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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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1. Technisches Gebiet
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Die vorliegende Erfindung betrifft
neue Beschichtungszusammensetzungen auf der Basis von Aldiminen
und Isocyanaten. Die Erfindung lehrt auch die Dispersion von Pigmenten
in Aldiminen und deren Verwendung in Beschichtungen. Die Erfindung
betrifft auch ein Verfahren zur Verarbeitung von Dispersionen von
Pigmenten in Aldiminen zur Erzielung verbesserter Beschichtungseigenschaften
sowie Beschichtungszusammensetzungen, die neue Aldimine enthalten.
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2. Stand der Technik
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Durch Umsetzung von isocyanatfunktionellen
Harzen mit hydroxylfunktionellen Polyolharzen hergestellte Polyurethanbeschichtungen
sind an sich gut bekannt. Diese Beschichtungen zeichnen sich bekanntlich durch
eine Reihe hervorragender Eigenschaften einschließlich hoher
Dauerhaftigkeit und Chemikalienbeständigkeit aus. Aufgrund ihrer
guten Glamour-Eigenschaften eignen sie sich ausgezeichnet für Automobilanwendungen
und technische Anwendungen. Bei diesen Beschichtungen liefert jedoch
die Polyolkomponente aufgrund der Bildung von Wasserstoffbrückenbindungen
und des Molekulargewichts der Polymerhauptkette den größten Beitrag
zur Gesamtviskosität
der Beschichtung, wodurch die Freiheit eingeschränkt wird, bei der Formulierung
andere Substanzen einzuarbeiten und die Spezifikationen bezüglich des
Applikationsfeststoffgehalts zu erfüllen. Die Verringerung des
Molekulargewichts des Polyols führt
letztendlich zu langsamem Netzwerkaufbau, sofern man keine beträchtlichen
Energiemengen einträgt.
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Die Eigenschaften feststoffreicherer
polyolhaltiger Polyurethanbeschichtungen können durch Verwendung reaktiver
Verdünnungsmittel
verbessert werden. Die beste Anwendung dieser Technik wurde durch
die
US-PS 5,214,086 von
Mormile et al. (übertragen
auf BASF Corp.) aufgezeigt. Dort wird die Verwendung von Dialdiminen,
Diketiminen und gehinderten Diaminen zur Modifizierung von Polyolzusammensetzungen
beschrieben, die zu einer Verringerung der Gesamtreaktionsviskositäten der
Mischungen unter Aufrechterhaltung und oftmals Verbesserung des
Netzwerkaufbaus und der physikalischen Eigenschaften insgesamt führt. In
diesen Zusammensetzungen ist der Beitrag des Polyols zur Viskosität zwar geringer,
aber immer noch vorhanden.
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Anstrengungen zur weiteren Verringerung
der Viskosität
von Polyurethanbeschichtungen durch kompletten Ersatz von hydroxylgruppenhaltigen
Harzen haben zu Arbeiten in verschiedenen Bereichen geführt. In einem
Aktivitätsbereich
hat man sich mit acetoacetatgruppenhaltigen Harzen beschäftigt. Die
Acetoacetatgruppe empfiehlt sich aufgrund von verminderter Bildung
von Wasserstoffbrückenbindungen
für niedrigere
Viskositäten,
reagiert aber nur träge
mit Isocyanaten, und in der Regel ist etwas Hydroxylfunktionalität erforderlich. In
einem anderen Aktivitätsbereich
hat man sich auf aktiven Wasserstoff enthaltende Aminoverbindungen
konzentriert. Eine Klasse dieser Verbindungen bilden primäre und sekundäre Amine.
Wegen ihrer hohen Reaktivität
gegenüber
Isocyanaten eignen sich primäre
Amine und die meisten sekundären
Amine nicht für
Anwendungen wie die Autoreparaturlackierung und die generelle technische
Anwendung, bei der die Komponenten in aller Regel vor der Filmapplikation
in großen
Mengen miteinander vermischt werden. Darüber hinaus kommt überwiegend
die Umgebungstemperaturhärtung
zur Anwendung, und Zwangshärtungstemperaturen
gehen selten über
75°C hinaus.
Hierdurch ist die Verwendung von hitzeaktivierten, blockierten Isocyanaten
ausgeschlossen. Sekundäre
Amine sind länger
verwendungsfähig
als primäre
Amine, haben aber immer noch kurze Topfzeiten im Verhältnis zu
Härtungszeiten.
Bei der Herabsetzung der Reaktivität von sekundären Aminen
sind Fortschritte gemacht worden. Das beste Beispiel hierfür wird in
der
US-PS 5,243,012 beschrieben,
wobei hindernde Gruppen am Amin verwendet und zinnorganische Verbindungen
eingearbeitet werden. Diese Zusmmensetzungen sind zwar für die Endeigenschaften
gut geeignet, weisen aber nicht die Topfzeit/Härtungszeit-Beziehung auf, an
die man auf dem Gebiet der Autoreparaturlackierung und in der Technik
generell gewöhnt
ist.
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Eine andere Klasse von aktiven Wasserstoff
enthaltenden Aminoverbindungen bilden maskierte primäre Amine,
wie Aldimine, Ketimine und Oxazolidine. Oxazolidine sind in ihrer
Anwendbarkeit als alleinige Reaktionspartner von Isocyanaten eingeschränkt, da
im allgemeinen nur eine langsame Aushärtung zu einem Film erfolgt.
Ketimine haben als alleinige Reaktionspartner von Isocyanaten eine
verhältnismäßig gute
Topfzeit/Härtungszeit-Beziehung. Aldimine
sind als Reaktionspartner von Isocyanaten von großem Interesse,
da sie auf geringe Viskosität
und Farbe eingestellt werden können,
mit Isocyanaten in Festkörpereinbrenntests hohe
Ausbeuten liefern und eine sehr gute Topfzeit/Härtungszeit-Beziehung aufweisen können. Im
Gegensatz zu den anderen oben aufgeführten Verbindungen haben zahlreiche
Aldiminverbindungen jedoch den Nachteil, daß sie mit herkömmlichen
aliphatischen Polyisocyanaten, wie Biureten und Isocyanuraten, nur
begrenzt verträglich
sind. Auf dem Gebiet der feuchtigkeitshärtenden Beschichtungen ist
allgemein gut bekannt, daß isocyanatfunktionelle
Polyurethanprepolymere so formuliert werden können, daß sie mit Aldiminverbindungen verträglich sind.
In den US-Patentschriften
4,469,831 von Bueltjer et al., 4,720,535 von Schleier et al. und 4,853,454
von Merger et al. (alle übertragen
auf die BASF AG) werden Zusammensetzungen aus aldiminfunktionellen
Harzen und isocyanatfunktionellen Prepolymeren beschrieben, bei
denen die Reaktionsgeschwindigkeit gegebenenfalls durch Einarbeitung
von saurem Katalysator erhöht
werden kann.
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Da das Prepolymer jedoch nun einen
großen
Beitrag zur Viskosität
liefert, ist wiederum der Formulierungsspielraum eingeschränkt.
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In Kombinationen von Aldiminen und
Isocyanaten, bei denen das Isocyanat aus Uretdiondiisocyanaten besteht,
wurde nun überraschenderweise
gefunden, daß verträgliche Mischungen
mit sehr geringer Viskosität
gebildet werden, die dem Beschichtungsformulierer den gesamten Spielraum
an anderen Verbindungen, die er verwenden mag, eröffnet. Noch überraschender
ist, daß des
weiteren unter Umgebungsbedingungen gehärtete Beschichtungen aus Aldiminen
mit Funktionalitäten
von nur zwei und Uretdiondiisocyanat mit Isocyanatkombinationen
sehr schnell bei der Eigenschaftsentwicklung nach Applikation sind
und sehr lange Topfzeiten liefern.
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In der
US-PS
5,098,983 werden Polyisocyanatmischungen mit (cyclo)aliphatisch
gebundenen Isocyanatgruppen, (cyclo)aliphatisch gebundenen Uretdiongruppen
und chemisch fixierten Carboxylgruppen, Verfahren zur Herstellung
dieser Isocyanate und ihre Verwendung, gegebenenfalls nach zumindest
teilweiser Neutralisation mit tertiären Aminen, als Bindemittel
für Beschichtungszusammensetzungen,
die unter Einwirkung von Feuchtigkeit und/oder Wärme vernetzt werden können, und
als Reaktionspartner für
Verbindungen mit gegenüber
Isocyanatgruppen und/oder Carboxylgruppen reaktionsfähigen Gruppen
bei der Herstellung von hochmolekularen Kunststoffen beschrieben.
Die Verwendbarkeit von Aldiminen als Reaktionspartner für die Uretdionstruktur
wird nicht erwähnt.
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In der
US-PS
4,522,975 werden NCO-terminierte uretdiongruppenhaltige
Polyurethanprepolymere beschrieben, die durch Umsetzung eines uretdiongruppenhaltigen
organischen Polyisocyanats mit einer gegenüber Isocyanat reaktive Wasserstoffatome
enthaltenden Verbindung unter Verwendung eines ausgesuchten NCO/OH-Äquivalentverhältnisses
von etwa 1,5 : 1 bis etwa 2 : 1 erhältlich sind. Die Polyurethanprepolymere eignen
sich zur Verwendung bei der Herstellung von lignocellulosehaltigen
Verbundwerkstoffen, wie Spanplatten, und bei der Herstellung von
Beschichtungen. Die Verwendbarkeit von Aldiminen als Reaktionspartner
für die
Uretdionstruktur wird nicht erwähnt.
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Es wurde außerdem überraschenderweise ein Verfahren
zur Verarbeitung von Dispersionen von Pigmenten in Aldiminen zwecks
Erzielung verbesserter Beschichtungseigenschaften gefunden. Die
US-Patentschriften 4,720,535 und 4,469,831 betreffen keine Hydroxylgruppen
enthaltenden Beschichtungszusammensetzungen, die Aldimin oder Polyaldimin
enthalten. In der
US-PS 5,214,086 werden
Beschichtungszusammensetzungen beschrieben, die mindestens ein hydroxyfunktionelles
Harz, mindestens ein isocyanatfunktionelles Harz und ein Aldimin
oder Ketimin enthalten.
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In der
US-PS
5,288,804 werden Acetoacetatgruppen und aromatische Aldimingruppen
enthaltende Harzzusammensetzungen beschrieben. In der
US-PS 5,288,802 wird ein Füllgrund
für die
Autoreparaturlackierung beschrieben, der acetoacetatfunktionelles
Polyesterpolyol, ein Polyacrylat und ein aminfunktionelles Epoxidharz
enthält.
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Aus der nicht vorveröffentlichten
EP 0 671 422 sind Zusammensetzungen
bekannt, die Polyisocyanate und Aldimine enthalten, wobei die Aldimine
mit Pigmenten, Additiven und Molekularsieben vermischt sind.
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Aus der
EP 0 531 249 sind Zusammensetzungen
bekannt, die hydroxylfunktionelle Harze, Isocyanatverbindungen und
Aldimine enthalten, wobei die einzelnen Verbindungen der Zusammensetzungen
alle in einem Schritt vermischt werden.
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In keiner dieser Patentschriften
wird jedoch die Dispergierung von Pigmenten in Aldiminen gelehrt oder
erläutert.
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Das Verfahren kann niederviskose
Dispersionen ergeben, die wenig oder gar kein organisches Lösungsmittel
enthalten. Diese Dispersionen ermöglichen feststoffreichere Beschichtungen
als andere filmbildende Dispersionsbindemittel und eröffnen dem
Formulierer wiederum den gesamten Spielraum an anderen Verbindungen,
die er im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwenden mag.
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KURZE DARSTELLUNG DER
ERFINDUNG
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Die vorliegende Erfindung betrifft
eine Beschichtungszusammensetzung, die keine hydroxylfunktionellen
Harze enthält
und
- a) ein Aldimin mit der Struktur worin
n im Durchschnitt
größer 1 ist,
R1 für
eine Alkylgruppe, eine Arylgruppe, eine cycloaliphatische Gruppe
oder eine substituierte Alkylgruppe, Arylgruppe, cycloaliphatische
Gruppe oder heterocyclische Gruppe steht und
R2 für eine monomere
oder polymere aliphatische, aromatische, arylaliphatische oder cycloaliphatische Gruppe,
die O, N, S oder Si enthalten kann, steht,
- b) eine isocyanatfunktionelle Komponente,
- c) mindestens ein Pigment, mindestens einen Füllstoff
oder mindestens ein Streckmittel und
- d) ein sek.-aminfunktionelles reaktives Verdünnungsmittel
enthält, wobei
das Pigment bzw. die Pigmente, der Füllstoff bzw. die Füllstoffe
oder das Streckmittel bzw. die Streckmittel in der Aldiminverbindung
vordispergiert sind und gegebenenfalls andere codispergierende Bindemittel
oder gegebenenfalls Pigmentnetzmittel oder gegebenenfalls Lösungsmittel
verwendet werden.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
auch eine Beschichtungszusammensetzung, die keine hydroxylfunktionellen
Harze enthält
und
- a) eine Pigmentkonzentratzusammensetzung
mit dispergiertem Pigment, enthaltend
- a) ein Aldimin mit der Struktur worin
n im Durchschnitt
größer 1 ist,
R1 für
eine Alkylgruppe, eine Arylgruppe, eine cycloaliphatische Gruppe
oder eine substituierte Alkylgruppe, Arylgruppe, cycloaliphatische
Gruppe oder heterocyclische Gruppe steht und
R2 für eine monomere
oder polymere aliphatische, aromatische, arylaliphatische oder cycloaliphatische Gruppe,
die O, N, S oder Si enthalten kann, steht, und
- b) mindestens ein Pigment, mindestens einen Füllstoff
oder mindestens ein Streckmittel, wobei das Pigment bzw. die Pigmente,
der Füllstoff
bzw. die Füllstoffe
oder das Streckmittel bzw. die Streckmittel in der Aldiminverbindung
vordispergiert sind und gegebenenfalls andere codispergierende Bindemittel
oder gegebenenfalls Netzmittel oder gegebenenfalls Lösungsmittel
verwendet werden, und
- b) ein unreaktives filmbildendes Auflackharz enthält.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
auch ein Verfahren zur Herstellung von pigment-, füllstoff-
oder streckmittelhaltigen Aldimin- und Isocyanatzusammensetzungen,
bei dem man das Pigment, den Füllstoff
oder das Streckmittel in Gegenwart des Aldimins und gegebenenfalls
mit anderen codispergierenden Bindemitteln und gegebenenfalls mit
Pigmentnetzmitteln und gegebenenfalls mit Lösungsmittel vordispergiert.
Dieses Verfahren umfaßt
eine Methode zur Regulierung des Feuchtigkeitsgehalts im System,
was mehr Flexibilität
bei der Formulierung zur Herstellung von Beschichtungen mit verbesserten
Eigenschaften ermöglicht.
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Die erfindungsgemäßen Beschichtungszusammensetzungen
können
bei Umgebungstemperatur oder durch Brennen gehärtet werden. Sie eignen sich
insbesondere zur Verwendung als Autoreparaturlackzusammensetzungen
und technische Lackzusammensetzungen. Die Zusammensetzungen können gut
bekannte Lackadditive, wie z. B. Katalysatoren, Verlaufs- und Netzmittel,
Slipadditive, Antiabsetz- und Antiablaufmittel, enthalten.
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Die Beschichtungszusammensetzung
kann einen geringen Gehalt an leichtflüchtigen organischen Verbindungen
(VOC, volatile organic content) und sogar einen VOC von null aufweisen,
jedoch ist die Erfindung nicht auf derartige Zusammensetzungen mit
geringem Gehalt an leichtflüchtigen
organischen Verbindungen beschränkt.
Man kann zum Teil durch die Wahl der Aldimin- und Isocyanat-Komponenten
und auch durch die Wahl der Coreaktanden einen Bereich von VOC-Werten
einstellen.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
auch den Nutzen der Verträglichkeit
der Uretdionisocyanate mit den Aldiminverbindungen, die nicht nur
diese zu zur gemeinsamen Verwendung geeigneten Coreaktanden macht, sondern
auch durch Mitvermischen mit dem Uretdion bei der Kompatibilisierung
anderer isocyanatfunktioneller Harze, die normalerweise an und für sich nicht
mit den Aldiminverbindungen verträglich sind, behilflich ist.
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Die Erfindung beschreibt auch die überraschend
kurze Härtungszeit
und schnelle Eigenschaftsentwicklung der ein Aldimin und Uretdionisocyanat
enthaltenden Beschichtungszusammensetzungen. Das in der Erfindung
beschriebene Verhalten deutet darauf hin, daß die Uretdionstruktur offenbar
in die reaktive Matrix eintritt und diese unterstützt.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
auch die Verbesserung der Verträglichkeitseigenschaften
von Aldiminverbindungen in Gegenwart von Isocyanatverbindungen durch
richtige Wahl der zur Formulierung der Aldiminverbindung verwendeten
Amine und Aldehyde.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
auch die fakultative Verwendung von Katalysatoren zur Erhöhung der
Reaktionsgeschwindigkeit der aldiminfunktionellen Verbindungen und
isocyanatfunktionellen Verbindungen. Bei den erfindungsgemäß verwendeten
Katalysatoren handelt es sich um aromatische oder aliphatische Carbonsäuren oder
Arylsulfonsäuren.
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Neben der Säurekatalyse betrifft die vorliegende
Erfindung auch die fakultative Verwendung von Verbindungen, wie
zinnorganischen Verbindungen, zur weiteren Regulierung der Reaktion
der beschriebenen Zusammensetzungen.
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Die vorliegende Erfindung beschreibt
auch ein Verfahren, bei dem man die Aldiminverbindung als Pigmentdispergiermittel
in isocyanatgehärteten
Beschichtungen verwendet. Die resultierenden Dispersionen haben überraschenderweise
eine geringere Viskosität
und gute Antiabsetzeigenschaften und können gegebenenfalls lösungsmittelfrei
hergestellt werden.
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Die Erfindung betrifft auch das Reaktionsverhalten
der Beschichtungszusammensetzungen bei der Feuchtigkeitshärtung.
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NÄHERE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die vorliegende Erfindung betrifft
eine Beschichtungszusammensetzung, die keine hydroxylfunktionellen
Harze enthält
und
- a) ein Aldimin mit der Struktur worin
n im Durchschnitt
größer 1 ist,
R1 für
eine Alkylgruppe, eine Arylgruppe, eine cycloaliphatische Gruppe
oder eine substituierte Alkylgruppe, Arylgruppe, cycloaliphatische
Gruppe oder heterocyclische Gruppe steht und
R2 für eine monomere
oder polymere aliphatische, aromatische, arylaliphatische oder cycloaliphatische Gruppe,
die O, N, S oder Si enthalten kann, steht,
- b) eine isocyanatfunktionelle Komponente,
- c) mindestens ein Pigment, mindestens einen Füllstoff
oder mindestens ein Streckmittel und
- d) ein sek.-aminfunktionelles reaktives Verdünnungsmittel
enthält, wobei
das Pigment bzw. die Pigmente, der Füllstoff bzw. die Füllstoffe
oder das Streckmittel bzw. die Streckmittel in der Aldiminverbindung
vordispergiert sind und gegebenenfalls andere codispergierende Bindemittel
oder gegebenenfalls Pigmentnetzmittel oder gegebenenfalls Lösungsmittel
verwendet werden.
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Die resultierenden Dispersionen haben überraschenderweise
eine geringe Viskosität
und gute Antiabsetzeigenschaften und können gegebenenfalls lösungsmittelfrei
hergestellt werden.
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Erfindungsgemäße difunktionelle Aldimine
sind durch Umsetzung eines Diamins mit einem oder mehreren Aldehydtypen
erhältlich.
Beispiele für
aliphatische Diamine sind u. a. Ethylendiamin, Ethylenglykoldiamin,
Propylenglykoldiamin, Hexamethylendiamin, 1,3-Diaminopentan, 2-Methyl-1,5-diaminopentan,
1,8-Diaminooctan und 1,10-Diaminodecan. Erfindungsgemäß sind 1,3-Diaminopentan, Hexamethylendiamin
und 2-Methyl-1,5-diaminopentan
bevorzugt. Beispiele für
cycloaliphatische Diamine sind u. a. Verbindungen mit den folgenden
Strukturen:
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Erfindungsgemäße trifunktionelle Aldimine
sind durch Umsetzung eines Tri-prim.-amins mit einem oder mehreren
Aldehydtypen erhältlich.
Beispiele für
bevorzugte Triamine sind 4-Methylamino-1,8-diaminooctan und die
von Texaco Chemicals unter dem Markenzeichen Jeffamine® Serie
T erhältlichen
Polyoxyalkylamine.
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Daraus folgt, daß ein polyfunktionelles Aldimin
aus einem polyfunktionellen primären
Amin hergestellt werden kann.
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Erfindungsgemäße polymere Aldimine sind durch
Umsetzung eines Polymers mit seitenständigen prim.-aminfunktionellen
Gruppen und einem Äquivalent
eines Aldehyds erhältlich.
Zur Herstellung dieser prim.-aminfunktionellen Polymere kommen verschiedene
Synthesestrategien in Betracht, beispielsweise ein N-Vinylformamid-Copolymer,
dessen Formamidgruppen danach zum freien primären Amin hydrolysiert werden.
Alternativ dazu kann man aldiminfunktionelle Gruppen direkt auf
eine reaktive Gruppe an einer Polymerkette oder einem anderen multifunktionellen
Molekül
aufpfropfen, indem man ein primäres
Amin, das eine zusätzliche
reaktive Gruppe enthält,
die zu einer reaktiven Gruppe an der Polymerkette komplementär ist und durch
die Bildung der Schiffschen Base unbeeinflußt bleibt, iminiert.
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Zur Verwendung im Rahmen der vorliegenden
Erfindung geeignete Aldehyde sind u. a. diejenigen mit vorzugsweise
1 bis 8 Kohlenstoffatomen, wie z. B. Propionaldehyd, Butyraldehyd,
Pivalaldehyd, Isobutyraldehyd, 2-Methylbutanal, Heptaldehyd, 2-Ethylbutyraldehyd,
Valeraldehyd, Isovaleraldehyd, Hexaldehyd, Octylaldehyd, Methoxyacetaldehyd,
2-Methyl-3-oxopropansäuremethylester,
2,2-Dimethyl-3-oxopropansäuremethylester,
Benzaldehyd, Anisaldehyd, 2-Methylbenzaldehyd, Nicotinaldehyd und
Cyclohexancarboxaldehyd. In Betracht kommen auch andere Aldehyde,
wie z. B. 4-t-Butylbenzaldehyd, 4-Ethoxybenzaldehyd, 3-Methyl-p-anisaldehyd,
4-Ethylbenzaldehyd, Cyclopropancarboxaldehyd, 9-Ethyl-3-carbazolcarboxaldehyd,
Diphenylacetaldehyd, 10-Methylanthracen-9-carboxaldehyd und Pyrencarboxaldehyd.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
auch die Verbesserung der Verträglichkeitseigenschaften
von Aldiminverbindungen in Gegenwart von Isocyanatverbindungen durch
richtige Wahl der zur Formulierung der Aldiminverbindung verwendeten
Amine und Aldehyde.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
auch ein Verfahren zur Herstellung von pigment-, füllstoff-
oder streckmittelhaltigen Aldimin- und Isocyanatzusammensetzungen,
bei dem man das Pigment, den Füllstoff
oder das Streckmittel in Gegenwart des Aldimins und gegebenenfalls
mit anderen codispergierenden Bindemitteln und gegebenenfalls mit
Pigmentnetzmitteln und gegebenenfalls mit Lösungsmittel vordispergiert.
Dieses Verfahren umfaßt
eine Methode zur Regulierung des Feuchtigkeitsgehalts im System,
was mehr Flexibilität
bei der Formulierung zur Herstellung von Beschichtungen mit verbesserten
Eigenschaften ermöglicht.
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Es wurde gefunden, daß Aldimine
in isocyanatgehärteten
Systemen bessere Topfzeiten und in Festkörpereinbrenntests höhere Ausbeuten
ergaben als Ketimine. Dies deutet darauf hin, daß Aldimine weniger hydrolyseempfindlich
sind als Ketimine, da bei der Hydrolyse als Produkte hochreaktive
primäre
Amine und flüchtiges
Keton oder flüchtiger
Aldehyd anfallen. Aufgrunddessen sind Aldimine verhältnismäßig bessere Reibmedien
zum Dispergieren von Pigmenten, die normalerweise Feuchtigkeit enthalten.
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Bekanntlich wird in Gegenwart von
Feuchtigkeit die Imin/Isocyanat-Reaktion begünstigt. Aus dem Stand der Technik
ist die Verwendung von Additiven wie Oxazolidinen zur Entfernung
von Feuchtigkeit aus Systemen bekannt. Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
kann man die richtigen Mengen an Feuchtigkeitsfänger verwenden, um die gewünschte Feuchtigkeitsmenge
in der Dispersion zu halten und dadurch die Erzielung einer guten
Balance von Topfzeit und Härtung
des Beschichtungsfilms behilflich zu unterstützen. Außerdem kann man zur Katalyse
der Reaktion nach Bedarf Säure
verwenden und zur Verlängerung
der Topfzeit nach Wunsch zinnorganische Verbindungen verwenden.
Nach diesem Verfahren können
Beschichtungen mit verbesserten Eigenschaften hergestellt werden.
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Die Möglichkeit der Verwendung des
Aldimins als Reibmedium liefert ein wirklich flexibles Mehrzweckkonzentrat
für isocyanatgehärtete Beschichtungen,
was je nach Wahl des Auflackharzes eine Auswahl von VOC-Werten ermöglicht.
Die Verwendung der Aldiminverbindung zur Herstellung von Dispersionen
mit einem VOC-Wert von null oder beinahe null ermöglicht den
niedrigsten potentiellen VOC-Wert mit jedem gegebenen verträglichen
filmbildenden Auflackharz zur Verwendung mit isocyanatvernetzten
Beschichtungen.
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Zum Dispergieren der erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
geeignete Einrichtungen sind an sich bekannt, wie z. B. schnellaufende
Dissolver, Kugelmühlen,
Sandmühlen
und Horizontalmühlen.
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Als Isocyanate für die isocyanatfunktionelle
Komponente eignen sich aliphatische, cycloaliphatische oder aromatische
Di- oder Polyisocyanate. Zu derartigen Isocyanaten gehören Hexamethylendiisocyanat, 1-Methyl-2,4-diisocyanatocyclohexan,
Isophorondiisocyanat, 4,4'-Diisocyanatodicyclohexylmethan,
Toluol-2,4-diisocyanat, o-, m- und p-Xyloldiisocyanat, 1,5-Naphthalindiisocyanat,
verkappte Isocyanate oder deren Gemische. In Betracht kommen auch
Polyisocyanate mit Isocyanurat-, Allophanat-, Uretdion- oder Oxadiazentrionstrukturen.
Die Polyisocyanate können
gegebenenfalls vor ihrer Verwendung mit einem Unterschuß an Polyhydroxyverbindungen,
wie z. B. Wasser, Glykolen, Polyalkylenglykolen, Neopentylglykolen,
Glycerin, Trimethylolpropan, Hexantriol oder Alkydharzen, umgesetzt
werden.
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Zu den anderen aktiven Wasserstoff
enthaltenden Verbindungen gemäß der Erfindung,
wobei die Pigmente in der Aldiminverbindung dispergiert werden,
können
nicht hydroxylfunktionelle, gegenüber Isocyanat reaktive Harze
mit mindestens einem aktiven Wasserstoff, über das sie in die Beschichtungsmatrix
vernetzt werden können,
gehören.
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Als erfindungsgemäße Pigmente eignen sich verschiedene,
an sich bekannte und übliche
Typen, u. a. Titandioxid, Graphit, Ruß, Zinkoxid, Cadmiumsulfid,
Chromoxid, Zinksulfid, Zinkchromat, Strontiumchromat, Bariumchromat,
Bleichromat, Bleicyanamid, Bleisilicochromat, Chromoxid, Zinksulfid,
Nickeltitangelb, Chromtitangelb, Eisenoxidrot, Eisenoxidgelb, Eisenoxidschwarz,
Naphtholrot und Naphtholbraun, Anthrachinone, Dioxazinviolett, Isoindolingelb,
Arylidgelb und Arylidorange, Ultramarinblau, Phthalcyaninkomplexe,
Amarant, Chinacridone, halogenierte Thioindigopigmente, Streckpigmente,
wie Magnesiumsilicat, Aluminiumsilicat, Calciumsilicat, Calciumcarbonat,
pyrogene Kieselsäure,
Bariumsulfat, Zinkphosphat.
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Es können an sich bekannte und übliche Lösungsmittel
verwendet werden. Beispiele für
geeignete Lösungsmittel
sind Aromaten, wie Toluol und Xylol, Ester, wie Essigsäurealkylester
von C1- bis C20-Alkoholen,
Alkohole, wie n-Butanol, Ketone, wie 2-Butanon und Methylisobutylketon.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
auch die fakultative Verwendung von Katalysatoren zur Erhöhung der
Reaktionsgeschwindigkeit der aldiminfunktionellen Verbindungen und
isocyanatfunktionellen Verbindungen. Bei den erfindungsgemäß verwendeten
Katalysatoren handelt es sich um aromatische oder aliphatische Carbonsäuren oder
Arylsulfonsäuren.
Als Säuren
eignen sich Ameisensäure,
Mono-, Di- und Trichloressigsäure,
Oxalsäure,
Malonsäure,
Maleinsäure,
Fumarsäure, Heptansäure, Pelargonsäure, Isononansäure, Benzoesäure, 4-Hydroxybenzoesäure, Mono-,
Di- und Trichlorbenzoesäure
und Salicylsäure.
Bevorzugte Säuren sind
Benzoesäure
und Heptansäure.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
auch die fakultative Verwendung von zinnorganischen Verbindungen zur
Regulierung der Reaktion der erfindungsgemäßen Zusammensetzungen. Beispiele
für geeignete
zinnorganische Verbindungen sind Dibutylzinnmercaptid, Dibutylzinndiacetat,
Dibutylzinnsulfid und Dibutylzinnbismercaptid. Erfindungsgemäß ganz besonders
bevorzugt ist Dibutylzinndilaurat.
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Die Erfindung betrifft auch das Verhalten
der Beschichtungszusammensetzungen bei der Feuchtigkeitshärtung.
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Durch die vorliegende Erfindung beschriebene
Beschichtungszusammensetzungen finden bei Anwendungen mit Filmbildung
und Härtung
unter Umgebungsbedingungen, wie bei der Autoreparaturlackierung
und technischen Beschichtungen, Verwendung. Es wird auch vorgeschlagen,
daß die
vorliegende Erfindung auf zwangszutrocknende oder einzubrennende
Beschichtungen zutrifft. Zwangstrocknungsbedingungen liegen im Bereich
von 100 Grad Fahrenheit bis 190 Grad Fahrenheit. Übliche Einbrennbedingungen
können
im Bereich von 175 Grad Fahrenheit bis über 375 Grad Fahrenheit liegen.
Der Beschichtungsaushärtungsvorgang
für die vorliegende
Erfindung kann auch durch Verwendung von an sich bekannten Strahlungswärme oder
Infrarot emittierenden Vorrichtungen beschleunigt werden.
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Durch die vorliegende Erfindung beschriebene
Beschichtungszusammensetzung finden als Klarlacke, Basislacke, Decklacke
und Unterlacke Verwendung.
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Die vorliegende Erfindung betrifft
ein durch Beschichten eines Substrats mit einer erfindungsgemäßen Beschichtung
hergestelltes beschichtetes Substrat. Mit der erfindungsgemäßen Beschichtungszusammensetzung
kann man jedes beliebige Substratmaterial beschichten. Hierzu gehören u. a.
Glas, Keramik, Papier, Holz und Kunststoff. Das erfindungsgemäße Beschichtungssystem
eignet sich insbesondere für
Metallsubstrate und speziell als Autoreparaturlacksystem. Das Substrat
kann blank oder grundiert sein. Das Substrat kann auch mit bei der
Fertigung oder erst unmittelbar vor der Applikation der erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
aufgebrachten Lackprodukten beschichtet sein. Die Beschichtungszusammensetzung
kann mit herkömmlichen
Spritzgeräten
oder HVLP-Spritzgeräten
(High Volume, Low Pressure) aufgetragen werden und liefert einen
hochwertigen Lack. Andere Applikationsmöglichkeiten sind Walzenauftrag,
Streichen, Besprengen, Fluten, Tauchen, elektrostatisches Spritzen
oder Elektrophorese. Beispiele für
Metallsubstrate sind u. a. Stahl, Aluminium, Kupfer, Zink, Magnesium
und Legierungen davon.
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Das folgende Beispiel dient zur Erläuterung
der Erfindung.
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Alle Mengenangaben beziehen sich
auf das Gewicht, sofern nicht anders vermerkt. Alle Festkörpertests
werden gemäß ASTM D-3960-90
durchgeführt,
alle Gewicht/Gallone-Bestimmungen
werden gemäß ASTM D-1475-90
durchgeführt.
Bei allen VOC-Bestimmungen werden die obigen Testmethoden angewandt.
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Beispiel 1
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ALDIMIN ist das Umsetzungsprodukt
von einem mol Isophorondiamin mit zwei mol Isobutyraldehyd.
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SEKUNDÄRES AMIN ist das Umsetzungsprodukt
von einem mol 4,4'-Methylenbis(2-methyl)cyclohexanamin
mit 2 mol Maleinsäurediethylester.
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ISOCYANAT 1: Hexamethylendiisocyanatbiuret.
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ISOCYANAT 2: Eine Mischung von Hexamethylendiisocyanaturetdion
und Hexamethylendiisocyanatisocyanurat im Molverhältnis von
ungefähr
2 : 1.
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PIGMENTNETZMITTEL ist eine Lösung eines
Salzes ungesättigter
Polyaminamide und hochmolekularer saurer Ester, das elektrisch neutral
ist. Ein Beispiel für
ein Produkt dieser Art ist Anti-Terra® U
(BYK-Chemie USA, Wallingford, CT).
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ANTIABSETZMITTEL ist ein organisches
Rheologieadditiv mit geheimer Zusammensetzung. Ein Beispiel für ein Produkt
dieser Art ist M-P-A® 1078X (Rheox, Hightstown,
NJ).
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Die 2,1-VOC-Unterlackzusammensetzung
wurde durch Mischen der folgenden Bestandteile wie angegeben hergestellt.
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Zur Herstellung der Beschichtung
wurden zunächst
die ersten vier Bestandteile in einem geeigneten Gefäß unter
Rühren
zusammengegeben. Diese Mischung wurde dann mit einer Schaufel vom
Cowles-Typ 15 Minuten im Schnellauf dispergiert. Dann wurden die
nächsten
beiden Bestandteile in der angegebenen Reihenfolge zugegeben und
bei einer Temperatur von 40°C
15 Minuten im Schnellauf dispergiert. Dann wurden die übrigen Bestandteile
unter Schnellauf-Dispergieren zugegeben. Nach weiteren 15 Minuten
Rühren
wurde die Mischung in einer Schüttelmühle aus
Polyethylen hoher Dichte mit 1,1-mm-Zirconiumschrot auf 20 Mikron zerkleinert.
Nach dem Ablassen aus der Mühle
wurden die nächsten
beiden Bestandteile unter Rühren
zugegeben, was die Grundierungsbasiskomponente ergab.
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Zur Präparation der Grundierung für die Applikation
wurden die letzten vier Bestandteile zusammengemischt, dann zu der
Grundierungsbasiskomponente gegeben und unmittelbar vor der Applikation
vermischt.
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Die erhaltene Grundierung wurde aufgespritzt
und bei Umgebungsbedingungen (25°C,
55% RF) gehärtet.
Das System ließ sich
gut schleifen und besaß ein
gutes Niveau gewünschter
Füllgrundeigenschaften. Wie
gezeigt, gewährleistet
die Verwendung von Aldimin die Übereinstimmung
von theoretischen und ermittelten VOC-Ergebnissen bei Beibehaltung ausreichend
guter Eigenschaften.