Hintergrund der Erfindung
1. Gebiet der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft die Konstruktion von
chimären Proteinen, die sich als AIDS-Vaccine und für die
Entwicklung von diagnostischen Mitteln eignen, sowie ein
Verfahren zu deren Herstellung. Insbesondere betrifft die
vorliegende Erfindung chimäres gag-Protein von HIV, das in mit
rekombinantem Baculovirus infizierten Insektenzellen
exprimiert wird, und ein Verfahren zu dessen Herstellung.
2. Stand der Technik
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Humane Immunschwächeviren (HIV) Typ 1 und 2 werden als
die ätiologischen Agenzien für das erworbene
Immunschwächesyndrom (AIDS) angesehen. Ein Vaccin gegen die Viren ist ein
idealer Weg, um das Syndrom aufgrund einer Infektion mit HIV
zu vermeiden; daher haben sich viele Forschungsanstrengungen
auf molekularbiologische Analysen von Struktur und Funktion
von HIV konzentriert. Die hauptsächlichen
Virion-Strukturproteine von HIV sind von den drei Strukturgenen abgeleitet, die
als gag, pol und env bekannt sind. Das Genom vieler
verschiedener Isolierungen von HIV ist vollständig sequenziert
worden, und Aminosäuresequenzen sind aus den klonierten
proviralen DNA-Sequenzen abgeleitet worden. Das Hüllgen von HIV
codiert für eine Glycoprotein-Vorstufe mit einem
Molekulargewicht von 160000 (gp160). Die Vorstufe gp160 in mit dem Virus
infizierten Zellen wird prozessiert (oder gespalten), wobei
die Hüllglycoproteine gp120 und gp41 gebildet werden. Das
Hüllglycoprotein gp120 von HIV ist das hauptsächliche Ziel
für die Entwicklung eines moglichen Vaccins gegen AIDS. gp120
erkennt den zellulären Rezeptor (CD4) auf
Helfer-T-Lymphozyten und trägt die V3-Schleifendomäne, die neutralisierende
Antikorper induziert (Science, 234, 1392-1395, 1986; Proc.
Natl. Acad. Science, USA, 83, 7023-7027).
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Die V3-Schleife repräsentiert die dritte hypervariable
Regionvon gp120 von HIV-1 (Aminosäurereste 308-331), die
nicht nur ein hauptsächliches immunodominantes
neutralisierendes
Epitop enthält, sondern auch Epitope für die
antigenabhängige zelluläre Cytotoxizität (ADCC) und die Erkennung
durch cytotoxische T-Lymphozyten (CTL). Der größte Teil der
Aminosäuren in der V3-Schleife ist zwar unter den
verschiedenen Stämmen von HIV variabel; ein Motiv G-P-G-R an der Spitze
der Schleife ist jedoch konserviert (Science 249, 932-935,
1990).
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Kürzlich haben Huang et al. und Biörling et al. gezeigt,
daß die hauptsächliche Neutralisationsdomäne des
Hüllglycoproteins von HIV-2 sich ebenfalls in der Region befindet, die
dem hypervariablen Motiv in der V3-Schleife von gp120 von
HIV-1 entspricht. Die CD4-bindende Region, die sich innerhalb
des C-terminalen Drittels von gp120 von HIV-1
(Aminosäurereste 397-439) befindet, spielt eine wesentliche Rolle bei
der infektiösen Beschaffenheit von HIV. Diese Region scheint
auch schwach immunogen zu sein, da sie eine Tasche bildet,
die für das Immunsystem nicht zugänglich ist, so daß ein
neutralisierender Antikörper mit hohem Titer gegen diese
Region gegenwärtig nicht verfügbar ist.
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Chem. Abs. 113 (1990) Nr. 127642 beschreibt die Synthese
eines chimären Gens durch Kupplung von RSV gag an Cytochrom
und die Expression.
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Abstract M.A. 68 der VII. International Conference on
AIDS, Florenz 1991 beschreibt, wie chimäre Oligopeptide durch
Verknüpfen eines gp20- oder eines gp41-B-Zell-Epitops mit dem
N- oder C-Terminus eines p24-T-Zellepitops&sub1; nämlich p24E,
hergestellt wurden. Die immunogene Beschaffenheit der
chimären Oligopeptide wurde dann verglichen. Die Autoren stellten
fest, daß die immunogene Beschaffenheit des hauptsächlichen
neutralisierenden Epitops (V3-Schleife, Reste 311-327) höher
war, wenn das Peptid an den C-Terminus anstelle des
N-Terminus von p24E gebunden wurde, während die des B-Zellepitops
(V3-Schleife, Reste 311-327) höher war, wenn die Verknüpfung
mit dem C-Terminus des T-Zellepitops erfolgte, um eine anti-
BE3-Antikörperreaktion hervorzurufen.
Zusammenfassende DarBtellung der Erfindung
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Chimäre gag-env-Proteine können durch Verknüpfen von gag
von HIV mit env unter Bildung des chimären Gens, Insertion
des erhaltenen chimären Gens in die DNA von Baculovirus,
Infektion von Insektenzellen oder Insekten mit dem
resultierenden rekombinanten Virus, Kultivieren und Reinigen des
erhaltenen chimären Proteins erhalten werden. Derartige chimäre
Proteine eignen sich als ein AIDS-Vaccin.
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Gemäß einem Aspekt der Erfindung wird ein rekombinantes
chimäres gag-env-Polypeptidpartikel von HIV bereitgestellt,
das ein HIV-2-gag-Polypeptid, das aus der Gruppe ausgewählt
ist, die aus HIV-2-gag-Polypeptiden besteht, die sich von der
N-terminalen Aminosäure von gag bis mindestens Aminosäure 376
und höchsten bis Aminosäure 425 erstrecken, wobei die
gag-Polypeptide ein Prolin an Aminosäureposition 373 aufweisen; und
ein env-Polypeptid von HIV, das die V3-Schleifendomäne von
gp120 umfaßt; wobei das env-Polypeptid mit dem C-Terminus des
gag-Polypeptids verknüpft ist, umfaßt.
Kurze der Beschreibung der Zeichnungen
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Die Erfindung wird ausführlicher mit Bezug auf die
beigefügten Zeichnungen beschrieben:
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Fig. 1 zeigt Deletionsmutanten des HIV-2-gag-Gens und
die Partikelbildung. Eine Reihe von Deletionsmutanten des
gag-Gens von HIV-2 wurde durch PCR mit spezifischen Primern
konstruiert, und die Größe der Deletionsmutanten ist durch
die Aminosäurezahl, die erhalten blieb, angegeben. Die
Deletionsmutanten HIV-2-gag&sub4;&sub2;&sub5;, -gag&sub3;&sub8;&sub8;, -gag&sub3;&sub8;&sub0; und -gag&sub3;&sub7;&sub6;
bildeten virusartige Partikel, die in das Kulturmedium
freigesetzt wurden, während dies bei den Deletionsrnutanten HIV-1-
gag&sub3;&sub7;&sub2;, -gag&sub3;&sub6;&sub6;, -gag&sub3;&sub4;&sub4; und -gag&sub3;&sub2;&sub2; nicht der Fall war.
Polypeptiddomänen des HIV-2-gag-Proteins, von p16 MA
(Matrixprotein), von p26 CA (Capsidprotein) und p12 NC
(Nucleinsäure-bindendes Protein) sind oben im Diagramm gezeigt. C bei
HIV-gag&sub4;&sub2;&sub5; bezeichnet Cystein, das die Zink-Finger-Domäne
repräsentiert.
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Fig. 2 zeigt spezifische Mutanten des HIV-2-gag380-W-
Gens mit Partikelbildung. Drei Prolinreste, die sich in den
Aminosäurepositionen 373, 375 und 377 am C-Terminus der gag-
Mutante HIV-2-gag380-W befanden, wurden durch gerichtete
Mutagenese unter Anwendung der PCR durch 1, 2 oder 3
Leucinreste substituiert und SF9-Zellen exprimimiert. Die
Substitution von bis zu zwei Prolinresten beeinträchtigte die gag-
Partikelbildung nicht, während die Änderung aller drei
Prolinreste
zu einem Fehlen der Partikelbildung führte, was
durch Elektronenmikroskopie untersucht wurde.
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Fig. 3 zeigt die Konstruktion von chimären
gag-env-Genen. BglII-Fragmente von gp120 von HIV-2, die V3
(Aminosäurepositionen 273-363) oder V3+CD4BD (Aminosäurepositionen 294-
491) enthielten, wurden durch PCR amplifiziert. Die V3+CD4BD-
Sequenzen von HIV-1 wurden direkt aus pUC-gp120-NSS durch
BglII-Verdau isoliert. Um diese BglII-Fragmente am
3'-Terminus des HIV-2-gag-Gens ohne die Proteasesequenzen zu
inserieren, wurden zwei BglII-Stellen durch
Crossover-Linker-Mutagenese erzeugt, und zwar eine stromabwärts von der PstI-Stelle
und die andere am C-Terminus unmittelbar stromaufwärts vom
Stopcodon. BglII-Fragmente, die V3 oder V3+CD4BD aus HIV-1
oder HIV-2 trugen, wurden in die Mitte der 3'-terminalen
BglII-Stelle inseriert. So wurden insgesamt 6 Konstrukte
hergestellt. Der gepunktete Kasten und der ausgefüllte Kasten
stellen V3 bzw. CD4BD von gp120 von HIV-1 dar. Der mit einem
Karomuster versehene Kasten und der Kasten mit vertikalen
Linien stellen V3 bzw. V3+CD4BD von gp120 von HIV-2 dar. Die
Anzahl der in den einzelnen Fragmenten enthaltenen
Aminosäuren ist angegeben.
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Fig. 4 zeigt die Expression von chimären
gag-env-Proteinen in SF9-Zellen, die mit rekombinanten Baculoviren
infiziert wurden. Lysate von mit rekombinanten Baculoviren
infizierten SF9-Zellen wurden durch SDS-PAGE analysiert, und die
Proteine wurden mit Coomassie-Blau (A) angefärbt oder durch
Western-Blots mit vereinigten Seren von AIDS-Patienten (B)
nachgewiesen. Spuren 1-4: rekombinante Viren AcNPV-HIV-2gag,
Ac-gagM-1V3, Ac-gagC-1V3 und Ac-gagC-1V3 + 1CD4. Die in den
Kulturüberstand freigesetzten chimären gag-env-Partikel
wurden durch Zentrifugation in 20-60%igen diskontinuierlichen
Saccharosedichtegradienten gereinigt, einer SDS-PAGE
unterzogen und durch Coomassie-Blau-Anfärbung (C) und Wester-Blot
(D) nachgewiesen. Spur 1: gereinigte gag-Partikel; Spuren 2-
4: gereinigte chimäre gagC-1V3-, gagC-2V3- und gagC-2V3+2CD4-
Partikel; M: Markerproteine; C: nicht-infizierte
Zellkontrolle; Wt: Wildtyp-AcNPV-infizierte Zellen. Die
hauptsächlichen Fusionsproteine P55 und P66 sind durch Pfeile
bezeichnet,
und mögliche Spaltprodukte sind durch offene Pfeile
bezeichnet
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Fig. 5 zeigt elektronenmikroskopische Aufnahmen von
Saccharosegradienten-gereinigten chimären gag-env-Partikeln. (A)
HIV-2-gag-Partikel, die von SF9-Zellen gebildet wurden, die
mit rekombinantem AcNPV-HIV-2-gag infiziert waren; (B)
chimäre gag-env-Partikel, die mit rekombinantem Ac-gagC-1V3
gebildet wurden; (C) chimäre gag-Partikel, die mit
rekombinantem Ac-gagC-2V3 gebildet wurden; und (D) chimäre
gag-Partikel, die mit rekombinantem Ac-gagC-2V3+2CD4 gebildet wurden.
Die Proben wurden mit Uranylacetat angefärbt. Der Balken
stellt 100 nm dar.
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Fig. 6 zeigt eine Immunoblotanalyse von chimären
gagenv-Proteinen. Die chimären gag-env-Proteine und gp120 von
HIV-1 und HIV-2 wurden einer SDS-PAGE unterzogen und
elektrisch auf Nitrozellulosefilter übertragen. Die Filter wurden
mit Kaninchenantiseren, die spezifisch für gp120 von HIV-1
(A) und HIV-2 (B) waren, und mit ¹²&sup5;-I-markiertem Protein A
inkubiert. Spur 1: HIV-2-gag-Protein; Spur 2: gp120-Protein;
Spur 3: chimäres gagC-1V3-Protein; Spur 4: chimäres gagC-
1V3+1CD4-Protein; C: Zellkontrolle; W:
Wildtyp-AcNPV-infizierte Zellkontrolle. Die Kaninchenantiseren gegen HIV-1- und
HIV-2-gp120 wurden an anderer Stelle beschrieben.
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Fig. 7; Western-Blot-Analyse unter Verwendung von
Kaninchenantiseren, die gegen chimäre gag-env-Partikel erzeugt
wurden. (A) Das anti-gagC-1V3-Serum erkannte
nicht-glycosyliertes gp120-Protein von HIV-1. Spur 1: HIV-2-gag-Protein;
Spur 2: nicht-glycosyliertes gp120-Protein von HIV-1. (B) Das
anti-gagC-2V3-Serum erkannte nicht-glycosyliertes
gp120-Protein von HIV-2. Spur 1: HIV-2-gag-Protein; Spur 2:
nicht-glycosyliertes. gp120-Protein von HIV-2. Wt:
Wildtyp-AcNPV-infizierte Zellen am Tag 3 nach der Infektion (p.i.); C:
Zellkontrolle. Die Seren wurden 1:200 verdünnt, und das »Immuno-Blot
AK«-Nachweissystem von Bio-Rad wurde verwendet.
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Fig. 8 zeigt die Neutralisation von HIV-1IIIB und HIV-
2ROD-Infektion mit Kaninchenimmunseren. Antiseren gegen die
chimären gagC-1V3- und gagC-2V3(HIV-2)-Partikel wurden
verdünnt und auf die Neutralisation des Virus unter Verwendung
von reverser Transcriptase und viralen p24- oder p26-Assays
untersucht. a und b: HIV-1; c und d: HIV-2. Pre-Immunserum
( ); V3-spezifisches Immunserum ( ) aus mit chimären gag-V3-
Partikeln von HIV-1 oder HIV-2 immunisierten Kaninchen;
antigp120-Seren ( ), die spezifisch für gp120 von HIV-1 oder HIV-
2 sind. Die neutralisierende Aktivität von anti-gagC-1V3- und
anti-gagC-2V3-Seren wurde durch Inkubation der Seren (1:5-
Verdünnung) mit Virusstammpräparaten von HIV-1IIIB (5000
TCID&sub5;&sub0;) oder HIV-2ROD (8000 TCID&sub5;&sub0;) bei 37ºC für 1 Stunde vor
der Infektion von H9-Zellen bestimmt. Die virale Infektion
wurde durch die Aktivität an reverser Transcriptase (a und c)
und die Bildung der gag-Proteine HIV-1-p24 (b) oder HIV-2-p26
(d) an den Tagen 1-16 p.i. überwacht.
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Weitere Aufgaben, Merkmale und Vorteile der Erfindung
sind aus der nachstehenden Beschreibung ersichtlich.
Ausführliche Darstellung der bevorzugten
Ausführungsformen
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Die vorliegende Erfindung stellt das chimäre gag-Protein
von HIV, das sowohl antigene als auch immunogene
Eigenschaften von gag und einem Anteil von env-Proteinen behält,
bereit.
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Die Erfinder der vorliegenden Anmeldung haben bereits
berichtet, daß die Expression von gag codierenden Sequenzen
von HIV-2, denen das Proteasegen fehlt, in Insektenzellen
virusartige partikel bildet (Virology 179, 874-880, 1990).
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Der C-Terminus des gag-Proteins unter Einschluß der
Zink-Finger-Domäne ist für die Partikelbildung nicht
erforderlich (Fig. 1). Daher ist es möglich, den C-Terminus des
gag-Vorstufenproteins durch andere Sequenzen zu ersetzen,
ohne daß man die Fähigkeit des gag-Proteins zur Bildung
virusartiger Partikel einbüßt. Das gag-Protein weist die
einzigartige Fähigkeit zur Bildung von Partikeln in Abwesenheit
aller anderen Komponenten des Virus auf, und den chimären
gag-Partikeln fehlt die genomische RNA. Die Bildung von
chimären gag-Partikeln, die das hauptsächliche neutralisierende
Epitop (V3) und/oder die CD4-bindende Domäne (CD4BD) von
gp120 enthalten, erlaubt möglicherweise die wirksame
Erzeugung von HIV-neutralisierenden Antikörpern; Antigene, die in
einer Partikelform präsentiert werden, verstärken
möglicherweise die immunogenen Beschaffenheit der Epitope, und
mehrfache
Kopien von spezifischen Epitopen können präsentiert
werden. Ferner können sekretierte chimäre Partikel in sicherer
und einfacher Weise gesammelt und aus Zellkulturmedien durch
Zentrifugation gereinigt werden.
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In der vorliegenden Anmeldung zeigen wir die Kartierung
von essentiellen Domänen des gag-Proteins für die
Partikelbildung und die Konstruktion von sechs verschiedenen chimären
gag-Genen&sub1; die die V3-Schleife (V3) oder die V3-Schleife plus
die CD4-Bindungsdomäne (V3+CD4BD) von gp120 aus HIV-1 oder
HIV-2 enthalten. Diese Konstrukte wurden in Insektenzellen
unter Verwendung eines Baculovirus-Expressionsvektors
exprimiert. Die minimale Länge von HIV-2-gag zur Bildung von
Partikeln beträgt 376 Aminosäuren, und das Prolin an der 373sten
Position ist für die Partikelbildung essentiel. Die chimäre
Genkonstruktion zeigt, daß nur bestimmte Kombinationen von
Fusionsproteinen exprimiert werden, als virusartige Partikel
zusammengesetzt werden und antigene und immunogene
Beschaffenheit von sowohl gag- als auch env-Epitopen behalten.
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Die vorliegende Erfindung stellt eine Karte der
minimalen Länge von HIV-2-gag-Gensequenzen bereit, die für die gag-
Partikelbildung erforderlich sind, und zwar unter Anwendung
der Deletionsmutagenese.
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Die Aminosäuresequenz, die bis zu 143 Aminosäuren am C-
Terminus der 519 Aminosäuren umfassenden Sequenz deletiert
ist und 376 Aminosäuren am N-Terminus behält, ist das
minimale Protein für die gag-Partikelbildung von HIV-2. Im
Gegensatz dazu beendet die Deletion von vier weiteren Aminosäuren,
wobei 372 Aminosäuren am N-Terminus erhalten bleiben, die
Partikelbildung.
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Die gerichtete Mutagenese zeigte, daß Prolin an der
Aminosäureposition 3731 nicht jedoch an den Aminosäurepositionen
375 und 377, für die Partikelbildung essentiel ist.
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Um die gag-Proteindomäne(n), die für die Partikelbildung
essentiel ist/sind, zu kartieren, wurden sowohl
Deletionsals auch gerichtete Mutagenese durchgeführt. Fig. 1 zeigt
klar, daß 376 Aminosäuren am N-Terminus für die
Partikelbildung erforderlich sind. Im Gegensatz zu bisherigen Berichten
ist die Zink-Finger-Domäne am C-Terminus für die
gag-Partikelbildung nicht erforderlich. Ferner zeigten die
vorliegenden
gerichteten Mutanten, daß das Prolin in der Position 373
für die Partikelbildung essentiel ist, wie es in Fig. 2
gezeigt ist. Die Ergebnisse von Fig. 1 und Fig. 2 weisen darauf
hin, daß man ohne Unterbrechnung 1128 Basenpaare des HIV-2-
gag-Leserahmens als essentiel für das Packen fremder Epitope
in gag-Partikel erhalten muß.
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Die Erfinder der vorliegenden Anmeldung haben sechs
verschiedene Kombinationen von chimären Genen durch Kupplung des
verkürzten HIV-2-gag-Gens&sub1; das für 425 Aminosäuren codiert,
mit der neutralisierenden Domäne (V3) oder den
neutralisierenden und CD4-bindenden Domänen (V3+CD4BD) von gp120-env-
Gensequenzen aus HIV-1 oder HIV-2 konstruiert. Diese
Herstellung hat zum Abschluß der vorliegenden Erfindung geführt.
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Die env-Gen-Sequenzen wurden entweder in die Mitte des
gag-Gens oder am 3'-Terminus des gag-Gens inseriert.
Virusartige Partikel wurden durch chimäre Genprodukte nur gebildet,
wenn die env-Gensequenzen mit dem 3'-Terminus des gag-Gens
verknüpft waren. Die Insertion der env-Gensequenz in der
Mitte des gag-Gens führte zu einem hohen Expressionsgrad des
chimären Gens, jedoch ohne Bildung virusartiger Partikel.
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Insbesondere bildeten drei verschiedene chimäre
Proteine, nämlich (1) gag (425 Aminosäuren) mit HIV-1-V3 (91
Aminosäuren); (2) gag mit HIV-2-V3 (90 Aminosäuren); und (3)
gag mit HIV-2-V3+CD4BD (198 Aminosäuren) virusartige
Partikel, die in das Zellkulturmedium sekretiert wurden
(vergleiche Tabelle 1).
Tabelle 1: Vergleich von Partikelbildung und Ausbeute an
chimären Fusionsproteinen
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Anmerkungen:
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* Das Pluszeichen gibt an, daß virusartige Partikel aus
dem Zellkulturmedium gewonnen wurden.
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** Virusartige Partikel befanden sich als Bande oben auf
diesen Saccharoselösungen nach der Ultrazentrifugation.
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Die vorliegende Erfindung stellt also ein rekombinantes
Baculovirus bereit, das ein chimäres Gen enthält.
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Das erfindungsgemäße rekombinante Baculovirus kann unter
Verwendung von Autographa Californica-Kernpolyhedrose-Virus
(AcNPV) oder Bombyx iridexcent-Virus hergestellt werden.
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Das rekombinante Virus wird erhalten, indem das chimäre
Gen in das AcNPV-Genom inseriert und durch
aufeinanderfolgende Plaqueassays zur Selektion von Polyhedrin-negativen
rekombinanten Viren gereinigt wird. AcNPV mit inseriertem gag
aus HIV-2 wurde bei der ATCC unter der Zugangsnummer VR2314,
AcNPV mit inseriertem gag von HIV-2 und V3 von HIV-1 unter
der Zugangsnummer VR2316 und AcNPV mit inseriertem gag von
HIV-2 und V3 von HIV-2 unter der Zugangsnummer VR2317 am 26.
Februar 1991 hinterlegt. Es ist garantiert, daß diese für
Forschungszwecke zur Verfügung stehen.
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Insektenzellen, die aus der Gruppe ausgewählt sind, die
aus Spodoptera frugiperda-Zellen, Mamestra brassica-Zellen,
Trichoplusia ni-Zellen, Bombyx mon-Zellen und Bombyx mon-
Seidenraupenzellen besteht, wurden mit dem vorstehend
erhaltenen rekombinanten Baculovirus infiziert, um eine Expression
des chimären gag-Proteins durchzuführen.
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Die erfindungsgemäßen chimären gag-Partikel rufen
neutralisierende Antikörper in Kaninchen hervor, die eine HIV-
Infektion vollständig blockieren.
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Die erfindungsgemäßen chimären gag-Partikel können als
Antigen eines AIDS-Vaccins oder eines diagnostischen
Reagenzes verwendet werden. Das erfindungsgemäße AIDS-Vaccin zeigt
eine spezifische Immunreaktion gegen ein Immunogen, und zwar
unter Einschluß eines Vaccins&sub1; das vor oder nach der
Exposition zur Verhinderung einer Infektion mit HIV oder für eine
immuntherapeutische Behandlung verwendet wird.
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Das erfindungsgemäße Vaccin kann herkömmliche
Absorbentien, Stabilisatoren, Adjuvantien, Träger und dergleichen
enthalten, und es kann auf herkömmuchem Weg verabreicht
werden.
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Weitere Merkmale der Erfindung sind im Verlauf der
folgenden Beschreibung von beispielhaften Ausführungsformen
ersichtlich, die zur Erläuterung der Erfindung vorgelegt
werden, die sie aber nicht beschränken sollen.
Beispiele
Beispiel 1: Herstellung von Plasmiden
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Autographa californica-Kernpolyhedrose-Virus (AcNPV) und
rekombinantes AcNPV wurden gezüchtet und in Spodoptera
frugiperda (SF9) -Zellmonoschichten unter Verwendung von
vollständigem TNM-FH-Medium mit einem Gehalt an 10% fötalem
Rinderserum bei 27ºC nachgewiesen, wie es in Adv. Virus Res. 35, 177-
192, 1988 beschrieben ist. Wildtyp-AcNPV-DNA wurde nach dem
Verfahren von Smith and Summers (Virology 89, 517-527, 1978)
gereinigt.
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Die Plasmide pHXB-2D und p1BM, die das vollständige
HIV-1HXB2D- bzw. HIV-2NIHZ-Genom enthielten, wurden von Dr.
R. Gallo (National Institutes of Health, Bethesda, MD)
erhalten. Die rekombinanten Plasmide pUC19-gp120-NSS, PUC18-gp120
und pUC19-GAG, die Vollängen-cDNA-Kopien von HIV-1-env, HIV-
2-env und ein verkürztes gag-Gen von HIV-2 (das 425
Aminosäuren codiert) enthielten, wurden aus pHXB-2D bzw. p1BM
subkloniert, wie es von den Erfindern in Virology 179, 874-880,
1990 beschrieben wurde.
Beispiel 2: Herstellung von chimären Genen
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Um V3 und V3+CD4BD der HIV-1- und HIV-2-env-Gene in
pUC19-GAG zu subklonieren, wurden die rekombinanten Plasmide
pUC19-gp120-NSS und pUC19-gp120 als Matrizen verwendet, und
die spezifischen Regionen wurden mit geeigneten
Oligonucleotidprimern amplifiziert. Genauer gesagt wurden die Plasmide
pUC19-gp120-NSS (HIV-1) und pUC18-gp120 (HIV-2) als Matrizen
für die Amplifikation durch die Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) eines HIV-1-DNA-Fragments, das der V3-Domäne entsprach
(91 Aminosäuren, Positionen 273-363), und von
HIV-2-DNA-Fragmenten; die der V3-äquivalenten Domäne (90 Aminosäuren,
Positionen 294-383) und V3+CD4BD (198 Aminosäuren, Positionen
294-491) entsprachen, verwendet. Alle Primer waren so
ausgelegt, daß eine BglII-Restrictionsstelle am 5'-Ende erzeugt
wurde, so daß gp120-DNA-Fragmente in die BglII-Stelle von
pUC19-GAG inseriert werden konnten.
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Das HIV-1-V3-DNA-Fragment wurde unter Verwendung von L-1
(5'-CGAAGATCTGTCAATTTCACGG-3') und L-2
(5'-GCAGATCTTTGCTTAAAGATTA-3') als Primer, die komplementär
zu den Nudeotiden 816 bis 836 bzw. 1075 bis 1089 sind,
amplifiziert. Das V3+CD4BD-DNA-Fragment von HIV-1 wurde aus
pUC19-gp120-NSS durch BglII-Verdau an den Nucleotidpositionen
816 und 1398 von gp120 erzeugt. Die Primer L-3
(5'-CGAGATCTCATTGTTAAGAGGCC-3') und L-4
(5'-GCAGATCTTCTGCAGTTAGTCC-3'), die komplementär zu den
Nucleotidpositionen 879 bis 893 bzw. 1135 bis 1149 von HIV-2-
gp120 sind, wurden zur Synthese des HIV-2-V3-DNA-Fragments
verwendet. Die Primer L-3 und L-5
(5'-GCAGATCTCTTTACTGATGTAG-3'), der komplementär zu den
Nucleotiden 1459 bis 1473 von HIV-2-gp120 ist, wurden zur
Synthese des HIV-2-V3+CD4BD-DNA-Fragments verwendet. Die PCR
wurde entsprechend den Verfahren durchgeführt&sub1; die mit dem
Geneamp-Kit (Norwalk, CT) zur Verfügung gestellt werden. Kurz
gesagt wurden 20 ng linearisierte gp120-DNA zu 100 ul PCR-
Reaktionsgemisch (10 mM Tris-HCl, 50 mM KCl, 1,5 mM MgCl&sub2; und
0,01% Gelatine) mit einem Gehalt an 20 uM der einzelen dNTP,
2,5 Einheiten Taq-Polymerase und 20 uM der einzelnen
Oligonucleotidprimer gegeben.
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Die V3- und V3+CD4BD-Gene wurden für 30 PCR-Zyklen (94ºC
für 1 Minute, 45ºC für 3 Minuten) amplifiziert. Die chimären
gag-Genkonstrukte, die die V3- und V3+CD4BD-Fragmente
enthielten, wurden durch Didesoxy-DNA-Sequenzierung der
doppelsträngigen DNA unter Verwendung des Sequence-Kit (Marke der
United States Biochemical Corporation) überprüft.
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Die chimären gagM-1V3-, gagC-1V3-, gagC-1V3+LCD4BD-,
gagM-2V3-, gagC-2V3- und gagC-2V3+2CD4BD-Gene wurden nach dem
vorstehenden Verfahren hergestellt. Die Zahlen 1 und 2 vor V3
und CD4BD bezeichnen Gene aus HIV-1 bzw. HIV-2; gagm
bezeichnet das chimäre Gen, das in die Mitte des gag-Gens inseriert
wurde, und gagC bezeichnet das chimäre Gen, das am Terminus
des gag-Gens inseriert wurde. Das Verfahren zur Erzeugung des
vorliegenden chimären Gens ist kurz in Fig. 3 gezeigt.
Beispiel 3: Herstellung eines rekombinanten Baculovirus
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Die aus Beispiel 3 erhaltenen chimären Gene wurden nach
Verdau mit BamHI isoliert und in den
Baculovirus-Transfervektor pAcYM1 inseriert. SF9-Zellen wurden mit Gemischen aus
infektiöser Wildtyp-AcNPV-DNA (1 ug) und rekombinanten Plasmid-
DNAs (4 ug) unter Anwendung des Standardverfahrens (Adv.
Virus Res., 35, 177-192, 1988) cotransfiziert.
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Von den nach dem vorstehenden Verfahren erhaltenen
rekombinanten Baculoviren wurden AcNPV, das gag von HIV-2 trägt
(nachstehend als »AcHIV2GAGYK« bezeichnet) unter der
Zugangsnummer VR2314, AcNPV, das gag von HIV-2 und V3 von HIV-1
trägt (nachstehend als»AcHIV2GAG+1V3YK« bezeichnet) unter der
Zugangsnummer VR2316 und AcNPV, das gag von HIV-2 und V3 von
HIV-2 trägt (nachstehend als »AcHIV2GAG+2V3YK« bezeichnet)
unter der Zugangsnummer VR2317 bei der American Type Culture
Collection (ATCC) am 26. Februar 1991 hinterlegt, und es ist
garantiert, daß Proben für Forschungszwecke zur Verfügung
gestellt werden.
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Nach Inkubation des rekombinanten Baculovirus bei 27ºC
für 4 Tage wurden die Kulturüberstände geerntet und auf 80%
konfluente Monoschichten von SF9-Zellen titriert. Um
Polyhedrin-negatives rekombinantes AcNPV zu erhalten, wurden
Plaques, denen Polyeder fehlten, aufgenommen, durch drei
aufeinanderfolgende Plaqueassays gereinigt und zur Herstellung
von Virusstammlösungen mit 2x10&sup8; PFU/ml verwendet.
Beispiel 4: Expression von chimären Partikeln
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SF9-Zellen wurden mit Wildtyp-AcNPV oder rekombinantem
AcNPV, das chimäre Gene trug, mit Multiplizitäten der
Infektion von 5 PFU/Zelle infiziert und bei 27ºC inkubiert. Nach
geeigneten Inkubationszeiten (üblicherweise 3 bis 4 Tage)
wurden Zellen geerntet und zweimal mit PBS gewaschen. Lysate
ganzer Zellen wurden durch Resuspendieren des Zellpellets in
Wasser und Zugabe eines gleichen Volumens an 2x
Dissoziationspuffer (10% β-Mercaptoethanol, 10% SDS, 25% Glycerin, 100
mM Tris-HCl, pH-Wert: 7,0, 0,04% Bromphenolblau) hergestellt.
Zell-Lysate wurden durch Elektrophorese in 12%
Polyacrylamidgel mit einem Gehalt an SDS (SDS-PAGE) analysiert, und die
Proteinbanden wurden durch Anfärben mit Coomassie-Blau
(Nature 227, 283-303, 1987) sichtbar gemacht.
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Western-Blot-Analysen wurden dann unter Verwendung von
Seren von AIDS-Patienten und des Bio-Rad Immune Blot
AK-Systems durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Fig. 4 gezeigt.
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Fig. 4A zeigt die Proteine, die durch die rekombinanten
Baculoviren Ac-gagM-1V3, Ac-gagC-1V3 und Ac-gagC-1V3+1CD4BD
gebildet wurden. Da vom ursprünglichen HIV-2-gag-Protein 93
Aminosäuren vom C-Terminus deletiert sind, ist zu erwarten,
daß eine Insertion von V3 (91 Aminosäuren) oder V3+CD4BD (194
Aminosäuren) von gp120 aus HIV-1 in das gag-Gen Proteine von
55 kDa bzw. 66 kDa ergibt.
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Wie in Fig. 4A gezeigt ist, wurden stark angefärbte
Proteinbanden, die als 55 kDa- oder 66 kDa-Banden wanderten, in
den Lysaten von SF9-Zellen, die mit Ac-gagM-1V3 (Spur 2),
AcgagC-1V3 (Spur 3) und Ac-gagC-1V3+1CD4BD (Spur 4) infiziert
waren, beobachtet; sie waren jedoch in Lysaten von
pseudoinfizierten oder Wildtyp-Baculovirus-infizierten Zellen nicht
vorhanden.
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Die Western-Blot-Analyse zeigte, daß beide
Fusionsproteine p55 und p66 von vereinigten HIV-1-positiven Humanseren
erkannt wurden (Fig. 4B, Spuren 2, 3 und 4). Keine
spezifische Reaktion wurde bei pseudoinfizierten Zellen und Wildtyp-
AcNPV-infizierten Zellen beobachtet.
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Die Ergebnisse zeigen klar, daß die Insertion von HIV-1-
V3 oder V3+CD4BD in das gag-Protein zur Expression von
Proteinen in Konzentrationen mindestens so hoch wie bei
rekombinantem AcNPV-HIV-2gag allein führten (Fig. 4A, Spur 1).
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Entsprechende Ergebnisse wurden erhalten, als drei
weitere rekombinante Baculoviren, die V3- und V3+CD4BD-Gene aus
HIV-2-gp120 enthielten, nämlich Ac-gagM-2V3, Ac-gagC-2V3 und
Ac-gagC-2V3+2CD4BD, analysiert wurden.
Beispiel 5: Reinigung chimärer Partikel
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Die aus Beispiel 5 erhaltenen Zellkulturflüssigkeiten
wurden nach Zentrifugation bei 1000 x g für 20 min.
aufgefangen. Chimäre Partikel im Kulturüberstand wurden durch
Ultrazentrifugation in einem Beckman SW28-Rotor bei 80000 x g für
1 h gesammelt und in PBS mit einem Gehalt an 0,1% Tween 20,
10 ug/ml Aprotinin resuspendiert und bei 4ºC gelagert. Eine
Bande, die gag-Partikel enthielt, wurde aus einem 20-60%igen
diskontinuierlichen Saccharosegradienten gewonnen, mindestens
10fach mit PBS verdünnt und in einem SW28-Rotor bei 80000 x g
für 1 h pelletiert. Das Pellet wurde vorsichtig in PBS
suspendiert. gagC-1V3- und gagC-2V3-Partikel wurden aus der 50%-
Saccharosefraktion gewonnen, während chimäre gagC-2V3+2CD4BD-
Partikel sich oben auf der 60%-Saccharosefraktion als Bande
befanden. Die Ergebnisse der Morphologie der im
Saccharosegradienten gereinigten Partikel gemäß
Transmissionselektronenmikroskopie unter Anwendung der Anfärbung mit Uranylacetat
sind in Fig. 5 gezeigt.
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HIV-2-gag-Partikel waren kugelförmig (Fig. 5A), wiesen
Durchmesser von ungefähr 100 nm auf und waren ähnlich reifen
HIV-1-Partikeln, die aus HIV-1-infizierten Zellen
hervorgehen. Die chimären Partikel gagC-1V3 (Fig. 5B), gagC-2V3 (Fig.
5C) und gagC-2V3+2CD4BD (Fig. 5D) zeigten Morphologien
ähnlich den gag-Partikeln. Das äußere körnige Material zeigte
häufig eine Streifenbildung mit einer Periodizität, die auf
eine helikale Anordnung hinweist. Es bildete eine
schalenartige Schicht, wahrscheinlich innerhalb einer Lipidmembran,
und war vermutlich starr. Der einzige Unterschied zwischen
den gag-Partikeln und den chimären gag-Partikeln bestand
darin, daß die chimären gag-Partikel geringfügig größer mit
ungefähren Durchmessern von 130 nm waren, ähnlich dem
Durchmesser von reifen HIV-1-Partikeln.
Experimentelles Beispiel 1: Antigene Beschaffenheit von
chimiren gag-Partikeln
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Die antigene Beschaffenheit von chimären gag-Partikeln
wurde durch Immunoblot-Analyse untersucht. Gereinigte chimäre
gag-Partikel wurden einer SDS-PAGE unterzogen und durch
Western-Blot mit Kaninchenantiseren, die gegen HIV-1- und HIV-
2-gp120 gerichtet waren, und ¹²&sup5;I-markiertem Protein A
analysiert. Die Ergebnisse sind in Fig. 6 gezeigt. In dieser Fig.
6 ist Spur 1 HIV-2-gag-Protein; Spur 2 ist gp120-Protein;
Spur 3 ist chimäres gagC-1V3-Protein; Spur 4 ist chimäres
gagC-1V3+LCD4-Protein; C ist eine Zellkontrolle; und W ist
eine Wildtyp-AcNPV-infizierte Zellkontrolle.
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Das HIV-2-gag-Protein wurde nicht durch anti-gp120-Seren
erkannt (Fig. 6A und B, Spur 1), während die
nicht-glycosylierten
Formen von gp120 aus HIV-1 und HIV-2 eine starke
Reaktivität mit ihren entsprechenden Antiseren zeigten (Fig. 6A
und B, Spur 2). Die Fusionsproteine von 55 kDa und 66 kDa
wurden spezifisch von Kaninchenantiseren gegen HIV-1- oder
HIV-2-gp120 erkannt (Fig. 6A und B, Spuren 3 und 4). Die
Ergebnisse zeigen klar, daß die chimären Proteine durch
Antiserum, das spezifisch für gp120 ist, nachgewiesen werden
können, und sie bestätigen erneut, daß die inserierten Sequenzen
von V3 oder V3+CD4BD antigen sind.
Experimentelles Beispiel 2: Immunogene Beschaffenheit
von chimären gag-V3-Partikeln
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Um die Eignung von Partikeln zur Induktion von
Antikörpern sowohl gegen gag- als auch gegen env-Proteine von HIV zu
untersuchen, wurden Kaninchen 4 mal in Abständen von 4 Wochen
mit gereinigten chimären gagC-1V3- und gagC-2V3-Partikeln
immunisiert. Die Kaninchenimmunseren wurden 2 Wochen nach der
letzten Immunisierung gewonnen und auf ihre Eignung zur
Erkennung von gp120 von HIV-1 und HIV-2 untersucht.
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Wie in Fig. 7 gezeigt ist, erkannten die Antiseren, die
sowohl gegen chimäre gagC-1V3- als auch gagC-2V3-Partikel
hergestellt wurden, nicht nur Träger-HIV-2-gag-Protein (Fig.
7A, B, Spur 1), sondern auch nicht-glycosyliertes gp120 von
HIV-1 (Fig. 7A, Spur 2) und HIV-2 (Fig. 7B, Spur 2).
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Im Unterschied dazu enthalten weder
Wildtyp-AcNPV-infizierte SF9-Zellen noch nicht-infizierte SF9-Zellen Proteine,
die von den Antiseren erkannt wurden. Diese Ergebnisse zeigen
klar, daß die V3-Schleifendomäne in den chimären
gagC-1V3- und gagC-2V3-Partikeln sowohl antigene als auch immunogene
Eigenschaften behält.
Experimentelles Beispiel 3: Immunseren gegen chimäre
gag-V3-Partikel von HIV-1 oder HIV-2 neutralisieren die
infektiöse Beschaffenheit des Virus in vitro
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Gegen chimäre Partikel gerichtete Kaninchenantiseren
wurden verwendet, um die infektiöse Beschaffenheit von HIV zu
neutralisieren, was durch reverse Transcriptase
(RT)-Aktivität und gag-p24-Bildung untersucht wurde. Kaninchen wurden 4
mal in Abständen von 1 Monat durch intramuskuläre Injektionen
von 25 ug der durch Dichtegradienten gereinigten chimären
gag-Partikel immunisiert. Kaninchen-anti-gagC-1V3- und anti-
gagC-2V3-Seren (25 ul) wurden mit 100 ul Virus gemischt, das
5000 TCID&sub5;&sub0; von HIV-1IIIB oder 8000 TCID&sub5;&sub0; von HIV-2ROD
darstellte, und die Gemische wurden zur Infektion von H9-Zellen
verwendet. Die Menge an p24-gag-Protein und die reserve
Transcriptase (RT)-Aktivität in den Kulturmedien wurden zur
quantitativen Bestimmung der Virusbildung an verschiedenen
Tagen nach der Infektion (Tage 1 bis 16) untersucht, und die
Werte wurden mit denen von Kontrollproben verglichen, in
denen das Virus mit Pre-Immunseren oder Kaninchen-anti-gp120-
Serum inkubiert wurden.
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Fig. 8 zeigt, daß sowohl Kaninchen-anti-gagC-1V3- als
auch anti-gagC-2V3-Serum Antikörper enthielt, die zur
Neutralisation der HIV-Infektion von H9-Zellen imstande waren. Am
Tag 9 nach der Infektion blockierten Antiseren gegen chimäre
gagC-1V3- und gagC-2V3-Partikel die Bildung von HIV-1 bzw.
HIV-2 vollständig. Am Tag 12 nach der Infektion wurde jedoch
eine kleine Menge an HIV-1 in Kulturen nachgewiesen&sub1; die mit
anti-gagC-1V3-Serum behandelt worden waren (Fig. 8, a und b).
Im Gegensatz dazu neutralisierten die chimären
gagC-2V3-Partikel die infektiöse Beschaffenheit von HIV-2 vollständig
(Fig. 8, c und d). Keine Verringerung von RT oder p24-gag-
Proteinbildung wurde bei Pre-Immunseren beobachtet.
Kaninchen-anti-gp120-Seren (HIV-2) zeigten eine stärkere
neutralisierende Aktivität gegen HIV-2ROD als Kaninchen-anti-gp120-
Seren von HIV-1 gegen HIV-1IIIB (Fig. 8).
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Aus den vorstehenden Angaben ist ersichtlich, daß das
erfindungsgemäße chimäre Protein eine hervorragende
neutralisierende Aktivität gegen HIV-1 und HIV-2 zeigte.