
offenbart. Diese Polyurethanharnstoffe sind zur Herstellung von
Spandex und letzten Endes zur Herstellung verschiedener Arten von
Bekleidung verwendbar.
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TECHNISCHER HINTERGRUND
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Polyurethanharnstoffe
werden zur Herstellung von ”Spandex” verwendet
und sind hierin festgelegt als eine Kunstfaser, in der die fasererzeugende Substanz
ein langkettiges synthetisches Polymer ist, das mindestens 85% segmentiertes
Polyurethan aufweist. Spandex wird wiederum zur Herstellung zahlreicher
Handelsartikel verwendet, speziell verschiedener Arten von Bekleidung,
einschließlich
Badebekleidung, Strumpfwaren, Unterwäsche, Oberbekleidung und dergleichen.
Polyurethanharnstoffe finden außerdem
Verwendung in Form- und Strangpresserzeugnissen. Polyurethane können mit
anderen Materialien vor dem Verspinnen, Verpressen und/oder Extrudieren
zu Erzeugnissen gemischt werden.
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Zur
Herstellung von Spandex verwendete Polymere werden gewöhnlich unter
Erzeugung eines Prepolymers zwischen einem polymeren Diol und einem
Diisocyanat erzeugt und das resultierende Prepolymer sodann mit
einem Diamin in einem Lösemittel
umgesetzt, wie beispielsweise N,N-Dimethylacetamid (DMAc), N-Methylpyrrolidon
(NMP) oder Dimethylformamid (DMF). (Das vorgenannte Prepolymer wird
gelegentlich bezeichnet als ”gekapptes
Glykol”). Die
resultierenden Polymerketten können
dann durch weitere Reaktion mit einem oder mehreren Kettenverlängerern
verlängert
werden, bei denen es sich im typischen Fall um Diamine handelt.
Die Ketten können
danach durch den Zusatz eines Kettenabbrechers, z. B. ein Monoamin,
terminiert werden. Dieser Kettenabbrecher kann mit dem Kettenverlängerer gemischt
werden oder separat nach dem Kettenverlängerer zugesetzt werden.
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Vom
wirtschaftlichen Standpunkt wäre
es wünschenswert,
zur Verwendung in Spandex und anderen Anwendungen geeigneter Polyurethanharnstoffe
weitgehend unter Abwesenheit eines Lösungsmittels herzustellen und
in der Lage zu sein, diese Polymere aus der Schmelze zu verspinnen,
aus Lösung
zu verspinnen oder für
das spätere
Verspinnen zu isolieren.
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Verfahren
zum Herstellen und Verwenden von Polyurethanharnstoffen sind dem
Fachmann auf dem Gebiet gut bekannt. Siehe hierzu H. Mark, et al., Herausg., ”Encyclopedia
of Polymer Science and Engineering”, Bd. 6 (3. Ausg. John Wiley & Sons, Inc., New
York, 1986) die Seiten 733–755
sowie ”Kirk-Othmer
Encyclopedia of Chemical Technology”, Bd. 10 (4. Ausg. John Wiley & Sons, Inc., New
York, 1993) die Seiten 624–638.
Die
US-P-3480456 beschreibt das
Mahlen von thermoplastischen Beschichtungsmassen in Mischern, Reibmühlen und
Hammermühlen
bei Temperaturen bis zu –50°C unter Verwendung von
Trockeneis (festes CO
2). Die
JP-A-55-30008 offenbart
ein Verfahren zum Herstellen von thermoplastischem Polyurethan-Pulver
unter Zusatz von Trockeneis unmittelbar vor, gleichzeitig oder unmittelbar
nach dem Zusetzen des Ketten verlängernden Mittels.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung beschreibt ein Verfahren zum Herstellen einer
Polyurethanharnstoff-Zusammensetzung,
umfassend:
- (a) Kühlen eines Isocyanat-Prepolymers,
das ein Glykol ist oder ein polymeres Diol, gekappt mit Isocyanat-Gruppen
durch Reaktion mit einem Diisocyanat oder dem reaktiven Prekursor,
auf eine Temperatur bei oder unterhalb der niedrigeren Temperatur
von –100°C oder Tg
des Isocyanat-Prepolymers;
- (b) Erzeugen eines Pulvers aus dem Isocyanat-Prepolymer;
- (c) Das Pulver bei dieser Temperatur halten, während mindestens
ein Kettenverlängerer
und gegebenenfalls ein oder mehrere Kettenabbrecher zugesetzt werden;
und
- (d) Erwärmen
des Pulvers bis mindestens Raumtemperatur um ein Polyurethanharnstoff
zu erzeugen.
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Die
vorliegende Erfindung schließt
ebenfalls ein Verfahren zum Herstellen einer Faser, einer Folie und
eines Form- und/oder Strangpresserzeugnis ein, wobei in das Verfahren
die vorgenannten Schritte einbezogen sind. Die vorliegende Erfindung
schließt ebenfalls
nach diesem Verfahren hergestellte Erzeugnisse ein. Schließlich schließt die vorliegende Erfindung
ein nach dem vorliegenden Verfahren hergestelltes Pulver ein, wobei
das Pulver vor dem Verspinnen, Extrudieren oder Formpressen oder
einer sonstigen Verarbeitung zu einer Faser, Folie oder einem Formerzeugnis
gelagert oder transportiert werden kann.
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EINZELHEITEN DER ERFINDUNG
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Nach
einem Verfahren der vorliegenden Erfindung kann ein Ausgangsmaterial
aus dem Reaktionsprodukt eines polymeren Diols mit einem Isocyanat
erzeugt werden. Das polymere Diol und Isocyanat werden hierin gelegentlich
bezeichnet als reaktive Prekursoren. Das Reaktionsprodukt, ein Isocyanat-Prepolymer
(auch bekannt als ”gekapptes
Glykol”),
wird sodann auf eine Temperatur von –100°C oder weniger gekühlt. Zu
der Mischung können
Kettenverlängerer
zugesetzt werden, wie beispielsweise Diamine oder Glykole, wobei
die Mischung zur Erzeugung eines feinen Pulvers einem Mahlen unterzogen
wird. Das Mahlen kann jedoch zu jedem beliebigen Zeitpunkt während dieses
Verfahrens erfolgen. In den Begriff ”Isocyanat-Prepolymer” gelten
dessen Äquivalente
als mit einbezogen. Eines der Äquivalente
ist beispielsweise eine Mischung (in einem geeigneten Molverhältnis) von
polymerem Diol und Diisocyanat, die zugemessen sind, um in situ
ein Isocyanat-Prepolymer zu erzeugen.
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Unter
dem Begriff ”polymeres
Diol” wird
hierin ein Polyether, Polyester oder Polycarbonat verstanden, die
zwei Hydroxyl-Gruppen und üblicherweise
als Endgruppen am Polymer enthalten. Geeignete Polyetherdiole schließen Polytetramethylenetherglykol
und Copolymere davon ein, ohne darauf beschränkt zu sein. Ein bevorzugtes
Polyetherdiol ist Polytetramethylenetherdiol mit einer relativen
Molekülmasse
von 1.000 bis 5.000. Polyurethanharnstoffe, die aus Polyetherdiolen
erzeugt werden, werden als Polyetherurethanharnstoffe bezeichnet.
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Unter
aliphatischem Diamin wird eine Verbindung verstanden, in der die
Aminogruppen direkt an dem aliphatischen oder cycloaliphatischen
Kohlenstoffatom gebunden sind. In dem aliphatischen Diamin können andere
nicht reaktive, funktionelle Gruppen oder andere Hydrocarbyl-Gruppen
(wie beispielsweise ein aromatischer Ring) vorhanden sein. Die Aminogruppen
sind primäre
und/oder sekundäre Aminogruppen.
Vorzugsweise sind beide Aminogruppen primär. Bevorzugte aliphatische
Diamine haben die Formel H2N(CH2)nNH2, worin n eine
ganze Zahl von 2 bis 12 und vorzugsweise von 2 bis 6 ist, und Bis(4-Aminocyclohexyl)methan.
Andere in der vorliegenden Erfindung verwendbare Diamine schließen beispielsweise
ein: Ethylendiamin, Hexamethylendiamin, 1,3-Propandiamin, 2-Methyl-1,5-pentandiamin, 1,3-Cyclohexandiamin,
1,2-Propandiamin, m-Xylylendiamin und N-Methyl-bis(3-aminopropyl)amin
sowie deren Mischungen.
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Hydroxyl-terminierte
Polyester, die im Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung nützlich sein
können,
schließen
die Reaktionsprodukte von Ethylenglykol, 1,2-Propandiol, Tetramethylenglykol,
Hexamethylenglykol, und/oder 2,2-Dimethyl-1,3-propandiol mit Disäuren ein,
wie beispielsweise Adipinsäure,
Succinsäure,
Nonandisäure und/oder
Dodecandisäure,
ohne auf diese beschränkt
zu sein. Polyurethanharnstoffe, die aus Polyesterdiolen erzeugt
werden, werden als Polyesterurethanharnstoffe bezeichnet.
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Als
polymere Diole zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung gelten
als mit einbezogen Polyetherester aus Elementen der vorgenannten
Polyether und Polyester sowie Diol-terminierter Polycarbonate, wie
beispielsweise Poly(pentan-1,5-carbonat)diol und Poly(hexan-1,6-carbonat)diol.
Aus Polycarbonatdiolen erzeugte Polyurethanharnstoffe werden als
Polycarbonaturethanharnstoffe bezeichnet.
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Das
Diisocyanat kann ein aliphatisches oder aromatisches Diisocyanat
sein, wie beispielsweise Toluoldiisocyanat, Bis(4-isocyanatphenyl)methan, Isophorondiisocyanat,
Hexamethylendiisocyanat und Bis(4-Isocyanatcyclohexyl)methan. Ein
bevorzugtes Diisocyanat ist Bis(4-isocyanatphenyl)methan.
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In
der Reaktion zur Herstellung des Prepolymers liegen mehr Mole von
Diisocyanat vor als Mole von polymerem Diol. Das bevorzugte Molverhältnis von
Diisocyanat:polymeres Diol beträgt
1,2 bis 2,1 und mehr bevorzugt 1,5 bis 1,8.
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Sofern
angestrebt, kann ein Monoamin, wie beispielsweise Diethylamin zugesetzt
werden, um die relative Molekülmasse
des fertigen Polyurethanharnstoffes zu steuern, was dadurch die
Wirkung eines Kettenabbruchmittels hat.
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Ein
Teil des Verfahrens wird bei kryogenen Temperaturen ausgeführt. Unter
dem Begriff ”kryogene
Temperatur” werden
hierin Temperaturen verstanden, die unterhalb der niedrigeren Tg des gekappten Glykols oder des Prepolymers
liegen, was im typischen Fall niedriger als –85°C ist, und etwa –100°C beträgt. Die
Temperatur kann vorzugsweise bei einer niedrigeren Temperatur als
die Mindesttemperaturen eingestellt werden, um eine Toleranz für die Veränderung
der Prozessbedingungen während
der kommerziellen Ausführung
zu schaffen oder um die Ergebnisse zu optimieren. Die bevorzugte
Temperatur zum Mahlen hängt
von der relativen Molekülmasse
des Prepolymers ab. In der Regel werden beispielsweise niedrigere
Temperaturen bei höheren
relativen Molekülmassen
angestrebt. Beim Prepolymer vom Typ A (siehe nachfolgend) wird eine
Temperatur unterhalb von –100°C bevorzugt,
wobei jedoch beim Prepolymer vom Typ B aufgrund seiner höheren relativen Molekülmasse für den gleichen
Wirkungsgrad des Mahlens eine niedrigere Temperatur von –150°C oder weniger
notwendig werden kann.
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Unter
dem Begriff ”Glasübergangstemperatur” oder Tg wird der Wendepunkt des stufenweisen Überganges
verstanden, der im Zusammenhang mit dem Glasübergang auf einer DSC-Kurve
(Differentialscanningkalorimetrie) bei einer Beheizung von 10°C/min auftritt.
Der Wert für
Tg kann beispielsweise etwas mit dem speziellen
Prepolymer und der Morphologie des Prepolymers, der Wärme-Vorgeschichte, der
relativen Molekülmasse
oder dem Polymerisationsgrad (DP) und der Kristallinität variieren.
Die Tg-Werte sind Mittelwerte und unterliegen
der statistischen Streuung für
eine spezielle Messung.
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In
einer der Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung ist die Kryotemperatur die von flüssigem Stickstoff
(–195,5°C bis –210°C). In einer
dieser Ausführungsformen
kann das Isocyanat-Prepolymer
der zum Mischen und Malen eingesetzten Anlage zugegeben werden und
auf eine Kryotemperatur mit beispielsweise flüssigem Stickstoff gekühlt werden.
Bei dieser Temperatur wird das Prepolymer fest und lässt sich
dann zu einem Pulver mahlen. Dieses Mahlen kann in einer Reihe von
kommerziell verfügbaren
Anlagenteilen ausgeführt
werden, z. B. Mischer (hauptsächlich
für den
Labormaßstab),
Mühlen
und Micronizer. Geeignet sind End-Partikelgrößen von 10–750 μm und vorzugsweise 100–200 μm. Es können Pulverpartikel
erhalten werden, die in ihrer Beschaffenheit relativ homogen sind
und weniger eine Kern/Schale-Morphologie zeigen. Unter Kern/Schale-Morphologie
wird ein Partikel verstanden, das über eine heterogene oder ungleichförmige Struktur
verfügt.
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Als
eine Alternative zu flüssigem
Stickstoff kann gekühltes
Inertgas in eine Kühlkammer
eingesetzt werden, wie beispielsweise Argon, Stickstoff, Helium
und dergleichen. In einer solchen Ausführungsform kann das Prepolymer
im Gegenstrom zum gekühlten
Gas in einer gekühlten
Kammer zerstäubt werden.
So kann die vorliegende Erfindung geeigneterweise oder vorzugsweise
bei einer Temperatur von weniger als beispielsweise –110°C oder weniger als –130°C oder weniger
als –150°C bis zu
der Temperatur des flüssigen
Stickstoffes ausgeführt
werden, obgleich Temperaturen niedriger als die Temperatur des flüssigen Stickstoffes
im Vergleich weniger ökonomisch
sein können.
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Während oder
nach dem Zeitpunkt, zu dem das Prepolymer zu einem Pulver gemahlen
worden ist, wird ein Kettenverlängerer,
z. B. ein Diamin oder Glykol, zugesetzt und kann ein Kettenabbrecher,
z. B. ein Monoamin, zugegeben werden. Ohne an die Theorie gebunden
sein zu wollen sind die Anmelder der Ansicht, dass der Kettenverlängerer und/oder
der Kettenabbrecher mindestens zu einem gewissen Umfang in die Pulverpartikel
diffundieren. Sobald die Pulverpartikel auf Raumtemperatur angewärmt sind, reagieren
dessen Komponenten in situ.
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Viele
Polyurethanharnstoff-Produkte enthalten Additive, die in der Regel
nicht reaktionsfähig
sind und partikulär
oder in Form einer Aufschlämmung vorliegen.
Derartige Additive können
einschließen: Pigmente
(z. B. TiO2, Carbonblack, Kobaltblau PB-28,
erhalten von Americhem, Inc., Cuyahoga Falls, Ohio), Antioxidanzien
(z. B. Cyanox® 1790,
ein gehindertes phenolischen Antioxidanz, d. h. 2,4,6-Tris(2,6-dimethyl-4-tert-butyl-3-hydroxybenzyl)isocyanurat,
kommerziell verfügbar
bei Cytec Industries, West Patterson, NJ) sowie Stabilisiermittel (z.
B. Methacrol® 2462B,
ein Polymer von PICM oder Bis-(4-isocyanatcyclohexyl)methan
und N-tert-Butyldiethanolamin oder 3-tert-Butyl-3-aza-1,5-pentandiol,
wobei dieses Stabilisiermittel von DuPont Co., Wilmington, DE hergestellt
wird und kommerziell verfügbar
ist).
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Katalysatoren,
die ebenfalls in dem vorliegenden Reaktionssystem verwendet werden
können, schließen organometallische
Verbindungen ein, wie beispielsweise Dibutylzinndilaurat.
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Feste
Partikel anderer Substanzen, wie beispielsweise andere Polymere
(z. B. Poly(p-phenylendiaminterephthalat),
abgekürzt
PPD-T, Poly(m-phenylendiaminisophthalat), abgekürzt MPD-I, Nylon und verschiedene
Elastomere), können
ebenfalls zugesetzt werden oder in das Prepolymer durch Erhitzen
des Prepolymers auf eine Temperatur von etwa 50°C und Rühren der Mischung in einem Kunstharzkessel
dispergiert werden. Diese festen Partikel können in Mengen bis zu 20 Gew.%
oder mehr und vorzugsweise 5 Gew.% oder weniger, mehr bevorzugt
2 Gew.% oder weniger, bevorzugt mindestens 0,5% zugesetzt werden.
Das Prepolymer mit den darin eingeschlossenen festen Partikeln kann
sodann zu einer Faser, Folie oder einem anderen Formerzeugnis nach
Kettenverlängerung
mit Diamin weiter verarbeitet werden.
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Polyurethanharnstoff
in Form von Partikeln kann beispielsweise von Vorteil sein, da sich
die Partikel leicht zu abgelegenen Einrichtungen zur Bearbeitung
zu Endprodukten versenden lassen. Die Pulverpartikel nach der vorliegenden
Erfindung können bei
Raumtemperatur diskrete Partikel bleiben, obgleich unter bestimmten
Bedingungen eine Agglomeration auftreten kann, wie beispielsweise
bei einer Temperatur oberhalb von 50°C und einem aufgebrachten Druck
größer als
2068 × 103 P (300 psi). Somit lassen sich die Pulverpartikel
nach der vorliegenden Erfindung in gewöhnlichen Trommeln ohne Kühlung lagern
und versenden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
wird weitgehend unter Abwesenheit von Lösemittel ausgeführt. Unter ”Lösemittel” wird jede
Flüssigkeit
verstanden, die für
jedes beliebige (oder mehrere) Ausgangsmaterial oder Produkt-Polyurethanharnstoffe als
ein Lösemittel
wirken kann und die selbst kein Reaktionsteilnehmer oder Produkt
der Reaktionen ist, die in dem Verfahren stattfinden. Sofern aus
Gründen der
Zweckmäßigkeit
erforderlich, können
geringe Mengen an Lösemittel
verwendet werden. Beispielsweise können geringe Mengen an Katalysator
als eine Lösung
zugesetzt werden. Lösemittel
sollte weniger als 20 Gew.% der gesamten Prozessmischung ausmachen,
vorzugsweise weniger als 10 Gew.% und mehr bevorzugt weniger als
2 Gew.% und noch mehr bevorzugt sollte kein Lösemittel vorhanden sein.
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Sobald
das Polyurethanharnstoff-Pulver hergestellt worden ist, kann es
zum Verspinnen zu Spandex verwendet werden, beispielsweise durch
Verspinnen aus der Schmelze, z. B. einem Extruder, in dem bis zu
einer Temperatur erhitzt wird, bei der das Schmelzspinnen ausgeführt werden
kann. Ebenfalls lässt
sich aus dem Pulver Faser herstellen, indem das Pulver in einem
geeigneten Lösemittel
(z. B. DMAc, DMF und NMP) aufgelöst
und aus der Lösung versponnen
wird. Nach Erfordernis können
Salz, wie beispielsweise LiCl, dem Pulver zugesetzt werden sowie
Lösemittel
zur Unterstützung
der Auflösung. Bei
dem Verspinnen aus der Schmelze und aus der Lösung handelt es sich um bekannte
Verfahren. Siehe hierzu beispielsweise H. Mark, et al., Herausg., ”Encyclopedia
of Polymer Science and Engineering”, Bd. 6 (John Wiley and Sons,
New York, 1986), S. 802–839,
worauf hiermit als Fundstelle verwiesen ist.
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Die
beim Lösungsspinnverfahren
im typischen Fall eingesetzten Spinngeschwindigkeiten betragen 150
bis 900 m/min. Das Pulver kann auch zu Folien nach den weithin bekannten
Methoden der Schmelzextrusion oder nach Lösungsmethoden verarbeitet werden
oder zu anderen Artikeln formgepresst werden. Siehe hierzu beispielsweise
H. Mark, et al., Herausg., ”Encyclopedia
of Polymer Science and Engineering”, Bd. 2 (1985) S. 447–448, Bd.
3 (1985) S. 563–565,
Bd. 6 (1986) S. 571–631,
und Bd. 11 S. 273–278
(John Wiley and Sons, New York), wobei die Seitenangaben hiermit
als Fundstelle einbezogen sind. Einige Anwendungen für Folien
oder Platten, die aus einer solchen Weiterverarbeitung resultieren,
schließen
Handschuhe, Schuhsohlen, Golfbälle
und dergleichen ein.
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Die
Polydispersität
der Polymere in den erfindungsgemäß hergestellten Partikeln schneidet
im Vergleich zur Polydispersität
von typischen Polyurethanharnstoffen bekannter Ausführung vorteilhaft
ab. Der hierin verwendete Begriff der ”Polydispersität” bedeutet
das Verhältnis
der massegemittelten relativen Molekülmasse (Mw)
zu der zahlengemittelten relativen Molekülmasse (Mn)
für das
in Frage kommende Polymer, d. h. Mw/Mn, das ein Maß für die Molmassenverteilung ist.
Es ist weithin bekannt, dass es sich bei der Molmassenverteilung
eines Polymers um eine wichtige Variable handelt die zu zahlreichen physikalischen
Eigenschaften und Verarbeitungsmerkmalen beiträgt. In der Regel gilt, dass
mit schmalerer Molmassenverteilung und damit geringerer Polydispersität die physikalischen
Eigenschaften und Verarbeitungsparameter des Polymers verbessert
werden. Siehe hierzu H. Mark, et al., Herausg., ”Encyclopedia of Polymer Science
and Engineering”, Bd.
3, John Wiley and Sons, Inc., New York, 1985, S. 299–300. Auch
liegt die Größe Mw für
das erfindungsgemäße Material
oftmals im Bereich von 150.000 bis 300.000.
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In
den nachfolgenden Beispielen werden die folgenden Prüfmethoden
angewendet:
- ASTM D-2731 (angenommen 1973, gegenwärtig nicht
fortgesetzt) für
das Prüfen
elastischer Eigenschaften;
- ASTM D-2653 (angenommen 1973, gegenwärtig nicht fortgesetzt) für das Prüfen auf
Zugeigenschaften; und
- ASTM D-2240 für
die Shore D-Härte.
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Die
Glasübergangstemperatur
jeder Probe wurde mit Hilfe der Differentialscanningkalorimetrie (DSC)
unter Verwendung eines TA-Instruments® DSC
910 (kommerziell verfügbar
bei TA Instruments, New Castle, DE) bestimmt. Das Instrument wurde
mit Indium in Übereinstimmung
mit der Gerätedokumentation
kalibriert. Die Proben wurden nach Vorschrift unter Verwendung von
5 bis 10 mg ± 0,0005
analysiert. Die Proben wurden in Aluminiumschalen versiegelt und
sodann von Raumtemperatur bis 300°C/min
bei 10°C/min
in einer Stickstoff gespülten Umgebung
erhitzt. Die Berechnungen erfolgten mit Hilfe der Geräte-Software
des TA.
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DEFINITIONEN
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Die
folgenden Abkürzungen
wurden in den nachfolgenden Beispielen verwendet:
- NMR
- kernmagnetische Resonanz
- GPC
- Gelpermeationschromatographie
- Mn
- zahlengemittelte relative Molekülmasse
- Mw
- massegemittelte relative Molekülmasse
- DMAc
- N,N-Dimethylacetamid,
Aldrich Co., Madison, WI
- Hytrel® 4056
- Polyester-Elastomer
mit einer Härte
von 40 D gemessen nach ASTM D-2240, DuPont Co., Wilmington, DE
- Hytrel® 5556
- Polyester-Elastomer
mit einer Härte
von 55 D gemessen nach ASTM D-2240, DuPont Co., Wilmington, DE
- Hytrel® 7246
- Polyester-Elastomer
mit einer Härte
von 72 D gemessen nach ASTM D-2240, DuPont Co., Wilmington, DE
- dpf
- Denier pro Filament
- gpd
- Gramm pro Denier
- Typ A-Prepolymer (gekapptes
Glykol)
- Das Reaktionsprodukt
von Polytetramethylenetherglykol mit einer zahlengemittelten relativen
Molekülmasse von
1.800 und Bis(4-isocyanatphenyl)methan in einem Verhältnis von
1,7 Mol Diisocyanat pro Mol polymeres Glykol;
- Typ B-Prepolymer (gekapptes
Glykol)
- Das Reaktionsprodukt
eines Polyesters mit einer zahlengemittelten relativen Molekülmasse von
3.400 und Bis(4-isocyanatphenyl)methan
in einem Verhältnis
von 1,8 Mol Diisocyanat pro Mol polymeres Glykol. Das Polyester
ist das Reaktionsprodukt von Ethylenglykol und Butylenglykol mit
einem Molverhältnis
von 59/41 mit Adipinsäure.
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BEISPIEL 1
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Herstellung von Polyetherpolyurethan-Pulver
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Es
wurde ein 1 Liter Waring®-Mischer durch Zugabe
von etwa 0,5 Liter flüssigen
Stickstoff gekühlt und
die Temperatur für
etwa 5 Minuten zum Gleichgewicht kommen gelassen. Es wurde in den
Waring®-Mischer
eine Menge von 110 Gramm Typ A gekapptes Glykol gegeben und abkühlen gelassen.
Sodann wurde der Mischer bei hoher Drehzahleinstellung für 15 Sekunden
gefahren, um das Glykol zu einer Pulverform zu zerkleinern. Zu dem
Pulver wurden weitere etwa 0,5 Liter flüssiger Stickstoff zugesetzt und
1,87 Gramm Ethylendiamin tropfenweise zu der Mischung gegeben. Sodann
wurden 0,33 Gramm Diethylamin tropfenweise zugesetzt und die gesamte Mischung
mit hoher Drehzahleinstellung für
weitere 15 Sekunden vermengt. Das resultierende Pulvergemisch ließ man sodann
auf Raumtemperatur warm werden. Das Material bewahrte nach der Polymerisation
seine Pulverform, wonach das Pulver mit Hilfe der NMR und GPC charakterisiert
wurde. Die Ergebnisse zeigen ein Material mit einer relativen Molekülmasse Mw = 300.000 und einer Polydispersität von 1,7.
Die NMR zeigt ein vollständig
umgesetztes System typisch für
Polyurethan.
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BEISPIEL 2
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Herstellung von Polyesterpolyurethan-Pulver
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Es
wurde ein 4 Liter Waring®-Mischer durch Zugabe
von etwa 2 Liter flüssigen
Stickstoff gekühlt und
die Temperatur für
etwa 5 Minuten zum Gleichgewicht kommen gelassen. Zu dem Mischer
wurden 372,9 Gramm Typ B gekapptes Glykol gegeben, die man kühlen ließ. Der Mischer
wurde sodann mit einer hohen Drehzahleinstellung für etwa 15
Sekunden gefahren, um das Glykol zur Pulverform zu zerkleinern. Dem
Mischer wurden weitere 2 Liter flüssiger Stickstoff zugegeben
und 5,25 Gramm Ethylendiamin hinzugefügt und gefrieren gelassen.
Sodann wurden 0,39 Gramm Diethylamin tropfenweise zugesetzt und das
gesamte Gemisch bei der hohen Drehzahleinstellung für weitere
15 Sekunden vermengt. Das Pulver ließ man sodann auf Raumtemperatur
erwärmen. Das
Material bewahrte nach der Polymerisation seine Pulverform, wonach
das Pulver mit Hilfe der GPC charakterisiert wurde. Die Ergebnisse
zeigen ein Material mit einer relativen Molekülmasse Mw =
136.000 und eine Polydispersität
von 2,0.
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BEISPIEL 3
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Faserspinnen von Pulver aus Beispiel 1
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In
einen Harzkessel wurden 40,049 Gramm aus Beispiel 1 hergestelltes
Polymerpulver gegeben sowie 93,7 Gramm wasserfreies DMAc. Die Mischung
wurde bei Raumtemperatur für
45 Minuten gerührt,
währenddessen
das Polymer zu einem Gel quoll. Der Harzkessel wurde bis 90°C erhitzt
und für 1
Stunde gerührt,
wonach das Polymer sich aufzulösen
begann. Das Rühren
wurde für
weitere 5 Stunden fortgesetzt, bis ein homogenes Gemisch erhalten
wurde. Die Mischung wurde einem Trockenspinnen zu Fasern (5 Filamente,
15 dpf) bei 150 m/min unterworfen. Die resultierenden Fasereigenschaften waren
folgende: mittlere Reißfestigkeit
= 1,35 gpd, Reißdehnung
= 665%, Zugverformungsrest nach Wechselbelastung = 20%.
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BEISPIEL 4
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Spritzgießen von Polyurethan-Pulver
und -Mischungen
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Polyether-
und Polyesterurethan-Pulver wurden allein oder in Abmischung mit
Hytrel® 4065,
einem Polyester-Elastomer, in verschiedenen Anteilen von 10 Gew.%
Polyurethan bis 50 Gew.% Polyurethan einem Spritzgießen unterworfen.
Die Polymere wurden ausgewogen, mechanisch abgemischt und in eine
Spritzgießmaschine
bei Temperaturen im Bereich von 140°C bis 240°C eingeführt. Die bevorzugte Temperatur
für das
Polyurethan-Pulver allein betrug 140°C und für Mischungen 170° bis 240°C bei Spritzdrücken von
3347–4826 × 103 P (500–700
psi). Das resultierende Material war merklich weicher, gemessen
mit einem Shore D-Penetrationsversuch, als das von Hytrel® 4065.
Die Shore D-Härte
nahm monoton mit abnehmender Konzentration von Hytrel® von
einem Wert von 4 für
100% Hytrel® 4056
bis 16 für
100% Polyetherurethanharnstoff ab und bis 40 für 100% Polyesterurethanharnstoff.
Bei Hytrel® 5556 nahm
die Shore D-Härte
ebenfalls monoton von einem Wert von 54 für 100% Hytrel® 5556
bis zu den vorgenannten Werten von 16 für Polyetherurethanharnstoff
und 10 für
Polyesterurethanharnstoff ab. Bei Hytrel® 7246
nahm die Shore D-Härte
monoton von einem Wert von 70 bis zu den vorgenannten Werten von
16 für
Polyetherurethanharnstoff und 10 für Polyesterurethanharnstoff
ab.