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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf nicht-menschliche transgene
oder rekombinante Säugetiere,
bei denen die Expression des Gens, das für ein Mikrotubuli-assoziiertes
Protein (MAP) codiert, modifiziert ist (Inaktivierung oder Überexpression)
und auf ihre Anwendungen in der Durchmusterung von Medikamenten, die
bei Angst, Schizophrenie und schizoaffektiven Störungen mit Angst-, Paranoia-
oder Depressionskomponente nützlich
sind.
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Die
Mikrotubuli der Säugetierzellen
sind einer Regulation unterworfen: während der Interphase organisieren
sie sich im intrazellulären
Raum, und sie sind für
den intrazellulären
Transport von Organellen verantwortlich; während der Mitose reorganisieren
sie sich, um die Mitosespindel zu bilden, die für die Aufteilung der Chromosomen
zwischen den beiden Tochterzellen verantwortlich ist.
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Die
in vitro, ausgehend von Lösungen
von gereinigtem Tubulin, assemblierten bzw. aufgebauten Mikrotubuli
sind labil und werden bei einer Kälteexposition rasch depolymerisiert.
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Ähnliche
Verhaltensweisen werden in vivo beobachtet, werden aber in diesem
Fall durch den zellulären
Metabolismus reguliert. Beispielsweise wird die Depolymerisation
von Mikrotubuli durch das Phosphoprotein Stathmin, das Tubulindimere
verbindet und sequestriert, begünstigt,
während
die Stabilisierung der Mikrotubuli von den Mikrotubuli-assoziierten Proteinen
(MAPs), die mit den Polymeren assoziieren, vermittelt wird.
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Die
Neuronen enthalten große
Mengen an Mikrotubuli, und diese sind beinahe in ihrer Gesamtheit
kältestabil.
Ausgehend von Präparationen
stabiler neuronaler Mikrotubuli ist ein Calmodulin-reguliertes Protein, das
dazu in der Lage ist, die Mikrotubuli vollständig zu stabilisieren (d.h.,
dazu befähigt,
ihre dynamische Aktivität
zu unterdrücken
und sie beständig
gegenüber
Kälte zu
machen), isoliert worden; es handelt sich um das STOP-Protein (für Stable
Tubulin Only Polypeptide). Die molekulare Natur dieses Proteins
ist lange rätselhaft geblieben.
1996 ist ein entscheidender Schritt gemacht worden, als die für dieses
STOP-Protein codierende cDNA kloniert wurde (Christophe Bosc et
al., P.N.A.S., 1996, 93, 2125-2130).
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Das
STOP-Protein, das die Dynamik der Mikrotubuli auf reversible Weise
blockieren kann, indem es die Empfindlichkeit neuronaler Mikrotubuli
gegenüber
Kälte und
depolymeri sierenden Wirkstoffen vollständig aufhebt, weist zwei bemerkenswerte
sich wiederholende bzw. repetitive Domänen auf: eine zentrale Domäne, die
aus fünf
quasi-perfekten Wiederholungen eines Motivs von 46 Aminosäuren besteht,
und eine carboxyterminale Domäne,
die von 28 unvollkommenen Wiederholungen eines Motivs von 11 Aminosäuren gebildet
wird. Diese zwei sich wiederholenden Domänen sind durch eine Sequenz,
die Lysin- und Argininreste im Überfluss enthält (KR-Domäne), und
durch eine Verbindungssequenz oder Linker-Sequenz voneinander getrennt. Die N-terminale
Domäne
des STOP-Proteins enthält
prolinreiche Sequenzen, die potentielle Bindungsstellen mit den
SH3-Domänen
(src homology domain 3) darstellen.
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Die
Exon-Struktur des STOP-Gens von Mäusen ist aufgeklärt worden
(Eric Denarier et al., B.B.R.C., 1998, 243, 791-796). Diese Struktur
entspricht der Domänenstruktur
des Proteins: Exon 1 codiert für
die N-terminale Domäne
einschließlich
der sich wiederholenden zentralen Domäne, Exon 2 codiert für die Linker-Sequenz,
Exon 3 codiert für
die KR-Domäne
und Exon 4 codiert für
die sich wiederholende carboxyterminale Region.
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Die
Verteilung und die Rolle des STOP-Proteins in den Neuronen sind
vor kurzem charakterisiert worden (Laurent Guillaud et al., Cell
Biol., 1998, 142, 1, 167-179). Die Verteilung des Proteins ist auf
einer ultrastrukturellen Ebene in neuronalen embryonalen Zellen,
den DRG-(Dorsal Root Ganglia) Zellen, die sich in vitro (aus)differenzieren
können,
untersucht worden und hat die Existenz von Isoformen dieses Proteins
enthüllt.
Eine Haupt-Isoform (E-STOP-Protein)
ist charakterisiert worden: diese Isoform tritt früher in der
Entwicklung auf als das Standard-STOP-Protein oder N-STOP-Protein,
und überwiegt
im embryonalen Gehirn. Die cDNA von E-STOP gibt die Sequenz wieder,
die der Genbank-Eingangsnummer AJ002556 entspricht. Das E-STOP-Protein
unterscheidet sich vom N-STOP-Protein durch die Deletion sich wiederholender
carboxyterminaler Sequenzen, die vom Exon 4 codiert werden; es handelt
sich somit um eine Spleißvariante
des STOP-Proteins. Eine andere Isoform, das F-STOP-Protein, ist in Fibroblasten von
Mäusen
(3T3-Zellen) beobachtet worden. Dieses Protein mit einem apparenten
Molekulargewicht von 45 kDa, ist viel kleiner als das N-STOP-Protein
(115 kDa) oder das E-STOP-Protein (88 kDa). Die Klonierung und Sequenzierung
der entsprechenden cDNA (Genbank Y16032 und Eric Denarier et al.,
P.N.A.S., 1998, 95, 6055-6060) haben gezeigt, dass die von den Exon
3 und 4 codierten Sequenzen (KR und carboxyterminale Wiederholungen
bzw. Repetitionen) im F-STOP-Protein fehlen. Darüber hinaus fehlt im F-STOP-Protein
der Hauptteil der N-terminalen Domäne des N-STOP- Proteins, die stromaufwärts der
zentralen Repetition liegt und vom Exon 1 codiert wird. Das F-STOP-Protein
umfasst somit die von Exon 2 codierten Sequenzen und einen Teil
derer, die dem Exon 1 entsprechen, einschließlich der zentralen Repetitionen.
Trotz der mehrfachen Deletionen hat das F-STOP-Protein die gleichen
funktionellen Grundeigenschaften wie das N-STOP-Protein: das F-STOP-Protein bindet
an Calmodulin und hat die Fähigkeit,
eine Stabilisierung von Mikrotubuli gegenüber Kälte in vitro und in vivo zu
induzieren. Im Gegensatz zum N-STOP-Protein, das beinahe dauerhaft
mit den Mikrotubuli assoziiert zu sein scheint, bleibt das F-STOP-Protein
in den Zellen während
bzw. in der Interphase in der löslichen
Phase und assoziiert, außer
bei der Exposition gegenüber
Kälte,
nicht mit den Mikrotubuli. Offensichtlich hindern Regulationsmechanismen
das F-STOP-Protein daran, während
der Interphase mit dem Mikrotubuli-Cytoskelett zu Wechselwirken,
wodurch folglich eine schnelle mikrotubläre Dynamik ermöglicht wird,
und diese Regulationen werden gehemmt, sobald die Zellen tiefen
Temperaturen ausgesetzt werden. In mitotischen Zellen ist das F-STOP-Protein
bei physiologischer Temperatur mit Mikrotubuli-Spindeln assoziiert.
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Folglich
ist ein und dieselbe Klasse von Proteinen, die STOP-Proteine, für die Stabilisierung
der Mikrotubuli in mehreren verschiedenen Zelltypen verantwortlich.
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Die
N-, E- und F-Formen des STOP-Proteins sind nicht die einzigen existierenden
Isoformen; die STOP-Proteine sind tatsächlich in zahlreichen Geweben,
insbesondere in den Lungen, die eine spezifische Isoform enthalten,
vorhanden. Gleichermaßen
scheint die F-STOP-Form in verschiedenen Geweben vorhanden zu sein.
Im Gegensatz dazu scheint es, dass die N-STOP- und E-STOP-Proteine
strikt neuronal sind (C. Bosc et al., Cell Struct. Function, 1999,
24, 393-399).
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Es
könnte
den Anschein haben, dass die Stabilität der Mikrotubuli für die Entwicklung
und Aufrechterhaltung der Morphologie und der Funktion der Neuronen
wichtig sei (Laurent Guillaud et al., oben zitiert). Es ist daher
gezeigt worden, dass die Inhibierung der STOP-Proteine in vitro durch Injektion spezifischer
blockierender Antikörper
die Stabilität
der Mikrotubuli in der Kälte
in neuronalen und nicht-neuronalen Zellen unterdrückt (Eric
Denarier, P.N.A.S., 1998, oben zitiert). Es ist gleichermaßen gezeigt
worden, dass die Inhibierung der STOP-Proteine in vitro in Neuronen
die neuronale Differenzierung verändert (Laurent Guillaud et
al., oben zitiert).
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Die
Erfinder haben unerwarteterweise gefunden, dass es die Abschaltung
bzw. Ausschaltung ("invalidation") der verschiedenen
Isoformen des STOP-Proteins erlaubt, Tiere und insbesondere Mäuse, zu
erhalten, die für
die Durchmusterung psychoaktiver Medikamente besonders nützlich sind.
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Die
vorliegende Erfindung hat folglich ein nicht-menschliches rekombinantes
Säugetier,
Träger
wenigstens eines modifizierten Allels des Gens, das für ein STOP-Protein
codiert, zum Gegenstand.
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Unter
modifiziertem STOP-Gen versteht man ebenso ein verändertes
Gen (Knock-in-Tiere),
wie auch ein vollständig
oder teilweise inaktiviertes, inhibiertes oder verkürztes bzw.
trunkiertes Gen (Knock-out-Tiere).
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Vorteilhafterweise
sind die genannten rekombinanten oder transgenen Tiere dafür empfänglich,
mittels homologer Rekombination in einer embryonalen Stammzelle
erhalten zu werden:
- – entweder durch Insertion
wenigstens eines STOP-Codons oder einer Antisense-Sequenz,
- – oder
durch Deletion eines Teils oder des gesamten nativen Gens (codierende
Region oder nicht-codierende Regionen, Promotor, regulatorische
3'-Sequenzen, Aktivatoren),
- – oder
durch Sequenzsubstitution.
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Genauer
wird eine erfindungsgemäße Konstruktion
vorteilhafterweise ausgewählt
aus der Gruppe, bestehend aus:
- – Konstruktionen,
die eine Sequenz enthalten, die für ein Antisense-STOP-Protein codiert,
die die Expression der nativen STOP-Sequenz blockieren wird;
- – Konstruktionen,
die die Region des STOP-Promotors (Positionen 1-3400 von 2)
in Kombination mit einem Reportergen oder mit der STOP-codierenden
Region umfassen. Positive oder negative Selektionsmarker können vorteilhafterweise
eingeschlossen sein, wie z.B. lacZ, bei dem die Regulation der Expression
zu einer Änderung
des Phänotyps
führen
wird. Ein bevorzugtes Reportergen ist das Gen des GFPs (green fluorescent
protein).
- – Konstruktionen,
die wenigstens einen Teil des STOP-Gens (codierende Region oder
nicht-codierende Regionen, Promotor, regulatorische 3'-Sequenzen, Aktivatoren),
der die erwünschte(n)
Modifikationen) (Deletionen, Mutationen usw.) einschließt, umfassen;
vorteilhafterweise sollen die für
eine gezielte Integration verwendeten DNA-Konstruktionen eine Region
einschließen,
die eine Homologie mit der Zielsequenz (STOP-Gen) zeigt, um eine
Rekombination zu induzieren.
- – Konstruktionen,
die wenigstens einen Teil des STOP-Gens, funktionell an einen Promotor,
der konstitutiv oder induzierbar sein kann, und an andere regulatorische
Sequenzen, die für
die Expression im Wirtstier erforderlich sind, gebunden, umfassen.
Mit funktionell Binden ist gemeint, dass eine DNA-Sequenz und eine
regulatorische Sequenz auf eine solche Weise assoziiert bzw. verbunden
sind, dass sie die Expression des Gens erlauben, wenn die geeigneten
Moleküle,
z.B. die Transkriptions-aktivierenden Proteine, an regulatorische
Sequenzen gebunden sind.
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Unter
STOP-Gen versteht man im Sinne der vorliegenden Erfindung die von
einem beliebigen Säugetier,
wie z.B. Ratte, Maus, Rind oder Mensch, oder von einem Huhn oder
einem Kugelfisch, erhaltenen STOP-Gene sowie die verschiedenen mutierten
Formen des genannten STOP-Gens; es schließt gleichermaßen die
verschiedenen offenen Leseraster, die Exons, die Introns, die nicht-codierenden
Regionen in 3' und
5', die an der Regulation
der Expression dieses Gens beteiligt sind, bis etwa 4 kb beiderseits
der codierenden Region, den Promotor und die Aktivatoren ein.
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Vorzugsweise
werden die Konstruktionen aus den folgenden Konstruktionen ausgewählt:
- – Konstruktionen,
die ein Fragment der genomischen Sequenz, die für ein STOP-Protein codiert, zwischen dem Initiationscodon
und dem STOP-Codon (C. Bosc et al., E. Denarier et al., L. Guillaud
et al., oben zitiert), insbesondere einschließlich aller Introns, die normalerweise
im nativen Chromosom vorhanden sind, enthalten. Sie kann die nicht übersetzten
3'- und 5'-Regionen, die in
der reifen mRNA wiedergefunden werden, enthalten. Sie kann außerdem Transkriptions-
oder Translationsregulationssequenzen (Promotor, Aktivator ...),
einschließlich
etwa 4 kb der 3'-
oder 5'-flankierenden
genomischen Regionen, enthalten.
- – Konstruktionen,
die nicht die Region zwischen den Positionen 4118 und 5131 der genomischen
Sequenz, die für
ein STOP-Protein codiert, umfassen.
- – Konstruktionen,
die 4,1 kb des STOP-Gens (entsprechend den Positionen 1-4118 von 2),
das Gen, das für
die β-Galactosidase
codiert, das unter die Kontrolle des endogenen STOP-Promotors gestellt
ist, ein Gen für
Resistenz gegen Neomycin unter der Kontrolle des PGK-Promotors,
1,57 kb der Sequenz des STOP-Gens (entsprechend den Positionen 5131-6701
der Sequenz von 2) und schließlich das
Gen der Thymidinkinase unter der Kontrolle des PGK-Promotors umfassen.
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Erfindungsgemäß stellen
die erhaltenen transgenen Tiere zwei Gruppen dar, die Knock-out-Tiere
und die Knock-in-Tiere.
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Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung:
- – Die Knock-out-Tiere
haben einen partiellen oder vollständigen Funktionsverlust in
einem oder beiden Allelen des für
ein endogenes STOP-Protein codierenden Gens; ein solches modifiziertes
Gen induziert die Expression des entsprechenden STOP-Proteins nicht
mehr. Die erfindungsgemäßen Knock-out-Tiere schließen auch
konditionale Knock-out-Tiere ein: (i) Modifikation des für ein STOP-Protein
codierenden Gens, die nur nach Exposition des Tieres gegenüber einer
Substanz, die die Modifikation des genannten Gens induziert, auftritt,
(ii) Einführung
eines Enzyms, das die Rekombination auf der Ebene eines Genortes, der
für ein
STOP-Protein codiert, induziert (z.B. Cre im System Cre-lox), oder
(iii) ein anderes Verfahren, das eine Modifikation des für ein STOP-Protein
codierenden Gens nach der Geburt induziert.
- – Die
Knock-in-Tiere weisen ein Transgen auf, das das endogene Gen, das
für ein
STOP-Protein codiert, verändert.
Ein Knock-in-Tier entspricht einer Veränderung in den Zellen des Wirtes,
die eine modifizierte Expression oder eine modifizierte Funktion
des nativen STOP-Gens nach sich zieht. Eine erhöhte oder verringerte Expression
kann somit durch Einführung
einer zusätzlichen
Kopie des STOP-Gens oder durch funktionelle Insertion einer Regulationssequenz,
die eine signifikant erhöhte
Expression einer endogenen Kopie des STOP-Gens erzeugt, erhalten
werden. Diese Veränderungen
können
entweder konstitutiv oder konditional in Abhängigkeit vom Vorhandensein
eines Aktivators oder eines Repressors sein. Das exogene Gen wird
entweder ausgehend von einer anderen Art als der des Wirtstieres
erhalten oder ist auf der Ebene der codierenden oder nicht-codierenden
Sequenz modifiziert. Das eingeführte
Gen kann ein Gen vom Wildtyp oder eine manipulierte Sequenz sein,
die beispielsweise Deletionen, Substitutionen oder Insertionen in den
codierenden oder nicht-codierenden
Regionen aufweist.
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Die
zwei Verfahren können
kombiniert werden: bei einem ersten Mal wird das Ursprungsgen aus-
bzw. abgeschaltet, dann wird, bei einem zweiten Mal, eine modifizierte
Form des genannten Gens in das genannte Tier eingeführt.
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Die
so erhaltenen rekombinanten oder transgenen Tiere umfassen eine
exogene Nucleinsäuresequenz,
die entweder in Form eines extrachromosomalen Elements oder stabil
in tegriert in alle oder einen Teil der Zellen des genannten Tieres,
spezieller die Keimzellen, vorliegt.
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Überraschenderweise
sind die Homozygotenmäuse,
die zwei inaktivierte Allele des STOP-Gens enthalten (Knock-out-
oder STOP KO (-/-)-Mäuse),
erhalten durch Kreuzung heterozygoter Tiere, lebensfähig und weisen
keine anatomische Veränderung
des Gehirns auf; sie weisen dagegen Defizite hinsichtlich der synaptischen
Plastizität
auf, die mit multiplen schweren Verhaltensstörungen, die ein völliges Fehlen
der Nachwuchspflege ("maternage"), eine tiefe Angst
bzw. Ängstlichkeit,
eine Unfähigkeit,
Gegenstände
wiederzuerkennen, und abnormale soziale Interaktionen umfassen,
zusammenhängen.
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Interessanterweise
können
diese multiplen Verhaltensstörungen
durch verlängerte
anhaltende Verabreichung von Neuroleptika gebessert werden.
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Folglich
stellen die Mäuse,
in denen das STOP-Gen inaktiviert worden ist (STOP KO (-/-)-Mäuse), ein Modell
dar, das für
den Test und die Behandlung von Krankheiten, die mit einem synaptischen
Defekt zusammenhängen,
und die gegenüber
Neuroleptika empfindlich sind, insbesondere die Schizophrenie und
die schizoaffektiven Störungen
mit Angst-, Paranoia- oder Depressionskomponente, besonders nützlich ist.
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Die
vorliegende Erfindung hat auch die Verwendung des genannten nichtmenschlichen
rekombinaten Säugetiers,
das Träger
wenigstens eines Allels des Gens, das für ein modifiziertes STOP-Protein
codiert, ist, für
die Selektion bzw. Auswahl oder die Durchmusterung psychoaktiver
Produkte zum Gegenstand.
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Die
Nucleinsäuremoleküle, die
die Sequenz eines modifizierten Allels des für ein STOP-Protein codierenden
Gens, wie es oben definiert ist (insbesondere die Sequenzen der
inaktivierten STOP-Gene), umfassen, werden insbesondere durch Mutation
auf an sich bekannte Weisen, zum Erzeugen der gesuchten Zielmodifikationen
erhalten: Substitutionen, Insertionen oder Deletionen auf der Ebene
einer Domäne
oder eines Exons, die zur Expression eines inaktivierten STOP-Proteins
oder dem Fehlen der Expression des STOP-Proteins führen. Die
Deletionen können
wichtige Modifikationen einschließen: Deletion einer Domäne oder
eines Exons (insbesondere Exon 1).
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Die
Fragmente der genannten Sequenzen werden vorteilhafterweise mittels
chemischer Synthese aus bzw. von Oligonucleotiden, mittels enzymatischem
Verdau oder mittels PCR-Amplifikation als Beispiel, erhalten.
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Die
genannten Fragmente umfassen wenigstens 15 Nucleotide, bevorzugt
etwa 18 Nucleotide und stärker
bevorzugt wenigstens 50 Nucleotide.
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Solche
Fragmente sind nützlich
als PCR-Primer oder zur Durchmusterung mittels Hybridisierung von rekombinanten
ES-Zellen oder rekombinanten nicht-menschlichen Tieren.
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Die
genannten Primer oder Sonden zur Durchmusterung von rekombinanten
ES-Klonen oder rekombinanten
Tieren sind dadurch gekennzeichnet, dass sie ausgewählt sind
aus der Gruppe, bestehend aus Fragmenten eines STOP-Gens, die wenigstens
15 Nucleotide, bevorzugt etwa 18 Nucleotide und stärker bevorzugt wenigstens
50 Nucleotide umfassen. Solche Primer oder Sonden erlauben das Durchmustern
von Zellen oder Tieren, die eine der modifizierten Sequenzen, wie
sie oben stehend definiert sind, umfassen.
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Vorzugsweise
werden die folgenden Primer zur Durchmusterung eingesetzt:
- – Oligonucleotid
A4080: Positionen 4067-4095 von 2 (SEQ ID
NO: 3);
- – Oligonucleotid
770: Positionen 4488-4515 von 2 (SEQ ID
NO: 4);
- – Oligonucleotid
AS2: Positionen 6680-6701 von 2 (SEQ ID
NO: 5).
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Die
wichtigsten Fragmente (mehr als 100 Nucleotide) sind für die Produktion
von STOP-Proteinen nützlich.
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Die
zu den klonierten STOP-Sequenzen homologen Sequenzen werden mittels
verschiedener Verfahren bzw. Methoden, die dem Fachmann bekannt
sind, identifiziert.
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Die Ähnlichkeit
der Nucleinsäuresequenzen
wird mittels Hybridisierung unter Bedingungen geringer Stringenz,
z.B. bei 50°C
und 10 × SSC
(0,9 M Salzpuffer und 0,09 M Natriumcitrat), detektiert.
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Die
genannten Sequenzen bleiben assoziiert bzw. angelagert, wenn sie
einem Waschschritt bei 55°C in
einem 1 × SSC-Puffer
unterworfen werden.
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Die
Identität
der Sequenzen kann mittels Hybridisierung unter stringenten Bedingungen,
z.B. bei 50°C oder
mehr und 0,1 × SSC
(9 mM Salzpuffer/0,9 mM Natriumcitrat), bestimmt werden.
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Die
vorliegende Erfindung hat auch Sonden zur Detektion und Durchmusterung
der genomischen DNA mittels Hybridisierung von rekombinanten ES-Klonen
oder rekombinanten Tieren zum Gegenstand, die dadurch gekennzeichnet
sind, dass sie aus einem Fragment des gleichen STOP-Gens, lokalisiert
außerhalb (stromaufwärts oder
stromabwärts)
der Se quenz des aus dem verwendeten Rekombinationsvektor stammenden
STOP-Gens (Zone der homologen Rekombination), bestehen.
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Vorteilhafterweise
entspricht die genannte Sonde den Positionen 700-1881 von 3 (SEQ
ID NO: 6).
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Die
vorliegende Erfindung hat auch ein Verfahren zur Durchmusterung
und Selektion von Molekülen, die
in der Behandlung von Schizophrenie und schizoaffektiven Störungen mit
Angst-, Paranoia- oder Depressionskomponente verwendbar sind, zum
Gegenstand, wobei das Verfahren dadurch gekennzeichnet ist, dass es
wenigstens die folgenden Stufen umfasst:
- – in vitro-Inkontaktbringen
wenigstens einer zu durchmusternden Substanz mit einer biologischen
Probe, die aus einem Extrakt von Zellen oder Organschnitten, vorzugsweise
neuronalen oder cerebralen, gebildet wird, die aus wenigstens einem
nicht-menschlichen rekombinanten Säugetier stammt, das Träger wenigstens
eines modifizierten Allels des Gens, das für ein STOP-Protein codiert,
ist,
- – Messen
der Wirkung der genannten zu durchmusternden Substanz auf die genannten
Zellen oder Organschnitte und
- – Vergleich
der erhaltenen Werte mit denen der Zellen oder Organschnitte einer
biologischen Probe, die von einem nicht-menschlichen Säugetier
desselben Typs, das Träger
von zwei Wildallelen des Gens, das für ein STOP-Protein codiert,
ist, stammt.
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Die
getesteten Substanzen werden insbesondere aus Substanzbanken (für natürliche oder
synthetische Substanzen) erhalten.
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Gemäß einer
vorteilhaften Ausführungsform
des genannten Verfahrens wird das genannte Messen mit Hilfe eines
Protein-Protein-Bindungstests durchgeführt; in solch einem Fall können eines
oder mehrere eingesetzte Moleküle
mittels eines Markers markiert sein; der genannte Marker kann ein
detektierbares Signal entweder direkt oder indirekt bereitstellen.
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Als
verwendbare Marker kann man beispielsweise Radioisotope, fluoreszierende
Moleküle,
chemilumineszierende Moleküle,
Enzyme, spezifische Bindungsmoleküle, Partikel, wie z.B. magnetische
Partikel, usw. nennen.
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Die
spezifischen Bindungsmoleküle
umfassen Molekülpaare,
wie Biotin und Streptavidin, Digoxin und Anti-Digoxin, usw. ...
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Bei
den Elementen bzw. Mitgliedern der spezifischen Bindung wird das
komplementäre
Element bzw. Mitglied mit einem an die Detektion angepassten Molekül nach bekannten
Verfahren markiert.
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Viele
andere Reagenzien können
in einem derartigen Durchmusterungstest eingesetzt werden; er umfasst
z.B. Salze, neutrale Proteine, wie z.B. Albumin, Detergenzien, usw.
..., die eingesetzt werden, um eine optimale Protein-Protein-Bindung
zu erleichtern und/oder um nicht-spezifische Wechselwirkungen oder
das Grundrauschen zu verringern.
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Reagenzien,
die die Wirksamkeit des Assays verbessern, wie z.B. Proteaseinhibitoren,
Nucleaseinhibitoren, antimikrobielle Mittel, können auch verwendet werden.
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Das
Gemisch der Komponenten wird ohne Beachtung der Reihenfolge auf
eine Weise zugegeben, die die gesuchte Bindung erlaubt.
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Die
Inkubationen werden bei zweckdienlicher Temperatur, üblicherweise
zwischen 4°C
und 40°C,
bewerkstelligt.
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Die
Inkubationszeiträume
können
variieren; sie liegen gewöhnlicherweise
zwischen 0,1 und 1 h und werden innerhalb dieser Zeitspanne optimiert,
insbesondere um eine rasche Durchmusterung zu erleichtern.
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Antikörper, die
für die
Polymorphismen der STOP-Proteine spezifisch sind, können in
Immunoassays zur Durchmusterung eingesetzt werden, spezieller, um
die Bindung von Substrat oder STOP-Protein zu detektieren oder um
das Vorhandensein oder Fehlen eines STOP-Proteins in einer Zelle oder einer Probe,
wie z.B. einer biologischen Probe, zu bestätigen.
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Gemäß einer
weiteren vorteilhaften Ausführungsform
des genannten Verfahrens wird die genannte Messung durch Detektion
der Intensitätsänderung
eines elektrischen Signals durchgeführt; was die Nervenzellen erfindungsgemäßer rekombinanter
Tiere anbelangt, kann man tatsächlich
eine Veränderung
der Organisation der Synapse (Positionierung und Transport von Neurorezeptoren)
bei den erfindungsgemäßen rekombinanten
Tieren beobachten.
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Die
vorliegende Erfindung ist auch auf ein Verfahren zur Durchmusterung
und Auswahl von Molekülen, die
in der Behandlung von Angst, Schizophrenie und schizoaffektiven
Störungen
mit Angst-, Paranoia- oder Depressionskomponente nützlich sind,
gerichtet, wobei das Verfahren dadurch gekennzeichnet ist, dass
es umfasst:
- – Verabreichung wenigstens
einer zu durchmusternden Substanz an wenigstens ein nicht-menschliches
rekombinantes Säugetier,
das Träger
wenigstens eines modifizierten Allels des Gens, das für ein STOP-Protein
codiert, ist; und
- – Verhaltenstest
bzw. Untersuchung des Verhaltens des genannten Säugetiers im Vergleich zu einer
Reihe von Kontrolltieren und/oder Bestimmung der Lokalisierung der
Medikamente nach ihrer Verabreichung.
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Solche
Tiere können
vorteilhafterweise als Modelle für
die Durchmusterung von psychoaktiven Molekülen, die eine geringe Toxizität beim Menschen
aufweisen, dienen.
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Die
vorliegende Erfindung hat gleichermaßen einen Vektor zur homologen
Rekombination eines Gens, das für
ein STOP-Protein codiert, zum Gegenstand, dadurch gekennzeichnet,
dass er eine Nucleotidsequenz eines modifizierten STOP-Gens, das
für ein
inaktiviertes STOP-Protein codiert, umfasst, von dem ein Fragment
mit 1012 bp, das sich wiederholende Sequenzen der codierenden Region
von Exon 1 enthält,
deletiert und durch eine Expressionskassette ersetzt wurde, die
das Gen für
Neomyzinresistenz (neo) unter der Kontrolle des PGK-Promotors und
das Gen der β-Galactosidase
(lacZ) unter der Transkriptionskontrolle des endogenen STOP-Promotors
enthält.
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Die
vorliegende Erfindung hat auch ein Verfahren zur Herstellung von
nichtmenschlichen rekombinanten Säugetieren, die Träger wenigstens
eines Allels des Gens, das für
ein inaktiviertes STOP-Protein codiert, sind, zum Gegenstand, dadurch
gekennzeichnet, dass man:
- – ein Allel des Gens, das für ein STOP-Protein
codiert, trunkiert;
- – die
genannte modifizierte Sequenz in einen Abschnitt der genomischen
DNA eines nicht-menschlichen Säugetieres
des gleichen Typs, assoziiert mit einem geeigneten Marker, derart
einführt,
um eine markierte Sequenz M zu erhalten, die das genannte modifizierte
Allel enthält;
- – die
genannte Sequenz M in vitro in Stammzellen aus Keimbahnen von Embryonen
eines nicht-menschlichen Säugetiers
mittels Transfektion integriert und man die Zellen, die das genannte
Allel aufgrund homologer Rekombinationsereignisse aufweisen, selektiert;
dann
- – die
genannten selektierten Stammzellen in einen einem nicht-menschlichen
Säugetier
des gleichen Typs reimplantierten Embryo injiziert, um chimäre Tiere
zu erhalten; und
- – man
in der F1-Generation nicht-menschliche rekombinante heterozygote
Säugetiere
und in der F2-Generation nicht-menschliche rekombinante homozygote
Säugetiere
vom Typ STOP -/-, erkennbar am Vorhandensein des Markers, und sogenannte
wilde Mäuse
vom Typ (+/+) erhält.
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Über die
vorstehenden Bestimmungen hinaus umfasst die Erfindung auch andere
Bestimmungen, die aus der folgenden Beschreibung, die sich auf die
Ausführungsbeispiele
des Verfahrens, das Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist, bezieht,
hervorgehen werden, und zwar unter Bezug auf die anhängenden
Zeichnungen bzw. Figuren, bei denen:
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1 die
genomische Organisation des STOP-Gens auf der Ebene von Exon 1 und
die Etablierung von Knock-out-Mäusen
für das
STOP-Gen [STOP KO (-/-)-Mäuse]
durch Veränderung
von Exon 1 illustriert. A: Restriktionskarte eines Fragments des
STOP-Gens (Wildallel),
das zur Herstellung eines genomischen Fragments mit Homologie verwendet
wurde, Struktur des Vektors zur homologen Rekombination oder des Zielvektors
bzw. Vektors ptSTOP, und die vorhergesagte Struktur des mutierten
Allels. EV: EcoRV; EI: EcoRI; TK: Thymidinkinase; pgk: Phosphoglyceratkinase;
neo: Neomycin; NTR: Nucleotide Translation Region. B: Southern-Blot-Profile
des STOP-Gens bei wilden (+/+; 8 kb) und heterozygoten (+/-; 5,3
kb) Mäusen.
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2 die
Sequenz des STOP-Gens auf der Ebene von Exon 1 (Positionen 333-5150)
(genomischer Klon von 7,2 kb) darstellt; die zur Etablierung der
STOP KO (-/-)-Mäuse verwendeten
Fragmente sind wie folgt: 5'-homologe
Sequenz: 4,118 kb, Positionen 1-4118; 3'-homologe Sequenz: 1,57 kb, Positionen
5131 bis 6701.
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3:
die 3A gibt die genomische Sequenz
des STOP-Gens, die in Bezug auf die Sequenz von 2 5' lokalisiert ist,
wieder, und die 3B gibt die zur Durchmusterung
verwendete Sonde wieder, die ein EcoRV-EcoRI-Fragment ist (Positionen
701-1881 aus 3A).
-
4 illustriert
die Western Blot-Analyse der Expression der STOP-Proteine (E-STOP
und N-STOP) im Gehirn von STOP KO (-/-)-Mäusen oder Mäusen vom Wildtyp mit Hilfe
polyklonaler 23C-Antikörper
(Laurent Guillaud et al., oben zitiert). Diese Figur zeigt das Fehlen
von STOP-Proteinen im Gehirn von STOP KO (-/-)-Mäusen im Vergleich zu Mäusen vom
Wildtyp; das Vorliegen einer äquivalenten
Menge an Proteinen in den beiden Probentypen, die auf das Gen aufgebracht
wurden, wird durch das mit einem Anti-Tubulin β-Antikörper erhaltene Signal (β-tub) demonstriert.
-
die 5 bis 8 illustrieren
die Veränderung
der Langzeitdepression (LTD für
long-term depression) und der Langzeitpotentialisierung (LTP für long-term
potentiation) bei STOP KO (-/-)-Mäusen:
-
5 illustriert die basale synaptische Reaktion
bzw. Antwort der Schaffer-Kollateralen:
die Kurven vom Typ "Eingang-Ausgang" geben die Steigung
der Kurve des erregenden postsynaptischen Potentials (EPSP für excitatory
post-synaptic potential) als Funktion der Erregbarkeit der Fasern
der Schaffer-Kollateralen, ausgehend von einem Schnitt einer Maus
vom Wildtyp (a) oder einer STOP KO (-/-)-Maus (b) wieder. Zusammenfassung
der von sechs Mäusen
vom Wildtyp und sechs STOP KO (-/-)-Mäusen erhaltenen Ergebnisse
(c). Die Steigungen der Kurven sind nicht signifikant voneinander
verschieden, was eine normale basale synaptische Übertragung
bzw. Transmission bei den STOP KO (-/-)-Mäusen anzeigt.
-
6 illustriert die Ergebnisse der Experimente
zur Langzeitpotentialisierung (LTP für "Long-term potentiation" auf Ebene der Synapsen
der Schaffer-Kollateralen und der Pyramidenzellen der CA1-Region
des Hippocampus:
-
6(a) zeigt, dass eine Stimulation bei erhöhter Frequenz
(tetanische Stimulation, die durch 4 Stimuli von 100 Hz während 1
s, angewandt in Intervallen von 10 bis 20 s, induziert wurde) eine
langzeitige Erhöhung
der Steigung der EPSP-Kurve in einem Schnitt aus einer Maus vom
Wildtyp nach sich zieht;
-
6(b) zeigt, dass eine identische Stimulation in
einem Schnitt aus einer STOP KO (-/-)-Maus dagegen einzig eine schwache
Erhöhung
der Steigung der EPSP-Kurve nach sich zieht; und
-
6(c) gibt eine Zusammenfassung der bei Mäusen vom
Wildtyp und STOP KO (-/-)-Mäusen
erhaltenen Ergebnisse wieder. Die Anfangswerte der Steigungen der
EPSP-Kurven sind in jedem Experiment normalisiert worden, wobei
der während
des Kontrollzeitraums (-10 bis 0 min) erhaltene Mittelwert der Kurve
verwendet wurde. Die als Mittelwert ± SEM bzw. Standardabweichung
des Mittelwerts angegebenen Ergebnisse entsprechen den Werten, die
an 13 und 9 Schnitten, die von 7 Mäusen vom Wildtyp bzw. 6 Mäusen vom
STOP -/--Typ stammten, erhalten wurden. Diese Ergebnisse zeigen
ein signifikantes Defizit der Langzeitpotentialisierung bei STOP
KO (-/-)-Mäusen
(p = 0,0007 bei einer Messung, die nach 30 bis 40 Minuten aufgezeichnet
wurde).
-
7 illustriert die Ergebnisse der Experimente
zur Langzeitdepression (LTD) auf der Ebene der Synapsen der Schaffer-Kollateralen
und der CA1-Pyramidenzellen:
-
7(a) zeigt, dass die Stimulation bei niedriger
Frequenz (LFS für
low frequency stimulation, 1 Hz während 15 min) eine langzeitige
Verringerung der Steigung der EPSP-Kurve in den Schnitten von Mäusen vom
Wildtyp induziert;
-
7(b) zeigt, dass die Stimulation bei niedriger
Frequenz dagegen keine langzeitige Verringerung der Steigung der
EPSP-Kurve in Schnitten von Mäusen
vom Typ KO -/- induziert; und
-
7(c) gibt eine Zusammenfassung der Experimente
zur LTD in STOP KO (-/-)-Mäusen
und in Mäusen
vom Wildtyp wieder. Die als Mittelwerte ± SEM ausgedrückten Ergebnisse
entsprechen den Werten, die an 15 und 9 Schnitten, die von 9 Mäusen vom
Wildtyp bzw. 6 STOP KO (-/-)-Mäusen
erhalten wurden. Diese Ergebnisse zeigen eine signifikante Änderung
der Langzeitdepression (LTD) bei den STOP KO (-/-)-Mäusen (p
= 0,01, Ergebnisse nach 40-45 Minuten aufgezeichnet).
-
8A illustriert
das Verhältnis
NMDA/AMPA auf Ebene der Synapsen der Schaffer-Kollateralen und der
CA1-Pyramidenzellen, entsprechend dem Verhältnis der Werte der EPSP-Kurven
des NMDA (N-Methyl-D-aspartat)-Rezeptors und des AMPA (α-Amino-3-hydroxy-5-methyl-4-isoxazolpropionsäure)-Rezeptors bei
14 und 9 Schnitten von sechs Mäusen
vom Wildtyp bzw. sechs STOP KO (-/-)-Mäusen. Die Steigungen der NMDA-
und der AMPA-Rezeptoren sind bei einer Intensität des Stimulus, die dem Zweifachen
des Schwellenwerts entsprach, gemessen worden. Zwischen den Mäusen vom
Wildtyp und den STOP KO (-/-)-Mäusen
ist kein signifikanter Unterschied beobachtet worden.
-
8B illustriert
die Depolarisation während
einer tetanischen Stimulation der Schaffer-Kollateralen: das Diagramm
gibt die Zusammenfassung der Ergebnisse der Quantifizierung der
Depolarisation während
einer tetanischen Stimulation wieder. Die Depolarisation wird 300
ms nach dem Beginn des ersten Stimulus von 100 Hz berechnet. Die
Experimente sind an 11 Schnitten von Mäusen vom Wildtyp und 8 Schnitten
von STOP KO (-/)-Mäusen
durchgeführt
worden, die von sieben Mäusen
vom Wildtyp bzw. sechs STOP KO (/-)-Mäusen stammten. Die Ergebnisse
sind bei den Mäusen
vom Wildtyp und den STOP KO (-/-)-Mäusen nicht signifikant voneinander
verschieden.
-
9 illustriert die kurzzeitige Veränderung
der synaptischen Plastizität
bei den STOP KO (-/-)-Mäusen:
-
9A illustriert
die Ergebnisse der Versuche zur post-tetanischen Potentialisierung
der synaptischen Transmission von Schaffer-Kollateralen. Eine Stimulation
bei hoher Frequenz in Gegenwart eines Antagonisten des NMDA-Rezeptors,
D-APV (50-100 μM),
induziert eine vorübergehende
Erhöhung
der EPSP-Steigung. Die Ergebnisse wurden ausgehend von 6 und 10
Schnitten erhalten, die von vier Mäusen vom Wildtyp bzw. fünf STOP
KO (-/-)-Mäusen
stammten. Die Ergebnisse zeigen eine Änderung der post-tetanischen Potentialisierung
bei den STOP KO (-/-)-Mäusen
(p = 0,04, Messungen von 0 bis 30 s nach der tetanischen Stimulierung durchgeführt);
-
9B illustriert
die Ergebnisse der Versuche zur Erleichterung bzw. Bahnung mittels
gekoppelter Stimulationen (PPF für
paired pulse facilitation) der synaptischen Transmission von Schaffer-Kollateralen.
Die erhaltenen Ergebnisse entsprechen 7 und 12 Schnitten, die von
vier Mäusen
vom Wildtyp bzw. fünf
STOP KO (-/-)-Mäusen
stammten. Die Erleichterung bzw. Bahnung durch gekoppelte Stimulationen
ist bei den Mäusen vom
STOP -/--Typ nicht signifikant verändert; und
-
9C illustriert
die Versuche zur Frequenzbahnung von Moosfasern des Hippocampus.
Die Ergebnisse wurden ausgehend von 10 und 12 Schnitten erhalten,
die ausgehend von 7 und 8 Schnitten erhalten wurden, die von sechs
Mäusen
vom Wildtyp bzw. sieben STOP KO (-/-)-Mäusen stammten. Bei den Mäusen vom Wildtyp
provozierte eine wiederholte Stimulierung der Synapsen der Moosfaser
unter Verwendung von Stimulationsfrequenzen zwischen 0,033 und 1
Hz eine reversible Erhöhung
der Amplitude der Reaktion der Moosfaser um einen Faktor von 3.
Die Bahnung ist bei den STOP KO (-/-)-Mäusen auf signifikante Weise
verändert (p
= 0,03, Werte bei einer Stimulationsfrequenz von 1 Hz aufgezeichnet).
-
10 illustriert die Störungen des mütterlichen
Verhaltens von STOP KO (-/-)-Mäusen:
-
10a: das Überleben
der von primiparen Müttern,
die das STOP-Wildallel oder das mutierte STOP-Allel (STOP -/-) tragen,
abstammenden Neugeborenen wird am zweiten Tag nach der Geburt untersucht;
-
10b und 10c:
die Manifestierung eines mütterlichen
Verhaltens wird bei jungen primiparen Weibchen und jungen Männchen vom
Typ STOP KO (-/-) im Vergleich zu Mäusen vom Wildtyp untersucht.
Die Ergebnisse sind in Form des Mittelwerts ± SEM angegeben; n = 9 für die weiblichen
Mäuse vom
Wildtyp und STOP KO (-/-)-Typ
und n = 10 für
die männlichen
Mäuse vom
Wildtyp und STOP KO (-/-)-Typ.
-
11 illustriert die Verhaltensstörungen bei
STO KO (-/-)-Mäusen;
die Aktivitäten
der Mäuse
(Schlafen, Fressen, sich Putzen, Gehen bzw. Laufen und Unbewegtbleiben,
obwohl wach) wurden während
eines Zeitraums von 3 Stunden auf Video aufge zeichnet, n = 11 für die Mäuse vom
Wildtyp (wt für
wild-type) und die STOP KO (-/-)-Mäuse:
-
11a: mit jeder Aktivität verbrachte Zeit. Jeder Kasten
entspricht einer andersartigen Aktivität, wie im Feld auf der linken
Seite angegeben. Die STOP KO (-/-)-Mäuse
verbringen mehr Zeit mit Laufen bzw. Gehen und mit Unbewegtbleiben
als die Mäuse
vom Wildtyp, wobei dies zu Lasten der mit Schlafen oder mit Fressen verbrachten
Zeit geht.
-
11b: Zahl der Änderungen
der Aktivität.
Im Vergleich zu Mäusen
vom Wildtyp zeigen die STOP KO (-/-)-Mäuse eine viel höhere Zahl
der Änderungen
der Aktivitäten
mit einer viel höheren
Zahl der Phasen des Gehens und des Ruhen.
-
11c: prozentualer Anteil der Putzphasen, denen
eine Schlafphase folgt (GS), bezogen auf die Gesamtzahl der Schlafphasen
(S), ausgedrückt
als Mittelwert ± SEM.
Die prozentualen Anteile werden für jede Maus vor dem Berechnen
des Mittelwerts berechnet. Die typische G-S-Abfolge bei den Mäusen vom
Wildtyp ist bei den STOP KO (-/-)-Mäusen
häufig
unterbrochen.
-
12 illustriert den Angstzustand von STOP
KO (-/-)-Mäusen,
bewertet mittels des Tests von Licht und Dunkelheit. 12a: die in einem beleuchteten Kasten
verbrachte Zeit, und 12b: die Zahl
der Passagen bzw. Wechsel zwischen den beiden Kästen werden jeweils während einer
Zeitdauer von 5 Minuten ab dem ersten Eintritt des Tieres in den
verdunkelten Kasten aufgezeichnet. Die Mäuse vom Wildtyp (+/+) werden
als Kontrollen verwendet. Die Werte entsprechen dem Mittelwert ± Standardfehler
des Mittelwerts (SEM). Die Unterschiede zwischen den KO-Mäusen und
den Kontrollmäusen
sind mit einem Risiko bzw. Signifikanzniveau von p < 0,01 (**) angegeben.
-
13 illustriert
die Störungen
des Kurzzeitgedächtnisses
der STOP KO (-/-)-Mäuse,
bewertet mittels des Tests der Wiedererkennung eines Gegenstandes.
Die Mäuse
vom Wildtyp (+/+) werden als Kontrollen verwendet. Die Ergebnisse
sind durch den Wiedererkennungsindex (RI) ausgedrückt: RI-Werte
signifikant über 50
% entsprechen einem positiven Wiedererkennungstest. Die Werte entsprechen
dem Mittelwert ± Standardfehler
des Mittelwerts (SEM).
-
14 illustriert
das Sozialverhalten von STOP KO (-/-)-Mäusen; die Mäuse vom Wildtyp (+/+) werden als
Kontrollen verwendet: 15a:
Bewertung der Zeit, die ein Männchen
mit sozialer Erkundung angesichts eines Eindringlings verbringt
[n = 11 für
die Mäuse
vom Wildtyp und n = 13 für
die STOP KO (-/-)-Mäuse]; 15b: Aggression zwischen Männchen; die Aggressionstests
werden während
zwei aufeinander folgenden Tagen bewerkstelligt [n = 11 für die Mäuse vom
Wildtyp und n = 10 für
die STOP KO (-/-)-Mäuse],
die Zahl der Aggressionen und die mit Kämpfen verbrachte Zeit (Mittelwert ± Standardfehler
des Mittelwerts (SEM)) werden während
des 2. Tages aufgezeichnet; *: p < 0,05,
**: p < 0,01; Mann-Whitney-U-Test.
-
15 illustriert die Wirkung von Neuroleptika
auf das mütterliche
Verhalten bei den STOP KO (-/-)-Mäusen:
-
15A: Wiedereinbringung von Neugeborenen in das
post-partum Nest, die von Weibchen vom Wildtyp (wt) und STOP KO
(-/-)-Typ abstammen. Die Wiedereinbringung der jungen Mäuse bzw.
Mäuschen
in das Nest ist während
des ersten Tages post-partum bei Mäusen, die mit Neuroleptika
(Mischung aus Haloperidol und Chlorpromazin), einem Anxiolytikum
(Diazepam) behandelt wurden oder nicht-behandelt waren, untersucht
worden. Die Mäuse
haben eine Dosis von 0,5 mg/kg/Tag ab 6-8 Tage vor der Geburt bis
zum Tag der Geburt erhalten. Die Weibchen wurden in Gegenwart von
drei Neugeborenen gebracht, und die Wiedereinbringung in das Nest
ist für
jedes Weibchen aufgezeichnet worden. Der Mittelwert der erhaltenen
Werte ist für
jeden Genotyp angegeben (Mittelwert ± SEM, n = 6 für jede Gruppe
von Mäusen
vom Wildtyp und vom STOP KO (-/-)-Typ. * p < 0,05, ** p < 0,02, *** p < 0,01 nicht parametrischer Mann-Whitney-U-Test).
-
15B: Überleben
der Neugeborenen bei den Mäusen
vom Wildtyp und den STOP KO (-/-)-Mäusen. Das Überleben der Neugeborenen wird
bei den STOP KO (-/-)-Mäusen, die
unterschiedlichen Behandlungen unterworfen wurden, untersucht. Die
Neugeborenen werden als überlebend
betrachtet, wenn sie bis zur Entwöhnung aufgezogen werden. Bei
den nicht-behandelten (n = 20) oder kurzzeitig behandelten STOP
KO (-/-)-Mäusen
ist kein Überleben
Neugeborener beobachtet worden (15A).
Dagegen wird ein Überleben Neugeborener
bei vier der sieben STOP KO (-/-)-Mäuse, die mit Neuroleptika langzeitbehandelt
wurden (4 Monate), beobachtet. Ein Überleben Neugeborener wird
bei allen Mäusen
vom Wildtyp (n = 7), die der gleichen Langzeitbehandlung mit Neuroleptika
unterworfen wurden, beobachtet. * p < 0,05, ** p < 0,02, *** p < 0,01, exakter Fisher-Test.
-
Beispiel 1: Etablierung
von "Knock out" (KO)-Mäusen, in
denen das STOP-Gen inaktiviert ist: STOP KO (-/-)-Mäuse
-
1- Materialien und Methoden
-
1-1 Konstruktion des homologen
genomischen Fragments und des Vektors zur homologen Rekombination (Targeting-Vektor)
-
Die
Fragmente genomischer DNA, die zur Konstruktion des Vektors zur
homologen Rekombination verwendet wurden, stammen aus einer Bank
genomischer DNA von Mäusen
der Linie bzw. des Stammes 129, die in den Phagen P1 kloniert und
mittels einer cDNA des STOP-Gens oder einer Sonde aus cDNA des genannten
Gens durchmustert wurden (Eric Denarier et al., B.B.R.C., 1998,
oben zitiert).
-
Das
homologe genomische Fragment des STOP-Gens wird ausgehend von einem
Klon mit 7,2 kb, dessen Sequenz in 2 angegeben
ist, gemäß den folgenden
Stufen konstruiert: ein Fragment mit 1012 bp, das die sich wiederholenden
Sequenzen der codierenden Region des STOP-Gens enthält, die
sich über
die Positionen 4118 bis 5131 der in 2 angegebenen
Sequenz erstreckt, ist deletiert und durch eine Expressionskassette,
die das Gen für
Neomycinresistenz (neo) unter der Kontrolle des PGK-Promotors und
das Gen der β-Galactosidase
(lacZ) unter der Transkriptionskontrolle des endogenen STOP-Promotors
enthält,
ersetzt worden. Außerdem
ist eine EcoRV-(Schnitt-)Stelle 5' des lacZ-Gens eingeführt worden.
-
Der
Vektor zur homologen Rekombination (ptSTOP) wird durch Klonierung
des homologen Fragments des STOP-Gens, das vorstehend im Vektor
pGK-TK beschrieben wurde, erhalten. Der Vektor pGK-TK leitet sich
vom Vektor pPNT, konstruiert von Tybulewicz et al. (Cell, 1991,
65, 1153-1163), ab durch Insertion des Gens der Thymidinkinase des
Herpes simplex Virus (HSV) unter der Kontrolle des Promotors der
Phosphoglyceratkinase (PGK).
-
1-2 Homologe Rekombination
in ES-Zellen und Genotypisierung
-
Der
Vektor ptSTOP wird mittels des Enzyms Not1 linearisiert und in ES-Zellen
(ES-R1, A. Naguy
et al., P.N.A.S., 1993, 90, 8428-8428) oder in ES-AT1-Zellen, isoliert
ausgehend von Blastozyten in einem Alter von 3,5 Tagen, die von
F1-Mäusen
(129 Sv Pas × 129
Sv Pas) stammen, elektroporiert. Dann werden die elektroporierten
ES-Zellen auf einer Schicht aus Fibroblasten, die neomycinresistent
sind, zuvor mit Mitomycin behandelt, ausgesät und in glucosereichem DMEM-Medium
(INVITROGEN), enthaltend 15 % fötales
Kälberserum
und 1000 EI/ml Leukämieinhibitorfaktor
(Esgron, CHEMICON), kultiviert. 2 Tage nach der Transfektion wird
Geneticin (G418, INVITROGEN) zu dem Kul turmedium in einer Endkonzentration
von 250 μg/ml
gegeben. Gancyclovir (SYNTEX) wird vom vierten bis zum achten Tag
nach der Transfektion zugegeben. Klone der rekombinanten ES-Zellen
werden 10 Tage nach der Transfektion entnommen und vermehrt bevor
sie eingefroren oder untersucht werden. Der Genotyp der gegenüber G418
und Gancyclovir resistenten Klone wird verifiziert mittels Southern
Blot-Tests von genomischer DNA, die mittels EcoRV verdaut wurde
und hybridisiert wurde mit einer Sonde, die für das STOP-Gen spezifisch ist,
die in der 5'-flankierenden
Region der Region der homologen Rekombination lokalisiert ist (siehe 3)
und den Positionen 698-1875 nach EcoRV-EcoRI-Verdau in der 3 entspricht.
Die Größe der Restriktionsfragmente
ist 8 kb für
das Wildallel und 5,3 kb für
das mutierte Allel (1B).
-
1-3 Mikroinjektion von
rekombinanten ES-Zellen und Erhalt von transgenen Mäusen, die
für das
mutierte Allel des STOP-Gens homozygot sind [STOP KO (-/-)-Mäusel
-
Die
rekombinanten ES-Zellen, die das mutierte Allel tragen, werden in
Embryonen von OF1-Mäusen im
Morula-Stadium mikroinjiziert, dann werden die Embryonen in den
Uterus der austragenden Mutter reimplantiert, um chimären Mäusen das
Leben zu schenken (Gene targeting: a practical approach, A. L. Joyner, Hrsg.,
New York, Oxford University Press, 1993, Seiten 174-179). Die Kreuzung
dieser Chimären
mit BalB/c- oder 129/sv-Mäusen
(CHARLES RIVER Laboratoires) ergibt heterozygote F1-Abkömmlinge,
in denen die Transmission bzw. Weitergabe der Mutation des STOP-Gens
mittels Southern-Blot-Untersuchung
genomischer DNA, die aus einer Schwanzprobe stammt, verifiziert
wird. Die F1-Abkömmlinge
werden untereinander gekreuzt, um homozygote F2-Abkömmlinge
zu ergeben.
-
1-4 Western-Blot-Test
der Expression des STOP-Gens im Gehirn der STOP KO (-/-)-Mäuse
-
Extrakte
der Gehirne von STOP KO (-/-)-Mäusen
und von Mäusen
des Wildtyps werden hergestellt und im Western-Blot mit Hilfe von
polyklonalen 23C-Antikörpern
gemäß den in
Guillaud et al., oben zitiert, beschriebenen Protokollen untersucht.
-
1-5 Histologischer Test,
Immunmarkierung von STOP-Proteinen und Detektion der β-Galactosidaseaktivität des Gehirns
der STOP KO (-/-)-Mäuse
-
a) Histologischer Test
-
Männliche
Mäuse vom
Wildtyp und vom STOP KO (-/-)-Typ mit einem Alter von 10 bis 12
Wochen werden mit einer Paraformaldehydlösung (PFA 4 %) perfundiert.
Die Gehirne werden in der gleichen Lösung während 2 Stunden bei 4°C fixiert.
Ein Test der Detektion der Cytochromoxidase (Y. Liu et al., J. Neurosci.
Methods, 1993, 49, 181-184) und eine Kristallviolettfärbung werden
an 100 μm-Schnitten
der Gehirne durchgeführt.
-
b) Immunmarkierung der
STOP-Proteine
-
Die
Gehirne werden wie in Abschnitt a) beschrieben präpariert,
dann in Saccharose (20 % in PBS) eingefroren. Gehirnschnitte von
20 μm werden
stufenweise in den folgenden Lösungen
inkubiert: 1 % H2O2 (15 min),
3 % BSA (30 min) und in einem Gemisch polyklonaler 23C-Antikörper (100 μg/ml) und
des konjugierten Kaninchen-anti-Antikörpers, der an Peroxidase gekoppelt
ist (eine Nacht), dann werden die STOP-Proteine mit Ethylcarbazol
(AEC, DAKO) entwickelt bzw. sichtbar gemacht.
-
c) Detektion der β-Galactosidaseaktivität
-
Gehirnschnitte
(100 μm)
werden in 0,2 % Glutaraldehyd und 2 % Formaldehyd fixiert. Die β-Galactosidaseaktivität wird mittels
Färbung
der Schnitte in einer PBS-Lösung,
enthaltend 5 mM Kaliumhexacyanoferrat(III), 5 mM Kaliumhexacyanoferrat(II),
2 mM Magnesiumchlorid und 1 mg/ml X-Gal, bei 30°C während 3 bis 5 Stunden detektiert.
-
1-6 Test der Stabilität der Mikrotubuli
in den Neuronen und den Gliazellen der STOP KO (-/-)-Mäuse
-
Neuronen
und Gliazellen von Embryonen von Mäusen vom Wildtyp und von STOP
KO (-/-)-Mäusen werden
bei Umgebungstemperatur gehalten oder einer Temperatur von 0°C während 45
Minuten unterworfen. Nach Extraktion des freien Tubulins gemäß dem in
Laurent Guillaud et al., oben zitiert, beschriebenen Protokoll werden
die Mikrotubuli mit einem anti-Tubulin-Antikörper gefärbt und
die (Zell-) Kerne werden mittels Hoechst-Lösung gefärbt.
-
2- Ergebnisse
-
2-1 Etablierung von STOP
KO (-/-)-Mäusen
-
Das
genotypische Profil der homozygoten Mutante STOP KO (-/-) zeigt
das Vorhandensein eines Fragments mit 5,3 kb (1B),
das die Deletion des Fragments mit 1012 bp, das die sich wiederholenden
Sequenzen der codierenden Region des STOP-Gens enthält, anzeigt.
-
Der
Test der verschiedenen heterozygoten Kreuzungen zeigt, dass das
mutierte STOP-Allel
auf Mendelsche Weise weitergegeben wird.
-
Die
homozygoten STOP KO (-/-)-Mäuse
sind lebensfähig,
sie scheinen bei guter Gesundheit zu sein und weisen keine makroskopisch
sichtbaren Läsionen
auf.
-
Man
erhält
einen Null-Phänotyp;
die Mäuse,
die das mutierte Allel im homozygoten Zustand tragen, exprimieren
kein STOP-Protein:
- – die Untersuchung von Extrakten
aus Gehirnen von STOP KO (-/-)-Mäusen
im Western-Blot mit Hilfe des polyklonalen 23C-Antikörpers (Guillaud
et al., oben zitiert), zeigt das Fehlen der STOP-Proteine (E-STOP und
N-STOP) bei diesen Mäusen,
während
diese zwei Isoformen bei den adulten Mäusen vom Wildtyp detektiert
werden (4);
- – der
immunhistologische Test von Schnitten der Gehirne von STOP KO (-/-)-Mäusen zeigt ein Fehlen der spezifischen
Markierung der STOP-Proteine (E-STOP und N-STOP) bei diesen Mäusen, während eine
spezifische Markierung dieser STOP-Proteine in der Gesamtheit der
Nervengewebe von adulten Mäusen
vom Wildtyp beobachtet wird.
-
2-2 Fehlen der Kältestabilität der Mikrotubuli
von Zellen die aus STOP KO (-/-)-Mäusen stammen
-
Wegen
des Fehlens von STOP-Protein bei den STOP KO (-/-)-Mäusen beobachtet
man eine Depolymerisation der Mikrotubuli nach Kälteexposition, zugleich in
den Neuronen, den Gliazellen oder den Fibroblasten.
-
2-3 Fehlen anatomischer
Läsionen
im Gehirn der STOP KO (-/-)-Mäuse
-
Die
Untersuchung der Anatomie des Gehirns der STOP KO (-/-)-Mäuse mittels
optischer Mikroskopie und ausgehend von parasagitalen Schnitten,
die mit Kristallviolett gefärbt
wurden, um die Zellkerne sichtbar zu machen, zeigt keine Unterschiede
zwischen den KO -/-Mäusen
und den Mäusen
vom Wildtyp.
-
Genauer:
- – die
Untersuchung der Zellschichten des Kleinhirns, des Neocortex, des
Hippocampus und des Riechkolbens, die jenen entsprechen, die eine
bedeutende Expression der STOP-Proteine bei den Mäusen vom Wildtyp
zeigen, zeigt eine in perfekter Weise normale Organisation bei den
Mäusen
vom KO -/--Typ;
- – die
Untersuchung des somatosensorischen Cortex, ausgehend von tangentialen
Schnitten, die gefärbt wurden,
um die Cytochromoxidaseaktivität
hervorzuheben, hat eine normale Organisation der Tännchenfelder
("champs de tonneaux") bei den Mäusen vom
KO -/--Typ gezeigt;
- – das
Expressionsprofil der β-Galactosidase
im Gehirn der STOP KO (-/-)-Mäuse ist
identisch mit dem, das bei den heterozygoten Mäusen beobachtet wird, was zeigt, dass
die Zellen, die im normalen Zustand bedeutende Mengen an STOP-Proteinen
exprimieren, bei den Mäusen
vom STOP -/--Typ noch vorhanden sind.
-
Die
homozygoten STOP (-/-)-Mäuse,
die keine mittels Mikroskopie detektierbaren anatomischen Läsionen des
Gehirns aufweisen, weisen hingegen Verhaltensstörungen auf.
-
Beispiel 2: Elektrophysiologische
Untersuchung der synaptischen Transmission bei den Mäusen vom
KO STOP -/--Typ
-
1- Materialien und Methoden
-
Für die Präparation
von Hippocampusschnitten werden Mäuse mit einem Alter von 1 bis
3 Monaten mit Nembutal tief anästhesiert.
Gehirnschnitte (300-400 μm)
werden in einer künstlichen
cerebrospinalen Flüssigkeit
(124 mM NaCl, 26 mM NaHCO3, 2,5 mM KCl,
1,25 mM NaH2PO4,
2,5 mM CaCl2 und 1,3 mM MgCl2) bei
einer Temperatur zwischen 4°C
und 8°C
hergestellt. Genauer: die Schnitte wurden während wenigstens 1 h bei Umgebungstemperatur
gehalten, dann wurden sie in einer Kammer, die künstliche cerebrospinale Flüssigkeit,
die mit 95 % 02 und 5 % CO2 äquilibriert
ist, enthält,
untergetaucht und wurden in eine Superfusionskammer transferiert.
-
Das
post-synaptische Erregungspotential bzw. erregende post-synaptische
Potential (EPSP) der extrazellulären
Felder ist mit Hilfe von Mikroelektroden (1 bis 3 MΩ), die mit
künstlicher
cerebrospinaler Flüssigkeit
gefüllt
waren, aufgezeichnet wurden. Die Messungen sind bei einer Temperatur
zwischen ungefähr
22 bis 25°C
durchgeführt
worden. Bipolare Elektroden aus Stahl sind verwendet worden, um
die Schaffer-Kollaterale und die Moosfaser zu stimulieren (Stimulation
von 10 bis 100 mA während
0,1 ms mit Intervallen von 10 bis 30 s zwischen jeder Stimulation).
-
Für alle in
der CA1-Region durchgeführten
Tests sind die Stimulationselektroden und die Elektroden zur extrazellulären Messung
im stratum radiatum platziert worden und Picrotoxin (Endkonzentration
von 100 μM,
SIGMA) ist der künstlichen
cerebrospinalen Flüssigkeit
zugesetzt worden. Diesen Testreihen ist die CA1-Region vor der Messung
von der CA3-Region
durch Sektion des Gehirnschnitts mit einem Messer getrennt worden.
-
Für die Kurven
vom Typ Eingang/Ausgang ist die Erregbarkeit der Fasern nach Blockierung
der Aktivierung des Glutamatrezeptors mit dem Antagonisten des AMPA
(α-Amino-3-hydroxy-5-methyl-4-isoxazolpropionsäure)-Rezeptors,
NBQX (5 bis 10 μM,
TOCRIS), untersucht worden. Die Reaktionen des AMPA-Rezeptors wurden
gemessen, dann wurden die Reaktionen des NMDA (N-Methyl-D-aspartat)-Rezeptors
nach Unterdrückung
des extrazellulären
Magnesiums zu Tage gebracht und mittels Zugabe von NBQX (10 μM) isoliert, um
eine quantitative Untersuchung durchzuführen.
-
Für die Analysen
vom Typ post-tetanische Potentialisierung (PTP) ist eine erhöhte Dosis
an D-APV (50 bis 100 μM;
geliefert von TOCRIS) der Lösung
des Bades zugefügt
worden, und zwar wenigstens 10 Minuten vor dem tetanischen Schock.
-
Für die Experimente
mit gekoppelten Stimulationen sind die Schaffer-Kollateralen auf
wiederholte Weise mit zwei Stimuli gleicher Intensität, die von
kurzen Intervallen variabler Zeitdauer getrennt waren, stimuliert worden.
Das Ergebnis ist als das Verhältnis
zwischen der Amplitude der Reaktion auf den zweiten Stimulus und
auf den ersten Stimulus, bestimmt ausgehend vom Mittelwert von 15
bis 20 Reaktionen, für
jeden Wert des Intervalls ausgedrückt.
-
Die
Reaktionen der Moosfasern sind durch Anwendung eines Bades mit einem
selektiven Agonisten des Glutamatrezeptors, DCG IV (metabotrope
Gruppe vom Typ 2), untersucht worden. Die inhibitorischen Wirkungen
von DCG IV (10 mM, geliefert von TOCRIS) auf die Eingänge in die
Moosfasern sind bei den Mäusen vom
Wildtyp und den STOP KO (-/)-Mäusen ähnlich.
NBQX (5 bis 10 mM) ist am Ende jedes Tests der Moosfaser angewandt
worden, um die Erregbarkeit dieser Fasern zu bestimmen.
-
Die
Erfassung der Grundlagen bzw. Eingaben und die Untersuchung der
Experimente zur Langzeitpotentialisierung (LTP) und zur Langzeitdepression
(LTD) sind, bezogen auf den Genotyp der Mäuse, blind durchgeführt worden.
Alle Ergebnisse sind in der Formel Mittelwert ± Standardabweichung des Mittelwerts
(SEM) angegeben.
-
2- Ergebnisse
-
Die
Funktion der Synapsen der STOP KO (-/-)-Mäuse ist im Hippocampus, wo
die Expression der STOP-Proteine bedeutend ist, untersucht worden.
-
Zunächst ist,
um die glutamaterge Transmission selektiv zu untersuchen, die synaptische
Transmission in der CA1-Region des Hippocampus in Gegenwart von
Picrotoxin, einem Antagonisten des GABA-Rezeptors vom Typ A, untersucht
worden.
-
Die
basale synaptische Transmission ist mittels Untersuchung des Verhältnisses
bzw. der Beziehung zwischen der Erregbarkeit der Fasern der Schaffer-Kollateralen
und der Amplitude der erregenden post-synaptischen Potentiale in
der CA1-Region des Hippocampus bewertet worden. Die Untersuchung
ist bei unterschiedlichen Intensitäten des Stimulus durchgeführt worden.
Die Kurven vom Typ Eingang/Ausgang sind bei den STOP KO (-/-)-Mäusen und
den Mäusen
vom Wildtyp qualitativ ähnlich
(5a und 5b).
Die quantitative Unter suchung, die an den Steigungen der Eingang/Ausgang-Kurven
von sechs Mäusen
vom Wildtyp und von sechs Mäusen
vom STOP KO (-/-)-Typ durchgeführt
wurde, zeigt keinen Unterschied zwischen den zwei Gruppen von Mäusen (5c), was eine normale basale synaptische
Transmission bei den Mäusen
vom STOP -/--Typ anzeigt.
-
Für die Untersuchung
der synaptischen Plastizität
ist die synaptische Reaktion auf einen Standardstimulus mittels
der Steigung der EPSP-Kurve bewertet worden. Die Basalwerte der
Steigungen werden mittels wiederholter Stimulationen bei niedriger
Frequenz (0,03-0,1 Hz) bestimmt. Zum Zeitpunkt Null wird ein Konditionierungsstimulationsprotokoll
angewandt. Die synaptische Anpassung wird durch eine stabile Abweichung der
Werte der EPSP-Steigungen
in Bezug auf die Basalwerte festgestellt.
-
Ein
Konditionierungsprotokoll bei erhöhter Frequenz (100 Hz), angewandt
auf die Synapse Schaffer-Kollaterale-Pyramidenzelle der Region CA1,
erzeugt eine stabile Erhöhung
der Steigungen der Kurven in Schnitten von Mäusen vom Wildtyp (6a), was eine synaptische Potentialisierung
bei diesen Mäusen
anzeigt. Diese Potentialisierung hat für mehr als 30 Minuten bestanden
und eine solche Beständigkeit
gibt eine Langzeitpotentialisierung (LTP) wieder.
-
Bei
den STOP KO (-/-)-Mäusen
beobachtet man eine schwächere
Potentialisierung der synaptischen Transmission (6b).
-
Dieser
Unterschied wird durch die quantitative Untersuchung der Gesamtheit
der in den zwei Gruppen von Mäusen
erhaltenen Ergebnisse bestätigt
(6c).
-
Die
Langzeitdepression (LTD) ist auf Ebene der gleichen Synapsen der
Schaffer-Kollateralen
und der CA1-Pyramidenzellen untersucht worden. Das klassische Protokoll
der Stimulation bei niedriger Frequenz ist verwendet worden (LFS,
900 Stimulationen von 1 Hz). Die Schnitte von STOP KO (-/-)-Mäusen haben
eine signifikante Verringerung der LTD-Amplitude gezeigt (7b).
-
Diese
Ergebnisse zeigen, dass die LTP und die LTP bei den STOP KO (-/-)-Mäusen verändert sind.
-
Die
LTP und die LTD hängen
auf entscheidende Weise von der Aktivität des NMDA-Rezeptors ab. Jedenfalls sind die basale
Aktivität
des NMDA-Rezeptors, die mittels des Verhältnisses der Reaktion NMDA/AMPA
auf Stimuli gemessen wurde (8A), und
die Aktivierung des NMDA-Rezeptors während der tetanischen Stimulation
(8B) bei den STOP KO (-/-)-Mäusen und den Mäusen vom
Wildtyp vergleichbar.
-
Diese
Ergebnisse beweisen ein Defizit in den zwei Hauptformen der synaptischen
Plastizität
(LTP und LTD) bei den STOP KO (-/-)-Mäusen und weisen darauf hin,
dass das Defizit nicht mit einem Fehler bzw. Mangel in der Expression
des NMDA-Rezeptors bei den STOP KO (-/-)-Mäusen zusammenhängt.
-
9B zeigt,
dass bei den STOP KO (-/-)-Mäusen
die synaptische Potentialisierung während der ersten Minuten nach
der tetanischen Stimulation sowie in späteren Momenten verändert ist.
Folglich ist die Existenz eines möglichen Mangels an kurzzeitiger
Plastizität
auf der Ebene der Synapsen der Schaffer-Kollateralen und der CA1-Pyramidenzellen
durch Messungen der post-synaptischen Potentialisierung (PTP) und
der Bahnung durch gekoppelte Stimulationen (PPF) untersucht worden.
Wie die LTP ist die PTP eine Form der Potentialisierung infolge
einer tetanischen Stimulation (Stimulus von 1 Hz während 1
s), aber sie wird in Gegenwart des Antagonisten des NMDA-Rezeptors
(D-APV) zum Blockieren der post-synaptischen
Ereignisse, die an der LTP beteiligt sind, induziert und besteht
nur während
einiger Minuten nach der tetanischen Stimulation. Die PPF ist eine
andere Form der synaptischen Plastizität, die beobachtet wird, wenn
die Synapsen durch gekoppelte Stimulationen stimuliert werden. Die
PPF ist definiert als eine Erhöhung
der synaptischen Reaktion in Reaktion auf den zweiten Stimulus.
Die PTP ist bei den STOP KO (-/-)-Mäusen verringert (9A). Dagegen
ist die Bahnung durch gekoppelte Stimulationen (PPF) bei den Mäusen vom
Wildtyp und den STOP KO (-/-)-Mäusen ähnlich (9B),
und dies für
einen ausgedehnten Bereich von abnehmenden Werten der extrazellulären Calciumkonzentration.
-
Die
synaptische Plastizität
auf Ebene der Synapsen der Moosfasern und der Pyramidenzellen der
Region CA3 ist dann untersucht worden. Bei der Langzeitpotentialisierung
sowie bei der Bahnung durch gekoppelte Stimulationen (PPF) ist kein
Unterschied zwischen den STOP KO (-/-)-Mäusen und den Mäusen vom Wildtyp
beobachtet worden. Um die Kurzzeitplastizität zu untersuchen, sind Moosfasern
mit steigenden Frequenzen, die von 0,033 bis 1 Hz reichen, stimuliert
worden. Dieses Protokoll induziert normalerweise eine bedeutende
und vorübergehende
bzw. transiente Erhöhung
der Amplitude der Reaktion der Moosfasern, ein Phänomen, das
als Frequenz-Bahnung bzw. Frequenz-abhängige Bahnung bezeichnet wird.
Die Amplitude der Frequenz-Bahnung war bei den STOP KO (-/-)-Mäusen im
Vergleich zu den Mäusen
vom Wildtyp signifikant verringert (9C).
-
Die
Gesamtheit dieser Ergebnisse zeigt, dass mehrere verschiedene Formen
der Langzeit- und Kurzzeitplastizität bei den STOP KO (-/-)-Mäusen in
unterschiedlichen Regionen des Hippocampus verändert sind.
-
Beispiel 3: Test bzw.
Untersuchung der Verhaltensstörungen
von Mäusen
vom KO STOP -/--Typ
-
1- Materialien und Methoden
-
Alle
Verhaltenstests bzw. -untersuchungen sind an Würfen von STOP KO (-/-)-Mäusen und von Kontrollmäusen vom
Wildtyp, die aus der gleichen Kolonie (genetische Grundlage bei
BALBc/129 Sv) stammten, durchgeführt
worden.
-
1-1 Tests des mütterlichen
Verhaltens (Nachwuchspflege)
-
Das
mütterliche
Verhalten wird mittels der Tätigung
der folgenden Gesten eingeschätzt:
- 1. Herstellen eines Nests
- 2. Wiedereinbringen der Neugeborenen in das Nest.
-
Bei nulliparen
Weibchen und bei Männchen
durchgeführte
Tests
-
Junge
nullipare Weibchen mit einem Alter von 28 bis 49 Tagen werden einzeln
während
wenigstens eines Tages vor Beginn des Experiments verwahrt, dann
wird ihnen Watte zum Bauen eines Nests bereitgestellt.
-
Am
Tag 1 wird jedes Weibchen auf die folgende Weise in Gegenwart von
drei Neugeborenen mit einem Alter von 1 bis 3 Tagen gebracht: die
Neugeborenen werden einzeln in eine der Ecken des Käfigs mit
Abstand zum Nest gesetzt und nach 30 Minuten werden die Neugeborenen
zu ihrer natürlichen
Mutter zurückgesetzt.
-
Am
Tag 2 wird jedes Weibchen von neuem in Gegenwart der Neugeborenen
gebracht und man bewertet für
jedes Weibchen die Anzahl der jungen Mäuse bzw. Mäuschen, die während eines
Zeitraums von 30 Minuten wieder in das Nest eingebracht werden.
-
Junge
Männchen
mit einem Alter von 30 bis 45 Tagen wurden unter den gleichen Bedingungen
wie die nulliparen Weibchen verwendet, mit dem einzigen Unterschied,
dass sie während
zweier aufeinanderfolgender Tage in Gegenwart von jungen Mäusen gebracht
wurden, bevor sie am Tag 3, anstelle von Tag 2 bei den nulliparen
Weibchen, untersucht wurden.
-
Bei primiparen oder multiparen
Müttern
durchgeführte
Tests
-
Weibchen
post-partum (zweite Trächtigkeit)
wurden ab dem Beginn ihrer Trächtigkeit
einzeln aufgezogen. Am Tag der Geburt wurden die jungen Mäuse entnommen
und während einer
Stunde in der Wärme
verwahrt. Die Mutter wurde dann aus ihrem gewohnten Käfig entnommen,
und es wurden drei Neugeborene einzeln in einer Ecke des gleichen
Käfigs
in Entfernung zum Nest platziert. Dann wurde die Mutter zurück in ihr Nest
gegeben und die Anzahl an jungen Mäusen, die während eines Zeitraums von 20
Minuten wieder in das Nest eingebracht wurden, wurde bewertet.
-
1-2 "Test hinsichtlich Licht und Dunkelheit"
-
Der
Test hinsichtlich der Auswahl zwischen Licht und Dunkelheit, bezeichnet
als "Test hinsichtlich
Licht und Dunkelheit",
wird eingesetzt, um einen Angstzustand aufzudecken, der durch einen
Angst-erzeugenden Stimulus provoziert wurde. Diese Verfahrensweise,
die von Misslin et al. (1990, Neuroreport, 1, 267-270) validiert
wurde, beruht auf der natürlichen
Neigung von Nagetieren, eine dunkle Umgebung zu bevorzugen, und erlaubt
es, die emotionale Reaktion von Tieren zu bewerten, die einem von
Licht gebildeten Stress unterworfen wurden.
-
Die
Tiere werden in individuellen Käfigen,
eingestellt in einen Inkubator mit einer Temperatur zwischen 21 °C und 22°C und einem
umgekehrten Licht/Dunkelheit-Zyklus von 12 h/12 h, gehalten, wobei
Wasser und Nahrung nach Belieben verfügbar sind. Alle Versuche werden
in Übereinstimmung
mit den institutionellen Richtlinien für Tierversuche durchgeführt.
-
Die
Vorrichtung besteht aus zwei Kästen
aus Polyvinylcarbonat (20 cm × 20
cm × 14
cm), die mit Plexiglas abgedeckt sind. Einer der Kästen ist
verdunkelt und der andere Kasten wird mit Hilfe einer Schreibtischlampe
von 100 W, die im Abstand von 15 cm aufgestellt ist, erhellt (4.400
1x). Ein opaker Tunnel aus Kunststoff (5 cm × 7 cm × 10 cm) trennt den abgedunkelten
Kasten von dem erhellten Kasten.
-
Die
Tiere werden einzeln in den erhellten Kasten gesetzt, wobei der
Kopf zum Tunnel gerichtet ist. Die in dem erhellten Kasten verbrachte
Zeit (TLB) und die Anzahl der Passagen zwischen den beiden Kästen werden
in einem Zeitraum von 5 Minuten ab dem ersten Eintritt des Tieres
in den verdunkelten Kasten aufgezeichnet. Die globale Untersuchung
der Ergebnisse wird unter Verwendung des Mann-Whitney-U-Tests durchgeführt. Das
Risiko bzw. das Signifikanzniveau (p) ist auf p < 0,05 festgelegt. Die Ergebnisse sind
als Mittelwert ± Standardfehler
des Mittelwerts (SEM) angegeben.
-
1-3 Test der Wiedererkennung
eines Gegenstandes
-
Das
Kurzzeitgedächtnis
wird mittels des Tests der Wiedererkennung eines Gegenstandes, der
zuvor beschrieben wurde und der auf der natürlichen Neigung von Nagern,
einen neuen Gegenstand bevorzugt gegenüber einem vertrauten Gegenstand
zu untersuchen, beruht, bewertet (Ennaceur et al., 1988, Behav.
Brain Res., 31, 47-59; Dodart et al., 1997, Neuroreport, 8, 1173-1178).
-
Die
Tiere werden unter Bedingungen, wie sie in Beispiel 3, Abschnitt
1-2 beschrieben sind, gehalten.
-
Der
Test der Wiedererkennung eines Gegenstandes wird in einem offenen
Raum aus Plexiglas (52 cm × 52
cm × 40
cm) durchgeführt.
Der Boden ist in 9 Quadrate gleicher Größe unterteilt. Die zu unterscheidenden Gegenstände sind
eine Kugel und ein Würfel.
Die Tiere werden während
30 Minuten an das offene Terrain gewöhnt.
-
Am
folgenden Tag werden sie einer Lernprobe von 10 min (1. Probe) unterworfen,
während
der sie einzeln in den offenen Raum in Gegenwart eines Gegenstandes
A (Würfel
oder Kugel) gesetzt werden. Während
dieses Zeitraumes werden aufgezeichnet:
- – die lokomotorische
Aktivität,
bewertet mittels der Anzahl durchschrittener Quadrate und
- – die
vom Tier mit dem Erkunden von Gegenstand A verbrachte Zeit, d.h.
die Zeit, während
der die Nase des Tieres in einem Abstand von weniger als 1 cm auf
den Gegenstand gerichtet ist.
-
Drei
Stunden später
werden sie einer Wiedererkennungsprobe von 10 min (2. Probe) unterworfen.
Für diese
Probe werden der Gegenstand A und der andere Gegenstand B in den
offenen Raum gegeben und die lokomotorische Aktivität sowie
die Dauer der Erkundung des Gegenstandes A (tA)
und des Gegenstandes B (tB) werden aufgezeichnet.
Dann wird der Wiedererkennungsindex (RI, in der Ordinate von 6) aus der folgenden Formel berechnet:
RI = tA/(tA + tB)×100.
Ein Wiedererkennungstest wird als positiv bewertet, wenn der Wiedererkennungsindex
signifikant oberhalb von 50 % liegt.
-
Die
globale Untersuchung der Ergebnisse wird wie in Beispiel 3, Abschnitt
1-2 beschrieben, durchgeführt.
-
1-4 Tests des Sozialverhaltens,
Eindringlingstest
-
1-4-1 Soziale Untersuchung
bzw. Erkundung
-
Das
Sozialverhalten wird an jungen Männchen
mit einem Alter von 4 Wochen, die während einer Woche in einem
Käfig isoliert
wurden (bewohnende junge Männchen),
durchgeführt;
ein männlicher
Eindringling, der in einer Gruppe aufgezogen wurde, wird in den
Käfig eingeführt und
die Zeit der sozialen Erkundung (Annäherung, Schnüffeln, Sexualverhalten)
der bewohnenden jungen Männchen
wird während
6 Minuten bewertet. Die Untersuchung der Ergebnisse wird unter Verwendung
des Mann-Whitney-U-Tests durchgeführt.
-
Die
Ergebnisse sind als Mittelwert ± Standardfehler des Mittelwerts
angegeben.
-
1-4-2 Aggression zwischen
Männchen
-
Bewohnende
Männchen
werden während
eines Monats isoliert und ein Eindringling (in einer Gruppe aufgezogenes
Männchen)
wird in den Käfig
gesetzt. Man misst die Anzahl der Attacken und die Zeit, die die Bewohner
mit Kämpfen
verbringen, während
eines Zeitraumes von 5 Minuten. Die Untersuchung der Ergebnisse
wird unter Verwendung des Mann-Whitney-U-Tests
durchgeführt.
Die Ergebnisse sind als Mittelwert ± ein Standardfehler des Mittelwerts
angegeben.
-
2- Ergebnisse
-
2-1 Mütterliches Verhalten der STOP
KO (-/-)-Mäuse
-
Die
STOP KO (-/-)-Mäuse
weisen schwere Fehler des mütterlichen
Verhaltens auf, die sich durch ein völliges Fehlen von Interesse
an ihrer Nachkommenschaft zeigen, wie es die in 10 dargestellten
Ergebnisse, die ausgehend von 161 jungen Mäusen, die von 20 weiblichen
STOP KO (-/-)-Mäusen,
die mit heterozygoten Männchen
gekreuzt wurden, stammten, erhalten wurden, zeigen:
- – alle
Neugeborenen, die von primiparen STOP KO (-/-)-Müttern abstammen, sterben in
den ersten 24 h nach der Geburt aufgrund fehlender Aufmerksamkeit
der Mutter (11a), und zwar unabhängig von
ihrem Genotyp (genetische Grundlage BALBc/129Sv oder 129Sv). Im
Vergleich dazu beobachtet man eine Überlebensquote von 93 % bei
den Neugeborenen, die von einer primiparen Mutter abstammen, die
das Wildallel im homozygoten Zustand trägt [(+/+)-Mäuse des Wildtyps]. Diese weisen
ein normales mütterliches
Verhalten auf, das insbesondere die Herstellung des Nests und das
Wiedereinbringen der jungen Mäuse
in das Nest umfasst (11a). Es wurde
auch gezeigt, dass das mütterliche
Verhalten der STOP KO-Mäuse
nicht durch wiederholte Trächtigkeiten
(multipare Mütter)
verbessert wurde.
- – die
von einer STOP KO (-/-)-Mutter geborenen jungen Mäuse werden
niemals in kannibalischer Weise getötet ("cannibalises"), und sie werden bis zur Entwöhnung aufgezogen,
wenn sie von Müttern
vom Wildtyp adoptiert werden, was beweist, dass der Tod der jungen
Mäuse direkt
mit dem Genotyp der Mutter zusammenhängt. Um die Todesursachen zu
bestimmen, wurde nach einem Fehler des Stillens, der mit einem Fehlen
eines olfaktorischen Signals auf der Ebene der Brustdrüsen bzw.
Mamillen der STOP KO (-/-)-Weibchen zusammenhängt, gesucht. Sobald die von
einer STOP KO (-/-)-Mutter stammenden jungen Mäuse in Gegenwart ihrer Mutter
gelassen werden, aber wiederholt durch einen menschlichen Eingriff
in eine Position, um bemuttert zu werden, gebracht werden, zeigen
alle jungen Mäuse
ein Verhalten des Suchens und des Festhaltens an der Brustdrüse. Das
Vorhandensein dieses gerichteten Verhaltens zeigt, dass die STOP KO
(-/-)-Weibchen die für
das Stillen unverzichtbaren olfaktorischen Signale besitzen. Darüber hinaus
ist unter diesen Umständen
das Vorhandensein von Milch im Magen der jungen Mäuse beobachtet
worden. Diese Ergebnisse zeigen, dass der Tod der jungen Mäuse nicht
mit Fehlern der Laktation bei den STOP KO (-/-)-Mäusen
zusammenhing.
- – die
fehlende Wiedereinbringung in das Nest liegt nicht an einer fehlenden
olfaktorischen Wiedererkennung der jungen Mäuse bei den STOP KO (-/-)-Mäusen, da
die in die Nähe
ihrer Nachkommenschaft gesetzten STOP KO (-/-)-Weibchen die jungen
Mäuse beschnuppern
und ein normales Verhalten in einem Geruchstest (Test der versteckten
Nahrung) zeigen.
- – um
zu verifizieren, ob das bei den STOP KO (-/-)-Mäusen beobachtete Fehlen mütterlichen
Verhaltens mit dem Hormonzustand zusammenhängt, wurden zusätzliche
Tests bei nulliparen Weibchen und bei jungen Männchen durchgeführt. Die
Ergebnisse dieser Tests der Wiedereinbringung in das Test, die bei
diesen zwei Gruppen von Mäusen
durchgeführt
wurden, zeigen ein Fehlen mütterlichen
Verhaltens bei männlichen oder
nulliparen weiblichen STOP KO (-/-)-Mäusen (10b und 10c).
-
Die
Gesamtheit dieser Ergebnisse zeigt an, dass das Fehlen mütterlichen
Verhaltens, das bei STOP KO (-/-)-Mäusen beobachtet wurde, unabhängig von
einem manifesten organischen Fehler und vom Hormonzustand dieser
Mäuse ist,
was anzeigt, dass es nur eine Manifestation der multiplen Verhaltensfehler
bzw. Verhaltensstörungen,
die bei diesen STOP KO (-/-)-Mäusen
beobachtet wurden, ist.
-
2-2 Andere Verhaltensstörungen der
STOP KO (-/-)-Mäuse
-
Während die
Untersuchung des Allgemeinzustandes der STOP KO (-/-)-Mäuse keinen
offensichtlichen Fehler bzw. Mangel offenbart, weisen sie ein seltsames
Verhalten mit Phasenintensiver Aktivität, aber ohne offensichtliches
Ziel, auf, die zufällig
von häufigen
Aktivitätsänderungen
begleitet sind. Gelegentlich weisen die Mäuse eine Krisenperiode mit
einer Dauer von etwa 20 min auf, während derer die Tiere auf zwanghafte
Weise Kreise beschreiben oder im Käfig wühlen. Diese Mäuse machen
auch Perioden eines offensichtlichen Kollapses durch, während derer
sie unbewegt bleiben, nicht schlafen und nicht auf die Umgebung
reagieren. Solche Krisen wurden bei den Mäusen vom Wildtyp nie beobachtet
und ähneln
epileptiformen Ereignissen nicht. Es ist schwierig, die akuten Krisen
auf systematische Weise zu studieren, aber sie stellen anfallsweise
Manifestationen eines fortgesetzten Grundrauschens von Verhaltensanomalien
dar. Die Videoaufzeichnung ist eingesetzt worden, um das Verhalten
der Mäuse
in quantitativer Weise zu bewerten. Die Zeit, die die Mäuse mit
Essen, Schlafen, sich Putzen, Laufen bzw. Gehen und Unbewegtbleiben
verbringen, wobei sie stets wach sind, ist während einer Zeitdauer von 3
Stunden gemessen worden und die Ergebnisse sind in 11a dargestellt.
Im Vergleich zu Mäusen
vom Wildtyp verbringen die STOP KO (-/-)-Mäuse
mehr Zeit damit, im Käfig
umher zu gehen oder unbewegt zu bleiben, wobei sie wach sind, zum
Nachteil der Zeit, die sie mit ihrer Ernährung und mit Schlafen verbringen.
Die mutanten Mäuse
weisen stärkere
Aktivitätsänderungen
auf, die zum Großteil
an einer signifikant größeren Zahl
an Phasen der Bewegung ohne Ziel und Phasen der Immobilität bzw. des
Ruhens liegen (11a). Die Aktivitätsänderungen
bei den STOP KO (-/-)-Mäusen
unterbrechen häufig
eine Periode charakteristischer Aktivität. Beispielsweise geht bei
den Mäusen
vom Wildtyp 71 % der Schlafphasen eine Putzphase mit oder ohne Einschub
einer Phase der Ruhe voraus. Die entsprechende Häufigkeit bei den STOP KO (-/-)-Mäusen ist
47 %, ein Wert knapp oberhalb des Grundrauschens, wie im Fall der Abfolgen
zufälliger
Aktivität
erwartet (35 %, 12a). Diese quantitativen
Ergebnisse bestätigen
den Eindruck einer unorganisierten und nicht auf ein Ziel gerichteten
Aktivität,
der durch die Beobachtung der STOP KO (-/-)-Mäuse vermittelt wird.
-
Die
ergänzenden
Untersuchungen des Verhaltens der STOP KO (-/-)-Mäuse sind
mit Hilfe klassischer Tests durchgeführt worden.
-
Angstzustand der STOP
KO (-/-)-Mäuse
-
Die
STOP KO (-/-)-Mäuse
werden durch einen Angst-erzeugenden Stimulus erschreckt und die
Mäuse vom
Wildtyp (+/+) haben ein normales Verhalten, wie es die Ergebnisse
des Tests der Stimulation durch Licht (Licht-Dunkelheit-Test) zeigen,
die in den 12a und 12b dargestellt
sind. Es ist außerdem
durch die vorhergehenden Tests gezeigt worden, dass die spontane
lokomotorische Aktivität
der mutanten Mäuse
im Vergleich zu Mäusen
des Wildtyps (+/+) nicht modifiziert war.
-
12a zeigt, dass die Mäuse vom Wildtyp (+/+) viel
mehr Zeit in dem erhellten Kasten verbringen als die STOP KO (-/-)-Mäuse, die
während
beinahe der gesamten Dauer des Tests in dem verdunkelten Kasten bleiben.
Die zwischen den KO (-/-)-Mäusen
und den Mäusen
vom Wildtyp (+/+) beobachteten Unterschiede sind statistisch signifikant:
p < 0,01, Mann-Whitney-U-Test.
-
12b zeigt, dass die Mäuse vom Wildtyp häufiger in
den erhellten Kasten eintreten als die STOP KO (-/-)-Mäuse. Die
beobachteten Unterschiede zwischen den STOP KO (-/-)-Mäusen und
den Mäusen
vom Wildtyp (+/+) sind statistisch signifikant: p < 0,01, Mann-Whitney-U-Test.
-
Kurzzeitgedächtnis von
STOP KO (-/-)-Mäusen
-
Die
STOP KO (-/-)-Mäuse
weisen Störungen
des Kurzzeitgedächtnisses
auf, wie die Ergebnisse des Wiedererkennungstests, die in 13 dargestellt
sind, zeigen:
- – der bei den Mäusen vom
Wildtyp gemessene Wiedererkennungsindex (65 %) ist auf signifikante
Weise stärker
erhöht
als der bei den STOP KO (-/-)-Mäusen
beobachtete Index von 50 % (p = 0,004 für die (+/+)-Mäuse, Student-Test).
- – die
Zeit zur Erkundung der Gegenstände
A und B, die während
der zweiten Probe (Wiedererkennungsprobe) aufgezeichnet wurde, zeigt,
dass die Mäuse
vom Wildtyp den neuen Gegenstand bevorzugt gegenüber dem vertrauten Gegenstand
erkunden.
- – die
STOP KO (-/-)-Mäuse
erkunden keinen der Gegenstände
während
der zwei Proben (Lernen und Wiedererkennung). Sie bewegen sich im
offenen Raum fort, sind aber nicht an den Objekten interessiert.
Diese Verhaltensweise könnte
sich aufgrund ihres Angstzustandes, wie ihn die Ergebnisse des Tests
von Licht und Dunkelheit zeigen, erklären. Dieser Angstzustand wird
insbesondere durch die Tatsache aufgedeckt, dass sich die Mäuse entlang
der Wände
fortbewegen und den offenen Raum nicht durchqueren, da sie von der
Umgebung und den Gegenständen,
die einen Angst-erzeugenden Stimulus darstellen, erschreckt zu sein
scheinen.
-
Sozialverhalten
-
Die
STOP KO (-/-)-Mäuse
weisen Störungen
der sozialen Erkundung auf (14a, 14b und 14c).
-
14a zeigt, dass die Zeit, die von den
Bewohnern mit der Untersuchung bzw. Erkundung des Eindringlings
verbracht wird, auf signifikante Weise verringert ist, wenn der
Bewohner ein STOP KO (-/-)-Männchen
ist (p < 0,05).
-
14b zeigt, dass die im Test der Aggression
zwischen Männchen
durch die STOP KO (-/-)-Bewohner ausgeführte Anzahl von Attacken geringer
ist als die Anzahl an Attacken, die von männlichen Tieren des Wildtyps
ausgeführt
wird (p < 0,01).
-
14c zeigt, dass die Zeit, die von den
männlichen
STOP KO (-/-)-Bewohnern
mit Kämpfen
verbracht wird, im Vergleich zu männlichen Tieren des Wildtyps
verringert ist (p < 0,01).
-
Beispiel 4: Wirkung von
Anxiolytika und Neuroleptika auf das Verhalten von STOP KO (-/-)-Mäusen
-
1- Materialien und Methoden
-
Die
Wirkung von Anxiolytika (Diazepam) und Neuroleptika (Chlorpromazin,
Haloperidol oder Clozapin) auf die Verhaltensstörungen von STOP KO (-/-)-Mäusen ist
im Test bzw. der Untersuchung des mütterlichen Verhaltens, wie
im Beispiel 3 definiert (Test der Wiedereinbringung in das Test),
bewertet worden.
-
Haloperidol
(Haldol®,
JANSSEN-CILAG), Chlorpromazin (Largactil®, RHONE-POULENC) und Diazepam
(Valium®,
ROCHE) wurden den Mäusen
im Getränk
in einer Dosis von 0,5 mg/kg/Tag verabreicht.
-
2- Ergebnisse
-
a) Kurzzeitbehandlung
-
Die
Wirkung der Kurzzeitverabreichung (während 6 bis 8 Tage nach dem
6. Tag vor der Geburt) von Anxiolytika (Diazepam) und Neuroleptika
(Chlorpromazin, Haloperidol und Clozapin) auf die Verhaltensstörungen von
STOP KO (-/-)-Mäusen
ist im Test der Wiedereinbringung in das Nest bewertet worden.
-
Die
Wiedereinbringung der Mäuse
in das Nest ist auf dramatische Weise bei den nicht-behandelten STOP
KO (-/-)-Müttern
verändert
und wird durch die Verabreichung von Diazepam geringfügig verbessert (15A). Im Gegensatz dazu verhalten sich die mit
Neuroleptika behandelten STOP KO (-/-)-Mütter ebenso gut wie die Mäuse vom
Wildtyp (15A). Jedoch wurde sowohl bei
den behandelten als auch bei den nicht-behandelten STOP KO (-/-)-Mäusen kein Überleben
der jungen Mäuse
beobachtet. Diese Ergebnisse geben eine spezifische günstige,
aber beschränkte
Wirkung der kurzzeitigen Verabreichung von Neuroleptika auf das
Verhalten von STOP KO (-/-)-Mäusen
an.
-
b) Langzeitbehandlung
-
Sieben
STOP KO (-/-)-Mäuse
und sieben Mäuse
vom Wildtyp erhielten eine tägliche
Verabreichung eines Gemisches aus Chlorpromazin und Haloperidol
während
vier Monaten ab der Entwöhnung,
die sich während
des Wachstums, der Paarung mit Männchen,
der Trächtigkeit,
der Geburt und des Zeitraums post-partum fortsetzte. Die sieben
Mäuse vom
Wildtyp wiesen ein normales mütterliches
Verhalten auf und alle ihre jungen Mäuse überlebten (15C).
Bemerkenswerterweise war bei vier der sieben STOP KO (-/-)-Mäusen eine
Verbesserung des mütterlichen
Verhaltens hinreichend, um das Überleben
der jungen Mäuse
zu erlauben, mit Überlebende/Neugeborene-Verhältnissen
von 3/11, 4/8, 2/4 bzw. 1/5 bei diesen vier Mäusen.
-
Der
Anteil weiblicher STOP KO (-/-)-Mäusen mit überlebenden jungen Mäusen ist
bei den langzeitig mit Neuroleptika behandelten Mäusen signifikant
stärker
erhöht
(4/7) im Vergleich zu nicht-behandelten Mäusen (0/20) oder kurzzeitig
mit Neuroleptika behandelten Mäusen
(0/6, 15B).
-
Diese
Ergebnisse zeigen an, dass die langzeitige Verabreichung von Neuroleptika
dazu fähig
ist, bei den STOP KO (-/-)-Mäusen
wieder ein normales Verhalten zu etablieren, das mit dem Überleben
von jungen Mäusen
kompatibel ist.
-
Wie
dies aus dem Vorstehenden hervorgeht, beschränkt sich die Erfindung nicht
auf die Weisen der Ausführung,
Realisierung und Anwendung, die auf genauere Weise beschrieben wurden;
sie umfasst im Gegenteil alle Varianten, die einem Fachmann auf
dem Gebiet einfallen können,
ohne vom Rahmen oder dem Umfang der vorliegenden Erfindung abzuweichen. SEQUENZPROTOKOLL