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Die
vorliegende Erfindung betrifft im Allgemeinen das Gebiet des Diabetes.
Insbesondere betrifft sie die Identifizierung von Genen und Proteinen,
die für
Diabetes verantwortlich sind und ihre Inhibitoren zur Verwendung
in der Therapie.
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Insulin
ist das wichtigste Hormon, das an der Glukosehomöostase beteiligt ist. Das teilweise
oder vollständige
Fehlen der Insulinsekretion oder -wirkung führt zu einem beeinträchtigten
Glukosemetabolismus und zu Diabetes.
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Diabetes
ist eine Hauptursache von Gesundheitsproblemen in der Welt. Der
insulinunabhängige
Diabetes mellitus (NIDDM, auch als Typ II-Diabetes bezeichnet) stellt
eine der Hauptstörungen
der öffentlichen Gesundheit
hinsichtlich der Glukosehomöostase
dar, die etwa 5% der allgemeinen Bevölkerung der Vereinigten Staaten
betrifft. Die Ursachen der Hyperglykämie bei Nüchternheit und/oder der Glukoseintoleranz,
die mit dieser Form von Diabetes assoziiert ist, sind nicht genügend verstanden.
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In
klinischer Hinsicht ist NIDDM eine heterogene Störung, die durch chronische
Hyperglykämie
gekennzeichnet ist, die zu progressiven mikro- und makrovaskulären Läsionen in
den kardiovaskulären,
Nieren- und visuellen Systemen führt
sowie zu einer diabetischen Neuropathie. Aufgrund dessen kann die
Erkrankung mit früher
Morbidität
und Mortalität
assoziiert sein.
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Auf
dem Gebiet der Genomik wurden verschiedenste Mutationen in Genen,
die zu Diabetesauffälligkeit
führen,
identifiziert, beispielsweise in der Familie der Hepatozyten-Nukleotidfaktorgene
(HNF-1, HNF-4 und HNF-6) wie dies in den Dokumenten WO 98/11254
und WO 98/23780 beschrieben ist.
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Die
Rolle dieser Gene in biochemischen Reaktionswegen, welche die Synthese
oder Sekretion von Insulin durch die β-Zellen der Langerhans'schen Inseln betreffen,
wurde mittels der Phänotyp-Analyse
von Knock-out-Mäusen
identifiziert wobei diese Gene oder Teile davon aus deren Genom
deletiert wurden.
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Diese
Knock-out-Säugetiere
werden danach als Modelle für
die Identifizierung neuer Verbindungen oder neuer Behandlungsverfahren
verwendet, die verwendet werden könnten, um die Symptome, die
von Diabetes resultieren, abzumildern.
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Es
ist auch möglich
die entsprechenden identifizierten Gene zu verwenden, die in einer
ausreichenden Menge in einer pharmazeutischen Zusammensetzung vorliegen
werden, um diese Erkrankung zu behandeln und/oder zu verhindern.
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Allerdings
besteht auf diesem Gebiet ein Bedarf für die Identifizierung neuer
biologischer Zielreaktionswege, die verwendet werden könnten, um
die Behandlung und/oder die Verhinderung von Diabetes zu verbessern.
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Die
Typ2 SH2-Domänen-enthaltende
Inositol-Polyphosphat-5-Phosphatase oder SHIP2 ist eng mit der Phosphatidyl-Inositol
3'-Kinase- und Shc/ras/MAP-Kinase
vermittelten Signalereignissen in Reaktion auf die Stimulation durch
spezifische Wachstumsfaktoren verbunden.
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Die
Struktur der SH2-Domänen-haltigen
Enzyme und das Aufweisen einer katalytischen Phosphatase-Aktivität wurde
bereits von Pesesse et al. (1997 und 1998) und Erneux et al. (1998)
beschrieben.
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Es
ist bekannt, dass die SH2-Domänen-haltigen
Proteine eine Ähnlichkeit
mit einer weiteren Inositol-Polyphosphat-5-Phosphatase aufweisen,
die als das Molekül
SHIP1 identifiziert wurde und ebenfalls eine 99%-ige Identität zu einer
Sequenz zeigt, von der früher
berichtet wurde (INPPL-1). INPPL-1 enthält allerdings keine SH2-Domäne.
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Die
neue Sequenz wird im Folgenden als das Molekül SHIP2 identifiziert. Die
andere bekannte Inositol-5-Phosphatase SHIP1 war Objekt einer intensiven
Forschung, weil sie möglicherweise
an der negativen Signalweiterleitung von B-Immunzellen beteiligt
ist und daher als ein Ziel verwendet werden könnte, nach neuen Molekülen zu suchen,
die möglicherweise
therapeutische und/oder prophylaktische Eigenschaften bei der Behandlung
von verschiedenen immunvermittelten inflammatorischen oder allergischen
Symptomen und Erkrankungen aufweisen.
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Toshiyasusasaoka
et al. (Diabetes Vol. 84, Nr. PPA 60 (1999) (XP 000905226)) beschreiben
die Klonierung und Charakterisierung eines SHIP2-Moleküls der Ratte,
das keine SAM-Domäne
besitzt, die in humanem SHIP2 vorliegt. Sie zeigten, dass eine Überexpression
des SHIP2-Moleküls eine
Insulin-induzierte PKB-Aktivierung durch die 5-Inositolphosphatase-Aktivität von SHIP2
inhibiert. Die Autoren legen nahe, dass SHIP2 eine negative regulatorische
Rolle in diversen biologischen Wirkungen von Insulin spielt und
dass die duale Regulation des SHC-Grb2-Komplexes und des stromabwärts gelegenen
Moleküls
der PI3-Kinase mögliche
Mechanismen des SHIP2-Moleküls
bereitstellen, um an der Insulin-Signalweiterleitung teilzunehmen.
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Allerdings
wurden die genauen Funktionen der SH2-Domänen-enthaltenden Inositol-Polyphosphat-5-Phosphatase
SHIP2 noch nicht identifiziert.
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Die
internationale Patentanmeldung WO 97/12039 beschreibt die Aufreinigung
und Isolierung der Nukleinsäuremoleküle, die
eine Sequenz umfassen, welche die SH2-enthaltende Inositol-Phosphatase kodiert, einen
Vektor, umfassend diese Sequenz, eine Zelle, die von diesem Vektor
transformiert ist und ein aufgereinigtes und isoliertes SH2-enthaltendes
Inositol-Phosphatase-Molekül, das von
dieser Zelle exprimiert wird. Dieses Dokument beschreibt auch Antikörper, die
gegen dieses Protein gerichtet sind, und ein Verfahren zur Identifizierung
einer Substanz, die in der Lage ist, an dieses Protein zu binden.
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Die
Erfinder haben unerwartet entdeckt, dass ein Knock-out-Säugetier,
vorzugsweise eine Knock-out-Maus, das eine teilweise oder vollständige Deletion
(heterozygot oder homozygot) der SH2-Domänen-haltigen Polyphosphat-Inositol-5-Phosphatase
SHIP2-Sequenz umfasst, gegenüber
Insulin hypersensitiv ist (ernste postnatale Hypoglykämie und
deregulierte Expression von Genen, die an der Glukoneogenese beteiligt
sind).
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Diese
erhöhte
Sensitivität
ist so wichtig, so dass nach zwei oder drei Tagen nach der Geburt
die homozygoten (SHIP2–/–)-Mäuse an schwerer Hypoglykämie sterben
und dass in heterozygoten (SHIP2+/–)-Mäusen eine
verschlechterte Glukosetoleranz beobachtet wird.
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In
vitro ist das Fehlen eines oder beider normaler Allele des SHIP2-Gens
mit einer verstärkten
Aktivierung von PKB, einem Effektor der PdtIns3-Kinase Kaskade,
und der Reaktion der MAP-Kinase
gegenüber
Insulin assoziiert. Diese Ergebnisse stellen den ersten direkten
Beweis dar, dass SHIP2 ein starker negativer Regulator von Insulin-Signalweiterleitung
in vivo ist und damit ein potenzielles therapeutisches Ziel für die Behandlung
des Typ II-Diabetes.
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Die
vorliegende Anmeldung offenbart einen Inhibitor des Inositol-Polyphosphat-5-Phosphatase SHIP2-Moleküls, vorzugsweise
eines humanen Moleküls,
wobei der Inhibitor gegen dieses Molekül gerichtet ist und in der
Lage ist, seine Aktivität
oder Expression zu reduzieren oder zu blockieren.
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Ein
erstes bevorzugtes Beispiel dieses Inhibitors ist eine Antisense-RNA
(von 8 bis 50 Basen Länge, vorzugsweise
von 10 bis 30 Basen Länge),
die von der komplementären
Sequenz der Boten-RNA hergestellt wird, die von der komplementären DNA
der Sequenz des SHIP2-Moleküls abgeleitet
werden kann, welche die Sequenz (die im Folgenden als SEQ ID NR:
1 identifiziert wird und von Erneux et al. (1998) identifiziert
wurde) oder ihren komplementären
Strang kodiert, und die spezifisch hybridisiert und seine Expression
inhibiert. Die Inhibitoren können
auch ein Molekül
sein, das direkt oder indirekt die SHIP2-mRNA-Expression (Transkriptionsfaktoren)
oder -Stabilität
verringert.
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Ein
zweites Beispiel des Inhibitors ist ein mutiertes SHIP2-Molekül oder ein
Teil davon von mehr als etwa 30, etwa 50, etwa 100 oder etwa 150
Aminosäuren
(negativ-dominant), das die natürliche
Aktivität
von SHIP2 verhindern würde,
indem das mutierte Molekül
mit interagierenden Proteinen oder Rezeptoren kompetitiert, die
an der Insulinherstellungskaskade beteiligt sind. Vorzugsweise umfasst
das mutierte SHIP2-Molekül oder
der Teil davon eine Mutation in der folgenden Aminosäuresequenz:
RTNVPSWCDR, besonders eine oder mehrere Mutationen, vorzugsweise
der folgenden Aminosäuren:
S, C, N, D oder R dieser spezifischen SHIP2-Teilsequenz. Diese Mutation
(n) betrifft/betreffen die katalytische Stelle des SHIP2-Moleküls (Phosphataseaktivität) wie in
Erneux et al. (1998) beschrieben. Diese Mutationen würden üblicherweise
dominant negative Effekte kreieren.
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Andere
Beispiele der Inhibitoren sind Substrate des SHIP2-Moleküls (das
ein Enzym ist) und Analoga seiner Substrate wie das Phosphatidyl-Inositol-3,4,5-Triphosphat,
das Inositol-1,3,4,5-Tetrakisphosphat, das Inositol-1,4,5-Triphosphat-Adenophostin
oder jedes erhältliche
Analogon der Inositolphosphat-Struktur, einschließlich der
membrandurchgängigen
Ester von Phosphatidylinositol-3,4,5-Triphosphat, die verwendet
wurden, um das Phosphatidylinositol-3,4,5-Triphosphat durch Zellmembranen
zu schleusen.
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Der
Inhibitor kann auch ein kompetitiver Inhibitor sein, beispielsweise
das 2,3-Biphosphoglycerat,
Thiol-blockierende Agenzien oder jeder beliebige Proteinphosphatase-Inhibitor wie die
Okadansäure
oder das Orthovanadat. Der Inhibitor kann auch ein spezifischer
Anteil von mehr als etwa 30, etwa 50, etwa 100 oder etwa 150 Aminosäuren der
Proteinstruktur des Enzyms sein, vorzugsweise ein Anteil, umfassend
die SH2-Domäne (die
ersten 110 Aminosäuren
der Sequenz SEQ ID NR: 1), die Prolin-reiche Domäne (die letzten 351 Aminosäuren der
Sequenz SEQ ID NR: 1) oder noch mehr bevorzugt Anteile der Sequenz,
die in der Lage sind, mit der Rekrutierung des SHIP2-Moleküls an Plasmamembranen
zu kompetitieren, wobei dessen Aktivität inhibiert wird.
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Der
Inhibitor könnte
auch die Aktivität
des SHIP2-Moleküls
reduzieren oder blockieren, oder die Expression der SHIP2-mRNA-Expression
reduzieren.
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Der
Inhibitor oder eine pharmazeutische Zusammensetzung, die einen verträglichen
Träger
oder ein Verdünnungsmittel
oder den Inhibitor wie er in der vorliegenden Anmeldung offenbart
wird, der in der Lage ist, die Aktivität des SHIP2-Moleküls zu reduzieren
oder zu blockieren, umfasst, erhöht
die Sensitivität
eines Patienten (einschließlich
eines Menschen) gegenüber
Insulin und könnte
vorteilhaft bei der Behandlung oder der Verhinderung von Typ II-Diabetes
und assoziierten Erkrankungen verwendet werden.
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Die
vorliegende Anmeldung offenbart auch ein Verfahren, einen Kit oder
Apparat für
den Nachweis von bekannten oder unbekannten Verbindungen, die als
Inhibitoren des Inositol-Polyphosphat-5-Phosphatase SHIP2-Moleküls verwendet
werden könnten.
Das Verfahren umfasst die Schritte, die unbekannten Verbindungen
einem Assay zu unterwerfen, der auf der Analyse der Aktivität des SHIP2-Moleküls basiert.
Dieser Assay wird vorteilhaft mit einem molekularen Konstrukt ausgeführt, das
die katalytische Domäne
des SHIP2-Enzyms (hinsichtlich des entsprechenden humanen SHIP2-Moleküls, das
in der hierin eingeschlossenen Sequenz SEQ ID NR: 1 identifiziert
ist; diese reicht von der Aminosäure
427 bis 729, oder ein oder mehrere spezifische Teile der katalytischen
Domäne),
wobei das Konstrukt in einen Mikroorganismus exprimiert wird, vorzugsweise in
E. coli, oder in einer Zelllinie, und der Assay die Mittel zur Quantifizierung
der Hydrolyse von Inositol-1,3,4,5-Tetrakisphosphat und die Produktion
von Inositol-1,3,4-Triphosphat umfasst. Die Expression von SHIP2
in E. coli-Bakterien
wurde in Pesesse et al. 1998 beschrieben.
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Der
in der vorliegenden Anmeldung offenbarte Kit, Apparat und das Verfahren
umfassen kommerziell erhältliche
Substrate. Der Assay gemäß der Anmeldung
könnte
auch auf einer Quantifizierung der Hydrolyse von Phosphatidylinositol-3,4,5-Triphosphat
beruhen, gefolgt von einer Dünnschicht-Chromatographie-Analyse.
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Eine
weitere Analyse möglicher
Inhibitoren der Aktivität
des SHIP2-Moleküls
beruht auf der Inhibierung der Phosphorylierung von Tyrosin durch
SHIP2, weil von dieser spezifischen Aktivierung gezeigt wurde, dass
sie für
den Aktivierungsprozess und die Insulin-sensitiven Reaktionswege
wichtig ist. Das SHIP2-Molekül wird
aufgereinigt und auf seine Phosphorylierung mittels Western-Blots-Analyse
unter Verwendung eines Anti-Phosphotyrosin-Antikörpers getestet, der auch als
ein Inhibitor gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendet werden könnte.
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Eine
weitere Analyse möglicher
Inhibitoren von SHIP2-Molekülen
beruht auf der Reduktion oder Inhibierung der SHIP2-mRNA-Expression,
weil eine reduzierte Expression von SHIP2-mRNA in vivo mit einer gesteigerten
Insulin-Sensitivität
assoziiert ist. Die SHIP2-Promotorregion
oder die nicht-translatierten Regionen (5' oder 3') der SHIP2-cDNA werden mit einem Reportergen
(Luziferase, CAT, ...) in einem Plasmidvektor verbunden und in kultivierte
Zellen transfiziert. Die zu testenden Verbindungen werden zu den
Zellen hinzugefügt, oder
nicht, und die Reportergen-Aktivität wird aufgezeichnet, um Verbindungen
herauszufinden, welche die Reportergen-Aktivität reduzieren, d. h. Verbindungen,
die durch den Promotor, die 5'-
oder 3'- nicht-translatierten
Regionen der SHIP2-Sequenzen wirken, um die Produktion des Proteins
zu reduzieren.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung eines nicht-humanen
Knock-out Säugers,
der in seinem Genom homozygot oder heterozygot eine partielle oder
vollständige
Deletion der Nukleotidsequenz der Inositol-Polyphosphat-5-Phosphatase
SHIP2 umfasst, als ein Modell zur Untersuchung von Erkrankungen, wobei
die Erkrankungen durch das Vorliegen einer Insulinhypersensitivität in einem
Patienten verursacht werden, sowie als ein Modell zur Untersuchung
der Behandlung der Erkrankungen in dem Patienten.
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Die
Erkrankung kann aus der Gruppe ausgewählt werden, die aus schwerer
Hypoglykämie
des Neugeborenen und beeinträchtigter
Glukosetoleranz des Erwachsenen ausgewählt wird.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung kann der Patient human sein. Darüber hinaus kann der Knock-out-Säuger eine
Maus sein.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung eines nicht-humanen
Knock-out-Säugers,
umfassend (homozygot oder heterozygot) eine partielle oder vollständige Deletion
(in seinem Genom) der genetischen Sequenz, die das Inositol-Polyphosphat-5-Phosphatase
SHIP2-Enzym kodiert, wobei der Knock-out-Säuger gegenüber Insulin hypersensitiv ist,
und der als ein Modell verwendet werden könnte, um Erkrankungen wie die
schwere Hypoglykämie
des Neugeborenen oder beeinträchtigte
Glukosetoleranz des erwachsenen Menschen sowie ihre Behandlung zu
untersuchen. Die genetische Sequenz kodiert das Inositol-Polyphosphat-5-Phosphatase
SHIP2-Molekül (Enzym),
das im Folgenden als SEQ ID NR: 1 identifiziert ist und von Pesesse
et al. (1997) beschrieben wurde.
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Der
nicht-humane Knock-out-Säuger
ist vorzugsweise eine Knock-out-Maus, die durch dem Fachmann bekannte
Techniken erhalten wurde. Der Säuger
wird vorzugsweise mittels einer genetischen Modifikation erhalten,
einer partiellen oder vollständigen
Deletion der Wildtyp-Sequenz
mittels der Integration einer fremden Nukleinsäuresequenz. Die genetisch modifizierte
Sequenz wird in einen Vektor eingebaut oder elektroporiert und in
eine embryonale Stammzelle (ES) wiedereingeführt, deren zelluläre Klone
vor der Integration vorzugsweise in einem Swiss pseudo-trächtigen
Morula-Embryo gemäß der von
Carmeliet et al. (1996) beschriebenen Technik ausgewählt wurden,
was danach die Selektion von Mäusen
erlaubt, welche die heterozygote Modifikation der Wildtyp-Sequenz
und, nach Kreuzung, homozygot genetisch modifizierter Mäuse erlaubt.
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1 stellt
die gezielte Disruption des SHIP2-Gens dar, (a, das Wildtyp-Allel
(oben) und der Zielvektor (unten) sind dargestellt (Exons, geschlossene
Kästchen)
sowie die zwei Sonden, die in der Southern-Analyse verwendet wurden
und die DNA-Fragmente, die nach Verdau mit EcoRI und BamHI erzeugt
wurden. R: EcoRI; B: BamHI. b, Southern-Blot-Analyse wildtyptischer
(+/+) und rekombinanter (+/–)
ES-Zellen sowie der Nachkommenschaft einer heterozygoten Kreuzung.
Genomische DNA wurde entweder mit EcoRI oder BamHI verdaut und mit
der Sonde 1 hybridisiert. c, Northern-Blot-Analyse von mRNA (2 μg/Spur),
die aus SHIP2+/+-, SHIP2+/–- und SHIP2–/–-MEFs
isoliert wurden, die mit einem SHIP2- oder Aktin-cDNA-Fragment der
Maus als Sonden hybridisiert wurden. d, Western-Blot-Analyse von
Proteinen (100 μg/Spur),
die aus SHIP2+/+-, SHIP2+/–- und
SHIP2–/–-MEFs
isoliert wurden, die mit einem Anti-SHIP2- Antikörper aus dem Kaninchen geprobt
wurden. Ein einziges Signal bei 160 kDa wird beobachtet.)
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2 stellt
die beeinträchtigte
Glukosehomöostase
in SHIP2–/–-Neugeborenen
dar. (a, Blutglukose-(oben) und Plasmainsulin-(unten)Konzentrationen
in 10 bis 15 Stunden alten SHIP2+/+-, SHIP2+/–-
und SHIP2–/–-Neugeborenen,
denen innerhalb der ersten post-natalen Stunde Anti-Insulin-Ak injiziert
wurden oder denen sie nicht injiziert wurden (1/800 in 0,9% NaCl,
100 μl pro
Neugeborenem). Die Werte sind als Mittelwert +/– SEM ausgedrückt, die
aus der Analyse von 9 SHIP2+/+-, 8 SHIP2+/–-,
8 SHIP2–/–-
und 6 Anti-Insulin-Ak-behandelten SHIP2–/–-Mäusen gewonnen
wurden. b, Mortalität
von SHIP2–/–-Neugeborenen
(n = 22/Gruppe), denen entweder D-Glukose (7%, 100 μl pro Injektion
während
des ersten post-natalen Tags) oder ein neutralisierender Anti-Insulin-Ak
aus dem Meerschweinchen (1/800 in 0,9% NaCl, 100 μl innerhalb
der ersten post-natalen Stunde) injiziert wurde oder denen nichts
injiziert wurde. Mann-Whitney-Tests zeigten, dass die Mortalität von unbehandelten
und behandelten SHIP2–/–-Mäusen
signifikant unterschiedlich war (P < 0,001). Die Mortalität von SHIP2–/–-Neugeborenen,
die entweder mit normalem Meerschweinchen-Serum (1/800 in 0,9% NaCl, 100 μl pro Neugeborenem)
oder 0,9% NaCl behandelt wurden, war nicht signifikant unterschiedlich
von der von unbehandelten SHIP2–/–-Mäusen (Daten
nicht gezeigt). c. Northern-Blot-Analyse der PEPCK-, TAT-5'- und G-6-Pase-Expression
in der Leber von 2 bis 3,5 Stunden alten SHIP2+/+- und SHIP2–/–-Neugeborenen,
die mit einer einzelnen Injektion von Anti-Insulin-Ak aus Meerschweinchen
innerhalb der ersten Stunde nach ihrer Geburt behandelt wurden oder
Neugeborenen, die nicht behandelt wurden. Der Blot wurde mit einer
18S RNA-Antisense-Oligonukleotid-Sonde
hybridisiert, um die gleichmäßige Beladung
mit Gesamt-RNA zu kontrollieren.)
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3 zeigt
die gesteigerte Insulin-Sensitivität in adulten SHIP2+/–-Mäusen. (a,
Blutglukose-(oben)
und Plasmainsulin-(unten)Konzentrationen in einem Glukosetoleranztest.
Die Werte sind als der Mittelwert +/– SEM dargestellt, der von
6 SHIP2+/+- (ausgefüllte Kreise) und SHIP2+/– (ausgefüllte Quadrate)
Mäusen
erhalten wurde, die ein nicht unterscheidbares Körpergewicht aufweisen. *P < 0,05; **P < 0,01 (Student-T-Test).
b, Blutglukose-Konzentrationen in einem Insulintoleranztest. Die
Werte sind als der Mittelwert +/– SEM dargestellt, der von
10 SHIP2+/+-(ausgefüllte Kreise) und SHIP2+/–-(ausgefüllte Quadrate)Mäusen erhalten
wurde. **P < 0,01;
***P < 0,001 (Student-T-Test).
c, Northern- und Western-Blot-Analyse von Gesamt-RNA und Proteinen, die aus skelettalen
Muskeln von 6–8
Wochen alten SHIP2+/+- und SHIP2+/–- Mäusen isoliert wurden. Der Northern-Blot
wurde mit einem cDNA-Fragment von SHIP2 oder einem 18S RNA-Antisense-Oligonukleotid
der Maus als Sonden hybridisiert; es wurde ein Anti-SHIP2-Ak verwendet,
um SHIP2-Protein nachzuweisen. d, GLUT4-Expression in skelettalen
Muskeln von adulten SHIP2+/+- und SHIP2+/–-Mäusen. Die
Mäuse wurden über Nacht
ausgehungert und injiziert (Insulin) oder nicht mit Insulin injiziert
(basal). Die Plasmamembranreiche Fraktion wurde aus Myozyten isoliert,
und GLUT4-Spiegel in dieser Fraktion wurden mittels Western-Blot bestimmt.
Die Resultate repräsentieren
drei separate Experimente. Die Menge von GLUT4 war in dem Gesamt-Lysat,
das von SHIP2+/+- und SHIP2+/–-Myozyten
zubereitet wurde, ähnlich
(Daten nicht gezeigt). e, Glykogensynthese in isolierten Soleus-Muskeln aus adulten
SHIP2+/+- und SHIP2+/–-Mäusen. Soleus-Muskeln wurden
von über
Nacht ausgehungerten männlichen
SHIP2+/+- und SHIP2+/–-Mäusen isoliert
und 60 min. lang ohne oder mit (0,1–50 nM) Insulin und [3H]-3-Glukose (5 mM, 1 μCi/ml) inkubiert. Am Ende der
Inkubation wurden die Muskeln aufgelöst, und das Glykogen wurde
präzipitiert
und gezählt.
Linke Abbildung: Die Werte sind als nmol Glukose dargestellt, die
in Glykogen pro mg Muskelprotein eingebaut wurden, und sind als
Mittelwerte +/– SEM
von 7–8
Muskeln dargestellt (ausgenommen bei 0,1 nM, wo 4 Muskeln verwendet
wurden). *P < 0,02, **P < 0,03 (Student-T-Test).
Rechte Abbildung: Die Resultate sind als Prozent der maximalen Insulin-Wirkung dargestellt
(bestimmt, indem die auf Insulin-beruhende Zunahme bei jeder Hormonkonzentration
durch die maximale Zunahme der Insulin-Wirkung bei 50 nM geteilt
wurde).)
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Um
die Funktionen des SHIP2-Moleküls
in vivo zu charakterisieren, haben die Erfinder einen Mausstamm
erzeugt und analysiert, dem gemäß des folgenden
bevorzugten Verfahrens das SHIP2-Gen fehlt.
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Produktion von SHIP2-defizienten
Mäusen
und Genotypisierung
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Der
Zielvektor wurde konstruiert, indem ein 7,3 kb langes genomisches
Fragment, das die Exons 19–29
und das Polyadenylierungssignal des SHIP2-Gens der Maus enthält, durch
eine Neomycin-Resistenzkassette ersetzt wurde (Schurmans et al.
(1999)). Die Kassette wurde an ihrer 5'- beziehungsweise 3'-Region von einem 4,0 kb und einem 5,5
kb langen genomischen DNA-Fragment der Maus flankiert. R1 ES-Zellen
wurden mit dem Zielplasmid, das mit SalI linearisiert wurde, elektroporiert.
Homologe Rekombination am SHIP2-Lokus wurde mittels Southern-Blot
bestätigt,
und SHIP2+/–-ES-Zellen
wurden mit Morulae, die von CDI-Mäusen stammten, angesammelt.
Die resultierenden chimären
Mäuse übertrugen
das mutante Allel an die Nachkommen. Zur Genotypisierung wurde eine
Southern-Analyse mit spezifischen Sonden (die in 1a beschrieben
sind) oder eine Polymerase-Kettenreaktion unter Verwendung spezifischer
Primer ausgeführt,
um das neo-Gen und ein spezifisches Exon zu amplifizieren, das in
dem mutanten Allel deletiert ist.
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Northern- und Western-Analyse
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Boten-RNA
wurde aus embryonalen Fibroblasten der Maus (MEF) unter Verwendung
eines Fast-Track-Kits (Invitrogen) extrahiert, und Gesamt-RNA wurde
aus der Leber Neugeborener und aus adulten skelettalen und Herz-Muskeln
unter Verwendung des RNeasy-Mini-Kits (Quiagen) aufgereinigt. 2 μg/Spur mRNA
oder 20 μg/Spur
Gesamt-RNA wurde auf ein 1%-Agarosegel
geladen und auf eine Nylonmembran übertragen. Die Membranen wurden
mit cDNA-Fragmenten der Maus, die für SHIP2, TAT-5', C/EBPα, C/EBPβ, Aldolase
B, Aktin oder G-6-Pase als Sonden hybridisiert. Antisense-Oligonukleotid-Sonden
wurden für
den Nachweis der PEPCK-mRNA (5'-CAGACCATTATGCAGCTGAGGAGGCATT-3') und der 18S-RNA
(5'-GTGCGTACTTAGACATGCATG-3') verwendet (Lee
et al. (1997)). Überstände von
MEF-Homogenaten,
die aus SHIP2+/+-, SHIP2+/–-
und SHIP2–/–-Embryos
des Tages 13,5 isoliert wurden, wurden mittels Western-Blot analysiert.
Proteine (100 μg/Spur)
wurden mittels SDS-PAGE
aufgetrennt und auf Nitrozellulose-Membranen transferiert. Die Absättigung,
die Inkubation mit Anti-SHIP2-Antiserum aus dem Kaninchen und der
ECL-Nachweis wurden wie bereits beschrieben ausgeführt (Bruyns
et al. (1999)). Für
die in vivo GLUT4-Expression wurden SHIP2+/+-
und SHIP2+/–-Mäuse (6–10 Wochen
alt) über
Nacht ausgehungert, anästhesiert,
und ihnen wurde 1 mU/g (Körpergewicht)
Insulin intravenös
injiziert oder nicht injiziert. Nach 5 min. wurden die skelettalen Muskeln
aus den hinteren Gliedmaßen
entfernt. Eine Plasmamembran-reiche Fraktion und ein Gesamt-Lysat wurden
aus Myozyten wie vorher beschrieben zubereitet (Simpson et al. (1983),
Higaki et al. (1999)). Protein-Aliquots (100 μg) wurden mittels SDS-PAGE aufgetrennt
und mit einem Anti-GLUT4-Antikörper
geblottet. Immunkomplexe wurden unter Verwendung von 125I-Protein-A
nachgewiesen.
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Glukose- und
Insulin-Toleranztest
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SHIP2+/+- und SHIP2+/–-Mäuse (6–10 Wochen
alt) wurden mehr als 12 h lang ausgehungert, und ihnen wurde intraperitoneal
entweder 1,5 mg/g (Körpergewicht)
D-Glukose oder 1 mU/g (Körpergewicht)
Insulin (ActrapidTM, Novo Nordisc, Dänemark)
injiziert. Blutproben wurden aus dem retro-orbitalen Sinus zu unterschiedlichen
Zeitpunkten entnommen. Die Blutglukose-Konzentration wurde enzymatisch bestimmt.
Plasmainsulin-Spiegel wurden unter Verwendung eines Insulin-ELISA-KitTM für
Ratten bestimmt (Mercodia AB, Uppsala, Schweden).
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In vivo-Behandlungen
mit Glukose oder Anti-Insulin-Antikörpern
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Neugeborene
erhielten entweder wiederholte intraperitoneale Injektionen von
D-Glukose (7%, 100 μl pro
Injektion) während
der ersten 24 Stunden nach ihrer Geburt oder eine einzelne intraperitoneale
Injektion von Anti-Schwein-Insulin polyklonalem Ak aus dem Meerschweinchen
(1/800 in 0,9% NaCl, 100 μl;
ref AB1295TM, Chermicon Int Inc, Temecula,
CA, USA) innerhalb der ersten post-natalen Stunde. Die neutralisierende
Wirkung dieses Anti-Insulin-Antikörpers wurde
nach Injektion in adulte Mäuse
gezeigt, die mit Glukose beladen waren: Es wurden signifikant erhöhte Blutglukosespiegel
nach 30 und 60 min. beobachtet, im Vergleich zu unbehandelten oder
normalen Mäusen,
die mit Serum von Meerschweinchen behandelt wurden.
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Insulin-Ausschüttung aus
Inselzellen der Bauchspeicheldrüse
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Inseln
der Bauchspeicheldrüse
(Malaisse et al. (1984)), zubereitet unter Verwendung des Collagenase-Verfahrens
aus den Bauchspeicheldrüsen
von 3–4
Mäusen,
wurden in Gruppen zu je 8 Inseln jeweils 90 min. bei 37°C in 1,0
ml eines Hepes- und Bikarbonat-gepufferten Mediums inkubiert, das
5 mg/ml bovines Serumalbumin und, soweit benötigt, 11,1 mM D-Glukose enthielt.
Das in das Medium freigesetzte Insulin wurde mittels Radioimmunassay
gemessen.
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Analyse der
Glykogen-Synthese in isolierten Soleus-Muskeln
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Die
zwei Soleus-Muskeln wurden schnell aus über Nacht ausgehungerten SHIP2+/+- oder SHIP2+/–-Mäusen isoliert
und mittels ihrer Sehnen an rostfreie Stahlclips befestigt (Stenbit
et al. (1996)). Alle Inkubationen wurden bei 37°C unter einer Atmosphäre von 95%
O2 : 5% CO2 in 1
ml Krebs-Ringer-Bicarbonat-Puffer (pH 7,35), der mit 1% bovinem
Serumalbumin (Fraction V, pH 7, Intergen) und 2 mM Pyruvat supplementiert
wurde, ausgeführt.
Nach einer 15-minütigen
Prä-Inkubation
ohne Insulin wurden die Muskeln 60 min. lang ohne oder mit den angegebenen
Insulin-Konzentrationen in demselben Medium ohne Pyruvat, aber mit
3-[3H]-Glukose (5 mM, 1 μCi/ml) inkubiert. Danach wurden
die Muskeln in 1 N NaOH aufgelöst
und Aliquots der alkalischen Lösung
wurde auf Whatmann-Papieren aufgetropft. Die Papiere wurden in eiskalten
60% Ethanol getaucht und vor der Zählung extensiv in 60% Ethanol
(3 Waschschritte von 20 min. Länge)
gewaschen. Alle Ergebnisse wurden pro mg Muskelprotein (bestimmt
mittels des wohlbekannten Pierce-Assays) ausgedrückt.
-
Ergebnisse
-
Nach
der Elektroporation von embryonalen Stammzellen (ES) mit dem Zielvektor
haben die Erfinder Southern-Blots und zwei unterschiedliche Sonden
und Restriktionsenzyme verwendet, um rekombinante Klone mit einer
7,3 kb langen genomischen DNA-Deletion auf einem Allel des SHIP2-Gens
zu identifizieren (1a, b). Die Kreuzung
chimärer
Männchen
mit C57BL/6-Weibchen resultierte in F1-heterozygoten(SHIP2+/–)-Mäusen, die
keine offensichtlichen Anomalien aufwiesen. Das Körpergewicht
nach 8 Wochen, die Lebenserwartung und die spontane Tumorinzidenz
unterschieden sich nicht signifikant von den Werten von Wildtyp-SHIP2+/+-Mäusen.
F1-SHIP2+/–-Mäuse wurden
anschließend
geselbstet, und 182 lebensfähige
Nachkommen wurden bei ihrer Geburt genotypisiert; von diesen waren
47 (26%) SHIP2+/+, 94 (51%) SHIP2+/– und 41
(22%) SHIP2–/–.
Diese Frequenzen liegen innerhalb der zu erwartenden Verteilung
nach Mendel für
die Weitergabe eines autosomalen Gens und legt nahe, dass die Disruption
beider SHIP2-Allele keine embryonale Letalität verursacht. Embryonale Fibroblasten
embryonaler Mäuse
am Tag 13,5 (MEF) wurden analysiert, um die reduzierten Spiegel
und das komplette Fehlen der SHIP2-mRNA (1c)
oder -Proteins (1b) in SHIP2+/–- beziehungsweise
SHIP2–/–-Mäusen zu
bestätigen.
-
Zum
Zeitpunkt der Geburt waren SHIP2–/–-Mäuse phänotypisch
nicht von ihren Wurfgeschwistern zu unterscheiden; die meisten von
ihnen waren in der Lage, zu fressen, obwohl fortschreitend weniger
effizient als SHIP2+/+- oder SHIP2+/–-Mäuse. Eine
detaillierte Überwachung
deckte auf, dass SHIP2–/–-Mäuse während der ersten 24 Stunden
ihres Lebens fortschreitend zyanotisch oder blass und lethargisch
wurden. Einige Neugeborene SHIP2–/–-Jungtiere zeigten
Zeichen von respiratorischen Problemen und zeigten keine Gewichtszunahme
(SHIP2+/+: 1,60 +/– 0,02 g, SHIP2+/–:
1,63 +/– 0,04
g und SHIP2–/–:
1,20 +/– 0,01
g für einen
typischen Wurf von 10 Neugeborenen, 18 Stunden nach der Geburt;
Student-T-Test, P < 0,005),
und starben innerhalb von 3 Tagen nach der Geburt. Die Ursache der
respiratorischen Probleme, die in einigen SHIP2–/–-Mäusen beobachtet
wurde, war nicht in einem Fehlen von oberflächenaktivem Stoff oder einer
anomalen Differenzierung der den oberflächenaktiven Stoff produzierenden
Zellen begründet,
da die Expression von Proteinen (SPA SP-B und SP-C), die mit oberflächenaktiven
Stoffen assoziiert sind, und der TTF-1- oder C/EBP-Transkriptionsfaktoren
in den Lungen von SHIP2–/–-Mäusen normal war. Darüber hinaus
deckte eine Hämatoxilin-
und Eosinfärbung
von SHIP2–/–-Lunge,
sowie des Gehirns, des Herzens, des Thymus, der Leber, des Magens,
des Pankreas, der Niere, der Haut, des Muskels, der Milz, der Blase
und von Schnitten des Dünn-
und Dickdarms keine besonderen Anomalitäten auf.
-
In
Neugeborenen ist eine ernste Hypoglykämie häufig mit zyanotischen Abschnitten,
Apnoe, respiratorischen Problemen, Nahrungsmittelaufnahmeverweigerung
und Somnolenz assoziiert. 2 und 8 Stunden nach dem Wurf wurde kein
Unterschied in den Blutglukose-Konzentrationen bei den verschiedenen
Genotypen beobachtet. Allerdings war die Blutglukose-Konzentration
in SHIP2–/–-Mäusen signifikant
geringer als in SHIP2+/–- und SHIP2+/+-Mäusen, als
sie zwischen 10 bis 15 Stunden nach der Geburt analysiert wurde
(2a; Student-T-Test, P < 10–6).
Die Hypoglykämie
war weder in Glykosuria noch in einer exzessiven Sekretion von Insulin
durch die β-Zellen
der Bauchspeicheldrüse
begründet:
Plasmainsulin-Spiegel waren in SHIP2–/–-Mäusen signifikant geringer als
in SHIP2+/–-
und SHIP2+/+-Mäusen (2a;
Student-T-Test, P < 0,05).
Die Histologie und Immunhistochemie von Inseln der Bauchspeicheldrüse unter
Verwendung von Anti-Insulin-, -Glukagon- und -Somatostatin-Antikörpern deckte
keine Anomalitäten
der Antigenexpression und -Verteilung in SHIP2–/–-Mäusen auf.
Um zu überprüfen, ob
die Hypoglykämie
die Ursache von post-natalem Tod war, wurde in SHIP2–/–-Mäuse D-Glukose injiziert. Hypoglykämische SHIP2–/–-Mäuse wurden
transient für
bis zu 96 Stunden mittels wiederholten Injektionen von D-Glukose
während
der ersten 24 Stunden nach der Geburt gerettet (2b).
Etwa 10 Minuten nach jeder Injektion gewannen die SHIP2–/–-Neugeborenen eine
normale Hautfarbe wieder und waren weniger lethargisch als nicht-injizierte
Mäuse.
Ein verlängertes Überleben
wurde auch beobachtet, wenn SHIP2–/–-Mäusen innerhalb
der ersten Stunde nach der Geburt ein neutralisierender Antikörper gegen
Insulin injiziert wurde (2b). Darüber hinaus
steigerte eine Anti-Insulin-Ak-Injektion in SHIP2–/–-Mäuse signifikant
die Glukose-Konzentrationen zum Zeitpunkt von 10–15 Stunden nach der Geburt,
im Vergleich zu nicht-injizierten Mäusen (2a,
Student-T-Test, P < 0,0002).
Diese Daten zeigen an, dass die Hypoglykämie in SHIP2–/–-Mäusen nicht
durch eine verstärkte
Produktion von Insulin oder verringerten Glukagon-Spiegeln verursacht
ist, sondern eher das Ergebnis einer verstärkten Sensitivität gegenüber Insulin
ist.
-
Die
Leber spielt bei der Geburt eine wichtige Rolle in der Glukose-Homöostase:
Sie stellt dem Blut mittels der Glukoneogenese Glukose bereit. Während dieses
kritischen Zeitraums wird die Transkription von mehreren hepatischen
Enzymen, die an der Glukoneogenese beteiligt sind, in Reaktion auf
hormonelle und diätetische
Bedingungen aktiviert. Eine Störung
der Glukagon- oder
Insulin-Signalkaskaden bei oder knapp vor der Geburt resultiert
in einem verspäteten
oder vorzeitigen Auftreten dieser Enzyme und in einer neonatalen
Hypoglykämie
oder einem Diabetes. Die Expression von Phosphoenolpyruvat-Carboxykinase
(PEPCK), einem Schlüsselenzym
der Glukoneogenese, war in der Leber von SHIP2–/–-Mäusen, im
Vergleich zu SHIP2+/+-Mäusen, sehr gering oder sie
fehlte gänzlich
(2c). Die Injektion von einem neutralisierenden
Anti-Insulin-Ak in SHIP–/–-Mäuse stellte eine normale Expression
der PEPCK mRNA wieder her (2c). Die
Expression von hepatischer Tyrosin-Aminotransferase (TAT-5') und Glukose-6-Phosphatase (G-6-Pase),
zwei weiterer glukoneogener Enzyme, die nach der Geburt ebenfalls
induziert sind, war ebenfalls abgeschwächt, obwohl zu einem geringeren
Ausmaß als
PEPCK (2c). Die Spiegel von C/EBP-,
C/EBP- und Aldolase B-mRNA waren von der Mutation nicht betroffen.
Daher führt
das Fehlen von SHIP2 zu einer verringerten Expression von mehreren Schlüsselenzymen
der Glukoneogenese, was zur Hypoglykämie in Neugeborenen SHIP2–/–-Mäusen beiträgt. Es ist
wichtig zu betonen, dass trotz der geringen Insulinspiegel, die
in mutanten Mäusen
gefunden wurden, die Expression von PEPCK induziert wurde, wenn
Insulin früh
nach der Geburt neutralisiert wird. Zusammengenommen zeigen diese
Daten, dass SHIP2–/–-Leberzellen in vivo
eine verstärkte
Sensitivität
gegenüber
Insulin besitzen.
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Da
SHIP2 ein wichtiger negativer Regulator der Insulinsensitivität in vivo
ist und da der Verlust von SHIP2 zu einer letalen Hypoglykämie in neugeborenen
Mäusen
führt,
wurde untersucht, ob verringerte Mengen der SHIP2-Expression in
SHIP2+/–-Mäusen (1c, 1d, 3c) die Insulinsensitivität verändern würde. Es
gab keinen signifikanten Unterschied in den basalen Blutglukose-
oder Plasmainsulin-Spiegeln zwischen adulten SHIP2+/+-
und SHIP2+/–-Mäusen, entweder
nach einer Aushungerung über
Nacht (3a) oder wenn sie frei gefüttert wurden
(Glukosespiegel in frei-gefütterten
Mäusen:
9,8 +/– 0,5
mM versus 8,8 +/– 0,2
mM in SHIP2+/+- beziehungsweise SHIP2+/–-Mäusen; Insulinspiegel
in frei-gefütterten
Mäusen:
1,17 +/– 0,29 μg/l versus
0,96 +/– 0,16 μg/l in SHIP2+/+- beziehungsweise SHIP2+/–-Mäusen). Allerdings
resultierte die Injektion von D-Glukose in einer schnelleren Glukose-Clearance
in SHIP2+/–-
als in SHIP2+/+-Mäusen: Die Glykämie war
zu allen Zeitpunkten in SHIP2+/–-Mäusen signifikant
geringer (3a). Die gesteigerte Glukose-Clearance
in SHIP2+/–-Mäusen war
keine Folge einer erhöhten
Freisetzung von Insulin: 30 Minuten nach Glukoseverabreichung waren
die Insulinspiegel in SHIP2+/–-Mäusen ebenfalls signifikant
geringer als in Wildtyp-Mäusen (3a). Darüber hinaus war die Freisetzung
von Insulin aus isolierten Inseln der Bauchspeicheldrüse in Reaktion
auf Glukose in SHIP2+/+- und SHIP2+/–-Mäusen nicht
signifikant unterschiedlich. Insulinhypersensitivität wurde
gezeigt, als den Mäusen
Insulin injiziert wurde, dies bedeutet, dass 30 und 60 min. nach
der Injektion in SHIP2+/–-Mäusen eine signifikant schwerere
Hypoglykämie
beobachtet wurde als in SHIP2+/+-Mäusen (3b).
-
Insulin
stimuliert den Glukosetransport und die Speicherung von Glukose
als Glykogen in skelettalen Muskeln durch die Translokation des
GLUT4-Glukosetransporters aus intrazellulären Speichern auf die Zelloberfläche (Czech
et al. (1999)) und durch die Aktivierung der Glukogensynthase. Der
Verlust eines SHIP2-Allels resultierte in einer reduzierten SHIP2-mRNA
und -Proteinexpression in skelettalen Muskelzellen (3c). Nach
einer Aushungerung über
Nacht war die Menge des GLUT4-Transporters in der Myozyten-Plasma-Membranfraktion
gering, aber in SHIP2+/+- und SHIP2+/–-Mäusen ähnlich (3d). Allerdings waren, wenn SHIP2+/+- und SHIP2+/–-Mäuse mit
Insulin versehen wurden, die GLUT4-Spiegel in der Plasmamembran
in skelettalen Muskeln von SHIP2+/–-Mäusen höher, was
mit der erhöhten
Glukose-Clearance übereinstimmt,
die in diesen Mäusen
gefunden wurde. Die Glykogensynthese in Reaktion auf eine Insulinstimulierung,
die sowohl eine Aktivierung der Glukoseaufnahme als auch der Glukogensynthase
widerspiegelt, wurde in isolierten Soleus-Muskeln aus SHIP2+/–-
und SHIP2+/+-Mäusen analysiert (3e). Unter basalen Bedingungen oder in
Gegenwart von maximal-stimulierenden Insulin-Konzentrationen (2
und 50 nM) wurde in SHIP2+/+- und SHIP2+/–-Muskeln eine ähnliche
Glykogensynthese beobachtet. Allerdings resultierte die Stimulierung
mit niedrigeren, physiologischen Insulin-Konzentrationen (0,1 oder
0,3 nM) in einer signifikant höheren
Glykogensynthese in SHIP2+/–-Muskeln als in SHIP2+/+-Muskeln (3e).
Wenn die Insulin-Dosis-Reaktionskurve in % der maximalen Insulinwirkung
dargestellt wird, verlagert sie sich in Richtung der geringeren
Insulin-Konzentrationen in SHIP2+/–-Mäusen, im
Vergleich zu SHIP2+/+-Mäusen (3e).
Zusammengenommen zeigen die Daten, dass die Insulinsensitivität in skelettalen
Muskeln von heterozygoten Mäusen,
die nur eine verringerte Menge des SHIP2-Proteins exprimieren, signifikant
erhöht
ist.
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Das
Auftreten des im Erwachsenenalter auftretenden Diabetes mellitus
ist dramatisch angestiegen, und die Erkrankung ist ein vorrangiges
Problem des Gesundheitswesens. Die Resistenz gegenüber der
stimulatorischen Wirkung von Insulin auf die Glukoseverwertung ist
ein Schlüsselmerkmal
der Erkrankung in den meisten Formen des im Erwachsenenalter auftretenden
(Typ II oder des Insulin-unabhängigen)
Diabetes und trägt
zu der Morbidität
bei, die mit dem autoimmunen (Typ I oder Insulin-abhängigen)
Diabetes zusammenhängt.
Es ist außerordentlich
wichtig, die molekularen Mechanismen, die den Insulin-Signalweg
regulieren, besser zu verstehen. Daten, die aus genetisch modifizierten
Mäusen
gewonnen werden, identifizieren SHIP2 als einen kritischen und essentiell
negativen Regulator des Insulin-Signalwegs
und der Insulin-Sensitivität
in vivo. Daher ist SHIP2 ein neuartiges therapeutisches Ziel für die Behandlung
von Typ II-Diabetes und ein Kandidatengen, das zu der Prädisposition
für diese
Erkrankung führt.
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