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Die Erfindung betrifft orthopädische Stützen, bei denen
ein begrenzter Bewegungsspielraum eines Körperglieds oder
anderen Körperteils erlaubt ist.
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Viele orthopädische Beschwerden verlangen nach einer
Stützung, um die Struktur oder Funktion eines Körperglieds
oder Gelenks zu verbessern. Bei einigen chronischen
Beschwerden oder dann, wenn eine Rehabilitation nach einer
chirurgischen Behandlung bereits gut fortgeschritten ist, kann es
erwünscht sein, dem Gelenk eine Bewegung über einen
vorgewählten Bewegungsbereich zu erlauben. Solche Vorrichtungen
müssen notwendigerweise mit einem Aufbau entwickelt sein, der
für die Art des Gelenks und seinen Bewegungsbereich
angemessen ist. Auf diese Weise kann die doppelte Funktion der
Stütze, die darin besteht, eine Unterstützung zu verbessern und
einer Bewegung zu dienen oder eine Bewegung zu erleichtern,
erreicht werden.
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Beispielsweise sind die Hauptbewegungen des Knies
Beugung und Streckung. Eine Körperglied-Stütze, die um das Knie
verwendet wird, sollte im allgemeinen starre Medial- und
Lateral-Stützelemente oberhalb und unterhalb des
Körpergelenks und einen Drehgelenk-Mechanismus zur Verbindung
dieser Elemente aufweisen. Das Drehgelenk sollte wie das
Körpergelenk so gebaut sein, dar es am Knie lediglich einer
beugenden bzw. streckenden Bewegung dient und jede darin
aufgenommene Vorrichtung zur Beschränkung des Bewegungsbereichs
sollte so arbeiten, daß eine solche Bewegung entweder begrenzt
oder freigegeben wird.
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Körpergelenke mit normaler Bewegung in weiteren Flächen,
wie beispielsweise die Schulter, verursachen andere Probleme.
In diesem Fall sind sowohl eine Beugung/Streckung,
Abduktion/Adduktion (Abwinklung/Anwinklung) als auch eine Rotation
über einen weiten Bereich möglich. Andererseits ist dieses
Körpergelenk nicht im gleichen Sinne wie das Knie oder die
Hüfte gewichtstragend.
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Bis vor kurzem waren orthotische Entwicklungen für die
unteren Gliedmaßen weit intensiver und umfangreicher als für
die oberen Gliedmaßen. Die Gründe dafür liegen offensichtlich
in der Tatsache, daß ein strukturelles oder dynamisches
Versagen der Hüfte oder des Knies direkt die Mobilität
einschränkt oder behindert. Ein ähnliches Versagen der oberen
Gliedmaßen hat weniger behindernde Folgen. Dennoch gibt es
zahlreiche Schäden aufgrund von Verletzungen und übermäßigem
Gebrauch, die die oberen Gliedmaßen betreffen und den
Patienten wesentlich einschränken oder behindern. Die beschädigte
Schulter kann Fahren oder Schreiben unmöglich und Essen
beschwerlich machen.
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Die Behandlung von Schulterverletzungen durch
arthroskopische Chirurgietechniken hat in den letzten Jahren stark
zugenommen. Dies hat zu erhöhten Erwartungen in der
Öffentlichkeit, insbesondere in den Vereinigten Staaten geführt, wo
die Schulter nach Angaben der American Academy of Orthopaedic
Surgeons 1989 14% aller Behandlungen ausmachte.
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine orthopädische
Stütze, die mit einer Einrichtung ausgestattet ist, um
gezielt einstellbar den Bewegungsbereich eines Körpergelenks
in mindestens einer Bewegungsebene auf kontinuierlich
veränderbare Weise über mindestens einen klinisch nützlichen
Bereich zu beeinflussen. Theoretisch kann die
Bewegungskontrollvorrichtung mit Stützen für jeden eingeschlossenen
Winkel eines weiten Bereichs verwendet werden; der größte Nutzen
wird jedoch erhalten, wenn die zu stützenden Strukturen
normalerweise zwischen Positionen angeordnet sind oder sich
zwischen Positionen bewegen, die nicht mehr als 90º auseinander
liegen. Beispiele sind die Schulter (Steuerung der
Abduktion/Adduktion), Hüften (Steuerung von Abduktion/Adduktion
bei Beschwerden wie einer Perthes-Krankheit und einer
angeborenen Dislokation), der Knöchel (Kontrolle der
Dorsalflexion/Plantarflexion> und der Kopf (Kontrolle der
Flexion/Extension des Halses bei Vorliegen einer beschädigten
Halswirbelsäule und/oder zugeordneter Strukturen).
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In US-2 807 260 (erteilt Teufel 1956) ist eine
Halsstütze oder Schiene beschrieben, die sich durch
Unterstützungseinrichtungen auszeichnet, die Elemente umfassen, die
ineinander einsetzbar sind, wobei jeweils eines einen oberen
Kragen und eines einen unteren Kragen stützt. Jedes dieser
Elemente ist mit Widerlager-Anschlagseinrichtungen an dem den
Kragen, an dem es befestigt ist, nächstgelegenen Ende
versehen. Einer der Widerlager-Anschläge innerhalb jeder
Unterstützungseinrichtungs-Anordnung ist einstellbar. Die
zusammengesetzten Unterstützungseinrichtungen weisen eine zwischen
den Widerlagern angeordnete Feder auf und die
Kompressionskraft in der Feder ändert sich mit einer Veränderung der
Position des Anschlags. Diese Offenbarung sieht kein
zusätzliches Element, wie beispielsweise einen Kragen, vor, das
Verbindungseinrichtungen für andere Elemente einer
weitergehenden orthopädischen Stütze für beispielsweise die
Schulter oder den Arm tragen könnte.
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Nach der Erfindung ist nun eine
Bewegungskontrollvorrichtung für eine orthopädische Stütze vorgesehen, die
aufweist: eine Führungsstange mit Gewinde; eine
Befestigungsvorrichtung zur Stützung der Stange gegenüber mindestens einer
Bewegung in Längsrichtung und zur Anbringung an einen ersten
Körperteil eines Patienten; einen Kranz mit einer Öffnung zur
Aufnahme der Stange und zur longitudinalen
Verschiebungsbewegung entlang dieser; eine Stützvorrichtung zur Stützung eines
zweiten Körperteils des Patienten, das bezüglich des ersten
Körperteils des Patienten gestützt werden soll; ein
Verbindungsglied, das die Stützeinrichtung mit dem Kranz verbindet;
einen ersten und einen zweiten Anschlag zur Begrenzung des
Bereichs der longitudinalen Verschiebungsbewegung des Kranzes
entlang der Stange, wobei zumindest einer der Anschläge, der
erste bzw. der zweite, eine Einstell-Mutter aufweist, die die
Stange über ein Gewinde aufnimmt, um gezielt und variierbar
den Bereich der Verschiebungsbewegung des Kranzes entlang der
Stange zu kontrollieren; und eine Rotationssperre, die an der
Vorrichtung vorgesehen ist, um ein Verdrehen des Kranzes auf
der Stange zu verhindern.
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Kurz gesagt umfaßt die Bewegungskontrollvorrichtung eine
Führungsstange mit Gewinde und einen Kranz mit einer Öffnung
zur Aufnahme der Stange bei einer longitudinalen
Verschiebungsbewegung entlang dieser. Entlang der Stange sind auf
gegenüberliegenden Seiten des Kranz es Anschläge vorgesehen,
um den Bereich der longitudinalen Verschiebungsbewegung des
Kranzes zu beschränken. Mindestens einer (und vorzugsweise
beide) der Anschläge nimmt die Form einer verstellbaren
Mutter an, die auf die Stange geschraubt ist, um gezielt und
variierbar den Bereich der Verschiebungsbewegung des Kranzes
entlang der Stange zu beeinflussen. In bevorzugten
Ausführungsbeispielen weist die Gewindestange eine Längsnut auf und
der Kranz ist mit einer Rotationssperre zur Verhinderung
eines Verdrehens des Kranzes bezüglich der Stange versehen.
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Die Stange ist an einer Befestigungseinrichtung
angebracht, die so zur Verbindung mit einem Patienten
eingerichtet ist, daß die Stange mindestens gegen eine Längsbewegung
bezüglich eines ersten Körperteils des Patienten gesichert
ist. Das vollständige orthopädische Gerät beinhaltet auch
Stützungseinrichtungen für den Angriff an einem zweiten
Körperteil, das bezüglich des ersten Körperteils gestützt werden
soll. Ein Verbindungsglied oder -arm verbindet die
Stützungseinrichtungen mit dem Kranz, so daß eine geschützte Bewegung
des gestützten Körperteils in eine Längsbewegung des Kranzes
entlang der Gewindestange übersetzt wird. Durch Einstellen
der Anschlagsmuttern auf gegenüberliegenden Seiten des
Kranzes kann die Position und der Bewegungsbereich der
Unterstützungseinrichtungen für das zweite Körperteil auf
kontinuierlich variierbare Weise < d.h. nicht schrittweise) wirksam
eingestellt werden.
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Anhand von Beispielen wird die vorliegende Erfindung im
folgenden unter Bezugnahme auf die beiliegende Zeichnung
genauer beschrieben. In der Zeichnung zeigen:
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Figur 1 eine perspektivische Ansicht einer
orthopädischen Schulterstütze als Ausführungsbeispiel der
Bewegungskontrollvorrichtung der Erfindung;
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Figur 2 einen seitlichen Aufriß einer Hals-Kopfstütze
nach einem Ausführungsbeispiel der Erfindung;
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Figur 3 einen Aufriß, der eine Halsstütze zeigt und zwei
der Bewegungskontrollvorrichtungen der Stütze darstellt; und
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Figur 4 eine schematische Aufsicht einer Halsstütze mit
einer Anordnung von vier Bewegungskontrollvorrichtungen, wie
sie bei der Behandlung von Krankheiten oder Verletzungen der
Halswirbelsäule verwendet werden können.
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In Figur 1 bezeichnet das Bezugszeichen 10 allgemein
eine orthopädische Schulterstütze mit einem
Drehgelenk-Mechanismus 11 zur Kontrolle einer Abduktion und Adduktion. Der
Drehgelenkmechanismus beinhaltet eine Befestigungseinrichtung
in Form eines Gelenkkörpers 12, eines Verlängerungsriegels
13, der verstellbar mit dem Körper 12 verbunden ist, und
Platten oder Riemen 14, 15, die entsprechenderweise mit dem
Gelenkkörper und dem Verlängerungsriegel verbunden sind. Die
Platten 14, 15 können aus einem halb-steifen
Kunststoffmaterial gebildet sein, wobei an ihren Enden geschlitzte
Beschläge 16 zur Aufnahme von (nicht gezeigten) Riemen
vorgesehen sind, um die Stütze an einem ersten Körperteil (d.h.
dem Rumpf) eines Patienten anzubringen. Wenn die Stütze an
einem Patienten richtig angebracht oder befestigt ist, sollte
der Gelenkkörper 11 direkt unter der Schulter, die eine
Behandlung benötigt, angeordnet sein.
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Ein Einstellen der Stütze durch Aus schieben oder
Zurückschieben des Verlängerungsriegels 13 kann mittels der in der
Europäischen Patentanmeldung Nr. 359 523, die unter Artikel
54 (3) EPÜ fällt, offenbarten Weise erreicht werden. Wie dort
genauer beschrieben, siehe Spalte 6, Zeile 45-55, kann ein
entnehmbarer Stift 17 durch jedes einer Folge von Löchern 18
gesteckt werden, um den Riegel 13 und die Platten 14, 15 in
Positionen zu fixieren, die die Anforderungen eines
vorgegebenen Patienten erfüllen. Der Gelenkkörper 12 weist ein
aufrechtes
Zwischenteil 12a und ein Paar auf Abstand
angeordneter angeformter Endteile 12b und 12c auf. Das obere Endteil
12b weist die Form eines Joches auf und ist mittels eines
Stifts 19 schwenkbar mit einem Ende eines Arms 20 verbunden.
Wie skizzenhaft in Figur 1 angedeutet, stellt der Arm 20 eine
Komponente einer Stützeinrichtung 21 dar, auf der ein Arm
eines Patienten abgestützt werden kann. Eine Bewegung des
Stützarms 20 um die Achse des Stifts 19 bewirkt daher eine
Abduktion/Adduktion eines oberen Körperglieds des Patienten.
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Eine mit Gewinde versehene Führungsstange 22 erstreckt
sich zwischen den Endteilen 12b und 12c des Gelenkkörpers 12,
wobei ihre Enden an den Endteilen dieses Körpers sicher
befestigt sind. Ein Schlitz oder eine Nut 23 erstreckt sich
entlang der Gewindestange und ein Kranz 24, der eine Öffnung 25
aufweist, ist längs entlang der Stange 22 verschieblich
vorgesehen. Der Kranz weist eine jochförmige Erweiterung 24a
auf, die mittels eines Stifts 26 schwenkbar mit einem Ende
eines Verbindungsglieds oder Bügels 27 gekoppelt ist. Das
gegenüberliegende Ende des Bügels ist mittels eines Stifts 28
mit dem Stützarm 20 verbunden. Eine Aufwärts- und Abwärts-
Schenkbewegung des Stützarms (und der Stützeinrichtung 21,
von der er ein Teil ist) wird daher von einer Aufwärts- und
Abwärts-Verschiebebewegung des Kranzes 24 entlang der
Gewindestange bzw. des Schafts 22 begleitet.
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In dem dargestellten Ausführungsbeispiel ist eine
Einrichtung vorgesehen, um eine unabhängige Drehung des Kranzes
24 um die Gewinde-Führungsstange 22 zu verhindern. Diese
Einrichtung umfaßt einen Schlitz 23 in der Stange 22 und einen
radialen Stift oder ein Einsatzstück 29, das der Kragen 24
trägt. Der Stift ragt in den Schlitz hinein und verhindert
eine Drehung der Teile gegeneinander.
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Der Bereich der Verschiebebewegung des Kranzes 24
entlang der Gewindestange 22 wird von einstellbaren
Anschlagseinrichtungen in Form einer oberen (ersten) und einer unteren
(zweiten) Einstellmutter 33 und 31 kontrolliert, die
verschraubt auf gegenüberliegenden Seiten des Kranzes auf der
Stange sitzen. Es erscheint offensichtlich, daß der Winkel
des Stützarms 20 innerhalb eines klinisch nützlichen Bereichs
auf jeden beliebigen Winkel festgesetzt werden kann, indem
die Muttern bis auf Kontakt mit gegenüberliegenden Seiten des
Kranzes 24 gedreht werden. Die Mutter 30 kontrolliert den
Bereich der Abduktion und die Mutter 31 den Bereich der
Adduktion so, daß in Abhängigkeit von den Beschwerden des
Patienten die Grenzen für die Abduktion oder die Adduktion
oder beide in kontinuierlich variierbarer Weise (d.h. nicht
schrittweise) wirksam kontrolliert werden können.
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Figur 2 zeigt eine ähnliche
Bewegungskontrollvorrichtung, die für eine Kopf/Halsstütze 110 verwendet wird. Wie im
ersten Ausführungsbeispiel weist ein Kranz 124 eine Öffnung
125 auf, die verschiebbar eine Gewinde-Führungsstange 122
aufnimmt. Der Kranz ist mit einen Jochabschnitt 124a
versehen, der schwenkbar mit einem Ende eines Verbindungsgliedes
oder Bügels 127 verbunden ist. Das andere Ende des Gliedes
127 ist mit einer Stützeinrichtung 121 verbunden, die in dem
dargestellten Ausführungsbeispiel so gestaltet ist, daß sie
an dem unteren Abschnitt des Kopfes des Trägers angreift und
ihn unterstützt.
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Das untere Ende der Gewinde-Führungsstange 122 ist
mittels eines Beschlagteils 135 mit einer
Befestigungseinrichtung in Form einer Schulterstütze 136 verbunden.
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Ein Schlitz 123 erstreckt sich der Länge nach entlang
der Gewindestange 122 und nimmt das innere Ende eines sich
radial erstreckenden Stifts oder Einsatzstückes 129 auf, das
von dem Kranz 124 getragen wird. Einstellmuttern 130 und 131
sind auf die Stange 122 aufgeschraübt und oberhalb und
unterhalb < d.h. auf gegenüberliegenden Seiten) des Kranzes 124
angeordnet, um den Bereich der Längsverschiebung des Kranzes
auf der Führungsstange zu kontrollieren bzw. festzulegen.
Vorzugsweise weist die Stange einen vergrößerten Kopf 122a
auf, um ein versehentliches Entfernen der Mutter 130 zu
verhindern.
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In den beschriebenen Ausführungsbeispielen sind Paare
von Einstellmuttern 33, 31 und 130, 131 vorgesehen, um sowohl
eine Aufwärtsbewegung als auch eine Abwärtsbewegung des
Kranzes einstellbar zu kontrollieren. Es ist zu beachten, daß
eines der Anschlagselemente jedes Paares bezüglich der Stange
fest angebracht werden kann, wenn eine einstellbare Kontrolle
lediglich in einer Richtung notwendig ist.
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Es soll auch betont werden, daß mehrere Vorrichtungen
nach Ausführungsbeispielen der Erfindung in Kombination
miteinander verwendbar sind. So zeigt Figur 3 beispielsweise die
Anordnung zweier Bewegungskontrollvorrichtungen 210 und 310,
die jeweils mit einer bereits beschriebenen
Bewegungskontroll-Einstellvorrichtung versehen sind. Die Kombination
zweier solcher Stützen 210 und 310 kontrolliert die Bewegung
des Kopfes in zwei Richtungen, die im rechten Winkel
zueinander stehen. Figur 4 zeigt schematisch als Draufsicht, wie
vier solche Stützen 410-710, die jeweils die beschriebene
Bewegungskontrollvorrichtung aufweisen, zur noch
vollständigeren Unterstützung eines Kopfes H eines Patienten verwendet
werden können. Mittels einer solchen Anordnung kann die
Bewegung des Kopfes und der Halswirbelsäule in jede beliebige
Richtung begrenzt oder fortschreitend freigegeben werden.