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Gebiet der Erfindung
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Diese Erfindung liegt auf dem Gebiet
der Behandlung von Erkrankungen, die ihre Ursache in oxidativen
Vorgängen
haben.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Die Entzündungsreaktion ist einer der
wichtigsten physiologischen Mechanismen zur Aufrechterhaltung der
menschlichen Gesundheit. Jedoch können Störungen der Entzündung oder
eine unangemessene Entzündungsreaktion
zu Gewebsverletzung, Krankhaftigkeit oder Sterblichkeit führen.
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Die Kaskade von biochemischen Vorgängen, welche
die Entzündungsreaktion
einleiten und regulieren, eröffnet
eine Vielzahl von Ansätzen
für ein
therapeutisches Einschreiten. Die Kompliziertheit der zellulären Ereignisse
und physiologischen Vorgänge, die
an der akuten Entzündung
beteiligt sind, schließen
jedoch die Verwendung eines einzelnen pharmakologischen Agens zur
Erzielung einer vollständigen therapeutischen
Wirkung aus.
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Auf zellulärer Ebene kann man sich die
oxidativen Produkte des Arachidonsäure-Stoffwechsels als Mitglieder
einer Familie von chemischen Substanzen vorstellen, die im Körper als
Teil der immunochemischen Antwort produziert werden. Diese Substanzen
bilden ein Schutzverfahren, durch das Viren, Bakterien oder bestimmte
Zellen, wie Tumor- oder beschädigte
Zellen, erkannt und zerstört
werden.
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Nach der Freisetzung aus zellulären Phospholipiden
wird Arachidonsäure
durch zwei hauptsächliche
Systeme, den Cyclooxygenase- und den 5-Lipoxygenase-Weg, oxidativ
metabolisiert. Der Stoffwechsel über
den Cyclooxygenase-Weg erzeugt nacheinander Prostaglandinendoperoxide
und die entsprechenden Endoperoxidalkohole. Zu den biologischen
Wir kungen von Prostaglandinendoperoxiden gehören eine Kontraktion der glatten
Muskulatur, komplexe kardiovaskuläre Wirkungen sowie eine schnelle
und irreversible Plättchenaggregation.
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Der Arachidonsäure-Stoffwechsel über den 5-Lipoxygenase-Weg
führt zu
dem instabilen Zwischenprodukt 5-(S)-Hydroperoxy-7,9,11,14-[E,Z,Z,Z]-eicosatetraensäure [5-(S)-HPETE]. Diese
Spezies kann zu dem 5-(S)-Hydroxy-Derivat reduziert oder in das
instabile Allylepoxid Leukotrien A4 (LTA4) umgewandelt werden. LTA4 kann
in das starke chemotaktische Agens LTB4 oder
in das erste einer Reihe von Peptidoleukotrienen, LTC4,
umgewandelt werden. Die Peptidoleukotriene LTC4,
LTD4 und LTE4 umfassen
die Verbindungen, die als "langsam
reagierende Substanzen der Anaphylaxie" bezeichnet werden, und sind starke Bronchokonstriktoren
sowie Lungen-Vasokonstriktoren.
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Die Bildung und Freisetzung dieser
Arachidonsäure-Stoffwechselprodukte,
sowohl intra- als auch extrazellulär, kennzeichnen die Mobilisierung der
Körperabwehr.
Ein weiterer Hinweis auf diese Mobilisierung wird in den klinischen
Symptomen gesehen, die für
eine systemische Entzündungsreaktion
charakteristisch sind. Dazu gehören
ein deutlicher Anstieg im mittleren Lungenarteriendruck und eine Abnahme
des arteriellen PO2. Das Herzminutenvolumen
und das Schlagvolumen nehmen ab, während der systemische Gefäßwiderstand
ansteigt. Die Pulszahl zeigt ein biphasisches Muster mit einem anfänglichen
Anstieg, gefolgt von einer Rückkehr
zur Grundlinie und einer anschließenden Erhöhung. Der Sauerstoffverbrauch
steigt signifikant an. In Übereinstimmung
mit diesen kardiopulmonalen Ereignissen nimmt die Anzahl der arteriellen
Neutrophilen als Folge einer Sequestrierung dieser Entzündungszellen
in der Lunge plötzlich
ab. Die Freisetzung von Sauerstoffradikalen (toxischen Sauerstoffspezies)
und proteolytischen Enzymen, die auf diese Sequestrierung folgt,
führt zu
Gewebsverletzung, die durch eine erhöhte mikrovaskuläre Durchlässigkeit
für gelöste Substanzen
und Protein gekennzeichnet ist.
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Mit der möglichen Ausnahme von Glucocorticoiden
kennt man keine Therapeutika zur wirksamen Verhinderung oder Linderung
der Gewebsverletzung, wie einer mikrovaskulären Schädigung, in Verbindung mit der
akuten Entzündung,
die während der
frühen
Entwicklung des Atemstörungssyndroms bei
Erwachsenen (Adult Respiratory Distress Syndrome, ARDS) auftritt.
Es ist entdeckt worden, daß eine
Abschwächung
schädigender
Kompionenten der Entzündung
die Erkrankungshäufigkeit
und Sterblichkeit verringern, die mit einer Reihe menschlicher Erkrankungen
einhergehen, bei denen Entzündungsvorgänge für eine Gewebsverletzung
verantwortlich sind.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Diese Erfindung umfaßt Medikamente
zur Behandlung von Erkrankungen, deren Ursache oxidative Vorgänge sind.
Insbesondere umfaßt
die Erfindung die Verwendung von 2,3-Alkylcarbonyloxybenzoesäure oder
deren Salzen, wobei die Alkylcarbonylgruppe 2–18 Kohlenstoffatome aufweist,
zur Herstellung eines Medikaments zur Behandlung des Atemstörungssyndroms
bei Erwachsenen.
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Die Alkyleinheiten können gleich
oder verschieden sein und können
verzweigte oder geradkettige Alkylgruppen sein. Die Alkylgruppe
kann Ringstrukturen mit 3- bis 7gliedrigen Ringen aufweisen und
kann eine oder mehrere Alken- oder Alkingruppen enthalten. Die Alkyleinheit
kann Ether- oder Thioetherbindungen enthalten.
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Eine wichtige Verwendung der vorliegenden Erfindung
sollte zur therapeutischen Behandlung und/oder Vorbeugung von Sepsis
und septischem Schock sein. Von vielen der physiologischen und in der
Tat der pathologischen Vorgänge,
die mit ARDS einhergehen, wurde gezeigt, daß sie am Zustand der Sepsis
und des septischen Schocks beteiligt sind. Die vorliegende Erfindung
bewirkt eine Blockierung und/oder Modulierung dieser Erkrankungsvorgänge und
führt zur
Verhinderung oder zur Therapie von Sepsis und septischem Schock.
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KURZE BESCHREIBUNG DER
ZEICHNUNGEN
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1 zeigt
die Wirkung von Ibuprofen und 2,3-Diacetoxybenzoesäure auf den Lungenlymphfluß gegen
die Zeit mit Endotoxin.
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2 zeigt
die Wirkung von Ibuprofen und 2,3-Diacetoxybenzoesäure auf die Proteinclearance gegen
die Zeit mit Endotoxin.
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3 zeigt
die Wirkung von Ibuprofen und 2,3-Diacetoxybenzoesäure auf PPA gegen
die Zeit mit Endotoxin.
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EINGEHENDE BESCHREIBUNG
DER ERFINDUNG
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Klinisch manifestiert sich eine entzündliche Erkrankung,
wie ARDS, durch eine erhöhte
mikrovaskuläre
Durchlässigkeit
für Protein
und lösliche Substanzen,
was zu einem Lungenödem
führt.
Tate, R. M., und Repine, J.: Neutrophils and Adult Respiratory Distress
Syndrome. Am. Rev. Respir. Dis. 128: 552–559, 1983. Eine Gram-negative
Sepsis ist der üblichste
Rahmen, in dem sich ARDS entwickelt. Newman, J. H.: Sepsis and Pulmonary
Edema. Clin. Chest Med. 6: 371– 391,
1985. Von den Liposaccharid-Bestandteilen Gramnegativer Bakterien
(Endotoxin) wird angenommen, daß sie
für das
Einleiten von Entzündungsvorgängen verantwortlich
sind, die zu einer Lungenverletzung führen, die sich durch Zunahmen
der mikrovaskulären
Durchlässigkeit
der Lunge manifestieren. Die Pathologie dieses Vorgangs (Lungenverletzung)
wurde am gründlichsten beim
wachen Schaf mit Lungen-Lymph-Fisteln
untersucht. Brigham, J., Begley, C., und Bernard, G.: Septicemia
and Lung Injury, Clin. Lab. Med. 3: 719–744, 1983.
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Eine Endotoxin-Infusion erzeugt bei
Schafen Veränderungen
in der mikrovaskulären
Durchlässigkeit
der Lunge, Lunge, wie durch Zunahmen des Lungenlymphflusses und
der Lungen-Lymph-Proteinclearance gezeigt wurde (Brigham, K., Harris,
T. R., Bowers, R. E., Roselli, R. J.: Lung Vascular Permeability
Inferences From Measures of Plasma to Lung Lymph Protein Transport.
Lymphology 12: 177–190 (1979)),
die analog zu denjenigen sind, die klinisch bei der frühen Diagnose
von ARDS beobachtet werden. Weil der entzündliche Angriff (Endotoxin) ähnlich demjenigen
ist, der ARDS bei Menschen hervorruft, und die pathophysiologischen
Merkmale in den beiden Situationen ähnlich sind, scheint das Schafspräparat ein
vernünftiges
Tiermodell der klinischen Situation zu sein. Unter Verwendung des Schafs-Lungen-Lymph-Fistelpräparats haben
wir gezeigt, daß die
Kombinationstherapie von Ibuprofen und 2,3-Diacetoxybenzoesäure den
Anstieg in der mikrovaskulären
Durchlässigkeit
der Lunge, der nach Infusion von Gram-negativem Endotoxin beobachtet wird,
signifikant verringert (siehe 1, 2, 3).
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Ibuprofen, eine nicht-steroidale
entzündungshemmende
Substanz, greift bekanntlich im Cyclooxygenase-Weg ein und blockiert
die Biosynthese bestimmter Prostaglandine, die als Entzündungsmediatoren
wirken.
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Es wurde gezeigt, daß Ibuprofen
eine Reihe der pathologischen kardiopulmonalen Manifestationen der
Endotoxin-induzierten
intravaskulären
Entzündung
verbessert, ohne die mikrovaskuläre
Verletzungskomponente der Antwort zu beeinflussen. Adams, T., und
Traber, D. L.: The Effect of a Prostaglandin Synthetase Inhibitor,
Ibuprofen, on the Cardiopulmonary Response to Endotoxin in Sheep.
Circulatory Shock 9: 481–489,
1982. Snapper, J., Hutchinson, A., Ogletree, M. L., und Brigham,
K. L.: Effect of Cyclooxygenäse
Inhibitors on Alterations in Lung Mechanics Caused by Endotoxemia
in the Unanesthetized Sheep. J. Clin. Invest. 72: 63–76, 1983.
Auf die pharmakologische Fähigkeit,
die mit der mikrovaskulären
Verletzung der Lunge einhergehende Entzün dung zu verringern, konzentriert
sich die vorliegende Erfindung.
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Lungen-Lymph-Fisteln wurden in Schafen gemäß dem Verfahren
von Staub et al. (Staub, N. C., Bland, R. D;, Brigham, K. L., Demling,
R. H., und Erdman, A. J.: Preparation of Chronic Lung Lymph Fistulas
in Sheep. J. Surg. Res. 19: 315–320
(1975)) operativ präpariert,
um Veränderungen
in der mikrovaskulären
Durchlässigkeit
der Lunge zu untersuchen. Kurz gesagt, wurde unter Halothan-Anästhesie
in den ableitenden Kanal des kaudalen mediastinalen Lymphknotens
durch rechte Brustwanderöffnung
ein Silastic-Katheter eingeführt.
Das distale Ende des Knotens wurde am unteren Lungenligament ligiert, und
alle sichtbaren Zwerchfell-Lymphgefäße, die
proximal von der Ligation in den Knoten eintraten, wurden verätzt, so
daß eine
systemische Lymphkontamination ausgeschlossen war. Der Silastic-Katheter wurde
nach dem Wundverschluß nach
außen
auf die Brust gelegt, und das Tier erhielt einen einwöchigen Erholungszeitraum.
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In dem vorstehend beschriebenen Schafsmodell
hemmte die Verabreichung von Ibuprofen signifikant den Anstieg des
Lungendrucks, der während der "ersten Phase" der Endotoxin-induzierten Entzündung beobachtet
wird. Die Mikrogefäßverletzung wurde
jedoch nicht gelindert, wie durch den erhöhten Lungenlymphfluß und Proteintransport
gezeigt wurde.
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Eine Endotoxin-Infusion in wache
Schafe führt
zu Veränderungen
in der mikrovaskulären Durchlässigkeit
der Lunge, wie durch Anstiege des Lungenlymphflusses und der Lungen-Lymph-Proteinclearance
gezeigt wurde (Brigham, K., Harris, T. R., Bowers, R. E., Roselli,
R. J.: Lung Vascular Permeability Inferences From Measures of Plasma
to Lung Lymph Protein Transport. Lymphology 12: 177–190 (1979)
, die analog zu denjenigen sind, die klinisch bei der frühen Diagnose
von ARDS beobachtet werden. Unter Verwendung des Schafs-Lungen-Lymph-Fistelpräparats haben
wir gezeigt;, daß die Kombination
von Ibuprofen und 2,3-Diacetoxybenzoesäure den Anstieg in der mikrovaskulären Durchlässigkeit
der Lunge, der nach Infusion von Gram-negativem Endotoxin beobachtet
wird, signifikant verringert (siehe 1 und 2).
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Die Verwendung von 2,3-Diacetoxybenzoesäure allein
führte
zu keiner Abschwächung
der Manifestationen der "ersten
Phase" der Entzündung, es wurden
aber signifikante Abnahmen sowohl im Schafslymphfluß (siehe 1) als auch in der Lungen-Lymph-Proteinclearance
(siehe 2) beobachtet.
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Wir haben gefunden, daß Kombinationen von
Ibuprofen und 2,3-Diacetoxybenzoesäure bei Verabreichung an Schafe
unerwartet und signifikant wirksam zur Verringerung der Endotoxin-induzierten Entzündungsreaktion
sind. Zusätzlich
zur Abschwächung
der Manifestationen der "ersten
Phase" der Entzündung wurden
signifikante Abnahmen sowohl im Schafslungenlymphfluß (in der
Mikrogefäßverletzung)
(siehe
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1)
als auch in der Lungen-Lymph-Proteinclearance (siehe 2) beobachtet. Zusätzlich zeigt 3 die Wirkung einer Senkung
von PPA. Diese Wirkung wurde mehrere Stunden
lang aufrechterhalten.
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1 zeigt
zum Beispiel die Untersuchung der therapeutischen Wirksamkeit von
2,3-Diacetoxybenzoesäure
in Kombination mit Ibuprofen am Schafsmodell von ARDS. Die Pathologie
der endotoxinbehandelten Gruppe wird durch einen Anstieg im Lungenlymphfluß gezeigt.
Die Daten sind als Mittelwert ± Standardabweichung
dargestellt. Mit Endotoxin (055:85 E. coli) behandelte Gruppe (1 μg/kg) über 10 Minuten,
N=8. Mit Ibuprofen vorbehandelte Gruppe, 20 mg/kg über 60 Minuten,
N=6. Mit Ibuprofen + 2,3-Diacetoxybenzoesäure vorbehandelte Gruppe, 150
mg/kg über
60 Minuten, N=6.
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2 zeigt
die Untersuchung der therapeutischen Wirksamkeit von 2,3-Diacetoxybenzoesäure in Kombination
mit Ibuprofen im Schafsmodell von ARDS. Die Pathologie der endotoxinbehandelten Gruppe
wird durch einen Anstieg in der Lungen-Lymph-Proteinclearance gezeigt.
Die Daten sind als Mittelwert ± Standardabweichung
dargestellt. Mit Endotoxin (055:85 E. coli) behandelte Gruppe (1 μg/kg) über 10 Minuten,
N=8. Mit Ibuprofen vorbehandelte Gruppe, 30 mg/kg über 60 Minuten,
N=6. Mit Ibuprofen + 2,3-Diacetoxybenzoesäure vorbehandelte Gruppe, 150
mg/kg über
60 Minuten, N=6.
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ARDS kann sich neben bakterieller
Septikämie
aus einer Reihe anderer antreibender oder prädisponierender Zustände entwickeln.
Weil angenommen wird, daß die
humoralen und biochemischen Mechanismen, die zur Verletzung führen, ungeachtet des
antreibenden Faktors ähnlich
sind, kann die Kombinationstherapie von Ibuprofen und 2,3-Diacetoxybenzoesäure wirksam
zur Vorbeugung oder Behandlung von ARDS infolge von Trauma, Drogenüberdosis,
Einatmen, Hyperoxie, Toxine, massive Bluttransfusion, Verbrauchskoagulopathie
und Pankreatitis sowie andere prädisponierende
Zustände sein.
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Eine akute Entzündung manifestiert sich auch
bei einer Gewebsreperfusion nach Myokardverletzung durch Ischämie und
Schlaganfall bei der systemischen Verabreichung von rekombinantem
Interleukin-2 und bei der systemischen Verabreichung von menschlichem
rekombinantem Tumor-Nekrose-Faktor. Die in diesem Patent beschriebenen
Arzneistoffkombinationen können
Therapien für
eine akute Entzündung
sein, die mit diesen klinischen Zuständen einhergeht.
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Die vorstehend beschriebenen Beispiele
sollen die vorliegende Erfindung veranschaulichen.