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Verfahren zur Herstellung von in Wasser leicht zerfallenden Tabletten
Zur Herstellung von in Wasser leicht zerfallenden und deshalb rasch sich lösenden
Tabletten hat man bisher der Tablettengrundmasse sehr leicht wasserlösliche oder
in Wasser quellbare Stoffe, wie z. B. Azetamid, Harnstoff, gehärtete Gelatine oder
Stärke, zugesetzt. Man hat auch versucht, ein rasches Zerfallen der Tabletten dadurch
zu erreichen, daß man in Wasser Gas entwickelnde Chemikalien (Brausepulver) zusetzte.
Beide Verfahren haben den Nachteil, daß ziemlich erhebliche Mengen an fremden Chemikalien
in die Tabletten verarbeitet werden müssen, die in vielen Fällen die Verwendbarkeit
einer solchen Zubereitung stören. Das erstgenannte Verfahren versagt zudem bei solchen
Substanzen, die an sich in Wasser leicht löslich sind deine leicht lösliche Substanz
ist keineswegs auch immer rasch löslich), die danach hergestellten Tabletten sind
in Wasser meist nur unter Trübung löslich, und das zweite Verfahren liefert Tabletten,
die ihre leichte Zerfallbarkeit recht schnell verlieren, weil das Brausepulver beim
Lagern durch Selbstzersetzung unwirksam wird.
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Im folgenden wird ein Verfahren beschrieben, nach dem es gelingt,
in Wasser leicht zerfallende Tabletten herzustellen, die nur eine ganz geringfügige
Beimengung an Fremdsubstanz enthalten und die trotzdem viel schneller in Wasser
zerfallen und in Lösung gehen als die nach den geschilderten bekannten Verfahren
hergestellten Tabletten. Das neue Verfahren läßt sich zudem mit besonderem Vorteil
auf in Wasser leicht lösliche Tablettengrundmassen übertragen und liefert beliebig
lang lagerfähige Produkte.
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Das neue Verfahren besteht darin, daß man die mehr oder weniger fein
gepulverte Tablettengrundsubstanz mit einem wäßrigen Schaum vermengt, das Gemenge
trocknet, hiernach grob zermahlt und dann in üblicher Weise zu Tabletten preßt.
Es ist auf jede Art von Tablettengrundsubstanz anwendbar, mag diese selbst in Wasser
leicht, schwer oder unlöslich, einheitlich oder ein Gemisch sein. Das Vermengen
der gepulverten Tablettengrundmasse mit dem \väßrigen Schaum darf natürlich nicht
so lange und, intensiv erfolgen, daß dadurch der Schaum weitgehend zerstört wird.
Es genügt ein langsames Einrühren des Schaumes in die Grundmasse, z. B. in einem
Mischkessel. Das Verhältnis von Schaummenge zur Tablettensubstanz ist nach Art der
angewendeten Stoffe verschieden und kann leicht durch entsprechende Probeansätze
auf das günstigste Verhältnis gebracht werden. Der Schaum soll vorteilhaft möglichst
fein, steif und beständig sein. Jede Art von Schaum, solcher aus Albumin, Gelatine,
Saponin,
Glycyrrhizin, Natriumkleinat usw., gegebenenfalls unter
Zusatz ;von Zuckerarten, kann Verwendung finden. Bei der Auswahl.; der angewendeten
Chemikalien ist natürli,-i' zu beachten, daß eine chemisch bzw. phys;lä=# lisch
ungünstige Einwirkung der Tabletteix-:" grundmasse auf den Schaum vermieden wir`cf?
So ergeben z. B. Hexamethylentetramintabletten, die mit Gelatineschaum hergestellt
sind, nicht mehr klare Wasserlösungen, weil das Hexamethylentetramin sich mit der
Gelatine zu einer unlöslichen Verbindung vereinigt hat. Man benutzt in diesem Falle
z. B. einen Schaum aus Saponin.
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Das Gemenge aus Tablettensubstanz und Schaum wird nach seiner Herstellung
sofort durch Trocknen-vom überflüssigen Wasser befreit. Nimmt man tlie Trocknung
im Vakuum vor, so ergibt das hierbei stattfindende Aufblähen der kleinen Schaumbläschen
eine starke Porosität der beim Trocknen zusammenbackenden Masse. Derselbe Effekt
kann durch rasches Erwärmen auf höhere Temperaturen (z. B. i2ol) bei solchen Substanzen
(z. B. Kochsalz) erzielt werden, denen diese Temperaturen nicht schaden. Ein gewisser
Feuchtigkeitsgehalt, der je nach den zur Anwen-Jung kommenden Präparaten wechselt,
soll nach dem Trocknen in vielen Fällen noch vorhanden sein, um ein gutes Arbeiten
der Tablettierungsmaschinen bei der Fertigstellung der Tabletten zu gewährleisten.
Die zwischen Trocknung und Tablettierung erfolgende nochmalige Vermahlung des als
hochporöse stückige Masse anfallenden Gutes soll -nicht zu weit getrieben werden,
damit nicht alle von den Schaumbläschen gebliebenen Reste zerstört werden. Es genügt
im allgemeinen ein grobes Vermahlen der Masse zu einer grießähnlichen Beschaffenheit.
Die Tablettierung erfolgt auf den üblichen Maschinen. Der Stempeldruck soll dabei
geringer gehalten werden als bei der Herstellung gewöhnlicher Tabletten. Es ist
zu beachten, daß die nach dem neuen Verfahren hergestellten Tabletten ein beträchtlich
größeres (bis doppelt so großes) Volumen haben als normale Tabletten.
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Ein in letzter Zeit auch in Deutschland benutztes Verfahren- zur Herstellung
leicht zerfallender Tabletten ist das amerikanische Triturate-Verfahren, das darin
besteht, die grob zermahlene Tablettensubstanz mit Alkohol anzufeuchten, in diesem
Zustand in Formen einzustreichen und mit schwachem Stempeldruck zu tablettieren.
Hierbei sind jedoch nur besondere komplizierte Tablettenmaschinen zu verwenden,
weil es sich nicht um die Verarbeitung eines trockenen Pulvers, sondern um die Formung
einer feuchten, nicht schüttbaren, zuweilen fast breiförmigen Masse bandelt. Bei
dem beschriebenen neuen Verfahren, das im übrigen wesentlich billiger arbeitet als
das Triturate-Verfahren, können ,dagegen die für die gewöhnliche Tablettie-:::xpng
gebauten Maschinen weiterbenutzt wer-Die nach dem neuen Verfahren herge--fellten
Tabletten zeichnen sich vor den nach `denn Triturate-Verfahren hergestellten Tabletten
durch größere Härte, bessere Transportfähigkeit und trotzdem noch bessere Lösungs-bzw.
Zerfallsgeschwindigkeit aus.
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Ähnlich den ersten Stufen des neuen Verfahrens (Vermengen von Schaum
mit Arzneimitteln und Trocknen) verläuft die Herstellung mancher hochporöser und
leicht zerl;aubarer Arzneimittelzubereitungen, wie z. B. der Santoninzeltchen. Es
wird dabei ein Gelatineschaum mit Santonin und Zucker innig verrührt, daraus durch
Ausgießen in Puderformen Zeltehen geformt und diese Formlinge getrocknet. Man erhält
sehr lockere und leicht zerbrechliche Zubereitungen. Die Herstellung von Tabletten
nach diesem Verfahren im Großbetrieb wäre unmöglich; diese würden auch für den praktischen
Gebrauch zu wenig haltbar und zu voluminös sein und außerdem infolge der zum Ausgießen
notwendigen größeren Mengen Gelatineschaum in Wasser nicht zerfallen. Es ist sehr
überraschend, daß das getrocknete Gemenge aus Schaum und Tablettensubstanz vermahlen
und zu Tabletten gepreßt werden kann; die in Wasser leicht zerfallen.
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Beispiele i. io kg gepulvertes Natriumclil'orid werden mit einem Schaum
aus 6o g weißer Gelatine und z 1 Wasser vorsichtig vermengt, die feuchte Masse möglichst
rasch bei -fo°, :im besten unter Verwendung eines Vakuums, getrocknet. Die trockene
Masse wird zu grobem Pulver zermahlen und in bekannter Weise zu Tabletten gepreßt.
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z. Beispiel i wird analog durchgeführt, jedoch wird i bis z Stunden
bei izo° unter= gewöhnlichem Druck getrocknet.
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3. io kg gepulvertes Chinindichlorhydrat werden mit einem Schaum aus
75 g weißem Leim und 3 1 Wasser vorsichtig vermengt und bei q.0° möglichst rasch,
am bester. unter Verwendung des Vakuums, getrocknet. Die Masse wird grob zermahlen,
gesiebt und irr bekannter Weise zu Tabletten gepreit.
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Mit einem Schaum, bestehend aus t z g Guajacisaponin, 360 g
Kapillärsirup und 828 g destillierten Wassers, werden io kg gepulvertes Hexamethylentetramin
vermengt und bei etwa q.0°, am besten unter Verwendung des Vakuums, getrocknet.
Die trockene Masse wird grob zermahlen, gleichmäßig gesiebt und auf bekannte Weise
zu Tabletten gepreßt.
5. Eine blau gefärbte pulverförmige \Zischung
aus 5 kg Quecksilberoxycyanid, 2 kg N atriumbicarbonat und 3 kg Natriumchlorid
wird mit einer zu steifem Schaum geschlagenen Lösung von 40 g trockenem Eieralbumin,
6oog Kapillärsirup und 1,36o1 destillierten Wassers vermengt und im Trockenschrank
bei gewöhnlichem Druck und etwa 4o° C getrocknet. Die trockene Masse wird grob gepulvert,
gleichmäßig gesiebt und auf bekannte VGTeise zu Tabletten gepreßt.