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Trockenmauerwerk Die Erfindung bezieht sich auf einTrockenmauerwerk,
bei welchem die zwischen den einzelnen Steinlagen befindlichen Fugen ohne Zuhilfenahme
von Mörtel oder ähnlichen-Binde- oder Klebemitteln lediglich durch Platten oder
Bänder ausgefüllt werden.
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Der Gedanke, mörtellos zu bauen, ist uralt. So sind schon aus den
ältesten Zeiten Bauten bekannt, welche aus mörtellos übereinandergeschichteten Steinblöcken
bestanden. Dabei wurde die Festigkeit dadurch erzielt, daß die einzelnen Blöcke
sehr große Abmessungen und dadurch auch sehr großes Gewicht besaßen. Überdies waren
die Auflageflächen sorgfältig bearbeitet. Die verhältnismäßig dünnen Mauern moderner
Bauten können auf diese Weise nicht errichtet werden. Überdies beweisen die Zerstörungen
durch Erdbeben, daß die statischen Eigenschaften solcher Quaderbauten keine entsprechenden
waren.
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Ebenfalls schon in alter Zeit sind Ziegelmauern ohne mit Wasser bereitetem
Mörtel durch Benutzung 'von Asphalt als Bindemittel errichtet worden, wobei es sich
ebenfalls um sehr dicke Mauern handelte und handeln mußte, da sich mit Asphalt ein
sicherer Verband nicht erzielen läßt. Auch sind Trockenmauerwerke bekannt, bei denen
die Fugeneinlagen lediglich aus Bändern von Filz Papier oder Holz bestehen, die
mit Asphalt bzw. mit Bitumen getränkt sind. Der Asphalt erweicht aber bei erhöhten
Temperaturen und setzt dann den Schubkräften keinen genügenden Widerstand entgegen,
begünstigt vielmehr das Abgleiten der Steine. Außerdem besitzen diese Werkstoffe
keine ausreichende Zug- und Schubfestigkeit, so daß das Mauerwerk keine höhere Druckfestigkeit
aufweisen kann. Die Verbindung zwischen den mörtellosen Steinlagen wurde ferner
schon dadurch hergestellt, daß in die Lagerfugen Bleiplatten oder Holzbretter eingelegt
wurden, die teilweise oder ganz die Fugen ausfüllten. Bei allen diesen bekannten
Trockenmauerwerken handelte es sich aber um nicht tragendes Mauerwerk, da Holzbretter
für belastetes Mauerwerk nicht verwendbar und Bleiplatten zu teuer sind. Schließlich
wurde die Verbindung der Steine unter Vermeidung von Mörtel auf trockenem Wege noch
dadurch angestrebt,- daß zwischen den einzelnen Steinschichten dünne Platten aus
weichem Ton eingelegt wurden, der sich in die -der Nut- und Federsteine einpreßte.
Diese Bauweise mit Formsteinen ist aber schwierig und teuer. Außerdem hat das zum
Einpressen in die Verzahnungen notwendige weiche Fugenmaterial keine genügende Zugfestigkeit.
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Die Erfindung beruht nun auf der Tatsache, daß gerade die bisher vernachlässigte
oder nicht vorhandene Zugfestigkeit und
Elastizität des Lagerfugenmaterials
für. die Festigkeit des Gesamtmauerwerks von ausschlaggebender Bedeutung ist. Die
neue Bauweise besteht daher darin, daß 'als Fugeneinlage ein besonders zugfester-
und elastischer Baustoff in Form von Platten oder Bändern, z. B. Holzwolleplatten
oder Spezialbahnen, die auch bewehrt sein können, in die Lagerfugen und allenfalls
auch in die Stoßfugen trocken verlegt wird, dessen besondere Eigenschaften einen
festen Verband des Mauerwerks bei Belastung unmittelbar zu erzielen gestatten. Dieser
Werkstoff bewirkt durch "seine Festigkeit und seinen relativ hohen Elastizitätsmodul
in der Fugenrichtung eine hohe Druckfestigkeit des Mauerwerks.
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Einen einwandfreien Beweis der verschiedenen Wirkungen haben folgende
Versuche dargetan. Ergebnisse von Druckversuchen an Mauerwerkskörpern aus Normalziegeln
mit verschiedenem Fugenmaterial
Fugenmaterial Druckfestigkeit |
(mittel) |
Mineralisierte Holzwolle ...... 125 kg/cm', |
Eisenportlandzementrnörtel .... 120 - |
Wellsand ... **''*»'*«** ..... 40 - |
Ziegel, nur lose aufeinanderge- |
schichtet ... # ......... 45 - |
Elastisches Material (Dachpappe, |
Filz) .................... 5o - |
Zur Durchführung der vorliegenden Trockenbauweise haben sich Platten aus mit versteinernden
Stoffen behandelter Holzwolle als besonders geeignet erwiesen, -aber auch Gewebstoffbahnen,
z. B. Jute, oder mit Drähten oder Drahtnetzen bewehrte Faserstoffplatten leisten
den gleichen Dienst.
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Voraussetzung ist, daß das Plattenmaterial eine entsprechende Nachgiebigkeit
besitzt, um die Ungleichförmigkeiten der einzelnen Steine auszugleichen, anderseits,
über die ganze Mauerbreite reichend, in der Plattenebene fest genug ist, um die
im Lagerfugenmaterial bei der Druckbeanspruchung auftretenden Spannungen ohne Bruch
aufzunehmen. Überraschenderweise haben die vorgenommenen Versuche gezeigt, daß ein
so hergestelltes Mauerwerk auch gegen Schub- und Scherkräfte nicht nur den gleichen,
sondern meist sogar -einen höheren Widerstand leistet als gewöhnliches Mörtelmauerwerk.
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Ein weiterer Vorteil der neuen Bauweise ist, daß das Fugenmaterial
nach Bedarf leicht besonderen Anforderungen der Isolierung gegen Kälte, Wärme, Schall,
Feuchtigkeit, Erschütterungen üsw. angepaßt werden kann.
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Unter Umständen kann es erwünscht sein, die Seitenkanten der Holzwolleplatten
mit vorstehenden Verdickungen zu versehen. Diese bieten den Vorteil, die Steine
beim Aufbringen .der einzelnen Scharen automatisch in die richtige Lage zu setzen.
Solche vorstehenden Bürsten bieten überdies beim allfälligen Verputzen der Mauer
einen guten Halt für den Verputzmörtel; sie können auch zur Befestigung von Verkleidungsplatten
dienen, wobei in höchst einfacher Weise eine gegen Schall und Wärme isolierende
Luftschicht geschaffen werden kann.
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Es ist ferner möglich, die Außenkanten der im Trockenmauerwerk verlegten
Platten oder Bänder mit farbigen Kitten oder Metalleinfassungen zu versehen, so
daß neben dem Schutz des Plattenmaterials eine neue innen-und außenarchitektonische
Wirkung eines Ziegelrohbaues erzielt wird.
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Eine weitere Erhöhung der Mauerfestigkeit läßt sich erzielen wenn
man die Steinscharen durch vertikal angelegte und miteinander fest verbundene Versteifungen
(Verschließungen) versieht. Derartige Versteifungen sind für loses Mauerwerk bereits
bekannt. Sie bieten jedoch im Zusammenhang mit der im vorgehenden geschilderten
Erfindung besondere Vorteile, welche sich daraus ergeben, daß das erfindungsgemäß
verwendete Fugemnaterial dauernd eine gewisse Elastizität beibehält, so daß im Gegensatz
zu der Verwendung bei unelastischen Steinen und Mörteln der beim Zusammenspannender
Versteifungen erzeugte Druckzustand im Mauerwerk bzw. die Spannung in den Schließen
sicherer erhalten bleibt. Überdies verhindern diese Schließen zusätzlich ein Ausknicken
der Platten in auf Biegung senkrecht zur Mauerfläche beanspruchten Mauerwerksteilen,
wodurch die Biegefestigkeit des Mauerwerks erhöht wird.
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Die Vorteile, welche hierdurch in bautechnischer Hinsicht erzielt
werden, liegen auf der Hand. Insbesondere in bezug auf die Möglichkeit einer raschen
Herstellung derartiger Bauten, der Möglichkeit, sie, ohne sie austrocknen zu müssen,
unmittelbar nach Herstellung beziehen zu können, ferner hinsichtlich der Kostenersparnis
sowie der Möglichkeit, derartige Bauten ohne Rücksicht auf die Jahreszeit, beispielsweise
auch im Winter, zu errichten.
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In den beiliegenden Zeichnungen sind die verschiedenen Ausführungsformen
.des Erfindungsgegenstandes dargestellt.
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Fig. I zeigt ein solches Mauerwerk in der Ansicht. Zwischen je zwei
Lagen der Ziegelsteine a liegt das Fugenmaterial b (z. B.
mineralisierte
Holzwolleplatten). Die Stoßfugen der Steine bei c können, müssen aber nicht mit
Holzwolleplatten, Schlackewollepolstern o. dgl. ausgefüllt sein.
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Fig.II zeigt ein solches Mauerwerk im Schnitt, auf der einen Seite
mit Verputz d
auf den leistenartig herausragenden Teilen des .Fugenmaterials
b, auf der anderen Seite mit einer in das Fugenmaterial angenagelten Verkleidungsplatte
e, die den Putz d trägt.
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Fig.III zeigt ein solches Mauerwerk im Schnitt, bei dem die Platten
des Fugenmaterials b am Rande Verdickungen f haben, die auf der einen
Seite,den Verputz d -tragen, auf der anderen Seite mit Platten g derart verkleidet
sind, daß sich ein isolierender Luftraum h zwischen Verkleidungsplatten und Mauerwerk
ergibt.
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Fig.IV zeigt ein solches Mauerwerk im Schnitt, wobei die Platten des
Fugenmaterials b mit Metalleinfassungen i oder mit Verf%-ungen aus
Zierkitt k versehen sind.
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Fig. V. zeigt ein solches Mauerwerk in der Ansicht wobei mehrere Steinscharen
a unter Zwischenlage eines Fugenmaterials b durch Schließen i zusammengepreßt sind.
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Fig. VI zeigt ein solches Mauerwerk im Schnitt mit den Schließen Z
im Betonrost m auf Eisenschienen n verankert.
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Fig. VII zeigt ein solches Mauerwerk in der Ansicht, bei dem die Verankerungen
o der Verkleidungsplatten p die vertikalen Schließen bilden.
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Fig. VIII zeigt ein solches Mauerwerk im Schnitt mit - den Verankerungen
o der Verkleidungsplatten p.