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Die
vorliegende Erfindung betrifft einen Herpex-simplex-Virus-(HSV-)
Komplex, einschließlich
seiner Produktion und Verwendung. Insbesondere, nicht aber ausschließlich, betrifft
die Erfindung einen HSV Typ I, der eine Antikörperbindungsdomäne zum Targeting
von Zellen, insbesondere Krebszellen, umfasst.
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HSV
ist ein eingehülltes,
ikosaedrisches, doppelsträngiges
Virus, das Säugetiere,
einschließlich
Menschen, infiziert. Wildtyp-HSV infiziert und repliziert in sowohl
terminal differenzierte(n) Zellen als auch sich teilende(n) Zellen.
Wildtyp-HSV ist neurovirulent und tritt in das periphere Nervensystem
ein, wo eine aktive Virusreplikation unterdrückt wird, und das Virus persistiert
latent in Neuronen. HSV kann aus dem latenten Zustand reaktiviert
werden und infektiöse
Läsionen
verursachen. Es wird angenommen, dass das HSV-Neurovirulenzgen ICP34.5
die postmitotischen Zellen (insbesondere Neuronen) für eine Virusreplikation
konditioniert (Thomson et al., Virology 172, 435–450 (1989); MacLean et al.,
J. Gen Virol. 72, 631–639
(1991); Harland und Brown, J. Gen Virol. 66, 1305–1321 (1985);
und Taha et al., J. Gen Virol. 70, 705-716 (1989)). ICP34.5-Deletionsmutanten
können
nicht in terminal differenzierten Zellen replizieren, können sich
teilende Zellen aber lytisch infizieren (S.M. Brown et al., 75,
2367–2377
(1994)). Der HSV-1-Mutantenstamm 1716 ist eine ICP34.5-Deletionsmutante
(EP-B-0.571.410) des HSV-Typ-I-Stamms 17, der geringere Virulenz
und deutlich geringere Letalität
bei Mäusen
aufweist, aber er repliziert in sich aktiv teilenden Gewebekulturzellen
genauso effizient wie ein Wildtypvirus (A.R. Maclean et al., J.
Gen Virol. 72, 631-639 (1991), S.M. Brown et al., J. Gen Virol.
75, 2367-2377 (1994)). Die Fähigkeit
von ICP34.5-Deletionsmutanten, spezifisch auf sich teilende Zellen,
und nicht auf postmitotische Zellen, zu zielen und diese zu lysieren,
macht sie zu einem attraktiven Therapeutikum zur Behandlung von
Krebs. Eine HSV-Infektion von sich rasch teilenden Krebszellen führt zum
Tod der Zellen durch Lyse. Die 1716-Mutante tötet Tumorzelllinien in Gewebekulturen,
und in einer Reihe von In-vivo-Krebsmodellen wurde nachgewiesen,
dass das Virus eine Tumorregression induziert und die Überlebensdauer
verlängert
(S. Kesari, B.P. Randazzo und T. Valyi-Nagy, Lab Invest. 73, 636–648 (1995),
E.A. MacKie et al., Br. J. Cancer 74, 745–752 (1996), B.P. Randazzo
et al., J. Invest. Dermatol. 108, 933–937 (1997)). In klinischen
Versuchen erwies sich die direkte Injektion von 1716 als wirksam
bei der Behandlung von Patienten mit rekurrierenden Gliomen (R.
Rampling et al., Gene Therapy 7 (10), 859–866 (2000)) und metastatischen Melanomen
(R.M. MacKie, B. Stewart und S.M. Brown, The Lancet 357, 525–526 (2001)).
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Bezeichnenderweise
gab es in keinem der beiden Versuche Beweise für eine Ausbreitung von 1716 auf
umliegendes normales Gewebe. Eine zweite HSV-1-ICP34.5-Deletionsmutante,
G207, der außerdem
das UL39-Gen fehlte, welches für
die große
Untereinheit der viralen Ribonucleotidreduktase kodiert, erwies
sich ebenfalls als sicher und effektiv bei Patienten mit malignen
Gliomen (J.M. Markert et al., Gene Therapy 7 (10), 867–874 (2000)).
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Obwohl
Stämme
wie 1716 und G207, die eine beeinträchtigte Neurovirulenz aufweisen
und selektiv sich teilende Zellen infizieren, großes therapeutisches
Potenzial bei der Behandlung von menschlichen Malignitäten aufweisen,
erwarteten die Erfinder einige Einschränkungen in Bezug auf ihre Anwendung.
1716 ist in der Lage, eine Reihe von Tumorzellen in einer Gewebekultur
zu infizieren und abzutöten,
aber sein in vivo zulässiger
Bereich könnte
stärker
eingeschränkt
sein. Beispielsweise wurde über
keine 1716-Infektion von B- oder T-Zelllymphomen berichtet. Weiters
könnte
das Virus Tumorzellen in vivo weniger effizient infizieren als in
einer Zellkultur. Den Erfindern war klar, dass die Überwindung
bestimmter Zelltypeinschränkungen
und eine Steigerung der Effizienz in Bezug auf die Infektion von
Tumorzellen wünschenswert
wäre, sodass
modifiziertes HSV umfassender, effektiver und sicherer als In-vivo-Therapie
eingesetzt werden kann.
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Allgemein
gesagt stellt die vorliegende Erfindung ein Mittel zur Veränderung
oder Modifikation des Tropismus von HSV bereit, sodass auf eine
bestimmte Gruppe von Zelltypen gezielt werden kann.
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Im
weitesten Sinne stellt die vorliegende Erfindung einen HSV-Komplex
bereit, der ein modifiziertes HSV und ein Targeting-Mittel umfasst,
das in der Lage ist, das modifizierte HSV auf einen spezifischen
Zelltyp, vorzugsweise eine proliferierende Zelle wie z.B. eine Krebszelle,
auszurichten. Weiters stellt die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
des HSV-Komplexes und zur Verwendung des Komplexes bei der Behandlung
von Erkrankungen wie Krebs bereit.
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In
einem ersten Aspekt stellt die vorliegende Erfindung also einen
HSV-Komplex bereit, der ein an ein Targeting-Mittel gebundenes HSV
umfasst, der zum Zielen auf einen spezifischen Zelltyp in der Lage
ist, wobei das Genom des HSV im terminalen Abschnitt von RL innerhalb von BamH1 s(0–0,02 und 0,81–0,83 mu)
modifiziert ist.
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Das
Targeting-Mittel ist geeigneterweise ein Antikörper oder eine Komponente eines
Antikörpers,
z.B. eine Antikörperbindungsdomäne. Der
Antikörper
ist vorzugsweise in der Lage, sich spezifisch an ein Zelloberflächenprotein
des Zelltyps, auf den es gerichtet ist, zu binden. Dies ist nachstehend
erläutert.
Das Targeting-Mittel ist vorzugsweise über ein Virushüllprotein
an das modifizierte Virus gebunden, sodass es auf der Oberfläche des
Virus präsentiert
ist. Ein bequemer Weg, um dies zu erreichen, besteht in der Bildung
eines Fusionsproteins, welches das Targeting-Mittel und ein Virushüllprotein,
wie z.B. ein Glykoprotein, umfasst. Alternativ dazu kann das Targeting-Mittel
auch mithilfe von chemischen Mitteln, z.B. kovalent, oder eines
Bindemittels, wie z.B. Avidin/Streptavidin und Biotin, an das Viruspartikel
gebunden sein.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird für
das Targeting-Mittel kodierende Nucleinsäure in das Virusgenom inkorporiert,
sodass es als Fusionsprotein mit einem Virushüllprotein, z.B. einem Glykoprotein,
exprimiert und als Ergebnis auf der Oberfläche des Partikels präsentiert
wird.
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Somit
stellt die Erfindung ein HSV bereit, das in der Lage ist, auf einen
spezifischen Zelltyp zu zielen, wobei dem HSV ein exprimierbares γ34.5-Gen
fehlt, sodass Neurovirulenz fehlt, und worin das HSV ein Targeting-Mittel
exprimiert.
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Da
eine Antikörperbindungsdomäne eine
bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung darstellt, konzentriert sich die folgende Beschreibung
auf die Verwendung von Anti körpern.
Für Fachleute
auf dem Gebiet der Erfindung ist jedoch offensichtlich, dass auch
andere Targeting-Mittel eingesetzt werden können, wie beispielsweise Mitglieder
eines spezifischen Bindungspaars, wie z.B. ein Rezeptor und sein
Ligand.
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Der
Antikörper
oder die Antikörperkomponente,
der/die in die Virushülle
inkorporiert ist, wirkt sich auf die Selektivität des Virus aus, indem er/sie
die Effizienz der Virusinfektion eines bestimmten Zelltyps oder
bestimmter Zelltypen steigert. Der HSV-Infektionsprozess wird durch Kontakt
zwischen Glykoproteinen der Virushülle und Glykoproteinen der
Target-Zellmembran initiiert. In der vorliegenden Erfindung werden
Antikörper
mit spezifischer Affinität
für Membranproteine
des gewählten
Zelltyps in die HSV-Virushülle
inkorporiert, wodurch die Affinität des HSV für die Oberfläche der
gewählten
Target-Zelle durch die zusätzliche
Wechselwirkung zwischen dem Antikörper und dem Zelloberflächenprotein
erhöht
wird. Die Bindung der Antikörperbindungsdomäne an ihr
Target-Antigen auf der Zelloberfläche bringt sowohl Virionen
als auch Zellmembranen näher
und ermöglicht
es den Virushüllglykoproteinen,
eine Fusion der Membranen zu initiieren, was zur Penetration in
die Zelle führt.
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Die
HSV-1-Virionhülle
enthält
zumindest 10 wesentliche Membranglykoproteine, von denen einige
den Eintritt in Säugetierzellen
vermitteln. Die anfänglichen
Wechselwirkungen zwischen dem Virus und der Zelle finden zwischen
den viralen Glykoproteinen gB und/oder gC und den Zelloberflächen-Heparansulfatproteoglykanen
statt, aber diese Wechselwirkung reicht für eine Viruspenetration nicht
aus. Eine Fusion der Virus- und Zellmembranen erfordert gD, gB und
einen gH/gL-Komplex, und diese Proteine wirken wahrscheinlich zusammen.
Der spezifische rezeptorvermittelte Eintritt von HSV-1 umfasst eine
Wechselwirkung von gD mit HVEM/HveA (Herpes-Virus-Eintrittsvermittler A), einem
Lymphotoxinrezeptor und einem Mitglied der TNF-Rezeptorfamilie. Die Expression von
HveA in CHO-Zellen, die normalerweise widerstandsfähig gegen
eine Viruspenetration sind, machte diese permissiv. Unter Einsatz
von nichtpermissiven CHO-Zellen wurden noch einige andere Rezeptoren
identifiziert, einschließlich
der mit dem Poliovirus-Rezeptor verwandten Proteine 1 und 2, die
nun als HvecC bzw. HvecB umbenannt wurden. Für diese Arbeit konnten die
Er finder eine Zelllinie, die normalerweise resistent gegen eine
Infektion ist, für
den Eintritt von HSV-1 permissiv machen.
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Die
vorliegende Erfindung nutzt ein HSV, das eine eingeschränkte Fähigkeit
aufweist, terminal differenzierte, sich nicht teilende Zellen zu
infizieren, darin zu replizieren oder diese zu lysieren. In dieser
Form ist das Virus besonders gut zur Verwendung als Therapeutikum
zur Behandlung von Erkrankungen im Zusammenhang mit proliferierenden
Zellen, wie beispielsweise Krebs und Nichtkrebserkrankungen, wie
z.B. die Crohn-Krankheit, geeignet. Die Erfinder sind der Ansicht,
dass das modifizierte Virus gemäß der vorliegenden Erfindung
insbesondere gut zum Zielen auf proliferierende T-Zellen in Krebs-
und Nichtkrebssituationen geeignet ist.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wurde das HSV so modifiziert, dass das für ICP 34.5 kodierende Gen (Gen γ34.5) nicht
in der Lage ist, ein funktionelles Genprodukt zu exprimieren.
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Das
modifizierte Virus enthält
vorzugsweise eine Modifikation in Bezug auf das Wildtypvirus innerhalb der
Bam-HI-s-Region der internen Wiederholung RL (0,81–0,83 mu)
und innerhalb der Gegenstückregion
des terminalen RL (0–0,2 mu), sodass dem modifizierten
Virus (der Variante) Neurovirulenz fehlt.
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Die
Modifikation des Virusgenoms kann durch Deletion eines oder mehrerer
Nucleotide, Insertion von zusätzlichen
Nucleotiden oder eine beliebige andere Veränderung der Nucleotidsequenz,
wie beispielsweise Umordnung oder Substitution, erreicht werden.
Vorzugsweise wird die Modifikation des HSV-Genoms durch Deletion
eines oder mehrerer Nucleotide erreicht.
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Das
HSV kann eine spontan isolierte Deletionsvariante des Wildtyps oder
ein Wildtypstamm sein, in den die gewünschte Modifikation eingeführt wurde.
Solche Modifikationen im HSV können
durch genetische Manipulation, beispielsweise durch ortsgerichtete
Mutagenese, oder durch Exzision eines Abschnitts des Genoms mit
oder ohne Substitution durch eine vorbereitete DNA-Kassette erfolgen,
welche die gewünschte
Modifikation enthält.
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Vorzugsweise
ist das HSV HSV Typ I (HSV-1), noch bevorzugter HSV-1-Stamm 17.
In einer Ausführungsform
weist der HSV-1-Stamm eine Deletion von zumindest 100 Nucleotiden
in der Bam-HI-s'-Region
zwischen der Alu-I-Stelle bei 125074 nb und 125972 nb sowie innerhalb
der Gegenstücksequenz
in TRL auf.
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Noch
bevorzugter sind 0,5 bis 3 kb der Bam-HI-s'-Region und des Gegenstücks TRL deletiert. Noch bevorzugter sind etwa 0,7
bis 2,5 kb deletiert.
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Geeignetes
modifiziertes HSV umfasst die HSV-1-Mutante 1716 oder G207. Die
Produktion von HSV1716 ist in EP 571.410-B beschrieben, das durch
Verweis hierin aufgenommen ist.
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Außerdem ist
den Erfindern klar, dass der HSV-Komplex gemäß der Erfindung zur Behandlung
verschiedener Tumoren idealerweise in den Kreislauf eines Patienten
verabreicht werden muss. Aber das Virus muss nicht nur die Tumorzellen
finden (es kann viele verschiedene Zelltypen binden und von solchen
absorbiert werden), sondern es muss sich auch gegen vorher vorhandene
immunologische Abwehrmechanismen (z.B. neutralisierende Antikörper) durchsetzen,
die darauf ausgerichtet sind, das Virus zu eliminieren. Vorher vorhandene
immunologische Abwehrmechanismen sind ziemlich häufig, da die meisten Menschen
schon vorher HSV-1 ausgesetzt waren. Davon ausgehend ist den Erfindern
der vorliegenden Erfindung klar, dass Bedarf an der Entwicklung
eines „Tarnkappenvirus" besteht, das einer
immunologischen Detektion entgeht und spezifisch auf Tumorzellen
zielen kann. Demgemäß entwickelten
die Erfinder ein Tarnkappenvirus, indem sie die normalen viralen
Glykoproteine auslöschten,
die eine Zelladsorption vermitteln, und sie durch antikörpergerichtete,
einen Eintritt vermittelnde Glykoproteine ersetzten, die in die
Virionstruktur inkorporiert wurden. Die wichtigsten Virusglykoproteine,
die am Zelleintritt beteiligt sind, stellen auch die wichtigsten
neutralisierenden Epitope bereit, und ihre Entfernung minimiert
die immunologische Aktivität
gegen solch ein Virus. Somit kann ein gegen ein Tumorantigen gerichtetes
HSV, z.B. HSV1716, das in den Kreislauf eingeführt wird, auf viele Tumortypen
zielen, einschließlich
disseminierter Krebsarten, die entweder unzugänglich oder zu zahlreich für eine direkte
Injektion oder zu klein für
eine Detektion sind.
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Somit
kann der oben beschriebene HSV-Komplex, z.B. HSV1716, der einen
tumorspezifischen Targeting-Antikörper gemäß dem ersten Aspekt der vorliegenden
Erfindung aufweist, so modifiziert werden, dass die Gene, die für virale
Glykoproteine kodieren, welche für
einen normalen Zelleintritt wesentlich sind (z.B. hauptsächlich gD,
aber auch gC und/oder gB, siehe unten), deletiert oder inaktiviert
werden, wodurch das resultierende Virus von Tumorantigen/Antikörper-Wechselwirkungen
als Hauptweg für
Zellinfektionen abhängig
gemacht wird. Die Deletion dieser Glykoproteine aus dem Viruspartikel
entfernt auch die wichtigsten neutralisierenden Epitope und reduziert
daher die immunologische Abwehr stark, wenn es systemisch verabreicht
wird.
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Deshalb
kann der HSV-Komplex gemäß dem ersten
Aspekt der Erfindung weiter modifiziert werden, sodass ein oder
mehrere virale Glykoproteine, z.B. gD, gC und/oder gB, so inaktiviert
oder deletiert werden, dass sie nicht in der Lage sind, den Eintritt
des Viruspartikels in Zellen zu vermitteln. Vorzugsweise sind das eine
oder die mehreren Glykoproteine auf Genomebene modifiziert, sodass
sie nicht exprimiert werden können oder
nicht in funktioneller Form exprimiert werden können. Insbesondere bevorzugt
ist das HSV-Genom so modifiziert, dass das eine oder die mehreren
Glykoproteine überhaupt
nicht exprimiert werden können,
da dies eine HSV-Variante
mit dem zusätzlichen
Vorteil bereitstellt, dass sie jeglichem vorher vorhandenem immunologischem
Abwehrmechanismus in vivo entkommen kann.
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Wie
oben erwähnt
können
die verschiedenen Glykoproteine im Viruspartikel modifiziert oder
deletiert werden, vorzugsweise auf Nucleinsäureebene. Die Modifikation
kann die Inkorporation von für
das Targeting-Mittel kodierender Nucleinsäure umfassen, sodass das Targeting-Mittel
auf der Oberfläche
des Partikels exprimiert wird. So kann das HSV-Genom zusätzlich zum γ34.5-Gen
so modifiziert werden, dass ein oder mehrere der Glykoproteine (z.B.
gD, gC und/oder gB) das Targeting-Mittel exprimieren, z.B. die Antikörperbindungsdomäne.
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Vorzugsweise
ist der Antikörper
oder die Antikörperkomponente
für ein
Tumoroberflächenantigen
spezifisch, d.h. für
ein Antigen, das auf der Oberfläche
einer Tumorzelle vorkommt und mit dieser Zelle assoziiert ist, wobei
dieses entweder nur auf Tumorzellen vorkommen kann oder auf Tumorzellen
häufiger
auftritt als auf allen Nichttumorzellen. Viele neue oder atypische
Formen von normalen Proteinen werden von Tumorzellen exprimiert,
und Antikörper,
die gegen diese gerichtet sind, stellen Tumor-Targetingstrategien
bereit. Das carcinoembryogene Antigen (CEA) ist beispielsweise ein
wichtiger Marker auf vielen Tumorzellen, und manipulierte Antikörper gegen
CEA wurden in klinischen Versuchen getestet (A. Mayer et al., J.
Immunol. Methods 231, 261–273
(1999)). Manipulierte Antikörper,
die gegen den Her2/neu-Wachstumsfaktor
(Trastuzamab) und gegen CD20 (Rituximab) gerichtet sind, wurden
für die
Behandlung von Brustkrebs und Non-Hodgkin-Lymphomen genehmigt, P.
Hollinger bzw. H. Hoogenboom, Nature Biotechnology 16, 1015 (1998).
CD55 (Zerfallbeschleunigungsfaktor) wird von Tumorzellen überexprimiert,
um eine Komplementaktivierung zu blockieren, und Antikörper, die
gegen CD55 gerichtet sind, können
therapeutisches Potenzial besitzen (L. Li et al., B. J. Cancer 84
(1), 80–86
(2001)). Die Inkorporation einer Antikörperbindungsdomäne, die
spezifisch auf Tumorantigene, wie z.B. CEA, Her2, CD20 und CD55,
zielt, in die Hülle
von HSV bringt die Möglichkeit
mit sich, seinen zellulären
Tropismus zu verändern,
wodurch die Infektion von nichtpermissiven Tumorzellen ermöglicht wird
und möglicherweise
seine Fähigkeit
zur Infektion von anderen Tumorzellen verbessern wird. 1716-Virionen,
die eine für
CD20 spezifische Antikörperbindungsdomäne aufweisen,
können
beispielsweise in der Lage sein, B-Zell-Lymphome zu infizieren und
abzutöten.
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Außerdem infiziert
HSV, z.B. HSV1716-Virionen, die Tumor-Targetingantikörper aufweisen
und in denen die normalen HSV-1-Eintrittsglykoproteine deletiert:
sind, nur die gewünschten
Tumorzellen.
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Die
Antikörperbindungsdomäne kann
spezifische Affinität
für ein
Zelloberflächenprotein
aufweisen, das auf dem Zelltyp vorkommt, in dem der Tumor seinen
Ursprung hat, im Falle eines Glioms wäre beispielsweise der Antikörper oder
die Antikörperkomponente,
der/die in die HSV-Virushülle
inkorporiert ist, für
ein Antigen spezifisch, das im Allgemeinen mit Gliazellen assoziiert
wird. Die Spezifität
des avirulenten HSV-Stamms in Bezug auf die Infektion von sich teilenden
Zellen würde
deshalb weiter modifiziert werden, sodass Gliazellen mehr als andere
Arten von sich teilenden Zellen bevorzugt durch das Virus infiziert
werden würden.
Durch das Zielen auf sich teilende Gliazellen sollte das HSV Gliomzellen
effizienter infizieren und lysieren als andere Zellen. Der Einsatz
von Antikörpern
oder Antikörperkomponenten
gegen bestimmte Zelltypen kann auch genutzt werden, um den Tropismus
von HSV auf Zelltypen auszuweiten, die sonst nicht effizient von
HSV infiziert werden, sodass beispielsweise erwartet wird, dass
Antikörper
oder Antikörperkomponenten,
die für
ein Antigen spezifisch sind, das auf B-Zellen vorkommt, den Tropismus
von HSV auf B-Zellen
ausweiten würde.
Antikörper oder
Antikörperkomponenten
mit unterschiedlichen Spezifitäten
können
gemeinsam in eine HSV-Virushülle aufgenommen
werden. Es wäre
zu erwarten, dass die Kombination dieser Spezifitäten zu einer
größeren Spezifität beim Targeting
auf den gewünschten
Zelltyp führen
würde.
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Die
Antikörperbindungsdomäne würde vorzugsweise
an ein integrales Membranprotein in der Virushülle fusioniert werden, vorzugsweise
an ein HSV-Glykoprotein. Die bevorzugten HSV-1-und HSV-2-Glykoproteine
sind gB, gC und gD.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
liegt die Antikörperbindungsdomäne in Form
eines einkettigen variablen Fragments (scFv) vor.
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In
einem zweiten Aspekt umfasst die vorliegende Erfindung ein Verfahren
zur Herstellung eines modifizierten HSV-Komplexes gemäß dem ersten
Aspekt der Erfindung, welches den Schritt des Infizierens einer Zelllinie,
die das Fusionsprotein konstitutiv exprimiert, mit einem HSV, vorzugsweise
einem modifizierten HSV, noch bevorzugter einem modifizierten HSV-1,
umfasst.
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In
einem dritten Aspekt umfasst die vorliegende Erfindung ein Verfahren
zur Herstellung eines modifizierten HSV-Komplexes gemäß dem ersten
Aspekt der Erfindung, welches den Schritt des Inkorporierens von für das Fusionsprotein
kodierender DNA in das Virusgenom des modifizierten HSV umfasst.
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In
einem vierten Aspekt umfasst die vorliegende Erfindung die Verwendung
eines modifizierten HSV-Komplexes gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung
in einem medizinischen Behandlungsverfahren.
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Vorzugsweise
umfasst das Verfahren die Verabreichung des modifizierten HSV-Komplexes an einen Patienten,
der an einer Erkrankung leidet, die mit der Proliferation von Zellen
assoziiert ist, wie z.B. Krebs, worin der HSV-Komplex sich teilende
Zelle selektiv lysiert.
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Außerdem wird
eine pharmazeutische Zusammensetzung bereitgestellt, die das modifizierte
HSV gemäß der vorliegenden
Erfindung und einen pharmazeutisch annehmbaren Träger umfasst.
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Pharmazeutische
Zusammensetzungen, die das modifizierte HSV umfassen, können intravenös oder direkt
in einen Tumor oder eine infizierte Stelle injiziert werden.
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Nachstehend
werden Aspekte und Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung veranschaulicht, wobei auf die beiliegenden
Figuren Bezug genommen wird. Für
Fachleute auf dem Gebiet der Erfindung werden weitere Aspekte und
Ausführungsformen
offensichtlich sein. Alle in diesem Text angeführten Dokumente sind durch
Verweis hierin aufgenommen.
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1 zeigt
(a) das HSV-1-Genom (wobei Karteneinheiten markiert sind) in der
Prototyporientierung; und (b) eine Erweiterung von BamHI k(s + g).
Die BamHI- (B) und Alu- (A) Stellen, welche die Deletion in 1714/1716
flankieren, sind markiert. Alle Koordinaten basieren auf der Nummerierung
gemäß McGeoch
et al. (1988). Auch die Positionen des 5'-Endes von IE1, der „a"-Sequenz, der DR1/Ub-Grenze in der „a"- Sequenz, eines
konservierten offenen 189-bp-Leserasters zwischen HSV-1 und HSV-2
(RL ORF) und der Endpunkte der 759-bp-Delektion
in 1714/1716 sind angegeben. Die Deletion erstreckt sich von der
DR1/Ub-Grenze aus,
um die 107 5'-bp
von RL ORF zu entfernen.
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2:
Konstruktion des Vektors pEL4
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- a) Sequenz des 5'-99-mer-Oligonucleotids, das für eine PCR-Amplifikation
von scFv-DNA und zur gleichzeitigen Insertion einer IgG-VH-Leader-Sequenz
verwendet wurde. Die EcoRI-Stelle ist rot unterstrichen, und die
SfiI-Stelle ist violett unterstrichen. Die Sequenz zwischen diesen
beiden Stellen kodiert für
die IgG-VH-Leader-Sequenz,
die das exprimierte Protein auf den Sekretionsweg der Zelle ausrichten
wird. Die Sequenz stromab von der SfiI-Stelle stammt von IgG-VH.
Der 3'-Primer stammte
von IgG-VL und insertiert eine NotI-Stelle, was eine PCR-Amplifikation
von scFv-DNA mit 5'-
und 3'-SfiI- bzw.
-NotI-Stellen erlaubt. Nach der PCR wurde die scFv-DNA mit einem
IgG-VH-Leader in die Plamid-pcDNA4A kloniert, um pEL4 zu erhalten.
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3:
Maßstabsgetreue
Darstellung von durch PCR geschaffenen N-terminalen Deletionen von HSV-1-gC.
Das gC-Protein voller Länge
ist oben dargestellt, wobei das Signalpeptid (sp) und die Transmembrandomäne (tm)
angegeben sind. Die darunter dargestellten 14-gC-Deletionen sind
nach der Aminosäure
an ihrem neuen N-Terminus
bezeichnet. So sind in Δ164gC
163 Aminosäuren
am N-Terminus deletiert, um ein gC-Fragment zu erhalten, das den
Aminosäuren
164–511
entspricht.
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4:
1% Agarosegel, das eine PCR-Amplifikation von sequentiell deletierten
gC-DNAs zeigt (Spuren 1–14). M
= DNA-Leiter, wobei die Position der 200-bp- und 1000-bp-Banden
angegeben sind. Ein gemeinsamer 3'-PCR-Primer, der dem C-Terminus von gC aber
ohne Stoppcodons entspricht, insertiert eine XbaI-Stelle und ermöglicht eine
Klonierung im Leseraster mit dem Vektor myc und 6-his-Markierungen. Die
eingesetzten 5'-Primer
wurden zufällig
aus der für
gC kodierenden Sequenz ausgewählt,
um sequentielle Deletionen von 6 bis 90 Nucleotiden zu erhalten.
Der 5'-Primer insertiert
eine NotI-Restriktionsstelle, die es der gC-DNA erlaubt, im gleichen
Leseraster mit der scFv-DNA in pEL4 kloniert zu werden. NotI/XbaI-verdaute,
PCR-amplifizierte DNAs wurden in pEL4 kloniert, das ebenfalls mit
diesen Enzymen verdaut wurde, um scFv/gC-Fusionsprotein-Expressionskonstrukte
zu erhalten.
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5:
Western-Blots, welche die Expression von scFv/gC-Fusionsproteinen
in Ganzzellenextrakten und ihre Inkorporation in HSV1716-Viruspartikel
zeigen. Die Spuren 5–8,
9–11,
16 und 17 sind Ganzzellenextrakte. Die Spuren 1–4, 12–15 und 18 sind Viruspräparate.
Spuren 1 und 5 = Δ193gC,
Spuren 2 und 6 = Δ 215gC,
Spuren 3 und 7 = Δ251gC,
Spuren 4 und 8 = Δ328gC,
Spuren 9 und 13 = Δ410gC,
Spuren 10 und 14 = Δ424gC,
Spuren 11 und 15 = Δ362gC,
Spur 12 = Δ 457gC,
Spuren 16-18 = Δ227gC. Spuren
19 und 20 zeigen Mock-Viruspräparate
aus Zelllinien, die Δ227gC
bzw. Δ424gC
exprimieren, und in diesen Proben wurden keine Banden detektiert.
Es gilt anzumerken, dass die Δ251gC
exprimierende Zelllinie eine starke Bande im Zellextrakt ergibt
(Spur 7), im Viruspräparat
aber nur eine schwache Bande aufweist (Spur 3). Im Gegensatz dazu
wird Δ328gC
in der Zelllinie mittelstark exprimiert, ergibt im Viruspräparat aber
eine starke Bande. Die Gesamtergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
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Beispiel 1 – Verfahren
zur Herstellung von HSV-1-1716-Stämmen, worin Fusionsproteine
zwischen Antitumor-scFvs und Hüllglykoproteinen
B, C und D in die Virionhülle
inkorporiert werden
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Rekombinante
scFv-Varianten von monoklonalen Antikörper, die unterschiedliche
extrazelluläre
Epitope von CD55 binden, werden durch Standardprotokolle erhalten
(siehe A.R. Pope, M.J. Embleton und R. Mernaugh, in: Antibody Engineering,
1–40,
McCafferty, Hoogenboom und Chiswell (Hrsg.), Practical Approach Series,
Oxford University Press Inc., Oxford (1996)). scFv sind besonders
gut für
die Inkorporation in das Fusionsprotein geeignet, weil für sie eine
einzelne Nucleotidsequenz kodiert. scFv kann leicht unter Einsatz
von Antikörper-Rekombinationsverfahren
(H.R. Hoo genboom und Chames, P. Immunology Today 21 (8), 371–377 (2000))
hergestellt werden. Rekombinante Antikörper werden hauptsächlich unter
Verwendung von mRNA hergestellt, die aus Hybridomen oder Populationen
von Lymphozyten isoliert wurde, die entweder aus der Milz von immunisierten
Tieren oder aus menschlichem peripherem Blut isoliert wurden. DNA-Fragmente,
die für Bindungsstellen
von schweren (VH) und leichten (VL) Immunglobulinketten kodieren, werden separat
durch RT-PCR amplifiziert
und fusioniert, um Fragmente herzustellen, die für Einketten-Antikörpermoleküle (die scFv) kodieren. Das
scFv-Polypeptid erschafft die Antigen-Erkennungsstelle wirksam neu in einem
einzelnen Protein, das eine Bindung mit hoher Affinität beibehält. Das
klonierte scFv kann leicht genetisch mit den Domänen von anderen Proteinen fusioniert
werden, beispielsweise mit dem M13-gIII-Hüllprotein
zur Präsentation auf
Phagen oder mit der Enzymcarboxypeptidase G2 für eine antigengerichtete Enzym-Prodrug-Therapie (ADEPT).
-
Nach
der RT-PCR-Klonierung, Sequenzierung und Bindung der Antikörper-VH
und -VL für
die einzelnen monoklonalen Antikörper
werden die für
scFv kodierenden DNAs unter Einsatz von PCR-Primern amplifiziert,
die SfiI- und NotI-Restriktionsenzymstellen am 5'- bzw. 3'-Ende inkorporieren, und zwar zur Klonierung in
den Phagemidvektor pHEN2 oder zur Konstruktion von Fusionsproteinen.
Die Wahl der Restriktionsenzymstellen hängt von der Sequenz des scFv
und der Glykoproteine ab, die eingesetzt werden. E.-coli-HB2151
wird mit den Phagemidvektoren und scFvs transformiert, die durch
IPTG-Induktion exprimiert werden. Aus pHEN2 exprimierte scFv weisen
c-myc- und 6-his-Markierungen für
eine Reinigung/Detektion auf. Die Reaktivität der rekombinanten scFv wird
durch Western-Blotting und FACS-Analysen unter Einsatz von CHO-Zellen,
die stabil mit Plasmid transfiziert wurden, welches ihre Target-Antigene
exprimiert, mit ihren jeweiligen monoklonalen Gegenstücken verglichen.
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DNA,
die für
ein scFv mit einer IgG-VH-Leader-Sequenz kodiert, wurde in die Plasmid-pCDNA4
(Invitrogen) kloniert, um den Vektor pEL4 zu schaffen (2).
Der 5'-Primer, der zur Amplifikation
der scFv-DNA verwendet wurde, inkorporiert eine IgG-VH-Leader-Sequenz,
die durch eine SfiI-Stelle an die scFv-DNA gebunden ist. Der Primer
insertiert außerdem
eine EcoRI-Stelle 5' zur
IgG-VH-Leader-Sequenz. Die scFv-DNA kann entfernt und durch SfiI/NotI-Verdauung
durch alternative scFv-DNAs ersetzt werden. Die Leader-Sequenz kann
durch EcoRI/SfiI-Verdauung entfernt und durch andere Leader-Sequenzen,
z.B. gC-Signalpeptidsequenzen, ersetzt werden. Solche Leader-Sequenzen
mit EcoRI/SfiI-Restriktionsstellen können entweder durch PCR unter
Einsatz geeigneter Primer oder durch die Verwendung von chemisch
synthetisierten komplementären
Oligonucleotiden erhalten werden.
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Eine
Reihe von HSV-1-Stamm-17+-gB-, -gC- und
-gD-DNA-Fragmenten werden aus dem Virusgenom unter Einsatz von Verfahren
PCR-kloniert, die sich schon vorher bei anderen Herpes-Virus-Proteinen
als erfolgreich herausgestellt haben (Y. Sun und J. Conner, The
U28 ORF of human herpesvirus-7 does not encode a functional ribonuceotide
reductase R1 subunit, Journal of General Virology 80, 2713–2718 (1999);
Y. Sun und J. Conner, Characterisation of hetero-subunit complexes
formed by herpex simplex type 1 and equine herpes virus type 4 ribonucleotide
reductase R1 and R2 subunits, Biochem. J. 347, Nr. 1, 97–104 (2000);
durch Verweis hierin aufgenommen). Die Primer, die zur Amplifikation
der DNAs eingesetzt werden, inkorporieren geeigneten Restriktionsenzymstellen
zur Fusion an die scFv-DNA und Klonierung in pEL4. PCR-Primer zur
Amplifikation von Glykoprotein-DNA wird so entworfen, dass eine
Reihe von zufälligen,
sequentiell deletierten, N-terminal trunkierten Proteinen exprimiert
wird, wobei jede Deletion etwa 2–30 Aminosäuren bis zur Region entfernt,
die für
die Transmembrandomäne
kodiert. Beispielsweise umfasst gC 511 Aminosäuren, wobei sich die Transmembranregion
stromab von der Aminosäure
479 befindet, eine Familie von 14 sequentiell deletierten N-terminal
trunkierten Polypeptiden (3) für die Fusion
an scFvs wurde kloniert. Beispiele für PCR-amplifizierte gC-DNAs sind in 4 dargestellt.
Die für
die PCR-Amplifikation der gC-DNA-Fragmente verwendeten Primer inkorporierten
NotI- und SbaI-Stellen am 5' bzw.
3'-Ende. PCR-amplifizierte
DNA wurde direkt mit den geeigneten Enzymen (d.h. NotI/XbaI für gC-Fragmente)
verdaut und in pEL4 kloniert, das auch mit diesen Enzymen verdaut
worden war. Die resultierenden Konstrukte exprimieren scFv/gC-Fusionsproteine mit
C-terminalen myc- und 6-his-Markierungen, und zwar unter Kontrolle
des CMV-IE-Promotors. Der Promotor und die Markierungen werden durch
das pCDNA4-Rückgrat
von pEL4 bereitgestellt, ebenso wird ein Zeocin-Resistenzgen bereitgestellt,
das die Produktion von stabilen Zelllinien unter Einsatz von Antibiotikaselektion
erlaubt. DNA-Fragmente wurden auch in den PCR-Klonierungsvektor
pGEM-T Easy kloniert
und sequenziert, um sicherzustellen, dass keine PCR-induzierten
Mutationen inkorporiert wurden.
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BHK-Zellen
wurden vorübergehend
unter Einsatz von Lipofectamin mit den einzelnen pEL4-Konstrukten
transfiziert, und nach 48 h wurde eine Zeocin-Selektion (10 μg/ml) initiiert.
Zellen wurden mit Zeocin etwa 21 Tage lang selektiert, und Extrakte
für Western-Blotting
wurden hergestellt. Für
jede Zelllinie wurde ein Polypeptid mit der geeigneten Molekülgröße für das scFv/gC-Fusionsprotein
mit dem monoklonalen Anti-myc-Markierungsantikörper 9B11 (New England Biolabs)
detektiert.
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Beispiele
für die
Expression sind in 5 zu sehen, und Schätzungen
für die
Expressionswerte in den einzelnen Zelllinien unter Einsatz von Western-Blotting
sind in Tabelle 1 dargelegt. Immunfluoreszenz unter Verwendung von
9B11 und eines Anti-Maus-IgG/FITC-Konjugats
zeigte eine perinucleäre/Golgi-Lokalisierung für alle exprimierten
Fusionsproteine. Die Inkorporation von scFv/Glykoprotein-Fusionsproteinen
in die HSV1716-Hülle
unter Verwendung von stabil transfizierten, BHK exprimierenden Zelllinien
wurde durch Western-Blotting mit 9B11 analysiert. HSV1716 bei 10
pfu/Zelle wurde verwendet, um die einzelnen Zelllinien zu infizieren,
und ein 24-48 h
später
aus dem Kulturmedium geerntetes Virus wurde durch Western-Blotting
mit 9B11 analysiert. Beispiele sind in 5 dargestellt,
und Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefasst. In ähnlichen
Präparaten
aus mock-infizierten Zellen wurden keine myc-markierten Proteine
detektiert. Die meisten scFv/gC-Fusionsproteine wurden in das Virus
inkorporiert (1). Einige wurden effizienter
inkorporiert als andere (z.B. Δ328gC
und Δ457gC
werden in den jeweiligen Zelllinien mittelstark exprimiert, sind
aber in ihren Viruspräparaten
als starke Banden vorhanden), während
die Inkorporation von anderen, die in ihrer Zelllinie stark exprimiert
wurden, gering war (z.B. Δ251gC).
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Rekombinante
Viren, welche die geeignetsten scFv/Glykoprotein-Fusionen exprimieren,
werden unter Verwendung einer Variante von 1716 hergestellt, die
das grün
fluoreszierende Protein (GFP) exprimiert. Die Inkorporation von
scFv/Glykoprotein-Fusionen
wird wie oben beschrieben bestätigt.
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Beispiel 2 – Infektion
von BHK-Zellen durch HSV-1, das scFv-Glykoprotein-Fusionsproteine inkorporiert
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Die
Fähigkeit
der Viren, die eine scFv-Glykoprotein-Fusion (wie in Beispiel 1
hergestellt) inkorporieren, BHK-Zellen zu infizieren, wird durch
Einschritt-Wachstumsversuche analysiert und mit 1716 vergleichen.
Der Tropismus dieser scFv-Glykoprotein-Fusionsviren wird unter Verwendung von
CHO-Zellen untersucht, die CD55 konstitutiv exprimieren. Die Penetration
der Viren in CHO-Zellen wird mithilfe einer GFP-Reportergenanalyse bestätigt.
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Ergebnisse
in CHO-Zellen identifizieren die Faktoren, die eine antikörpervermittelte
Virusinfektion erlauben, und rekombinante Viren werden durch Klonieren
der geeigneten scFv/Glykoprotein-DNA in das Virusgenom geschaffen.
Die Genome dieser Viren können
durch Deletion oder Inaktivierung von Glykoproteingenen, wie z.B.
gD, gC und gB, weiter modifiziert werden, beispielsweise unter Einsatz
von homologer Rekombination.
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Durch
die Akkumulation von monoklonalen Antikörpern an tumorspezifischen
Antigenen, wie z.B. CEA oder CD20, ist es dann möglich, ein Panel von onkolytischen
Herpes-Viren mit verbesserttem Targeting in Bezug auf den gewählten Tumor
zu konstruieren.
Tabelle
1: Expression von scFv/gC-Fusionsproteinen in Zellen und ihre Inkorporation
in HSV1716. Die Expression in Zellen und die Inkorporation in das
Virus wurden durch Western-Blotting bestimmt.
- +++ = starke Reaktivität, ++ = mittel, + = schwach
und – =
nicht detektiert