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Verfahren zur Herstellung einer aktiven medizinischen Kohle mit desinfizierenden
Eigenschaften Die Beladung von der Destillation unterworfener Kohle mit Destillationsdämpfen
ist bekannt. Hierbei handelt es sich um eine Trockendestillation, wobei die über
500° abdestillierten Stoffe in einer Mischkammer dem Urprodukt beigemischt werden.
Auch die bekannten Ofen sind lediglich zur Gewinnung von Koks und Destillationsprodukten
geeignet und liefern beispielsweise bei Beschickung mit Torf Stoffe, die aus Kohlenstoff,
Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Asche und Feuchtigkeit bestehen. Die bekannten
Verfahren und Ofen erzeugen bei der Verwendung von Torf neben den Destillationsstoffen
einen Torfkoks, der gereinigt und gemahlen eine Adsorptionskohle darstellt ohne
weitere therapeutische Wirkungen.
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Vorliegende Erfindung unterscheidet sich nun von den bekannten Verfahren
dadurch, daß pflanzliche Stoffe, insbesondere Torf, unter Einleitung von Luft verschwelt
und die Schwelgase durch Abzugskammern geleitet werden, in denen der mitgerissene
Kohlenstoff abgeschieden wird und längere Zeit mit den durchziehenden Gasen in Berührung
bleibt.
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Ein nach dieser Erfindung gewonnenes Kohlepräparat besteht nicht nur
aus Kohlenstoff, Stickstoff und Wasserstoff, sondern weiter noch aus den Kondensationsprodukten
des Torfes, die sich durch Umsetzung der Torfsubstanz während der Verschwelung bzw.
der langsamen Verbrennung in dem Ofen bilden. Damit stellt ein solcher Stoff ein
der Kombinationstherapie entsprechendes stark aktives Kohlepräparat dar, welches
außer Kohle und mineralischen Bestandteilen, wie Calcium, Kieselsäure, Aluminium,
Phosphaten, Sulfaten, Chloriden, auch die Kondensationsprodukte des Torfes, unschädliche
Verbindungen, enthält, die erst bei der Behandlung von Wunden oder eingenommen im
Magen bzw. Darm frei werden und in Wirkung treten.
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Durch die Vereinigung der Kohle mit den Kondensationsprodukten erhält
man ein Kohlepräparat von adsorbierender, adstringierender, desinfizierender und
stomachisierender Wirkung, also ein solches Präparat, das durch diese Eigenschaften
therapeutisch zu Höchstleistungen befähigt ist.
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Zur praktischen Durchführung des Verfahrens kann eine Einrichtung
benutzt werden, wie sie in der Zeichnung schematisch dargestellt ist und an Hand
eines Ausführungsbeispiels der Erfindung erläutert sei.
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Eine z. B. mit Torf beschickte Retorte a ist mit einem Deckel abgeschlossen
und ruht in einem Ofen c derart, daß die Heizgase die Retorte allseitig umspülen
und durch einen
Abzug d in den Kamin gelangen. Ein Ventilator e
dient dazu, Luft oder Mischungen von Luft mit sonstigen Gasen in die Retorte a einzuführen.
Eine Leitung f verbindet die Retorte a mit einer Anzahl Absitzkammern g, die miteinander
in geeigneter Verbindung stehen, aber doch voneinander getrennt sind, so daß die
Absitzprodukte in den einzelnen Räumen, die mit den Öffnungen .h versehen sind,
niedergeschlagen werden. An die Absitzräume g ist durch Rohrleitung i ein Gebläse
k angeschlossen, das entweder in einen Abzug L oder in eine Rohrleitung in, welche
in die Retorte a führt, leiten kann.
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Der Torf im Raume a wird entzündet, und sämtliche Öffnungen des Ofens
werden luftdicht abgeschlossen. Von Zeit zu Zeit werden die Ventilatoren in Betrieb
gesetzt und die infolge der Verschwelung gebildete Kohle mit den Schwelgasen durch
Saugen und Drücken den Kammern zugeführt. Nach vollkommener Verschwelung des Torfes
im Behälter a werden die Kammern g geöffnet und die Schwelprodukte entnommen.
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Die Retorte a wird bis zu '=/3 ihrer,. Höhe gefüllt und darauf der
Deckel geschlossen und auf etwa i75° erwärmt, welche Temperatur während des Arbeitsvorganges
eingehalten wird.
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Während der Erwärmung ist bis zum Erreichen einer Temperatur von etwa
i20° der Ventilator k in Betrieb zu halten, um den sich zuletzt entwickelnden Wasserdampf
abzuführen. Nach Erreichung der Temperatur wird der Inhalt der Retorte durch eine
verschließbare Öffnung entzündet. Während der Entzündung muß der Ventilator k in
Betrieb bleiben, also die Klappe in der Leitung l geöffnet sein, während die sonst
üblichen Verschlüsse in den Rohrleitungen verschlossen bleiben. Der Schwelvorgang
in der Retorte a ist durch Schaugläser zu kontrollieren.
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Die Ventilatoren k und e werden abwechselnd in Betrieb gesetzt, um
die gebildeten Kohleteilchen in die Kammern zu führen, und es ist dabei darauf zu
achten, daß eine Entflammung nicht auftritt. Nach Verschwelung des Retorteninhaltes
werden die Kammern g entleert, und das erhaltene Produkt wird getrocknet. Die Ausbeute
beträgt 30 bis 40 0/0, bezogen auf lufttrockenen Torf, und richtet sich nach Vertorfungsgrad
und Reinheit des Torfes. In der Retorte selbst bleibt nur etwas Asche mit etwaigen
Verunreinigungen des Torfes zurück.
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In der Retorte selbst spielen sich bei der Erwärmung folgende Vorgänge
ab: Der lufttrockene Torf enthält etwa 18 bis 201/,Wasser, und dieses Wasser wird
bei ioo bis i05° abgespalten, entweicht als Wasserdampf und wird durch den Ventilator
k entfernt. Von i05 bis i50° tritt keine weitere Zersetzung ein und erst von der
letztgenannten Temperatur an beginnt die Zersetzung der Trockensubstanz unter Bildung
von Konstitutionswasser, Kohlensäure und geringen Mengen Methylalkohol. Konstitutionswasser
und Alkohol kondensieren in den Niederschlagskammern, die Kohlensäure entweicht
durch den Abzug. Da aber von i50° ab eine Zersetzung der Trockensubstanz eintritt,
so wird nicht mehr die Ursubstanz der Verschwelung unterworfen, sondern vielmehr
eine ganz neu gebildete Masse.
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Als Ausgangspunkt für die Durchführung des Verfahrens dient Sphagnumtorf
folgender Zusammensetzung: Farbe........................ dunkelbraun, Asche . .
. . . .. . . . . . . . . .. . . . . . . . .. . . 3- 50/0, Alkalilösliche Bestandteile:
Huminverbindungen, Pentosane, Hexosane usw. . .. . . . . . . . . . . . . . . . 7i-760/0,
InAlkohol-BenzollöslicheBestandteile 7-xoo/o, Ätherlösliche Bestandteile..........
5- 8%, mit oder ohne pflanzlichen Zusätzen. Das den Kammern g entnommene Produkt
stellt eine schwarze, amorphe, feuchte Masse (2o bis 30% H-0) dar. Zur Entfernung
des Wassers wird das Produkt getrocknet. Nach der Trocknung stellt das Produkt ein
braunes Pulver dar.
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Die Untersuchung dieses Pulvers ergab folgende Zusammensetzung: Feuchtigkeit
.... . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,3%, Wasserlösliche Stoffe . . . . . .
. . . . . . . . 39,47% Alkohol-Ätherlösliche Stoffe ....... 16,61%, Benzollösliche
Stoffe ..... ...'..... . 8,82%, Unlösliche Stoffe.................. 28,8o°10.
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Die Untersuchung der unlöslichen Stoffe ergab: Organische Bestandteile
........... 69,24%, Anorganische Bestandteile . . . . . . . . . 27,89%, Feuchtigkeit......................
2,870/0.
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Die anorganischen Bestandteile bestehen aus: Silikaten des Aluminiums,
Sulfaten, Stilfiten, Phosphaten des Calciums, Natriums und Kaliums, Eisen und entsprechen
denen der Torfasche.
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Bei der Tieftemperaturverkokung des erzielten Endproduktes erhält
man: 8-12% Urteer, 5% CHsOOH, 0,3-04% CH30H, 0,2-ö,3oio NH40H .
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Die Ausbeute an trockenem Stoff auf trocknen Torf bezogen beträgt
3o bis 40 %. Nebenprodukte werden außer etwas Torfschwelwasser nicht erhalten.