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Hintergrund
der Erfindung
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Die
Erfindung betrifft Vakzine.
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Die
Erfindung wurde mit Regierungsunterstützung unter Grant No. Al30479
und Grant No. 00917, vergeben von den National Institutes of Health,
gemacht. Die Regierung hat bestimmte Rechte an der Erfindung.
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Darmfieber
und Durchfallerkrankungen, z. B. Typhus abdominalis und Cholera,
sind wichtige Ursachen für
Morbidität
und Mortalität
in allen Entwicklungsländern
(Hook et al., 1980, in Harrison's
Principles of Internal Medicine, 9. Ausgabe, 641-848, McGraw Hill,
New York). Zu den herkömmlichen
Ansätzen
der Entwicklung von Vakzinen für
bakterielle Krankheiten gehören
die parenterale Injektion gereinigter Komponenten oder abgetöteter Organismen.
Diese parenteral verabreichten Vakzine erfordern eine fortgeschrittene
Herstellungstechnologie, sind relativ teuer und stoßen oft
aufgrund von Abneigung gegenüber
Injektionen durch Nadeln auf Widerstand der Patienten. Lebendige
orale Impfstämme
haben gegenüber
parenteralen Vakzinen mehrere Vorteile: geringe Kosten, leichte
Verabreichung und einfache Herstellung.
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Die
Entwicklung von Lebendvakzinen wurde häufig durch mangelndes Verständnis der
Pathogenese der interessierenden Krankheit auf der molekularen Ebene
begrenzt. Kandidaten für
Lebendvakzinstämme
erfordern nicht-reversible genetische Veränderungen, die die Virulenz
des Organismus beeinträchtigen,
aber nicht seine Auslösung
einer Immunantwort. Die Charakterisierung der Mechanismen der Toxigenese
von Vibrio cholerae hat es möglich
gemacht, basierend auf einer Deletion der Toxingene Lebendvakzinstämme herzustellen
(Mekalanos et al., 1983, Nature 306:551, Levine et al., 1988, Infect.
Immun. 56:161).
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Neuere
Studien haben begonnen, die molekulare Basis für das Überleben von Salmonella typhimurium
in Makrophagen und für
die Virulenz zu definieren (Miller et al., 1989), Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 86:5054). Salmonella typhimurium-Stämme mit Mutationen im positiven
regulatorischen Regulon phoP zeigen erheblich attenuierte Virulenz
gegenüber
BALB/c-Mäusen. Das
phoP-Regulon besteht aus zwei als als phoP und phoQ bezeichneten
Genen, die in einem Operon vorliegen. Die Genprodukte von phoP und
phoQ sind anderen Mitgliedern bakterieller Zweikomponenten-Transkriptionsregulatoren,
die auf Umweltreize reagieren, sehr ähnlich und kontrollieren die
Expression einer großen
Anzahl anderer Gene. Eine Mutation in einem dieser von der phoP-Regulationsregion
regulierten Gene, pagC, verursacht einen Defekt der Virulenz. Stämme mit
pagC, phoP oder phoQ-Mutation vermitteln teilweise Schutz gegen
nachfolgende Infektionen durch Wildtyp-Salmonella typhimurium.
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Salmonella-Arten
verursachen ein Spektrum klinischer Krankheitsbilder, zu dem Darmfieber
und akute Gastroenteritis gehören
(Hook et al., 1980, siehe oben). Infektionen durch Salmonella-Arten
sind bei immunsupprimierten Personen häufiger (Celum et al., 1987,
J. Infect. Dis. 156:998). Salmonella typhi, das Bakterium, das Typhus
abdominalis verursacht, kann nur Menschen infizieren (Hook et al.,
1980, siehe oben). Die enge Wirtsspezifität von Salmonella typhi hat
zu einer ausgedehnten Verwendung von Salmonella enteriditis typhimurium- Infektionen von Mäusen als
Labormodell für
Typhus abdominalis geführt
(Carter et al., 1984 J. Exp. Med. 139:1189). Salmonella typhimurium
infiziert ein breiteres Spektrum von Wirten, verursacht beim Menschen
akute Gastroenteritis und bei Mäusen
und Kühen
eine dem Typhus abdominalis ähnliche
Erkrankung.
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Salmonella-Infektionen
werden durch orale Aufnahme erworben. Nachdem sie den Magen durchquert haben,
vermehren sich die Organismen im Dünndarm (Hornik et al., 1970
N. Eng. J. Med. 283:686). Salmonellen sind imstande, in die Zellen
der Darmmukosa einzudringen, und Salmonella typhi kann diese Schleimhautbarriere
durchdringen und sich über
die Peyer'schen
Plaques in die Lamina propria und die regionalen Lymphknoten ausbreiten.
Nach Bakterämie
erfolgt dann Besiedlung der reticuloendothelialen Zellen des Wirtes.
Die Fähigkeit
von Salmonella typhi, in den Zellen des menschlichen reticuloendothelialen
Systems zu überleben
und sich zu vermehren, ist von zentraler Bedeutung für seine
Pathogenese (Hook et al., 1980, siehe oben, Hornick et al., 1970,
siehe oben, und Carter et al., 1984, siehe oben).
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Die
Immunität
gegenüber
Salmonella typhi umfasst humorale und zellvermittelte Immunität (Murphy
et al., 1987, J. Infect. Dis. 156:1005) und kann durch Impfung erworben
werden (Edelman et al., 1986, Rev. Inf. Dis. 8:324). In jüngerer Zeit
zeigten Feldversuche am Menschen eine erhebliche Schutzwirkung gegenüber Salmonella
typhi-Infektion nach intramuskulärer
Impfung mit teilweise gereinigtem Vi-Antigen (Lanata et al., 1983,
Lancet 2:441). Eine antikörperabhängige Verbesserung
der Abtötung
von Salmonella typhi durch T-Zellen wurde an Personen gezeigt, die
eine Salmonella typhi-Lebendimpfung erhielten, was darauf hindeutet, dass
diese Antikörper
möglicherweise
für den
Wirt notwendig sind, um eine zellvermittelte Immunantwort hervorzubringen
(Levine et al., 1987, J. Clin. Invest. 79:888). Die zellvermittelte
Immunantwort ist für
die Immunität gegenüber Typhus
wichtig, da abgetötete
Vakzine, die diese Immunantwort nicht auslösen, beim Menschen keine Schutzwirkung
haben (Collins et al., 1972, Infect. Immun. 41:742).
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Die
Erfindung stellt ein Salmonella-Vakzin bereit, das keine vorübergehende
Bakterämie
hervorruft. Grundsätzlich
umfasst die Erfindung eine Salmonella-Zelle, z. B. eine Zelle von
Salmonella typhi, Salmonella enteritidis, Salmonella typhimurium
oder Salmonella cholerae-suis, deren Virulenz durch eine Mutation
im phoP-Regulon attenuiert ist. Der Begriff „phoP-Regulon" bezeichnet hier
eine DNA, die eine Einheit der Salmonella-Virulenzfaktoren umfasst,
die durch zwei regulatorische Gene, phoP und phoQ, gekennzeichnet
ist, sowie strukturelle Gene, deren Expression von phoP und phoQ
reguliert wird, z. B. durch die regulatorische Region von phoP unterdrückte Gene
(„prg") oder durch die
regulatorische Region von phoP aktivierte Gene („pag"). Solch eine Bakterienzelle kann als
Vakzin verwendet werden, um einen Säuger gegen Salmonellose zu
immunisieren.
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Die
Salmonella-Zelle kann von beliebigem Serotyp sein, z. B. Salmonella
typhimurium, Salmonella paratyphi A, Salmonella paratyphi B, Salmonella
paratyphi C, Salmonella pylorum, Salmonella dublin, Salmonella heidelberg,
Salmonella newport, Salmonella minnesota, Salmonella infantis, Salmonella
virchow oder Salmonella panama.
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Die
Mutation ist eine nicht-reversible Null-Mutation im phoP/phoQ-Lokus,
die eine Deletion der Nukleotide 376 bis 1322 innerhalb des phoP/phoQ-Regulationslokus
umfasst.
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Ein
optionale zweite Mutation kann eine nicht-reversible Null-Mutation
im aroA-Lokus oder eine nicht-reversible Null-Mutation im aroC/aroD-Lokus
oder in einem anderen an der Biosynthese aromatischer Aminosäuren beteiligten
Lokus sein.
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Um
die Virulenz der erfindungsgemäßen Bakterienzellen
noch weiter zu attenuieren, kann die Zelle noch eine weitere Mutation,
z. B. eine Deletion, in einem nicht an der Synthese aromatischer
Aminosäuren
beteiligten Gen enthalten, z. B. eine Mutation, die die Zelle für eine nicht-aromatische
Aminosäure,
z. B. Histidin, auxotroph macht. In einer bevorzugten Ausführungsform
ist die erfindungsgemäße Bakterienzelle
eine Salmonella typhi-Zelle mit dem Genotyp aroA-,
his-, phoP/phoQ-,
z. B. TyLH445.
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Weiterhin
wird eine Salmonella-Zelle offenbart, deren Virulenz durch die konstitutive
Expression eines Gens unter der Kontrolle eines Zweikomponenten-Regulationssystems
attenuiert ist. In bevorzugten Ausführungsformen dieser Zelle ist
die konstitutive Expression das Ergebnis einer Mutation in einem
Bestandteil des Zweikomponenten-Regulationssystems. In bevorzugten
Ausführungsformen
umfasst die bakterielle Zelle eine zweite Mutation, die die Virulenz
attenuiert.
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Weiterhin
wird ein Vakzin offenbart, in dem das Zweikomponenten-Regulationssystem
die phoP-Regulationsregion ist, und das Gen unter Kontrolle des
Zweikomponenten-Systems ein von der phoP-Regulationsregion reguliertes
Gen ist, z. B. ein prg-Gen, z. B. prgA, prgB, prgC, prgE oder prgH,
oder ein pag-Gen, z. B. pagC. Die konstitutive Expression kann das
Ergebnis einer Veränderung
oder Mutation sein, z. B. einer Deletion, (vorzugsweise einer nichtreversiblen
Mutation) im Promotor des regulierten Gens oder der phoP-Regulationsregion,
z. B. eine Mutation im phoQ- oder phoP-Gen, z. B. die phoPc-Mutation.
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Die
Beschreibung offenbart ebenfalls ein Vakzin, das eine Bakterienzelle
umfasst, die durch Verringerung der Expression eins Virulenzgens
unter der Kontrolle der phoP-Regulationsregion attenuiert ist, z.
B. ein prg-Gen, z. B. prgA, prgB, prgC, prgE oder prgH.
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Weiterhin
wird ein Vakzin offenbart, in dem die Salmonella-Zelle eine erste
Mutation umfasst, z. B. eine Deletion, die die Virulenz attenuiert,
z. B. eine Mutation in einem Gen der phoP-Regulationsregion, z. B. eine Mutation
im phoP- oder phoQ-Gen, z. B. phoPc, oder
eine Mutation in einem von der phoP-Regulationsregion regulierten
Gen, und eine zweite Mutation, die die Virulenz attenuiert, z. B.
eine Mutation in einem Gen für
die Synthese aromatischer Aminosäuren,
z. B. in einem aro-Gen, eine Mutation in einem von der phoP-Regulationsregion
regulierten Gen, z. B. eine Mutation in einem prg-Gen, z. B. prgA,
prgB, prgC, prgE oder prgH oder in einem pag-Lokus, z. B. eine pagC-Mutation.
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Weiterhin
wird eine Bakterienzelle offenbart, die eine erste Mutation in einem
Gen der phoP-Regulationsregion und eine zweite Mutation in einem
Gen für
die Synthese von aromatischen Aminosäure, z. B. einem aro-Gen, umfasst.
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In
einem weiteren Aspekt stellt die Erfindung ein Vakzin dar, das eine
lebendige Salmonella-Zelle umfasst, deren Virulenz durch eine nicht-reversible
Null-Mutation innerhalb des phoP/phoQ-Lokus attenuiert ist, so dass
der zelluläre
Genotyp phoP/phoQ- ist, wobei diese nicht-reversible
Null-Mutation eine Deletion der Nukleotide 376-1322 innerhalb des
phoP/phoQ-Lokus
umfasst.
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In
bevorzugten Ausführungsformen
enthält
die Salmonellenzelle eine die Virulenz attenuierende Mutation in
einem zweiten Gen, z. B. einem Gen für die Synthese aromatischer
Aminosäuren,
z. B. einem aro-Gen.
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Weiterhin
wird ein Vakzin offenbart, in dem die Bakterienzelle eine Salmonella-Zelle
ist, das Zweikomponenten-Regulationssystem die phoP-Regulationsregion
ist, und das Gen unter seiner Kontrolle ein prg-Gen, z. B. prgA,
prgB, prgC, prgE oder prgH oder ein pag-Gen, z. B. das pagC-Gen,
ist.
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Weiterhin
wird ein Vakzin, bevorzugt ein Lebendvakzin, offenbart, das eine
Salmonella-Zelle
umfasst, z. B. eine Salmonella typhi-, Salmonella enteritidis typhimurium-
oder Salmonella cholerae-suis-Zelle, die eine erste die Virulenz
attenuierende Mutation in einem Gen für die Biosynthese aromatischer
Aminosäuren,
z. B. einem aro-Gen, und eine zweite die Virulenz attenuierende
Mutation in einem Gen der phoP-Regulationsregion, z. B. eine phoP--Mutation, umfasst.
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Weiterhin
wird eine lebende Salmonella-Zelle oder im Wesentlichen gereinigte
Zubereitung davon offenbart, z. B. eine Salmonella typhi-, Salmonella
enteriditis typhimurium- oder Salmonella cholerae-suis-Zelle, in
der in ein Virulenzgen, z. B. ein Gen der phoP-Regulationsregion,
oder ein von der phoP-Regulationsregion reguliertes Gen, z. B. ein
prg-Gen, z. B. prgA, prgB, prgC, prgE oder prgH oder ein pag-Lokus,
z. B. pagC, ein Gen, das ein heterologes Protein kodiert, oder ein
regulatorisches Element dafür
eingefügt
ist.
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In
bevorzugten Ausführungsformen
trägt die
lebende Salmonella-Zelle eine zweite Mutation, z. B. eine aro-Mutation,
z. B. eine aroA-Mutation, z. B. aroA- oder
aroADEL407, die die Virulenz attenuiert.
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Die
DNA, die ein heterologes Protein exprimiert, kann unter der Kontrolle
eines von Umwelteinflüssen regulierten
Promotors stehen. Die lebende Salmonella-Zelle kann weiterhin eine
DNA-Sequenz, die die T7-Polymerase unter der Kontrolle eines durch
Umwelteinflüsse
regulierten Promotors kodiert, und einen Promotor für die T7-Polymerase,
wobei der T7-Promotor die Expression des heterologen Antigens kontrolliert,
umfassen.
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Weiterhin
wird ein Vektor offenbart, der imstande ist, sich in das Chromosom
von Salmonella zu integrieren, und der folgende Elemente umfasst:
Eine erste DNA-Sequenz, die ein heterologes Protein kodiert; eine
zweite (optionale) DNA-Sequenz, die einen Macker kodiert, z. B.
einen selektiven Macker, z. B. ein Gen, das eine Schwermetallresistenz
vermittelt, oder ein Gen, das eine von dem zu transformierenden
Stamm getragene auxotrophe Mutation komplementiert; und eine dritte
DNA-Sequenz, z. B. ein vom phoP-Regulon kodiertes Gen, z. B. ein
prg-Gen, z. B. prgA, prgB, prgC, prgE oder prgH oder einen pag-Lokus,
z. B. pagC, kodierend ein von der phoP-Regulationsregion reguliertes
Genprodukt, das für
die Virulenz erforderlich ist, wobei die dritte DNA-Sequenz durch
Mutation inaktiviert ist.
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In
weiteren offenbarten Beispielen: Die erste DNA-Sequenz kann auf
dem Vektor so positioniert sein, dass sie die dritte DNA-Sequenz
mutationell inaktiviert; der Vektor kann sich in einem Wildtyp-Stamm
von Salmonella nicht vermehren; das heterologe Protein steht unter
der Kontrolle eines durch Umwelteinflüsse regulierten Promotors;
und der Vektor umfasst weiterhin eine DNA-Sequenz, die die T7-Polymerase
unter der Kontrolle eines durch Umwelteinflüsse regulierten Promotors kodiert,
sowie einen Promotor für
die Transkription durch die T7-Polymerase, wobei der Promotor für die Transkription
durch die T7-Polymerase die Expression des heterologen Antigens
kontrolliert.
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Die
Beschreibung offenbart auch ein Verfahren zur Impfung eines Tieres,
z. B. eines Säugers,
z. B. eines Menschen, gegen eine von einem Bakterium, z. B. Salmonella,
verursachte Krankheit, das die Verabreichung eines erfindungsgemäßen Vakzins
umfasst.
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Der
Begriff „Zweikomponenten-Regulationssystem" bezeichnet hier
ein bakterielles Regulationssystem, das die Expression mehrerer
Proteine in Abhängigkeit
von Umweltsignalen reguliert. Die zwei in dem Ausdruck erwähnten Komponenten
sind ein Sensor, der z. B. einen Umweltparameter wahrnehmen und
als Reaktion darauf die Aktivierung vermitteln kann, z. B. durch
Förderung
der Phosphorylierung der zweiten Komponente, des Aktivators. Der
Aktivator beeinflusst die Expression von Genen unter der Kontrolle
des Zweikomponenten-Systems. Ein Zweikomponenten-System kann z.
B. eine Histidinproteinkinase und einen phosphorylierbaren Regulator
umfassen, wie sowohl in Gram-positiven als auch Gram-negativen Bakterien
gefunden. So sind z. B. bei E. coli 10 Kinasen und 11 Regulatoren
identifiziert worden. Sie kontrollieren die Chemotaxis, die Stickstoffregulation,
die Phosphatregulation, die Osmoregulation, die Sporenbildung und
viele andere zelluläre
Funktionen (Stock et al., 1989 Microbiol. Rev. 53:450-490). Ein Zweikomponenten-System
kontrolliert auch die Virulenz der Pflanzentumorbildung durch Agrobacterium
tumefaciens (Leroux et al. EMBO J 6:849-856). Ähnliche Virulenzregulatoren
sind an der Virulenz von Bordetella pertussis (Arico et al., 1989, Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 86:6671-6675), und Shigella flexneri (Bernardini
et al., 1990, J. Bact. 172:6274-6281) beteiligt.
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Der
Begriff „durch
Umwelteinflüsse
reguliert" bezeichnet
hier ein Expressionsmuster, bei dem die Expression eines Gens in
einer Zelle von dem Niveau einer Eigenschaft oder eines Bestandteils
der Umgebung, in der sich die Zelle befindet, abhängt. Zu
Beispielen gehören
Promotoren in biosynthetischen Stoffwechselwegen, die von dem Spiegel
einer spezifischen Verbindung oder spezifischer Verbindungen, z.
B. Eisen, ein- oder ausgeschaltet werden, temperaturempfindliche
Promotoren oder Promotoren, die in spezifischen zellulären Kompartimenten
aktiver exprimiert werden, z. B. in Makrophagen oder Vakuolen.
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Der
Begriff „Vakzin" bezeichnet hier
eine Zubereitung, die Stoffe umfasst, die einen erwünschten
biologischen Effekt auslösen,
z. B. eine Immunantwort, in Kombination mit einem geeigneten Trägermaterial.
Das Vakzin umfasst einen lebenden Organismus, in welchem Fall es üblicherweise
oral verabreicht wird. (Abgetötete
Organismen oder Bestandteile davon werden üblicherweise parenteral verabreicht.)
Die für
das erfindungsgemäße Vakzin
verwendeten Zellen sind lebend und somit imstande, die Därme des
beimpften Tieres zu besiedeln.
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Der
Begriff „Mutation" bezeichnet hier
jede Art von Veränderung
(im Vergleich zu dem passenden Elternstamm) in der DNA-Sequenz eines
Organismus. Diese Veränderungen
können
z. B. spontan, chemisch, durch Energie, z. B. Röntgenstrahlen, oder durch andere
Arten von Mutagenese, durch gentechnische Veränderungen oder als ein Ergebnis
einer Paarung oder anderer Formen des Austauschs genetischer Informationen
entstehen. Zu Mutationen gehören
z. B. Basenaustausche, Deletionen, Insertionen, Inversionen, Translokationen
oder Duplikationen.
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Eine
Mutation "attenuiert" die Virulenz, wenn
als Ergebnis der Mutation das Maß der Virulenz der mutierten
Zelle im Vergleich zu dem Maß einer
Zelle des Elternstamms verringert ist, wie es z. B. zum Ausdruck kommt
in (a) einer signifikanten (z. B. mindestens 50 %) Verringerung
der Virulenz des mutierten Stammes gegenüber dem Elternstamm, oder (b)
einer signifikanten (z. B. mindestens 50 %) Verringerung der Menge
des als Virulenzfaktor identifizierten Polypeptids bei dem mutierten
Stamm im Vergleich zum Elternstamm.
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Der
Begriff „nicht-reversible
Mutation" bezeichnet
hier eine Mutation, die nicht durch den Austausch eines einzelnen
Basenpaares revertiert werden kann, z. B. Deletions- oder Insertions-Mutationen
und Mutationen, die mehr als einen Schaden umfassen, z. B. eine
Mutation, die aus zwei getrennten Punktmutationen besteht.
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Der
Begriff „phoP-Regulationsregion" bezeichnet hier
ein Zweikomponenten-Regulationssystem, das die Expression der pag-
und prg-Gene kontrolliert. Sie enthält den phoP-Lokus und den phoQ-Lokus.
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Der
Begriff „durch
die phoP-Regulationsregion regulierte Gene" bezeichnet hier Gene wie die pag- und prg-Gene.
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Der
Begriff „pag" bezeichnet hier
ein Gen, das von der phoP-Regulationsregion positiv reguliert wird.
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Der
Begriff „prg" bezeichnet hier
ein Gen, das von der phoP-Regulationsregion negativ reguliert wird.
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Der
Begriff „Gen
für die
Synthese aromatischer Aminosäuren" bezeichnet hier
ein Gen, das ein Enzym kodiert, das einen Schritt in der Synthese
einer aromatischen Aminosäure
katalysiert. aroA, aroC und aroD sind Beispiele solcher Gene bei
Salmonella. Mutationen in diesen Genen können ohne vollständigen Verlust der
Immunogenität
die Virulenz attenuieren.
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Der
Begriff „abnormale
Expression" bezeichnet
hier eine Expression, die höher
oder niedriger als die im Wildtyp beobachtete ist.
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Der
Begriff „heterologes
Protein" bezeichnet
hier ein Protein, das im Wildtyp nicht exprimiert oder von einem
anderen Ort auf dem Chromosom exprimiert wird, z. B. ist ein heterologes
Protein eines, das von einem Gen kodiert wird, das in ein zweites
Gen inseriert worden ist.
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Der
Begriff „Virulenzgen" bezeichnet hier
ein Gen, dessen Inaktivierung zu einer Salmonella-Zelle geringerer
Virulenz als eine ähnliche
Salmonella-Zelle, in der das Gen nicht inaktiviert ist, führt. Zu
den Beispielen gehören
phoP-, pagC- und prgH-Gene.
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Der
Begriff „Marker" bezeichnet hier
ein Genprodukt, dessen Gegenwart leicht zu messen ist, z. B. ein Genprodukt,
das Resistenz gegenüber
einem Schwermetall vermittelt oder ein Genprodukt, das unter einem gegebenen
Satz von Bedingungen das Wachstum ermöglicht oder verhindert.
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Der
Begriff „gereinigte
Zubereitung" bezeichnet
hier eine Zubereitung, z. B. eine Zubereitung eines Proteins, gereinigt
von den Proteinen, Lipiden und anderen Substanzen, mit denen es
assoziiert ist. Die Zubereitung ist vorzugsweise mindestens zweifach
bis zehnfach gereinigt.
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Der
Begriff „konstitutive
Expression" bezeichnet
hier eine Genexpression, die in geringerem Maße moduliert oder reguliert
wird als die Expression des gleichen Gens in einem geeigneten Kontrollstamm,
z. B. einem Eltern- oder Wildtypstamm. Wenn z. B. ein Gen normalerweise
unter einem ersten Satz von Bedingungen reprimiert und unter einem
zweiten Satz von Bedingungen dereprimiert ist, wäre die konstitutive Expression eine
Expression auf gleichem Niveau, z. B. dem reprimierten Niveau, dem
dereprimierten Niveau oder einem mittleren Niveau, ohne Abhängigkeit
von den Bedingungen. „Teilweise
konstitutive Expression" wird
in die Definition der konstitutiven Expression eingeschlossen und
liegt vor, wenn der Unterschied zwischen zwei Expressionsniveaus
im Vergleich zu dem, was in einem geeigneten Kontrollstamm, z. B.
einem Wildtyp- oder Elternstamm beobachtet wird, verringert ist.
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Eine "im Wesentlichen gereinigte
Zubereitung" einer
Bakterienzelle ist eine Zubereitung von Zellen, in denen verunreinigende
Zellen ohne den erwünschten
Mutantengenotyp weniger als 10 %, vorzugsweise weniger als 1 % und
insbesondere bevorzugt weniger als 0,1 % der gesamten Zellzahl in
der Zubereitung darstellen.
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Die
Erfindung ermöglicht
durch Mutationen in regulatorischen Zweikomponenten-Systemen die
Attenuation der Virulenz von Bakterien und von Vakzinen, die lebende
Bakterien enthalten. Die erfindungsgemäßen Vakzine sind im Hinblick
auf ihre Virulenz in hohem Maße
attenuiert, aber sie behalten ihre Immunogenität, so dass sie sowohl sicher
als auch wirksam sind. Die hier offenbarten Vektoren erlauben die
schnelle Herstellung von Stämmen,
die DNA enthalten, die heterologe Proteine kodiert, z. B. Antigene.
Die das heterologe Protein kodierende DNA ist chromosomal integriert
und damit, im Gegensatz zu Plasmidsystemen, deren Stabilität von Antibiotikumresistenz
oder anderem Selektionsdruck abhängt,
stabil. Lebende Salmonella-Zellen,
in denen die Expression eines heterologen Proteins unter der Kontrolle
eines auf Umwelteinflüsse
reagierenden Promotors steht, exprimieren kein heterologes Protein,
wenn eine solche Expression unerwünscht ist, z. B. während der
Kultur, Vakzinherstellung oder Lagerung, was die Lebensfähigkeit
der Zellen erhöht,
aber bilden große
Mengen des Proteins, wenn sie Menschen oder Tieren verabreicht werden.
Dies ist wünschenswert,
weil eine hohe Expression vieler heterologer Proteine in Salmonella
von toxischen Wirkungen gegenüber
dem Bakterium begleitet sein kann. Die Verwendung einer einzelnen
integrierten Kopie der das heterologe Protein kodierenden DNA trägt ebenfalls
zu minimaler Expression des heterologen Proteins bei, wenn die Expression nicht
erwünscht
ist. In Ausführungsformen,
in denen ein Virulenzgen, z. B. das pagC-Gen oder das prgH-Gen, den
Integrationsort für
die das heterologe Protein kodierende DNA enthält, ist die Virulenz des Organismus
attenuiert.
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Der
Begriff „im
Wesentlichen reine DNA" bezeichnet
hier eine Nukleinsäuresequenz,
ein Nukleinsäuresegment
oder Nukleinsäurefragment,
die bzw. das von den in natürlichem
Zustand flankierenden Sequenzen gereinigt ist, z. B. eine DNA, die
von den normalerweise an das Fragment angrenzenden Sequenzen befreit ist,
z. B. von den Sequenzen, die in dem Genom, in dem es normalerweise
vorkommt, angrenzen, befreit ist. Der Begriff bezieht sich auch
auf eine DNA, die im Wesentlichen von anderen Komponenten, die natürlicherweise
die DNA begleiten, gereinigt ist, z. B. DNA, die von den Proteinen
gereinigt ist, die normalerweise mit ihr in einer Zelle vergesellschaftet
sind.
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Andere
Merkmale und Vorteile der Erfindung gehen aus der nachfolgenden
Beschreibung der bevorzugten Ausführungsformen und aus den Ansprüchen hervor.
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Beschreibung der bevorzugten
Ausführungsformen
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Zunächst werden
die Zeichnungen beschrieben.
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Zeichnungen
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1 ist
eine graphische Darstellung des Überlebens
von Salmonella-Stämmen
in Makrophagen.
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2 ist
eine Karte der Restriktionsendonuklease-Schnittstellen im pagC-Lokus.
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3 ist
eine graphische Darstellung der DNA-Sequenz der pagC-Region (SEQ
ID NO:1).
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4 ist
eine Karte der Position von prgH innerhalb des hil-Lokus. Die Pfeile
zeigen die Richtung der Orientierung des Neomycin-Promotors der
Tn5B50-Insertionen innerhalb des hil-Lokus und die Transkriptionsrichtung
des prgH1::TnphoA-Fusionsproteins an. Restriktionsendonuklease-Schnittstellen
sind dargestellt durch B, BamHI; H, HinDIII; X, XhoI; S, SacI; V,
EcoRV.
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5 ist
eine DNA-Sequenz aus dem prgH-Gen (Plasmid pIB01) (SEQ ID NO:3).
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6 ist
ein Balkendiagramm, das einen Vergleich der Empfindlichkeit von
Wildtyp (ATCC 14028), PhoP-Null-Mutanten (CS015) und pag::TnphoA-mutierten
Stämmen
gegenüber
Defensin NP-1 zeigt. Die Y-Achse stellt den Defensin-Abtötungsindex
(Defensin Killing Index, DKI) dar, bei dem es sich um ein Maß für die durch
NP-1-Exposition abgetöteten
Bakterien handelt. Der DKI ist als die logarithmische Funktion des
Verhältnisses
von Kontrollbakterien zu überlebenden
Bakterien nach Inkubation mit NP-1 definiert [DKI=log (CFU ohne
NP-1/CFU mit NP-1)]. Die einzelnen Balken stellen Mittelwert und
Standardabweichung aus 5 getrennten Experimenten dar. Die X-Achse
bezeichnet das mutierte Allel. Es wurde ermittelt, dass der durchschnittliche DKI
für jeden
der getesteten prgH1::TnphoA-Stämme
sich nicht von dem von Wildtyp-Salmonella unterschied (p < 0,05). Im Gegensatz
hierzu unterschied sich die phoP-Mutante erheblich (p < 0,0001).
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7 ist
ein Diagramm, das eine teilweise physische Karte der Restriktionsendonuklease-Schnittstellen
in der chromosomalen Region von pagC zeigt. Die für 50 % der
Mäuse letalen
Dosen (LD50) der Stämme mit Transposoninsertionen
in pagD, envE, msgA und pagC sind über jedem Gen eingetragen.
Horizontale Pfeile zeigen die Transkriptionsrichtung. Vertikale
Pfeile bezeichnen TnphoA-Insertionen, und das leere Dreieck bezeichnet
eine mudJ-Insertion. Unterhalb der chromosomalen Karte befindet
sich eine Darstellung des DNA-Inserts im Plasmid pCAA9, das mit
TnphoA und mudJ mutagenisiert wurde. Buchstabenkürzel: A, AccI; C, ClaI; E,
EcoRI; H, HpaI; P, PstI; und V, EcoRV.
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8 ist eine DNA-Sequenz der Region stromaufwärts von
pagC einschließlich
der Translation jedes offenen Leserahmens. Die HpaI- und ClaI-Restriktionsschnittstellen
am Anfang und Ende der Region sind dargestellt. Shine-Dalgarno-Regionen
sind unterstrichen und Stem-Loop-Strukturen (potenzielle ρ-unabhängige Terminatoren)
sind mit einer Linie oberhalb und unterhalb der Sequenz markiert.
Pfeilspitzen bezeichnen die Stelle der repräsentativen Transposon-Einfügung in
jedem Gen. Horizontale Pfeile in den pagD- und msgA-Promotorregionen
kennzeichnen die Transkriptionsinitiationsstellen, und Sterne kennzeichnen
die -10- und -35-Sequenzen.
Die Konsensusstelle für
die Anfügung
von Fettsäuren
in EnvF is in Klammern eingeschlossen. Der pagD-Leserahmen beginnt
bei Nukleotid 91 und endet bei Nukleotid 354 der SEQ ID NO:5; der
envE-Leserahmen beginnt bei Nukleotid 1114 und endet bei Nukleotid
1650 von SEQ ID NO:5; der msgA-Leserahmen beginnt bei Nukleotid
1825 und endet bei Nukleotid 2064 von SEQ ID NO:5; und der envF-Leserahmen
beginnt bei Nukleotid 2554 und endet bei Nukleotid 3294 von SEQ
ID NO:5.
-
9 ist eine DNA-Sequenz, die die prgH-,
prgI-, prgJ- und prgK-Gene enthält.
Das Startcodon (ATG) jedes Gens ist unterstrichen, und das Stopcodon
ist mit einem Sternchen gekennzeichnet. Der prgH-Leserahmen beginnt
bei Nukleotid 688 und endet bei Nukleotid 1866 von SEQ ID NO:10;
der prgI-Leserahmen beginnt bei Nukleotid 1891 und endet bei Nukleotid
2133 von SEQ ID NO:10; der prgJ-Leserahmen beginnt bei Nukleotid
2152 und endet bei Nukleotid 2457 von SEQ ID NO:10; und der prgK-Leserahmen
beginnt bei Nukleotid 2454 und endet bei Nukleotid 3212 von SEQ
ID NO:10.
-
10 ist
ein Liniendiagramm, das die Wachstumsraten des Salmonella-Elternstamms
(aroA-) und des Vakzin-Stammes (aroA-, phoP-) zeigt.
-
11 ist
ein Balkendiagramm, das die Defensinempfindlichkeit von Mäuse-Vakzinstämmen (Salmonella
typhimurium) zeigt.
-
12 ist
ein Balkendiagramm, das die Aktivierung von phoP, unter Verwendung
des PagB:LacZ-Fusionskonstrukts als Reporter anhand der LacZ-Aktivität gemessen,
darstellt.
-
13 ist
ein Balkendiagramm, das die Defensinempfindlichkeit des Salmonella
typhi-Vakzin-Stammes
TyLH445 verglichen mit dem aroA--Elternstamm
zeigt.
-
14A ist ein Diagramm, das die relative Expression
der konstitutiven Expression (610 und 617) und der phoP-regulierten
(pagC und pagD) Expression von AP-Fusionsproteinen zeigt.
-
14B ist ein Diagramm, das die Immunreaktion auf
Lipopolysaccharid (LPS) zeigt.
-
14C ist ein Diagramm, das die Immunantwort auf
das als Modell verwendete heterologe Antigen, AP, zeigt.
-
15 ist
eine DNA-Sequenz, die die intergene Region von pagC bis pagD zeigt.
Der Translationsstart von pagC (ATG auf dem entgegengesetzten DNA-Strang)
ist unterstrichen (Nukleotide 1 bis 3 der SEQ ID NO:15). Der Transkriptionsstart
von pagC (Nukleotid 562) ist mit einem nach links deutenden Pfeil
markiert. Der Translationsstart von pagD (ATG) ist unterstrichen
(Nukleotide 815 bis 817 von SEQ ID NO:15). Der Transkriptionsstart
von pagD ist mit einem nach rechts deutenden Pfeil bezeichnet (Nukleotid
776).
-
Hinterlegung
von Stämmen
-
Unter
den Bedingungen des Budapester Vertrags über die internationale Anerkennung
der Hinterlegung von Mikroorganismen zu Zwecken des Patentverfahrens
wurden die folgenden Materialien bei der American Type Culture Collection
(ATCC) in Rockville, MD, USA, hinterlegt.
-
Der
Bevollmächtigte
des Anmelders, Massachusetts General Hospital, erklärt, dass
die ATCC eine Hinterlegungsstelle ist, die die Dauerhaftigkeit des
hinterlegten Materials und, wenn ein Patent gewährt worden ist, unproblematische
Zugänglichkeit
für die Öffentlichkeit
gewährt.
Alle Einschränkungen
betreffend die Verfügbarkeit
des solchermaßen
hinterlegten Materials für
die Öffentlichkeit
werden bei Gewährung
eines Patents unwiderruflich aufgehoben. Während des laufenden Anmeldungsverfahrens
wird das Material demjenigen verfügbar sein, der vom Commissioner
als nach 37 CFR 1.14 und 35 USC § 122
dazu berechtigt anerkannt wird. Das hinterlegte Material wird mit
aller notwendigen Sorgfalt gepflegt werden, um es über einen
Zeitraum von mindestens fünf
Jahren nach der letzten Anforderung einer Probe des hinterlegten
Plasmids und in jedem Fall über
einen Zeitraum von mindestens dreißig (30) Jahren nach dem Hinterlegungsdatum
oder über
die durchsetzbare Lebensdauer des Patents, welcher der beiden Zeiträume jeweils
länger
ist, lebensfähig
und unkontaminiert zu erhalten. Der Bevollmächtigte der Anmelder erkennt
seine Pflicht an, das hinterlegte Material zu ersetzen, sollte aufgrund
des Zustandes des hinterlegten Materials die Hinterlegungsstelle
unfähig
sein, auf Anfrage eine Probe zur Verfügung zu stellen.
-
Der
PhoPc-Stamm CS022 (unten beschrieben) ist
bei der American Type Culture Collection (Rockville, MD) hinterlegt
worden und hat die ATCC-Bezeichnung 55130 erhalten.
-
Das
Plasmid pIB01, das das prgH-Gen enthält, ist am 9. Juli 1993 bei
der American Type Culture Collection (Rockville, MD) hinterlegt
worden und hat die ATCC-Bezeichnung 75496 erhalten. Tabelle
1: Bakterienstämme
und Eigenschaften
Tabelle
2: Virulenz und Schutzwirkung von PhoP
c-
und PhoP
--Salmonella-Stämmen
- (*) Die Organismen
wurden oral verabreicht. In allen anderen Experimenten wurden die
Organismen intraperitoneal verabreicht.
-
Der PhoPc-Stamm
ist bezüglich
des Überlebens
innerhalb von Makrophagen defizient
-
Aufgrund
der Bedeutung des Überlebens
innerhalb von Makrophagen für
die Virulenz von Salmonella (Fields et al., 1986, Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 83:5189) wurden PhoPc-Bakterien auf diese
Eigenschaft getestet. Der Stamm CS022 hatte im Vergleich zu Wildtyporganismen
Defekte in der Fähigkeit,
in Makrophagen zu wachsen und zu persistieren (1).
In 1 wird das Überleben
von Stamm CS022 (PhoPc) (Dreiecke) in kultivierten
Makrophagen mit dem von Wildtyp-Salmonella typhimurium ATCC 10428
(Kreise) verglichen. Das gezeigte Experiment ist repräsentativ.
Der Unterschied zwischen den beiden Stämmen nach 4 und 24 h ist signifikant
(p < 0,05). PhoP--Bakterien schienen einen den von PhoPc-Bakterien qualitativ ähnlichen Defekt des Überlebens
in Makrophagen zu haben, aber überlebten
in Parallelexperimenten durchgehend 2 bis 3 Mal besser. Die erhöhte Rückgewinnung
von zum PhoPc-Phänotyp revertierten Organismen
aus Mäuseorganen
mit hohem Makrophagengehalt ist in Übereinstimmung mit dem reduzierten Überleben
von PhoPc-Mutanten in Makrophagen in vitro.
-
Verwendung des PhoPc-Stamms als Lebendvakzin
-
Es
wurde zuvor berichtet, dass PhoPc-Stämme als
Lebendvakzine nützlich
zum Schutz gegen Mäusetyphus
sind (Miller et al, 1989, siehe oben). Die Immunogenität von PhoPc, verwendet als attenuiertes Lebendvakzin
bei Mäusen,
wurde mit der von PhoP- verglichen. Dies
geschah durch gleichzeitige Bestimmung des Überlebens von zuvor mit abgestuften
Dosierun gen der beiden Lebendvakzin-Stämme immunisierten Mäusen nach
Belastung mit abgestuften Dosierungen des Wildtypstammes ATCC 10428.
CS015 phoP::Tn10d-Cam und CS022 pho-24, ebenso Kontrolle mit Kochsalzpuffer.
Die Ergebnisse (Tabelle 2) legen die folgenden Schlussfolgerungen
nahe: (I) kleine intraperitoneale Dosierungen des PhoPc-Stamms
(z. B. 15 Organismen) schützen
Mäuse wirksam
vor Belastungsdosen bis zu 5 × 105 Bakterien (eine Belastungsdosis, die mehr
als das 104fache der LD50 bei
intraperitonealer Gabe darstellt), (II) oral verabreichte große Dosen
von PhoPc-Organismen schützen Mäuse vollständig vor einer oralen Belastung,
die aus 5 × 107 Wildtypbakterien besteht (mehr als das
200fache der LD50 für Wildtyp bei oraler Gabe)
und (III) verglichen hiermit gewährt
eine große
Dosis von PhoP--Organismen (5 × 105) keinen vergleichbaren Schutz. Die Reversion
der PhoPc-Mutation in vivo erschwert die
Analyse der Verwendung dieser Stämme
als Vakzine etwas, da Revertanten des CS022-Stammes (d. h. Wildtypzellen)
die Immunogenität
erhöhen
könnten.
Jedoch waren wir außerstande,
in einer Untersuchung von 10 % des verfügbaren Milz- und Lebergewebes
aus denjenigen Mäusen,
die 104 oder weniger Organismen erhalten
hatten, Revertanten zu identifizieren.
-
Stämme, Materialien und Methoden
-
Die
Stämme,
Materialien und Methoden, die bei der oben beschriebenen Arbeit
am PhoP-Regulon verwendet wurden, sind wie folgt.
-
Der
American Type Culture Collection (ATCC)-Stamm 14028, ein glatte
Kolonien bildender, virulenter Stamm von Salmonella typhimurium,
war der Elternstamm für
alle Virulenzuntersuchungen. Der Stamm TT13208 wurde von Nang Zhu
und John Roth zur Verfügung
gestellt. Der Stamm TA2367 wurde großzügigerweise von Gigi Stortz
und Bruce Ames zur Verfügung
gestellt (Kier et al., 1979, siehe oben). Der Bakteriophage P22HT-int
wurde in Transduktionskreuzungen verwendet, um Stämme herzustellen,
die mit Ausnahme der Mutationen im phoP-Lokus isogen waren (Davis
et al., 1980, Advanced Bacterial Genetics, S. 78, 87. Cold Spring Harbor
Laboratory, Cold Spring Harbor, NY). Luria-Bouillon wurde als Vollmedium
verwendet, und das Minimalmedium war M9 (Davis et al, 1980, siehe
oben). Das chromogene Phosphatasesubstrat 5-Brom-4-chlor-3-indolylphosphat
(XP) wurde verwendet, um die Bildung von Säure und AP auf festem Wachstumsmedium
qualitativ zu bestimmen.
-
Derivate
von Salmonella typhimurium ATCC 10428 mit der pho-24-Mutation wurden
durch die Verwendung des Stammes TA2367 als Donor des purB-Gens
bei einer P22-Transduktionskreuzung mit dem Stamm CS003ΔphoPΔpurB (Miller
et al., 1989, siehe oben) hergestellt. Die Kolonien wurden dann
anhand ihrer Fähigkeit,
auf Minimalmedium zu wachsen, selektiert. Ein als CS022 bezeichneter
Transduktant (Phänotyp PhoPc), der im Vollmedium 1750 Einheiten saure
Phosphatase synthetisierte (eine 9fache Steigerung gegenüber dem
Wildtypniveau im Vollmedium), wurde in weiteren Untersuchungen verwendet.
-
Derivate
der Stämme
CS022 und CS023 pho-24 phoN2 zxx::6251 Tn10d-Cam, einem für saure
Phosphatase negativen Derivat von CS022, die pag-Genfusionen enthielten,
wurden durch Transduktionskreuzungen mittels Bakteriophage P22 hergestellt,
wobei auf TnphoA- oder mudJ-kodierte Kanamycinresistenz selektiert
wurde. Die Stämme
wurden auf das intakte pag-Fusionsgen
durch Nachweis des passenden Verlusts der Fusionsproteinaktivität nach Einführung eines
phoP105::Tn10d oder phoP102::Tn10d-Cam-Allels getestet.
-
Messungen
der sauren Phosphatase, AP und β-Galactosidase
wurden wie zuvor beschrieben durchgeführt (Miller et al, 1989, siehe
oben) und sind in Einheiten angegeben, wie von Miller 1972 definiert
(Miller, 1972, Experiments in molecular genetics, S. 352-355, Cold
Spring Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor, NY).
-
Bei
den Virulenz- und Impfungsstudien an Mäusen wurden über Nacht
in Luria-Bouillon kultivierte Bakterien in normalem Kochsalzpuffer
gewaschen und verdünnt.
Der Wildtyp-Elternstamm von CS022 (ATCC 10428) wurde bei allen Lebendvakzinstudien
zur Belastung verwendet. Bei diesem Stamm beträgt die für 50 % der Tiere tödliche Dosis
(LD50) für
unbehandelte erwachsene BALB/c-Mäuse
weniger als 20 Organismen bei intraperitonealer (i. p.) Injektion
und 5 × 104 bei oraler Verabreichung in Natriumhydrogencarbonat.
Die Mäuse wurden
von Charles River Breeding Laboratories Inc. (Wilmington, Mass.)
erhalten und waren bei der ersten Belastung 5 bis 6 Wochen alt.
Alle i. p.-Inokulierungen wurden wie zuvor beschrieben durchgeführt (Miller
et al., 1989, siehe oben). Orale Belastungsexperimente wurden mit
in LD-Bouillon kultivierten und durch Zentrifugation konzentrierten
Bakterien durchgeführt.
Die Bakterien wurden in 0,1 M NaHCO3 resuspendiert,
um die Magensäure
zu neutralisieren, und Tieren unter Etheranästhesie als 0,5-ml-Bolus verabreicht.
Koloniezählungen
wurden durchgeführt,
um die Anzahl der verabreichten Organismen genau zu bestimmen. Alle
Belastungsexperimente wurden 1 Monat nach der ip-Inokulierung und
6 Wochen nach der oralen Belastung durchgeführt. Die Belastungs-Inokula
wurden auf dem gleichen Weg wie die Impfungen verabreicht. Die Pflege
aller Tiere folgte den Institutsrichtlinien, wie von den Tierpflegekomitees
im Massachusetts General Hospital und der Harvard Medical School
festgelegt.
-
Proteinelektrophorese
wurde folgendermaßen
durchgeführt:
Eindimensionale Proteingelelektrophorese wurde nach der Methode
von Laemmli (Laemmli, 1970, Nature 227:680) mit Gesamtzell-Proteinextrakten von über Nacht
in Luria-Bouillon kultivierten Zellen in stationärer Phase durchgeführt. Die
Gele wurden fixiert und mit Coomassie-Brillantblau 8250 in 10 %
Essigsäure/10
% Methanol gefärbt.
Zweidimensionale Proteingelelektrophorese wurde nach der Methode
von O'Farrell (O'Farrell, 1975, J.
Biol. Chem. 250:4007) mit den gleichen Gesamtzellextrakten durchgeführt. Die
isoelektrische Fokussierung unter Verwendung 1,5%iger Ampholinien
von pH 3,5 bis pH 10 (LKB Instruments, Baltimore, Md.) wurde über 9600
V h durchgeführt
(13 h 45 min bei 700 V). Der fertige pH-Gradient in der Gelröhre reichte
von pH 4,1 bis pH 8,1, durch eine Oberflächen-pH-Elektrode (BioRad Laboratories,
Richmond, Calif.) und gefärbte
acetylierte Cytochrom pI-Marker (Calbiochem-Behring, La Jolla, Calif.),
die in einem benachbarten Röhrchen
liefen, gemessen. Die Gelblöcke wurden
mit Silber gefärbt
(Merril et al., 1984, Methods Enzymol. 104:441).
-
Die
Experimente zur Untersuchung des Überlebens in Makrophagen wurden
wie zuvor beschrieben durchgeführt
(Miller et al., 1989, siehe oben), nach der Methode von Buchmeier
(Buchmeier et al., 1989, Infect. Immun. 57:1), modifiziert nach
Lissner (Lissner et al., 1983, J. Immunol. 131:3006). In der stationären Phase befindliche
Zellen wurden 30 min lang in normalem Mäuseserum opsoniert, bevor sie
kultivierten aus dem Knochenmark gewonnenen Makrophagen, die BALB/c-Mäusen entnommen
worden waren, ausgesetzt wurden. 1 h nach der Infektion wurde Gentamicinsulfat
(8 μg/ml)
zugesetzt, um extrazelluläre
Bakterien abzutöten.
Alle Zeitpunkte wurden jeweils dreifach gemessen und in drei getrennten
Durchgängen
wiederholt.
-
PhoPc-mutierte
Stämme
sind als Lebendvakzine wirksamer
-
In
PhoPc mutierte Salmonella typhimurium-Zellen
sind als Lebendvakzin gegen Mäusetyphus
sehr wirksam und PhoP--Bakterien überlegen.
Bereits 15 PhoPc-Bakterien schützen Mäuse vor
dem 105fachen der LD50 (letalen
Dosis für
50 % der Tiere) der Wildtyp-Organismen bei intraperitonealer Verabreichung
(Tabelle 3). Dies lässt
vermuten, dass pag-Genprodukte für
die schützende
Immunität
gegen Mäusetyphus
wichtige Antigene sind. Vorläufige
Ergebnisse haben dokumentiert, dass zu den vom Serum chronischer
Typhusträger
erkannten Antigenen einige phoP-regulierte Genprodukte von Salmonella
typhi gehören.
Wenn protektive Antigene nur im Wirt exprimiert werden, können Totvakzine,
die nur in Vollmedium kultiviert wurden, keine Immunantwort gegen
diese Proteine auslösen.
-
Die
Verwendung verschiedener Salmonella typhimurium-Totvakzinzubereitungen,
die unterschiedliche Mutationen im phoP-Regulon enthielten, wurde
untersucht. Wie in Tabelle 3 gezeigt, sind keine Zubereitungen toter
Zellen (nicht einmal diejenigen, die Gemische aus PhoP-– und PhoPc-Bakterien enthalten) so effektive Vakzine
wie lebende Bakterien. Dies lässt
vermuten, dass es andere Eigenschaften lebender Vakzine gibt, die
die Immunogenität
erhöhen,
oder dass wichtige nicht von phoP regulierte Antigene nicht in diesen
Zubereitungen enthalten sind. Der einzige in irgendeinem Tierversuch
beobachtete Schutz war bei der niedrigsten Belastungsdosis in mit
PhoPc-Bakterien immunisierten Tieren. Dies
legt weiterhin nahe, dass durch phoP aktivierte Gene wichtige schützende Antigene
sind.
-
Tabelle
3 Salmonella
mit phoP-Regulon-Mutationen als Totvakzin
-
- CS015 = phoP102::Tn 10d-Cam
- CS022 = pho-24
- BALB/c-Mäuse
wurden im Abstand von 7 Tagen 2 Mal mit 5 × 108 formalinabgetöteten Bakterien
immunisiert. Drei Wochen nach der zweiten Impfung wurden die Mäuse mit
Wildtyporganismen in den beiden angegebenen Dosierungen belastet.
Die eingeklammerten Zahlen bedeuten keine Überlebenden nach der Belastung
und geben die Anzahl der Tage bis zum Tod an.
- (*) Anzahl der Überlebenden/Anzahl
der belasteten Tiere.
- phoPc bezeichnet die konstitutive unregulierte
Expression der phoP-aktivierten Gene und fehlende Expression der
phoP-reprimierten Gene.
- phoP- bezeichnet die fehlende Expression
der phoP-aktivierten Gene und Expression der phoP-reprimierten Gene.
-
Stämme mit Doppelmutationen in
aroA und dem phoP-Regulon
-
Neuere
Anstrengungen von Stocker, Levine und Kollegen haben sich auf die
Verwendung von Stämmen
mit auxotrophen Mutationen in den Stoffwechselwegen für aromatische
Aminosäuren
und Purinkörper
als Lebendvakzine konzentriert (Hoseith et al., 1981, Nature 291:238;
Stocker, 1988, Vakzine 6:141, und Levine et al., 1987, J. Clin.
Invest. 79:888). Purinstoffwechselmutationen erwiesen sich als zu
attenuierend für
Immunogenität,
wahrscheinlich deswegen, weil im Inneren eines Säugers dem Organismus keine
Purinkörper
zur Verfügung
stehen (Sigwart et al., 1989, Infect. Immun. 57:1858). Da auxotrophe
Mutationen durch homologe Rekombinationsereignisse mit von Organismen
in der Umgebung gespendeten Wildtypkopien komplementiert werden
können
oder die benötigten
Metaboliten im Wirtsorganismus verfügbar sein können, erscheint es für Lebendvakzine
vernünftig,
eine zweite attenuierende Mutation in einem anderen Virulenzmechanismus
zu tragen (d. h. nicht nur eine zweite Mutation im gleichen Stoffwechselweg). Überdies
haben die aroA-Mutanten eine gewisse Restvirulenz in Mäusen. Verschiedene
Stämme
mit aroA-Mutationen in Kombination mit Mutationen in phoP-Regulon wurden auf
Attenuierung der Virulenz und Immunogenität untersucht. Tabelle 4 zeigt, dass
eine PhoP
-– oder PhoP
c-Mutation
eine aroA-Mutante von Salmonella typhimurium weiterhin um das mindestens
100fache attenuiert, und dass Immunogenität zumindest bei hohen Dosen
von Impforganismen beibehalten wird. Stämme, die sowohl einen pagC
-- als auch einen phoP
c-Phänotyp besitzen,
sind ebenfalls weiter attenuiert als jede Mutation für sich alleine.
Daher können
Mutationen im phoP-Regulon die Sicherheit von aroA-Lebendvakzinzubereitungen
erhöhen. Tabelle
4A Zusätzliche
Attenuierung von aroA-Mutanten durch Mutationen im PhoP-Regulon
Tabelle
4B Schutzwirkung
von Salmonella mit Mutationen im aroA/phoP-Regulon
- (*) Überlebende/belastete
Mäuse.
- (**) Bezeichnet orale Inokulation; bei allen andern Experimenten
erfolgte die Inokulation intraperitoneal.
- CS004 = aroA554::rn10.
- SL3261 = aroAΔ407
hisG46.
- CS322 = aroA554::Tn10 pho-24.
- CS323 = aroAΔ407
pho-24.
- CS315 = aroA554::Tn10 phoP102::Tn10d-Cam.
- CS316 = aroAΔ407
hisG46 phoP102::Tn10d-Cam.
- CS026 = pagC1::TnphoA pho-24 phoN2 zxx::6251TN10d-Cam.
-
Mutationen
im phoP-Regulon von Salmonella typhi
-
Das
phoP-Regulon ist bei Salmonella typhi zumindest teilweise konserviert.
DNA-Hybridisierungsexperimente ebenso wie Transduktionskreuzungen
unter Verwendung des Bakteriophagen P22 haben gezeigt, dass die
phoP-, phoQ- und pagC-Gene zwischen Salmonella typhi und Salmonella
typhimurium in hohem Maße
konserviert zu sein scheinen. Bei Salmonella typhi wurden Mutationen
dieser Gene durchgeführt.
-
Salmonella-Lebendvakzine
als Übertragungssysteme
für heterologe
Antigene
-
Der
im Vakzinübertragungssystem
verwendete Vektor ist ein Derivat von pJM703.1, beschrieben von Miller
(Miller et al., 1988, J. Bact. 170:2575). Dieser Vektor ist von
R6K abgeleitet, mit einer Deletion im pir-Gen. R6K-Derivate benötigen das
Proteinprodukt des pir-Gens zur Replikation. E. coli-Zellen, die
das pir-Gen in Form eines Prophagen des λ-Bakteriophagen tragen, können die
Replikation dieses Vektors unterstützen. Zellen, die das pir-Gen
nicht enthalten, können
die Replikation des Vektors in Plasmidform nicht unterstützen. Dieser
Vektor enthält
auch die mob-Region von RP4, die eine Mobilisierung in andere gram-negative
Bakterien aus E coli-Stämmen
wie SM10λpir,
die die Mobilisationsfunktionen in Trans zur Verfügung stellen
können, durch
Paarung ermöglicht.
-
Die
pagC-Region ist in den 2 und 3 dargestellt. 2 zeigt
die Restriktionsendonukleaseschnittstellen des pagC-Lokus. Der fette
Balken bezeichnet die pagC kodierende Sequenz. Die Insertionsstelle von
TnphoA ist durch ein umgedrehtes Dreieck bezeichnet. Die Transkriptionsrichtung
wird durch den Pfeil bezeichnet und ist von links nach rechts. Die
Zahlen bezeichnen die Orte der Endonukleaseschnittstellen, ausgedrückt in der
Anzahl von Basenpaaren relativ zum Startcodon der vorhergesagten
pagC-Translation, wobei positive Zahlen eine Position stromabwärts vom
Startcodon und negative Zahlen eine Position stromaufwärts vom
Startcodon anzeigen. A ist AccI, B ist BglI, C ist ClaI, D ist DraI,
E ist EcoRI, H ist HpaI, N ist NruI, P ist PstI, S ist SspI, T ist
StuI, U ist PvuII, V ist EcoRV und II ist BglII. 3 zeigt
die DNA-Sequenz
(SEQ ID NO: 1) und Translation von pagC::TnphoA. Die fett unterstrichene
Sequenz bezeichnet eine mögliche
Ribosomenbindungsstelle. Die einfache und die doppelte dünne Unterstreichung
bezeichnen Sequenzen, in denen zu diesen Nukleotiden komplementäre Primer
zur Primer-Extension-Analyse der RNA konstruiert wurden. Der Stern bezeichnet
den ungefähren
Transkriptionsstart. Der Pfeil bezeichnet die Transkriptionsrichtung.
Die eingerahmten Sequenzen zeigen eine Region an, die an der Polymerasebindung
und -erkennung beteiligt sein kann. Das umgedrehte Dreieck ist die
Stelle der sequenzierten Überschneidung
der TnphoA-Insertion.
Der Pfeil bezeichnet einen möglichen
Ort für
die Spaltung einzelner Sequenzen.
-
Drei
Kilobasen DNA, die das pagC-Gen enthielten (von der PstI-Restriktionsschnittstelle
1500 Nukleotide 5'-wärts vom
Beginn der pagC-Translation bis zu der EcoRI-Restriktionsschnittstelle
1585 Nukleotide stromabwärts
vom Ende der pagC-Translation) wurden in das oben diskutierte pJM703.1-Derivat
eingefügt. Die
pagC-Sequenz von der ClaI-Restriktions endonukleaseschnittstelle
wurde deletiert (490 Nukleotide) und durch einen synthetischen Oligonukleotidpolylinker
ersetzt, der einzeln vorkommende Restriktionsendonukleaseschnittstellen
schafft. DNA, die ein oder mehrere heterologe Proteine kodiert,
z. B. ein Antigen, kann an diesem Ort eingefügt werden. Dies führt zu einem
Vektor, der die Einfügung
mehrfacher Fremdgene in die pagC umgebende DNA erlaubt.
-
Der
Vektor kann durch Paarung oder irgendein anderes Übertragungssystem,
z. B. Hitzeschock, Bakteriophagentransduktion oder Elektroporation
in Salmonella eingebracht werden. Da er nicht replizieren kann, kann
der Vektor sich nur durch ortsspezifische Rekombination mit der
homologen DNA auf beiden Seiten des pagC-Gens in Salmonella einfügen. Dies
zerstört
und inaktiviert den nativen pagC-Lokus und ersetzt ihn mit der unterbrochenen
pagC-DNA, die Bestandteil des Vektors ist.
-
Solche
Rekombinationsereignisse können
durch Markeraustausch und Selektionsmedien identifiziert werden,
wenn die in den pagC-Lokus eingefügte fremde DNA einen Wachstumsvorteil
bringt. Die Einfügung von
Resistenzgenen gegen Antibiotika zur Selektion ist weniger wünschenswert,
da dies zu einem Anstieg der Antibiotikumsresistenzen in der natürlichen
Bakterienpopulation führen
könnte.
Gene, die Resistenz gegenüber
anderen Substanzen als Antibiotika, z. B. Schwermetallen oder Arsen,
vermitteln, können
verwendet werden, um Transformanten zu identifizieren (für Quecksilberresistenz
siehe Nucifora et al., 1989, J. Bact. 171: 4241-4247). Alternativ
kann die Selektion durchgeführt
werden unter Verwendung eines Salmonella-Empfängerstamms, der eine auxotrophe
Mutation in einem metabolischen Stoffwechselweg trägt, und
eines Vektors, der DNA trägt,
die die auxotrophe Mutation komplementiert. Viele ursprüngliche
Salmonella-Lebendvakzin-Prototypen tragen Mutationen in den Histidin- oder Purinstoffwechselwegen,
somit kann die Komplementierung dieser metabolischen Auxotrophien
verwendet werden, um Integranten zu selektieren. (Purinstoffwechsel-Mutanten
erwiesen sich speziell als zu attenuiert für die Verwendung am Menschen.)
Ein weiterer Nachweis des Markeraustauschs kann anhand des Verlusts
der Ampicillin-Resistenz (Bestandteil des Plasmidrückgrats)
oder durch Blot-Hybridisierungsanalyse erbracht werden.
-
Ein
zur Selektion verwendbares Gen kann durch Komplementierung eines
Vakzinstammes mit einer metabolischen Auxotrophie kloniert werden.
Zu speziellen Beispielen gehört
die Klonierung der DNA, die sowohl PurB als auch PhoP kodiert, durch
Komplementierung eines Stammes, in dem die Funktion beider dieser Gene
deletiert ist. Salmonella-Genbibliotheken sind in einem pLAFR-Cosmidvektor
(Frindberg et al., 1984, Anal. Biochem. 137: 266-267) unter Verwendung
von dem Fachmann geläufigen
Verfahren konstruiert worden. pLAFR-Cosmide sind Plasmide mit breitem
Wirtsspektrum, die von Salmonella in E. coli übertragen werden können. Eine
ganze Bank solcher Stämme
kann in Salmonella-Vakzinstämme übertragen
und auf Komplementierung eines auxotrophen Defekts selektiert werden
(z. B. im Fall von purB durch Wachstum auf Medium ohne Adenin).
Die DNA, die imstande ist, diesen Effekt zu komplementieren, wird
dann identifiziert und kann in den Antigenübertragungsvektor kloniert
werden.
-
Wie
oben beschrieben, können
heterologe Gene in den Polylinker eingefügt werden, der in die pagC-Sequenz
des Vektors eingefügt
ist. Die heterologen Gene können
unter der Kontrolle irgendeines der zahlreichen durch Umwelteinflüsse regulierten
Promotorsysteme stehen, die im Wirt exprimiert und im Labor abgeschaltet
werden können.
Da die Expression fremder Proteine, insbesondere die Expression
von Membranproteinen (wozu die meisten wichtigen Antigene gehören), auf
das Bakterium häufig
toxisch wirkt, wäre
die Verwendung von durch Umwelteinflüsse regulierten Promotoren,
die in Säugergeweben
auf hohem Niveau exprimiert würden,
aber das Wachstum im Labor ohne Expression der heterologen Antigene
erlaubten, sehr wünschenswert. Überdies
kann eine hohe Expression der Antigene in Wirtsgeweben zu einer
erhöhten
Attenuation des Organismus führen,
indem sie die metabolischen Ressourcen des Organismus auf die Synthese
der heterologen Proteine umleitet. Wenn Fremdantigene spezifisch
in den phagozytischen Zellen des Wirts exprimiert werden, kann dies
die Immunantwort auf diese Proteine steigern, da dies die Zellen
sind, die für
die Prozessierung von Antigenen verantwortlich sind.
-
Zu
den wahrscheinlich verwendbaren Promotorsystemen gehören diejenigen
nährstoffkontrollierten Promotorsysteme,
für die
gezeigt wurde, dass ein spezifischer Nährstoff den Bakterien im Säuger-Wirtsorganismus
nicht zur Verfügung
steht. Purine (Sigwart et al., 1989, Infect. Immun., 57: 1858) und
Eisen (Finklestein et al., 1983, Rev. Infect. Dis. 5: S759) sind
beispielsweise im Wirt nicht verfügbar. Eisenregulierte Promotoren, wie
z. B. der Promotor des Aerobactin-Gens, und Promotoren für biosynthetische
Gene in Purinstoffwechselwegen sind somit herausragende Kandidaten
für Promotoren,
die durch ein Wachstum unter hohen Konzentrationen dieser Nährstoffe
abgeschaltet werden können.
Zu anderen nützlichen
durch Umwelteinflüsse
regulierten Promotoren von Salmonella gehören Promotoren für Gene,
die Proteine kodieren, die spezifisch im Inneren von Makrophagen
exprimiert werden, z. B. die DnaK- und GroEL-Proteine, die durch Wachstum bei hohen
Temperaturen erhöht
exprimiert werden, wie auch einige von phoP aktivierte Genprodukte
(Buchmeier et al., 1990, Science 248: 730). Daher ist zu erwarten,
dass Promotoren wie die 5'-Kontrollsequenzen
von pagC und die besser charakterisierten Promotoren für Hitzeschockgene,
z. B. groEL und dnaK, spezifisch im Inneren des Makrophagen aktiviert
werden. Der Makrophage ist der Ort der Antigenprozessierung, und
die Expression von Hitzeschockgenen in Makrophagen und die weite
Konservierung von Hitzeschockgenen in der Natur können die
Immundominanz dieser Proteine erklären. Eine Konsensussequenz
für den
HitzeschockPromotor ist bekannt und kann in den Vektoren verwendet
werden (Cowling et al., 1985, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 82: 2679).
-
Die
Vektoren können
ein durch Umwelteinflüsse
reguliertes T7-Polymerase-Amplifikationssystem zur Expression heterologer
Proteine umfassen. Z. B. kann das T7-Polymerase-Gen (kloniert von
Stan Tabor und Charles Richardson, siehe Current Protocols in Molecular
Biology, Hg. Ausubel et al., 1989, (Seite 3.5.1.2) John Wiley and
Sons) unter der Kontrolle eines durch Eisen regulierten Promotors
in die oben beschriebenen Vektoren eingefügt werden. Wir haben den Promotor
des Aerobactin-Gens von E. coli mit der Sequenz CATTTCTCATTGATAATGA GAATCATTATTGACATAATTGTTATTATTTTACG
(SEQ ID NO:2), Delorenzo et al. J. Bact. 169:2624, vor dem T7-Polymerase-Gen
eingefügt
und eine eisenabhängige
Regulation des Genprodukts gezeigt. Diese Version des Vektors enthält auch
ein oder mehrere heterologe Antigene unter der Kontrolle des T7-Polymerase-Promotors.
Es ist bekannt, dass RNA von synthetischen Oligonukleotiden mit T7-Promotoren
und gereinigter T7-Polymerase in vitro hergestellt werden kann.
Wenn der Organismus auf Eisenmangel trifft, wird T7-Polymerase synthetisiert,
und eine hohe Expression von Genen mit T7-Promotoren wird erreicht.
-
pagC-Fusionsproteine
in Salmonella typhimurium
-
Die
Expression heterologer Antigene innerhalb von Makrophagen unter
der Kontrolle von phoP-regulierten Promotoren kann als wirksame
Methode verwendet werden, sowohl Salmonellen zu attenuieren als auch
die Immunogenität
fremder Antigene zu erhöhen.
Wie oben beschrieben, wird die Expression von pagC in einer antigenprozessierenden
Zelle, d. h. in einem Makrophagen, induziert. Somit ist auch anzunehmen, dass
die Expression eines heterologen Antigens unter der Kontrolle des
pagC-Promotors in Makrophagen gleichfalls induzierbar ist.
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Um
die Immunantwort auf ein unter der Kontrolle eines induzierbaren
pag-Promotors exprimiertes heterologes Antigen zu untersuchen, wurden
Mäuse mit
Bakterien, die das Antigen AP unter der Kontrolle der regulatorischen
Sequenzen von pagC oder pagD exprimierten, inokuliert. Pag-AP-Fusionsproteine
wurden in diesen Bakterien von einer einzelnen chromosomalen Kopie
des AP-kodierenden Gens gebildet. Diese Bakterien wurden unter Verwendung
von zwei Methoden hervorgebracht: TnphoA-Mutagenese und gentechnische
Verfahren unter Verwendung eines Selbstmordvektors, die beide oben
beschrieben worden sind.
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Zur
Kontrolle wurden Mäuse
mit Bakterien inokuliert, die ein AP-Fusionsprotein unter der Kontrolle konstitutiver
Promotoren exprimiert. Der konstitutive Promotor war von der Regulation
durch Gene im phoP-Regulon vollkommen unabhängig. Zwei solche Bakterienstämme, Stamm
610 und Stamm 617, wurden unter Verwendung der oben beschriebenen
Methoden hervorgebracht. Die AP-Expression im Stamm 610 war mäßig, während die
AP-Expression im Stamm 617 hoch war (siehe 14C).
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Diese
Stämme
wurden intraperitoneal in BALB/c-Mäuse injiziert. Drei Wochen
nach der Inokulation wurden Serumproben genommen. Normales Mäuseserum
(MNS) wurde als Kontrolle verwendet. Standardmäßige ELISA-Tests wurden verwendet,
um die Seren auf die Gegenwart von AP-spezifischen Antikörpern zu untersuchen.
Die Seren wurden auch auf LPS-spezifische Antikörper unter Verwendung von Lipopolysaccharid
(LPS) von Salmonella typhimurium geprüft. Gegen LPS gerichtete Antikörper wurden
in allen getesteten Mäuseseren
gefunden, aber nur diejenigen Stämme,
in denen AP als Pag-Fusionsprotein von einer einzelnen chromosomalen
Kopie des Gens exprimiert wurden, lösten eine Immunantwort gegen
das als Modell verwendete heterologe Antigen AP aus (siehe 14A und 14B).
-
Trotz
ungefähr
10-mal höherer
konstitutiver Expression des AP-Fusionsproteins im Stamm 617 wurde nur
eine minimale Immunantwort auf dieses Antigen nach Immunisierung
mit Stamm 617 festgestellt. Im Gegensatz hierzu wurde bei den Mäusen, die
mit Stämmen,
die das Pag-AP-Fusionsprotein exprimierten, inokuliert worden waren,
eine starke Immunantwort beobachtet. Diese Daten zeigen, dass die
phoP-Regulation, die in vivo zur Induktion der Proteinexpression
im Inneren von Makrophagen führt,
die Immunogenität
von heterologen Antigenen, die unter der Kontrolle der pag-Promotoren
exprimiert werden, erhöht.
Jeder beliebige Promotor, der die zellspezifische, induzierbare
Expression eines Proteins in Makrophagen oder anderen antigenpräsentierenden
Zellen vermittelt, z. B. der hier beschriebene pag-Promotor, kann
verwendet werden, um die Immunogenität eines in Salmonella exprimierten
Antigens zu steigern.
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Die pagC-pagD-Promotorregion:
Expression heterologer Proteine
-
pagC
und pagD werden divergierend transkribiert und beide durch PhoP
aktiviert. Andere divergierend transkribierte, regulierte Gene,
sind im Stand der Technik beschrieben (Beck et al., 1988, Microbiol.
Rev. 52: 318-326), z. B. die pulA-malX-Region von Klebsiella pneumoniae
(Chapon et al., 1985, J. Bacteriol. 164: 639-645). Die Transkription
der meisten solcher Gene erfordert Hilfsproteine, wie z. B. CAP,
zusätzlich
zum Regulator, um die Transkription zu aktivieren. Diese beiden
Gene werden divergierend transkribiert, und ihre Promotoren sind
Rücken
an Rücken
angeordnet. Zwischen den Transkriptionsstartpunkten dieser Gene
liegt eine 134 Bp lange Region, die der intergenen Region zwischen
pagC und pagD ähnlich
ist. Die puIAmalK-Promotorregion enthält laut Vorhersage zwei Bindungsstellen
für MalT
(das regulatorische Protein dieses Systems), eine für jedes
Gen. Andere MalT-aktivierte Gene benötigen das CAP-Protein für ihre Expression,
aber die pulA- und malX-Gene tun dies nicht, möglicherweise aufgrund der hohen
lokalen Konzentrationen des MalT-Regulators. Da die Region zwischen
den Transkriptionsstartstellen von pagC und pagD (den vorhergesagten
-35-Sequenzen) nur 137 Bp beträgt
(Nukleotide 562 bis 776 von SEQ ID NO:15), ist es wahrscheinlich, dass
in der Region zwischen den Genen nur PhoP-Bindungsstellen existieren,
und dass die Bindung von einem oder mehreren phosphorylierten PhoP-Molekülen beide
Gene positiv reguliert. Diese pagC/pagD-Intergenregion, die die
divergierenden Promotoren enthält,
kann verwendet werden, um Vektoren zu konstruieren, von denen zwei
heterologe Proteine exprimiert werden können, eines in jeder Richtung.
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prg-Gene
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Wie
oben beschrieben, erhöhen
konstitutive Mutationen im phoP/phoQ (Phänotyp phoPc)
die Expression von pag und reprimieren die Synthese von etwa 20
Proteinen, die von den phoP-reprimierten Genen kodiert werden (prg).
phoPc-Bakterien sind für Virulenz in Mäusen attenuiert,
was vermuten lässt,
dass die prg-Gene Virulenzgene sind.
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Durch
Verwendung des Transposons TnphoA wurden fünf nicht miteinander verbundene
prg-Loci identifiziert. Im Allgemeinen reprimieren Wachstumsbedingungen,
die die pag-Expression aktivieren (Hunger), die Expression von prg.
Es wurde gezeigt, dass ein prg-Lokus, prgH, zur Virulenz in Mäusen sowohl
bei oraler als auch bei intraperitonealer Verabreichung beiträgt. Es wurde
gefunden, dass sowohl die prgH- als auch die phoPc-Mutante
von Salmonella typhimurium im Hinblick auf die Auslösung der
Endozytose durch Epithelzellen defektiv war. Die Identifikation
und Mutation solcher Virulenzgene kann zur Entwicklung von Vakzinen
nützlich sein.
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Nukleotidsequenz der prgH-,
prgI-, prgJ- und prgK-Gene
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SEQ
ID NO:10 stellt die Nukleotidsequenz eines 5100 Bp langen HinDIII-Fragments
dar, das den hil-Lokus (Hyperinvasion) enthält. Vier offene Leserahmen,
die vier prg-Gene kodieren, sind auf dieser DNA gelegen (siehe 9). Das ATG-Startcodon ist unterstrichen;
die Sterne bezeichnen die Positionen der Stopcodons von prgH, prgI,
prgJ und prgK. Diese prg-Loci sind erforderlich für das Eindringen
von Bakterien in Epithelzellen, für volle Virulenz bei Mäusen und
für die
Wanderung von Neutrophilen durch Epithelien. Ein durch eine Mutation
in einem oder mehreren von diesen Loci attenuiertes Bakterium kann
verwendet werden, um Individuen gegen Infektion durch das Wildtyp-Pathogen
zu impfen.
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Stämme, Materialien und Methoden
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Alle
Bakterienstämme,
die bei der Charakterisierung der prg-Gene verwendet wurden, sind
in Tabelle 5 aufgeführt.
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Rolle der
prg-Gene bei der Virulenz
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Als
Salmonella typhimurium Mäusen
sowohl auf oralem als auch auf intraperitonealem Weg verabreicht
wurde, stellte sich heraus, dass der prg-Lokus prgH zur Virulenz
beiträgt.
Es wurde weiterhin gefunden, dass prgH ebenso wie die phoPc-Mutanten Defekte bei der von Bakterien
ausgelösten
Aufnahme durch Epithelzellen zeigen, was vermuten lässt, dass
eine Unfähigkeit,
die Epithelbarrieren zu überqueren,
zu der beobachteten Attenuation der Virulenz beitragen kann. Kompetitionsversuche
an Mäusen
nach oraler Aufnahme von Bakterien unterstützte weiter die Annahme, dass
prgH-Mutanten in Bezug auf die Transzytose über die Darmepithelbarriere
defekt sind. Somit sind mindestens zwei Phasen der für bakterielle
Virulenz wesentlichen phoP/phoQ-regulierten Proteinexpression definiert.
In der einen Phase fördert
die prg-Expression die bakterienvermittelte Endozytose durch Epithelzellen
(Tabelle 10), während
in der anderen Phase die Expression von pag das Überleben im Inneren von Makrophagen
fördert.
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Systemische
Pathogene wie Salmonella können
auf komplexere und unterschiedlichere Umgebungen treffen als schleimhautbewohnende
Pathogene. Die Einstellung eines mittleren Maßes an pag- und prg-Expression
könnte
an irgendeinem Punkt des Infektionszyklus für die Virulenz wesentlich sein.
In Übereinstimmung
mit diesem Konzept war der Mangel an Einheitlichkeit bei der Expression
von pag und prg, der bei Wachstum unter verschiedenen Sauerstoffpartialdrücken und
pH-Werten beobachtet wurde. Diese Daten können auch darauf hindeuten,
dass nicht die gesamte Regulation von pag und prg direkt durch PhoP
und PhoQ vermittelt wird. In Anbetracht der Funktion von phoP als
Transkriptionsregulator ist es wahrscheinlich, dass die Repression
der prg-Loci auf dem Transkriptionsniveau geschieht.
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Der
Ansatz, die Gene zu definieren, die durch die pho-24-Mutation reprimiert
werden, hat zur Entdeckung von mindestens einem Virulenzlokus geführt, prgH,
der mutiert werden kann, um die Bakterien zu Vakzinierungszwecken
zu attenuieren.
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Attenuation der bakteriellen
Virulenz durch konstitutive Expression von regulatorischen Zweikomponentensystemen
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Die
Virulenz eines Bakteriums kann durch Einführung einer Mutation, die zur
konstitutiven Expression von Genen unter der Kontrolle eines regulatorischen
Zweikomponentensystems führt
oder durch Einführung einer
Mutation, die zur Inaktivierung eines Gens unter der Kontrolle des
Zweikomponentensystems führt,
attenuiert werden. Für
die volle Virulenz ist ein Gleichgewicht zwischen der Expression
der Gene unter der Kontrolle der Zweikomponentensysteme, z. B. zwischen
pag- und prg-Genexpression, und möglicherweise zwischen Genen
unter Kontrolle des Zweikomponentensystems und anderen Genen erforderlich.
Mutationen, die dieses Gleichgewicht stören, z. B. Mutationen, die
die konstitutive Expression eines Gens unter der Kontrolle des Zweikomponentensystems
verursachen, oder eine Mutation, die ein Gen unter der Kontrolle
des Zweikomponentensystems inaktiviert, z. B. das pag-Gen, verringern
die Virulenz.
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Konstitutive
Mutationen in Zweikomponentenregulatoren können durch die Verwendung eines Stamms,
der ein Reportergen als Fusion mit einem von dem Zweikomponentensystem
regulierten Gen enthält, identifiziert
werden. Solche Fusionsgene enthalten typischerweise DNA, die das
lacZ-Gen oder AP, als Fusion mit einem Gen unter der Kontrolle des
Zweikomponentensystems enthält.
Stämme,
die Fusionen enthalten, die (im Vergleich zu Wildtyp- oder Eltern-Stämmen) auf
unregulierte Weise, d. h. konstitutiv, stark exprimiert werden,
können
durch Zunahme der Farbe auf chromogenen Substraten für die Enzyme
entdeckt werden. Um konstitutive Mutationen aufzufinden, kann ein
klonierter Regulator der Virulenz mutagenisiert werden, z. B. durch
Passage durch einen E. coli-Stamm mit defekter DNA-Reparatur, oder
durch chemische Mutagenese. Die mutierte DNA für den Regulator kann dann in
den Stamm, der das Fusionsgen enthält, transferiert werden, und
konstitutive Mutationen können
anhand der starken Expression des Fusionsgens identifiziert werden
(im Fall einer lacZ-Fusion blaue Farbe bei Wachstum auf Medium,
das X-gal enthält).
Konstitutive Mutationen in einem Bestandteil eines regulatorischen
Zweikomponentensystems können
auch durch in vitro-Mutagenese hergestellt werden, nachdem andere
konstitutive Mutationen sequenziert worden sind und ein spezifischer Aminosäurenaustausch,
der für
den konstitutiven Phänotyp
verantwortlich ist, identifiziert worden ist. Die Verwendung mehrerer
Aminosäurenaustausche,
von denen jeder zu einem konstitutiven phoP-Phänotyp führt, ergibt eine verringerte
Häufigkeit
der Reversion durch spontanen Basenaustausch. Eine konstitutive
Mutation kann auch durch Deletion desjenigen Teils des Aminoterminus
des Phosphat-akzeptierenden Regulators, der die Phosphoakzeptor-Domäne enthält, z. B.
durch Deletion der Sequenzen, die die Aminosäuren N-terminal von Ami nosäure 119
beim phoP-Gen kodieren, oder durch Deletion analoger Phosphat-akzeptierender
Sequenzen in Genen anderer regulatorischer Zweikomponentensysteme
hergestellt werden. Dies kann zu einer Konformationsänderung ähnlich der
durch Phosphorylierung ausgelösten
führen
und gesteigerte DNA-Bindung und Transkriptionsaktivierung hervorrufen.
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Attenuation der Virulenz:
Deletionen im phoP/phoQ-Regulon
-
Wie
oben beschrieben, ist das phoP-Regulon wesentlich für die volle
Virulenz von Salmonella. Dieses Regulon besteht aus zwei Genen,
phoP und phoQ, die in einem Operon gelegen sind, und über 40 Genen,
die diese positiv und negativ regulieren (pag bzw. prg).
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phoP-Nullmutanten
von Salmonella typhimurium erwiesen sich als erheblich attenuiert
und auch als wirksame Vakzinstämme,
als sie im BALB/c-Mäusemodell
des Typhus studiert wurden. Dieser Phänotyp ist wahrscheinlich das
Ergebnis mehrfacher, PhoP-aktivierter Virulenzgene, da gezeigt wurde,
dass Transposoninsertionen in mehreren verschiedenen PhoP-aktivierten Genen
voneinander unabhängig
die Virulenz von Salmonella typhimurium verringern. Salmonella typhimurium-Mutanten,
in denen Gene, die essentiell für
aromatische Aminsäuren
sind, deletiert wurden (aroA-Nullmutanten oder aroC/aroD-Nullmutanten)
sind im Mäusemodell
ebenfalls erheblich attenuiert. Doch hat Prüfung von aroC/aroD-Mutanten
an Menschen gezeigt, dass, obwohl diese Stämme immunogen sind, Bacterämien und
Nebeneffekte wie Fieber bereits bei Dosen von 105 bis
107 Organismen, als einzelne orale Dosis
verabreicht, beobachtet wurden (J. Clin. Invest. 90: 412-420).
-
Es
wurde nun gefunden, dass eine große Deletion in einem globalen
Regulator, nämlich
dem phoP/phoP-Operon, die Virulenz der Bakterien erheblich verringert.
Diese Mutation, das Ergebnis einer 1 kBp großen DNA-Deletion innerhalb
des phoP/phoQ-Lokus, wurde ursprünglich
in Salmonella typhimurium hergestellt und nachfolgend über homologe
Rekombination auf Salmonella typhi übertragen. Um bei der Herstellung dieses
Vakzins eine noch größere Sicherheitsmarge
zu erreichen, wurde sie in einen Stamm mit einem genetischen Hintergrund
eingebaut, in dem für
aromatische Aminosäuren
essentielle Gene deletiert sind und die Histidin-G46-Mutation vorliegt,
eine Mutation, die den Organismus für Histidin auxotroph macht.
Der resultierende Stamm, Salmonella typhi TyLH445, bietet gegenüber existierenden
Kandidaten für
Vakzine mehrere Vorteile, insbesondere Immunogenität ohne vorübergehende
Bacterämie.
-
Verwendung
-
Die
erfindungsgemäßen Salmonella-Zellen
sind als Quellen immunologischen Schutzes gegen Krankheiten, z.
B. Typhus und verwandte Krankheiten, in einem Tier, z. B. einem
Säuger,
z. B. einem Menschen, verwendbar, insbesondere als Grundlage eines
Lebendvakzins, das imstande ist, den Darm des Impflings zu besiedeln
und eine starke Immunreaktion auszulösen. Geeignete Dosierungen
und Verabreichungsbedingungen solch eines lebenden, attenuierten
Vakzins sind im Stand der Technik bekannt, wie z. B. von Holem et
al., Acute Enteric Infections in Children, New Prospects for Treatment
and Prevention (1981) Elsevier/North-Holland Biomedical Press, Kap.
26, S. 443ff. (Levine et al.) beschrieben, und werden in den nachfolgenden
Beispielen beschrieben.
-
Vorteile
-
Ein
Vorteil der Erfindung besteht darin, dass die Bakterienzellen als
Ergebnis einer Mutation oder mehrerer Mutationen, d. h. des phoP/phoQ-Operons,
die direkt einen Virulenzmechanismus beeinträchtigen, attenuiert sind. Ein
weiterer Vorteil besteht darin, dass die Bakterienzellen Mutationen
in zwei vollkommen verschiedenen attenuierenden Genen tragen, d.
h. im Stoffwechselweg für
die Synthese aromatischer Aminosäuren
(aro) und in einem Operon, das für
die Virulenz von Salmonella von Bedeutung ist (phoP/phoQ). Als Ergebnis
hiervon scheinen die Bakterien extrem attenuiert zu sein; selbst
Dosierungen von 1 × 109 cfu (Kolonien bildenden Einheiten, colony
forming units) scheinen sehr sicher zu sein. Andere in Entwicklung
begriffene Vakzine wie CVD 908 haben gewisse systemische Symptome
verursacht, z. B. Fieber oder Bacterämie, und dies bereits bei Dosierungen
von 1 × 107 cfu.
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Zusätzlich zu
der phoP/phoQ-Deletion und der aroA-Mutation können die erfindungsgemäßen Bakterienzellen
auch eine Histidin-Mutation zur weiteren Attenuation der Virulenz
enthalten, obwohl die Abwesenheit der Histidin-Mutation die Immunogenität verbessern
kann. Die erfindungsgemäßen Bakterienzellen
sind gegenwärtig
die meistversprechenden Kandidaten für Vakzine, da sie in hohem
Maße immunogen
und sicher, d. h. extrem attenuiert, sind.
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Beispiel 1: Konstruktion
eines Vakzinstammes
-
Die
erfindungsgemäßen Bakterienzellen
wurden durch Deletion von etwa 1 kBp DNA innerhalb des phoP/phoQ-Regulons
hergestellt.
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Im
phoP/phoQ-Bereich deletierte Selbstmordvektoren wurden unter Verwendung
von im Stand der Technik bekannten Verfahren hergestellt. Ein DNA-Fragment,
das den phoP/phoQ-Lokus
enthielt, wurde durch PCR unter Verwendung von chromosomaler DNA
aus Wildtyp-Salmonella
typhimurium als Template erhalten. PCR-Primer, die den phoP/phoQ-Lokus
flankierten, wurden so hergestellt, dass sie an den Enden Erkennungsstellen
für Restriktionsenzyme
enthielten, z. B. Erkennungsstellen für EcoRI, um die nachfolgende
Klonierung zu erleichtern. Nach der Amplifikation wurde das PCR-Produkt
mit EcoRI verdaut und in die EcoRI-Stelle des Polylinkers eines
Vektors mit hoher Kopienzahl kloniert. Das Plasmid, das das phoP/phoQ-DNA-Fragment enthielt,
wurde pLH356 bezeichnet.
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Die
Sequenzierung und Restriktionskartierung des phoP/phoQ-Lokus identifizierte
vier HpaI-Stellen innerhalb des Lokus; im Vektor wurden keine HpaI-Stellen
gefunden. Um eine interne Deletion innerhalb des phoP/phoQ-Lokus
herzustellen, wurde DNA von pLH356 mit HpaI vollständig geschnitten
und anschließend religiert,
um eine interne Deletion von Nukleotid 376 bis 1322 zu schaffen
(pLH418). Diese Deletion wurde durch einen Restriktionsverdau des
Plasmids bestätigt.
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Ein
DNA-Fragment, das den intern deletierten phoP/phoQ-Lokus enthielt,
wurde unter Verwendung der SacI- und SphI-Restriktionsschnittstellen
innerhalb der Polylinkerregion des Vektors aus pLH418 ausgeschnitten.
Dieses Fragment wurde in kompatible Restriktionsschnittstellen im
Plasmid CVD442 kloniert, das das sacB-Gen trägt, um eine positive Selektion
auf den Allelaustausch zu ermöglichen.
Der resultierende Selbstmordvektor wurde pLH423 bezeichnet.
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pLH423
wurde in E. coli λ pir
SY327 transformiert, dann anschließend in E. coli λ pir SM10
(Stamm LH425). Der E. coli-Stamm LH425 wurde mit dem Salmonella
typhimurium-Stamm
CS019 konjugiert. Einzelne Rekombinanten, die Integrationen von
Plasmidsequenzen in das Chromosom von Salmonella typhimurium trugen,
wurden durch Ausplattieren auf einen Agar, der Ampicillin und Chloramphenicol
enthielt, selektiert (Stamm LH428). Es wurde sichergestellt, dass
diese Stämme
Ampicillin-resistent und Saccharose-empfindlich waren, d. h., auf
Agarplatten mit 20% Saccharose ohne Kochsalz bei Inkubation bei
30 °C abstarben.
Diese Daten bestätigen
die Integration von Plasmidsequenzen in das Salmonella-Chromosom.
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Ein
P22-Bakteriophagenlysat wurde aus dem Stamm LH428 gewonnen; die
Phagenpartikel wurden durch Hochgeschwindigkeitszentrifugation aufs
20fache konzentriert und in den Salmonella typhi-Stamm 522Ty2 (einen
Stamm mit einer Deletion im aroA-Gen und der G646-Mutation, die den
Organismus auxotroph für
Histidin macht) transduziert. Einzelne rekombinante Salmonella typhi-Organismen
wurden durch Ausplattieren auf LB-Platten, die mit aromatischen
Aminosäuren,
Cystein, Histidin und Ampicillin versehen waren, selektiert (Stamm
LH435).
-
Der
Stamm LH453 wurde bis zu mittleren logarithmischen Wachstumsphase
mit aromatischen Aminosäuren,
Cystein und Histidin (aber ohne Ampicillin) kultiviert. Verdünnungsreihen
wurden auf LB-Platten mit 20% Saccharose ohne Kochsalz und auf LB-Platten
ohne Kochsalz ausplattiert. Die Anzahl der Bakterien, die auf Platten
ohne Saccharose wuchsen, war um drei Zehnerpotenzen größer als
die Anzahl derer, die auf saccharosehaltigen Platten wuchsen. Diese
Daten legen nahe, dass viele Kolonien die Plasmidsequenzen, die das
sacB-Gen enthielten, verloren.
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Mehrere
Kolonien aus der Saccharose-Selektion wurden gepickt, und es wurde
sichergestellt, dass sie ampicillinsensitiv und saccharoseresistent
waren. Die chromosomale DNA aus etwa 10 Kolonien wurde aufgereinigt
und einer Southern-Blot-Analyse unterzogen, wobei als Sonde das
2,3 kBp lange Fragment des Wildtyp-phoP/phoQ verwendet wurde.
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Das
Southern-Blotting zeigte den Verlust von zwei HpaI-Restriktionssschnittstellen
und einer XmnI-Restriktionsschnittstelle, von der bekannt war, dass
sie in mehreren Stämmen
innerhalb des 1 kB langen deletierten phoP/phoQ-Fragments lag. Einer
dieser Stämme
wurde TyLH445 bezeichnet.
-
Beispiel 2: In vitro-Charakterisierung
von TyLH445
-
TyLH445
wurde durch standardmäßige klinische
mikrobiologische Tests ausgiebig in vitro charakterisiert. Die Nährstoffanforderungen
von TyLH445 wurden charakterisiert. TyLH445 wuchs auf M9-Platten
nur, wenn diese um ein Gemisch aus aromatischen Aminosäuren, Cystein
(Salmonella typhi wächst
besser mit Cystein) und Histidin ergänzt waren. Diese Daten bestätigten,
dass TyLH445 aroA- und His- waren.
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Es
zeigte sich, dass TyLH445 von polyklonalem Serum gegen Salmonella
und polyklonalem Serum gegen das Vi-Antigen von Salmonella typhi
agglutiniert wurde. Die Agglutination der Gruppe D erwies sich als variabel,
möglicherweise
infolge eines Überschusses
von Vi-Antigen.
TyLH445 war auch indolnegativ (wie alle Salmonellen) und bildete
sehr wenig Schwefelwasserstoff (wie viele Salmonella typhi). Es
wurden auch biochemische Tests unter Verwendung sowohl des VITEK-Systems
als auch des BBL-Crystal-Systems zur Identifikation von Darmorganismen
wurden ebenfalls durchgeführt.
Diese Daten zeigten, dass der TyLH445-Stamm Salmonella typhi war.
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Es
wurden auch die Wachstumsmerkmale von TyLH445 charakterisiert. Es
zeigte sich, dass TyLH445 genauso schnell wie sein Elternstamm mit
intaktem phoP/phoQ-Lokus, 522Ty2, wuchs. Das Wachstum in vitro wurde
in mit aromatischen Aminosäuren,
Histidin und Cystein ergänztem
Luria-Bouillon bei 37 °C
gemessen. Es zeigte sich, dass die Wachstumskurven des Eltern- und
des Vakzinstammes im Wesentlichen identisch waren (siehe 10).
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Standardisierte
klinische Testverfahren wurden verwendet, um die Empfindlichkeit
gegenüber
Antibiotika zu bestimmen. Es wurde gezeigt, dass TyLH445 und der
Elternstamm 522Ty2 gegenüber
Ampicillin, Trimethoprim-Sulfamethoxazol, Ciprofloxazin, Aminoglykosiden
und Cephalosporinen der dritten Generation empfindlich waren. Kein
Unterschied in der Hemmhofgröße wurde
zwischen dem Eltern- und dem Vakzinstamm beobachtet, was nahe legt,
dass durch die Einführung
des mutierten phoP/phoQ-Lokus in Salmonella typhi keine anderen
Antibiotikumsresistenzmechanismen, z. B. Modifikation von Transportsystemen
für Antibiotika
oder Modifikation der Zellwand des Bakteriums, betroffen wurden.
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Die
phoP/phoQ-HpaI-Deletionsmutanten wurden auf Defensinempfindlichkeit
getestet, einen Phänotyp
von phoP-Nullmutanten. Tests auf Defensinempfindlichkeit wurden
wie beschrieben durchgeführt.
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Flüssigkulturen
der zu testenden Stämme
wurden über
Nacht kultiviert. Die Kulturen wurden dann 1:200 verdünnt und
bis zu einer optischen Dichte bei 600 nm (OD600)
von etwa 0,2 kultiviert, dann wurden die Zellen auf eine Konzentration
von etwa 1 × 105 Organismen pro 0,05 ml verdünnt.
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Für jeden
Stamm wurden zwei Reaktionen durchgeführt: (1) Trägerstoff allein (0,01 % Essigsäure in sterilem
Wasser) und (2) Lösung
von Defensin NP-1 (70 μg/ml
in 0,01 % Essigsäure).
Ein gleiches Volumen der Bakteriensuspension in Trypton wurde hinzugegeben,
und die Testgefäße wurden
2 h lang bei 37 °C
auf einem Roller inkubiert. Das Endvolumen in jedem Reaktionsgefäß war 0,1
ml, so dass die Endkonzentration von Defensin 35 μg/ml betrug.
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Defensin
wird durch die hohen Salz- und Proteinkonzentrationen in bakteriellen
Wachstumsmedien, wie z. B. LB-Bouillon, inaktiviert. Deshalb wurde
die Defensinwirkung durch Zugabe von 900 μl Luria-Bouillon zu jedem Reaktionsgefäß beendet.
Verdünnungsreihen
jedes Gefäßes wurden
ausplattiert, und die Anzahl der koloniebildenden Einheiten pro
ml wurde sowohl für
das Kontrollgefäß als auch
das Behandlungsgefäß jedes Stammes
bestimmt. Die Resultate wurden als Logarithmus der abgetöteten Bakterien
für jeden
Stamm ausgedrückt.
Typischerweise wurden 1,0 bis 1,5 log der Wildtypbakterien abgetötet. phoP-Nullmutanten
zeigen im Allgemeinen 2 bis 4 logs Abtötung. Da Stämme mit geringerer Wachstumsrate
gegenüber
Abtötung
durch Defensin weniger empfindlich zu sein scheinen, wurde die Wachstumsrate
jedes in dem Defensinempfindlichkeits-Versuch getesteten Stammes
gemessen. Stämme
mit ähnlichen
Wachstumsraten wurden in dem Defensinempfindlichkeits-Experiment
miteinander verglichen.
-
Die
HpaI-Deletion wurde sowohl vor einem Hintergrund von Salmonella
typhimurium als auch einem Hintergrund von Salmonella typhi charakterisiert.
In beiden Situationen vermittelte die Deletionsmutation Empfindlichkeit
gegenüber
Kaninchen-Defensin NP-1 bei einer Konzentration von 35 μg/ml. Siehe
hierzu 11 und 13. Der
Unterschied zwischen phoP+ und HpaI-deletierten
phoP-Nullmutanten war in dem Salmonella typhi-Stamm weniger ausgeprägt, ein
Effekt, der die geringere Wachstumsrate des verglichen mit dem Salmonella
typhimurium-Stamm,
dem die zusätzlichen
Auxotrophien fehlen, weniger vitalen Salmonella typhi-Stammes widerspiegeln
kann.
-
Das
Niveau der phoP-Aktivierung in Bakterien mit der phoP/phoQ-HpaI-Deletion
wurde unter Verwendung eines lacZ-Reportergens, das mit dem phoP-aktivierten
Gen B (pagB) verknüpft
war, getestet. Da die Transduktionseffizienz unter Verwendung von
Bakteriophage P22 bei Salmonella typhimurium gering ist, wurden
diese Untersuchungen nicht an Salmonella typhi, sondern an Salmonella
typhimurium durchgeführt.
Die phoP-Aktivierung wurde in Gegenwart eines intakten phoP/phoQ-Lokus
auf 40 bis 60 Miller-Einheiten bestimmt (Miller et al., 1972, Experiments
in Molecular Genetics, Cold Spring Harbor Laboratory, Cold Spring Harbor,
N. Y., S. 352-355) und war in Stämmen
mit der HpaI-Deletion gerade über
der Nachweisgrenze (3 Units, siehe 12).
-
Beispiel 3: In vivo-Charakterisierung
des Salmonella typhimurium-Stammes mit HpaI-Deletion
-
Da
Salmonella typhi-Stämme
für Mäuse nicht
pathogen sind, wurde die HpaI-phoP/phoQ-Deletionsmutation
sowohl in Wildtyp- als auch aroA--Salmonella
typhimurium charakterisiert. Weiblichen BALB/c-Mäusen wurden verschiedene Verdünnungen
von Salmonella typhimurium LH430, einem Wildtyp-Salmonella typhimurium
mit HpaI-Deletion, intraperitoneal injiziert. Die LD50 dieses
Stammes wurde auf einen Wert zwischen 8,2 × 105 und
8,2 × 106 bestimmt. (Alle Mäuse, die 8,2 × 105 cfu erhielten, überlebten, und alle, die 8,2 × 106 erhielten, starben.) Diese Daten sind in Übereinstimmung
mit den LD50-Daten, die mit Stämmen erhalten
wurden, die Transposoninsertionen im phoP/phoQ-Lokus beherbergen.
-
Die
Immunogenität
der HpaI-Deletion in phoP/phoQ wurde in Salmonella typhimurium aroA::tet
charakterisiert (LH481), einem mit dem menschlichen Vakzinstamm
vergleichbaren Stamm. Die Mäuse
wurden intraperitoneal mit 2,3 × 105 und 2,3 × 106 cfu
LH481 inokuliert (4 Mäuse/Vakzindosis),
und 30 Tage später
wurden sie mit dem 30fachen der LD50 an
Wildtyporganismen belastet. Mit einer Ausnahme überlebten alle Mäuse. Die
Maus, die starb, war in der Gruppe, die die geringere Vakzindosis
erhalten hatte. Kein Tier, das die höhere Vakzindosis erhalten hatte,
erkrankte.
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Beispiel 4: Phase-I-Studien
am Menschen
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Der
Vakzinstamm wurde menschlichen Freiwilligen in Dosierungen von 1 × 105 bis 1 × 1010 cfu pro einzelne Oraldosis verabreicht.
Zwei Versuchspersonen erhielten jede Dosis; drei Versuchspersonen
erhielten eine Dosis von 1 × 108 cfu/ml. Die Versuchspersonen wurden zu
verschiedenen Zeitpunkten nach der Verabreichung des Vakzins untersucht.
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Sicherheit
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Zur
Detektion des Vakzinstammes im Patientenblut wurden BACTEC-Blutkulturen
an den Tagen 4, 6, 8, 10 und 12 nach der Einnahme des Vakzins jeweils
doppelt angefertigt. Bei keiner der Versuchspersonen wurde Bacterämie festgestellt.
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13
erwachsene freiwillige Testpersonen erhielten steigende orale Einzeldosen
dieses neuen attenuierten Typhusvakzins. Keine Person hatte irgendeine
Art von Nebenwirkungen. Insbesondere gab es kein Fieber, keine gastrointestinalen
Symptome und keine Symptome betreffend das Allgemeinbefinden. Die
Testpersonen wurden seriellen Blutkulturen gemäß einem vorher festgelegten
Zeitplan nach Erhalt des oralen Vakzins unterzogen, wobei an jedem
der Tage 4, 6, 8, 10 und 12 jeweils 2 Gruppen von BACTEC-Blutkulturen
durchgeführt wurden,
und es wurden keine positiven Blutkulturen festgestellt. Die Versuchspersonen
wurden nach der Einnahme des Vakzins zwei Monate lang beobachtet,
und es wurden keine Spätfolgen
berichtet.
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Besiedlung
-
Stuhlproben
wurden unter Verwendung von im Stand der Technik bekannten Verfahren
auf Vorhandensein des Vakzinstammes TyLH455 geprüft. Primärstuhl wurde auf Kulturplatten
auf das Vorliegen des Vakzinstammes untersucht. In einigen Fällen war
es notwendig, durch Übernachtinkubation
des Stuhls in BBL Selenite F-Bouillon, ergänzt mit aromatischen Aminosäuren, Histidin
und Cystein, die Stuhlproben anzureichern, um die Bakterien detektieren
zu können.
Dieses Medium hat eine gewisse Hemmwirkung auf E. coli, aber fördert das
Wachstum von Salmonella.
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Die
Versuchspersonen waren während
verschiedener Zeiträume
von 1 bis 6 Tagen nach Erhalt des Vakzins besiedelt. Nach den höchsten Dosen
(109 oder 1010)
hatten die Versuchspersonen positive Primärkulturplatten während der
ersten 1 bis 3 Tage nach der Impfung, während bei niedrigeren Dosen
nur Kulturen in Selenanreicherungs-Bouillon (Selektionsmedium für Salmonella,
das andere Enterobacteriaceen hemmt) für die Vakzinorganismen positiv
waren. Keine bislang untersuchte Versuchsperson hatte innerhalb
der 2 Monate der Verfolgung einen verlängerten Befall durch den Vakzinorganismus.
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- * Gemessen durch Ganzzell- und LPS-ELISAS und Widal-Test
auf flagelläres
H-Antigen. In allen Tests wurden die Seren in Verdünnungen
von 1:40 und höher
gemessen.
- ** Eine dieser Versuchspersonen erhielt einen Monat nach der
primären
Impfung eine Auffrischungsdosis von 1010 Organismen
(Serologie in Arbeit).
-
Immunogenität
-
Die
Auslösung
einer Immunantwort auf die Vakzinstämme wurde durch standardmäßige ELISA-Assays
gemessen. Die Seren wurden von den Versuchspersonen 0, 7, 14, 21
und 28 Tage nach Erhalt einer einzelnen oralen Dosis des Vakzins
gewonnen. ELISA-Messungen wurden unter Verwendung von ganzen Bakterien
des Stammens TyLH445 und von Salmonella typhi-Lipopolysaccharid
(SIGMA, St. Louis, MO) als Antigen durchgeführt. Das am Tag 0 von jeder
Testperson gewonnene Serum wurde als interne Negativkontrolle verwendet.
Rekonvaleszenzseren von zuvor mit Wildtyp-Salmonella typhi infizierten
Patienten (hauptsächlich aus
Mexiko) wurden als Positivkontrollen verwendet.
-
Einige
Testpersonen zeigten 21 Tage nach Erhalt des Vakzins Serokonversion,
wie durch ELISAs festgestellt, in denen IgG-Antikörper gegen
vollständige
Vakzinorganismen oder gegen Salmonella typhi-Lipopolysaccharid detektiert
wurden. Von Patienten vor der Verabreichung des Vakzins gewonnene
Seren (Prä-Immunseren)
wurden geprüft,
und die Daten wurden verwendet, um eine Grundlinie zu etablieren.
Zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Impfung abgenommene Patientenseren
wurden als positiv betrachtet, wenn die Testergebnisse 0,2 ELISA-OD-Einheiten
größer waren
als die des Prä-Immunserums.
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-
- 3 Behlau et al., 1993, J. Bacteriol.,
175:4475-84
- 18 Lehrer et al., 1991, Cell, 64:229-30
- 25 Miller et al., 1989, Proc. Natl.
Acad. Sci. USA, 86:5054-58
- 26 Miller et al., 1990, J. Bacteriol.,
172:2485-90
- 37 Taylor et al., 1989, J. Bacteriol.,
171:1810-78
-
Tabelle
13 Vergleich
der pag::phoA-Aktivitätin
Stämmen
mit Wildtyp- und Null-phoP
--Loci.
-
- a Die AP-Aktivitätswerte sind in den von Miller
für β-Galaktosidase
definierten Einheiten dargestellt. Die Werte sind repräsentativ
für Experimente
(Doppelmessungen), die zu drei verschiedenen Zeitpunkten wiederholt wurden.
PhoP+ bezeichnet die pag::TnphoA-Insertion in dem
einen Wildtyp-phoP-Locus enthaltenden Stamm CS019. PhoP- bezeichnet
isogene Stämme,
die das phoP105::Tn10-Allel tragen.
- b Das Ausmaß der Verringerung der enzymatischen
Aktivität
stellt die Senkung der AP-Aktivität durch
Erwerb des Null-phoP105-Allels dar. Diese Werte wurden aus Kulturen
in der logarithmischen Wachstumsphase berechnet und auf die nächste ganze
Zahl gerundet.
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Tabelle
14 Die
Wirkung von pag::phoA-Genfusionen auf die Virulenz von von Salmonella
gegenüber
Mäusen
-
- a Die für 50 % letale Dosis wurde durch
intraperitoneale Injektion in 10 Mäuse pro Verdünnung nach
dem Verfahren von Reed & Muench
(31) bestimmt.
- b Der Makrophagen-Überlebens-Index (Macrophage
Survival Index, MSI) wurde bestimmt, indem man die durchschnittliche
CFU-Zahl der 24 h nach dem Zusatz von Gentamicin aus Makrophagenkulturen
gewonnenen Salmonellen (Dreifachmessung) durch die durchschnittliche
CFU-Zahl der 1. Stunde nach Gentamicin-Zusatz aus Makrophagen gewonnenen
Salmonellen dividierte.
- 16 Kier at al., 1979, J. Bacteriol.,
138: 155-161
- 25 Miller et al., 1989, Proc. Nat. Acad.
Sci. USA, 86: 5054-5058
-
Tabelle
15 Plasmide,
Stämme
und relevante Eigenschaften
-
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- a Der Makrophagen-Überlebens-Index
(MSI) wird berechnet, indem man die Anzahl der 24 h nach der Infektion überlebender
Organismen durch die Anzahl der nach der 30minütigen Infektionsphase zellassoziierte
Organismen dividiert.
- b MGH, Massachusetts General Hospital,
ATCC, American Type Culture Collection, FDA, Food and Drug Administration:
VRI, Virus Research Institute
- 4 Belden et al., 1989, Infect. Immun.,
57:1-7
- 31 Miller et al., 1989, Proc. Natl.
Acad. Sci. USA, 86:5054-58
- 34 Miller et al., 1988, J. Bacteriol.,
170:2575-83
- 36 Pulkkinen et al., 1991, J. Bacteriol.,
173:86-93
-
Tabelle
16 Alkalische
Phosphatase und β-Galaktosidase
-
- a (A) AP (Alkalische Phosphatase)
or (B)β-gal
(β-Galactosidase)