-
Gebiet der
Technik
-
Die
vorliegende Erfindung liegt auf den Gebieten der angewandten Mikrobiologie
und der Impfstoffentwicklung und bezieht sich auf Antikörper, die
ein kryptisches Epitop auf gp41 aus HIV-1 erkennen, sowie auf Anwendungen
dieser Antikörper
für diagnostische
und therapeutische Zwecke.
-
Hintergrund
-
Es
ist gezeigt worden, dass die Gegenwart spezifischer Antikörper eine
wichtige Rolle beim Schutz vor zahlreichen Viruserkrankungen des
Menschen spielt. Die Rolle der humoralen Immunantwort bei HIV-Infektion ist
aber noch umstritten. Es gibt Hinweise darauf, dass die Entwicklung
einer breiten neutralisierenden Immunantwort, wie sie in Langzeit-Nonprogressoren
zu finden ist, den Fortschritt der Erkrankung verzögert, während hingegen
bei schnellen Krankheits-Progessoren die Titer von neutralisierenden
Antikörpern
oft niedrig sind. Andere Untersuchungen legen nahe, dass bei Müttern mit
hohen Titern von neutralisierenden Antikörpern eine Übertragung des Virus auf ihre
Neugeborenen weniger wahrscheinlich ist. Zwischen dem Vorhandensein neutralisierender
Antikörper
und Manifestationen der Erkrankung wurde eine allgemeine Korrelation
beobachtet. Ausserdem lässt
sich aus einer Abnahme der HIV-spezifischen Antikörper-Antworten
oft eine schlechte Diagnose vorhersagen.
-
Zahlreiche
Versuche sind an Tieren und Menschen ausgeführt worden, um die Rolle von
Antikörpern in
der HIV-1-Infektion zu studieren. Eine Infusion von HIV-1-spezifischen
neutralisierenden Antikörpern
in Schimpansen und Makaken, auf die ein intravenöser oder mukosaler Challenge
mit HIV oder chimärem
Affen-/Menschen-Immunschwächevirus
(SHIV: simian/human immunodeficiency virus) folgte, verhinderte
eine Infektion bzw. ein Fortschreiten der Erkrankung. Positive Wirkungen
einer passiven Immunisierung mit monoklonalen oder polyklonalen
Antikörperzubereitungen
gegenüber
HIV-1 sind auch in einer Anzahl von Versuchen an Freiwilligen beobachtet
worden. Zum Beispiel zeigten die beiden humanen monoklonalen Antikörper 2F5
(ECAAC, Zugangsnummer 90091704) und 2G12 (ECACC, Zugangsnummer 93091517)
nützliche
Wirkungen in einer ersten klinischen Testphase. Wiederholte Infusionen
beider Antikörper
ergeben in HIV-positiven Patienten eine Verringerung der Viruslasten
und der infizierten peripheren mononukleären Zellen (PBMC), eine Vermehrung
der CD4+-T-Lymphozyten und eine Komplementaktivierung.
-
Bisher
ist die Anzahl monoklonaler Antikörper, die konservierte Epitope
erkennen und für
ein hohes therapeutisches Potenzial bekannt sind, gering (D'Souza und Mitautoren,
J. Infect. Dis. 1997; 175: 1056–1062).
Nur für
die drei monoklonalen Antikörper
(mAk) 2F5, 2G12 (Buchacher und Mitautoren, AIDS Res. Hum. Retroviruses
1994; 10: 359–369)
und IgG1b12 (Burton und Mitautoren, Science 1994; 266: 1024–1027) wurde
eine signifikante antivirale Aktivität über Kladen hinweg (cross-clade)
beschrieben. Die Identifizierung von monoklonalen Antikörpern gegen
konservierte neutralisierende B-Zellen-Epitope
auf der HIV-1-Hülle
ist eventuell nicht nur für
passive Immunisierungsstrategien nützlich, sondern liefert auch
wichtige Informationen für
eine Impfstoffauslegung, die auf der Induktion einer breiten humoralen
Immunantwort beruht. Es gibt Hinweise dafür, dass ein Impfstoff, der
ausschliesslich auf T-Zellen-Epitopen beruht, höchstwahrscheinlich nicht genügt, um vor
einer HIV-1-Infektion zu schützen
(Parren und Mitautoren, AIDS 1999; 13 (Suppl. A): S137–S162).
-
Vor
einigen Jahren haben wir durch Immortalisierung menschlicher peripherer
Blutlymphozyten von HIV-1-positiven Spendern ein Panel von 33 menschlichen
monoklonalen Antikörpern
gegen HIV-1 zusammengestellt. Aus diesem Panel wurden zwei Antikörper (2F5,
2G12) als potente Hemmer von Labor- und Primärisolaten von HIV-1 identifiziert.
Die mAk 2F5 und 2G12 wurden weiter entwickelt und bald als zwei
der am potentesten neutralisierenden Antikörper erkannt. Der monoklonale
Antikörper
4E10 (ECACC, Zugangsnummer 90091703), ursprünglich ein IgG3-Antikörper, wurde
in ein Auswertungsprogramm des serologischen Antikörperprojekts
(ASP: Antibody Serological Project) einbezogen und zeigte neutralisierende
Wirkung auf einige Laborstämme
(D'Souza und Mitautoren,
AIDS 1994; 8: 169–181).
Der Übergang
von Antikörpern
vom Isotyp 63 zum Isotyp 68 wurde in Biotech. Bioeng. 67 (1), Seiten
97–103,
offenbart.
-
Kurze Beschreibung der
Erfindung
-
Der
mAk 4E10 wurde jetzt in einer kontinuierlichen CHO-Zelllinie als
ein Antikörper
der IgG1-Klasse geklont, wobei die konstanten Bereiche der schweren
Ketten mit denen der rekombinanten mAk 2F5 und 2G12 identisch waren.
Nach diesem Klassenwechsel von IgG3 zu IgG1 zeigte der mAk 4E10 überraschenderweise eine
erhöhte
neutralisierende Potenz. Entgegen den Erwartungen war der mAk 4E10
in seiner IgG1-Version, nicht aber in seiner IgG3-Version, darüber hinaus
sogar der einzige Antikörper,
der alle Primärisolate
neutralisierte, die von HIV-1-positiven Individuen abgeleitet worden
waren, die an einer ersten klinischen Testphase mit den mAk 2F5
und 2G12 teilgenommen hatten. Ferner neutralisierte er primäre HIV-1-Isolate,
die gegenüber einer
Neutralisierung durch mAk 2F5 und/oder 2G12 unempfindlich waren.
-
Daher
ist es ein Ziel der vorliegenden Erfindung, einen verbesserten 4E10-Antikörper der
IgG1-Klasse zur Verfügung
zu stellen, der im Vergleich zu den vorbekannten mAk 4E10 der Klasse
IgG3 (ECACC, Zugangsnummer 90091703) eine signifikant erhöhte neutralisierende
Aktivität
gegenüber
HIV-1 besitzt und der primäre HIV-1-Isolate
neutralisiert, die gegenüber
einer Neutralisierung durch mAk 2F5 und/oder 2G12 unempfindlich sind.
Es ist ein weiteres Ziel der vorliegenden Erfindung, Verfahren zur
Verwendung des verbesserten mAk 4E10 der IgG1-Klasse (hiernach als
4E10-IgG1 bezeichnet) für
diagnostische und therapeutische Zwecke sowie für ein Hervorrufen oder Prüfen von
anti-idiotypischen Antikörpern
zur Verfügung
zu stellen, die in der Lage sind, die HIV-1 neutralisierende Wirkung
von mAk 4E10-IgG1 zu hemmen oder zu verhindern.
-
Der
Ausdruck „4E10", wie hier nachfolgend
verwendet, bezieht sich auf den humanen monoklonalen Antikörper 4E10
sowohl in der IgG3- als auch in der IgG1-Variante, wenn nicht ausdrücklich anders
gesagt. In den Beispielen und in den entsprechenden Zeichnungen
bezieht sich der Ausdruck „4E10" aber typischerweise
auf die IgG1-Variante, da die hier offenbarten Versuche unter Verwendung
der IgG1-Variante von 4E10 durchgeführt worden sind. Der Ausdruck „4E10-IgG3" soll sich ausschliesslich
auf die bekannte IgG3-Variante beziehen, der Ausdruck „4E10-IgG1" auf die IgG1-Variante
von 4E10. Der mAk 4E10-IgG3 wird durch eine Hybridom-Zelllinie erzeugt,
die bei ECACC unter der Zugangsnummer 90091703 hinterlegt ist, während 4E10-IgG1
durch eine CHO-Zelllinie exprimiert wird (hinterlegt gemäss Budapester
Vertrag bei ECACC unter der Zugangsnummer 01110665). Beide Varianten
erkennen das gleiche Epitop auf gp41 aus HIV-1. Sie unterscheiden
sich aber signifikant in ihrer HIV-1 neutralisierenden Fähigkeit.
-
Weiter
wird hierin offenbart, dass der mAk 4E10 ein bislang unbekanntes
Epitop auf gp41 an einer zum 2F5-Epitop C-terminalen Stelle erkennt.
Die Prüfung
des mAk 4E10 gegen an die T-Zelllinie adaptierte (TCLA: T-cell line
adapted) HIV-1-Isolate und primäre
HIV-1-Isolate unterschiedlicher Kladen deutet darauf hin, dass dieser
Antikörper
in seinem neutralisierenden Potenzial mindestens ebenso potent wie
2F5 und 2G12 sein könnte.
Die neutralisierenden Eigenschaften von 4E10-IgG1 in vitro werden
hier im Vergleich mit anderen, gut charakterisierten neutralisierenden
monoklonalen Antikörpern
beschrieben.
-
Es
ist ebenfalls ein Ziel der vorliegenden Erfindung, eine pharmazeutische
Zusammensetzung zur Verfügung
zu stellen, die den mAk 4E10-IgG1 in Kombination mit einem geeigneten
Träger
umfasst, wahlweise als eine Mischung mit zumindest einem weiteren
Antikörper,
vorzugsweise aus der Gruppe von 2F5 und 2G12 ausgewählt.
-
Noch
ein weiteres Ziel der Erfindung besteht darin, die Verwendung solcher
pharmazeutischer Zusammensetzungen in der prophylaktischen oder
therapeutischen Behandlung von H1V-1-gefährdeten oder -infizierten Personen
und insbesondere für
die Verhütung
oder Therapie von AIDS zu ermöglichen.
-
Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
-
1:
Bindung von 2F5 und 4E10 an Peptide 2030, 2031 und gp160IIIB. Serielle zweifache Verdünnungen
von Peptiden wurden vor der Inkubation mit konstanten Mengen von
4E10 bzw. 2F5 (100 ng/ml) über Nacht
auf ELISA-Platten geschichtet. Die Bindung wurde durch mit Meerrettich-Peroxidase
konjugiertem Ziege-Antimensch-IgG(γ) nachgewiesen.
-
2:
Neutralisierung des Primärisolats
S2/05 durch 2F5, 2G12, 4E10 und IgG1b12. Die Prüfung erfolgte an PBMC mit der
p24-Produktion als Replikationsmarker. Die Menge von p24 in der
Kultur ohne mAk war 195 ng/ml.
-
3A, 3B:
Hemmung der Bindung von mAk 4E10 an mit gp41 (A) oder Peptid 2031
(B) vorbeschichteten ELISA-Platten nach einer Vorinkubierung des
mAk 4E10 entweder mit gp41 oder mit Peptid 2031. Serielle zweifache
Verdünnungen
der Peptide gp41 oder 2031 wurden vor der Aufgabe auf die mit gp41
oder Peptid 2031 beschichteten Platten mit konstanten Mengen von
4E10 (250 ng/ml) vorinkubiert. Die Antikörperbindung wurde durch mit
Meerrettich-Peroxidase konjugiertem Ziege-Antimensch-IgG(γ) nachgewiesen.
-
4A, 4B, 4C:
Neutralisierung des Primärisolats
P6/71 durch 4E10, 2F5, 2G12, IgG1b12 und Doppelkombinationen (1:1).
Die Kombinationsindices bei 50-%iger Neutralisierung (CI50) sind angegeben. Die Prüfung erfolgte
an PBMC mit der p24-Produktion als Replikationsmarker. Die Menge
von p24 in der Ku1tur ohne mAk war 96 ng/ml. Synergie wurde mit
dem Verfahren von Chou und Talalay bestimmt, wobei CI < 1 Synergie anzeigt.
-
Eingehende
Beschreibung der Erfindung
-
In
einem Auswertungsprogramm der Arbeitsgruppe Antikörperauswahl
der AIDS Clinical Trials Group wurden nur die mAk 2F5, 2G12 und
IgG1b12 als potente Kandidaten für
eine passive Immuntherapie gegen HIV-1 identifiziert. Unsere hier
vorgelegten, neuesten Befunde zeigen, dass 4E10-IgG1 ein zusätzlicher
Antikörper
vergleichbaren antiviralen Potenzials ist.
-
Epitopmappingstudien
haben offenbart, dass 4E10 ein Epitop auf der Ektodomäne von gp41
erkennt. Da 4E10 weder an gp160MN-Peptid
2030 (QTQQEKNEQELLELDKWASL) noch an das GGGLELDKWASL-Peptid band,
ist es unwahrscheinlich, dass das 2F5-Kernepitop, das aus den Aminosäuren LDKWA
besteht, wesentlich zur Bindung von 4E10 an gp160MN-Peptid
2031 (LLELDKWASLWNWFDITNWL) beiträgt. Unsere Schlussfolgerung,
dass auf diesen Bereich folgende Aminosäuren für die Erkennung durch 4E10
verantwortlich sind, wurde durch zusätzliche Epitopmappingstudien
bestätigt,
wobei Peptidbibliotheken für
das Mapping genutzt wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass das 4E10-Kernepitop tatsächlich C-terminal
zum 2F5-Epitop liegt und zumindest eine Sequenz von sechs Aminosäuren (aa:
amino acids) umfasst, die mit den aa 672 bis 677 (NWFDIT) von gp41
des TCLA-Isolats HTLV-IIIMN identisch sind oder ihnen entsprechen.
-
In
diesem Zusammenhang bedeutet der Ausdruck „entsprechen", dass die Aminosäuresequenz
des 4E10-Epitops mit der Aminosäuresequenz
am gp41 des HIV-1-Isolats identisch ist, auf die ausdrücklich Bezug genommen
worden war, oder wegen der Degeneration des genetischen Codes oder
wegen Variationen zwischen verschiedenen HIV-1-Isolaten davon abweichen
kann. Die abweichenden Sequenzen müssen aber immer noch für das Bindungsmotiv
oder das durch den mAk 4E10 erkannte Epitop repräsentativ sein, zum Beispiel
müssen
sie von einer Bibliothek, die gp41-Fragmente enthält, unter
Verwendung des 4E10 als Prüfwerkzeug
erkennbar sein. Zum Beispiel ist die Sequenz NWFDIT bei den aa 672
bis 677 des gp41 von HTLV-IIIMN gleichwertig bzw. homolog mit der
Sequenz NWFNIT, die an der gleichen Stelle von gp41 des Isolats
HXB2 auftritt. Weitere Beispiele gleichwertiger oder homologer Sequenzen
umfassen, ohne darauf beschränkt
zu sein, SWFGIT, TWFGIT, NWFSIT.
-
Die
meisten der während
einer natürlichen
Infektion durch gp41 induzierten Antikörper sind gegen die Reste in
der Nähe
der aa 598 bis 604 und 644 bis 663 (Nummerierung nach HIV-1 HXB2;
Xu und Mitautoren, J. Virol. 1991; 65: 4832–4838) gerichtet. Diese Antikörper hemmen
die virale Replikation nicht, einige erhöhen vielleicht sogar die virale
Infektivität
durch komplement-vermittelte Mechanismen. Bislang ist der mAk 2F5
der einzige beschriebene Anti-gp41-Antikörper gewesen, der potente neutralisierende
Eigenschaften über
Kladen hinweg gezeigt hat. Interessanterweise werden 2F5-artige
spezifische Antikörper
nur selten in den Seren von mit HIV-1 infizierten Personen gefunden.
Die HIVIG (die gepoolten Seren von mehr als 70 HIV-1-positiven Spendern)
zeigen keine signifikante 2F5-artige spezifische Bindung an gp160
und/oder gp41. Der Bereich auf gp41, an den 2F5 bindet, ist während einer
natürlichen
Infektion offensichtlich für
das menschliche Immunsystem kryptisch.
-
Die
Ergebnisse, die hier für
den mAk 4E10 beschrieben worden sind, einen weiteren breit neutralisierenden
Antikörper
gegen diesen Bereich auf gp41, dessen Epitop jetzt C-terminal zum
2F5-Kernepitop gemappt worden ist, bestätigen, dass dieser Bereich
für die
virale Infektivität
und Replikation wesentlich ist. Da beide Antikörper nur schwach an infizierte
Zellen und freie Viren binden, aber potente neutralisierende Aktivitäten aufweisen,
schlagen wir für
2F5 und 4E10 ähnliche
Mechanismen der Hemmung der viralen Re plikation vor. Diese Hypothese
wird eventuell noch bestärkt
durch die von Synzytieninhibierungstests gewonnenen Ergebnisse,
denen zufolge eine Vorinkubation des Virus mit einem beliebigen
der beiden Antikörper
die antivirale Wirksamkeit von 4E10 bzw. 2F5 nicht verbessert hat.
-
Angesichts
des Befundes, dass die beiden mAk, obwohl sie hochaktive Eingangsblocker
(Neutralisierer) von HIV-1 sind, nur sehr schwach an freie Viren
bzw. an HIV-1-infizierte
Zellen binden, wird dementspechend geschlossen, dass dieser fusogene
Bereich von gp41 nur während
des Ereignisses der Fusion von HIV-1 mit der Wirtszelle exponiert
wird. Dies könnte
einerseits eine zusätzliche
Erklärung
für die
kryptische Natur dieser neutralisierenden 2F5- und 4E10-Epitope
während
einer natürlichen
Infektion liefern. Andererseits haben wir bisher kein HIV-1-Isolat
gefunden, das gegenüber
einer Neutralisierung durch eine Kombination dieser beiden Antikörper unempfindlich
war.
-
Der
mAk 4E10 inhibiert die virale Replikation von TCLA- und primären Stämmen von
HIV-1 bereits bei ziemlich niedrigen Konzentrationen, die mit denen
vergleichbar sind, die bei der Verwendung von 2F5 oder 2G10 anwendbar
sind. Er übt
eine ähnliche
antivirale Aktivität über Kladen
hinweg aus, wenn er mit den anderen untersuchten mAk verglichen
wird. Obwohl 2F5 und 4E10 aneinander angrenzende Epitope erkennen,
antagonisieren sie sich nicht, wenn sie kombiniert geprüft werden.
Es zeigte sich, dass 4E10 sogar noch wirksamer als 2F5 und als 2G12
gegen die HIV-1-Isolate war, die von asymptomatischen HIV-Patienten
gewonnen worden waren, die an einer jüngst durchgeführten ersten
klinischen Testphase mit mAk 2F5 und 2G12 teilnahmen. Andererseits
neutralisierte 4E10 nur eines von sechs Isolaten, die früher von österreichischen
AIDS-Patienten im Spätstadium
abgeleitet worden waren. In unserem derzeitigen Panel von Primärisolaten
gab es nur ein weiteres Isolat (92UG029), das gegenüber 4E10
verhältnismässig resistent
war. Es ist bemerkenswert, dass diese sechs resistenten Isolate
(d.h. die fünf
früher
gewonnenen resistenten Isolate und das eine derzeitige Isolat) CXCR4
als den einzigen Korezeptor für
den Wirtszelleneingang nutzen. Alle anderen Isolate, die einen Makrophagen- oder dualtropen
Phänotyp
zeigten, wurden durch den mAk 4E10 ohne weiteres gehemmt. Hingegen
wurden alle TCLA-Viren, die CXCR4 für den Eingang nutzen, bei niedrigen
4E10-Konzentrationen gehemmt. Allerdings sind die mit neutralisierungsempfindlichen
TCLA-Stämmen
in einem auf Zelllinien beruhenden Synzytienassay gewonnenen Ergeb nisse
eventuell nicht mit den auf PBMC beruhenden Assays mit primären Viren
vergleichbar.
-
Die
Entwicklung der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART: highly
active antriretroviral therapy) für HIV-1-Infektion hat die Situation
von HIV-1-positiven Personen zumindest in den entwickelten Ländern dramatisch
verbessert (Carpenter und Mitautoren, JAMA 2000; 283: 381–390). Nichtsdestoweniger
führen ernste
Nebenwirkungen und das Auftreten von HAART-resistenten Viren zu
einem dringenden Bedürfnis
nach neuen therapeutischen Vorgehensweisen, die auf zusätzliche
Zielstellen wirken. Gegenwärtig
konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf Eingangsinhibitoren, darunter
monoklonale Antikörper,
antikörperähnliche
Moleküle und
Peptide. Die mAk 2F5 und 2G12 haben, insbesondere wenn sie kombiniert
verwendet wurden, bereits eine bemerkenswerte antivirale Wirksamkeit
in HIV-1-positiven Freiwilligen gezeigt. Daher stellen wir zusätzliche HIV-1
neutralisierende Antikörper
zur Verfügung,
die die Bindungseigenschaften des mAk 4E10 besitzen.
-
In
einer Ausführungsform
der Erfindung wird dementsprechend ein anderer HIV-1 neutralisierender monoklonaler
Antikörper
als der veröffentlichte
humane mAk 4E10-IgG3
zur Verfügung
gestellt, wobei dieser Antikörper
an eine Aminosäuresequenz
bindet, die den aa 672 bis 677 (aa NWFDIT) von gp41 des TCLA-Isolats
HTVL-IIIMN entspricht. In einer bevorzugten Ausführungsform neutralisiert dieser
Antikörper
sogar HIV-1-Mutanten, die gegenüber
einer Neutralisierung durch die mAk 2F5 und/oder 2G12 unempfindlich
sind. Ein Vertreter dieses Typs von neutralisierenden Antikörpern ist
der mAk 4E10-IgG1, d.h. die IgG1-Variante des bekannten mAk 4E10-IgG3.
-
Bei
dieser Gelegenheit wird darauf hingewiesen, dass gewisse den mAk
4E10-IgG3 betreffende
Information des Standes der Technik anscheinend irrtümlich war:
Buchacher und Mitautoren (AIDS Res. Human Retroviruses 10 (4), 1994,
359–369)
haben Ergebnisse veröffentlicht,
die eine Bindung des mAk 4E10 an ein C-terminales Epitop an den
gp41-Aminosäurepositionen
aa 824 bis 830 demonstrieren (die Nummerierung bezieht sich auf
den HIV-1-Stamm BH10). Als wir ihre Versuche wiederholten, waren
wir nicht in der Lage, diesen Befund zu bestätigen.
-
Auch
die dort beschriebene Kreuzreaktion mit Proteinen der MHC-Klasse
II wurde nicht beobachtet. Wir fanden keinerlei Wechselwirkung mit
den relevanten Peptiden 2047 und 2048, die die Aminosäuren EGTDRVI
enthalten.
-
Trotz
dieser irreführenden
Informationen des Standes der Technik, die aus dem mAk 4E10-IgG3
lediglich einen aus einer Anzahl von wenig interessanten Antikörpern ohne
vielversprechende Anti-HIV-Eigenschaften machten, haben wir den
Antikörper
noch einmal vergleichenden Inhibierungstests unterworfen, nachdem wir
seinen Phänotyp
durch rekombinante Expression in CHO-Zellen von IgG3 zu IgG1 verändert hatten.
Die aus Neutralisierungsexperimenten mit der IgG1-Variante gewonnenen
Ergebnisse waren unerwartet günstig und
vielversprechend und übertrafen
bei weitem unsere Erwartungen, wie weiter oben umrissen.
-
Anscheinend
ist 4E10-IgG1 ein leistungsfähiges
Werkzeug z.B. für
die passive Immunisierung, weil sich erwiesen hat, dass der mAk
4E10-IgG1 auch Viren neutralisiert, die einer Neutralisierung durch
die Antikörper
2F5 und/oder 2G12 entgangen waren, und weiter auch, weil wir nicht
in der Lage waren, ein HIV-1-Isolat zu finden, das gegenüber einer
Neutralisierung durch eine Kombination von 2F5 und 4E10-IgG1 unempfindlich war.
In der einen Ausführungsform
bezieht sich die vorliegende Erfindung daher auf eine pharmazeutische
Zusammensetzung für
die Hemmung oder Verhütung
einer HIV-1-Infektion
von Säugerzellen,
die zumindest einen HIV-1 neutralisierenden monoklonalen Antikörper umfasst,
der an eine Aminosäuresequenz
bindet, die den aa 672 bis 677 von gp41 des TCLA-Isolats HTVL-IIIMN
entspricht, wobei der meistbevorzugte Antikörper der mAk 4E10-IgG1 ist.
In einer anderen bevorzugten Ausführungsform umfasst die pharmazeutische
Zusammensetzung den mAk 4E10-IgG1 in Kombination mit zumindest einem
weiteren neutralisierenden anti-HIV-1-Antikörper, bevorzugt in Kombination
mit zumindest einem der mAk 2F5 und 2G12.
-
In
noch einer weiteren Ausführungsform
bezieht sich die vorliegende Erfindung auf die Verwendung des mAk
4E10, wahlweise in seiner IgG1-Variante, um einen antiidiotypischen
Antikörper
hervorzurufen oder auf ihn zu prüfen,
der mit dem bindenden Paratop des mAk 4E10 reagiert und der das
4E10-Epitop oder einen wesentlichen Teil davon nachahmt, d.h. der
ein Fragment des gp41 aus HIV-1 imitiert, das eine Aminosäuresequenz
umfasst, die den aa 672 bis 677 von gp41 des TCLA-Isolats HTVL-IIIMN
entspricht.
-
Weitere
bevorzugte Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung werden in den abhängigen Ansprüchen dargelegt.
-
Damit
die hierin beschriebene Erfindung vollständiger verstanden wird, werden
die folgenden Beispiele vorgelegt. Die Beispiele dienen nur zur
Veranschaulichung und sind nicht als diese Erfindung in irgendeiner Beziehung
einschränkend
auszulegen.
-
Beispiele
-
Die
folgenden Materialien und Verfahren wurden in den nachfolgenden
Beispielen 1 bis 7 verwendet.
-
a) Antikörper
-
Die
Erzeugung, Herstellung und Charakterisierung der menschlichen monoklonalen
Antikörper
4E10, 2F5, 2G12 und 3D6 sind zuvor beschrieben worden (D'Souza und Mitautoren,
J. Infect. Dis. 1997; 175: 1056–1062;
Kunert und Mitautoren, Biotechnol. Bioeng. 2000; 67: 97–103). Kurz
gesagt, wurden Antikörper produzierende
Hybridome durch ein kombiniertes Polyethylenglykol-/Elektrofusionsverfahren
erzeugt. Von asymptomatischen HIV-1-positiven Spendern stammende
PBMC wurden mit der Maus-Mensch-Heteromyelomzelllinie
CB-F7 verschmolzen. Hybridomüberstände wurden
auf die Produktion HIV-spezifischer Antikörper geprüft, und positive Klone wurden
mit ELISA, Western-Blot- und Immunfluoreszenz-Assays weiter analysiert. Die
Antikörper
wurden rekombinant in Ovarienzellen chinesischer Hamster (CHO: Chinese
Hamster overy cells) als IgG1(k) exprimiert, um den Isotyp von 2F5
und 4E10 von IgG3 zu IgG1 zu wechseln und eine sichere Massenproduktion
zu ermöglichen.
Für die
vorliegenden, in den nachfolgenden Beispielen 1 bis 7 beschriebenen
Untersuchungen wurden die rekombinanten CHO-IgG1-Versionen der Antikörper 2F5
und 4E10 verwendet.
-
4E10,
2F5 und 2G12 enthalten identische konstante Bereiche und unterscheiden
sich nur in ihren variablen Teilen, die von den ursprünglichen
Hybridomklonen abgeleitet worden waren. 2G12 erkennt ein komformationsempfindliches
Epitop auf gp120, mAk 2F5 erkennt das ELDKWA-Motiv auf der Ektodomäne von gp41,
und 4E10 erkennt ein anderes Epitop auf gp41. 3D6 erkennt ein Epitop
in der immundominanten Schleife von gp41 (Aminosäuren GCSGKLICTTAVPWNAS) und
diente als eine nicht neutralisierende Kontrolle in allen Synzytieninhibierungstests.
-
Der
menschliche mAk IgG1b12 wurde freundlicherweise von Dr. Dennis Burton,
The Scripps Research Institute, zur Verfügung gestellt. Seine Erzeugung
ist bei Burton und Mitarbeitern, Science 1994; 266: 1024–1027, beschrieben
worden. IgG1b12 erkennt ein die CD4-Bindungsdomäne überlappendes Epitop, und es
konnte gezeigt werden, dass er CD4/gp120-Wechselwirkung hemmt. HIVIG
wurde von NABI (Boca Raton, Florida, USA) hergestellt und enthielt
von einer Vielzahl von HIV-1-positiven Patienten abgeleitetes, gereinigtes
polyklonales HIV-1-spezifisches Immunglobulin. Die Zubereitung,
die 98 % monomere IgG enthielt, wurde freundlicherweise von Dr.
John Mascola zur Verfügung
gestellt.
-
b) Zellen
-
Die
AA-2-Zelllinie für
den Synzytieninhibierungstest wurde vom AIDS Reagent Reference Program des
NIH erhalten (von M. Hershfield zur Verfügung gestellt). Die Zellen
wurden zweimal wöchentlich
in einem Zellkulturmedium (CCM: cell culture medium) passagiert,
das RPMI-1640 (Biochrom, Berlin, Deutschland) enthielt und mit 10
% hitze-desaktiviertem FCS und 4 mM L-Glutamin ergänzt wurde.
-
PBMC
für Virenneutralisierungstests
wurden durch Ficoll-Gradientenzentrifugierung bei 400 g aus Blut gewonnen,
das von HIV-negativen Freiwilligen abgeleitet worden war. Die Zellen
wurden vor der Verwendung während
zweier Tage mit Phytohämagglutinin
(Sigma, St. Louis, MO) in einem CCM stimuliert, das mit 20 E/ml IL-2
und Antibiotika (Penicillin 100 E/ml, Streptomycin 100 μg/ml; Biochrom,
Berlin, Deutschland) ergänzt
worden war.
-
c) Viren
-
Primäre HIV-1-Isolate
92BR 021/030, 92RW 009/021, 92TH 14/21/24 und 92UG 001/029/037 wurden aus
dem WHO Network für
HIV Isolation and Characterization erhalten und durch das AIDS Reagent
Project des MRC zur Verfügung
gestellt. Viren WYG, WRF, WHM, WRB und WSC wurden früher aus österreichischen AIDS-Patienten
im Spätstadium
isoliert. Als S2/02, S2/03, S2/04, S2/05, S2/06, S2/08, S2/09 und
P6/71 bezeichnete Isolate wurden während der ersten klinischen
Testphase 1999/2000 mit 2F5 und 2G12 aus asymptomatischen HIV-1-positiven
Freiwilligen isoliert. Die Viren wurden auf stimulierten PBMC gezüchtet und
als zellfreie Überstände geprüft.
-
TCLA-Viren
HTLV-IIIB, HTLV-IIIMN und HTLV-IIIRF wurden aus infizierten H9-Zellen abgeleitet,
die durch die American Type Culture Collection und das AIDS Research
and Reference Reagent Program des NIH zur Verfügung gestellt worden waren;
cl82 wurde durch Dr. E. M. Fenyö zur
Verfügung
gestellt. Stammkulturen wurden auf AA-2-Zellen gezüchtet und titriert. Die 50-%ige
Gewebekultur-Infektionsdosis (TCID50: 50 % tissue culture infectious
dose) wurde nach dem Verfahren von Reed und Muench berechnet (Reed
LJ und Muench H, Am. J. Hygiene 1938; 27: 493–497).
-
Beispiel 1: Epitopmapping
mit ELISA
-
Für das Mapping
des 4E10-Epitops wurden 34 überlappende
gp41-Peptide von HTLV-IIIMN (aa 501–856, Tabelle 1; von AnaSpec,
Inc., hergestellt) aus dem AIDS Research and Reference Reagent Program abgeleitet
(Nummern 2015 bis 2049). Die meisten dieser Peptide hatten eine
Länge von
20 Aminosäuren
und hatten eine Überlappung
von 10 Aminosäuren
zwischen sequenziellen Peptiden. Das Peptid GGGLELDKWASL wurde im
eigenen Labor synthetisiert.
-
Das
verkürzte
rekombinante E. coli-gp41 MN-Peptid wurde durch die Zentralstelle
für AIDS-Reagentien
des NIBSC von Dr. J. Raina zur Verfügung gestellt. Rekombinantes
Vakzinia-gp160 IIIB war ein Geschenk der Immuno-AG, Österreich.
-
Mikrotiterplatten
(Nunc Maxisorp, Roskilde, Dänemark)
wurden über
Nacht bei +4°C
mit synthetischen Peptiden, gp41 MN oder gp160 IIIB bei einer konstanten
Konzentration von 1 μg/ml
oder bei 10 μg/m1
beginnenden seriellen Verdünnungen
in 0,1 M Natriumcarbonatpuffer beschichtet. Die Platten wurden mit
PBS gewaschen, die 0,1 % Tween 20 enthielt, und während zwei
Stunden bei 37°C
mit 2 % Magermilch blockiert. Nach dem Waschen wurden (mit 500 ng/ml
beginnende) serielle Verdünnungen
von 4E10 oder 2F5 oder konstante Konzentrationen (100 ng/ml) während einer
Stunde inkubiert. Die Platten wurden gewaschen und durch mit Meerrettich-Peroxidase
(Zymed, San Francisco, CA) konjugiertem Ziege-Antimensch-IgG(g)
während
einer Stunde bei Raumtemperatur inkubiert. Die Platten wurden gewaschen
und mit einer 0,03 % H2O2 enthaltenden
1,2-o-Phenylendiamin-Dihydrochlorid- (OPD; Sigma, St. Louis, MO)
Anfärbelösung entwickelt.
Nach Abbrechen der Reaktion mit 2,5 N H2SO4 wurde die optische Dichte (OD) bei 492/620
nm gemessen.
-
Für Konkurrenzuntersuchungen
wurden alle überlappenden
gp41 MN-Peptide, GGGLELDKWASL und gp41 MN getestet. Konstante Konzentrationen
von 4E10 (250 ng/ml) wurden (beginnend mit 50 μg/ml bei synthetischen Peptiden
und mit 5 μg/ml
bei gp41) mit seriellen Verdünnungen
der Peptide während
zwei Stunden bei 37°C
inkubiert, ehe sie den mit Peptid 2031 oder gp41 (1 μg/ml) beschichteten
Platten aufgegeben wurden. Immunfluoreszenzanalyse erfolgte mit
konfokaler Mikroskopie und Durchflusszytometrie. Für die konfokale
Mikroskopie wurden PBMC, die mit primären HIV-1-Viren (S2/02, S2/04,
S2/08) infiziert waren, während einer
Stunde bei 37°C
an Deckgläser
(Biorad, München,
Deutschland) haften lassen. Nicht infizierte und nicht stimulierte
sowie mitogen-stimulierte PBMC des gleichen Spenders dienten als
negative Kontrollen. Die Deckgläser
wurden mit PBS gewaschen und während
20 min mit 5 % Magermilch in PBS blockiert. Antikörper 4E10, 2F5,
2G12 und HIVIG wurden in Konzentrationen von 100 μg/ml aufgebracht
und während
einer Stunde bei +4°C
inkubiert. Die Zellen wurden mit PBS/Magermilch gewaschen und während einer
Stunde mit FITC-markiertem polyklonalem Ziege-Antimensch-IgG(g)
(Sigma, St. Louis, MO) inkubiert. Nach intensivem Waschen mit PBS
wurden die Zellen während
20 Minuten mit Paraformaldehyd (3 %) fixiert und anschliessend mit
PBS gewaschen. Das Fluoreszenzsignal wurde in einem konfokalen Mikroskop
Biorad MRC 600 visualisiert.
-
Wechselweise
wurden die gleichen Versuche mit einer Paraformaldehyd-Fixierung
vor der Anfärbung der
PBMC und Inkubierungsschritten bei 37°C ausgeführt. Für Analysen mit Durchflusszytometrie
wurden HIV-1-infizierte PBMC (Isolate S2/02, S2/04) und stimulierte
sowie nicht stimulierte, nicht infizierte PHA-P-Zellen gewaschen
und während
30 min bei +4°C
mit 10 % FCS enthaltender PBS blockiert. PBMC wurden während einer
Stunde auf Eis mit 4E10, 2F5 und HIVIG (100 μg/ml) inkubiert. Nach dem Waschen
mit PBS/FCS wurden die Zellen während
einer Stunde wiederum auf Eis mit polyklonalem, FITC-markiertem
Ziege-Antimensch-IgG(g) inkubiert. Die Zellen wurden mit PBS gewaschen
und vor der Analyse auf einem FACS-Vantage (Becton Dickinson, San
Jose, CA) während
einer Stunde bei Raumtemperatur mit 3 % Paraformaldehyd fixiert.
-
Synzytieninhibierungstest
-
Die
Synzytieninhibierung wurde mit AA-2-Zellen als Indikatorenzelllinie
und Synzytienbildung als Auslesung beurteilt, wie früher beschrieben
(Purtscher und Mitautoren, AIDS Res. Hum. Retroviruses 1994; 10: 1651–1658).
Kurz gesagt, wurden serielle Verdünnungen von Antikörpern in
CCM, die Polybrene (5 μg/ml;
Sigma, St. Louis, MO) enthielten, mit Viren von 102–103 TCID50/ml während einer Stunde bei 37°C vorinkubiert, ehe
die AA-2-Zellen hinzugegeben wurden. Die Zellen wurden vor Beurteilung
der Synzytienbildung während fünf Tagen
inkubiert. Die Versuche wurden mit vier bis acht Replikaten je Verdünnungsschritt
ausgeführt.
Das Vorhandensein von wenigstens einer Synzytie je Loch wurde als
ein Hinweis auf HIV-1-Infektion betrachtet. Die 50 % hemmende Konzentration
(IC50) wurde nach dem Verfahren von Reed und Muench, Am. J. Hygiene 1938;
27: 493–497,
berechnet. Die Versuche wurden mit 2F5, 2G12 und 4E10 ausgeführt. Alle
Tests beinhalteten eine Virentitration des Inoculums, um den infektiösen Titer
zu bestimmen. In alternativen Versuchen wurde der Vorinkubationsschritt
von Antikörper
und Virus unterlassen.
-
Neutralisierungstest
-
Die
neutralisierende Aktivität
der hu-mAk 4E10 (= 4E10-IgG1), 2F5 (2F5-IgG1), 2G12 und IgG1b2 wurde
in einem auf PBMC beruhenden Neutralisierungstest bestimmt, wie
zuvor beschrieben (Purtscher und Mitautoren, AIDS Res. Hum. Retroviruses
1994; 10: 1651–1658).
Serielle Verdünnungen
der Antikörper
wurden vor Zugabe der PBMC und weiterer Inkubation während sieben
Tagen während
einer Stunde bei 37°C
mit den Viren vorinkubiert. Die Versuche wurden mit vier Replikaten
je Verdünnungsschritt
ausgeführt.
Das Virenwachstum wurde zum Zeitpunkt der Testbeendigung mit einem
empfindlichen p24-ELISA gemessen (Steindl und Mitautoren, J. Immunol.
Methods 1998; 217: 143–151).
Die Verhältnisse
der p24-Antigenproduktion in mAk enthaltenden Kulturen zur p24-Antigenproduktion
in Kontrollkulturen wurden unter Berücksichtigung des p24-Eintrags
berechnet, und die mAk-Konzentrationen (μg/ml), die eine 50%ige Hemmung
bewirkten, wurden durch lineare Regressionsanalyse bestimmt. Jeder
Test beinhaltete eine Virentitration, um die aktuelle TCID50 zu
bestimmen. Die Versuche wurden als gültig angesehen, wenn die viralen
Titer zwischen 102 und 103 TCID50 lagen
und die maximale Replikation zu mindestens fünfmal höheren Konzentrationen als der
p24-Eintrag führte.
-
Bestimmung
von Synergie bei mAk-Kombinationen
-
Die
synergistischen Neutralisierungswirkungen von mAk in Kombinationen
wurden nach dem Verfahren von Chou und Talalay berechnet (Chou TC
und Talalay, Adv. Enzyme Regul. 1984; 22: 27–55). Kurz gesagt wurde die
Menge der einzelnen mAk, die erforderlich ist, um eine 50-%ige Hemmung
zu erreichen, mit den Konzentrationen verglichen, die erforderlich
sind, wenn eine Kombination von mAk verwendet wird. Der Kombinationsindex
(CI: combination index) wurde auf der Grundlage der Gleichung: CI
= (D1)/(Dx)1 + (D2)/(Dx)2, berechnet. (Dx)1 und (Dx)2 sind die Dosierungen
von mAk1 bzw. mAk2 allein, die erforderlich sind, um eine 50-%ige
Hemmung zu erreichen, während
(D1) und (D2) die Dosierungen von mAk1 bzw. mAk2 sind, wenn in Kombination
verwendet. CI < 1
zeigt Synergismus an, CI = 1 zeigt additive Wirkungen an, und CI > 1 zeigt Antagonismus
an.
-
Ergebnisse
-
Um
den Bindungsbereich von 4E10 zu bestimmen, wurden vierunddreissig
(34) überlappende
gp41 MN-Peptide durch ELISA auf ihre Reaktivität mit 4E10 geprüft. Das
Peptid GGGLELDKWASL, das das minimale 2F5-gp41-Epitop umfasst, wurde
als negative Kontrolle verwendet, während gp41 MN und gp160 IIIB
als positive Kontrollen dienten. 2F5 wurde parallel geprüft, um die
Möglichkeit
zu erkunden, dass beide Antikörper das
gleiche Epitop erkennen. 4E10 band an Peptid 2031, gp160 (1 und
Tabelle 1) und gp41 in einer von der Dosierung abhängigen Weise.
Kein anderes Peptid zeigte signifikante Reaktivität mit 4E10.
2F5 band an die gleichen Peptide und zusätzlich an Peptid 2030 (1 und
Tabelle 1) sowie an das GGGLELDKWASL-Peptid, die alle die ELDKWA-Sequenz
enthalten.
-
TABELLE
1: Aminosäuresequenzen
von überlappenden
HIV-1-gp41 MN-Peptiden, die für
4E10- und 2F5-ELISA-Bindungsstudien verwendet wurden
A
-
Mit
allen synthetischen gp41 MN-Peptiden und gp41 ausgeführte Konkurrenzstudien
bestätigten,
dass nur das Peptid 2031 und das gp41 mit 4E10 reagierten (gp160
wurde nicht geprüft).
Eine Vorinkubation mit seriellen Verdünnungen des Peptids 2031 und
des gp41 bei konstanten Mengen von 4E10 ergab lediglich eine dosierungsabhängige Hemmung
der Bindung des mAk 4E10 an gp41 (3A) bzw.
an Peptid 2031 (3B). Kein anderes Peptid vermochte
die Bindung von 4E10 zu hemmen.
-
Aus
den obigen Ergebnissen schlossen wir, dass das minimale Bindungsepitop
(das Kernepitop) von 4E10 auf dem Peptid 2031 ganz vorliegt und
auf das ELDKWAS-Epitop
von 2F5 folgend innerhalb der aa-Sequenz LWNWFDITNWL (aa-Positionen
670–680
von gp41; Nummerierung gemäss
TCLA-Isolat HTLV-IIIMN) liegt. Ein genaueres Mapping mit kleineren
Peptiden offenbarte ein Kernepitop von sechs Aminosäuren, das die
Sequenz NWFDIT umfasste (aa 672 bis 677 des gp41 von HTLV-IIIMN).
-
Beispiel 2: Immunfluoreszenzanalyse
der 4E10-Bindungseigenschaften
-
Wir
führten
Bindungsstudien von 4E10 an nicht stimulierten sowie PHA-P-stimulierten
HIV-1-negativen wie auch HIV-1-infizierten PBMC aus, um die Wechselwirkung
von 4E10 mit auf der Oberfläche
von infizierten PBMC vorhandenen HIV-1-Antigenen und auch eine mögliche Kreuzreaktivität mit der
MHC-Klasse II zu untersuchen, die früher beschrieben worden war
(Buchacher und Mitautoren, siehe oben). Die Bindung von 4E10 wurde
durch indirekte Immunfluoreszenz mit konfokaler Mikroskopie und
Durchflusszytometrie mit der von 2F5, 2G12 und HIVIG verglichen.
-
Signifikante
Bindung wurde nur an infizierten Zellen nachgewiesen, wo 2G12 und
HIVIG stark gebunden waren, während
4E10 und 2F5 nur eine schwache Reaktivität aufwiesen (Daten nicht gezeigt).
Ferner band 4E10 auch nicht stärker
als 2F5, 2G12 und HIVIG an nicht infizierte PBMC. Zwischen den Ergebnissen, die
für bei
+4°C angefärbte native
Zellen gewonnen worden waren, und denen, die an Zellen gewonnen
worden waren, die vorfixiert und bei 37°C angefärbt worden waren, wurde kein
Unterschied beobachtet.
-
Beispiel 3: Synzytieninhibierungstest
mit T-Zelllinien-adaptierten (TCLA) HIV-1-Stämmen
-
Die
Fähigkeit
des menschlichen monoklonalen Antikörpers 4E10 (= 4E10-IgG1), die
Bildung von Synzytien durch TCLA-Isolate HTLV-IIIB, HTLV-IIIRF,
HTLV-IIIMN und cl82 in AA-2-Zellen zu hemmen, wurde mit der entsprechenden
Fähigkeit
der mAk 2F5 und 2G12 verglichen. Der mAk 2G12 erkennt ein konformationsempfindliches,
glykosylierungsabhängiges
Epitop auf gp120, das nicht mit der V1-, V2- und V3-Schleife oder der
CD4-Bindungsstelle in Beziehung steht (Trkola und Mitautoren, J.
Virol. 1996; 70: 1100–1108).
4E10 und 2F5 hemmten die Synzytienbildung bei allen vier Viren,
während
2G12 nicht das HTLV-IIIMN neutralisierte (Tabelle 2).
-
TABELLE
2: Synzytieninhibierungstest
a mit den mAk
4E10, 2F5 und 2G12 gegen T-Zelllinien-adaptierte
Viren
-
-
3D6,
ein mAk, der ein Epitop in der immundominanten Schleife von gp41
erkennt (Buchacher und Mitautoren, siehe oben), diente als eine
nicht neutralisierende Kontrolle und vermochte die Synzytienbildung
nicht zu hemmen. Die 50 % hemmenden Konzentrationen von 4E10 reichten
von 0,3 μg/ml
für den
Stamm MN bis zu 12,5 μg/ml
für den
Stamm RF. 2F5 und 2G12 neutralisierten die TCLA-Stämme bei
vergleichsweise niedrigen Konzentrationen, wobei aber 2G12 das HTLV-IIIMN-Virus
nicht neutralisierte. 4E10 war der potenteste mAk gegen HTLV-IIIMN,
2F5 war der potenteste mAk gegen HTLV-IIIB und cl82 (0,3 μg/ml), während 2G12 das
HTLV-IIIRF bei geringeren Konzentrationen neutralisierte als die
anderen beiden mAk (2,4 μg/ml).
-
Beispiel 4: Einfluss der
Vorinkubation von Virus und mAk auf die Synzytienhemmung
-
Um
den Einfluss einer Vorinkubation des Virus mit Antikörper vor
der Zugabe zu den Zielzellen zu bestimmen, wurden die Tests wechselweise
ohne den Vorinkubationsschritt ausgeführt. Das Virus (HTLV-IIIRF) und
die mAk (4E10, 2F5, 2G12) wurden zu den AA-2-Zellen gleichzeitig
hinzugefügt.
Für 4E10
(-IgG1) und 2F5 (-IgG1) unterschieden sich die Ergebnisse mit und
ohne Vorinkubation nicht, während
bei 2G12 nach dem einstündigen
Vorinkubationsschritt ein dramatischer Anstieg von 300 % beobachtet
wurde.
-
Beispiel 5: Neutralisierung
von primären
HIV-1-Isolaten
-
Als
Nächstes
wurde die neutralisierende Aktivität des mAk 4E10(-IgG1) mit der
entsprechenden Aktivität
von 2F5, 2G12 und IgG1b12 gegen ein Panel von Primärisolaten
von unterschiedlichen Kladen in einem auf PBMC beruhenden Neutralisierungstest
verglichen. IgG1b12 bindet an ein diskontinuierliches Epitop, das mit
der CD4-Bindungsdomäne
auf gp120 überlappt
(siehe Burton und Mitautoren, Science 1994; 266: 1024–1027).
Die mAk-Konzentrationen, bei denen eine 50-%ige Neutralisierung
erreicht wurde, werden in Tabelle 3 gezeigt (Werte aus zwei unabhängigen Versuchen
erhalten).
-
TABELLE
3: Neutralisierung von primären
HIV-1-Isolaten durch die mAk 4E10, 2F5, 2G12 und IgG1b12
a
-
4E10
neutralisierte 18 von 22, 2F5 20 von 22, 2G12 13 von 22 und IgG1b12
5 von 6 geprüften
Isolaten bei Konzentrationen von weniger als 50 μg/ml. Zum Beispiel war 4E10
ebenso aktiv wie 2G12 gegen das Isolat S2/05, aber aktiver als 2F5
und IgG1b12 (2). Die mittleren Konzentrationen,
die erforderlich waren, um für die
neutralisierten Viren eine 50-%ige Hemmung der viralen Replikation
zu erreichen, waren 5,7 (4E10), 2,6 (2F5), 0,7 (2G12) und 12,4 μg/ml (IgG1b12).
Kein Virus war gegenüber
allen vier Antikörpern
resistent. Ausserdem wurde jedes Virus durch mindestens einen der
Anti-gp41- Antikörper 4E10
bzw. 2F5 neutralisiert, wobei 16 von 22 Isolaten durch beide mAk
neutralisiert wurden, 2 von 22 nur durch 4E10 und 4 von 22 nur durch
2F5.
-
Beispiel 6: Vergleich
der neutralisierenden Aktivität
des Hybridom-mAk 4E10-IgG3 und des CHO-rekombinanten mAk 4E10-IgG1
-
Der
auf PBMC beruhende Neutralisierungstest wurde mit primären HIV-1-Isolaten
ausgeführt
(siehe Beispiel 5).
-
TABELLE
4: Neutralisierende Aktivität
von 4E10-IgG3 verglichen mit 4E10-IgG1
-
Die
Ergebnisse demonstrieren beeindruckend die bemerkenswerte Steigerung
der Neutralisierungswirkung des mAk 4E10-IgG1 gegenüber dem
bekannten mAk 4E10-IgG3.
-
Beispiel 7: Kombinierte
Anwendung der mAk 4E10 und 2F5
-
Da
4E10 und 2F5 benachbarte Epitope erkennen, wurde die mögliche hemmende
Wechselwirkung von 2F5 und 4E10 in der Neutralisierung primärer Viren
an fünf
unterschiedlichen primären
Viren (S2/02, S2/03, S2/04, S2/06 und S2/08) untersucht, indem Zubereitungen,
die entweder den Antikörper
2F5 oder den Antikörper
4E10 enthielten, mit einer Zubereitung verglichen wurden, die eine
Kombination der beiden Antikörper
(im Verhältnis
1:1) enthielt. Die Kombination von 2F5(-IgG1) und 4E10(-IgG1) lieferte
eine geringfügig
synergistische oder additive Wirkung (CI ≤ 1) in allen Versuchen; eine
antagonistische Wirkung wurde in keinem der Versuche gefunden. Ergebnisse
eines zusätz-
lichen Versuchs mit dem Primärisolat
P6/71, bei dem 2G12 und IgG1b12 ebenfalls einbezogen wurden, werden
in 4A, 4B und 4C gezeigt.
Die Kombinationsindices (CI50) für
diesen Versuch betrugen 0,64, 0,23 und 0,87 für die Kombinationen von 4E10
mit 2F5, 2G12 bzw. IgG1b12 und deuten darauf hin, dass auch 2G12
und IgG1b12 den mAk 4E10 nicht antagonisieren, sondern additive,
wenn nicht sogar synergistische Wirkungen zeigen.
-
Zuordnung
der Aminosäuresequenzen:
-
-
-
-
-
-