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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
pflanzlichen Fasern zur Verwendung als Fettersatz. In einem besonderen
Aspekt der Erfindung werden die verarbeiteten pflanzlichen Fasern als
Fettersatz in einem Fleischprodukt mit niedrigem Fettanteil verwendet.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Auf
dem Markt besteht steigende Verbauchernachfrage nach Fleischprodukten
mit niedrigem Fettanteil. Gestützt
wird diese Nachfrage durch vermehrte Hinweise darauf, dass eine
hohe Aufnahme von tierischem Fett und insbesondere Fett mit hohem
Anteil gesättigter
Fettsäuren
mit erhöhtem
Risiko von Fettleibigkeit, verschiedenen Krebsarten, hohem Cholesterinspiegel
im Blut und koronaren Herzkrankheiten in Zusammenhang steht. Daher
haben mehrere Gesundheitsorganisationen (Weltgesundheitsorganisation,
American Heart Association und American Cancer Association) empfohlen,
die gesamte Fettaufnahme auf nicht mehr als 30% der gesamten Kalorien
zu beschränken.
Gegenwärtig
versuchen gesundheitsbewusste Verbraucher, die ernährungsbedingte
Fettaufnahme durch Verzehr von Nahrungsmitteln mit niedrigem Fettanteil,
fettreduzierte oder fettfreie Nahrungsmittel zu reduzieren, da Fett
bei der Ernährung
die konzentrierteste Energiequelle darstellt.
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Eine
Reduktion von Fett in Fleischprodukten führt jedoch zu einer Reihe von
Schwierigkeiten hinsichtlich Aussehen, Geschmack und Textur, da
Fett auf diese Eigenschaften einen beträchtlichen erwünschten
Einfluss hat. Vom Ernährungsstandpunkt
aus ist Fett eine Quelle für
Vitamine und essentielle Fettsäuren.
Außerdem
modifiziert Fett die Empfindung von Geschmacksverbindungen durch
Beeinflussung der Balance, der Intensität und des Freisetzens von Geschmacksstoffen
sowie durch Beeinflussung ihrer Verteilung und Migration. Hinsichtlich
der Textur hat Fett beträchtlichen
Einfluss auf die Bindungseigenschaften, rheologischen und strukturellen
Eigenschaften von Fleischprodukten, und es spielt eine wichtige
Rolle bei der Bildung von Fleischemulsionen in verarbeiteten Produkten.
Fleischprodukte mit reduziertem Fettgehalt werden leicht trocken und
weniger saftig und werden vom Verbraucher als weniger schmackhaft
empfunden.
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Die
Hersteller haben mehrere Modifikationen eingeführt, um die ungünstigen
Auswirkungen einer Reduktion der Fettgehalte auszugleichen. Zu diesen
Modifikationen gehört
die Auswahl von Fleischbestandteilen, eine Anpassung oder Aufbereitung üblicher
Nahrungsmitteltechnologien zum Variieren der Zusammensetzung des
Endproduktes oder zur Einführung
bestimmter funktionaler Eigenschaften und schließlich die Verwendung von Nichtfleisch-Bestandteile,
die dabei helfen können,
eine wünschenswerte
Textur zu vermitteln und vor allem die Fähigkeit zum Binden von Wasser
in dem Produkt zu erhöhen.
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Eine
Brühwurst,
ein weithin verwendetes Nahrungsmittel, ist eine leichte und kostengünstige Art,
aus Fleischresten eine hochwertige Ware zu gewinnen. Ein typischer
Energiewert einer gewöhnlichen
Brühwurst aus
reinem Rindfleisch oder einer Rind-Schwein-Mischung liegt im Bereich
von 320 ± 325
kcal/100 g. Gegenwärtige
Zusammensetzungen von Frankfurter Würstchen, die Fettanteile von
bis zu 30% aufweisen, müssen durch
Verwendung verschiedener Fettersatzstoffe verändert werden, um Produkte mit
einem günstigeren Nährwert zu
erzielen, wobei ihre Textur jedoch so annehmbar bleiben soll wie
die gegenwärtige.
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Es
sind mehrere Nichtfleischprodukte als Fettersatz verwendet worden.
Hydrokolloide mit ihren einzigartigen Eigenschaften hinsichtlich
des Aufbaus von Textur, Stabilität
und Emulsionen sind aufgrund ihrer Fähigkeit zum Binden von Wasser
und Ausbilden von Gels bei der Produktion von zubereitetem Fleisch
mit niedrigem Fettanteil von großem Interesse. Alginat, Carragene,
Xanthanlösung,
Johannisbrotkernmehl, Cellulosederivate, Stärken und Pektine sind einige
Beispiele für
Hydrokolloide, die in Fleischprodukten mit niedrigem Fettanteil
untersucht worden sind.
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Die
Verwendung von ballaststoff- und stärkereichen pflanzlichen Bestandteilen
in Form gekochter Gemüse
ist allgemein bekannt. Es gibt die Tradition, im Haushalt hergestellten
Produkten wie z. B. Fleischklößen, Leberpasteten,
Würsten
oder anderen Hackfleischmischungen mit hohem Fettanteil eine geringe
Menge gekochter Kartoffeln zuzusetzen. Zweck eines solchen Zusatzes
ist es, die Absorption von Fett und zugesetztem Wasser zu verbessern,
aber auch das Verdampfen von Wasser während des Kochvorgangs zu verringern.
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Kohlehydrate
und Fasern sind erfolgreich bei der Verbesserung des Kochertrags,
der Verringerung von Kosten der Zusammensetzung und der Verstärkung der
Textur. Das
US-Patent Nr. 5,654,028 offenbart
ein kalorienarmes Fleischprodukt, das eine Mischung aus zerkleinertem,
im Wesentlichen fettfreiem Fleisch und einem pflanzlichen Fettersatzbestandteil
enthält,
der Ballaststoffe und Stärke
enthält
und dennoch ein Fleischprodukt mit derselben Geschmackskonsistenz/Textur
und demselben Aussehen ergibt wie ähnliche, aus Fleisch mit hohem
Fettanteil hergestellte Fleischproduktarten. Im Wesentlichen das
gesamte Fett wird mechanisch aus dem Fleisch entfernt und wird durch
einen Ballaststoffe und Stärke
enthaltenden Bestandteil ersetzt, wobei der Anteil der Ballaststoffe
wenigstens 5% nach Gewicht der Trockenmasse des Fettersatzbestandteils beträgt und der
Anteil der Stärke
wenigstens 50% der Fettersatzbestandteil-Trockenmasse beträgt. Mit
diesem Prozess wird ein Fleischprodukt mit hohem Nährwert,
aber mit einem Fettanteil von nur 2–13% nach Gewicht erzeugt,
dabei aber derselbe Anteil an Fleischprotein behalten.
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Ballaststoffe
sind als Rückstände der
essbaren Teile von Pflanzen definiert und sind analog zu Kohlehydraten
gegen Verdauung und Absorption durch den menschlichen Dünndarm resistent.
Es ist bekannt, dass die Aufnahme von Fasern das Risiko von Dickdarmkrebs,
fettleibigkeitsbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen und mehreren
anderen Störungen
verringert. Somit ist eine Erhöhung
der täglichen
Aufnahme von Ballaststoffen empfohlen worden.
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Das
Material der Ballaststoffe stammt hauptsächlich aus den Zellwänden in
Gemüsen,
von denen die unlöslichen
Fasern Hemicellulosen/Cellulosen sind und die löslichen als Pektine bezeichnet
werden. Pektine bestehen vor allem aus Galacturonsäure und
Galacturonsäuremethylestereinheiten.
Sie werden gewerblich aus Zitrusschalen und Apfeltrester hergestellt
und werden nach ihrem Veresterungsgrad klassifiziert. Native Pektine
sind häufig
hochmethyliert (HM-Pektine), und es können Pektine mit niedrigerem
Esteranteil (LM-Pektine)
hergestellt werden. LM-Pektine werden generell durch gesteuerte
Säureverseifung
gewonnen, jedoch gibt es auch andere Mittel wie beispielsweise die
Verwendung von sauren mikrobiellen Pektinmethylesterasen (PME) oder
alkalischen PMEs aus höheren
Pflanzen. Die Wirkung des Enzyms Pektinmethylesterase (PME) ist
in vielen Früchten
und Gemüsen
zu finden, wo sie die Carboxymethylgruppen von Pektin-Polysaccharidketten
verseift. Diese Verringerung des Methylierungsgrades kann wiederum
verschiedene Prozesse im Zusammenhang mit der Textur und Festigkeit
der Frucht oder des Gemüses
auslösen.
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Pektine,
beispielsweise LM-Ester- und HM-Ester-Pektine, sind in verschiedenen
Nahrungsmittelprodukten als Verdickungsmittel, Emulgatoren, Stabilisatoren
und Geliermittel verwendet worden. Die
US-6 528 085 stellt eine Verwendung
einer Pektinzusammensetzung bereit (wobei das Pektin aus Zitrusschale
extrahiert ist), um eine wässrige
Zusammensetzung zu herzustellen, die hohe Streckspannungseigenschaften
ohne wesentliche Gelierung aufweist. Das Pektin wird aus der Zitrusschale
isoliert und mit einem oder mehreren geeigneten Nahrungsmittelbestandteilen
gemischt, beispielsweise einem oder mehreren Salzen, einem Protein, einer
Säure,
einem Zucker, Früchten
oder Enzymen. Die Erfindung kann bei der Herstellung von pharmazeutischen
Produkten, Nahrungsmitteln und Nichtnahrungsmitteln verwendet werden.
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Auf
dem Markt erhältliche
Pektine, die maßgeschneidert
sind, um als Fettersatzstoffe mit ihren eigenen Eigenschaften zu
dienen, sind potentiell in Nahrungsmittelprodukten mit niedrigem
Fettanteil verwendbar. Generell wird die Verwendung mit wasserbindenden
Mitteln empfohlen, um die sensorischen Eigenschaften in Nahrungsmitteln
mit niedrigem Fettanteil zu verbessern. Die
WO 0040098 beispielsweise beschreibt
eine Pektinzusammensetzung, die als Fettersatz und Emulgator bei
der Herstellung von Marmeladen oder Fruchtsystemen für Joghurt
oder für
die Stabilisierung von gesäuerten
Milchsuspensionen verwendet wird. Unter Verwendung einer Säurelösung aus
Salpetersäure
werden die Pektine aus Pflanzen der Familie Chenopodiaceae extrahiert
(zu der Rüben,
Spinat und Mangold gehören),
Calcium wird durch einen Innenaustausch entfernt, und die Pektine
werden durch Isopropylalkohol ausgefällt. Bei der Verwendung von
Pektinen als Fettersatz in verarbeiteten Fleischprodukten wird ein
Gel in kleine Partikel zerteilt, welche die physikalischen und organoleptischen
Eigenschaften der Fettkügelchen
in emulgierten Fetten nachbilden.
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Ziel
dieser Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens für die Herstellung
einer Pflanzenfaser zur Verwendung als Fettersatz in einem Fleischprodukt,
wobei die gesundheitsfördernden
Eigenschaften der Ballaststoffe genutzt werden, sowie die Verwendung
in einem Fleischprodukt.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Es
ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren für die Herstellung
von Pflanzenfasern aus Blumenkohl, Brokkoli, Rosenkohl, grünen Bohnen,
grünen
Erbsen, Kohlrabi, Nesseln, Spinat, Tomate, Kohl, Kohlrübe, Raps,
Karotte, Sellerie, schwarzem Rettich, roter Beete, Hagebutte, Äpfeln und
Birnen zur Verwendung als Fettersatz in einem Fleischprodukt, beispielsweise
einer Brühwurst,
bereitzustellen. Diese Aufgabe wird gelöst durch eine geeignete Behandlung
eines frischen Rohgemüses
zur Optimierung der Eigenschaften der Pflanzenfasern, um sie mit
Fleisch in dem verarbeiteten Fleischprodukt mischbar zu machen.
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Eine
zweite Aufgabe dieser Erfindung ist die Bereitstellung eines Fleischproduktes
mit niedrigem Fettanteil, das einen Pflanzenfaserbestandteil enthält, so dass
das Endprodukt eine wünschenswerte
Textur und vor allem sein Wasserbindungsvermögen sowie seine Textur behält.
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Insbesondere
betrifft die Erfindung eine Modifikation des Pektinteils des Faseranteils,
um dessen Wasserbindungsvermögen
zu verändern.
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Die
vorliegende Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass Pflanzenfasern
für relativ
kurze Zeit hitzebehandelt werden, wodurch die PME-Aktivität zum Modifizieren
der Veresterungseigenschaften von Pektin optimiert wird, um die
Interaktion mit dem Fleischsystem zu verstärken, insbesondere betrifft
die vorliegende Erfindung ein Verfahren für die Herstellung eines Fettersatzes
zur Verwendung in Nahrungsmittelzusammensetzungen, insbesondere
fleischhaltigen Nahrungsmittelzusammensetzungen, umfassend einen
Schritt, in dem eine pflanzliche Faser hitzebehandelt wird, um Pektinmethylesterase
zu deaktivieren und die Verseifung von Pektinen in der pflanzlichen
Faser zu verhindern, um die Methoxylpektine darin zu erhalten, die
einen Veresterungsgrad von wenigstens 50% aufweisen.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft ein Verfahren für die Herstellung eines Fettersatzes,
in dem die Methoxylpektine einen Veresterungsgrad von wenigstens
60% aufweisen.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft ein Verfahren für die Herstellung eines Fettersatzes,
in dem die Methoxylpektine einen Veresterungsgrad von wenigstens
70% aufweisen.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft ein Verfahren für die Herstellung eines Fettersatzes,
in dem die Methoxylpektine einen Veresterungsgrad von wenigstens
80% aufweisen.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft eine hitzebehandelte pflanzliche Faser, in
welcher der Wasseranteil wenigstens 80% und höchstens 95% beträgt.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft pflanzliche Produkte mit einem Stärkeanteil von
weniger als 25% nach Gewicht und aus der Gruppe, die aus Blumenkohl,
Brokkoli, Rosenkohl, grünen Bohnen,
grünen
Erbsen, Kohlrabi, Nesseln, Spinat, Tomate, Kohl, Kohlrübe, Raps,
Karotte, Sellerie, schwarzem Rettich, roter Beete, Hagebutte, Äpfeln und
Birnen besteht.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft pflanzliche Produkte mit einem Stärkeanteil
von weniger als 10% und aus der Gruppe, die aus Spinat, Tomate,
Kohl, Raps, Karotte, Sellerie, schwarzem Rettich, roter Beete und
Hagebutte besteht.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft einen Fettersatz, in dem die pflanzliche
Faser aus Blumenkohl, Brokkoli, Rosenkohl, grünen Bohnen, grünen Erbsen,
Kohlrabi, Nesseln, Spinat, Tomate, Kohl, Kohlrübe, Raps, Karotte, Sellerie,
schwarzem Rettich, roter Beete, Hagebutte, Äpfeln oder Birnen stammt.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft einen Fettersatz, in dem die pflanzliche
Faser aus Spinat, Tomate, Kohl, Raps, Karotte, Sellerie, schwarzem
Rettich, roter Beete oder Hagebutte stammt.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft einen Fettersatz, in dem das Pflanzenfaser-Rohmaterial
wenigstens 1,5%, bevorzugt 2% Ballaststoffe enthält.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft einen Fettersatz, in dem das Pflanzenfaser-Rohmaterial
wenigstens 3,5%, bevorzugt 4% und noch mehr bevorzugt 5% nach Gewicht
Mono- und Disaccharide enthält.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft ein Fleischprodukt mit niedrigem Fettanteil,
das einen Pflanzenfaserbestandteil enthält, einen Fettersatz aufweisend,
in dem das Gewichtsverhältnis für den Ersatz
von Fett durch pflanzliche Faser 1:0,3–3; bevorzugt 1:0,5–1,5 und
noch mehr bevorzugt 1:1 ist, wodurch der Fettanteil in dem Endprodukt
auf ca. 2–13%
reduziert wird.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft ein Fleischprodukt mit niedrigem Fettanteil,
in dem das Wasser/Protein-Verhältnis
zwischen 3,0 bis 9,5 liegt.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft ein Fleischprodukt mit niedrigem Fettanteil,
in dem der Pektinanteil wenigstens 0,10% und höchstens 0,5% beträgt.
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AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Molekulare Interaktionen in Fleisch
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Fleisch
ist hauptsächlich
das Muskelgewebe eines Tieres, das aus ungefähr 75% Wasser, 20% Protein und
5% Fett, Kohlehydraten und verschiedenen Proteinen besteht. Die
biochemische Basis für
Muskeln und ihre Aktivitäten
hängt mit
den enzymatischen und physikalischen Eigenschaften von Actin, Myosin
und akzessorischen Proteinen zusammen. Gelöste Myosinmoleküle sind
lange, dünne,
fibröse
Proteine mit einem Molekulargewicht von ca. 500 kD. Jedes Molekül besteht
aus sechs Untereinheiten, zwei großen, schweren Ketten und vier
kleineren, leichten Ketten. Die schweren Ketten enthalten eine lange,
lineare C-terminale-Helix-Domäne und eine
globuläre
N-terminale Domäne.
Die zwei schweren Ketten sind helixförmig verdreht und werden durch
Bindungen zusammengehalten, was den Molekülen eine lange, starre Superhelixstruktur
mit zwei globulären
Kopfteilen verleiht. Die vier leichteren globulären Proteine sind mit den globulären Kopfteilen
assoziiert. Wenn das Fleisch erhitzt wird, brechen die Bindungen
auf, und die Proteine werden abgewickelt, was zu einer Ausdehnung
globulärer
Proteine und einer Kontraktion der fibrösen Proteine führt. Somit
schrumpft die Hitze die Muskelfasern ein, und Wasser wird herausgedrückt. Durch
das Aufbrechen von Verbindungen in der natürlichen Struktur können sich
die Proteinmoleküle
abwickeln, rekombinieren oder koagulieren, wodurch eine neue strukturelle
Anordnung gebildet wird, die neue Wasserstoff- und möglicherweise
hydrophobe Bindungsstellen freilegt. Bei der Herstellung von Brühwürsten wird
während
des Zerkleinerungsvorgangs Salz zugesetzt, um ein Aufquellen der
Muskelfasern zu bewirken und das Myosinmolekül aus der fibrösen Struktur
zu depolymerisieren und aufzulösen.
Auf diese Weise extrahierte Myosinmoleküle haben die Fähigkeit,
beim Erhitzen extrem feste Gels zu bilden, wodurch das Wasser- und
Fettbindungsvermögen
erhöht
wird. Beim Zusetzen von pflanzlichen Fasern zu einem Fleischprodukt
ist es für
die Textur günstig,
wenn die Fasern mit dem extrahierten Myosin in dem Fleischprodukt
interagieren.
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G', der Speichermodul,
kann ein Elastizitätsmaß sein,
das sich erklären
lässt als
die Kapazität
zum Speichern einer angewandten Kraft und Entgegenwirken dagegen
sowie die Fähigkeit,
sie danach freizusetzen. In einem Myosin-Netzwerk zeigen die G'-Messungen die Stärke der
Interaktionen zwischen den Molekülen.
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Das Wasser/Protein-Verhältnis (W/P)
von Fleischprodukten
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Die
relativen Anteile von Fett, Feuchtigkeit und Protein hängen in
Fleischprodukten sehr eng zusammen. Wenn der Fettanteil gering ist,
ist der Wasseranteil wahrscheinlich hoch, da mehr Wasser pro Gramm Protein
verfügbar
ist. Somit muss bei der Herstellung von Fleischprodukten, die sowohl
Wasser als auch Fett enthalten, sowohl die Menge an Fett als auch
der Feuchtigkeitsanteil in Bezug auf den Proteinanteil berücksichtigt
werden, eine Vorstellung, die als das Wasser/Protein-Verhältnis (W/P)
bezeichnet wird. Während
des Kochen erhöhen
sich die Wasserverluste mit steigendem W/P, ein höheres W/P
bedeutet mehr Wasser pro Gramm Protein, das Myosin-Netzwerk ist
dann schwächer
und für
ein Auslaufen anfälliger.
In Bräten
zur Verwendung für
Brühwürste ist
der G'-Wert hoch,
wenn das W/P-Verhältnis
niedrig ist, und G' ist
niedrig, wenn das W/P-Verhältnis
hoch ist, was ein Zeichen für
weniger Interaktionen zwischen extrahierten Myosinmolekülen mit steigendem
Wasseranteil ist. Während
der Erhitzung erleichtert ein niedriges W/P-Verhältnis die mögliche Verschmelzung von Myosinmolekülen, da
die Dichte hoch ist. Ist dagegen das W/P-Verhältnis hoch, was bei Brühwürsten mit
niedrigem Fettanteil der Fall ist, bei denen ein Teil überschüssiges Fett
entfernt worden ist, ist die Anzahl möglicher Interaktionen tendenziell
niedriger. Daher zeigen gekochte Proben bei hohem W/P ein weniger
elastisches Verhalten mit höheren
Wasserverlusten, was ein Zeichen für ein schwächeres Netzwerk mit größeren Poren
und geringeren Kapillarkräften
ist.
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Pektine und die Wirkung von Pektinmethylesterase
(PME)
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Der
Hauptbestandteil des Fasermaterials stammt aus den Zellwänden in
dem Pflanzenmaterial, von welchem die unlöslichen Fasern Hemicellulosen/Cellulosen
sind und die lösbaren
Pektine sind. Pektin-Polysaccharide sind komplexe Polysaccharide,
bei denen das Rückgrat
nahezu ausschließlich
aus Galacturonsäureresten
besteht. Das Rückgrat
wird durch "haarige" Bereiche unterbrochen,
in denen die neutralen Zucker konzentriert sind. Die Galacturonsäurereste
können
abhängig
von dem pH-Wert an den Carboxyl-Enden verestert werden, was zu einem
Verlust ihrer negativen Ladungen führt. Der Veresterungsgrad (DE)
ist daher eine wichtige Eigenschaft des Pektins, und so genanntes
Hochmethoxyl-(HM)-Pektin weist einen typischen DE von 55–80% auf,
während
Niedermethoxyl-(LM)-Pektine einen DE < 50% aufweisen.
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In
der nachfolgenden Tabelle werden die Anteile von Wasser, Gesamt-Kohlehydraten,
Stärke,
Mono- und Disacchariden, Ballaststoffen und Stärke, bezogen auf die Trockenmasse,
für eine
Anzahl von Gemüsen einschließlich einiger
Früchte
genannt.
Gemüse Anteil
bezogen auf 100 g essbaren Teil | Wasser-Anteil (%) | Kohlehydrate
gesamt (%) | Stärke (%) | Mono-
und Disaccharide (%) | Ballaststoffe (%) | Stärke (bezogen
auf Trockenmasse) |
Blumenkohl | 91,3 | 6,2 | 1,1 | 2,7 | 2,4 | 12,6 |
Ackerbohnen | 81 | 11,7 | 5,8 | 1,7 | 4,2 | 30,5 |
Brokkoli | 89,1 | 6,2 | 1,2 | 1,9 | 3,1 | 11 |
Rosenkohl | 86 | 9 | 2,2 | 2,6 | 4,2 | 15,7 |
Grüne Bohnen | 90 | 7,1 | 1,5 | 1,7 | 3,9 | 15 |
Gelbe
Erbsen trocken | 15 | 60 | 47,2 | 2,1 | 10,7 | 55,5 |
Grüne Erbsen | 79 | 14,5 | 5 | 4 | 5,5 | 23,8 |
Grünkohl | 85 | 10 | 4,1 | 2,1 | 3,8 | 27,3 |
Kichererbsen | 10,7 | 61 | 46,4 | 4,6 | 10 | 52 |
Kohlrabi | 91 | 6,2 | 1,5 | 2,9 | 1,8 | 16,7 |
Linsentrocken | 12 | 60 | 46,1 | 2,4 | 11,5 | 52,4 |
Maiskolben | 68,8 | 25 | 18,8 | 3,3 | 2,9 | 60,3 |
Nesseln | 83 | 7,3 | 1,9 | 1,3 | 4,1 | 11,2 |
Kürbis | 92 | 6,5 | 2,1 | 2,7 | 1,7 | 26,3 |
Rote
Bohnen trocken | 10,8 | 62 | 43,4 | 4,6 | 14 | 48,7 |
Spinat | 94 | 1,9 | 0,3 | 0,3 | 1,3 | 5 |
Tomate | 93,4 | 5,1 | 0,7 | 3 | 1,4 | 10,6 |
Kohl | 92 | 6 | 0,6 | 3,4 | 2 | 7,5 |
Topinambur | 78 | 17,4 | 9,7 | 3,2 | 4,5 | 44,1 |
Kohlrübe | 89,4 | 9,1 | 1,3 | 5,1 | 2,7 | 12,3 |
Raps | 90 | 6,6 | 0,8 | 3,9 | 1,9 | 8,0 |
Karotte | 87,5 | 11,1 | 0,9 | 7,8 | 2,4 | 7,2 |
Pastinake | 81 | 14,7 | 6,4 | 3,8 | 4,5 | 33,7 |
Sellerie | 89 | 7,7 | 1 | 3,6 | 3,1 | 9,1 |
Schwarzer Rettich | 94 | 3,9 | 0,1 | 2,2 | 1,6 | 1,7 |
Rote
Beete | 87,1 | 10,8 | 1,5 | 7 | 2,3 | 11,6 |
Schwarzwurzel | 79 | 16,3 | 9,3 | 3 | 4 | 44,3 |
Kartoffel | 79,6 | 17,5 | 14,6 | 1,5 | 1,4 | 71,6 |
Orange | 86 | 12,2 | 1,4 | 8,9 | 1,9 | 10 |
Hagebutte ohne
Samen, trocken | 9,1 | 80 | 7 | 61 | 12 | 7,7 |
Birne | 84,5 | 14,9 | 2,5 | 8,5 | 3,9 | 16,1 |
Apfel
ohne Schalen | 84 | 14,8 | 3,4 | 10,5 | 0,9 | 21,3 |
Hafermehl | 10,2 | 72,3 | 61 | 1,3 | 10 | 67,9 |
Haferkleie | 8,1 | 63 | 41,8 | 3,2 | 18 | 45,5 |
Gerstenmehl | 10,2 | 72 | 63,5 | 0,9 | 7,6 | 70,7 |
Roggenmehl | 14 | 74 | 58 | 2,4 | 13,6 | 67,4 |
Weizenmehl | 14 | 72 | 66 | 0,5 | 5,5 | 76,7 |
Unpolierter (brauner Roh-)Reis | 11,8 | 77 | 72,8 | 1,3 | 2,9 | 82,5 |
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Wie
oben erläutert,
ist der Veresterungsgrad (DE) eine wichtige Eigenschaft von Pektinen.
Der einzige Unterschied zwischen HM-Pektin und LM-Pektin liegt in
ihren relativen Anteilen von Säure-
und Estergruppen, und dies ist der Unterschied, aufgrund dessen
sie unter völlig
verschiedenen Bedingungen gelieren. Native Pektine sind sehr oft
stark methyliert (HM-Pektine),
und Pektine mit niedrigerem Esteranteil (LM-Pektine) können durch
gesteuerte Säureverseifung
gewonnen werden, jedoch existieren auch andere Mittel wie z. B.
die Verwendung von sauren mikrobiellen Pektinmethylesterasen (PME)
oder alkalischen PMEs aus höheren Pflanzen.
LM-Pektine sind in der Lage, stark mit Calciumionen zu reagieren
und unter bestimmten Bedingungen Gels für Nahrungsmittelanwendungen
zu bilden.
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Die
Wirkung des Enzyms Pektinmethylesterase (PME) ist in vielen Früchten und
Gemüsen
zu finden, wo sie die Carboxymethylgruppen von Pektin-Polysaccharidketten
demethyliert oder verseift. Diese Verringerung des Methylierungsgrades
kann wiederum andere Prozesse bezüglich der Textur und Festigkeit
auslösen. Zu
diesen Prozessen können
gehören:
eine Vernetzung durch Calcium, eine Erhöhung der Hydratation an den demethylierten
Stellen, eine Verstärkung
von Abschirm- und Abstoßungskräften durch
die elektrischen Ladungen innerhalb der Biopolymermatrix der Zellwand
sowie eine Verringerung der Anfälligkeit
für wärmeinduzierte β-Degradation von Pektinen
und Erhöhung
der Anfälligkeit
für durch
Polygalacturonase (PG) induzierte Depolymerisation.
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Das
Ziel des Blanchieren von Früchten
und Gemüse
vor der Sterilisation ist unter anderem die Aktivierung und/oder
Inaktivierung von in dem Pflanzengewebe vorhandenen Enzymen. Die
augenscheinliche Aktivität
verschiedener Enzyme bei verschiedenen Temperaturen zeigt ein bekanntes
Verhalten, und irgendwann wird maximale Aktivität erreicht. Dies wird häufig als
die optimale Temperatur für
die Enzymwirkung bezeichnet. PME-Aktivität während des Blanchieren und der
Verarbeitung erhöht
die Festigkeit des Endproduktes, während PME die Festigkeit nicht
zu beeinflussen scheint, wenn keine Behandlung angewandt wird. In
dieser Erfindung wird die PME-Aktivität optimiert, um die Veresterungseigenschaften
von Pektin zur Verstärkung
der Interaktion mit dem Fleischsystem zu verändern.
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Vermittels
der vorliegenden Erfindung werden die Aufgaben gelöst, und
durch die folgenden Beispiele erfolgt eine Veranschaulichung. Die
Erfindung wird in Bezug auf Karotten beschrieben, ohne jedoch darauf
beschränkt
zu sein.
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BEISPIEL 1
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DER EINFLUSS VON GEREINIGTEN HM-LM- UND
Ca2+LM-PEKTINEN IN EINEM MODELL-BRÜHWURSTBRÄT
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Das
Beispiel demonstriert die Interaktion zwischen Pektin und dem Myosin-Netzwerk
in einem Modell-Brühwurstbrät. Frisches,
knochenfreies Schweineschnitzel wird beschnitten, um sehr mageres
Fleisch bereitzustellen. Das magere Fleisch wurde in einem Faschiergerät durch
eine 12-mm-Platte
und dann durch eine 3-mm-Platte gemahlen. Die Protein-, Wasser-
und Fettanteile betragen 20%, 80% bzw. 0%. Es wurden drei verschiedene
W/P-Verhältnisse
untersucht: W/P 5, 6, 5 und 8.
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Pektine
wurden von Danisco Copenhagen geliefert. Es wurden zwei verschiedene
Pektintypen verwendet: LM-Pektin mit einem Veresterungsgrad von
34% (G Pektin LC1900) und HM-Pektin
mit einem DE von 68% (G Pektin 1400), bestimmt nach Gesamtsäuretitration.
Pektinlösung/Gels
wurden durch Verdünnung
einer geeigneten Menge Pektinpulver in heißem, nahezu kochendem Wasser
unter Hochgeschwindigkeits-Magnetrühren erzeugt und 2 Stunden
lang solubilisieren gelassen, bis keine sichtbaren Partikel mehr
zu sehen waren. Geeignete Mengen Hackfleisch, Salz, Wasser, Pektinlösung (12
mg Pektin/ml) und Calciumchloridsalz wurden in einem Omnimixer eine
Minute lang bei Geschwindigkeit '9' vermischt.
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Während des
Kochen erhöhen
sich die Wasserverluste mit steigendem W/P. Das W/P-Verhältnis nach dem
Kochen zeigt das Wasserbindungsvermögen (WHC) an; je höher das
W/P-Verhältnis, desto
besser das WHC. Beim niedrigsten W/P 5 weist das Fleischnetzwerk-WHC
nach dem Zusatz von HM- oder LM-Pektinen nur geringfügige Veränderungen
auf, während
der Zusatz von LM-Pektin + Ca2+ das WHC
etwas zu erhöhen scheint.
Bei den W/P-Verhältnissen
6,5 und 8 ergibt der Zusatz von HM- und LM-Pektin + Ca2+ keine
Veränderung
in dem Fleischnetzwerk-WHC, während
der Zusatz von LM-Pektin das WHC zu senken scheint. Der Speichermodul
G' war bei dem niedrigsten
W/P-Verhältnis
am höchsten.
Außerdem
ergab der Zusatz von Pektinen bei diesem niedrigen W/P-Verhältnis eine
Erhöhung
von G'. Bei den
höheren
W/P-Verhältnissen
von 6,5 und 8 ergab der Zusatz von Pektinen nur marginale Erhöhungen in
dem G', obwohl der
Zusatz von HM-Pektin den G'-Wert
etwas mehr erhöhte
als die LM- oder LM-Pektine + Ca2+, was
anzeigt, dass HM-Pektine bei dem relevanten W/P von 8 für Brühwürste eine
bessere Tendenz zum Interagieren mit dem Fleischnetzwerk haben.
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BEISPIEL 2
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DIE HERSTELLUNG VON FLEISCHPRODUKTEN
MIT ZUR STEUERUNG VON PME-AKTIVITÄT BEHANDELTEN KAROTTENFASERN
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Das
folgende Beispiel demonstriert ein Vorbehandlungsverfahren für das Karotten-Rohmaterial
zum Gewinnen von Pektin innerhalb der pflanzlichen Faser zur Verwendung
in Brühwürsten. Rohe
Karotten werden in Leitungswasser gesäubert und in 10 mm dicke Scheiben
geschnitten. Die Scheiben werden einem Blanchieren mit einem Volumen-Ladeverhältnis von
1 Teil Karotte in 4 Teilen Wasser unterzogen. Die Blanchierzeiten und
-temperaturen waren folgende: 15 min bei 40°C, 25 min bei 40°C, 15 min
bei 60°C
und 25 min bei 60°C. Rohe
Karotten wurden während
der gesamten Prozedur als Kontrolle zum Vergleich verwendet.
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Der
Wasseranteil der Karotten erhöht
sich mit steigender Blanchierzeit und -temperatur, was ein Aufquellen
der Karotten ergibt, das anzeigt, dass die Zellwände aufgrund der Wirkung von
PME oder der Wirkung von Wärme
auf wärmelabile
Bindungen zwischen Pektinmolekülen
in der Zellwand destabilisiert werden. Die Verseifung von Pektin
in behandelten Karotten kann auf zwei Arten verfolgt werden. Der
pH-Wert der Blanchierlösung
dient als Anzeichen für
die Pufferkapazität
der Karotten. Ein niedriger pH-Wert zeigt eine größere Menge
an Ladungen und einen niedrigeren Veresterungsgrad des Pektins an.
Die Gesamtsäuretitration
ist ein Säure/Basen-Verfahren, das die
Menge an negativen Ladungen in der getesteten Lösung misst. Die Wirkung von
PME kann durch Korrelieren des Volumens der Base mit der Verseifung
von in den behandelten Karotten vorhandenem Pektin verfolgt werden.
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Die
pH-Messungen und die Titrationsergebnisse zeigen, dass die 15 Minuten
lang bei 40°C
blanchierten Karotten einen Veresterungsgrad des Pektins ähnlich wie
HM-Pektin aufweisen, während
15 Minuten lang bei 60°C
behandelte Karotten Pektine aufweisen, die dem LM-Pektin ähnlicher
sind. Die Ergebnisse zeigen auch, dass bei der höheren Temperatur von 60°C und längeren Blanchierzeiten
als 15 Minuten eine Inaktivierung von PME einsetzt. Zum Steuern
der PME-Aktivität
und des Verseifungsprozesses ist es somit von größter Wichtigkeit, die Temperaturen
und Zeiten für
das Blanchieren zu regulieren.
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Blanchierte
Karottenscheiben werden dann in einem Rührgerät gemahlen (die Partikelgrößen betragen
ca. 1–2
mm), und das gewonnene Püree
wird mit Wasser vermischt. Das verdünnte Püree wird dann erneut gemischt,
um es noch homogener zu machen. Hackfleisch, Salz, Wasser und Karottenlösung werden
in einem Omnimixer bei Geschwindigkeit "9" 1
min lang miteinander vermischt. Das Brät wird in ein Kochgefäß gegeben
und in einem Wasserbad bei 75°C
auf eine innere Temperatur von 72°C
erhitzt.
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Nach
dem Kochvorgang zeigen die Ergebnisse, dass rohe Karotten oder bei
60°C blanchierte
Karotten zu höheren
Wasserverlusten in dem Brät
führen
als bei demjenigen mit Karotten, die bei 40°C behandelt wurden. Rohe Karotten
und 25 min lang bei 60°C
behandelte Karotten weisen dieselben Verluste auf, 15 min lang bei
60°C behandelte
Karotten weisen geringere Verluste auf, jedoch immer noch bedeutendere
als die bei niedriger Temperatur behandelten Karotten. Die G'-Messungen zeigen,
dass verglichen mit der Rohkarotten-Kontrollmenge die Elastizität von 15
min lang bei 40°C
behandelten Karotten erhöht
ist. Somit scheinen bei 40°C
behandelte Karotten, verglichen mit den anderen Behandlungen, einen
günstigen
Einfluss auf die Wasserverluste zu haben, was anzeigt, dass das
Wasser in blanchierten Karotten stark gebunden oder in der Zellstruktur
der Karotte gefangen ist. Dies weist daraufhin, dass HM-Pektine
die Textur und das WHC des Fleischsystems verbessern.
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Eine
weitere günstige
Folge bei der Verwendung von bei 40°C behandelten Karotten in den
Wurstprodukten mit niedrigem Fettanteil war die Farbe des gekochten
Produktes, wobei eine rosa Farbe festzustellen war. Dies war bei
den mit rohen Karotten oder mit bei 60°C behandelten Karotten hergestellten
Produkten nicht zu sehen. Außerdem
wurde in sofern der Geschmack verbessert, als die Mischung der Zucker
aus den Karotten und der Aminosäuren
und kleinen Peptide aus dem Fleisch beim Erhitzen eine Maillard-Reaktion
bildet, die dem Fleischprodukt einen angenehmen Geschmack verleiht.
Außerdem
bildet sich beim Braten von Scheiben der Wurst leicht eine Bratkruste
und haftet nicht an der Pfanne, wie es häufig bei stärkehaltigen Fleischprodukten
der Fall ist. Ein weiterer positiver Effekt bei der Verwendung von
Karottenfasern in Fleischprodukten ist, dass Karotten Tocopherole,
Vitamin C und Carotine enthalten, die in ihrem biologischen Milieu
in Verbindung mit anderen Redoxsystemen als Antioxidantien wirken
können.
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BEISPIEL 3
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EINE OPTIMIERTE HERSTELLUNG
VON FLEISCHPRODUKTEN MIT ZUR STEUERUNG VON PME-AKTIVITÄT BEHANDELTEN KAROTTENFASERN
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Aus
den Beispielen 1 und 2 lässt
sich schließen:
Je höher
der Pektin-Veresterungsgrad, desto besser passt die pflanzliche
Faser zu dem Fleischsystem. In Beispiel 2 wurde der hohe Grad der
Pektinveresterung bei der niedrigsten Temperatur (40°C) und den
kürzesten
Zeiten (15 min) erzielt, wenn die Aktivität der PME am niedrigsten war.
Eine andere Möglichkeit
zur Senkung der PME-Aktivität,
um HM-Pektine zu gewinnen, ist die Verwendung von Hitzebehandlungen
bei viel höheren
Temperaturen für
kürzere
Zeiten. Karottenwürfel (10·10·10 mm)
wurden 6 min bzw. 45 sec lang bei 92–94°C hitzebehandelt.
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Die
folgende Prozedur demonstriert das optimierte Vorbehandlungsverfahren
für das
Karotten-Rohmaterial
zur Erzielung des günstigsten
veresterten Pektins und des maximalen Aufquellen für die pflanzlichen Fasern
zur Verwendung in Fleischprodukten. Rohe Karotten werden in Leitungswasser
gesäubert
und zu Würfeln
von 10 × 10 × 10 mm
gewürfelt.
Die Blanchierzeiten und -temperaturen waren folgende: Eine Charge
für 6 min
bei 92–94°C und eine
zweite Charge für
45 sec bei 90°C.
Blanchierte und gefrorene Karottenwürfel werden einmal in einem
Faschiergerät
durch eine 3-mm-Mahlvorrichtung gemahlen.
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Um
die Anwendbarkeit des pflanzlichen Fettersatzes in einem anderen
Fleischprodukt wie z. B. einem Rindfleisch-Burger zu zeigen, wurden
die beiden auf verschiedene Weise hitzebehandelten Karotten einem Rindfleisch-Burger
zugesetzt. Zwei Arten von Fleisch-Rohmaterial wurden gewählt, um
einen von 3,6 bis 34,6% variierenden Fettanteil der Rindfleisch-Burger
zu erreichen. Entweder 10 oder 20% Wasser oder die bei 92–94°C für 6 min
oder 45 sec hitzebehandelten, gemahlenen Karottenwürfel wurden
dem unterschiedlichen Fleisch-Rohmaterial zugesetzt. Es wurden Bratlinge
mit einem Durchmesser von 100 mm, einer Dicke von 10 mm und einem
Gewicht von 92 g geformt. Diese Bratlinge wurden in einer Bratpfanne
bei 175°C
zu einer Temperatur von 72°C
in der Mitte gebraten (3,5 min auf jeder Seite).
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Die
Ergebnisse aus der Analyse der Hamburger nach dem Kochvorgang zeigen,
dass der Gesamtverlust (gesamter Verlust an Fett und Wasser) während des
Kochen in den Hamburgern mit hohem Fettanteil höher ist, was wahrscheinlich
an dem höheren
Fettverlustanteil aus den Hamburgern mit hohem Fettgehalt liegt. Beim
Vergleich des Wasserverlusts aus gekochten Hamburgern mit dem in
den rohen Hamburgern vorhandenen Wasseranteil ist jedoch ersichtlich,
dass die Hamburger mit 6 min lang bei 93°C blanchierten Karotten, verglichen
mit Hamburgern, die für
nur 45 sec bei 93°C
behandelte Karotten enthalten, einen geringeren Wasserverlust aufweisen
(s. 1). Die Hamburger mit 6 min lang bei 93°C behandelten
Karotten weisen ein besseres WHC auf als Hamburger ohne behandelte
Karotten.
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Es
kann dann die Wirkung der PME-Aktivität in blanchierten Karotten
auf die Bratverluste von Hamburger-Bratlingen analysiert werden.
Deutlich ist zu sehen, dass eine hohe PME-Aktivität, die eine
Verseifung der Pektine in den Karotten bewirkt, zu höheren Verlusten
für die
Hamburger führt.
Die längere
Behandlung inaktivierte PME höchstwahrscheinlich
effizienter als bei der kürzeren
Behandlung und führt
daher zu höheren Mengen
an HM-Pektinen. Es lässt
sich also schließen,
dass die PME-Aktivität
auf ein Minimum verringert werden sollte, um Hamburger mit niedrigen
Bratverlusten zu erzielen.
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BEISPIEL 4
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GESCHMACKLICHE BEWERTUNG
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Eine
Auswahl an Würsten,
Falukorv, Frankfurter Würstchen
und Grillwürste,
die Karotten enthielten, welche gemäß dem in Beispiel 3 beschriebenen
Verfahren sowie einem Behandlungsverfahren behandelt waren, in dem
die Karotten 45 sec lang auf 80°C
hitzebehandelt und wie in Beispiel 2 gekocht wurden, wurde von einem
Geschmacksprüfergremium
geprüft,
das die folgenden Parameter verglich: Bratkruste, Konsistenz, Krümeligkeit,
Saftigkeit, Fleischgeschmack, Fehlgeschmack und Gesamteindruck auf
einer Skala von 1 bis 9, wobei 9 das beste Ergebnis war (2).
Für alle
von dem Gremium getesteten Parameter und Würste erhielten die Würste mit
6 min lang bei 93°C
behandelten Karotten entweder ein vergleichbares oder ein besseres
Ergebnis, als von denjenigen Würsten
erzielt wurde, die entweder bei 80 oder 90°C 45 sec lang behandelt wurden.
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Schlussfolgerung
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Aus
den obigen Beispielen wird deutlich, dass zum Erzielen der günstigsten
Interaktion der pflanzlichen Fasern mit dem Fleisch die optimale
Blanchierbehandlung der pflanzlichen Fasern dann erfolgt, wenn der
Wasseranteil der Fasern zu einem optimalen Aufquellen erhöht wird,
wobei gleichzeitig der Veresterungsgrad für die Pektine so hoch wie möglich gehalten
wird. Dies lässt
sich auf verschiedene Weise erreichen. In Beispiel 2 ergab eine
Blanchierbehandlung bei der relativ niedrigen Temperatur von 40°C während 15
Minuten Würste
mit geringeren Wasserverlusten, verglichen mit Würsten, die während 15
min oder 25 min bei 60°C behandelt
wurden. In rohen Karotten sind alle vorhandenen Pektine HM-Pektine,
und PME ist voll funktional, liegt jedoch in einem inaktiven Zustand
vor. Bei der niedrigeren Behandlungstemperatur von 40°C und 15
Minuten ist PME nicht aktiviert worden, und daher haben die meisten
Pektine noch die Form von HM-Pektinen, aber verglichen mit den rohen
Karotten hat der Aufquellprozess der Karotten begonnen. Bei den
höheren
Temperaturen von 60°C
und 15 oder 25 Minuten ist die PME-Aktivität höher als bei 40°C, nach 15
min sind 60% Aktivität übrig, während bei
längeren
Zeiten bei 65°C
PMC inaktiviert zu werden scheint und nach 60 min Blanchieren bei
65°C keine
Aktivität
festgestellt wird (Daten nicht gezeigt). Bei diesen längeren Blanchierzeiten
sind die Karotten jedoch von einem Wasseranteil von 87% auf 92%
geschwollen, weshalb sie vermutlich als Zusatz in Würsten zu
breiig sind und nicht in der Lage sind, während des Kochvorgangs Wasser
zu halten. Dies ist in Beispiel 2 zu sehen, in dem Wasserverluste
aus den über
längere
Zeiträume
behandelten Karotten ebenfalls größer sind.
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Eine
weitere Methode, optimales Aufquellen zu erzielen, dabei aber den
Anteil von HM-Pektinen
so hoch wie möglich
zu halten, ist das Blanchieren der Karotten bei höheren Temperaturen über kürzere Zeiten, wie
in Beispiel 3 zu sehen. Eine Blanchierbehandlung bei der hohen Temperatur
von 90°C
für 2 bis
10 Minuten verringert die PME-Aktivität auf ca. 5% (Daten nicht gezeigt),
während
die Pektine als HM-Pektine erhalten bleiben. Bei diesen kurzen Behandlungszeiten
hat der Aufquellprozess der Karotten eingesetzt, aber sie sind noch
nicht zu breiig geworden. Wenn die Karotten 25 Minuten lang bei
der höheren
Temperatur behandelt werden, werden die Karotten wiederum zu breiig
und beginnen während
des Kochvorgangs ihr Wasserbindungsvermögen zu verlieren (Daten nicht
gezeigt).
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Der
Vorteil der Verwendung der hohen Temperatur und kurzen Behandlung,
verglichen mit der Blanchierbehandlung für 15 Minuten bei 40°C, besteht
darin, dass bei der höheren
Temperatur die PME aktiviert wird, gefolgt von einer sofortigen
und nahezu vollständigen
Inaktivierung. In der Behandlung mit niedrigerer Temperatur bei
40°C wird
die PME nicht aktiviert, sondern kann während des Kochvorgangs der
Würste
weiterhin die Pektine verseifen. Dieser Verseifungsprozess ließe sich
durch Erhöhung
der Blanchierzeit verhindern, aber dies würde bewirken, dass die Karotten
zu stark aufquellen und ihre Festigkeit verlieren, wodurch das Wasserbindungsvermögen der
Würste
gesenkt würde.
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Es
hat den Anschein, dass die PME-Aktivität sowohl von der Temperatur
als auch von der Blanchierzeit abhängt. Nachdem die PME aktiviert
worden ist, ist die zum Inaktivieren von PME notwendige Temperatur eine
Funktion der Zeit. Bei hohen Temperaturen werden nur wenige Minuten
benötigt,
um PME nahezu vollständig
zu inaktivieren. Mit abnehmender Blanchiertemperatur muss die Behandlungszeit
beträchtlich
steigen, um eine vollständige
Inaktivierung von PME zu erreichen. Das Aufquellen scheint jedoch
hauptsächlich
eine Funktion der Zeit zu sein. Bei allen getesteten Temperaturen
bewirken die kürzeren
Behandlungszeiten ein Aufquellen der Karotten, wodurch sie ausreichend
fest werden, so dass beim Zusetzen zu dem Wurstbrät Würste mit
gutem Wasserbindungsvermögen
entstehen. Sind die Blanchierzeiten zu lang, so werden die Karotten
breiig und infolgedessen ungeeignet, zum Wasserspeichervermögen der
Würste
beizutragen.