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GEBIET DER
ERFINDUNG
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Diese
Erfindung betrifft die Behandlung von multipler Sklerose unter Anwendung
einer Kombinationstherapie mit cpn10 und β-Interferon. Diese Erfindung
betrifft außerdem
eine pharmazeutische Zusammensetzung und ein Set, die cpn10 und β-Interferon umfassen.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Multiple
Sklerose (MS) ist die häufigste
Autoimmunerkrankung des Nervensystems, an der in den Vereinigten
Staaten etwa 1 von 250.000 Personen leidet. Klinisch gesehen ist
MS durch eine verstreute Demyelinierung des Zentralnervensystems
(ZNS) gekennzeichnet, die zu Schwäche, Parästhesien, Sensibilitätsverlust
und im Allgemeinen verringerter Kontrolle über neuromuskuläre Funktionen
führt.
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Interferon-β (IFN-β)
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IFN-β ist ein
antivirales und antineoplastisches Zytokin, das von Fibroblasten
als Reaktion auf virale Stimulation produziert wird. Es dient als
Immunsystemmodulator und stellt die einzige Behandlung dar, die
zu einer wesentlichen Veränderung
des natürlichen
Verlaufs von MS in einem angemessen kontrollierten klinischen Versuch
geführt
hat (The IF-β Multiple
Sclerosis Study Group, Neurology 43, 655–61 (1993)). Aus dieser Studie
war jedoch ersichtlich, dass zwar die hohe Dosis IF-β (Injektionen
von 8 Millionen internationalen Einheiten (MIU) jeden zweiten Tag)
gut vertragen wurde und sich positiv auf den Verlauf von MS mit
Rückfällen und
Remissionen auswirkte, aber nur teilweise wirksam war. Die Patienten
erlitten weiterhin Exazerbationen, wenn auch weniger häufig und
mit relativ geringer klinischer Schwere. Diese Dosis konnte jedoch
nicht erhöht werden,
da eine frühe
Pilotstudie zeigte, dass die Verabreichung von höheren Dosen (16 MIU) dreimal
pro Woche zu unakzeptabler Toxizität führten. Nach der Verabreichung
der beiden Dosen (1,6 und 8 MIU), die im oben genannten klinischen
Versuch verwendet wurden, war die Inzidenz von erkennbaren Nebenwirkungen
gering.
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Die
häufigste
Laboranomalität
in Zusammenhang mit einer IFN-β-Behandlung
war Lymphopenie, die nicht mit signifikanten Änderungen der Gesamtanzahl
an weißen
Blutkörperchen
zusammenhängt.
Weitere auftretende Nebenwirkungen waren influenzaähnliche
Symptome und Reaktionen an der Injektionsstelle. In-vitro-Studien
haben gezeigt, dass IFN-β die
Proliferation von mitogenstimulierten mononukleären Zellen des peripheren Bluts
sowohl bei MS-Patienten als auch bei gesunden Individuen effektiv
hemmen kann. Diese antipraliferative Wirkung wurde auf eine verringerte
IL-2R-Expression zurückgeführt (Rudick
et al., Neurology 43, 2080–8
(1993)).
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Es
wurden umfassende Studien an Laborratten und -mäusen durchgeführt, um
die Wirkung von IFN-β als
Behandlung von experimenteller Autoimmunenzephalomyelitis (EAE)
zu untersuchen. EAE ist das beste derzeit verfügbare Tiermodell für MS, und
es handelt sich dabei um eine CD4+-T-Zellen-vermittelte
inflammatorische Demyelinierungserkrankung des ZNS in Nagetieren
(Pettinelli & McFarlin,
J. Immunol. 127, 1420–3 (1981)).
EAE kann durch Inokulation von anfälligen Tiere mit ZNS-Antigenen
(basisches Myelinprotein, Myelin-Proteolipidprotein, Myelin-Oligodendrozytenglykoprotein)
und Adjuvantien induziert werden. Die Entwicklung von Anzeichen
von EAE hängt
mit der Infiltration des Nervensystems durch T-Lymphozyten und Makrophagen
zusammen (Raine, Lab. Invest. 50, 608–35 (1984)). Während einer
spontanen Erholung von EAE nimmt die Anzahl an inflammatorischen
Zellen im Nervensystem ab (McCombe et al., J. Neurol. Sci. 113, 177–86 (1992)),
teilweise aufgrund der Apoptose von T-Lymphozyten und Makrophagen
im Zentralnervensystem (Tabi et al. Eur. J. Immunol. 24, 2609–17 (1994);
McCombe et al., J. Neurol. Sci. 139, 1–6 (1996)). Eine Genesung von
EAE hängt
auch mit der Produktion von herabregulierenden Zytokinen, wie z.B.
IL-10 und TGF-β,
zusammen (Kennedy et al., J. Immunol. 149, 2496–2505 (1992)).
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In
Studien von Ruuls et al., J. Immunol. 157, 5721–31 (1996) wurde EAE in Ratten
durch Inokulation mit einem synthetischen MBP-Peptid, Reste 63–88, induziert.
Eine Behandlung dieser Ratten mit rekombinantem Ratten-IFN-β (3 × 105 U/Tag s.c.) von Tag 8 bis Tag 17 nach der
Inokulation schützte
diese Tiere vollständig vor
einer Erkrankung während
der Behandlungsdauer. Mit der Einstellung der Behandlung entwickelten
die meisten Tiere jedoch einen ausgedehnten und remittierenden Krankheitsverlauf
mit stark erhöhter
Schwere. Wenn die Behandlung bis zum Tag 26 fortgesetzt wurde, erlitten
die Tiere keinen Rückfall
nach Beendigung der Behandlung. Diese Ergebnissen lassen darauf
schließen,
dass eine Beendigung der Behandlung während der Erholungsphase von
EAE mit einem raschen Ausbruch einer ernsten paralytischen Erkrankung
zusammenhängt.
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Eines
der charakteristischen Merkmale von EAE ist ein progressiver Gewichtsverlust
während
der klinischen Phase der Erkrankung, die rasch umgekehrt wird, wenn
die Tiere genesen (Ruuls et al., w.o. (1996)). Eine Behandlung mit
IFN-β von
Tag 8 bis Tag 26 hemmte den Gewichtsverlust im Vergleich zur Kontrollgruppe. Nach
der Behandlung wiesen jedoch alle Tiere eine Wachstumsverzögerung auf,
die etwa 25 Tage nach der Inokulation erkennbar wurde. Das Unvermögen, an
Gewicht zuzulegen, erwies sich ebenfalls als eine der häufigsten
und dosisbeschränkenden
Nebenwirkungen bei Patienten während
einer IFN-β-Behandlung
von verschiedenen Krankheiten.
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Unter
Verwendung eines Mausmodells für
EAE bestimmten Yu et al., J. Neuroimmunol. 64, 91–100 (1996)
die Wirkung einer Behandlung mit Maus-IFN-β auf den Verlauf von EAE in
(SWR × SJL)F1-Mäusen, gefolgt
von einer Immunisierung mit dem immundominanten Myelin-Proteolipidprotein-(PLP-)Peptid p139–151. Es
zeigte sich eine deutliche Verringerung des mittleren neurologischen
Defizits, eine signifikante Verzögerung
des Exazerbationsbeginns und der Exazerbationsgeschwindigkeit und
eine Verringerung an DTH. Eine IFN-β-Behandlung führte zu
einer langfristigen Verbesserung des mittleren klinischen Werts
und zu einer klaren histopathologischen Besserung und Verzögerung des
Fortschreitens der Behinderung. In vitro hemmte IFN-β die Proliferation
von determinantengeprimten Lymphknotenzellen auf dosisabhängige Weise. Die
Autoren kamen zu dem Schluss, dass eine klare histopathologische
Besserung in den IFN-β-behandelten Mäusen erkennbar
war, dass die Besserung aber weit von einer Heilung entfernt war.
Eine ähnlich
signifikante aber bescheidene langfristige therapeutische Wirkung
auf die Schwere und Inzidenz von ZSN-Entzündungen wurde in Bezug MS-Patienten
beschrieben (IFN-β Multiple
Sclerosis Study Group (1993)).
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Früher Schwangerschaftsfaktor
(EPF)
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EPF
wurde das erste Mal in Morton et al., Nature 249, 459–60 (1974)
und Morton et al., Proc. R. Soc. Lond. 193, 413–9 (1976) beschrieben.
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EPF
tritt innerhalb von 6–24
h nach der Befruchtung im mütterlichen
Serum auf, ist in allen untersuchten Spezies zumindest während der
ersten Hälfte
der Schwangerschaft vorhanden und entscheidend für ein anhaltendes embryonales
Wachstum und Überleben
(Morton et al., Current Topics in Developmental Biology 23, 73–92 (1987));
Athanasas-Platsis et al., J. Reprod. Fert. 87, 495–502 (1989);
Athanasas-Platsis
et al., J. Reprod. Fert. 92, 443–51 (1991)). Der EPF ist auch
ein autokriner Überlebensfaktor
für Tumorzellen
(Quinn et al., Clin. Exp. Immunol. 80, 100–8 (1990); Quinn & Morton, Cancer
Immunol. Immunother. 34, 265–71
(1992)) und für
die Regeneration von Leberzellen nach einer partiellen Hepatektomie
(Quinn et al., Hepatology 20, 1294–302 (1994)). Wie viele andere
Wachstumsfaktoren ist EPF in Blutplättchen vorhanden, was vermuten lässt, dass
er eine physiologische Rolle bei der Wundheilung spielt (Cavanagh & Morton, Eur.
J. Biochem. 222, 551–60
(1994)).
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EPF
weist außerdem
immunmodulatorische Eigenschaften auf. Dies wurde zum ersten Mal
vorgeschlagen, als sich zeigte, dass EPF in der Lage ist, die Rosetteninhibitionseigenschaften
eines immunsuppressiven Antilymphozytenserums (Morton et al., w.o.
(1974); Morton et al., w.o. (1976)) und von Anti-CD4-Antikörpern, nicht
aber Anti-CD8-Antikörpern,
(Morton et al., Pregnancy Proteins, 391–405 Hrsg. B. Grud zinskas,
B. Teisner, M. Seppala, Academic Press, Sydney (1982)) zu verstärken. Weitere
Studien zeigten, dass EPF die Reaktion der Überempfindlichkeit vom verzögerten Typ
(DTH) auf Trinitrochlorbenzol (TNCB) in Mäusen supprimieren kann (Noonan
et al., Nature 278, 649–51
(1979), mitogeninduzierte Lymphozytenproliferation supprimieren
kann (Athansas-Platsis, PhD Thesis, The University of Queensland
(1993)) und die IFN-γ-Produktion durch
EPF-bindende T-Zellen supprimieren kann. Die immunsuppressive Wirkung
von EPF wird durch die sequenzielle Induktion von Suppressorfaktoren
und/oder Lymphokinen vermittelt. EPF bindet an CD4+-T-Zellen, die
sequenziell zwei genetisch eingeschränkte Suppressorfaktoren, EPF-S1 und EPF-S2, freisetzen
(Rolfe et al., Clin. Exp. Immunol. 73, 219–25 (1988); Rolfe et al., Immunol.
Cell Biol. 67, 205–8
(1989)). Während
EPF in seiner Wirkung weder durch die Spezies noch durch den Stamm
eingeschränkt
ist, ist die EPF-S1-Aktivität auf die
I-Region des Maus-MHC und HLA-DR in Menschen eingeschränkt, während die
EPF-S2-Wirkung auf die Igh-Region begrenzt
ist.
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Chaperonin 10
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Eine
Aminosäuresequenzierung
von EPF, der aus menschlichen Blutplättchen gereinigt worden war (Cavanagh & Morton, w.o.
(1994)), zeigte, dass er gemeinsame Aminosäuresequenzen mit Chaperonin
10 (cpn10), einem Mitglied der Hitzeschockfamilie von Proteinen,
aufweist (Hartman et al., Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 89, 3394–8 (1992)).
EPF und cpn10 scheinen somit Homologe zu sein. Cphn10 ist in verschiedenen Organismen
von Bakterien bis zum Menschen vorhanden. Die Struktur von cpn10
ist unter verschiedenen Säugetierspezies
sehr ähnlich,
zwischen Bakterien und Säugetieren
jedoch weniger. Cpn10 ist in Mitochondrien vorhanden, wo es eine
Rolle bei der Proteinfaltung spielt (Ellis & van der Vies, Annu. Rev. Biochem.
60, 321–47 (1991)),
und wie andere Hitzeschockproteine wird zelluläres cpn10 während eines zellulären Stresses
hinaufreguliert.
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Wie
EPF ist cpn10 aktiv in Rosetteninhibitionstests und weist eine immunsuppressive
Aktivität
auf, wie durch eine Verlängerung
der Lebensfähigkeit
von allogenen Hauttransplantaten in Ratten belegt wurde. In Bezug
auf EAE wird auf die Internationale Veröffentlichung Nr. WO95/15338
verwiesen, worin nachgewiesen wurde, dass cpn10 den Ausbruch von
EAE verzögert
und die klinischen Merkmale der Krankheit in Rattenmodellen modifiziert.
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Somit
ist aus der Literatur ersichtlich, dass sowohl cpn10 als auch IFN-β immunsuppressiv
sind.
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ZIEL DER ERFINDUNG
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In
nachfolgenden Experimenten verglichen die Erfinder cpn10 und IFN-β in Bezug
auf die Behandlung von EAE in Mäusen
und machten die überraschende
Entdeckung, dass cpn10 und IFN-β über verschiedene Mechanismen
wirken. Als Ergebnis dieser Entdeckung wurde nun erkannt, dass cpn10
und IFN-β zusammenwirken
können,
um eine verbesserte Behandlung von EAE bereitzustellen. Daraus lässt sich
folgern, dass cpn10 und IFN-β zusammenwirken
können,
um einen verbesserte Behandlung von MS in Menschen zu ermöglichen.
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Deshalb
besteht ein Ziel der Erfindung in der Bereitstellung einer pharmazeutischen
Zusammensetzung zur Behandlung von multipler Sklerose (MS) und ihre
Verwendung.
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Ein
erster Aspekt der Erfindung ist in Anspruch 1 dargelegt.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird die Erfindung verwendet, um einen Rückfall von MS zu unterbinden.
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In
einem zweiten Aspekt wird eine pharmazeutische Zusammensetzung zur
Behandlung von MS bereitgestellt, die eine pharmazeutisch wirksame
Menge von cpn10 und IFN-β und
ein(en) pharmazeutisch annehmbaren/s Träger oder Verdünnungsmittel
umfasst.
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In
einem dritten Aspekt wird ein Set bereitgestellt, das eine pharmazeutisch
wirksame Menge von cpn10 und IFN-β und
ein(en) pharmazeutisch annehmbaren/s Träger oder Verdünnungsmittel
umfasst.
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Vorzugsweise
liegt das IFN-β in
dehydratisierter Form vor, die bei Verwendung durch den/das pharmazeutisch
annehmbare(n) Träger
oder Verdünnungsmittel
rehydratisiert wird.
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In
einer Ausführungsform
liegt das cpn10 in dehydratisierter Form vor und wird bei Verwendung
durch den/das pharmazeutisch annehmbare(n) Träger oder Verdünnungsmittel
rehydratisiert.
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In
einer weiteren Ausführungsform
liegt das cpn10 in Form von Tabletten oder Kapseln vor.
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Gemäß den oben
genannten Aspekten umfasst die pharmazeutisch wirksame Menge von
cpn10 und IFN-β 5–60 mg cpn10.
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Noch
bevorzugter umfasst die pharmazeutisch wirksame Menge von cpn10
und IFN-β 10–30 mg cpn10.
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Vorzugsweise
umfasst die pharmazeutisch wirksame Menge von cpn10 und IFN-β 1–10 MIU
IFN-β.
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Noch
bevorzugter umfasst die pharmazeutisch wirksame Menge von cpn10
und IFN-β 4–6 MIU IFN-β.
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In
der gesamten Beschreibung und in den nachfolgenden Ansprüchen schließen die
Begriffe „umfasst" und „umfassen" die Grenzen mit
ein, sodass eine angeführte
ganze Zahl oder Gruppe von ganzen Zahlen eine oder mehrere nicht
angeführte
ganze Zahl oder Gruppen von ganzen Zahlen einschließen kann.
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KURZBESCHREIBUNG
DER FIGUREN UND TABELLEN
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1 EAE-Ratten
intraperitoneal verabreichtes rekombinantes cpn10, beginnend mit
dem Tag der Inokulation mit MBP. Die Werte stellen Mittelwerte ± mittlerer
Standardfehler (SEM) dar. Eine cpn10-Behandlung verringerte den
Gesamtwert der Behinderung deutlich (p = 0,001; Mann-Whitney-Rangsummentest,
Sigma Stat 2.0, Jandel Scientific).
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2 EAE-Ratten
oral verabreichtes rekombinantes cpn10, beginnend mit dem Tag der
Inokulation mit MBP. Die Werte stellen Mittelwerte ± mittlerer
Standardfehler (SEM) dar. Eine cpn 10-Behandlung verringerte den
Gesamtwert der Behinderung deutlich (p = 0,005; Mann-Whitney-Rangsummentest,
Sigma Stat 2.0, Jandel Scientific).
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3 EAE-Ratten
intraperitoneal (i/p) oder oral (O/F) verabreichtes rekombinantes
cpn10 pGEX, beginnend mit dem Tag der Inokulation mit MBP. Die Werte
stellen den % Gewichtsverlust pro Gruppe dar (verglichen mit dem
Gewicht am Tag 10).
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4 Reaktion
der Überempfindlichkeit
vom verzögerten
Typ (DTH) auf MBP in Ratten, denen rekombinantes cpn10 intraperitoneal
(ip) oder oral verabreicht worden war oder die mit einem Kontrollvehikel
behandelt wurden, beginnend mit dem Tag der Inokulation mit MBP.
Vier Gruppen von Ratten (n = 4 pro Gruppe) wurde am Tag 0 MBP inokuliert,
und von Tag 0 bis 16 erhielten sie täglich cpn10 (50 μg/Ratte)
durch orale Fütterung
(O/F; Gruppe 2) oder ip (Gruppe 3) oder Vehikel alleine ip (Gruppen
1 und 4). Am Tag 15 wurde die Ohrdicke beider Ohren der Ratten gemessen,
dann wurden in den Gruppen 2–4
20 μg MBP
in 10 μl
Kochsalzlösung
in den Ansatz beider Ohren injiziert. Gruppe 1 wurde eine Kochsalzlösung injiziert.
Nach 24 h wurden wieder beide Ohren gemessen und die Schwellung
der Ohren durch Subtraktion bestimmt. *** p < 0,001; ** p = 0,003 verglichen mit
Gruppe 4 (Student-t-Test).
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5 Wirkung
von Ratten (n = 3) täglich
i.p. oder oral verabreichtem rekombinantem cpn10, beginnend mit
dem Tag der Inokulation mit MBP (Tag 0), auf die Leukozytengesamtzahl
und das Leukozytendifferentialbild. Die Zahlen (angegeben mit Standardabweichungen)
wurden am Tag 16 erhalten.
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6 Suppression
von MBP-stimulierter Lymphozytenproliferation in vitro durch rekombinantes cpn10.
Die Lymphozyten wurden gewonnen, indem Lymphknoten von Ratten 10
Tage nach einer Inokulation mit MBP drainiert wurden. Verdünnungen
von cpn10 wurden hergestellt, um bestimmte Endkonzentrationen auf
der Platte zu erhalten, und 100 μl
in Dreifachansätzen
abgegeben. Zu jedem Well wurden 50 μl gewaschene Lymphozyten (4 × 106/ml) und 50 μl MBP (80 μg/ml) zugesetzt. Kontrollwells
enthielten entweder: a) Zellen mit MBP, kein cpn10 oder b) Zellen
ohne MBP, kein cpn10. Die Platten wurden 72 h lang inkubiert und
während der
letzten 18 h mit 0,5 μCi
[Methyl-3H]-Thymidin gepulst. Die Proliferation
wurde durch die Messung inkorporierter Radioaktivität (cpn +
Standardabweichungen) in Zellen, die mit oder ohne cpn10 inkubiert
worden waren, bestimmt. *** p < 0,001;
** p = 0,005 (Student-t-Test).
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7 Verringerung
des mittleren Behinderungswerts von EAE in SJL-Mäusen, die mit rekombinantem cpn10
behandelt wurden, im Vergleich zu Mäusen, die mit einem Vehikel
alleine behandelt wurden. EAE wurde in Mäusen (n = 10 pro Gruppe) mit
einem PLP-Peptid p139–151
induziert, und cpn10 (10 μg/Maus/48
h oder 2,5 μg/Maus/48
h) oder Vehikel alleine wurden von Tag 0 bis Tag 20 ip verabreicht.
Vom Tag 8 an wurden klinische Anzeigen täglich überwacht, und die Gesamtbehinderung
jeder Maus wurde aufgezeichnet. Die Ergebnisse sind als mittlerer
Behinderungswert/Gruppe ausgedrückt.
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8 Mittlerer Behinderungswert von PLP-EAE
in SJL/J-Mäusen
(± SEM),
die mit a) rekombinantem cph10 (rcpn10) oder rcpn10 + IFN-β oder b)
IFN-β oder
rpcn10 + IFN-β behandelt
wurden im Vergleich zu Mäusen,
die mit einem Vehikel alleine behandelt wurden. EAE wurde durch
Inokulation mit einem PLP-Peptid am Tag 0 induziert, und die Mäuse (n =
10/Gruppe) erhielten a) rcpn10 (2,5 μg/Maus) ip jeden zweiten Tag
von Tag 0 bis Tag 20 oder b) IFN-β (5 × 103 Einheiten/Maus) sc jeden zweiten Tag von
Tag 10 bis Tag 20 oder eine Kombination aus beiden. Kontrollmäuse erhielten
nur Vehikel. Von Tag 8 bis Tag 60 wurden klinische Symptome täglich überwacht,
und der mittlere Behinderungswert jeder Gruppe wurde aufgezeichnet.
Die Ergebnisse sind als mittlerer Behinderungswert pro Gruppe ausgedrückt.
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9 Mittlerer
Gesamtbehinderungswert (±SEM)
von PLP-EAE in SJL/J-Mäusen,
die mit rekombinantem cpn10, IFN-β oder
einer Kombination aus beiden behandelt wurden, während des ersten Ausbruchs und
einer Rückfallperiode.
EAE wurde durch Inokulation mit einem PLP-Peptid am Tag 0 induziert,
und die Mäuse
wurden mit rcpn10 ip (2,5 μg/Maus
jeden zweiten Tag von Tag 0 bis Tag 20), IFN-β sc (5.000 Einheiten/Maus jeden
zweiten Tag von Tag 10 bis Tag 20) oder einer Kombination von beiden
behandelt. Kontrollmäuse
erhielten nur Vehikel. Klinische Symptome wurden von Tag 8 bis Tag
21 und von Tag 22 bis Tag 60 überwacht.
Eine Kombinationsbehandlung mit rcpn10 und IFN-β supprimierte die Entwicklung
einer Behinderung während
des ersten Ausbruchs im Vergleich zur Kontrollgruppe (*p = 0,050)
deutlich, wie auch rcpn10 oder rcpn10 + IFN-β während der Rückfallperiode (**p = 0,030,
***p = 0,014).
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10 Schnitte
des Sakralmarks von (A) einer Kontrollmaus und (B) einer Maus, die
mit rekombinantem cpn10 behandelt worden war (2,5 μg/Maus, ip
jeden zweiten Tag von Tag 0 bis Tag 20), die am Tag 14 entnommen
wurden. In der Kontrollmaus (A) waren eine Entzündung (großer Pfeil) und auffallende
Demyelinierungsbereiche (kleine Pfeile) vieler Fasern zu erkennen.
IN der cpn10-behandelten Maus (B) war eine Entzündung (großer Pfeil) in den subpialen
Regionen vorhanden, mit wenig erkennbarer Demyelinierung.
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11 Suppression
von MBP-stimulierter Lymphozytenproliferation in vitro durch rcpn10,
synthetisches cpn10 (scpn10) und IFN-β. Lymphozyten wurden gewonnen,
indem Lymphknoten von Ratten 10 Tage nach einer Inokulation mit
MBP drainiert und mit MVP (20 μg/ml)
und rcpn10, scpn10 und IFN-β in
den angeführten
Konzentrationen inkubiert (2 × 105 Zellen) wurden. Kontrollwells enthielten
entweder: a) Zellen mit MBP, kein cpn10 oder b) Zellen ohne MBP,
kein cpn10. Die Platten wurden 3 Tage lang inkubiert und während der
letzten 18 h mit 0,5 μCi
[Methyl-3H]-thymidin gepulst. Die Proliferation
wurde durch in die Zellen inkorporierte Radioaktivität bewertet
und als Stimulationsindex (Mittel der Wells mit MBP/Mittel der Wells
ohne MBP; Standardabweichungen sind angegeben) ausgedrückt. Die
Ergebnisse in Wells mit cpn10 oder IFN-β wurden mit jenen in Wells ohne
cpn10 oder IFN-β verglichen.
***p < 0,001, *p
= 0,05 (Student-t-Test).
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12 Aktivität von IFN-β, synthetischem
cpn10 (scpn10) und rekombinantem cpn10 (rcpn10) im Rosetteninhibitionstest.
Cpn10-Präparate
(50 μg(ml)
und IFN-β (0,5 μg/ml) wurden
10fach verdünnt
und der Rosetteninhibitionstiter jeder Verdünnung wurde bestimmt. Die Grenzdosis
(log der reziproken Probenverdünnung;
Standardabweichung ist angegeben) wurde als höchste Verdünnung einer Probe bestimmt,
die im Test zu einem positiven Ergebnis führt.
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TABELLE 1
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Liste
von IFN-β-Präparaten,
die derzeit bei der Behandlung von MS eingesetzt werden. sc = subkutane Injektion;
im = intramuskuläre
Injektion.
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TABELLE 2
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Eine
Behandlung mit rekombinantem cpn10 verringert den mittleren klinischen
Gesamtwert von MBP-EAE in Lewis-Ratten. Die Ratten wurden in einem
hinteren Fußballen
am Tag 0 mit MBP inokuliert. Cpn10 oder Vehikel alleine wurden in
den angegebenen Zeitintervallen intraperitoneal (ip) oder oral (7
Ratten pro Gruppe) verabreicht, beginnend mit Tag 0 bis Tag 17.
Klinische Symptome wurden täglich
von Tag 10 bis Tag 20 aufgezeichnet (siehe Verfahren), und die Untersuchung
dieser Gruppen wurde bis Tag 35 fortgesetzt (mit * angezeigt) und
der mittlere klinische Wert pro Ratte wurde für jede Gruppe bestimmt. Der
mittlere klinische Gesamtwert pro Ratte in der Testgruppe wurde
mit dem mittleren klinischen Gesamtwert pro Ratte in der Gruppe
verglichen, die in einem gleichzeitigen Test nur das Vehikel erhielten
(Mann-Whitney-Rangsummentest).
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TABELLE 3
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Eine
Behandlung mit rcpn10 verringert den Gesamtbehinderungswert von
PLP-EAE in SJL/J-Mäusen. EAE
wurde in SJL/J-Mäusen
mit einem PLP-Peptid 139–151
induziert (Greer et al., J. Immunol. 156, 171–179 (1996). Mäuse (10
pro Gruppe) wurden mit rcpn10 oder einem Vehikel behandelt und von
Tag 8 bis Tag 42 oder Tag 60 klinisch bewertet. Die Ergebnisse wurde
als mittlerer Gesamtbehinderungswert/Maus über den Untersuchungszeitraum
der rcpn10-Behandlungsgruppe aufgezeichnet und mit denen der Gruppe
verglichen, die nur das gleichzeitig getestete Vehikel erhielten
(Mann-Whitney-Rangsummentest).
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TABELLE 4
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Kombinationsbehandlung
mit rekombinantem cpn10 (rcpn10) und IFN-β verringerte den klinischen Gesamtwert
von PLP-EAE in SJL/J-Mäsuen.
EAE wurde in SJL/J-Mäusen mit
einem PLP-Peptid 139–151
induziert. Mäuse
(n = 10 pro Gruppe) wurden mit rcpn10, IFN-β oder beidem zusammen oder mit
einem Vehikel alleine behandelt, wie oben beschrieben wurde. Die
Mäuse wurden
von Tag 8 bis Tag 60, von Tag 8 bis Tag 21 und von Tag 22 bis Tag
60 klinisch beurteilt. Die Ergebnisse wurden als mittlere klinische
Gesamtwerte pro Maus in jeder Gruppe über den Untersuchungszeitraum
aufgezeichnet. Die Ergebnisse in den rcpn10-, IFN-β- und rcpn-10
+ IFN-β-Behandlungsgruppen
wurden mit jenen der Gruppe verglichen, die nur das gleichzeitig getestet
Vehikel erhielten (Mann-Whitney-Rangsummentest).
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TABELLE 5
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Prävention
von antigeninduziertem anaphylaktischem Tod in SJL/J-Mäusen. EAE
wurde in 4 Gruppen von SJL/J-Mäsuen
mit einem PLP-Peptid 139–151
am Tag 0 induziert. Am Tag 0 erhielten die Gruppen 1 und 2 2,5 μg cpn10 pro
Maus/48 h ip, während
die Gruppen 3 und 4 nur Vehikel erhielten. Am Tag 10 erhielten Gruppe
1 und Gruppe 3 0,5 × 104 Einheiten Maus-IFN-β in PBS/0,1% BSA, und Gruppe
2 und Gruppe 4 erhielten PBS/BSA. Von Tag 8 an wurden die Mäuse täglich gewogen
und auf klinische Symptome von EAE untersucht. Die Daten geben die
Anzahl an Mäusen
in jeder Gruppe an, die 8 bis 12 Tage nach Beginn der Behandlung
mit IFN-β in
PBS/0,1% BSA oder PBS/BSA alleine starben, und zwar als Anteil der
gesamten Mäuse in
den jeweiligen Gruppen. Ein statistischer Vergleich der Todesrate
zwischen den Gruppen 1 und 2 einerseits und den Gruppen 3 und 4
andererseits unter Verwendung der Chi-Quadrat-Analyse ergab einen
p-Wert < 0,02.
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DETAILLIERTE
BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Wie
erkennbar ist geht die vorliegende Erfindung zumindest teilweise
aus der Entdeckung der Erfinder hervor, dass cpn10 und IFN-β über verschiedene
Mechanismen wirken und gemeinsam EAE-Symptome bei Mäusen und
Ratten lindern. Im Speziellen wies eine Kombinationsbehandlung mit
IFN-β und
cpn10 eine deutlich stärkere
Fähigkeit
auf, einen EAE-Rückfall
nach Beendigung einer Behandlung zu verhindern. Demgemäß hat diese
Entdeckung Auswirkungen auf die Behandlung von MS bei Menschen,
da EAE das beste experimentelle Tiermodell für menschliche MS ist.
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In
diesem Zusammenhang ist die Verabreichung von IFN-β eine allgemein
bekannte Behandlungsmöglichkeit
von MS, führt
aber zu Nebenwirkungen, insbesondere bei höheren Dosen von IFN-β. Somit stellt die
vorliegende Erfindung eine Kombinationstherapie bereit, worin cpn10
und IFN-β Krankheitssymptome
stärker
lindern als IFN-β alleine,
wodurch die Notwendigkeit aufgehoben wird, IFN-β in Dosen zu verabreichen, die zu
Nebenwirkungen führen.
Außerdem
sollte darauf hingewiesen werden, dass IFN-β solche eine unabdingbare Behandlung
für MS
geworden ist, dass eine Kombinationstherapie unter Verwendung von
cpn10 und IFN-β äußerst attraktiv
ist, da Patienten ihre IFN-β-Behandlung
nicht absetzen müssen
oder diese mit geringerer Wahrscheinlichkeit eines MS-Rückfalls
absetzen können.
-
Ein
erster Aspekt der Erfindung ist in Anspruch 1 dargelegt.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird die Erfindung verwendet, um einen Rückfall von MS zu unterbinden.
-
„MS-Rückfall" bezieht sich hierin
auf das Wiederauftreten von MS-Symptomen nach der Erholung von einem
ersten Ausbruch. Ein MS-Rückfall
kann beispielsweise vorkommen, wenn eine Person die IFN-β-Therapie
absetzt oder die Menge an IFN-β aufgrund
des Risikos oder Auftretens von Nebenwirkungen verringert wird.
Das Verfahren der Erfindung kann einen MS-Rückfall verhindern, indem das
Wiederauftreten von MS-Symptomen verzögert wird oder die Schwere
der Symptome verringert wird.
-
Eine „pharmazeutisch
wirksame Menge" bezieht
sich hierin auf eine Menge eines Medikaments oder Arzneimittels,
beispielsweise cpn10 und IFN-β,
die bei Verabreichung an ein Individuum Krankheitssymptome bei diesem
Individuum verhindert, lindert, verringert oder auslöscht und/oder
die Schwere oder Dauer der Krankheitssymptome verringert. Es versteht
sich, dass die vorliegende Erfindung auch die Verabreichung von cpn10
und IFN-β in
Mengen umfasst, bei denen cpn10 oder IFN-β allein nicht wirksam oder suboptimal
wären, in
Kombination aber pharmazeutisch wirksam sind.
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Vorzugsweise
umfasst die pharmazeutisch wirksame Menge von cpn10 und IFN-β 5–60 mg cpn10.
-
Noch
bevorzugter umfasst die pharmazeutisch wirksame Menge von cpn10
und IFN-β 10–30 mg cpn10.
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Vorzugsweise
umfasst die pharmazeutisch wirksame Menge von cpn10 und IFN-β 1–10 Millionen
internationale Einheiten (MIU) IFN-β.
-
Noch
bevorzugter umfasst die pharmazeutisch wirksame Menge von cpn10
und IFN-β 4–6 MIU IFN-β.
-
Fachleute
auf dem Gebiet der Erfindung werden erkennen, dass die oben genannten
pharmazeutisch wirksamen Mengen in Bezug auf eine repräsentative
Person mit 70 kg berechnet wurden. Demgemäß können die Dosen je nach Körpergewicht,
Alter, Geschlecht, allgemeinem Gesundheitszustand und körperlicher
Verfassung der Person und anderen Behandlungen, denen die Person
unterzogen wird, variieren. Außerdem hängt die
Menge an cpn10 und IFN-β,
die verabreicht wird, mit der Häufigkeit
und der zeitlichen Einteilung der Verabreichungen zusammen.
-
In
diesem Zusammenhang wird davon ausgegangen, dass die Häufigkeit
und zeitliche Einteilung der Verabreichungen von cpn10 und IFN-β variieren
kann. Demgemäß ist klar,
dass der Schutzumfang der vorliegenden Erfindung zwei Behandlungsmodi
umfasst:
- (i) eine Kombinationsbehandlung mit
IFN-β und
cpn10, worin die beiden zu unterschiedlichen Zeitpunkten und/oder
mit unterschiedlicher Häufigkeit
verabreicht werden; und
- (ii) Behandlungen, bei denen IFN-β und cpn10 gemeinsam verabreicht
werden.
-
Vorzugsweise
wird cpn10 täglich
verabreicht, obwohl auch eine Verabreichung auf weniger häufiger Basis
(z.B. zwei- oder dreimal wöchentlich)
möglich
ist.
-
Wie
nachstehend erläutert
wird IFN-β üblicherweise
einmal wöchentlich
oder dreimal wöchentlich
verabreicht, je nach IFN-β-Quelle.
Solche Verabreichungshäufigkeiten
können
aufrecht erhalten werden, egal wie oft cpn10 verabreicht wird. Vorzugsweise
werden IFN-β und
cpn10 jedoch täglich
gemeinsam verabreicht. Letzterer Verabreichungsmodus ist vor allem
dann geeignet, wenn cpn10 und IFN-β in der genannten pharmazeutischen
Zusammensetzung zur subkutanen oder intramuskulären Injektion kombiniert sind.
-
In
einer Ausführungsform
ist IFN-β durch
subkutane oder intramuskuläre
Injektion zu verabreichen.
-
Cpn10
wird vorzugsweise in gereinigter rekombinanter synthetischer Form
bereitgestellt. Alternativ dazu kann cpn10 durch chemische Synthese
hergestellt werden. Fachleute auf dem Gebiet der Erfindung werden
jedoch verstehen, dass die chemische Synthese aufgrund der Größe von cpn10
eine weniger bevorzugte Option ist.
-
Hierfür geeignete
cpn10-Nucleotid- und -Aminosäuresequenzen
sind auf dem Gebiet der Erfindung allgemein bekannt, der Einfachheit
halber seien Fachleute aber auf die folgenden Säugetier-cpn10-Sequenzen verwiesen:
- (i) Human-cpn10 (NCBI Entrez Zugangsnr. UO7550;
Chem et al., Biochim. Acta 1219, 189–190 (1994));
- (ii) Maus-cpn10 (NCBI Entrez Zugangsnr. UO9659; Dickson et al.,
J. Biol. Chem. 269, 26858–864
(1994)); und
- (iii) Ratten-cpn10 (NCBI Entrez Zugangsnr. X71429; Ryan et al.,
FEBS Lett. 337, 152–156
(1994)).
-
Ein
Beispiel für
die Herstellung und Reinigung von rekombinantem synthetischem cpn10
unter Verwendung des pGEX-Systems ist nachstehend angeführt. Ein
weite rer geeigneter Ansatz für
die Produktion von rekombinantem synthetischem cpn10 könnte die
Verwendung von eukaryotischen Expressionssystemen, wie z.B. Hefe- oder Baculovirus-Expressionssystemen,
sein. Die potentiellen Vorteile solcher Systeme gegenüber bakterieller
Expression sind, dass cpn10 in einer eukaryotischen Zelle und ohne
modifizierten N-Terminus produziert würde. So könnte größere spezifische Aktivität und verbesserte
Stabilität
erreicht werden. Beispiele für Verfahren,
die zur rekombinanten Proteinexpression geeignet sind, finden sich
in den Kapiteln 5–7
in CURRENT PROTOCOLS IN PROTEIN SCIENCE (Coligan et al. (Hrsg.);
John Wiley & Sons
Inc. (1995–99)).
-
Derzeit
werden bei der klinischen Behandlung von MS drei IFN-β-Quellen
eingesetzt. Diese sind zusammen mit anderen relevanten Informationen
in TABELLE 1 angeführt.
-
Betaseron
(oder Betaferon) wird beispielsweise üblicherweise von Schering in
dehydratisierter Form zusammen mit Dextrose und Humanserumalbumin
als Träger
oder Verdünnungsmittel
bereitgestellt. Auch 0,54% NaCl sind enthalten, um als wässriger
Träger
oder Verdünner
zu wirken, der das dehydratisierte IFN-β/Dextrose/Humanserumalbumin
vor der Injektion rehydratisiert.
-
Geeigneterweise
umfasst die pharmazeutische Zusammensetzung einen pharmazeutisch
annehmbaren Träger
oder Verdünner.
-
„Pharmazeutisch
annehmbarer Träger
oder Verdünner" bezieht sich auf
einen festen oder flüssigen Füllstoff,
ein solches Verdünnungsmittel
oder eine solche Einkapselungssubstanz, die bei systemischer Verabreichung
sicher eingesetzt werden können.
Der oben genannte 0,54% NaCl umfassende wässrige Träger oder Verdünner, der
dehydratisiertes IFN-β/Dextrose/Humanserumalbumin
rehydratisiert, ist ein Beispiel dafür. Weitere Beispiele für Träger, die
besonders für
IFN-β geeignet
sind, sind in den US-Patenten Nr. 4.992.271 und 2.643.566 angeführt.
-
Je
nach Verabreichungsweg können
verschiedene pharmazeutisch annehmbare Träger, die auf dem Gebiet der
Erfindung allgemein bekannt sind, verwendet werden. Diese Träger können aus
einer Gruppe ausgewählt
werden, die Zucker, Stärken,
Cellulose und Derivate davon, Malz, Gelatine, Talk, Calciumsulfat, pflanzliche Öle, synthetische Öle, Polyole,
Alginsäure,
phosphatgepufferte Lösungen,
Emulgatoren, isotonische Kochsalzlösung und pyogenfreies Wasser
umfasst.
-
Dosierungsformen
umfassen Tabletten, Dispersionen, Suspensionen, Injektionen, Lösungen,
Sirups, Pastillen, Kapseln, Zäpfchen,
Aerosole, transdermale Pflaster und dergleichen. Diese Dosierungsformen
können
auch Vorrichtungen zur kontrollierten Abgabe oder andere Implantatformen
umfassen, die auf diese Weise wirken. Eine kontrollierte Abgabe
des therapeutischen Wirkstoffs kann erzielt werden, indem dieser
beispielsweise mit hydrophoben Polymeren, einschließlich Acrylharze,
Wachse, höherer
aliphatischer Alkohole, Polymilchsäure und Polyglykolsäure und
bestimmter Cellulosederivate, wie z.B. Hydroxypropylmethylcellulose,
beschichtet wird. Außerdem
kann die kontrollierte Abgabe erreicht werden, indem andere Polymermatrizes,
Liposomen und/oder Mikrokügelchen
verwendet werden.
-
Pharmazeutische
Zusammensetzungen der vorliegenden Erfindung, die zur oralen Verabreichung oder
Verabreichung durch Injektion geeignet sind, könne als diskrete Einheiten,
wie z.B. Kapseln, Säckchen oder
Tabletten, als Pulver oder Granulat oder als Lösung oder Suspension in einer
wässrigen
Flüssigkeit,
einer nichtwässrigen
Flüssigkeit,
einer Öl-in-Wasser-Emulsion
oder einer Wasser-in-Öl-Emulsion
vorliegen. Solche Zusammensetzungen können durch ein beliebiges pharmazeutisches
Verfahren hergestellt werden, aber alle Verfahren umfassen den Schritt
des Zusammenbringens von cpn10 und/oder IFN-β mit dem Träger. Im Allgemeinen werden
die Zusammensetzungen hergestellt, indem das cpn10 und/oder IFN-β gleichmäßig und gründlich mit
flüssigen
Trägern
oder fein verteilten festen Trägern
oder beidem vermischt und dann, wenn erforderlich, das Produkt in
die gewünschte
Form gebracht wird.
-
Auch
Träger,
die eine pulmonale Verabreichung unterstützen, wie z.B. nasopharyngeale
Sprays und Inhalatoren, wie sie auf dem Gebiet der Erfindung allgemein
bekannt sind, sind eingeschlossen.
-
Somit
wird auch ein Set zur Behandlung von MS bereitgestellt. In solch
einem Fall können
IFN-β und cpn10
in dehydratisierter Form zusammen mit dem Träger oder Verdünner bereitgestellt
sein und beide vor der Injektion rehydratisiert werden. Alternativ
dazu kann das Set cpn10 in Tabletten- oder Kapselform umfassen, in
welchem Fall cpn10 oral verabreicht wird, während IFN-β im Träger oder Verdünner zur
Verabreichung durch Injektion rehydratisiert wird.
-
Im
Zusammenhang mit diesem Set sind auch Nadeln, Spritzen, Inhalatoren,
Aerosoldosen und dergleichen vorgesehen, um die Verabreichung von
pharmazeutisch wirksamen Mengen von cpn10 und IFN-β zu unterstützen.
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Zum
besseren Verständnis
der Erfindung seien Fachleuten auf dem Gebiet der Erfindung auf
die folgenden nichteinschränkenden
Beispiele verwiesen.
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BEISPIEL 1
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Allgemeine Materialien
-
1.1 Tiere
-
Lewis-Rattenweibchen
(JC-Stamm) im Alter von 8–10
Wochen wurden vom Central Animal Breeding House, The University
of Queensland, Australien bezogen. SJL/J-Mäuseweibchen
im Alter von 8 bis 12 Wochen wurden vom Animal Resource Centre,
Western Australia bezogen. Reife Quackenbush-Auszuchtmäuseweibchen
wurden vom Central Animal Breeding House bezogen.
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Alle
Tiere wurden in temperatur-(22–26°C) und lichtkontrollierten
(12 h Licht, 12 h Dunkelheit) kontinuierlich mit Maus/Ratten-Pellets
und Wasser versorgt. Vor den chirurgischen Eingriffen wurden die
Ratten (mittlere Gewicht 170 g) mit einem intraperi tonealen anästhetischen
Gemisch (0,2 ml) aus 10 ml Ketamin (100 mg/ml), 6,2 ml Xylazin (20
mg/ml), 0,8 ml Atropin (600 μg/ml)
und 10 ml Kochsalzlösung
(0,9% Gew./Vol.) betäubt.
Alle Untersuchen an Tieren wurden gemäß den Richtlinien des Australian
National Health and Medical Research Committee und den ethischen
Grundsätzen
des The University of Queensland Animal Experimentation Ethics Committee
durchgeführt.
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1.2 Rekombinantes cpn10
(rcpn10)
-
Rekombinantes
menschliches cpn10 wurde unter Verwendung des Plasmid-pGEX-2T-Bakterienexpressionssystems
hergestellt (Amersham Phamacia Biotech, Uppsala, Schweden), wie
in der internationalen Veröffentlichung
Nr. WO 95/15338 beschrieben wurde, die durch Verweis hierin aufgenommen
ist. Kurz gesagt wurde das Glutation-S-Transferase-Fusionsprotein
unter Verwendung eines Chargenverfahrens mit Glutathion-Sepharose-4B-Gel
(Amersham Pharmacia Biotech) aus dem Zelllysat gewonnen, cpn10 wurde
durch Thrombin gespalten [0,05 M Tris-HCl pH 8,0/0,15 M NaCl/2,5
mM CaCl2-Puffer, 1000 Einheiten Thrombin
(Sigma T6884; Sigma-Aldrich, St. Louis, MO, USA); Puffer 1] und
im Überstand
gewonnen (Probe 1). Das Gel wurde dann mit einem salzreichen Puffer
(0,05 M Tris-HCl pH 8,2/2 M NaCl; Puffer 2) gewaschen (Probe 2).
Zur Verwendung im Lymphozytenproliferationstest (siehe unten) wurde
cpn10 auf einer Resource-RPC-Säule (Amersham
Pharmacia Biotech) gereinigt; ein Blinddurchlauf wurde als Kontrollpräparat verwendet.
Die Proteinkonzentration des Überstands
(cpn10-Probe 1) und der salzreichen Waschlösung (cpn10-Probe 2) wurden durch
das Verfahren gemäß Lowry
et al., J. Biol. Chem. 193, 265–75
(1951) geschätzt.
Die Reinheit der Präparate
wurde durch SDS-PAGE unter Verwendung von 15% Tris-Tricin-Gelen
bestimmt (Schagger & von
Jagow, Analytical Biochem. 166, 368–79 (1987)). Die Konzentration
von cpn10 wurde durch eine Doppel-Antikörper-Sandwich-ELISA bestimmt,
und die Bioaktivität
wurde im Rosetteninhibitionstest bestimmt (Cavanagh & Morton, Today's Life Sciences 8,
24–7 (1996)).
Die Aminosäuresequenz
von cpn10, das unter Verwendung des pGEX-2T-Expressionssystems hergestellt wurde,
ist identisch mit menschlichem cpn10 mit einem zusätzlichen
G-S-M am N-Terminus, und das Molekül ist nicht acetyliert.
-
1.3 Chemisch synthetisiertes
cpn10
-
Synthetisches
cpn10 (scpn10) wurde durch Festphasen-Stufenverfahren in N-terminal
acetylierter Form hergestellt (Love et al., In: New Methods for
the Study of Biomolecular Complexes, Vol. 510, S. 171–9, Series
C: Mathematical and Physical Sciences, Ens, Standing & Chernushevich,
Hrsg., NATO ASI Series, Kluwer Academic Publishers, Niederlande).
-
1.4 Rekombinantes IFN-β
-
Rekombinantes
Maus-IFN-β (Calbiochem-Novabiochem
Corp., La Jolla, CA, USA) wurde in PBS mit 0,1% Gew./Vol. BSA bei
48,8 μg
Protein (4,5 × 105 Einheiten) pro ml bereitgestellt. Rekombinantes
Ratten-IFN-β (0,1
mg/1 × 105 Einheiten; BioSource International, Camarillo,
CA, USA) wurde im Lymphozytenproliferationstest getestet. Ratten-IFN-β wurde in
1,0 ml destilliertem Wasser gelöst
und in Aliquoten bei –70°C gefroren
und nur einmal aufgetaut. Das Vehikel alleine bestand aus PBS mit
0,1% Gew./Vol. BSA (PBS/BSA; Sigma Nr. 9418).
-
1.5 Myelin-Protolipidprotein
(PLP)
-
Das
enzephalitogene PLP-Peptid, Reste 139–151 (HCLGKWLGHPDKF; Greer
et al., J. Immunol. 156, 371–9
(1996)) wurde durch Festphasen-Stufenverfahren synthetisiert und
durch Umkehrphasen-HPLC gereinigt. Die Reinheit wurde durch Elektrospray-Massenspektrometrie
bestimmt (≥ 90%
rein).
-
BEISPIEL 2
-
In-vivo-Experimente mit
cpn10
-
2.1 Induktion von EAE
und klinische Bewertung
-
Ein
basisches Myelinprotein (MBP) wurde durch das Verfahren gemäß Deibler
et al., Prep. Biochem. 2, 139–165
aus Meerschweinchengehirnen hergestellt. MBP in 0,9% NaCl Gew./Vol.
(Kochsalzlösung)
wurde in einem gleichen Volumen inkomplettem Freundschem Adjuvans
mit 4 mg/ml Mycobacterium butyricum emulgiert. Unter Betäubung wurden
die Ratten am Tag 0 an einem hinteren Fußballen mit 0,1 ml Emul sion
(50 μg MBP/Ratte)
inokuliert. Von Tag 10 an wurden die Ratten täglich gewogen und klinische
Symptome wurden überwacht;
der Grad der Schwäche
des Schwanzes, der Hinterbeine und der Vorderbeine wurde separat
auf einer Skala von 0 (keine Schwäche) bis 4 (totale Paralyse)
eingetragen, wie sie von Pender, J. Neurol. Sci. 75, 317–28 (1986)
beschrieben wurde. An jedem Untersuchungstag wurde die Gesamtbehinderung
jeder Ratte aufgezeichnet, wobei die Ergebnisse als mittlerer Behinderungswert/Gruppe
ausgedrückt
wurden. Die Ratten hatten sich normalerweise am Tag 20 von der Krankheit
erholt, obwohl in manchen Fällen
in den Wochen nach der Genesung ein Rückfall zu beobachten war.
-
2.2 Behandlung von EAE
mit cpn10
-
Die
Ratten wurden mit cpn10 oder einem geeigneten Kontrollvehikel behandelt,
beginnend mit dem Tag der Inokulation und bis Tag 17, wobei die
Dosen von 1 μg
bis 50 μg
variierten und alle 24 oder 48 h (siehe Tabelle 2) verabreicht wurden.
Die cpn10-Probe 1 oder der Puffer 1 wurden den Ratten ohne weitere
Behandlung verabreicht. Die cpn10-Probe 2 oder der Puffer 2 wurden
nach dem Zusatz von 1% normalem Rattenserum über Nacht in PBS dialysiert,
bevor sie verabreicht wurden. Cpn10 wurde entweder intraperitoneal
(ip) oder oral mit einer gekrümmten
Futternadel (O/F, orale Fütterung)
verabreicht, und das Gewicht und die klinischen Werte der einzelnen
Ratten wurden bis zum Tag 20 aufgezeichnet. Ratten, die 50 μg/24 h erhielten,
wurde bis zum Tag 35 untersucht.
-
Die
Behandlung von EAE mit cpn10, entweder intraperitoneal oder oral,
führte
zu einer dosisabhängigen
Verringerung der Behinderung und des Gewichtsverlust zwischen Tag
10 und 20 (Tabelle 2). In der Gruppe von Ratten, die 50 μg/Tag erhielten,
bestand kein Unterschied in der Gesamtverringerung der Behinderung zwischen
Ratten, die cpn10 i.p. erhielten, und jenen, die es oral erhielten
(1 und 2). In keiner dieser Gruppen
trat ein Rückfall
auf, im Vergleich zu einem seltenen Rückfall in der Kontrollgruppe.
Die erwartete Verringerung des Gewichtsverlusts im Vergleich zur
Kontrollgruppe trat ebenfalls ein (3). Sobald
die Ratten in die Genesungsphase eintraten, entsprach ihre Gewichtszunahme
der der Kontrollmäuse
(3).
-
Bei
den getesteten cpn10-Dosen waren die Tiere nicht vollständig gegen
klinische Symptome von EAE geschützt,
aufgrund der begrenzten Versorgung mit cpn10 war es aber nicht möglich, höhere Dosen
zu testen. Es wurde auch in Betracht gezogen, dass dieses Molekül augrund
der Änderung
seines N-Terminus, der die Bindung an Serumträgerproteine beeinflusst, nicht
ideal ist. Die hohe Dosis führte
aber zu einer signifikanten Verringerung der klinischen Wert und
des Gewichtsverlusts. Bei den cpn10-behandelten Mäusen traten
bis zur Beendigung der Behandlung am Tag 17 keine Rückfälle auf,
und es zeigten sich keine langfristigen Auswirkungen auf die Gewichtszunahme.
Diese Ergebnisse stehen im Gegensatz zu jenen, die nach einer Behandlung
von Ratten mit IFN-β erhalten
wurden (Ruuls et al., w.o. (1996)).
-
2.3 Hemmung der DTH-Reaktion
auf MBP bei cpn10-behandelte Ratten
-
Ratten
wurden mit MBP inokuliert und dann in vier Gruppen mit 4 Ratten/Gruppe
geteilt. Gruppe 1 und 4 erhielten nur Vehikel, Gruppe 2 und 3 cpn10
(50 μg/Ratte/24
h) oral bzw. intraperitoneal von Tag 0 bis Tag 16. Am Tag 15 wurde
die Ohrdicke beider Ohren der Ratten mithilfe einer Schraublehre
(Mitutoyo) gemessen, dann wurden in den Gruppen 2 bis 4 20 μg MBP in
10 μl Kochsalzlösung am
Ansatz beider Ohren injiziert. Ratten der Gruppe 1 erhielten nur
eine Kochsalzlösung.
Nach 24 h wurden erneut beide Ohren gemessen, und eine Schwellung
der Ohren wurde durch Subtraktion bestimmt.
-
Eine
beträchtliche
Schwellung der Ohren wurde bei Ratten der Gruppe 4 beobachtet, die
ein Kontrollvehikel erhalten hatten und mit MBP provoziert worden
waren (4). Eine deutlich geringere Schwellung trat bei
den Ratten auf, die von der MBP-Provokation eine entweder orale
(Gruppe 2) oder intraperitoneale (Gruppe 3) Behandlung mit cpn10
durchlaufen hatten. Ratten der Gruppe 1 mit dem Kontrollvehikel
und einer Kochsalzlösung-Provokation
wiesen keinen Unterschied in der Ohrdicke auf. Visuell war dieser
Unterschied sehr markant, da bei Ratten der Gruppe 4 ein beträchtlicher
entzündeter
roter Bereich am Ansatz der Ohren zu erkennen war, was in Gruppe
2 und 3 nicht der Fall war. Zwischen den Gruppen 1–3 gab es
keine signifi kanten Unterschiede in der Schwellung der Ohren. In
Doppelversuchen wurden ähnliche
Ergebnisse erzielt.
-
Diese
Ergebnisse bestätigen,
dass cpn10 wie IFN-β die
Th1-Immunantwort supprimiert, und zeigen, dass cpn10 in diesem Zusammenhang
bei oraler Verabreichung genauso wirksam ist wie i.p. verabreichtes cpn10.
-
2.4 Leukozytengesamtzahl
und Leukozytendifferentialbild
-
Am
Tag 16 der Behandlung von EAE-Ratten mit einem Vehikel alleine oder
cpn10 (50 μg/Ratte/24
h), ip oder oral (n = 3/Gruppe) wurden zur Leukozytenzählung am
Schwanz Blutproben in EDTA abgenommen, und für das Differentialbild wurden
Wright-Giemsa-gefärbte
Blutausstriche hergestellt.
-
Die
Ergebnisse sind 5 zu sehen. Es besteht kein
signifikanter Unterschied in der Leukozytengesamtzahl, Lymphozytenzahl
oder Neutrophilenzahl zwischen den drei Gruppen. In Doppelversuchen
wurden ähnliche
Ergebnisse erhalten.
-
Zusammen
mit jenen Ergebnissen, dass die tägliche Verabreichung von 50 μg cpn10 an
Ratten ihre Gewichtszunahme während
des Genesungszeitraums nicht beeinflusst, lassen diese Ergebnisse
darauf schließen,
dass cpn10 keine sehr offensichtlichen Nebenwirkungen aufweist.
Dies ist wieder ein Merkmal, das es nicht mit IFN-β teilt. Bei
Menschen kann eine IFN-β-Behandlung
eine deutliche Lymphopenie auslösen,
und bei Mäusen
fanden Soos et al., J. Immunol. 155, 2747–53 (1995) eine 31,7%ige Verringerung
der Lymphozytenzahl 12 h nach der Injektion von IFN-β (105 U/Injektion).
-
BEISPIEL 3
-
In-vitro-Experimente mit
cpn10
-
3.1 Wirkungen von cpn10
auf die Proliferation von Lymphknotenzellen als Reaktion auf MBP
-
Am
Tag 10 nach einer Inokulation wurden 2 Ratten betäubt, durch
eine Herzpunktion ausbluten gelassen, und der popliteale Lymphknoten,
der für
die inokulierte Gliedmaße
zuständig
ist, wurde unter sterilen Bedingungen aus jeder Ratte entnommen.
Die Lymphkoten wurde fein gehackt und in RPMI1640 (ICN, Costa Mesa,
CA, USA) mit 2 mM L-Glutamin, 25 mM HEPES, 50 μM 2-Mercaptoethanol, 1 mM Na-Pyruvat,
50 μg/ml Gentamycin,
1% hitzeinaktiviertes Lewis-Rattenserum (Inkubationsmedium) suspendiert.
Nach Entfernung von Bruchstücken
wurden die suspendierten Lymphozyten gepoolt und 2 × gewaschen,
und die Zellkonzentration wurde auf 4 × 106 Zellen/ml
eingestellt. Vor der Untersuchung im Proliferationstest wurde HPLC-gereinigtes
cpn10 48 h lang (mit 1% normalem Rattenserum) gegen PBS dialysiert,
dann in ein Inkubationsmedium auf eine NAP-5-Säule (Amersham Pharmacia Biotech)
aufgegeben und durch Passieren durch eine Millex-GV4 0.22 μm Filter
Unit (Millipore, Bedford, MA, USA) filtersterilisiert. Ein Kotrollmedium
(Blinddurchlauf von HPLC) wurde gleichermaßen behandelt. Die Konzentration
von cpn10 in den filtrierten Präparaten
wurde in einem Doppel-Antikörper-Sandwich-ELISA
bestätigt.
-
100-μg/ml- (10,0 μM) bis 20-ng/ml-
(2,0 nM) Verdünnungen
von cpn10 wurden in einem Inkubationsmedium hergestellt (siehe 6),
und 100 μl
jeder Verdünnung
wurden dreifach in 96-Well-Platten mit flachem boden (NunclonTMΔ MicroWell
Plates, Nunc, Roskilde, Dänemark)
gegeben. MBP (50 μl,
80 μg/ml
Inkubationsmedium) und die hergestellte Lymphknotenzellsuspension
(50 μl;
4 × 106 Zellen/ml) wurden zu jedem Well zugesetzt.
Kontrollwells (jeweils 6 Wells) enthielten entweder (a) Zellen mit
MBP, aber kein cpn10, oder (b) Zellen ohne MBP und ohne cpn10. Die
Platten wurden in einer befeuchteten Atmosphäre bei 37°C, 5% CO2 72
h lang inkubiert. Während
der letzten 18 h wurde jeder Well mit 0,5 μCi [Methyl-3H]-thymidin
(Amersham Pharmacia Biotech) gepulst, und die inkorporierte Radioaktivität wurde auf
einem Szintillationszähler
(EG&G Wallac,
Turku, Finnland) gemessen. Die in den Wells mit cpn10 inkorporierte
Radioaktivität
wurde mit der in Wells ohne cpn10 verglichen. Parallele Platten
wurden zur Beurteilung der Lebensfähigkeit der Zellen hergestellt.
Nach 72 h Inkubation wurde das überstehende
Medium entfernt, und die Zellen wurden in 0,1% Gew./Vol. Trypanblau in
PBS (20 μl)
resuspendiert. Die Lebensfähigkeit
der Zellen wurden durch Trypanblauausschluss beurteilt.
-
Cpn10
supprimierte die MBP-induzierte Proliferation von Lymphozyten auf
dosisabhängige
Weise (6). Somit kann cpn10 MBP-reaktive T-Zellen herabregulieren,
wie es auch IFN-β tut
(van der Meide et al., J. Neurimmunol. 84, 14–23 (1998)).
-
3.2 Rosetteninhibitionstest
-
Cpn10
und rekombinantes Ratten-IFN-β (BioSource
International, Camarillo, CA, USA) wurden im Rosetteninhibitionstest
auf Aktivität
getestet, wobei das schon beschriebene Verfahren eingesetzt wurde
(Morton et al., w.o. (1996); Cavanagh & Morton, w.o. (1996)). Lösungen wurden
hergestellt, die 1) 1,0 μg
cpn10 in 0,5 ml PBS/0,01% BSA Gew./Vol. (PBS/0,01% BSA) und 2) 1,0 μg rIFN-β in 0,5 ml
PBS/0,01% BSA enthielten, und dann in ausgeglichene Hank-Salzlösung/0,01%
BSA (HBSS/0,01% BSA) auf einer NAP-5-Säule gegeben (Endkonzentration
cpn10 und IFN-β;
1,0 μg/ml).
Die Proben wurden 10fach in HBSS/0,01% BSA von 10–5 auf 10–5 verdünnt, und
der Rosetteninhibitionstiter (RIT) jeder Verdünnung wurde bestimmt. Der cpn-10-Titer
(log der reziproken Probenverdünnung)
wurde als stärkste
Verdünnung
einer Probe aufgezeichnet, die im Test zu einem positiven Ergebnis
führte.
-
Die
cpn10-Probe (1,0 μg/ml)
ergab einen Titer von 10–12 im Test, während die
IFN-β-Probe bei keiner Konzentration
Aktivität
aufwies.
-
Cpn10
bindet an Th1-Zellen, wodurch genetisch eingeschränkte Suppressorfaktoren
freigesetzt werden, die im Rosetteninhibitionstest aktiv sind. Diese
Ergebnisse zei gen, dass sich der Mechanismus, durch den IFN-β die Th1-Immunantwort
supprimiert, von dem von cpn10 unterscheidet.
-
Im
Rattenmodell haben die Ergebnisse gezeigt, dass eine Behandlung
mit cpn10:
- (i) die Behinderung und den Gewichtsverlust
von Tieren mit EAE verringert;
- (ii) die DTH-Reaktion in vivo supprimiert; und
- (iii) die Aktivität
von enzephalitogenen (MBP-reaktiven) Zellen in vitro herabreguliert.
-
Wie
IFN-β supprimiert
cpn10 somit die Th1-Reaktion. Die Mittel, durch welche diese Reaktion
herabreguliert wird, scheinen sich jedoch zu unterscheiden.
-
Cpn10
ist im Rosetteninhibitionstest aktiv, was ein Maß für seine Fähigkeit darstellt, spezifische
genetisch eingeschränkte
Suppressorfaktoren von CD4+-T-Zellen freizusetzen. IFN-β weist in
diesem Test keine Aktivität
auf.
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Die
Verabreichung von cpn10 an Ratten wirkt sich nicht auf die Lymphozytengesamtzahl
aus, während Soos
et al., w.o. (1995) gezeigt haben, dass IFN-β-behandelte Mäuse eine
deutliche Lymphopenie entwickeln. Dies wurde auch bei Patienten
beobachtet, die eine IFN-β-Behandlung
durchliefen. Anders als bei einer Behandlung mit IFN-β hat eine
Behandlung mit cpn10 keine langfristige Auswirkung auf das Wohlbefinden
der Ratten, wie durch die Gewichtszunahme nach der Behandlung gezeigt
wurde.
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Diese
Ergebnisse haben gezeigt, dass die Wirkungsmechanismen von IFN-β und cpn10
unterschiedlich sind, obwohl beide die Th1-Immunantwort supprimieren
können,
und dass sie dabei die Symptome von EAE modifizieren. Ein Mausmodell
von EAE wurde entwickelt, um zu bestimmen, ob eine komplementäre Therapie
mit IFN-β und cpn10
bei der Behandlung von EAE erreicht werden kann.
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BEISPIEL 4
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EAE-Induktion bei Mäusen
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EAE
wurde in SJL/J-Mäusen
durch sc Injektion in die Flanke mit 100 μg PLP p139–151 und 400 μg Mycobacterium
tuberculosis H37Ra (Difco Laboratories, Detroit, MI, USA) in einer
Emulsion von Wasser und komplettem Freundschem Adjuvans (Sigma-Aldrich,
St. Louis, MO, USA; Greer et al., w.o. (1996)) induziert. Jeder
Maus wurden außerdem
am Tag 0 und am Tag 3 iv 0,3 μg
Pertussis-Toxin (Bordetella pertussis, List Biological Laboratories,
Inc., CA, USA) in 0,3 ml 0,9% Gew./Vol. NaCl (Kochsalzlösung) injiziert.
Von tag 8 an wurden die Mäuse
täglich
klinisch wie folgt beurteilt: 0 = keine Krankheit; 1 = geringere
Spannkraft im Schwanz und etwas schwerfälliger Gang; 2 = Schwanzatonie
und/oder mittel schwerfälliger
Gang und/oder geringe Aufrichtfähigkeit;
3 = Schwäche
der Gliedmaßen;
4 = Lähmung
der Gliedmaßen;
5 = moribunder Zustand. Die Mäuse
wurden bis Tag 42 oder Tag 60 untersucht (siehe Tabelle 3). An jedem
Untersuchungstag wurde der mittlere Behinderungswert/Maus jeder
Behandlungsgruppe bestimmt.
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Die
der gesamte mittlere Behinderungswert/Maus/Gruppe über den
gesamten Behandlungszeitraum wurde berechnet. Dieser Wert wurde
auch als mittlerer Gesamtbehinderungswert beim ersten Ausbruch (Tag 8
bis Tag 21) und während
des Genesungszeitraums (Tag 22 bis Tag 42 oder Tag 60; siehe Tabelle
4) ausgedrückt,
die während
des Untersuchungszeitraums zu beobachten waren. In beiden Gruppen
von Mäusen
(Experimente Nr. 4 und Nr. 5, siehe Tabelle 3) wurde der Untersuchungszeitraum
von 60 Tagen auf 68 Tage verlängert,
und der mittlere Gesamtbehinderungswert für Tag 61 bis Tag 68 wurde ebenfalls
aufgezeichnet.
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BEISPIEL 5
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Wirkung einer cpn10-Therapie
auf EAE in Mäusen
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Gruppen
von Mäusen
(n = 10/Gruppe) wurden mit rekombinantem cpn10 (rcpn10 = in Dosen
von 2,5 μg,
5 μg, 10 μg oder 20 μg/Maus behandelt,
die jeden zweiten Tag ip verabreicht wurden. Die Behandlung begann
am Tag der Inokulation (Tag 0) oder zum Zeitpunkt des Ausbruchs
der Krankheit (Tag 8) und wurde bis zum Tag 18 oder 20 fortgesetzt
(siehe Tabelle 3). Der Untersuchungszeitraum ist in Tabelle 3 dargestellt.
Im Hinblick auf die unterschiedlichen Dosierungen wurde der mittlere
Gesamtbehinderungswert in der Gruppe, die rcpn10 erhielt, mit dem
der Gruppe verglichen, die in einem gleichzeitigen Test nur Vehikel
erhielt (Mann-Whitney-Rangsummentest, Sigma Stat 2.0, Jandel Scientific).
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Nach
der Inokulation mit einem PLP-Peptid 139–151 entwickelten die Mäuse (10/Gruppe)
eine chronische Rückfallform
von EAE. Klinische Symptome traten zwischen Tag 8 und Tag 10 auf,
erreichtem an den Tagen 14 bis 16 ihren Höhepunkt, und nahmen ab Tag
21 wieder ab (8A). Die Mäuse erholten sich vollständig, und
erlitten danach weitere Episoden einer klinischen Erkrankung. Eine
Behandlung mit 2,5 μg,
5 μg oder
10 μg rcpn10
jeden zweiten Tag von Tag 0 bis Tag 18 oder Tag 20 supprimierte
die Gesamtbehinderung im Vergleich zur Gruppe, die nur Vehikel erhielt,
deutlich über
den gesamten Untersuchungszeitraum (Tabelle 3). Während 20 μg rcpn10/Dosis
zu einer Suppression der Krankheit führten, unterschieden sich die
Ergebnisse nicht stark von jenen in der Gruppe, die nur Vehikel
erhielten (Tabelle 3). Auch die Tatsache, ob die Behandlung zum
Zeitpunkt des Ausbruchs der Krankheit (Tag 8) oder zum Zeitpunkt
der Inokulation (Tag 0; Tabelle 3) begonnen wurde, brachte keine
Unterschiede in der Reaktion der Behandlungsgruppen. Nach Tag 60
entwickelten die Mäuse
in den rcpn10-behandelten Gruppen klinische Symptome von EAE mit
einem mittleren Gesamtbehinderungswert von Tag 61 bis Tag 68, der
sich nicht signifikant von der der Gruppe von Mäusen unterschied, die nur Vehikel
erhielten (Daten nicht angeführt).
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BEISPIEL 6
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Kombinationstherapie mit
IFN-β und
cpn10
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Um
zu bestimmen, ob rcpn10 und IFN-β bei
der Suppression von klinischen Symptomen von EAE zusammenwirken,
wurden Gruppen von Mäusen
mit rcpn10 und IFN-β separat
und gemeinsam behandelt (8A und 8B).
Suboptimale Dosen von rcpn10 und IFN-β wurde ausgewählt, sodass
eine kooperative Wirkung, falls vorhanden, leicht erkannt werden
konnte. Vier Gruppen von Mäusen
(n = 10/Gruppe) wurden getestet. Am Tag der Inokulation erhielten
die Gruppen 2 und 4 ip jeden zweiten Tag von Tag 0 bis Tag 20 2,5 μg rcpn10,
und die Gruppen 1 und 3 erhielten Vehikel. IFN-β wurde
auf 105 Einheiten/ml in einer Kochsalzlösung verdünnt, und
die Mäuse
der Gruppen 3 und 4 erhielten 5.000 Einheiten (0,5 μg; Yu et
al., w.o. (1996) sc in 50 μl
Kochsalzlösung
jeden zweiten Tag von Tag 10 bis Tag 20. Die Mäuse der Gruppen 1 und 2 erhielten 50 μl 0,1% BSA
in PBS, ¼ in
einer Kochsalzlösung
verdünnt.
Am Tag 18 und am Tag 29 erhielten alle Mäuse eine Behandlung mit Antihistamin
(Pyrilamin, Sigma-Aldrich), 10 μg/g
Körpergewicht
ip (Jose et al., J. Exp. Med. 179, 881–887), um eine Anaphylaxie
aufgrund der Verabreichung des BSA-Trägers zu verhindern, der in den
IFN-β- und
den Kontrollvehikelpräparaten
vorhanden ist. Die Mäuse
wurden täglich
bis Tag 60 wie oben beschrieben untersucht, und die Ergebnisse der
Gruppen, die cpn10, IFN-β,
cph10 + IFN-β erhielten
wurden mit jenen der Gruppe verglichen, die nur Vehikel erhielt
(Mann-Whitney-Rangsummentest). Dieses Experiment wurde zweifach
durchgeführt.
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Die
Behandlung von EAE-Mäusen
mit 2,5 μg
rcpn10 jeden zweiten Tag von Tag 0 bis Tag 20 supprimierte den mittleren
Gesamtbehinderungswert während
des Untersuchungszeitraums von Tag 8 bis Tag 60 im Vergleich zu
Mäusen,
die nur Vehikel erhielten (8A, Tabelle
4). Angesichts dieser Ergebnisse verglichen die Erfindung die Wirksamkeit
von rcpn10 und IFN-β,
da IFN-β eine
allgemein bekannte Behandlung von MS darstellt und außerdem Aktivität gegen
EAE aufweist (Yu et al., w.o. (1996)). Die Verabreichung von 5.000
Einheiten IFN-β jeden
zweiten Tag von Tag 10 bis Tag 20 führte im gleichen Untersuchungszeitraum
zu keiner signifikanten Sup pression (8B, Tabelle
4). Bei gemeinsamer Verabreichung führten rcpn10 und IFN-β jedoch im
Vergleich zur Kontrollgruppe zu einer noch stärkeren Suppression als eines
der Reagenzien alleine (8A, 8B,
Tabelle 4). Die supprimierende Wirkung auf die Behinderung war während der
Genesungsphase (Tag 22 bis Tag 60) noch deutlicher erkennbar als
beim ersten Ausbruch (Tag 8 bis Tag 21). Während weder eine cpn10- noch
eine IFN-β-Behandlung
alleine zu einer signifikanten Suppression während des ersten Ausbruchs
führte,
war die Kombinationsbehandlung wirksam (9, Tabelle
4). Während
des Genesungszeitraums war die Suppression des mittleren Gesamtbehinderungswerts
im Vergleich zur Kontrollgruppe aufgrund der Kombinationstherapie
stärker
(Tabelle 4). In Doppelversuchen wurden ähnliche Ergebnisse erzielt
(Daten nicht angeführt).
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In
Vorversuchen (Daten nicht angeführt)
starben etwa 50% der Mäuse
innerhalb der ersten 10 bis 12 Tage (d.h. Tag 20–Tag 22) nach der sc Zufuhr
von BSA entweder im IFN-β-Präparat oder
im Kontrollvehikel. Dies wurde auf einen anaphylaktischen Schock
aufgrund einer Sensitivierung gegenüber BSA zurückgeführt. In den oben angeführten Experimenten
wurden die Mäuse
am Tag 18 und am Tag 20 mit Antihistamin behandelt (Jose et al.,
w.o. (1994)) und es traten keine Todesfälle mehr auf.
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BEISPIEL 7
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Histologie von mit rekombinantem
cpn10 oder einem Vehikel behandelten Mäusen
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Am
Tag 14 nach einer Inokulation wurden zwei Mäuse der Gruppe, die jeden zweiten
Tag 2,5 μg
rekombinantes cpn10/Maus ip erhalten hatten, und zwei der Gruppe,
die nur Vehikel erhalten hatten, betäubt und mit Kanovskys Fixiermittel
perfundiert (McCombe et al., w.o. (1992)). Die für die Perfusion aus den einzelnen Gruppen
ausgewählten
Mäuse wiesen
einen Behinderungswert auf, der für das Mittel der Gruppe an
diesem Tag repräsentativ
war. Rückenmark
wurde entnommen und in Epox 8112 eingebettet, und halbdünne Schnitte des
Hals- (C5), Brust- (T6), Lenden- (L4) und Sakralmark (S2) und die
Cauda equina wurden mit Toluidinblau gefärbt. Die Schnitte wurden auf
Hinweise auf Entzündungen
und Demyelinierungen untersucht.
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Schnitte
von mehreren Abschnitten des Rückenmarks
von einer Kontrollmaus und einer rcpn10-behandelten Maus sind in 10 zu
sehen. In der Kontrollmaus ist eine Entzündung in den subpialen Regionen und
perivaskulären
Regionen zu erkennen. Es gab Indizien für eine Demyelinierung, die
im Sakral- und Lendenmark stärker
war als im Halsmark. Bei der rcpn10-behandelten Maus traten weniger
Entzündungen,
vor allem im Parenchym, und weniger Demyelinierung auf.
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BEISPIEL 8
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Proliferation
von Lymphknotenzellen in vitro als Reaktion auf MBP
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Die
Aktivität
von IFN-β,
rekombinantem cpn10 und chemisch synthetisiertem cpn10 (scpn10)
wurde in einem In-vitro-Lmyphozytenproliferationstest bestimmt.
Vor der Verwendung wurden rcpn10 (200 μg/ml) und scpn10 (100 μg/ml) mit
1% autologem Rattenserum 3 Tage lang gegen eine phosphatgepufferte
Kochsalzlösung
(PBS; 0,05 M Natriumphosphatpuffer pH 7,4/0,15 M Natriumchlorid)
dialysiert, in ein Inkubationsmedium (RPMI1640 mit 2 mM L-Glutamin,
25 mM HEPES, 50 μM
2-Mercaptoethanol, 1 mM Na-Pyruvat, 50 μg/ml Gentamycin, 1% hitzeinaktiviertes
autologes Rattenserum) auf einer NAP-5-Säule (Amersham Pharmacia Biotech) transferiert
und durch Passieren durch eine Millex-GV4 0.22 μm Filter Unit (Millipore, Bedford,
MA, USA) sterilfiltriert. Ein Kotrollmedium wurde gleichermaßen behandelt.
MBP-EAE wurde in
Lewis-Ratten durch Inokulation mit MBP induziert. Am Tag 10 wurden
aus 2 Ratten die poplitealen Lymphknoten, die für die inokulierte Gliedmaße zuständig waren,
entfernt, und eine Zellsuspension (4 × 106/ml)
in einem Inkubationsmedium wurde hergestellt. Die Lymphknotenzellen
(2 × 105/Well) wurden dreifach in 96-Well-Platten mit
flachem Boden in Gegenwart von MBP (20 μg/ml Endkonzentration) und IFN-β oder cpn10
in Endkonzentrationen im Bereich von 0,1–50 μg/ml getestet, wie in 11 angeführt ist.
Kontrollwells (jeweils 6 Wells) enthielten (a) Zellen mit MBP, aber
keinem cpn10, und (b) Zellen ohne MBP und ohne cpn10. Die Platten wurden
72 h lang bei 37°C, 5%
CO2 inkubiert. Während der letzten 18 h wurde
jeder Well mit 0,5 μCi
[Methyl-3H]-thymidin (Amersham Pharmacia
Biotech) gepulst, und die inkorporierte Radioaktivität wurde
gemessen. Die Ergebnisse wurden als Stimulationsindex ausgedrückt, d.h.
als Mittel der Wells mit MBP/Mittel der Wells ohne MBP. Der Stimulationsindex
mit verschiedenen Verdünnungen
von cpn10 wurde mit dem Stimulationsindex ohne cpn10 verglichen (Student-t-Test).
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Nach
72 h in Kultur supprimierten rcpn10, scpn10 und IFN-β alle eine
MBP-induzierte Proliferation von Lymphknotenzellen von MBP-EAE-Ratten
(11). IFN-β war
am stärksten
und hemmte 50% der Zellproliferation bei einer Konzentration von
1,9 μg/ml
(96 mM), im Vergleich zu 11 μg/ml
scpn10 (1,1 μM)
und 28 μg/ml rcpn10
(2,8 μM),
die notwendig sind, um diesen Grad an Hemmung zu erreichen.
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BEISPIEL 9
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Rosetteninhibitionstest,
Bioassay für
cpn10
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Scpn10,
rcpn10 und IFN-β wurden
im Rosetteninhibitionstest, dem Bioassay für cpn10, auf ihre Aktivität getestet
(Cavanagh & Morton,
w.o. (1996)). Rcpn10 und scpn10 (50 μg) wurden 10fach in einer ausgeglichenen
Hank-Salzlösung/0,01%
BSA (HBSS/BSA) von 10–5 auf 10–15 verdünnt. IFN-β (0,5 μg/ml) wurde
10fach in HBSS/BSA auf 10–13 verdünnt. Der
Rosettenihibitionstiter (RIT) der einzelnen Lösungen wurde unter Verwendung
von Milzzellen von Quackenbush-Mäusen
bestimmt. Die Grenzdosis (log der reziproken Probenverdünnung) wurde
als höchste
Verdünnung
einer Probe aufgezeichnet, die im Test zu einem positiven Ergebnis führt.
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In
diesen Experimenten verhielten sich rcpn10 und scpn10 im Rosetteninhibitionstest
(12) identisch. IFN-β wies im Gegensatz dazu in diesem
Test bei keiner Konzentration Aktivität auf.
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BEISPIEL 10
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Verhinderung von antigeninduziertem
anaphylaktischem Tod bei Mäusen
durch cpn10
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Im
Hinblick auf die in Beispiel 6 erläuterten Experimente wurde der
Tod von Mäusen,
der auf einen anscheinend anaphylaktischen Schock zurückzuführen war,
weiter untersucht. Vier Gruppen von Mäusen wurden mit PLP p139–151 inokuliert.
Am Tag 0 erhielten zwei Gruppen cpn10 und zwei Gruppen ein Kontrollvehikel.
Am Tag 10 erhielt eine Maus jeder cpn10-Gruppe IFN-β oder PBS/BSA,
während
eine jeder Kontrollvehikelgruppe IFN-β oder PBS/BSA erhielt.
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Wie
in Tabelle 5 angeführt
starben zwischen Tag 8 und Tag 12 nach Beginn der Injektionen von
IFN-β in
PBS/BSA oder PBS/BSA 4/9 und 6/10 Mäusen in der Gruppe die BSA,
aber kein cpn10 erhalten hatte, während in der Gruppe, die BSA
und cpn10 erhalten hatten, 3/10 und 0/9 Mäusen starben. Es wird davon
ausgegangen, dass diese Mäuse
an einer Anaphylaxie aufgrund der Verabreichung eines BSA-Trägerproteins
starben. So wurde der Schluss gezogen, dass die Mäuse, die
cpn10 erhielten, gegen einen durch Immunisierung mit BSA verursachten
anaphylaktischen Schock geschützt
waren, während
IFN-β diesen
Schutz nicht bereitstellte. Außerdem
traten an der Verabreichungsstelle weniger Entzündungen auf, wenn cpn10 verabreicht
wurde.
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BEISPIEL 11
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Allgemeine Diskussion
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Die
hier angeführten
Ergebnisse zeigten, dass cpn10 klinische Symptome von mit einem
Mylein-Protolipidprotein induzierter EAE in SJL/J-Mäusen supprimierte.
Dieses Modell ist eine chronische Rückfallform von EAE, die den
klinischen Verlauf von MS bei Menschen nachahmt. Patienten mit MS
weisen erhöhte T-Zell-Reaktionen
auf PLP-Peptide auf (Greer et al., Brain 120, 1447–60 (1997)),
was vermuten lässt;
dass mit PLP induzierte EAE ein gutes Modell für MS darstellt. Die wirksamsten
Do sen zur Suppression der Behinderung während des Untersuchungszeitraums
waren 5 μg
und 10 μg
jeden zweiten Tag. Höhere
Dosen waren weniger wirksam. Eine ähnliche Verringerung der Wirksamkeit
bei höheren
Dosen wurde vorher in einer Studie beobachtet, die zeigte, dass
cpn10 bei lokaler Verabreichung an der Transplantatstelle die Überlebensdauer von
allogenen Hauttransplantaten bei Ratten verlängern kann. Die suppressive
Wirkung von cpn10 bei den EAE-Mäusen
war während
der Rückfallperiode
stärker
als während
des ersten Ausbruchs. Der Grund für die stärkere Suppression der Behinderung
während
der Rückfallperiode
als beim ersten Ausbruch könnte
sein, dass cpn10 natürliche
Suppressormechanismen verstärkt,
die während
dieser Periode aktiv sind, oder dass Rückfälle eine andere Pathophysiologie
aufweisen als die erste Episode. In späteren Episoden von chronischer
EAE könnte
die Immunantwort auf andere Antigenen übergegriffen und Antikörperreaktionen
verstärkt haben,
sodass sich die Pathogenese späterer
Episoden von der vom ersten Ausbruch unterscheidet. Diese Studie
zeigte außerdem,
dass cpn10 und IFN-β bei der
Suppression von EAE zusammenwirken. Die Verabreichung von cpn10
und IFN-β zusammen
führte
zu einer stärkeren
Suppression der Behinderung als die einer der beiden Substanzen
alleine. Dies war zwar in der Rückfallperiode
der Krankheit am deutlichsten erkennbar, aber cpn10 und IFN-β wirkten
immer bei der Suppression einer Erkrankung zusammen, und es konnten
keine antagonistischen Wirkungen nachgewiesen werden.
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Cpn10
und IFN-β reagierten
im Rosetteninhibitionstest und im Lymphozytenproliferationstest
unterschiedlich, was vermuten lässt,
dass sich ihre Wirkungsmechanismen unterscheiden. Der Rosetteninhibitionstest
ist der Test, bei dem EPF entdeckt wurde (Morton et al., w.o. (1976)),
und er ist immer noch der Bioassay für EPF und cpn10. Die Wirkung
von EPF im Rosetteninhibitonstest wird bei Mäusen und Menschen durch Lymphokine,
EPF-S1 und EPF-S2,
vermittelt, die nacheinander induziert werden, nachdem EPF an CD4+-T-Zellen
gebunden wurde (Rolfe et al., w.o. (1988); Rolfe et al., w.o. (1989)).
Diese Lymphokine wurden als Suppressorfaktoren bezeichnet, weil
sie in der Lage sind, die Reaktion der Überempfindlichkeit vom verzögerten Typ
zu supprimieren (Rolfe et al., w.o. (1988)). Sie sind in ihrer Aktivität genetisch eingeschränkt. Die Einschränkung von
EPF-S1 (Mr 14–18.000) wurde der I-Region
des Maus-H2 und HLA-DR bei Menschen zugeordnet, während die
von EPF-S2 (Mr ~55.000) der Igh-Region zugeordnet
wurde (Rolfe et al., w.o. (1988); Rolfe et al., w.o. (1989); Rolfe
et al., w.o. (1995)). Die Suppression von klinischen Symptomen nach
einer Behandlung mit rcpn10 blieb bis zum Tag 60 aufrecht, auch
wenn die Behandlung nach dem ersten Ausbruch beendet wurde. Das
lässt auf
die Induktion von langfristiger suppressiver Aktivität schließen. IFN-β ist im Rosetteninhibitionstest
nicht aktiv, was zeigt, dass es nicht den gleichen Suppressor-Induktor-Pfad
bei der Herabregulierung von Lymphozytenaktivität nutzt.
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IFN-β ist in seiner
Fähigkeit,
die Proliferation von MBP-aktivierten Lymphozyten in vitro als Reaktion auf
MBP zu supprimieren, deutlich stärker
aktiv als cpn10. Sowohl IFN-β (Arnason,
Neurology 43, 641–643 (1993))
als auch cpn10 supprimieren die IFN-γ-Produktion durch aktivierte
T-Zellen. IFN-β hemmt
die IFN-γ-Sekretion,
erhöhte
defektive Suppressoraktivität
in MS-Patienten und hemmt die durch IFN-γ auf der Oberfläche von
antigenpräsentierenden
Zellen induzierte Haupthistokompatibilitätskomplex-(MHC)Antigenexpression
(The IFNB Multiple Sclerosis Study Group, Neurology 43, 655–661 (1993)).
Cpn10 bindet an Subpopulationen von CD4+-Zellen, CD8+-Zellen und
Monozyten. Die Bindung von cpn10 an eine Sunpopulation von aktivierten
CD4+-T-Zellen führt
zur Suppression der IFN-γ-Produktion.
Die Art, wie cpn10 immunmodulatorische Wirkungen induziert und wie
diese mit seiner Fähigkeit
zusammenhängen,
eine Behinderung bei EAE zu supprimieren, müssen noch bestimmt werden.
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Diese
Studien haben gezeigt, dass cpn10 chronische EAE supprimieren kann
und die Fähigkeit
von IFN-β,
klinische Symptome von EAE bei Mäusen
zu supprimieren, verstärken
kann. Entscheidend ist, dass die unterschiedlichen Wirkungsmechanismen
von cpn10 und IFN-β,
die durch die Erfinder aufgedeckt wurden, neue Möglichkeiten in Bezug auf diese
Wirkstoffe als kooperative Behandlungen für EAE und MS eröffnet haben.
Wenn cpn10 und IFN-β über ähnliche
immunsuppressive Mechanismen wirkten, wie in der Literatur tatsächlich vorgeschlagen
wurde, dann könnte
im EAE-Modell keine kooperative oder synergistische Wirkung auftreten.
Die hierin dargelegten unterschiedlichen Wirkungsmechanismen und
EAE-Daten haben im Gegenteil eine Erklärung für die Behauptung geliefert,
dass cpn10 und IFN-β eine
nützliche
Kombinationstherapie für MS
bei Menschen bieten werden.
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IFN-β wird weitgehend
als krankheitsmodifizierende Behandlung für multiple Sklerose (MS) bei
Menschen eingesetzt. Es reduziert die klinische Rückfallrate,
verzögert
den Ausbruch eines anhaltenden Fortschreitens der Behinderung und
verringert die Anzahl an neuen MRI-Läsionen bei Patienten mit multipler
Sklerose mit Rückfällen und
Remissionen (European Study Group on Interferonβ-1b, Lancet 352, 1491–1497 (1998)).
Manche Patienten durchleben jedoch ein anhaltendes Fortschreiten
der Behinderung innerhalb von 2 Jahren nach Beginn der Behandlung,
was vermuten lässt,
dass die Wirksamkeit von IFN-β im
Hinblick auf eine Kombination von IFN-β mit anderen, viel versprechenden
Therapien noch genauer untersucht werden muss.
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Zusammengefasst
lässt sich
sagen, dass die hierin dargelegten Ergebnisse an Tiermodellen darauf hinweisen,
dass cpn10 ein möglicher
Kandidat zur Verwendung in Kombination mit IFN-β bei der Behandlung von MS bei
Menschen ist. Erstens scheint cpn10 mit IFN-β bei der Reduktion von EAE/MS-Symptomen
zu synergieren. Zweitens lässt
eine deutliche Verringerung an EAE-Rückfällen nach Beendigung der Kombinationsbehandlung
mit cpn10 und IFN-β darauf
schließen,
dass es sich hierbei um eine geeignete Behandlungsmethode handelt,
wenn die IFN-β-Verabreichungen
aufgrund ihrer Nebenwirkungen temporär ausgesetzt wird. Und drittens
scheint cpn10 die Wahrscheinlichkeit von anaphylaktischen Reaktionen
auf Trägerproteinantigene
(wie z.B. BSA) zu verringern, die typischerweise bei IFN-β enthaltenden
pharmazeutischen Zusammensetzungen auftreten.
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Natürlich kann
die hierin im Detail beschriebene Erfindung von Fachleuten auf dem
Gebiet der Erfindung Modifikationen und Variationen unterzogen werden,
wobei solche Modifikationen und Variationen dennoch in den Schutzumfangs
der hierin dargelegten Erfindung fallen.
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