Hintergrund der Erfindung
-
Ubiquitin, ein Protein mit 76 Resten, liegt in Eukaryonten entweder frei oder durch
seinen Glycinrest mit endständiger Carboxylgruppe kovalent an verschiedene
cytoplasmische, nukleare und integrale Membranproteine gebunden vor. Das
Koppeln von Ubiquitin an derartige Proteine wird durch eine Familie von
Ubiquitin-konjugierenden Enzymen (auch E2-Enzyme genannt) katalysiert. Die
Tatsache, dass die Aminosäuresequenz von Ubiquitin bei Eukaryonten in einem
Ausmaß konserviert ist, das bei bekannten Proteinen keine Parallelen findet,
legte nahe, dass Ubiquitin eine grundlegende Zellfunktion vermittelt. Jedoch blieb
die biologische Rolle von Ubiquitin bis verhältnismäßig unlängst ein Geheimnis.
-
Es wurde gefunden, dass Ubiquitin einer von mehreren Faktoren ist, welche für
den ATP-abhängigen Proteinabbau in eukaryontischen Zellen erforderlich ist.
Eine Funktion des intrazellulären Proteinabbaus, der größtenteils ATP-abhängig ist,
ist die selektive Ausscheidung beschädigter oder sonstwie abnormer Proteine.
Eine andere ist, unbeschädigten Proteinen, deren Konzentrationen in der Zelle
als Funktionen der Zeit schwanken müssen, wie es z. B. bei vielen
Regulatorproteinen der Fall ist, kurze Halbwertzeiten zu verleihen. Viele andere Proteine,
während sie als Komponenten größerer makromolekularer Komplexe, wie z. B.
Ribosome und oligomere Proteine, langlebig sind, sind in einem freien,
nicht-assoziierten Zustand metabolisch instabil. (Der Begriff "metabolische Instabilität"
impliziert eine verhältnismäßig kurze Halbwertzeit eines Proteins als eine
physikalische Ganzheit in vivo, wobei das Adjektiv "metabolisch" benutzt wird, um
diese Eigenschaft von einer "Stabilität" als solcher zu unterscheiden, die oftmals
entweder eine Konformationsstabilität oder chemische Stabilität eines Proteins
meint, jedoch nicht ihre Existenz als eine physikalische Ganzheit in vivo.)
-
Neuere Arbeiten zeigten, dass ein selektiver Abbau vieler kurzlebiger Proteine
eine vorausgehende Stufe einer Ubiquitinkonjugation an ein proteolytisches
Zielsubstrat erfordert. Es wurde vorgeschlagen, dass eine Rolle von Ubiquitin ist, als
ein Signal für den Angriff von Proteasen zu dienen, welche für Ubiquitin-Protein-
Konjugate spezifisch sind (Übersicht: vgl. Finley und Varshavsky, Trends
Biochem. Sci. 10, S. 343-348 (1985)).
-
Dieses Verständnis ließ jedoch das Problem der Zielsetzung ungelöst: Wie
werden intrazelluläre Proteine anfänglich als proteolytische Substrate erkannt?
Mindestens einige kurzlebige Proteine werden als solche erkannt, weil sie
Sequenzen (Abbausignale) enthalten, welche diese Proteine zu Substraten spezifischer
proteolytischer Wege machen. Das erste Abbausignal, das in bestimmten
Einzelheiten zu verstehen ist, umfasst zwei unterschiedliche Determinanten: Den Rest
des Proteins mit endständiger Aminogruppe und einen speziellen internen
Lysinrest (Bachmair u. a., Science 234, S. 179-186 (1986); Bachmair und
Varshavsky, Cell 56, S. 1013-1032 (1989)). Die N-Terminus-Regel, ein Code, der die
Stoffwechselstabilität des Proteins mit der Identität seines aminoterminalen Rests
in Beziehung setzt (Bachmair u. a., Science 234, S. 179-186 (1986)), ist insofern
allgemeingültig, als unterschiedliche Versionen der N-Terminus-Regel bei allen
der geprüften eukaryontischen Organismen, von Hefe bis zu Säugetieren,
funktionieren (Gonda u. a., J. Biol. Chem. 264, S. 16700-16712 (1989)).
-
Die zweite wesentliche Determinante des Abbausignals auf Basis der
N-Terminus-Regel, im vorliegenden als zweite Determinante bezeichnet, ist ein spezieller
innerer Lysinrest im Substratprotein, der als die Stelle der Verknüpfung mit einer
Multiubiquitinkette dient. Die Bildung der Multiubiquitinkette an einem kurzlebigen
Zielprotein ist für den nachfolgenden Abbau des Proteins wesentlich (Fig. 1). Die
enzymatische Konjugation von Ubiquitin an andere Proteine umfasst die Bildung
einer Isopeptidbindung zwischen dem carboxylterminalen Glycinrest von Ubiquitin
und der ε-Aminogruppe eines Lysinrests in einem Akzeptorprotein. In einer
Multiubiquitinkette dient Ubiquitin selbst als ein Akzeptor, wobei mehrere
Ubiquitinreste nacheinander an ein anfängliches Akzeptorprotein unter Bildung einer
Kette aus verzweigten Ubiquitin-Ubiquitin-Konjugaten gebunden sind (Chau u. a.,
Science 243, S. 1576-1583 (1989)).
-
Die Aufklärung der fundamentalen Regeln, welche die Stoffwechselstabilität von
Proteinen in Zellen beherrschen, und insbesondere das Entziffern des
Abbausignals auf Basis der N-Terminus-Regel machte die Manipulation von Proteinen
möglich, um ihre Halbwertzeiten in vivo zu variieren (Bachmair und Varshavsky,
Cell 56, S. 1019-1032 (1989)). Ein detaillierteres Verständnis dieser
Abbausignale, deren Komponenten und ihrer Wechselbeziehungen ist notwendig, um das
volle Potential dieser wirkungsvollen Methodik zu realisieren.
Zusammenfassung der Erfindung
-
Vorliegende Erfindung betrifft Verfahren und Zusammensetzungen zur
Stoffwechselstabilisierung eines Proteins oder Peptids von Interesse (d. h. das
Abzielen auf ein Protein oder Peptid für den Abbau). Das Protein oder Peptid von
Interesse [in den Patentansprüchen als "zielaffines Protein bzw. Peptid"
bezeichnet] muß eine zweite Determinante des Abbausignals auf Basis der N-Terminus-
Regel enthalten. Das Verfahren umfasst das In-Berührung-Bringen des Proteins
oder Peptids von Interesse mit einem Zielprotein oder -peptid, welches mit dem
Protein oder Peptid von Interesse in Wechselwirkung tritt. Das Zielpeptid oder -
protein zeichnet sich dadurch aus, dass es eine destabilisierende Aminosäure mit
endständiger Aminogruppe gemäß der N-Terminus-Regel des Proteinabbaus
besitzt, dass ihm jedoch eine zweite Determinante des Abbausignals auf Basis der
N-Terminus-Regel fehlt.
-
Gemäß einem ersten Aspekt vorliegender Erfindung wird ein rekombinantes
DNA-Molekül gemäß Patentanspruch 1 zur Verfügung gestellt. Gemäß einem
zweiten Aspekt vorliegender Erfindung wird das Verfahren gemäß Anspruch 2
bereitgestellt. Gemäß einem dritten Aspekt vorliegender Erfindung wird die
Verwendung eines rekombinanten DNA-Moleküls gemäß Anspruch 7 zur Verfügung
gestellt.
-
Bei einer bevorzugten Ausführungsform sind das Protein oder Peptid von
Interesse und das Zielpeptid oder -protein Untereinheiten oder Teile von
Untereinhei
ten des gleichen oligomeren Proteins in einer lebenden Zelle. Die Zelle wird mit
einem exprimierbaren DNA-Konstrukt transformiert, dass ein Zielpeptid oder
-protein codiert, welches eine destabilisierende aminoterminale Aminosäure
gemäß der N-Terminus-Regel des Proteinabbaus besitzt, dem jedoch eine zweite
Determinante des Abbausignals auf Basis der N-Terminus-Regel fehlt.
-
Ein Verfahren zur Bildung eines Zielpeptids oder -proteins mit einem
destabilisierenden Aminosäurerest mit endständiger Aminogruppe ist die Transformation
einer eukaryontischen Zelle mit einem exprimierbaren DNA-Konstrukt, umfassend
Ubiquitin, welches in Phase an eine DNA-Sequenz fusioniert ist, die ein Peptid
oder Protein codiert, das spezifisch mit dem Protein oder Peptid von Interesse in
Wechselwirkung tritt.
-
Die im vorliegenden beschriebenen Verfahren erleichtern die
Stoffwechseldestabilisierung eines Proteins oder Peptids von Interesse. Ein Erfordernis des
Verfahrens ist, dass es notwendig ist, ein Peptid oder Protein, das spezifisch in
Wechselwirkung mit dem Protein oder Peptid von Interesse tritt, zu identifizieren.
Weil nahezu alle Proteine spezifisch mit anderen Proteinen in Wechselwirkung
treten, ist dies ein breites Anwendungsverfahren zur Stoffwechseldestabilisierung
eines Proteins oder Polypeptids von Interesse.
Kurze Beschreibung der Abbildungen
-
Fig. 1 ist ein Diagramm, welches die Organisation mit zwei Determinanten des
Abbausignals auf Basis der N-Terminus-Regel in einem monomeren Protein
zeigt, wobei d und s einen destabilisierenden bzw. stabilisierenden
aminoterminalen Rest bezeichnen, und die an Lysin als zweite Determinante (K) gebundenen
schwarzen Ovale eine Multiubiquitinkette bezeichnen.
-
Fig. 2 ist ein Diagramm, dass die cis- und trans-Erkennung auf dem Weg der N-
Terminus-Regel veranschaulicht.
-
Fig. 3 ist ein Schaubild, welches die Verwendung von Ubiquitin-Proteinfusionen,
wie z. B. Ub-X-βgal, veranschaulicht, um Testproteine mit zuvor festgelegten
ami
noterminalen Resten zu bilden.
-
Fig. 4 ist ein Schaubild, das die Anwendung einer trans-Erkennung zur
Stoffwechseldestabilisierung eines Proteins von Interesse veranschaulicht.
-
Fig. 5 ist ein Diagramm, welches die Verwendung von Peptiden mit einer
Aminosäuresequenz, die mit einem Teil der Aminosäuresequenz eines Proteins von
Interesse identisch oder im wesentlichen Homolog ist, zur
Stoffwechseldestabilisierung eines Proteins von Interesse in vivo veranschaulicht.
-
Fig. 6 ist ein Diagramm, welches die Anwendung eines genetischen Screenings
zur Identifizierung von Polypeptiden mit einer Aminosäuresequenz
veranschaulicht, welche mit einem Teil der Aminosäuresequenz eines Proteins von Interesse
identisch oder im wesentlichen zu diesem homolog ist, das im Stoffwechsel das
Protein von Interesse in vivo destabilisiert.
-
Fig. 7 ist ein Schaubild, das mehrere genetische Konstrukte und ihre Verwendung
beim Zergliedern des Abbausignals auf Basis der N-Terminus-Regel
veranschaulicht.
-
Fig. 8 ist ein Schaubild, dass die ATP-abhängige Ubiquitinierung und den Abbau
von X-βgal-Homotetrameren im Reticulocytenextrakt veranschaulicht.
-
Fig. 9 ist ein Diagramm, welche die ATP-abhängige Ubiquitinierung und den
Abbau von X-βgal-Heterotetrameren im Reticuloytenextrakt veranschaulicht.
-
Fig. 10 ist ein Diagramm, welches den trans-erkennungsabhängigen Abbau von
X-βgal-Subeinheiten mit einem stabilisierenden aminoterminalen Rest
veranschaulicht.
-
Fig. 11 ist ein Diagramm, welches die Stoffwechselinstabilität eines
α2-βgal-Fusionsproteins zeigt.
-
Fig. 12 ist ein Schaubild, das zeigt, das der α2-Repressor in vivo kurzlebig ist.
-
Fig. 13 ist ein Schaubild, dass die Ergebnisse der Deletionsanalyse von
Abbausignalen in α2-βgal veranschaulicht.
-
Fig. 14 ist ein Schaubild, dass die Isolierung von S. cerevisiae-Mutanten
veranschaulicht, welche bei einem α2-Abbau defekt sind.
-
Fig. 15 ist ein Schaubild, welches zeigt, dass zwei Abbausignale in α2 auf
verschiedenen Wege anvisiert werden.
-
Fig. 16 ist ein Diagramm, welche das Muster von in vivo
Untereinheitmischversu
chen veranschaulicht.
-
Fig. 17 ist ein Schaubild, das zeigt, dass der Abbau eines oligomeren Proteins
Subeinheit-spezifisch ist.
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
-
Die in vorliegender Anmeldung offenbarte Erfindung betrifft eine neue Klasse von
Verfahren zum Manipulieren der Stoffwechselstabilität eines Proteins oder
Polypeptids von Interesse. Die Begriffe "Protein", "Polypeptid" und "Peptid" werden oft
auf dem Fachgebiet untereinander austauschbar benutzt, wobei "Peptide"
bisweilen, jedoch nicht immer, sich auf verhältnismäßig kurze Polypeptide mit einer
Größenordnung von -50 Reste oder weniger bezieht. Im vorliegenden wird unter
dem Begriff "Protein" gemeint, dass er sowohl Proteine als auch Polypeptide
umfasst, während unter dem Begriff "Peptid" gemeint wird, dass er verhältnismäßig
kurze Polypeptide umfaßt. Wie nachfolgend diskutiert, ist ein gemeinsames
Merkmal dieser Methodik die Anwendung einer trans-Erkennung, die in
vorliegender Patentanmeldung beschrieben ist, um metabolisch langlebige Proteine zu
destabilisieren, indem man sie für einen selektiven Abbau in trans-Stellung ins
Auge fasst.
-
Bei einem monomeren Proteinsubstrat liegen per definitionem beide
Determinanten des Abbausignals innerhalb der gleichen Polypeptidkette (cis-Rekognition).
Jedoch ist es im Fall eines Multisubeinheit-Proteinsubstrats begreiflich, dass die
erste und zweite Determinante des Signals innerhalb unterschiedlicher
Subeinheiten des Substrats liegen kann (trans-Rekognition). Eine Frage, die
angesprochen werden könnte, ist, ob die Zielkomponenten und Abbaukomponenten eines
proteolytischen Wegs zwischen den Subeinheiten eines oligomeren Proteins,
welche die Abbausignale tragen, von denjenigen, die dies nicht tun,
unterscheiden, oder ob das ganze oligomere Protein für den Abbau ins Auge gefaßt
wird, auch wenn lediglich einige ihrer Subeinheiten Abbausignale tragen. Ob eine
trans-Rekognition von proteolytischen Substraten, oder deren
Subeinheit-spezifischen Abbau, oder aber beides möglich war (Fig. 2), hat wichtige funktionelle
und praktische Auswirkungen:
-
Der proteolytische Weg gemäß der N-Terminus-Regel war Gegenstand
zahlreicher wissenschaftlicher Artikel während der vergangenen mehreren Jahre. Diese
Untersuchungen zeigten, dass sich das Abbausignal auf Basis der N-Terminus-
Regel aus zwei unterschiedlichen Determinanten zusammensetzt: dem
aminoterminalen Rest des Proteins und einem spezifischen internen Lysinrest (Fig. 1).
-
Die erste Determinante, am Anfang von Bachmair u. a. (Science 234, S. 179-186
(1986)) berichtet, ist der aminoterminale Aminosäurerest des Proteins (in Fig. 1
als "d" für die Destabilisierung, oder als "s" für die Stabilisierung dargestellt). Der
anfängliche Bericht von Bachmair u. a. beschreibt einen Test, der zur
Untersuchung der Wirkung des aminoterminalen Rests auf die Stoffwechselstabilität
eines Testproteins angewandt wurde. Bei der Hefe S. cervisiae wurde ermittelt,
dass die Gruppe der destabilisierenden aminoterminalen Reste aus Ile, Glu, His,
Tyr, Gln, Phe, Leu, Asp, Asn, Lys, Arg und Trp bestand. Eine spätere Arbeit von
Gonda u. a. (J. Biol. Chem. 264, S. 16700-16712 (1989)) dienten zur Aufklärung
des Satzes destabilisierender Reste in Säugetier-Retikulocyten. Dieser Satz
bestand aus Asn, Gln, Asp, Glu, Cys, Arg, Lys, His, Phe, Leu, Trp, Tyr, Ala, Ser und
Thr. Wie im folgenden beschrieben, können die Tests, welche zur Bestimmung
der destabilisierenden Reste in diesen beiden Systemen benutzt wurden, leicht
und direkt angepasst werden, um eine analoge Bestimmung in jeglichem
eukaryontischen System durchzuführen.
-
In allen geprüften Eukaryonten werden Ubiquitin-X-βgal-Fusionsproteine (Ub-X-
βgal-Fusionsproteine) entweder in vivo oder in zellfreien Extrakten durch eine
endogene Verarbeitungsprotease genau von Ubiquitin befreit, unter Bildung von
X-βgal-Testproteinen mit dem (vorbestimmten) Rest X am Aminoterminus (Fig. 3)
(Bachmair u. a., Science 234, S. 179-186 (1986)). Je nach der Art von X, sind die
X-βgal-Proteine entweder langlebig oder metabolisch instabil, wobei
destabilisierende aminoterminale Reste den entsprechenden X-βgal's kurze Halbwertzeiten
verleihen. Dieses aminoterminale Abbausignal äußert sich als die N-Terminus-
Regel.
-
Es wurde schon früher gefunden, dass die exakte Form der N-Terminus-Regel
zwischen verschiedenen Zelltypen variiert. Die Verfahren zur Bestimmung der
exakten Form der N-Terminus-Regel in jedem gegebenen Zelltyp sind technisch
unkompliziert und umfassen das Exprimieren in einem Zelltyp von Interesse,
unter Verwendung von Standardexpressionsvektoren, eines Satzes von Ub-X-βgal-
Fusionsproteinen, die weiter oben beschrieben wurden, und die Bestimmung,
unter Anwendung von pulse-chase-Standardprotokollen und Immunpräzipitation, die
Halbwertzeiten eines jeden der 20 unterschiedlichen X-βgal-Proteine. Im
speziellen wird ein X-βgal-Protein (das von Ub-X-βgal durch Freisetzung von Ubiquitin
abgeleitet ist) in vivo mit einer radioaktiven Aminosäure pulsmarkiert, gefolgt von
einem kalten Auswaschen (chase); auf diese Weise wird das metabolische
Schicksal der pulsmarkierten Gattung bestimmt. Der Weg zur Durchführung
dieses letzteren Teils des Protokolls ist ebenfalls dem Fachmann gut bekannt; er
besteht in der Immunpräzipitation eines jeden der X-βgal-Proteine aus den
pulsmarkierten und ausgewaschenen Proben der entsprechenden Rohextrakte unter
Verwendung eines Antikörpers gegenüber βgal, gefolgt von einer
elektrophoretischen Analyse der immunausgefällten X-βgal's, welche diese direkte
Bestimmung der N-Terminus-Regel in einen Zelltyp von Interesse vervollständigt
(Bachmair u. a., Science 234, S. 179-186 (1986); Bachmair und Varshavsky, Cell
56, S. 1019-1032 (1989)).
-
Während die erste Determinante des Abbausignals auf Basis der N-Terminus-
Regel der aminoterminale Rest des Proteins ist, ist die zweite, ebenfalls
wesentliche Determinante dieses Signals ein spezifischer innerer Lysinrest im gleichen
Protein (als "K" in Fig. 1 gezeigt). Der zur Verfügung stehende Beweis zeigt, dass
die relevanten Merkmale des Lysins als zweite Determinante ihre räumlichen
(jedoch nicht notwendigerweise "lineare") Nachbarschaft zum aminoterminalen
Rest des Proteins und die segmentale Mobilität der das Lysin enthaltenden
Region sind. In stochastischer Sicht der zweiten Determinate kann jedem Lysin eines
proteolytischen Substrats eine Wahrscheinlichkeit zugeordnet werden, dass es
als Ubiquitinierungsstelle, je nach der Durchschnittszeit-Raumlage und Mobilität
des Lysins, benutzt wird. Für die meisten oder alle Lysinreste in einem
gegebenen Protein ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie als eine Stelle der
Multiubiquitinierung dienen, entweder gering oder verschwindend klein, und zwar auf Grund
ihrer räumlichen Entferntheit von dem aminoterminalen Rest des Proteins, des
Fehlens von Mobilität oder auf Grund beider (Bachmair und Varshavsky, Cell 56,
S. 1013-1032 (1989)).
-
Während das Verständnis, in präzisen physio-chemischen Begriffen, was genau
einen Lysinrest in einem Protein zu einer zweiten Determinante
(Ubiquitinierungsstelle) des Abbausignals auf Basis der N-Terminus-Regel macht, noch nicht
vollständig ist, ist das Verfahren zur Bestimmung in jedem speziellen Fall, ob ein
gegebenes Protein oder Polypeptid von Interesse eine wirksame zweite
Determinante hat, gut definiert und technisch unkompliziert. In der Tat ist es, um zu
ermitteln, ob ein gegebenes Protein von Interesse eine wirksame
Multiubiquitinierungsstelle (die zweite Determinante des Abbausignals auf Basis der
N-Terminus-Regel) hat, ausreichend, zu bestimmen, ob die in vivo Halbwertzeit dieses
Proteins eine Funktion seines aminoterminalen Rests ist. Da die Anwesenheit der
ersten und der zweiten Determinante für die Funktion des Abbausignals auf
Basis der N-Terminus-Regel wesentlich ist, könnte man direkt bestimmen, ob die
zweite Determinante in einem Protein von Interesse vorliegt, indem man frägt, ob
die in vivo-Halbwertzeit dieses Proteins kurz ist, wenn dessen aminoterminaler
Rest gemäß der N-Terminus-Regel destabilisierend ist. Mit anderen Worten:
Wenn die Stoffwechselstabilität eines Proteins eine zwingende Funktion seines
aminoterminalen Rests ist (wie es z. B. der Fall bei X-βgal's ist, wo Arg-βgal
~500fach kurzlebiger als Val-βgal ist), hat dieses Protein per definitionem eine
wirksame zweite Determinante des Abbausignals auf Basis der
N-Terminus-Regel. Auch die Abwesenheit einer Abhängigkeit oder eine schwache Abhängigkeit
der Halbwertzeit eines Proteins von der Identität seines aminoterminalen Rests
definieren dieses Protein als ein solches, dem eine wirksame zweite
Determinante fehlt.
-
Die Information darüber, wo genau das zweite Determinantenlysin (die
Multiubiquitinierungsstelle) innerhalb eines Proteins oder Peptids von Interesse liegt,
kann durch direktes chemisches Kartieren (Chau u-a., Science 243, S. 1576-1583
(1989)) oder durch andere Mittel erhalten werden. Jedoch ist diese
Zusatzinformation für die Zwecke der vorliegenden Erfindung in den meisten Fällen
unnötig.
-
Der selektive Abbau von langlebigen Proteinen, der durch die Methodik der
vorliegenden Erfindung ermöglicht wird, kann in einem größeren Zusammenhang als
ein neuer Weg zur Bildung spezifischer Null-Phenotypen angesehen werden. Die
Herstellung von Null- oder nahezu Null-Phenotypen spezieller Gene ist ein immer
wieder auftretendes Thema in der biologischen Grundlagenforschung und
angewandten Forschung. Die zugrundelegenden Ziele reichen von der Unterdrückung
der Funktionen toxischer und sonst unerwünschter Proteine, wie z. B. diejenigen
pathogener Viren oder annormalen Protoonkogenprodukten, bis zur Analyse der
Funktion eines Proteins von Interesse durch selektives Eliminieren der Funktion
und Beobachten der Wirkungen einer derartigen Elimination. Deletionen von
vorbestimmten Genen liefern direkt die erwünschten Null-Phenotypen. Derartige
Zieldeletionen sind für einige einzellige Organismen, wie z. B. Bakterien und Hefe,
unkompliziert, sind jedoch derzeit bei den meisten Pflanzen und Tieren entweder
schwierig oder unmöglich.
-
Alternative Verfahren zur Herstellung von Null- oder nahezu Null-Phenotypen
spezieller Gene umfassen eine "herkömmliche" Pharmakologie, beispielsweise
die Verwendung von Inhibitoren spezieller Enzyme. Beispielsweise erzeugt
Penicillin durch spezifische Hemmung eines der für die Synthese der Bakterienwand
erforderlichen Enzyme tatsächlich einen (partiellen) Null-Phenotyp des Gens für
dieses Enzym. Auf ähnliche Weise wirken Inhibitoren der Monoaminooxidase des
Gehirns tatsächlich als Tranquilizer oder Antidepressionsmittel, indem sie in der
Tat einen (partiellen) Null-Phenotyp des Gens für dieses Enzym bilden.
Acetylsalicylsäure (Aspirin) bildet einen (partiellen) Null-Phenotyp des Gens für dieses
Enzym durch Hemmung eines spezifischen Enzyms, das in die Synthese eines
der Prostaglandine involviert ist, wodurch die Synthese spezieller Prostaglandine
gehemmt, und, als Ergebnis, die Entzündung vermindert wird.
-
Bei einem unterschiedlichen Beispiel stören "antisense"-Oligonucleotide durch
Bindung über eine Watson-Crick-Basenpaarung an eine Region des "sense"-
Strangs einer spezifischen mRNA deren Translation, beispielsweise durch
Hemmung der Bindung von Initiationsfaktoren an die 5'-Region der mRNA. Diese
Hemmung führt in der Tat zu einem (partiellen) Null-Phenotyp eines Gens, auf
dessen mRNA das Oligonucleotid abzielt.
-
Die vorherige "Null-Phenotyp"-Terminologie, obgleich diese noch nicht weit
verbreitet ist, macht eine einheitliche Beschreibung der verschiedensten
pharmakologischen (auf einem Inihibitor basierenden) und genetischen (auf einer
Genmanipulation basierenden) Eingriffen möglich, deren gemeinsames Merkmal die
Hemmung der Funktionen spezieller Proteine oder Proteinkomplexe ist.
-
Einem Alternativverfahren für spezifische Null-Phenotypen liegt der Aufbau
vorherrschender negativer Mutationen zugrunde (Übersicht: Herskowitz, I., Nature
329, S. 219-222 (1987)). Letztere stören per definitionem die Funktion eines
Proteins von Interesse auch in Gegenwart seiner Wildtypversion, beispielsweise
durch Einführung einer Mutantenform eines Proteins, das einen funktionell
inaktiven Komplex mit dem Protein von Interesse bildet.
-
Wie im folgenden gezeigt wird, ermöglicht die Existenz der trans-Erkennung auf
dem Weg der N-Terminus-Regel und die Spezifizität der Subeinheit des
selektiven Proteinabbaus den Aufbau einer Klasse dominanter negativer Mutationen,
die Gegenstand vorliegender Patentanmeldung ist. Das unterscheidende
Merkmal dieser neuen Klasse ist eine selektive Stoffwechseldestabilisierung eines
sonst langlebigen Proteins von Interesse, indem man es für den Abbau in trans-
Stellung ins Auge fasst. Eine abfallende Stoffwechselstabilität eines Proteins
erniedrigt seine Konzentration in der Zelle, wodurch ein alternativer Weg zum Null-
Phenotyp bereitgestellt wird. Eine Version des trans-Abbauverfahrens,
veran
schaulicht in Fig. 4, erfordert ein Gen für ein Protein (oder einen Teil desselben),
dass mit dem Protein oder Peptid von Interesse in spezifische Wechselwirkung
tritt. (Die meisten natürlichen Proteine existieren entweder als Dimere oder als
höhere Oligomere; sogar jene Proteine, welche als Monomere in vitro auftreten,
treten in den meisten Fällen mit anderen Proteinen während ihres Funktionierens
in vivo in Wechselwirkung.) Das Gen für ein Zielprotein oder -peptid, das
spezifisch mit dem Protein oder Peptid von Interesse in Wechselwirkung tritt, wird
modifiziert, beispielsweise unter Anwendung des zuvor entwickelten
Ubiquitin-Fusionsverfahrens (Fig. 3; Bachmair u. a., Science 234, S. 179-186 (1966); Bachmair
und Varshavsky, Cell 56, S. 1013-1032 (1989)), zur Codierung einer Variante des
Zielproteins oder -peptids, das nach seiner in vivo-Expression einen
destabilisierenden aminoterminalen Rest trägt, dem jedoch eine wirksame zweite
Determinante (Multiubiquitinierungsstelle) des Abbausignals auf Basis der N-Terminus-
Regel fehlt. Die Bildung des Zielproteins oder -peptids in vivo führt zur
Komplexbildung mit dem Protein oder Peptid von Interesse, das sodann für einen
Abbau in trans-Stellung ins Auge gefaßt wird (Fig. 4). Ein bemerkenswertes
Merkmal dieses neuen Verfahrens, das von der Subeinheit-Spezifizität des
Proteinabbaus stammt, ist, dass das Zielprotein, dem die zweite Determinante des
Abbausignals fehlt, nicht zerstört wird. Infolgedessen wirkt es bei der trans-Zielsetzung
(dem trans-targeting) des Proteins von Interesse für einen selektiven Abbau
katalytisch, und nicht stoichiometrisch.
-
In Fig. 4 geben die Ovale, "A" und, "B" Polypeptidsubeinheiten wieder. Die erste
Determinante des Abbausignals auf Basis der N-Terminus-Regel (ein
aminoterminaler Aminosäurerest) ist als "s", was für stabilisierend steht, oder "d", was für
destabilisierend steht, bezeichnet. Die zweite Determinante des Abbausignals auf
Basis der N-Terminus-Regel (ein spezieller Lysinrest) ist mit "K" bezeichnet.
Ubiquitin wird in Fig. 4 als, "Ub" bezeichnet. Wie in Fig. 4 veranschaulicht, ist das
trans-Abbauverfahren auf sowohl homomere (Fig. 4b) oder heteromere (Fig. 4a)
Ziele anwendbar. Im speziellen wird zur Zerstörung einer Untereinheit A in einem
langlebigen Heterodimeren AB eine modifizierte Subeinheit B mit einem
destabilisierenden aminoterminalen Rest und der eine wirksame zweite Determinante
des Abbausignals fehlt, in eine Zelle eingeführt, beispielsweise indem man sie
aus einem Vektor, der die modifizierte Subeinheit B codiert, exprimiert (Fig. 4a).
Die Zielsetzung für den Abbau eines langlebigen Homodimeren AA ist dem zuvor
beschriebenen Verfahren ähnlich, jedoch mit der Ausnahme, dass die
Zielsubeinheit zusätzlich modifiziert wird, um eine Variante (A*) der Subeinheit A zu
codieren, die zumindest als ein Homodimer (d-A*/d-A*) funktionell inaktiv ist. Die
Einführung einer derart modifizierten Subeinheit A* in eine Zelle führt entweder
zu einem Heterodimeren, indem die modifizierte Subeinheit d-A* auf die trans-
Stellung der Subeinheit A zum Abbau abzielt, oder zu einem langlebigen, jedoch
funktionell inaktiven Homodimeren d-A*/d-A* (Fig. 4b).
-
Da Protein-Protein-Wechselwirkungen oft verhältnismäßig kurze benachbarte
Aminosäuresequenzen umfassen, die ihre Bindungsspezifität als Peptide
beibehalten (O'Shea u. a., Science 245, S. 646-648 (1989)), sollten auch letztere oder
ihre in eine Zelle eintretenden chemischen Analogen in dem
trans-Abbauverfahren verwendet werden können. Ferner ist, während der experimentelle Nachweis
der Möglichkeit einer trans-Erkennung derzeit auf das Abbausignal auf Basis der
N-Terminus-Regel begrenzt ist, die trans-Erkennung wahrscheinlich auch für
andere Abbausignale in Proteinen charakteristisch. Die Merkmale eines
Abbausignals, welche es zu einem Kandidaten für die cis/trans-Erkennung machen
sollten, sind die Anwesenheit von mehr als einer unterschiedlichen Determinante
und das Fehlen einer strikten "linearen" Abstandsbeschränkung auf die
Anordnung der Determinanten. Die experimentellen Verfahren, welche benutzt wurden,
um zu zeigen, dass das Abbausignal auf Basis der N-Terminus-Regel eine
Multikomponente ist und entweder in cis- oder in trans-Stellung funktionieren kann,
können leicht angepasst werden, um auf eine ähnliche Weise andere
Abbausignale in kurzlebigen Proteinen zu zergliedern und um zu beweisen, ob die
cis/trans-Erkennung und damit die Verfahren der vorliegenden Erfindung auch für
diese Signale relevant sind. Wie nachfolgend gezeigt wird, ist die Spezifität einer
Subeinheit bei dem Proteinabbau ein anderes unabhängiges Element des trans-
Abbauverfahrens, nicht auf den Weg der N-Terminus-Regel beschränkt, insofern
als mindestens eines der Abbausignale in einen natürlichen kurzlebigen Hefe-α2-
Repressor auf eine Subeinheit-spezifische Weise arbeitet.
-
Indem die Analyse des Abbausignals auf Basis der N-Terminus-Regel und der in
einem α2-Repressor vorliegenden Abbausignale einen Weg begründen, sich
obigen Fragen zu nähern, kann der Fachmann direkt für irgend ein angetroffenes
Abbausignal bestimmen, ob das trans-Abbauverfahren der vorliegenden
Erfindung relevant und anwendbar ist.
-
In einem anderen Aspekt betrifft vorliegende Erfindung nicht nur die Zielproteine
oder -peptide, welche mit voll entwickelten Formen eines Proteins von Interesse
in Wechselwirkung treten, sondern auch die Zielproteine oder -peptide, die mit
unvollständig gefalteten bzw. geknäulten Formen eines Proteins oder Peptids
von Interesse in vivo in Wechselwirkung treten. Jedes in vivo-synthetisierte
Protein muss einer Konformationsreifung eingehen, ein Verfahren, welches eine
verhältnismäßig ungeordnete Polypeptidkette eines Proteins, wenn es aus dem
Ribosom hervorgeht, in eine gut definierte gefaltene Struktur umwandelt, welche für
ein voll entwickeltes Protein charakteristisch ist. Obgleich manche Aspekte
dieses komplizierten Verfahrens verstanden werden, sind die tatsächlichen
Faltungswege für sehr wenige Proteine in vitro bekannt, und tatsächlich für keine
Proteine in vivo, wo die Faltungswege nicht mit denjenigen in vitro identisch oder
auch diesen ähnlich sein können. Die Gründe für letztere Komplikation umfassen
die Anwesenheit vieler anderer Proteine in einer Zelle, von denen manche mit
dem naszierenden Protein von Interesse eine Wechselwirkung eingehen können,
sowie die Tatsache, dass die Faltung in vivo, - während Faltungstests in vitro
üblicherweise mit einem ungefalteten Protein voller Länge beginnen - beginnt,
während die carboxylterminale Region des Proteins noch aus dem Ribosom
hervorgeht.
-
Eine neuere Studie von Hall und Frieden (Proc. Natl. Acad. Sci. USA 86, S.
3060-3064 (1989)) unter Verwendung einer Modell-Proteindihydrofolatreduktase
(DHFR) zeigte, dass einige Fragmente von DHFR das Zurückfalten in vitro der
gleichen DHFR voller Länge von ihrem anfänglich ungefalteten (denaturierten)
Zustand hemmen können. Ferner zeigten diese Autoren, dass einige DHFR-
Fragmente die Faltung der DHFR voller Länge viel wirksamer als andere
hemmten, d. h., dass die Hemmungswirkung gegenüber der Fragmentsequenz und
-zusammensetzung extrem empfindlich ist. Diese Ergebnisse führten Hall und
Frieden dazu, die Verwendung von Proteinfragmenten als Sonden zur Untersuchung
der Mechanismen der Proteinfaltung in vitro vorzuschlagen.
-
Die Entdeckung der trans-Zielsetzung und des Subeinheit-spezifischen Abbaus
von reifen (gefalteten) Proteinen macht eine neue Anwendung der Entdeckungen
von Hall und Frieden in vitro möglich. Im speziellen können die Faltung störende
Zielpeptide, deren Aminosäuresequenz mit einem Teil der Aminosäuresequenz
eines Proteins oder Peptids von Interesse identisch oder im wesentlichen
homolog zu ihm ist, benutzt werden, um auf das Protein von Interesse in trans-Stellung
zu einem Abbau oder einer funktionellen Verschlechterung in vivo abzuzielen.
Bei dem Verfahren in vitro von Hall und Frieden waren die wenigen Fragmente
von DHFR, welche tatsächlich benutzt wurden, aus Gründen ihrer
verhältnismäßig leichten Herstellung ausgewählt worden, und nicht wegen ihrer erwarteten
Wirkung auf das Falten von DHFR. Im Gegensatz hierzu stellt vorliegendes
Verfahren, ganz abgesehen davon, dass es auf in vivo-Basis arbeitet und auf den
Proteinabbau gerichtet ist, ein systematisches genetisches Verfahren für irgend
ein Protein von Interesse zur direkten Ermittlung zur Verfügung, welches seiner
Fragmente diejenigen sind, die am wirksamsten die Faltung, Funktion und/oder
die Stoffwechselstabilität des Proteins voller Länge stören.
-
Fig. 5 veranschaulicht die Verwendung eines die Faltung störenden Peptids, um
auf ein Protein von Interesse für den Abbau abzuzielen. Die Störung kann
entweder während des Faltens des Proteins voller Länge, wie in Fig. 5 gezeigt, oder
auch während des Faltens der Aminoterminus-proximalen Region des Proteins
auftreten, wenn dieses aus dem Ribosom hervorgeht.
-
Wenn ein die Faltung störendes Zielpeptid das Falten eines Proteins (von dem
das Peptid abgeleitet worden war) entweder irreversibel oder mindestens
wäh
rend eines verhältnismäßig langen Zeitraums vor einer Dissoziation und der
Wiederaufnahme der Faltung unterbricht, wird die resultierende funktionelle
Verschlechterung des Proteins von Interesse in vivo erhalten, auch in Abwesenheit
der begleitenden Stoffwechseldestabilisierung (Zerstörung) des Komplexes
Zielpeptid-Protein. Da jedoch ein derartiger eingefangener (trapped) Komplex
wahrscheinlich einem "missgefalteten" Protein für die intrazellulären proteolytischen
"Überwachungswege" ähnlich ist, ist es wahrscheinlich, dass die wirksame
Herabsetzung der Konzentration eine aktiven Proteingattung in einer Zelle durch
eine Kombination einer funktionellen Verschlechterung und eines tatsächlichen
Abbaus eines Zielkomplexes durch die obigen proteolytischen Wege verursacht
wird. Ob ein abgefangener Peptid-Protein-Komplex (Fig. 5) abgebaut wird oder
ob er langlebig, aber funktionell inaktiv bleibt, hängt von der Aminosäuresequenz
des Proteins von Interesse und dem die Faltung störenden Zielpeptid ab (dessen
Sequenz mit einem Subset der Sequenz des Proteins von Interesse identisch
oder zu diesem homolog ist).
-
Zur Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, dass ein abgefangener Peptid-Protein-
Komplex in vivo kurzlebig ist, kann ein die Faltung störendes Zielpeptid dazu
bestimmt werden, als eine Ubiquitin-Peptid-Fusion gebildet zu werden, deren
wirksame Freisetzung von Ubiquitin in vivo (Fig. 3) einen vorbestimmten
destabilisierenden Rest am Aminoterminus des Peptids zu erzeugen (Fig. 5). Wenn ein
derartiges Peptid ein sich faltendes Protein von Interesse abfängt, macht dessen
destabilisierender Rest ein trans-targeting des (partiell gefalteten) abgefangenen
Proteins von Interesse für den Abbau über den Weg der N-Terminus-Regel
möglich, wie weiter oben diskutiert (Fig. 2). Überdies ist eine durch das Zielpeptid
abgefangene Proteingattung per definitionem partiell gefaltet (Fig. 5). Die
unvermeidliche Konformationsinstabilität dieser Gattung (bezüglich der gefalteten
Gattung des gleichen Proteins) liefert erwartungsgemäß zusätzliche hinsichtlich der
Konformation mobile Lysinreste, welche als zweite Determinanten
(Ubiquitinierungsstellen) des Abbausignals auf Basis der N-Terminus-Regel dienen.
Infolgedessen ist zu erwarten, dass das durch die N-Terminus-Regel vermittelte
transtargeting eines abgefangenen Peptid-Protein-Komplexes unüblicherweise
wirk
sam ist, und zwar auf Grund des Fehlens einer Konformationsstabilisierung von
Lysinresten (potentielle zweite Determinanten des Abbausignals) innerhalb eines
unvollständig gefalteten Proteins von Interesse. Ferner ist es, wenn einmal die
besten (d. h. wirksamsten) die Faltung störenden Zielpeptide für ein gegebenes
Protein von Interesse identifiziert sind (vgl. Fig. 6 und die folgende Diskussion),
eine Routineangelegenheit, die Lysinreste der Peptide (wenn überhaupt welche
vorliegen) durch homologe nicht-ubiquitinierbare (Arginin-) Reste zu ersetzen, so
dass keine cis-Erkennung des Peptids selbst durch den Weg der N Terminus-
Regel möglich ist. Die Exprimierung von Zielpeptiden als Ubiquitinfusionen
stabilisiert vorübergehend diese Peptide gegenüber einem intrazellulären Abbau, wie
früher für verschiedene sonst kurzlebige Peptide, anfusioniert an Ubiquitinreste,
gefunden wurde (Finley u. a., Nature 338. S. 394401 (1989)). Somit kann,
während eine Multiubiquitinkette ein Signal für den Proteinabbau ist (vgl. z. B. Fig. 1
und 2), ein aminoterminaler Monoubiquitinrest (unter bestimmten, durch Finley
u. a. identifizierten Bedingungen) die in vivo-Halbwertzeit eines Protein- oder
Peptidrestes, der "stromabwärts" des Ubiquitinrests liegt, erhöhen.
-
Da die Anzahl möglicher Fragmente auch eines Proteins von Interesse mit
mäßiger Größe ziemlich groß ist, sollte das Verfahren gemäß vorliegender Erfindung,
um allgemein anwendbar zu sein, einen systematischen, von Annahmen freien
Weg zur Unterscheidung zwischen wirksam und unwirksam wirkenden, die
Faltung störenden Zielpeptiden zur Verfügung stellen, und zur positiven
Identifizierung ersterer für ein gegebenes Protein von Interesse. Ein allgemein
anwendbares Verfahren auf genetischer Basis, das eine derartige Identifikation bereitstellt,
ist in Fig. 6 dargestellt.
-
Anfänglich wird eine Fusion eines Proteins von Interesse mit einem
Markerprotein, wie z. B. β-Galaktosidase (βgal) in einer Wirtszelle zur Verfügung gestellt. Ein
Konstrukt, das eine derartige Fusion codiert, kann beispielsweise durch
Fusionieren eines ein Protein von Interesse codierenden Gens an ein, ein
Markerprotein codierendes Gen, wie z. B. βgal, hergestellt werden, um ein Fusionsprotein
mit einem Gehalt an dem Protein von Interesse vor dem βgal-Rest zu liefern (Fig.
6-I). Sodann wird eine Ubiquitinfusion an verschiedene Fragmente des Proteins
von Interesse codierende DNA-Bibliothek konstruiert (Fig. 6-II). Ein Weg des
Aufbaus einer Bibliothek ist folgender:
-
(i) Ein Satz von carboxylterminal abgestumpften (truncated) Derivaten des
Proteins von Interesse wird erhalten, indem man stufenweise Deletionen vom 3'-
Ende eines das Protein von Interesse codierenden Gens vornimmt. Derartige
"nestect-Deletionsverfahren sind dem Fachmann gut bekannt (vgl. z. B.
Sambrook u. a.. Molecular Cloning, Cold Spring Harbor Laboratory, NY, 1989).
-
(ii) Auf ähnliche Weise wird ein Satz stufenweiser aminoterminaler
Deletionen des Proteins von Interesse konstruiert. Die Gesamtzahl unterschiedlicher
Deletionsderivate, welche 1 voll entwickeltes Ende des Proteins von Interesse
beibehalten (entweder das carboxylterminale oder das aminoterminale Ende)
wird so nahe wie möglich dem Zweifachen der Anzahl von Aminosäureresten in
dem Protein von Interesse gemacht (es gibt so viel wie mögliche carboxylterminal
abgestumpfte Derivate eines Proteins wie es Aminosäurereste in dem Protein
gibt; dasselbe trifft für aminoterminal abgestumpfte Derivate).
-
(iii) In einer getrennten Klonierungsstufe werden die aminoterminal
abgestumpften Derivate des Proteins von Interesse codierende Gene stufenweisen
carboxylterminalen Deletionen unterworfen, um einen Satz von Genen zu liefern,
welche innere Fragmente des Proteins von Interesse codieren.
-
(iv) Alle drei Klassen der Gene, welche derart hergestellte Deletionsderivate
codieren (intern, carboxylterminal und aminoterminal) werden an ein Gen
fusioniert, dass den stromaufwärts gelegenen Ubiquitinrest codieren, entweder mit
einem zusätzlichen (vorbestimmten) Rest X an der Verbindung von Ubiquitin und
Peptid, oder ohne einen derartigen Rest.
-
(v) Entweder Hefe (wie z. B. S. cerevisiae) oder bakterielle Zellen (wie z. B. E.
coli), denen β-Galaktosidase fehlt, werden mit einem Expressionsvektor
transformiert, der das Zielprotein von Interesse, das an βgal fusioniert ist (Fig. 6-I)
codiert und sodann mit der zuvor beschriebenen Bibliothek von Genen
transformiert, welche verschiedene Fragmente des Proteins von Interesse codieren und
in den Hintergrund eines Expressionsvektors mit einem induzierbaren Promotor
(wie z. B. GAL-Promotor in S. cerevisiae der Hefe oder Ptrc-Promotor in E. coli
gebracht.
-
(vi) Transformanten von der Stufe (v) lässt man auf einem festen Medium mit
einem Gehalt an X-Gal, einem Farbindikator für die βgal-Aktivität (Sambrook u. a.,
Molecular Cloning, Cold Spring Harbor Laboratory, NY, 1989), und gescreent für
hellblaue oder weiße Kolonien (d. h. diejenigen, welche wenig oder gar kein βgal
produzieren) unter Bedingungen wachsen, bei denen ein induzierbarer Promotor
der Stufe (v) aktiv ist.
-
(vii) Wenn irgend eine derartige Kolonie gefunden wird, werden die
entsprechenden Transformanten abermals unter Bedingungen getestet, bei denen ein
induzierbarer Promotor der Stufe (v) inaktiv ist (geringe oder gar keine
Expression eines die Faltung störenden Zielpeptids). Wenn die derart getesteten
Transformanten in Abwesenheit einer Peptidexpression blau, jedoch in Anwesenheit
einer Peptidexpression weiß oder hellblau sind, werden die entsprechenden
Zellklonen einer detaillierteren Analyse unterzogen. Insbesondere werden aus den
obigen Transformanten Plasmide isoliert, die spezielle Ubiquitin-Peptid-Fusionen
codieren, und die Sequenz des entsprechenden Peptids bzw. der
entsprechenden Peptide wird bewiesen, indem man die Nukleotidsequenz(en) des
entsprechenden Gens bzw. der entsprechenden Gene bestimmt. Diese Ubiquitin-Peptid-
Fusionen werden sodann unabhängig in Zellen transformiert, welche das
ursprüngliche Protein-βgal-target exprimieren (Fig. 6-I), zur Bestätigung, das das
Peptid tatsächlich die βgal-Aktivität in den Empfängerzellen stark verringert.
Detailliertere Versuche konnten auch durchgeführt werden, um das bzw. die die
Faltung störende(n) Peptid(e) zu charakterisieren, beispielsweise eine direkte
Bestimmung des metabolischen Schicksals einer βgal Testfusion (Fig. 6-I) in An-
oder Abwesenheit der die Faltung störenden Peptid-Expression. Diese
Bestimmung wird durch pulse-chase-Analyse (Bachmair u. a., Science 234, S. 179-186
(1986)) durchgeführt, ein dem Fachmann gut bekanntes Verfahren.
-
Das Grundprinzip für die experimentellen, zuvor und in Fig. 6 beschriebenen
Stufen ist folgendes: Wenn ein wirksames die Faltung störendes Peptid die
Konformationsreifung eines Proteins von Interesse in vivo verhindert oder sonst
stört, ist es wahrscheinlich, dass der resultierende (abgefangene) Peptid-Protein-
Komplex und der stromabwärts gelegene βgal-Rest aus den zuvor angegebenen
Gründen auf einen Abbau abzielt. Als Folge fällt das Fließgteichgewichtsniveau
(steady-state level) von βgal entweder mäßig oder stark ab, je nach der
Wirksamkeit eines die Faltung störenden Zielpeptids, und die resultierende
Veränderung der βgal Aktivität kann durch das zuvor beschriebene Screening auf Basis
von X-Gal nachgewiesen werden. Das in Fig. 6 veranschaulichte Verfahren
macht einen direkten Nachweis und eine direkte Identifizierung derjenigen
Fragmente eines Proteins von Interesse möglich, das auf das Protein von Interesse in
dessen Fusion an βgal für einen Abbau in vivo abzielt. Dieses Verfahren ist auf
jedes Protein anwendbar, für das ein Gen zur Verfügung steht, ist bei seiner
Ausführung im wesentlichen von Annahmen frei und technisch unkompliziert, indem
alte relevanten Verfahren dem Fachmann gut bekannt sind.
-
Das in Fig. 6 veranschaulichte Verfahren kann die Faltung störende Zielpeptide,
die, während sie die Faltung des Proteins stören, nicht auf dessen Abbau
abzielen, entdecken. Obgleich derartige Fragmente für die Zwecke vorliegender
Erfindung unnötig sind (weil die Faltung störende, auf den Abbau abzielende
Fragmente des Proteins von Interesse nicht selten sind) könnten diese Fragmente
auch auf dem in Fig. 6 veranschaulichten Weg identifiziert werden, wenn eine
funktionelle Aktivität des Proteins von Interesse entweder an einen Test vom
Selektionstyp oder einen Test vom Screen-Typ angepasst werden könnte, wodurch
die Notwendigkeit für einen Markerproteinrest umgangen wird. In diesem Fall
dient ein Protein selbst (nicht seine Fusion an βgal oder ein anderes
Markerprotein) als Marker, wobei der Rest des Verfahrens gemäß Fig. 6 intakt bleibt.
-
Wenn einmal die wirksamsten, die Faltung störenden Zielpeptide durch das
Verfahren der Fig. 6 oder dessen Äquivalente identifiziert sind, können diese
Zielpeptide modifiziert werden, um sie gegenüber einem Abbau in vivo
widerstandsfähiger zu machen. Überdies können auch Zielpeptide der "zweiten Generation"
vorgesehen werden, welche, während sie bezüglich ihrer die Faltung störenden
Kapazität den ursprünglich identifizierten Peptiden äquivalent sind, in der Lage
sind, direkt in die Zellen einzudringen, wodurch die Notwendigkeit des
Exprimie
rens dieser Peptide über DNA-Konstrukte aus innerhalb der Zellen vermieden
wird.
-
Die Erfindung wird weiter durch nachfolgende Beispiele veranschaulicht.
BEISPIELE
Beispiel 1
-
Das Abbausignal auf Basis der N-Terminus-Regel in einem kurzlebigen Protein
umfasst einen destabilisierenden aminoterminalen Rest und einen spezifischen
internen Lysinrest (Bachmair, A. u. a.. Science 234, S. 179-186 (1986);
Varshavsky, A, u. a., in "Ubiquitin" (Herausg. Rechsteiner, M.) 287-324 (Plenum, New
York, 1988); Bachmair, A. und A. Varshavsky, Gell 56, S. 1019-1032 (1989);
Chau, V. u. a., Science 243, S. 1576-1583 (1989) und Gonda, D. K. u. a., J. Biol.
Chem. 264. S. 16700-16712 (1989); vgl. auch Fig. 7). In diesem Beispiel wird
gezeigt, dass in einem Multisubeinheit-Protein diese beiden Determinanten an
verschiedenen Subeinheiten liegen können und noch das Protein zur Zerstörung
anvisieren. Überdies wird in diesem Fall (trans-Erkennung) lediglich die Subeinheit,
welche die zweite (Lysin) Determinante trägt, tatsächlich abgebaut. Deshalb kann
ein oligomeres Protein sowohl kurzlebige als auch langlebige Subeinheiten
enthalten.
trans-Erkennung auf dem Weg der N-Terminus-Regel
-
In einem monomeren Substrat des Wegs der N-Terminus-Regel liegen per
definitionem beide Determinanten des Abbausignals innerhalb der gleichen
Polypeptidkette, weshalb man sagt, dass sie in cis zu erkennen sind (Fig. 1 und 2a).
Jedoch könnte im Falle eines Multisubeinheit-Proteins wie eines X-βgal-Tetrameren
die Zielsetzung einer einzelnen X-βgal-Subeinheit durch die Anwesenheit
anderer Subeinheiten in dem Tetrameren beeinflußt werden. Insbesondere kann man
die Möglichkeit einer trans-Erkennung in Erwägung ziehen, bei der die erste und
die zweite Determinante des Abbausignals innerhalb unterschiedlicher
Subeinheiten von X-βgal liegt (Fig. 2b, 2c). Auch kann man fragen, ob die Ziel- und
Abbaukomponenten des Wegs der N-Terminus-Regel zwischen denjenigen
Subeinheiten eines X-βgal-Heterotetrameren, welche das Abbausignal tragen, von
denjenigen unterscheidet, bei denen dies nicht der Fall ist, oder ob ein ganzes
Tetramer zur Zerstörung anvisiert ist, auch wenn lediglich einige seiner
Subeinheiten Abbausignale tragen (Fig. 2c). (Zur Erleichterung der Diskussion sind in
Fig. 2 für ein dimeres Protein die cis- und trans-konzepte veranschaulicht. Die D&sub2;-
Symmetrie und verwandte Eigenschaften (Edwards, L. A. u. a., J Biol. Chem. 263,
S. 1848-1858 (1988); Kania, J. und D. T. Brown, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 73, S.
3529-3533 (1976)) des βgal-Tetrameren legen nahe, dass seine
aminoterminalen Regionen innerhalb eines jeden Paares von das Tetramer bildenden
Dimeren räumlich nahe, jedoch zwischen den Dimeren beabstandet, liegen.) Um das
Schicksal einzelner X-βgal-Subeinheiten innerhalb eines X-βgal-Tetrameren zu
verfolgen, stellten wir radioaktiv markierte Ub-X-βgal-Heterotetramere her, von
denen der größere Teil eine markierte Subeinheit und drei unmarkierte
Subeinheiten pro Tetramer enthielt (Fig. 9a), und verwendeten diese Proteine, um die
zuvor angegebenen Fragen anzusprechen.
-
Fig. 8 und 9 veranschaulichen die ATP-abhängige Ubiquitinierung und den
Abbau von X-βgal-Homotetrameren bzw. -Heterotetrameren. Die Ergebnisse zeigen
die Kinetik des Abbaus in einem ATP-ergänzten Retikulocytenextrakt von mit ³&sup5;S-
markierten X-βgal-Proteinen, die entweder einen stabilisierenden (Val) oder
destabilisierenden (Arg) aminoterminalen Rest tragen und die zweite Determinante
des Abbausignals entweder enthalten oder aber nicht enthalten. Bevor die
Ergebnisse des Verfahrens mit gemischtem Oligomeren beschrieben werden, wird
darauf hingewiesen, dass das rekonstituierte V~K~βgal* / V~K~βgal-Tetramer (die
³&sup5;S-markierte Subeinheit ist mit einem * bezeichnet) im retikulocytischen Extrakt
mit einer geringfügig höheren Rate als das anfängliche V~K~βgal-Tetramer
abgebaut war, das nicht der Dissoziations/Reassoziationsbehandlung (tn ~20 Stunden
bzw. ~50 Stunden; Fig. 8a, Kurve 3; Fig. 9b, Kurve 3) unterzogen worden war.
Dieser Abbau, während er ATP-abhängig ist, war nicht durch den Weg der
N-Terminus-Regel vermittelt, weil die markierte Untereinheit innerhalb des V~ΔK~
βgal*/V~ΔK~βgal-Tetrameren (allein Subeinheiten desselben fehlten beide
Determinanten des Abbausignals) im Retikulocytenextrakt bei einer ähnlichen Rate
abgebaut wurde (Fig. 9b, Kurven 3 und 6). Dieser zusätzliche langsame Abbau
war infolgedessen der Hintergrund unserer Tests mit rekonstituierten
X-βgal-Tetrameren. Alls Zeitverläufe in Fig. 9 waren quantitativ sowohl innerhalb als auch
zwischen verschiedenen Versuchen reproduzierbar.
-
Wenn die markierte V~K~βgal-Subeinheit innerhalb des V~K~βgal*/R~K~βgal-
Heterotetrameren vorlag, war sie mehrfach ubiquitiniert und im
Retikulocytenextrakt mit einem tn-Wert von ~3,3 Stunden (Fig. 9b, Kurve 1) abgebaut. Im
Gegensatz hierzu war, wenn die gleiche V~K~βgal-Subeinheit in dem V~K~βgal*/V~K~
βgal-Tetrameren vorlag, ihr tn-Wert 20 Stunden, und sie zeigte sehr geringe
Ubiquitinierung (Fig. 9b, Kurve 3). In ein Kontrollversuch wurde das markierte V~
K~βgal-Homotetramer mit einem Überschuss an dem unmarkierten R~K~
βgal-Homotetramer vermischt und im Retikulocytenextrakt ohne die
Dissoziations/Reassoziations-Vorbehandlung inkubiert. Unter diesen Bedingungen war V~K~βgal
langlebig, mit einem tn-Wert von ~50 Stunden, was identisch mit dem tn-Wert von
V~K~βgal in Abwesenheit von R~K~βgal ist (Fig. 8a, Kurve 3).
-
Zusammen betrachtet zeigen diese Ergebnisse, dass eine Subeinheit mit einem
stabilisierenden aminoterminalen Rest im Stoffwechsel destabilisiert werden kann,
wenn sie physikalisch mit Subeinheiten assoziiert ist, welche das Abbausignal auf
Basis der N-Terminus-Regel enthalten. Diese Ergebnisse legten auch das
Vorhandensein einer trans-Erkennung auf den Weg der N-Terminus-Regel nahe
(Fig. 2b), d. h., dass die Erkennung eines destabilisierenden aminoterminalen
Rests in einer R~K~βgal-Subeinheit des V~K~βgal*/R~K~βgal-Tetrameren die
mehrfache Ubiquitinierung der zweiten Deteminante Lysin (Lys 15 oder Lys 17;
Fig. 7) in der Subeinheit V~K~βgal des gleichen Heterotetrameren begünstigt, was
zum Abbau dieser sonst langlebigen Subeinheit führt.
-
Bemerkenswerterweise hing die Stoffwechselinstabilität des V~K~βgal*/R~K~βgal-
Heterotetrameren nicht vom Abbau der eigentlich kurzlebigen R~K~
βgal-Subeinheiten des Tetrameren ab: Die Subeinheit V~K~βgal hatte einen tn-Wert von ~3,3
Stunden im Retikulocytenextrakt innerhalb entweder V~K~βgal*/R~K~βgal oder
V~K~βgal*/R~ΔK~βgal (Fig. 9b, Kurven 1 und 2). Den Subeinheiten R~ΔK~βgal
des letzteren Heterotetrameren fehlte das zweite determinante Lys 15/17 (Fig. 1
und 7) und sie waren deshalb viel langlebiger im Retikulocytenextrakt als die sonst
identischen Subeinheiten R~K~βgal (Fig. 8a, Kurven 1 und 2).
Zusammengenommen bewiesen diese Ergebnisse (Fig. 9b, Kurven 1 bis 3) die Existenz einer
trans-Erkennung von kurzlebigen Subeinheiten innerhalb von X-βgal Tetrameren.
-
In einem zusätzlichen Kontrollversuch bestätigten wir, dass der
trans-Erkennungabhängige Abbau von Subeinheiten X-βgal mit einem stabilisierenden
aminoterminalen Rest tatsächlich durch den Weg der N-Terminus-Regel vermittelt wurde.
Um dies zu verwirklichen, zogen wir aus der zuvor begründeten Existenz von
sekundären destabilisierenden Resten in der N-Terminus-Regel Nutzen (Bachmair,
A. u. a.. Science 234. S. 179-186 (1986); Gonda, D. K. u. a., J. Biol. Chem. 264. S.
16700-16712 (1989); Ferber, S. und A. Ciechanover, Nature 326, S. 808-811
(1987)). Im speziellen sind aminoterminales Glu (E) und Asp (sowie Cys in
Retikulocyten) sekundäre Destabilisierungsreste, indem sie Kraft ihrer Fähigkeit,
konjugiert zu werden, funktionieren, und zwar über eine
Arg-tRNA-Proteintransferase zu einem primären Destabilisierungsrest, Arg (Gonda, D. K. u. a., J. Biol.
Chem. 264, S. 16700-16712 (1989); Ferber, S. und A. Ciechanover, Nature 326,
S. 808-811 (1987)). Die Arg-Konjugation, und die erhaltene
Destabilisierungseigenschaft eines sekundären destabilisierenden Rests können durch eine tRNA-
entziehende Vorbehandlung von Retikulocytenextrakt mit RNAase gehemmt
werden (Gonda, D. K. u. a., J. Biol. Chem. 264, S. 16700-16712 (1989)). Wie in Fig.
10 gezeigt ist, war die Subeinheit V~K~βgal innerhalb entweder des V~K~
βgal*/R~ΔK~βgal- oder des V~K~βgal*/E~ΔK~βgal-Tetrameren kurzlebig (wobei
letzteres E, einen sekundär destabilisierenden Rest trägt) (Bachmair, A. u. a.,
Science 234, S. 179-186 (1986); Gonda, D. K u. a., J Biol. Chem. 264, S. 16700-
16712 (1989); Ferber, S. und A. Ciechanover, Nature 326, S. 808-811 (1987)),
wenn diese in einem Retikulocytenextrakt inkubiert wurden. Jedoch wurde, wenn
der gleiche Test in einem Retikulocytenextrakt, dem tRNA entzogen worden war,
durchgeführt wurde, die Subeinheit V~K~βgal im V~K~βgal*/E~ΔK~βgal langlebig
(Fig. 10b), im Gegensatz zur gleichen Subeinheit in V~K~βgal*/R~ΔK~βgal, wo
sie stoffwechselinstabil blieb (Fig. 10a). Dieses Ergebnis bestätigte direkt, dass
der von einer trans-Erkennung abhängige Abbau der Subeinheit V~K~βgal in
einem Tetrameren, dessen andere Subeinheiten X-βgal destabilisierende
aminoterminale Reste tragen, durch den Weg der N-Terminus-Regel vermittelt wird.
Der Abbau eines Multisubeinheiten-Proteins auf dem Weg der N-Terminus-Regel
ist Subeinheit-spezifisch
-
Während die markierte Subeinheit V~K~βgal innerhalb des V~K~βgal*/R~K~βgal-
Tetrameren kurzlebig war, war die sonst identische Subeinheit V~ΔK~βgal,
welcher das zweit-determinante Lys 15/17 (Fig. 7) fehlte, in dem gleichen tetrameren
Hintergrund viel stabiler (Fig. 9b, Kurven 1 und 4). Eine Folge dieses
Ergebnisses ist, dass der durch trans-Erkennung vermittelte Abbau einer Subeinheit mit
einem stabilisierenden aminoterminalen Rest von der Anwesenheit der zweiten
Determinante (Multiubiquitinierungsstelle) innerhalb der trans-Zieleinheit
abhängt. Bemerkenswerterweise zeigte dieses Ergebnis auch, dass ein oligomeres
Protein sowohl kurzlebige als auch langlebige Subeinheiten enthalten kann.
Tatsächlich waren, während die Subeinheit V~ΔK~βgal von V~ΔK~βgal*/R~K~
βgal im Retikulocytenextrakt langlebig war (tn-Wert ~11,5 Stunden; Fig. 9b, Kurve
4), waren die Subeinheiten R~K~βgal dieses Heterotetrameren viel instabiler,
wobei die Subeinheit R~K~βgal von R~K~βgal*/V~ΔK~βgal einen tn-Wert von ~2,0
Stunden hatte (Fig. 9c, Kurve 10). Eine andere Folge dieser Ergebnisse ist, dass
der Abbau der kurzlebigen Subeinheiten nicht durch die Anwesenheit langlebiger
Subeinheiten innerhalb des gleichen oligomeren Proteins gehemmt wird. Im
speziellen war der tn-Wert von 2,0 Stunden für die Subeinheit R~K~βgal im
Retikulocytenextrakt der gleiche, ungeachtet dessen, ob diese Subeinheit innerhalb
eines Homotetrameren lag (Fig. 9c, Kurve 7) oder von den langlebigen
Subeinheiten V~ΔK~βgal (Fig. 9c, Kurve 10) umgeben war.
-
Der differenzierte Abbau einzelner Subeinheiten innerhalb von
X-βgal-Heterotetrameren beruhte nicht auf einer schnellen Dissoziation/Reassoziation von X-
βgal-Subeinheiten im Retikulocytenextrakt, die ermöglichen könnte, dass
kurzlebige Subeinheiten anvisiert und abgebaut werden, während sie sich in einem
monomeren Übergangszustand befinden. Das βgal Tetramer ist bekanntlich hoch
stabil, was stark denaturalisierende Lösungsmittel für seine Dissoziation erfordert
(Zipser, D., J. Mol. Biol. 7, S. 113-121 (1963); Gicol, D. u. a.. Biochim. Biophys.
Acta. 113, S. 120-125 (1966)). Ferner, wenn markierte V~K~βgal-Homotetramere
und ein Überschuss von unmarkierten R~ΔK~βgal-Homotetrameren zusammen
im Retikulocytenextrakt inkubiert waren, waren die Subeinheiten V~K~βgal
langlebig (tn-Wert ~50 Stunden), im Gegensatz zur Stoffwechselinstabilität der
Subeinheit V~K~βgal in dem V~K~βgal*/R~ΔK~βgal-Heterotetrameren (tn-Wert ~3,3
Stunden; Fig. 9b, Kurve 2). Es wurde gefolgert, dass der Abbau eines oligomeren
Proteins auf dem Weg der N-Terminus-Regel Subeinheit-spezifisch ist.
cis- gegen trans-Erkennung
-
Subeinheiten X~K~βgal mit einem stabilisierenden aminoterminalen Rest können
zum Abbau lediglich in trans-Stellung (siehe weiter oben und Fig. 2b) anvisiert
werden. Andererseits ist die Subeinheit R~K~βgal, welche beide Determinanten
des Abbausignals enthält, entweder in cis oder in trans innerhalb von R~K~βgal*/
R~K~βgal und R~K~βgal*/R~ΔK~βgal, jedoch lediglich in cis innerhalb von R~K~
βgal*N~K~βgal und R~K~βgal*/V~ΔK~βgal anvisierbar (targetable) (Fig. 2 und
9c). Dessen ungeachtet waren die zeitlichen Abbauverläufe (ebenso wie die
Ubiquitinierungsgrade) der Subeinheit R~K~βgal in einem Retikulocytenextrakt bei
allen diesen tetrameren Hintergründen nicht unterscheidbar (Fig. 9c, Kurven 7
bis 10).
-
Diese Ergebnisse zeigten, dass die Möglichkeit einer trans-Erkennung die
Abbaurate einer X-βgal-Subeinheit nicht erhöht, wenn die cis-Erkennungsart
ebenfalls zugänglich ist. Gleichzeitig ist bei X-βgal die trans-Erkennung allein
hinsichtlich ihrer Wirksamkeit der cis-Erkennung allein vergleichbar, weil die
Unter
einheit V~K~βgal (lediglich in trans anvisierbar) innerhalb von V~K~βgal*/R~K~
βgal oder V~K~βgal*/R~AK~βgal zu ~65% der für der für die Subeinheiten R~K~βgal
beobachteten Rate abgebaut war, welche zumindest in cis anvisiert werden
konnten (tn-Wert von ~3,3 Stunden bzw. ~2,0 Stunden; Fig. 9b, Kurven 1 und 2;
Fig. 9c, Kurven 7 bis 10). Das Fehlen des Einflusses einer trans-Erkennung in
Gegenwart der Option cis-Erkennung beruht nicht auf einer Hemmung der trans-
Erkennungsart durch die cis-Art, insofern als die Subeinheit V~K~βgal mit nicht
unterscheidbaren Raten innerhalb von V~K~βgal*/R~K~βgal oder V~K~βgal*/R~
ΔK~βgal abbaut war (Fig. 9b, Kurven 1 und 2). Eine wahrscheinliche Erklärung
dieser Ergebnisse ist, dass die cis-Erkennung allein aus eichend für den Abbau
einer Subeinheit X-βgal sein kann, um mit einer Rate zu verlaufen, die durch
irgend eine andere Stufe auf dem Weg der N-Terminus-Regel begrenzt ist.
Über den Mechanismus und die allgemeine Gültigkeit der trans-Erkennung
-
Die Existenz des trans-targeting auf dem Weg der N-Terminus-Regel (Fig. 2, 9
und 10) zeigt, dass die Substraterkennung durch dieses proteolytische System
Reinen linearen "tracking"-Mechanismus umfaßt, der benutzt werden könnte; um
vor der Stufe der Ubiquitinierung zu ermitteln, ob beide Determinanten des
Abbausignals innerhalb der gleichen Polypeptidkette liegen. Ein trans-targeting ist
infolgedessen mit dem früher vorgeschlagenen Modell (Bachmair, A. und A.
Varshavsky; Cell 56, S. 1019-1032 (1989)) übereinstimmend, bei dem ein
N-Terminus-erkennendes (E3) Protein (entweder allein oder komplexiert mit einen
spezifischen Ubiquitin-konjugierenden (E2) Enzym) eine Bindungsstelle für einen
destabilisierenden aminoterminalen Rest des Substrats und eine lysinbindende Stelle
aufweist Beide dieser Stellen müssen für die mehrfache Ubiquitinierung besetzt
werden, um am gebundenen Lysin eines proteolytischen Substrats zu beginnen.
-
Wenn die beiden Bindungstellen der Erkennungskomponente untereinander
räumlich festgelegt sind, erfordert das Binden des Substrats entweder eine
spezielle räumliche Anordnung der beiden Determinanten des Substrats oder eine
Konformationsbeweglichkeit dieser Determinanten untereinander, so dass ihre
korrekte räumliche Anordnung vorübergehend, jedoch häufig genug für
beide erreicht wird, um durch den Erkennungskomplex gebunden zu werden
(Bachmair, A. und A. Varshavsky, Geil 56, S. 1019-1032 (1989)).
-
Eine segmentale Mobilität der die Determinante enthaltenden Region (bzw.
Regionen) kann sowohl die cis- als auch trans-Erkennung in einem kurzlebigen X-βgal
ausmachen. In der Tat ist die Nicht-βgal-Extension an den Aminotermini der X-
βgal-Proteine (Fig. 7), die von einer internen Region des lac-Repressors
abgeleitet sind, wahrscheinlich gestört (segmentmäßig mobil), wenn sie in einer
unnatürlichen (aminoterminalen) Stellung innerhalb eines nicht-verwandten Proteins
wie βgal vorliegen (Bachmair, A. und A. Varshavsky, Cell 56, S. 10-19-1032
(1989)). Aufgrund der segmentalen Mobilität der Extension könnten ihre Reste Lys
15/17 (Fig. 7) vorübergehend in räumlicher Nachbarschaft zu einem
destabilisierenden aminoterminalen Rest von entweder ihrer eigenen oder einer
unterschiedlichen Subeinheit innerhalb desselben X-βgal-Tetrameren auftreten, wobei
letzteres eine trans-Erkennung erlaubt.
Spezifität der Subeinheit beim Proteinabbau
-
Wir zeigten (Fig. 9 und vorhergehende Diskussion), dass lediglich jene
Subeinheiten eines stoffwechselinstabilen X-βgat-Tetrameren, welche die zweite (Jedoch
nicht notwendigerweise die erste) Determinante des Abbausignals enthalten,
tatsächlich abgebaut werden. Mit anderen Worten: Der Abbau ist denjenigen
Subeinheiten zuzuordnen, die ubiquitiniert werden können. Was könnte der diesem
neuen Aspekt des Proteinumsatzes zugrundeliegende Mechanismus sein? In
einer Klasse von Modellen ist der selektive (und offensichtlich prozessive) Abbau
(Chau, V. u. a., Science 243, S. 1576-1583 (1989); Hershko, A., J. Biol. Chem.
263, S. 15237-15240 (1988)) einer Subeinheit mit einer Multiubiquitinkette
vorübergehend an ihre Dissoziation von benachbarten Subeinheiten innerhalb eines
oligomeren Substrats gekoppelt. Damit dies eintritt, erkennt die ATP-abhängige
"stromabwärts gelegene" Protease (Hershko, A., J. Biol. Chem. 263, S. 15237-
15240 (1988)) die Multiubiquitinkette (Chau, V. u. a., Science 243, S. 1576-1583
(1989)), benutzt sie, um die Subeinheit zu identifizieren und zu zerstören, und
geht der Polypeptidkette der Subeinheit entlang, vermutlich unter Entfaltung
derselben vor dem Abbau. A priori brauchen die Dissoziation und der Abbau zeitlich
nicht gekoppelt zu sein Ein mechanochemisches Verfahrensanalogon zum
obigen könnte angewandt werden, um die Subeinheit, welche die Multiubiquitinkette
enthält, von einem oligomeren Substrat zu dissoziieren, mit dem Abbau der
Subeinheit, eher nach ihrer Dissoziation als diese begleitend. (Es wurde weiter ober
gezeigt, dass die spontane Dissoziation/Reassoziation von X-βgal-Subeinheiten
nicht für die beobachtete Subeinheit-Spezifizität des X-βgal-Abbaus nach dem
Weg der N-Terminus-Regel verantwortlich ist.)
-
Die Subeinheit-Spezifizität zeigt sich wahrscheinlich als ein allgemeines Merkmal
eines selektiven Proteinabbaus, weil die Veränderung der Funktionen von
Proteinkomplexen über eine kombinatorische Variation ihrer
Subeinheitzusammensetzung ein allgemeines Thema bei der biologischen Regulation ist (Abel, T. und T.
Maniatis, Nature 341, S. 24-25 (1989); Goutte, C. und A. D. Johnson, Cell 52, S.
875-882 (1988)). Beispielweise werden viele regulatorische Proteine in
unterschiedlichen, jedoch sich überlappenden Regionen eines sich entwickelnden
Embryos exprimiert, wobei die Zelldetermination mindestens teilweise von der
exakten Kombination dieser Proteine abhängt (von denen viele kurzlebig sind),
welche in einer gegebenen Region bei unterschiedlichen Stadien der Embryogenese
vorliegen (Ingham, P. W., Nature 335, S. 25-34 (1988); Scott. M.P. und S. B.
Carroll, Cell 51, S. 689-698 (1987)). Ein Subeinheit-spezifischer Abbau kann auch
der periodischen Zerstörung von Cyclin, eine Subeinheit des
Multiproteinkomplexes, der den Zellzyklusverlauf in Eukaryonten reguliert (Evans, T. u.a., Cell
33, S. 389-396 (1983); Murray, NW. u. a., Nature 339, S. 280-286 (1989)) Die
Zweideterminanten-Natur des Abbausignals, und die Möglichkeit einer cis- oder
trans-Erkennung kann einem Subeinheit-spezifischen Abbau eine zusätzliche
Flexibilität verleihen, indem man die Zugänglichkeit einer der
Determinanten von spezifischen Phophorylierungsvorgängen innerhalb eines
Multisubeinheitsubstrats abhängig macht.
-
Die Allgemeingültigkeit dieses neuen Aspekts des Proteinumsatzes wird ferner
durch die neuerliche Entdeckung gestützt, dass ein Subeinheit-spezifischer
Abbau auch für zumindest eines der beiden Abbausignale charakteristisch ist, welche
in den natürlichen kurzlebigen Transkriptionsrepressor MATα2 der Hefe S.
cerevisiae vorliegt. Keines dieser Signale arbeitet über den Weg der N-Terminus-
Regel (vgl. Beispiel 2).
Verfahren
-
Die E. coli-Expressionsvektoren pKKUb-Arg-βgal und pKKUb-Val-βgal auf Basis
von pKK233-2, welche Ub-R~K~βgal bzw. Ub-V~K~βgal codieren, wurden
beschrieben (Gonda, D. K u. a., J. Biol. Chem. 264, S. 16700-16712 (1989)). Die
Konstrukte, welche Ub-R~ΔK~βgal Ub-V~ΔK~βgal codieren, wurden wie folgt
hergestellt. Das kleine SalI/MstII-Fragment von pKKUb-Val-βgal wurde in
M13mpl8Δ (ein Derivat von M13mpl8 (Ausubet, F. M. u. a., Gurrent Protocols in
Molecular Biology, Wiley-Interscience, New York, 1987), dem die Region zwischen
den Steilen AvaII und EcoRI fehlt) subgeklont und eine Oligonucleotid-gerichtete
Mutagenese (Ausubel, F. M. u. a., Current Protocols in Molecular Biology, Wiley-
Interscience, New York, 1987) wurde zur Erzeugung einer Steile Bio/II an der die
Codonen 39 und 40 des Leserasters V~K~βgal umfassenden Stellung
durchgeführt. Das kleine Fragment SalI/MstII des erhaltenen Konstrukts wurde mit
dem vektorhaltigen Fragment SalI/MstII von pKKUb-Val-βgal verknüpft. Das
große Fragment BamHI/BalII des erhaltenen Konstrukts wurde mit dem kleinen
Fragment BamHI des früher beschriebenen Leu-DHFR-Konsfiutcts V (Bachrnair,
A. und A. Varshavsky, Cell 56, S. 1019-1032 (1989)) verknüpft, was zu pKKUb-
Val~ΔLys~βgal führte. Infolge des übernommenen Konstruktionswegs wurde Leu-
Ala an den Stellungen 39 bis 40 des ursprünglichen V~K~βgal in V~ΔK~βgal durch
Gly-Ser ersetzt. Diese Veränderungen waren auf die E. coli tacl-codierte 45-
Reste-Extension beschränkt, welche an den Aminotermini unserer X-βgal-
Testproteine vorlagen (Bachmair, A. und A. Varshavsky, Cell 56. S. 1019-1032
(1989)). Zum Aufbau von pKKUb-Arg~ΔLys~βgal wurde das große Fragment
SalI/BamHI von pKKUb-Val~ΔLys~βgal mit dem kleinen Fragment SalI/BamHI
von pKKUb Arg-βgal verknüpft. Ub-X-βgal-Proteine wurden in E. coli exprimiert,
mit [³&sup5;S]Methionin metabolisch markiert und durch Affinitätschromatographie an
Aminophenylthiopyranogalactosid- (APTG-) Agarose gereinigt, wie beschrieben
(vgl. Gonda, D. K. u. a., J. Biol. Chem. 264, 16700-16712 (1989)), jedoch mit der
Ausnahme, dass 3 mCi von ³&sup5;S-Translabel (ICN) zur Markierung benutzt wurden,
und aus dem Endlagerungspuffer MgCl&sub2; weggelassen wurde. Die spezifische
Radioaktivität von Ub-X-βgal war 6-8 · 10&sup5; cpm/ug. Es wurde ein
Kaninchen-Retikulocytenextrakt hergestellt und auf den Abbau von X-βgal-Proteinen getestet, wie
früher beschrieben (Gonda, D. K. u. a., J. Biol. Chem. 264. S. 16700-16712
(1989)), einschließlich einer 10minütigen Vorinkubation im ATP-verarmten
Extrakt (Gonda, D. K. u. a., J Biol. Chem. 264, S. 16700-16712 (1989)), um Ub-X-
βgal Ubiquitin zu entziehst In 6,5% Polyacrylamid-, 0,18% Bisacrylamid-Gelen
wurde eine SDS-PAGE [SDS-Polyacrylamid-Elektrophorese] durchgeführt, woran
sich die Fluorographie anschloss. Der ATP- und Ubiquitin-abhängige Abbau von
X-βgal im Retikulocytenextrakt gehorchte zumindest die ersten zwei Stunden
einer Kinetik der ersten Drdnung, was es möglich machte, den Abbau
verschiedener X-βgal-Proteine durch Vergleich ihrer Halbwertzeiten im Extrakt zu
vergleichen (Gonda, D. K. u. a., J. Biol. Chem. 264, S. 16700-16712 (1989)). Der tn-Wert
von R~K~βgal veränderte sich nicht, wenn seine Anfang im Extrakt
auf das 20fache herabgesetzt wurde.
-
Varianten von Ub-X-βgal-Subeinheiten wurden konstruiert, (als Homotetramere)
hergestellt und wie zuvor beschrieben gereinigt. Die Proteingesamtkonzentration
wurde unter Anwendung des Bradford-Tests (BioRad) gemessen. Zur Herstellung
von Heterotetrameren (Ullman, A. und J. Monod, Biochem. Biophys. Res.
Commun. 35, S. 35-42 (1969)) von Ub-X-βgal wurde ein Gemisch von 18 ug [³&sup5;S]Ub-X-
βgal und 180 ug unmarkiertem Ub-X-βgal (deren Aminosäuresequenz entweder
identisch mit oder unterschiedlich von derjenigen des markierten Ub-X-βgal war)
bei einer Gesamtproteinkonzentration von 1,5 bis 3 mg/ml in einem
Lagerungspuffer [50% (Volumen/Volumen) Glycerin, 0,1 mM Na-EDTA, 1 mM
Dithiothreit (DTT), 40 mM Tris-HCl (pH-Wert 7,5)] auf eine Proteinkonzentration von 80
ug/ml mit dem Puffer A (10 mM Na-EDTA, 5 mM DTT, 20 mM Na-HEPES (pH-
Wert 7,2)) mit einem Gehalt an 2 M NaCl und 8 M (entionisiertem) Harnstoff
ver
dünnt. Nach 1 Stunde bei 0ºC wurde die Lösung gegen Veränderungen des
Puffers A dialysiert, der nach und nach 8 M Harnstoff, 4 M Harnstoff und 10 mM
NaGI, 2 M Harnstoff und 10 mM NaCl, 1 M Harnstoff und 10 mM NaCl enthielt,
und schließlich gegenüber 2 Veränderungen des Puffers A plus 10 mM NaCl. Die
Dialyse wurde mit 10 Ub-X-βgal-Proben zusammen bei 4ºC in einer
Dialysevorrichtung Multiple Dialyzer (Spectrum) während ~14 Stunden pro
Pufferveränderung durchgeführt. Jede der dialysierten Proben wurde auf 1,6 M in NaCl und 10
mM in MgCl&sub2; gebracht, zu ~0,4 ml APTG-Agarose gegeben (Gonda, D. K. u. a., J
Biol. Chem. 264, S. 16700-16712 (1989)) und über Nacht bei 4ºC geschüttelt. Die
Suspension wurde sodann in Säulen gebracht, die wie beschrieben (Gonda, D. K.
u. a., J. Biol. Chem. 264, S. 16700-16712 (1989)) für die Affinitätsreinigung von
Ub-X-βgal vorbereitet waren. Bei einem Verhältnis 1 zu 10 von markierten zu
unmarkierten Ub-X-βgal-Subeinheiten sollte eine statistische Reassoziation zu 75
% der markierten Subeinheiten führen, welche in Tetrameren mit einem Gehalt an
einer markierten Subeinheit pro Tetramer liegen, wobei der größte Teil des Rests
der markierten Subeinheiten (23%) bei zwei Subeinheiten pro Tetramer
vorliegen. In einem Test auf diese Voraussage wurde ein Gemisch 1 zu 10 von zwei
Homotetrameren auf Basis von βgal mit einem Gehalt an aminoterminalen
Extensionen verschiedener Größen dem Dissoziations/Reassoziationsprotokoll
unterzogen. Die Elektrophorese der erhaltenen Tetrameren in einem
nicht-denaturierenden Gel ergab die erwartete Verteilung von heterotetrameren
Zusammensetzungen. Die enzymatische Aktivität der rekonstituierten Ub-X-βgal-Proteine
(bestimmt wie beschrieben von Guarente, L., Meth. Enzymol. 101, S. 181-182
(1983)) schwankte zwischen verschiedenen Präparaten von 50 bis 75% der
Aktivität ihrer anfänglichen (homotetrameren) Gegenstücke. Abbauversuche in
Retikulocytenextrakt und die SDS-PAGE wurden wie zuvor beschrieben
durchgeführt. Weniger als 0,4% der anfänglichen oder rekonstituierten X-βgal-
Tetrameren waren in einem ATP-verarmten Retikulocytenextrakt innerhalb von 2
Stunden abgebaut.
-
Der Ub-E~ΔK~βgal codierende Expressionsvektor pKKUb-Glu~ΔLys~βgal wurde,
wie weiter oben für pKKUb-Arg~ΔLys~βgal beschrieben, konstruiert. Ub-X-βgal-
Heterotetramere wurden aus den entsprechenden Homotetrameren wie zuvor
beschrieben hergestellt. Die Behandlung mit RNAase (Gonda, D. K. u. a., J. Biol.
Chem. 264, S. 16700-16712 (1989)) wurde durch Inkubieren des
Retikulocytenextrakts während 45 Minuten bei 37ºC mit 3 Einheiten/ml von RNAase
A-Agarose (Sigma), Zentrifugieren zur Entfernung der immobilisierten RNAase und
Zugabe von RNAsin (RNAase-Inhibitor (Promega Biotech)) zu 1.500 Einheiten/ml.
Reaktionen, ergänzt mit tRNA, umfassten 50 ug/ml gereinigte Gesamt-tRNA von
Rinderleber (Boehringer).
Beispiel 2
-
Eine Stoffwechselinstabilität ist für Regulatorproteine charakteristisch, deren
Konzentrationen in vivo als Funktion der Zeit schwanken müssen. In diesem
Beispiel wird gezeigt, dass der Zelltyp-spezifische α2-Repressor der Hefe S.
cerevisiae eine Halbwertzeit von lediglich ~5 Minuten besitzt. Jede der beiden
strukturellen Domänen von α2 trägt eine Sequenz, die unabhängig auf ein
normalerweise langlebiges Protein zur schnellen Zerstörung abzielen kann. Überdies wird
hier gezeigt, dass diese beiden Abbausignale über unterschiedliche
Mechanismen arbeiten. Es wurden Mutanten, die des Abbaus von α2 ermangeln, isoliert,
und es wurde gefunden, dass diese eine Anzahl weiterer Defekte haben, was
zeigt, dass die für den α2-Umsatz verantwortlichen Wege Komponenten mit
Mehrfachfunktionen umfassen. Diese Einblicke ermöglichten auch den Nachweis,
dass eine kurzlebige Subeinheit eines oligomeren Proteins in vivo abgebaut
werden kann, ohne andere, langlebige Subeinheiten des gleichen Proteins zu
destabilisieren. Mit anderen Worten: Es wird weiter unten gezeigt, dass mindestens
eines der beiden Abbausignale in α2 (von denen beide von dem Signal auf Basis
der N-Terminus-Regel verschieden sind) auf eine Subeinheit-spezifische Weise
arbeiten, wodurch gezeigt wird, dass ein Subeinheit-spezifischer Abbau nicht auf
den Weg der N-Terminus-Regel beschränkt ist.
Die Fusion von α2 an β-Galactosidase führt zu einem kurzlebigen Protein
-
Zur Untersuchung des Abbaus in vivo von α2 wurde E. coli-β-galactosidase
(βgal) als eine immunologische Markierung [tag] verwendet, welche eine
Immunopräzipitation von α2-βgal-Fusionsproteinen mit einem monoklonalen Antikörper
gegenüber βgal ermöglicht. Ein hohes Kopieplasmid, das α2-βgal codiert,
tragende Zellen wurden mit [³&sup5;S]-Methionin 7 Minuten bei 30ºC markiert, gefolgt
von einer Pulsmarkierung (chase) in Gegenwart von Translationsinhibitoren,
einer Extraktion, einem Ausfällen mit dem Antikörper gegenüber βgal und der
Elektrophorese SDS-PAGE. βgal, das lediglich die ersten 3 Reste von α2 an seinem
Aminoterminus trug, war stoffwechselstabil, ohne einen nachweisbaren Abbau
während des Pulsmarkierungszeitraums (Fig. 11c). Im Gegensatz hierzu führte
die Bindung der α2-Sequenz voller Länge mit 210 Resten an βgal zu einem
kurzlebigen Protein (Fig. 11b).
-
Der Abbau von α2-βgal in vivo folgte nicht der Kinetik erster Ordnung sondern
verlangsamte sich vielmehr mit der Zeit. Eine ähnliches Phänomen wurde mit
βgal-Derivaten beobachtet, die zum Abbau über den Weg der N-Terminus-Regel
bestimmt waren (Bachmair, A. u. a., Science 234, S. 179-186 (1986)). Da eine
einzelne Halbwertzeit nicht einem Protein zugeordnet werden kann, das mit einer
Kinetik, die nicht erster Ordnung ist, abgebaut wurde, wurden "anfängliche
Halbwertzeiten berechnet (nachfolgend mit "" bezeichnet) unter der Annahme
einer Kinetik erster Ordnung zwischen der Zugabezeit (pulse) (Zeit 0) und den
Zeitpunkten des frühesten Auswaschens (chase) (10 oder 15 Minuten).
Beispielsweise war der Wert "tn" von α2-βgal ~15 Minuten bei 30ºC.
-
Ein Teil des kurzlebigen α2-βgal wurde in ein kleineres Protein homeo in Fig.
11b) übergeführt, das während des Auswaschens akkumulierte und
infolgedessen wahrscheinlich das Produkt einer Spaltung in vivo war. Die
Aminosäuresequenzierung des gereinigten Spaltprodukts ergab, dass die Hauptspaltstelle
innerhalb der DNA-bindenden Homeodomäne bei α2 (Laughon, A. und M. P. Scott,
Nature 310, S. 25-31 (1984); Shepherd, J. C. W. u. a., Nature 310, S. 70-71
(1984); Porter, S. D. und M. Smith, Nature 320, S. 766-768 (1986); Hall, M. N. und
A. D. Johnson, Science 237, S. 1007-1012 (1987)) zwischen den Resten 165 und
166 (Fig. 11d) in der Positionierungsspirale des Motivs Helix-Wende-Helix lag.
Die Fließgleichgewichtskonzentration des Spaltprodukts war um das 6fache
höher als diejenige des intakten α2-βgal, zumindest teilweise auf Grund seiner
längeren Halbwertzeit (~2 Stunden). Da zu erwarten ist, dass diese Spaltung den
Repressor inaktiviert, kann sie einen Mechanismus für das Freimachen von α2
von dessen DNA-Bindungsstellen während eines Wechsels von einer α- zu einer
a-Zelle bereitstellen; diese Möglichkeit bleibt noch zu testen.
Der intakte α2-Repressor ist extrem kurzlebig
-
Zur Prüfung des Abbaus in vivo des unmodifizierten α2-Repressors wurde ein
polyklonaler Antikörper gegenüber α2 erzeugt. Dieser affinitätgereinigte
Antikörper immunopräzipitierte spezifisch das 24-kD α2-Protein aus Extrakten von α-
Zellen der Hefe (Fig. 12a). Durch immunofluoreszentes Anfärben unter
Verwendung dieses Antikörpers wurde auch ermittelt, dass α2 ein überwiegend
nukleares Protein ist.
-
Durch pulse-chase-Analyse wurde gefunden, dass der α2-Repressor in vivo
extrem kurzlebig ist (Fig. 12b, 12c). Seine Halbwertzeit von ~5 Minuten bei 30ºC
war ~ um das 3fache kürzer als "t¹/2" des α2-βgal-Proteins (Fig. 12b). Überdies
war der α2-Repressor, im Unterschied von α2-βgal, mit einer Kinetik von
offensichtlich erster Ordnung abgebaut, was zeigt, dass der größte Teil der α2-
Moleküle in der Zelle in gleicher Weise gegenüber Abbau empfindlich war. Keine
diskreten α2-Abbauzwischenprodukte akkumulierten zu nachweisbaren Mengen
während des Auswaschens bei der Pulsmarkierung (wobei man entweder mit
[³&sup5;S]Methionin oder [³H]-Leucin markierte), was entweder eine schnelle
Zerstörung von Zwischenprodukten oder eine hochprozessive Art der Proteolyse
impliziert. Auf Grund der geringen Menge von α2 in α-Zellen, wurde gemäß Fig. 12b,
c eine pulse-chase-Analyse unter Verwendung von Zeilen vorgenommen, welche
MATα auf einem hohen Kopieplasmid trugen. Jedoch beruhte der schnelle Abbau
von
α2 nicht auf seiner Überproduktion (durch Analogie z. B. zur
Stoffwechselinstabilität ribosomaler Proteine, synthetisiert in stöchiometrischem Überschuss
(Mai- cas, E u. a., Mol. Cell Biol. 8, S. 169-175 (1988); Tsay, Y-R., u. a., Genes
Dev. 2, S. 664-676 (1988)), insofern als die Halbwertzeit von α2, exprimiert aus
einer einzelnen chromosomalen Kopie von MATα ~4 Minuten bei 30ºC war, nahe
dem obigen Wert t¹/&sub2;. Eine andere Folgerung aus diesem Ergebnisses ist, dass
der Weg bzw. die Wege, die für einen α2 Abbau verantwortlich ist bzw. sind,
ziemlich unterhalb der Sättigung bei normalen Zellspiegeln des Repressors
arbeitet bzw. arbeiten.
Jede der beiden Domänen von α2 enthält ein Abbausignal
-
Die Stoffwechselinstabilität von α2 könnte eine Folge entweder einer globalen
Eigenschaft des Proteins, wie z. B. eine geringe Konformationsstabilität (Parsell,
D. A. und R. T. Sauer, J. Biol. Chem. 264, S. 7590-7595 (1989)) oder ein
lokalisierten Strukturmerkmals sein. Letzteres wäre analog zur Signalsequenz, die auf
Proteine abzielen zur Unterscheidung von subzellulären Abschnitten (Dingwall,
C. und R. A. Laskey, Ann. Rev. Cell Biol. 2, S. 367-390 (1986); Colman, A. und C.
Robinson, Cell 46, S. 321-322 (1986); Warren, G., Nature 327, S. 17-18 (1987)).
Eine Untersuchung der Abbausignale in α2 wurde durch Prüfung eines Satzes
von α2-βgal-Fusionen mit Deletionen in dem α2-Rest durchgeführt (Fig. 13). Zwei
Reihen von Deletionsderivaten von α2-βgal, die entweder an dem Aminoterminus
von α2 oder an dem Carboxylterminus (die Verbindung zwischen der α2- und
βgal-Sequenzen) begannen, wurden in S. cerevisiae exprimiert, und die Raten
des Abbaus in vivo wurden bestimmt. Alle Konstrukte teilen die gleichen Wildtyp-
Codierungssequenzen des E. coli βgal-Gens (lacZ), subgeklont aus pMC1871.
Stoffwechselstabile (S) und -instabile (U) Proteine werden arbeitsmäßig als
solche mit anfänglichen Halbwertzeiten in vivo von mehr als ~3 Stunden (geringer
oder nicht nachweisbarer Abbau während der Auswaschperiode) bzw. weniger
als ~20 Minuten definiert.
-
Über 2/3 der carboxylterminalen Region des α2-Rests mit 210 Resten konnten
ohne signifikante Veränderung der Abbaurate entfernt werden. Fig. 13 zeigt zwei
Reihen von Deletionsderivaten von α2-βgal, die entweder am Amino- oder an
dem Carboxylterminus von α2 beginnen (an der Verbindung zwischen den α2-
und βgal-Sequenzen), welche in S. cerevisiae exprimiert wurden, sowie die
Raten des Abbaus in vivo. Beispielsweise war Δ68-210, das nur die ersten 67 Reste
von α2 enthält, etwa so kurzlebig ("tn" von ~10 Minuten) wie das α2-βgal-Protein
voller Länge. Jedoch führte die Deletion von 15 weiteren Resten in Richtung des
Aminoterminus (Δ53-210) zu einem langlebigen α2-βgal-Derivat (Fig. 13).
Deletionen, welche sich ferner in Richtung des Aminoterminus erstreckten, führten
ebenfalls zu stoffwechselstabilen Proteinen. Es wurde gefolgert, dass die
aminoterminale Region von α2 ein Abbausignal trägt, das auf ein normales langlebiges
Protein, wie z. B. βgal, zum schnellen Abbau in vivo abzielt, und eine wesentliche
Komponente dieses Signals innerhalb der Reste 53 bis 67 des Repressors liegt.
Der genetische Beweis (siehe weiter unten) zeigte, dass dieses Abbausignal,
unbelegt unter Verwendung von α2-βgal-Fusionen, auch für den Abbau des
intakten (unfusionierten) α2 relevant ist.
-
Bemerkenswerterweise kann eine völlig unterschiedliche Region von α2 auch als
ein Abbausignal wirken. Wenn nahezu 2/3 der aminoterminalen Region der α2-
Sequenz entfernt waren, war das erhaltene α2-βgal-Derivat Δ2-135 annähernd
zu kurzlebig ("nt": ~15 Minuten) wie α2-βgal von voller Länge (Fig. 13). Wie bei
den carboxylterminalen Deletionen, wurde ein scharfer Übergang zwischen
stoffwechselinstabilen und -stabilen α2-βgal-Derivaten ebenfalls beobachtet: Die
Entfernung von gerade 5 Resten mehr jenseits des Rests 135 ergab ein langlebiges
Protein (Δ4-140, Fig. 13). Infolgedessen kann die carboxylterminale 75-Reste-
Region von α2 einem sonst langlebigen Protein Stoffwechselinstabilität verleihen,
und die Information innerhalb der Reste 136 bis 140 ist für diese Eigenschaft
wesentlich.
-
Als Auftakt für ein detaillierteres Herausschneiden (dissection) des
carboxylterminalen Abbausignals in α2 entfernten wir die Reste 158 bis 210 von dem kurz
lebigen Protein Δ2-135. Das erhaltene Derivat, Δ2-135/158-210, war
stoffwechselstabil (Fig. 13). Infolgedessen ist die Information stromabwärts vom Rest 157
und stromaufwärts vom Rest 141 für das Funktionieren des Abbausignals
erforderlich.
-
Die in dem α2-Repressor unbelegten beiden unabhängigen Abbausignale gemäß
obiger Analyse liegen in dessen aminoterminalen bzw. carboxylterminalen
Bereichen. Schon früher wurde gezeigt, dass diese gleichen Bereiche als strukturell
und funktionell unterschiedliche globuläre Domänen in dem Repressor vorliegen
(Hall, M. N. und A. D. Johnson, Science 237, S. 1007-1012 (1987); Sauer, R. T.
u. a., Genes Dev. 2, 807-816 (1988)). Überdies, wie weiter unten gezeigt wird,
arbeiten die beiden Abbausignale in α2 über genetisch unterscheidbare Wege.
Isolierung von Mutanten, die bei dem α2 Abbau defekt sind
-
Die Halbwertzeit von α2 blieb in S. cerevisiae-Mutanten, defekt bei der
vakuolaren (lysosomalen) Proteolyse oder auf dem Weg der N-Terminus-Regel,
unverändert. Infolgedessen wurde ein genetisches Screening für in einem α2-Abbau
beeinträchtigte Mutanten ausgedacht. Da der intrazelluläre Spiegel von α2-βgal
eine Funktion von dessen Halbwertzeit ist, sollte ein Plattentest mit dem
chromogenen βgal-Substrat X-Gal den Nachweis von Mutanten erlauben, bei denen α2-
βgal stoffwechselstabilisiert ist. Beim aktuellen Screening wurde das kurzlebige
Δ68-210-Protein (Fig. 13) verwendet, das das aminoterminale, aber nicht das
carboxylterminale Abbausignal von α2 trägt. Zusätzlich zur Umgehung möglicher
durch die Anwesenheit beider Signale in dem Protein voller Länge verursachter
Komplikationen vermied auch die Verwendung von Δ68-210 die Bildung des
verhältnismäßig langlebigen, βgal-enthaltenden Spaltprodukts, das mit dem α2-βgal
voller Länge auftritt. Die Anwesenheit dieses Produkts würde die Empfindlichkeit
des Screenings gegenüber Veränderungen im Fließgleichgewichtsgrad von α2-
βgal beträchtlich verringert haben.
-
Aktuell wurden 20 Mutanten, bei denen das Δ68-210-Protein
stoffwechselstabilisiert war, aus einen Screening von ~40.000 Überlebenden einer
Ethylmethansulfonat-Mutagenese (EMS-Mutagenese) (Experimentelle Verfahren) erhalten. Die
entsprechenden Mutationen umfassten mindestens 4
Komplementierungsgruppen. Pulse-chase-Versuche mit repräsentativen Allelen von Zweien der doa-
(Abbau von alpha) Mutanten, die Mutanten doa1 und doa2, wurden durchgeführt. In
diesen Mutanten war die Stoffwechselstabilität von Δ68-210 beträchtlich erhöht,
mit keinem oder nur geringem Abbau innerhalb einer Stunde des Auswaschens
(chase), im Gegensatz zum Wildtyp "tn" von ~10 Minuten (Fig. 13 und 14).
-
Fig. 14a fasst die Ergebnisse des genetischen Screenings für Mutanten
zusammen, die beim Abbau des Δ68-210-Derivats von α2-βgal, das einen, jedoch nicht
beide α2-Abbausignale trägt, defekt sind. Fig. 14b zeigt Ergebnisse der pulse-
chase-Analyse des Δ68-210-Proteins in Wildtypzellen und in doa-Mutanten bei
36ºC. Fig. 14c zeigt Ergebnisse von Tests, welche die Fähigkeit verschiedener
Stämme, den intakten (nicht an βgal fusionierten) Repressor α2 bei 36ºC
messen.
-
Die doa-Mutanten wurden sodann auf ihre Fähigkeit geprüft, den intakten
(unfusionierten) α2-Repressor abzubauen (Fig. 14c). In jedem getesteten Fall
(wobei 5 Mutanten zumindest 3 Komplementierungsgruppen repräsentieren) war
die Stoffwechselstabilität von α2 erhöht, wobei die Halbwertzeit bezüglich des
Wildtyps um das 2- bis 7fache anstieg. Es wurde gefolgert, dass das
aminoterminale Abbausignal in α2, identifiziert durch die Analyse von α2-βgal-Fusionen, in
dem bona fide-Repressor ebenfalls arbeitet. Diese Ergebnisse bestätigen die
Anwendung von α2-βgal-Fusionen, um vermeintliche Abbausignale in α2
ausfindig zu machen, und eines Screenings auf Basis von βgal, um Mutanten bei
einem α2 Abbau zu isolieren.
-
Während eine detaillierte Beschreibung der doa-Mutanten außerhalb des
Bereichs vorliegender Erfindung liegt, bemerken wir, dass bei Tetraden-Analysen
eine Anzahl zusätzlicher Phenotypen sich zusammen mit dem α2-Abbaudefekt
abtrennten (vgl. Experimentelle Verfahren). Einige der doa-Mutanten waren
unfähig, als homozygote doa/doa-Diploide Sporen zu bilden. Das Wachstum von
mindestens zwei Mutanten war temperaturempfindlich, und mehrere Mutanten
hatten verringerte Wachstumsraten bei Normaltemperaturen (23-30ºC). Insofern
als die pleiotropen Wirkungen unwahrscheinlich auf die Stoffwechselstabilisation
von α2 als solchem zurückzuführen sind (Nasmyth, K und D. Shore, Science
237, S. 1162-1170 (1987); Herskowitz, I., Microbiol. Rev. 52, S. 536-553 (1988))
zeigen sie, dass die Wege, auf denen α2 abgebaut wird, Mehrfachfunktionen in
Hefe besitzen. Diese Funktionen umfassen vermutlich den Abbau anderer
Proteine, deren schneller Umsatz physiologisch wesentlich ist.
Die beiden Abbausignale in α2 arbeiten über unterschiedliche Wege
-
Das Δ2-135-Derivat von α2-βgal, welches nur das carboxylterminale
Abbauprodukt von α2 trägt (Fig. 13), wurde in 3 der doa-Mutanten, identifiziert durch ihre
Defekte beim Abbau eines α2-βgal-Derivats mit einem Gehalt an lediglich dem
aminoterminalen Signal, eingeführt. Das Δ2-135-Protein wurde weiter bei
Wildtyp-Raten in den Mutanten abgebaut (Fig. 15a). Es wurde gefolgert, dass die
beiden in α2 unter Verwendung des α2-βgal-Verfahrens nachweisbaren
Abbausignale auf genetisch unterscheidbaren Wegen arbeiten. Wie zuvor diskutiert
(Fig. 14), ist das aminoterminale Abbausignal nicht nur innerhalb von α2-βgal,
sondern auch innerhalb des intakten (unfusionierten) α2-Repressors aktiv. Ob
das carboxylterminale Signal tatsächlich zur Stoffwechselinstabilität von intaktem
α2 beiträgt, bleibt noch zu ermitteln. Diese Ungewissheit beeinflusst jedoch nicht
die Folgerung über die mechanistische Differenz zwischen den amino- und
carboxylterminalen Abbauprodukten in α2. Ein unabhängiger Beleg für diese
Schlussfolgerung wird im folgenden präsentiert.
Der Abbau eines Proteins mit Multisubeinheiten ist Subeinheit-spezifisch
-
Eine neuere Arbeit hat gezeigt, dass das α2-Homodimer, während es einer
selektiven Bindung an die Operatoren a-zellspezifischer Gene fähig ist, es selbst
für deren transkriptionale Repression unzureichend ist (Hall, M. N. und A. D.
Johnson, Science 237, S. 1007-1012 (1987)). Es ist auch ein zweites Protein,
MCM1 (GRM, PRTF) erforderlich (Keleher, C. A. u. a., Gell 53, S. 927-936 (1988);
Passmore, S. u. a., Genes Dev. 3, S. 921-935 (1989); Jarvis, E E u. a., Genes
Dev. 3, S. 936-945 (1989)). Ein α2-Dimer und ein MCM1-Dimer bilden
offensichtlich einen tetrameren Repressor, der die Transkription von a-zellspezifischen
Genen abbiegt. MGM1 liegt in allen drei Zelltypen von S. cerevisiae vor und bildet
mit mehreren verschiedenen Regulatorproteinen Komplexe. Infolgedessen ist es
wahrscheinlich, dass MCM1 ein reichlicheres und stoffwechselstabileres Protein
als α2 ist. Dies lässt die Frage erheben, ob das Schicksal von MCM1 in einem
tetrameren Komplex mit dem kurzlebigen α2-Protein von demjenigen des α2 selbst
verschieden ist. Allgemeiner gesagt, es könnte gefragt werden, ob die
Mechanismen des Proteinabbaus in vivo derart sind, dass ein oligomeres Protein sowohl
langlebige als auch kurzlebige Subeinheiten enthalten kann. Die Gestaltung der
Versuche eines "Subeinheitvermischens" in vivo, welche diese Frage
ansprechen, ist in Fig. 16 dargestellt.
-
Wie zuvor beschrieben, liegen in vivo die anfängliche α2-βgal-Fusion und einige
von deren Deletionsvarianten als extrem kurzlebige Homotetramere vor (Fig. 13
und 16a), während andere homotetramere Derivate von α2-βgal
stoffwechselstabil sind (Fig. 13 und 16b). Was wäre das metabolische Schicksal von
einzelnen Subeinheiten innerhalb eines α2-βgal-Heterotetrameren, in dem ein Großteil
von Subeinheiten entweder vom kurzlebigen oder vom langlebigen Typ ist (Fig.
16c, d)? Beispielsweise, wenn eine α2-βgal-Subeinheit, die langlebig ist,
innerhalb eines Homotetrameren (Fig. 16b) vorliegt, anstelle innerhalb eines
Heterotetrameren mit einem Gehalt an einem Überschuß von kurzlebigen
α2-βgal-Derivaten (Fig. 16c), bleibt dann die langlebige Subeinheit langlebig? Mit anderen
Worten: Es wurde gefragt, ob die Abbaumaschinerie in vivo diese Subeinheiten
eines ein Abbausignal tragenden oligomeren Proteins von denjenigen
unterscheiden kann, die keines aufweisen, oder ob ein ganzes Oligomer auf eine
Zerstörung anvisiert wird, auch wenn nur ein Subset seiner Untereinheiten
Abbausignale trägt.
-
Es wurden gemischte Tetramere mit beeinflussten (biased)
Subeinheitverhältnissen durch Exprimieren einer der α2-βgal-Subeinheiten aus einem hohen
Kopieplasmid, und der anderen aus einem niederen Kopieplasmid in der gleichen Zelle
in vivo gebildet (Hall, M. N. u. a., Cell 36, S. 1057-1065 (1984); Hall, M. N. und
A. D. Johnson, Science 237, S. 1007-1012 (1987)). Weil die kurzlebigen (ein
Abbausignal enthaltenden) α2-βgal-Subeinheiten größer als ihre langlebigen
Gegenstücke sind (Fig. 13 und 16), können sie durch SDS-PAGE analysiert
werden, was die gleichzeitige Bestimmung der Stoffwechselstabilitäten beider
Gattungen ermöglicht. In zwei derartigen Versuchen, bei denen ein Überschuss an
der das Abbausignal enthaltenden Subeinheit Δ68-210 mit sowohl der
langlebigen Subeinheit Δ4-210 als auch der Subeinheit Δ14-210 coexprimiert wurde,
blieben die Subeinheiten, welche in einem Homotetrameren langlebig waren,
auch innerhalb eines Heterotetrameren langlebig, das einen Überschuss an
Subeinheiten enthielt, die das aminoterminale Abbausignal von α2 trugen (Fig. 17a).
Eine alternative Auslegung dieses Ergebnisses (Fig. 17a) ist, dass beim
Coexprimieren beider Typen von α2-βgal-Subeinheiten sich Homotetramere mit einer
starken Bevorzugung gegenüber Heterotetrameren gebildet haben. Eine andere
Möglichkeit ist, dass langlebige Subeinheiten wie Δ14-210 den Abbau von sonst
kurzlebigen Subeinheiten wie Δ68-210, wenn sie innerhalb des gleichen
Heterotetrameren vorliegen, gehemmt haben können.
-
Kontrollversuche belegten, dass die zuvor beschriebenen Ergebnisse nicht aus
dem Fehlen der Bildung eines Heterotetrameren in vivo resultieren können.
Diese Kontrollversuche wurden durch die Tatsache möglich gemacht, dass der
affinitätsgereinigte Antikörper gegen α2 (vgl. Experimentelle Verfahren) keine α2-βgal-
Fusionen mit weniger als 26 aminoterminalen Resten des Rests α2 ausfällt. Z. B.
wurde das Protein Δ26-210 (Fig. 13) durch den Antikörper gegen βgal ausgefällt,
wurde jedoch nicht aus dem gleichen Extrakt durch den Antikörper gegen α2
ausgefällt (Fig. 17b). Im Gegensatz hierzu konnten, wenn Zellen Δ26-210 (aus einem
hohen Kopieplasmid) und Δ68-210 (aus einem niederen Kopieplasmid)
coexprimierten, die Subeinheit Δ26-210 durch ein Anti-βgal oder Anti-α2 ausgefällt
werden (Fig. 17c). Infolgedessen bildeten sich Δ26-210/Δ68-210-Heterotetramere
tatsächlich in vivo, was die Copräzipitation von Δ26-210 durch den Antikörper
gegen α2 ermöglicht. Eine derartige Copräzipitation wurde auch mit Δ14-210
erhalten, das anstelle von Δ26-210 eingesetzt wurde, und wurde durch
Vorbehandlung der Proben mit SDS völlig zerstört.
-
Wenn Anti-α2 zur Immunpräzipitation verwendet wurde, fand man, das die
Untereinheit Δ26-210 zusammen mit Δ68-210 während des Auswaschens (Fig. 17c)
verschwand. Im Gegensatz hierzu, wenn Anti-βgal verwendet wurde, zeigte der
gleiche Versuch, dass Δ26-210 in Gegenwart eines Überschusses der das
Abbausignal tragenden Subeinheit Δ68-210 nicht kurzlebig wurde (Fig. 17). Das
offensichtliche Verschwinden von Δ26-210 während des Auswaschens (Fig. 17c)
musste deshalb aufgrund des Abbaus von Δ68-210, das in gemischten
Tetrameren mit Δ26-210 vorliegt, erfolgen, wobei letztere Subeinheit mit Anti-α2 nur über
die Subeinheit Δ68-210 innerhalb des gleichen Heterotetrameren ausfällbar ist.
Somit hemmten Subeinheiten, denen das aminoterminate Abbausignal fehlt, nicht
die Zerstörung der das Signal tragenden Subeinheiten, auch wenn letztere
innerhalb des Heterotetrameren in der Minderheit waren. Wir folgern, dass der Abbau
in vivo eines Proteins mit Multisubeinheiten, wie z. B. α2-βgal,
Subeinheit-spezifisch ist, d. h., dass ein oligomeres Protein sowohl langlebige als auch kurzlebige
Subeinheiten enthalten kann.
Hemmung des carboxylterminalen Abbausignals von α2 in heteromeren
Proteinkomplexen
-
Es wurde eine Reihe von Subeinheitmischversuchen in vivo analog denjenigen
in Fig. 17a, durchgeführt, unter Verwendung von Δ2-135, ein α2-βgal-Derivat,
welches nur das carboxylterminale Abbausignal trägt (Fig. 13 und 15b, c). Wie
bei dem aminoterminalen Signal (Fig. 17a) wurde gefunden, dass eine
Überexpression von Δ2-135 die lange Halbwertzeit der coexprimierten Subeinheit Δ26-
210, der ein Abbausignal fehlt, nicht beeinflusst (Fig. 13 und 15b).
Kontrollversuche analog denjenigen mit dem aminoterminalen Abbausignal, unter
Verwendung des Antikörpers gegen α2, bestätigten die Bildung gemischter Tetramerer in
Zellen, die Δ2-135 und Δ26-210 coexprimieren. Interessanterweise wurde jedoch
gefunden, dass eine Überexpression von Δ26-210 den Abbau der in den gleichen
Zellen exprimierten Subeinheiten Δ2-135, welche das carboxylterminale Signal
tragen, hemmen (Fig. 15c). Es ist unwahrscheinlich, dass diese Wirkung auf
einem sterischen Abschirmen des carboxylterminalen Abbausignals in
Heterotetrameren mit einem Gehalt an Δ2-135 beruht, da langlebige Deletionsderivate von
α2-βgal, die nur kurze Segmente von beiden Enden des α2-Rests die gleiche
trans-Inaktivierung des Abbausignals verursachten. Infolgedessen ist es
wahrscheinlich, dass im Gegensatz zum aminoterminalen Abbausignal das
carboxylterminale Signal von α2 inaktiv ist, wenn es in nur einer einzigen Subeinheit
innerhalb eines oligomeren Zusammenbaus vorliegt. Die D&sub2;-Symmetrie des
tetrameren βgal-Rests (Langley, K. E. u. a., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 72, S. 1254-
1257 (1975); Kania, J. und D. T. Brown, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 73, S. 3529-
3533 (1976)), und die dimere Natur des α2-Repressors (Hall, M. N. und A. D.
Johnson, Science 237, S. 1007-1012 (1987); Sauer, R. T. u. a., Genes Dev. 2, S.
807-816 (1988)) führen zur Nahelegung, dass ein dimerer Zustand der
carboxylterminalen Domäne von α2 für die Aktivität ihres Abbausignals erforderlich ist.
Die Subeinheit-autonome Natur des aminoterminalen Abbausignals in α2, und
das Fehlen dieser Eigenschaft in dem carboxylterminalen Abbausignal stützt den
genetischen Beweis, dass diese beiden Signale mechanistisch unterschiedlich
sind.
Experimentelle Verfahren
Hefestämme
-
Die bei vorliegender Studie benutzten Stämme S. cerevisiae waren DBY1705
(MATαleu2-3, 112 ura3-52 lys2-801 gal2), DBY1826 (MATαleu2-3, 112 ura3-52
trp1 his3-Δ200 ade2-101), und HR125-5Dalf(Δ(MAT)::CAN1-14 leu2-3, 112 ura3-
52 trp1 his3 his4) (Hall, M. N. und A. D. Johnson, Science 237, S. 1007-1012
(1987)).
Plasmidkonstruktionen
-
Expressionsvektoren pKKα2-lacZ und pKKα2 zur Bildung von α2-βgal und α2 in
E. coli wurden wie folgt aufgebaut: Ein BamHI-HindIII-Fragment des E.
coli-Expressionsvektors pKK233-2, der den Ptrc-Promotor trägt (Amann, E. und J.
Brosius, Gene 40, S. 183-190 (1985)), wurde mit einem HindIII-SacI-Fragment von
M13mp19, das α2-lacZ' trägt, verknüpft. Ein 38-meres synthetisches
Oligodeoxynucleotid wurde zur einsträngigen DNA des erhaltenen
M13mp19-Phagenderivats hybridisiert, was bewirkte, dass die zwischen Ptrc und dem Startcodon von
α2 liegenden Sequenz ausgeschleift wurde (loop out). Nach Einfüllen in den mit
Lücken versehenen (gapped) duplex und Transformieren in E. coli BMH71-
18mutS (Kramer, W. u. a., Nucl. Acids Res. 12, S. 9441-9456 (1984)) wurden
Phagen-DNAs für die erwünschte Deletion durch Agarosegel-Elektrophorese
gescreent. Das (Ptrc-α2-lacZ')-enthaltende Fragment SalI-SacI wurde sodann mit
dem SalI-SacI-Vektorfragment von pKK233-2 verknüpft, welches die Region von
lacZ 3' bis zur Stelle SacI trug. Der erhaltene Vektor pKKα2-IacZ bildete ein βgal-
Fusionsprotein der erwarteten Größe in E. coli JM101 nach Induktion mit IPTG.
Die Anwesenheit des korrekten α2-Rests wurde durch aminoterminale
Mikrosequenzierung (siehe weiter unten) des gereinigten Fusionsproteins bestätigt. Der
pKKα2-Expressionsvektor wurde aus pKKα2-lacZ durch Verknüpfung von dessen
Fragment BamHI-XbaI, das den Promotor Ptrc und ~75% der
α2-Codierungsregion trägt, an das auf pUC19 basierende Fragment XbaI-XhoI des αX152-
Derivats von MATα hergestellt (Tatchell, K u. a., Cell 27, S. 25-35 (1981)), das
den Rest des α2-Leserasters trägt. Das erhaltene Fragment wurde sodann mit
dem größeren Fragment BamHI-HindIII von pKK233-2 verknüpft, was zu pKKα2
führte.
-
Das Δ53-210 α2-βgal-Derivat (Fig. 13) wurde durch Subklonen eines ~3 kb SalI-
Fragments von pMC1871 (Casadaban, M. J. u. a., Meth. Enzymol. 100, S. 293-308
(1983)), dass E. coli βgal in die Linkerstelle XhoI von matα2::αX182, welche in
dem Plasmid YRp7 (Tatchell, K. u. a., Cell 27, S. 25-35 (1981)) getragen wird,
aufgebaut. Das erhaltene Δ53-210-Konstrukt codierte eine Fusion der ersten 52
Reste von α2 an βgal. Das Δ53-210 enthaltende Fragment HindIII wurde sodann
in hohe Kopie- (YEp13) und niedere Kopieplasmide (YCp50) subgeklont (Parent.
S. A. u. a., Yeast 1; S. 83-138 (1985)). Lediglich das niedere, Δ53-210 codierende
Kopieplasmid führte zu Transformanten in S. cerevisiae. Hall u. a., Cell 8.
1057-1065 (1984) berichteten, dass die Proteine Δ14-210 und Δ26-210 (Fig. 13)
lethal waren, wenn sie von dem Promotor MATα2 in hohen Kopieplasmiden im
Stamm HR125-5Dα exprimiert wurden. Diese Wirkung wurde in DBY1705 nicht
beobachtet, noch konnten wir mit unseren Hefestämmen die früher berichtete
(Hall, M. N. u. a., Cell 36, S. 1057-1065 (1984)) Toxizität von Δ68-210 nach ihrer
Expression aus hohen Kopieplasmiden bestätigen. Das Derivat Δ2-135/158-210
(Fig. 13) wurde wie folgt aufgebaut: Δ2-135 in YEp13 (Hall, M. N. und A. D.
Johnson, Science 237, S. 1007-1012 (1987)) wurde mit XbaI digeriert, mit exoVII
behandelt und sodann mit HindIII digeriert. Das erhaltene ~2kb-Fragment, das
den Aminoterminus von α2 aus A2-135 codiert, wurde an das Fragment SmaI-
SacI lacZ' aus pMC1871 gebunden sowie an das Fragment SacI-HindIII von Δ2-
135, das die carboxylterminale Region von βgal codiert. Das
Nucleotidsequenzieren des Endplasmidkonstrukts (Kraft, R. u. a., Biotechniques 6, S. 544-546
(1988)) zeigte, dass es das Protein Δ2-135/158-210 codierte (Fig. 13).
Pulse-chase-Analyse
-
S. cerevisiae-Zellen, transformiert (Ito, H. u. a., J. Bacteriol. 153, S. 163 (1983))
mit Plasmiden von Interesse, ließ man bei 30ºC in einem minimalen SD-Medium
(Sherman, F. u. a., Methods in Yeast Genetics, Cold Spring Harbor Laboratory,
Cold Spring Harbor, NY, 1986) auf einen A&sub6;&sub0;&sub0;-Wert von annähernd 1
(exponentielle Mittelphase) wachsen. Zellen aus einer 10 ml Kultur wurden durch Filtration
auf einer Millipore-Mikrotiterfiltrationsplatte geerntet, mehrere Male mit
methioninfreiem SD-Medium gewaschen, in 0,3 ml 0,5%iger Glucose, 40 mM
Kaliumphosphat (pH-Wert 7,4) resuspendiert, und während 5 Minuten bei 30ºC (wenn nicht
anders angegeben) mit 0,15 mCi ³&sup5;S-Translabel (ICN; ~80% [³&sup5;S]-Methionin, ~20
% [³&sup5;S]-Cystein) markiert. Markierte Zellen wurden durch Filtration gesammelt
und in SD-Medium, ergänzt mit 10 mM L-Methionin, 0,2 mg/ml Cycloheximid und
50 ug/ml Trichodermin (eine Spende von Leo Pharmaceutical Products, Ballerup,
Dänemark) resuspendiert. (Bei einigen Versuchen wurden die
Translationsinhibitoren weggelassen; eine leichte Erhöhung bei der Markierung, während der Fall
beobachtet wurde, führte zu einer weniger als 10% offensichtlichen Erhöhung
der Halbwertzeitwerte (die Daten sind nicht angegeben).) Die Proben (0,1 ml)
wurden zu den angegebenen Zeiten abgezogen und mit 0,8 ml kaltem Puffer A (1
% Triton X-100, 0,15 M NaCl, 5 mM Na-EDTA, 50 mM Na-HEPES, pH-Wert
enthaltend Leupeptin, Pepstatin A, Chymostatin, Antipain und Aprotinin (Sigma)
(jeweils zu 20 ug/ml) zusätzlich zu 0,4 ml Glasperlen mit einem Durchmesser von
0,5 mm, vermischt. Wenn nicht anders angegeben, wurden die Zellen durch
3maliges Aufwirbeln in Abständen von einer Minute bei 4ºC zertrümmert; die Extrakte
wurden bei 12.000 g während 10 Minuten zentrifugiert. (Ein alternatives
Lyseverfahren wurde bei manchen Versuchen, wie in den Angaben zu den
Figuren angegeben, angewandt. Gleiche Teile von Zellsuspensionen wurden mit
einem gleichen Volumen von 2% SDS, 30 mM Dithiothreit, 90 mM Na-HEPES,
mit einem pH-Wert von 7,5 vermischt und bei 100ºC 3 Minuten inkubiert. Die
Extrakte wurden 10fach mit dem Puffer A plus den Proteaseinhibitoren verdünnt und
wie oben zentrifugiert.) Der säureunlösliche Anteil von ³&sup5;S im Überstand wurde
bestimmt, und Proben, die gleiche Mengen an in Säure unlöslichem ³&sup5;S
enthielten, wurden immunpräzipitiert mit einem molaren Überschuss von einem
affinitätsgereinigten Antikörper von α2 (vgl. weiter unten) oder einem
monoklonalen Antikörper von βgal (eine Spende von J. Partaledis und T. Mason, Universität
von Massachusetts, Amherst, erhalten über J. Paul und R. Hynes (M. I. T.); vgl.
Bachmair, A. u. a., Science 234, S. 179-186 (1986)). Nach Inkubieren bei 4ºC
während ~2 Stunden, wurde Protein A-Agarose (der Firmen Repligen oder
Pharmacia) zugegeben, und die Suspensionen wurden unter Schütteln bei 4ºC
während etwa einer Stunde inkubiert, gefolgt von einer 15 sekundigen
Zentrifugation bei niederer Geschwindigkeit. Die Pellets wurden dreimal im 0,1% SDS
enthaltenden Puffer A gewaschen, in dem Puffer für die Elektrophoreseprobe
resuspendiert (Laemmli, U. K, Nature 227, S. 680-685 (1970)), 3 Minuten bei 100
ºC inkubiert, wie zuvor beschrieben zentrifugiert und einer Elektrophorese in 6
%igen Polyacrylamid-SDS-Gelen und einer nachfolgenden Fluorographie
unter
zogen.
Aminosäuresequenzierung
-
Annähernd 10¹¹ DBY1705-Zellen, die ein Hochkopieplasmid auf Basis von YEp13
tragen, welche aus dem Promotor MATα2 (Hall, M. N. u. a., Cell 36, S. 1057-1065
(1984)) α2-βgal exprimierten, wurden bis zur späten Exponentialphase in SD-
Medium wachsen gelassen und nach dem Triton/Glasperlenverfahren zerstört.
Der Extrakt wurde bei 13.000 g eine Stunde bei 4ºC zentrifugiert, und der
Überstand wurde mit dem Antikörper gegen βgal immunpräzipitiert. Das ausgefällte α2-
βgal und sein in vivo-Spaltprodukt wurde einer SDS-PAGE unterzogen und auf
einem PVDF-Filter (Millipore) (Matsudaira, P., J. Biol. Ghem. 262, S. 10035-10038
(1987)) elektrogeblottet. Nach einem kurzen Anfärben mit Coomassie-Blau wurde
das α2-βgal-Spaltprodukt herausgeschnitten und einer
Aminosäuresequenzierung durch einen Edman-Abbau für s Zyklen unter Verwendung eines
470A-Proteinsequenzers der Firma Applied Biosystems, der mit einem Online 120A PTH-
Analysators ausgerüstet war, sequenziert.
Antikörper gegen α2-Protein
-
Das α2-βgal-Protein wurde vom Isopropylthiogalactosid-(IPTG)-induziertem,
pKKα2-lacZ tragenden E. coli gereinigt, indem man einen wie in Gonda u. a., (J.
Biol. Chem. 264, S. 16700-16712 (1989)) hergestellten Extrakt der
Affinitätschromatographie an Aminophenylthiopyranogalactosid-Sepharose
(APTG-Sepharose) (Ullmann, A., Gene 29, S. 27-31 (1984)) unterzog. Das affinitätsgereinigte α2-
βgal wurde ferner durch Elektrophorese in einem präparativen Maßstab auf 6
%igem Polyacrylamid-SDS-Gel gereinigt. Die α2-βgal-Bande wurde
herausgeschnitten, und mazerierte Gelschnitzel, suspendiert in Freunds vollständigem
Hilfsmittel, wurden subkutan in weibliche weiße Neuseeland-Kaninchen infiziert
(entweder 0,1 oder 0,2 mg α2-βgal pro Kaninchen) (Carroll, S. B. und A.
Laughton, DNA Cioning: A Practical Approach, D. M. Glover, Herausg. IRL Press,
Oxford, S. 89-111, 1987). Das Antiserum gegen α2-βgal wurde mit 18%igem
(Gewicht/Volumen) Na&sub2;SO&sub4; ausgefällt, was zu einer an IgG angereicherten
Fraktion führte. Die erste Affinitätssäule enthielt E. coli βgal (Sigma), gebunden an
CNBr aktivierte Sepharose; die zweite Säule enthielt α2-βgal, vernetzt mit
Dimethylpimelimidat (Pierce) zu Anti-βgal-Sepharose (letztere wurde unter
Verwendung des Eluats der ersten Säule hergestellt). Der Durchfluss von der ersten
Säule wurde auf die zweite Säule aufgebracht, und die gebundene Fraktion
wurde mit 4 M Guanidinhydrochlorid eluiert. Das Eluat wurde gegen 0,15 M NaCl, 10
mM K&sub2;HPO&sub4; (pH-Wert 7,2) bei 4ºC eluiert und durch die βgal-Sepharosekolonne
geleitet, um jegliche Restantikörper gegen βgal zu entfernen. Das
affinitätsgereinigte Anti-α2 wurde in "Centriprep-Rohren" (Amicon) konzentriert, auf 40%
(Volumen/Volumen) in Glycerin eingestellt und entweder bei -20ºC oder -85ºC
gelagert. Die Immunpräzipitation mit diesem Antikörper der Extrakte von
[³&sup5;S]-Methionin-makierten S. cerevisiae führte, nach SDS-PAGE, zu einer einzigen Bande
einer vorhergesagten Molekülmasse mit α-, jedoch nicht a-Zellen (Fig. 1d).
Ferner wurden elektrophoretische Banden der erwarteten Molekülmasse durch
lmmunoblotanalysen der Extrakte von E. coli sichtbar, die entweder α2 oder α2-βgal,
jedoch nicht in Kontrollextrakten, exprimierten. Das Anti-α2 fällte die gleichen α2-
βgal-Derivate aus, welche unter Anwendung eines Antikörpers gegen βgal
nachweisbar waren, und stellte das in dem bzw. den erforderlichen Epitop(en)
von α2 (Fig. 13) zurückgehaltene Derivat zur Verfügung.
Isolierung von DOA-Mutanten
-
Δ68-210 tragende Zellen DBY1705 (Fig. 3) in dem niederen Kopievektor YCp50
(Hall, M. N. u. a., Cell 36, S. 1057-1065 (1984)) wurden bis zur stationären Phase
in einen Minimalmedium wachsen gelassen, mutagenisiert mit EMS auf ein etwa
20%iges Überleben, und ausgebreitet auf Minimalplatten (~40.000
Überlebende). Die Zellen wurden sodann auf Platten mit einem Gehalt an dem chromogenen
βgal-Substrat X-Gal (Rose, M. u. a., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 78, S. 2460-2464
(1981)) replica-plattiert und bei 23ºC 3 Tage und danach bei 36ºC 3 Tage
inkubiert. Kolonien, die bei 23ºC oder 36ºC in Blau umschlugen
(Wildtyp-Kolonien sind Weiß), wurden herausgesucht und durch Dispergieren der Zellen in
Wasser in Mikrotiterplatten mit 96 Vertiefungen dispergiert und Prägen
(stamping) der Zellen auf frische X-Gal-Indikatorplatten abermals gescreent. Stämme,
welche den Rescreening-Test bestanden, wurden in flüssigen Kulturen wachsen
gelassen und quantitativ auf ihre βgal-Aktivität unter Verwendung von
ortho-Nitrophenylgalactosid (ONPG) als Substrat getestet. 60 mögliche Mutanten (mit
βgal-Aktivitätsgraden mit einer mindestens 3fach höheren Aktivität als der
Wildtyp) wurden isoliert. pulse-chase-Analysen dieser Mutanten identifizierten 25
Stämme, die eine signifikante (mindestens 2fache) Erhöhung des Wertes "tn" des
Δ68-210-Fusionsproteins zeigten. Eine Immunofluoreszenzanalyse zeigte, dass
bei allen dieser doa-Mutanten (Abbau von Alpha-Mutanten) das Δ68-210-Protein
im Kern konzentriert war.
-
Diese Stämme wurden auf 5-Fluor-orotische Säureplatten (Boeke, J. D. u. a., Mol.
Gen. Genet. 197, S. 345-346 (1984)) aufgetragen, um Kolonien zu isolieren, von
denen das Δ68-210 tragende Plasmid verloren wurde. Zellen von diesen Kolonien
wurden sodann mit dem Wildtyp YCp50::Δ68-210-Plasmid retransformiert. Tests
auf die βgal-Aktivität in sowohl Platten- als auch flüssigen Kulturen verringerten
die Anzahl von Stämmen, die fortgesetzt höhere Grade als Wildtypgrade von Δ68-
210 zeigten, auf 20, was zeigt, dass die entsprechenden Mutationen chromosomal
und nicht plasmidgebunden waren.
-
Die plasmidbehandelten doa-Mutanten wurden mit MHY101 zurückgekreuzt,
einen Stamm, der von DBY1826 durch Vereinigung des
Δ68-210-Fusionskonstrukts in den Ort LEU2 abgeleitet ist, unter Verwendung des Vektors YIp33
(Parent, S. A. u. a., Yeast 1, S. 83-138 (1985); Orr-Weaver, T. L. u. a., Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 78, S. 6354-6358 (1981)). Die Stelle der Integration wurde durch
Southern-Hybridisierungsanalyse und Allelismustests nachgewiesen. Die
Abtrennungsprodukte von Diploiden, welche Sporen bildet und sowohl das integrierte
Reportergen, welches Δ68-210 codiert und den doa-Abbaudefekt tragen, wurden
sodann identifiziert. Diese Abtrennungsprodukte wurden für das nachfolgende
backcrossing, Komplementieren und die Abtrennungsanalysen benutzt.
Komplementierungstests zwischen unterschiedlichen doa-Mutanten wurden auf X-Gal-
Platten vorgenommen. In Zweifelsfällen wurden Tetradenanalysen angewandt, um
das Abtrennungsmuster eines jeden Mutationspaares zu testen.
Rückkreuzungen zwischen doa-Mutanten und MHY101, gefolgt von Sporenbildung und
Tetradendissectionen, ermöglichten Tests auf eine Cosegregation des
α2-Abbaudeffekts mit anderen Mutantenphenotypen, wie z. B. die Unfähigkeit zur
Sporenbildung.