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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Bakterium, das resistent gegenüber einem
Angriff durch mindestens einen Bakteriophagen ist, ein Verfahren
zur Herstellung des Bakteriums und eine Zusammensetzung, die das
Bakterium umfasst.
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Im
Kontext dieser Beschreibung soll das Wort "umfasst" die Bedeutung von "enthält
unter anderem" aufweisen.
Es soll nicht als "besteht
lediglich aus" ausgelegt
werden.
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DNA-Basen
und Aminosäuren
werden hierin durch ihre Standardabkürzungen mit einem oder drei Buchstaben
gemäß der Definition
durch die "IUPAC
Biochemical Nomenclature Commission" dargestellt.
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Es
ist wohl bekannt, dass Bakterien in Starter zur Herstellung von
Milchprodukten eingebracht werden. Sie werden zur Optimierung von
pH und Geschmack des Milchprodukts verwendet. Tatsächlich beruhte
die Herstellung von Käse
und Molkereiprodukten lange auf der Fermentation von Milch durch
Bakterien. Die Bakterien sind für
die Entwicklung von Säure,
Geschmacksproduktion und häufig
für Koagulum-Charakteristika
in mesophilen Milch-Fermentationen verantwortlich. Da leistungsfähige Milch-
bzw. Molkerei-Fermentationen von
dem Wachstum und der Aktivität
der Bakterien abhängig
sind, wird große
Sorgfalt bei einer Herstellung von Starter-Kulturen angewendet,
die in hohem Maße
aktiv und mit unerwünschten
Mikroorganismen oder Bakteriophagen nicht kontaminiert sind. Das
Fermentationsverfahren selbst ist jedoch nicht-aseptisch, wobei es
in offenen Behältern
(vats) mit einem nicht-sterilen Medium, pasteurisierter Milch, erfolgt.
Es ist deshalb in hohem Maße
für eine
Kontamination durch Bakteriophagen anfällig. Bei der Mehrzahl von
Stämmen,
die bei kommerziellen Molkerei-Fermentationen verwendet werden,
können
Bakteriophagen, die bakterielles Wachstum und Säureproduktion anhalten können, innerhalb
von einem bis zwei Tagen nach Einführen der Kultur auftreten.
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Historisch
beruhte eine Milch-Fermentation auf Starter-Kulturen mit Gemischen
von Milchsäure-Bakterien.
Die Gegenwart von Bakteriophagen oder ein Schutz vor diesen war
entweder unbekannt oder fehlte. Bei diesen Kulturen wird angenommen,
dass eine natürliche
Phagenkontamination ein Gleichgewicht zwischen sich entwickelnden
Bakteriophagen und Phagen-resistenten Bakterienvarianten erstellt
hat. Die Kulturen waren in hohem Maße variabel hinsichtlich der
Pegel an Säureproduktion,
verblieben jedoch gemäßigt aktiv
und konnten in kleinen Fermentationsbetrieben verwendet werden.
Vor kurzer Zeit nahm die Molkereiindustrie Starterkulturversagen
aufgrund einer Bakteriophagen-Infektion bewusster wahr und bei einer
zunehmenden Nachfrage nach Milchkulturprodukten liegt ein Bedarf
sowohl hinsichtlich einer Herstellungskapazitätserhöhung, als auch einer Verfahrenseffzienz-Steigerung vor, so
dass größere Volumina
an Milch verarbeitet werden und die gesamte Verarbeitungszeit verkürzt wird.
Diese Modernisierung der Industrie führte zu einer erhöhten Nachfrage
nach gleichförmigen
und schnellen Säureproduktionsgeschwindigkeiten.
Die Bakterien, welche die besten Milchprodukte bereitstellen können, können jedoch
in hohem Maße
hinsichtlich eines Bakteriophagenangriffs empfindlich sein.
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Zur
Lösung
von Bakteriophagenproblemen wurde eine Anzahl von Verfahren entwickelt,
um eine Phageninfektion bei kommerziellen Milch-Fermentationen zu
minimieren. Durch die Verwendung von konzentrierten Kulturen, aseptischen
Bulk-Starter-Gefäßen und
Phagen-hemmenden Medien (siehe beispielsweise
US 4,282,255 ), kann die Starterkultur
vor einer Bakteriophageninfektion vor einer Gefäß-Inokulation (vat inoculation)
geschützt
werden. Die Phagen-Kontamination kann jedoch nicht nach Einführung der
Bakterien in das Fermentationsgefäß verhindert werden.
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Sandine,
W. E., et al., J. Milk Food Technol. 35, 176 (1972) betonte die
Notwendigkeit neue Bakterienstämme
zur Verwendung in der Molkereiindustrie zu isolieren. Unter den
Kriterien für
eine Auswahl dieser Stämme
ist eine Resistenz auf existierende Bakteriophagen vorrangig. Es
ist mittlerweile anerkannt, dass einige Bakterienstämme durch
irgendeinen Phagen nicht angegriffen werden, wenn sie einer "Challenge" bzw. Herausforderung
durch große
Sammlungen von Labor-Phagen-Banken unterworfen sind oder bei einer
Verwendung auf einer kontinuierlichen Langzeitbasis bei kommerziellen
Fermentationen. Von einigen Gruppen wurde die Existenz von Bakterien
berichtet, die hinsichtlich eines Bakteriophagenangriffs nicht empfindlich sind.
Bislang wurde jedoch lediglich eine begrenzte Anzahl an Phagen-unempfindlichen
Stämmen
identifiziert und auf Phagenresistenzmechanismen untersucht.
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Die
Patentschrift
US 4,530,904 offenbart
ein Verfahren um Bakterien im Allgemeinen vor verschiedenen Bakteriophagentypen
zu schützen.
Das Verfahren umfasst ein Transformieren eines Bakteriums mit einem rekombinanten
DNA-Klonierungsvektor, der umfasst, ein Replikon, das in dem Bakterium
funktionell ist, ein Gen, das ein funktionelles Polypeptid (d.h.
menschliches Wachstumshormon) in dem Bakterium exprimiert, und ein
DNA-Segment, das dem Bakterium eine Restriktions- und Modifikations-Aktivität verleiht.
Das transformierte Bakterium wird dann unter großmaßstablichen Fermentationsbedingungen
in Kultur gehalten. Dieses Verfahren ist insbesondere für Fermentationsvorgänge zur
Herstellung von Polypeptidprodukten, wie Wachstumshormon, ausgelegt.
Probleme bei diesem Verfahren sind durch die Tatsache bedingt, dass
es auf einen Schutz gegenüber
Phagen beruht, der durch einen Restriktions- und Modifikations (R/M) – Phagenresistenzmechanismus
bereitgestellt wird, der auf einem Plasmid kloniert ist. Es bestehen
zwei Hauptprobleme. Zunächst
weist ein Plasmid hohe metabolische Kosten und ebenso Instabilitätsprobleme
auf (eine Deletion eines Inserts kann erfolgen, in Abwesenheit einer
geeigneten Selektion kann ein Verlust eines Plasmids erfolgen). Zweitens
können
Restriktions- und Modifikations- (R/M) Systeme leistungsfähig sein;
sie arbeiten bei variierenden Wirksamkeitsniveaus (EOP von 10
–1–10
–6).
Das Problem hierbei ist jedoch, dass sie einigen Phagen ermöglichen
einer Restriktion zu entkommen, was zu modifizierten Nachkommenschaftsvirionen
führt.
Die modifizierten Phagen können
dann einen zweiten Wirt infizieren, der ein identisches R/M-System
trägt,
ohne dass eine Restriktion stattfindet (EOP = 1,0).
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Eine
Phagenkontamination wird mittlerweile als ein Hauptgrund einer langsamen
Fermentation oder eines vollständigen
Versagens eines Starters angesehen. Das Fehlen von Bakterien, die
in adäquater
Weise überleben,
kann zu Milchprodukten führen,
die keinen wünschenswerten
Geschmack aufweisen. Folglich bildet die Bereitstellung von Bakterien,
die alle Merkmale aufweisen, die mit einer Herstellung von gutem
Geschmack assoziiert sind, und die einer Infektion durch Bakteriophagen
widerstehen können,
ein Ziel von Wissenschaftlern, die an einer Herstellung von besseren
Milchprodukten arbeiten.
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Ein
Bakterium, das traditionell bei der Herstellung von Milchprodukten
verwendet wird, ist S. thermophilus. Insbesondere wird es bei der
Herstellung von Joghurt, Mozzarella und von Käsen Schweizer Art (Swiss type
cheeses) verwendet. Bei S. thermophilus ist ein Problem, dass er
in sehr hoher Weise hinsichtlich einer Phageninfektion anfällig ist.
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Wenig
ist über
natürliche
Phagenresistenzmechanismen von S. thermophilus bekannt. Das Bakterium wurde
vergleichsweise erst kürzlich
identifiziert und bislang wurden wenige Daten, die das Bakterium
betreffen, berichtet. Zusätzlich
scheint es, dass S. thermophilus weniger Antiphagenmechanismen,
als andere Bakterien, beispielsweise L. lactis aufweist. In Lactococcus
lactis, dem hauptsächlichen
mesophilen Starter der Molkereiindustrie, sind zahlreiche natürliche Phagenresistenzmechanismen
vorhanden, und sind gewöhnlich
auf konjugativen Plasmiden kodiert. Diese wurden verwendet, um lebensmittelgeeignete
(food-grade) Phagenresistenzmechanismen
bei wichtigen Lactococcus-Industriestartern zu konstruieren. Mittlerweile
wurden Informationen von einer Phagengenomanalyse erhalten, die
keine Pausität
in bzw. keine Pausierung in bzw. keinen Mangel an (pausity) Restriktionsstellen
zeigen, wie es erwartet wird, wenn Phagen einer Restriktions-/Modifikationsselektion
ausgesetzt sind. Darüber
hinaus weist S. thermophilus im Gegensatz zu L. lactis, worin die Mehrzahl
der Antiphagenmechanismen mit Plasmiden verknüpft wurden, eine vergleichsweise
geringe Anzahl an Plasmiden auf.
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Deshalb
besteht ein Bedarf nach einem Bakterium, das die Merkmale aufweist,
die mit einer Herstellung eines guten Geschmacks assoziiert sind,
und das einer Infektion durch Bakteriophagen widerstehen kann. Zusätzlich besteht
ein Bedarf nach einem Verfahren zur Bereitstellung von Bakterien
mit einer Resistenz hinsichtlich eines Phagenangriffs, wodurch eine
Selektion von Stämmen
auf der Basis ihrer Fähigkeit
einen guten Geschmack herzustellen, eher als auf Basis ihrer Fähigkeit
Bakteriophagen zu widerstehen, ermöglicht wird.
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Spontane
Phagen-unempfindliche Mutanten (PIM, phage-insensitive mutants)
können
durch "Phage Challenge" bzw. Herausforderung
durch Phagen selektiert werden und dieser Ansatz wurde auf S. thermophilus
angewendet. Derartige Mutanten sind jedoch gewöhnlich langsame Säure-Hersteller
und können
auch zu Phagen-Empfindlichkeit wieder zurückkehren.
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Die
vorliegende Erfindung geht die vorstehend angegebenen Probleme an.
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Bemerkenswerter
Weise wurden nun molekulare Verfahren angewendet, um Phagenresistente
Stämme
zu erzeugen. Ein neuer und überraschender
Ansatz, der auf einer Inaktivierung eines bakteriellen Wirtsgens
basiert, erwies sich bei einer Inaktivierung von Prophagen durch
eine bakterielle Gen-Inaktivierung durch ein Targeting hiervon mit
(einem) lebensmittelgeeigneten Plasmid(en) als erfolgreich. Ein
zweiter neuer und überraschender
Ansatz basiert auf dem Schutz, der durch eine zumindest teilweise
Deletion des Sfi21 Prophagen bereitgestellt wird. Temperente Phagen
kodieren gewöhnlich
für Superinfektion-Immunitätsgene (superinfection
immunity genes), die beim Schützen
des Lysogens vor einer Superinfektion sowohl durch temperente, als
auch durch lytische Phagen ziemlich wirksam sind. Im Falle des Phagen
Sfi21 scheint die Superinfektionssteuerung durch zwei unterschiedliche
genetische Elemente vermittelt zu werden: orf 203, einem Superinfektionsimmunitätsgen, und
orf 127, dem Phagenrepressor. Ein Nachteil ist, dass Sfi21 Lysogene
kontinuierlich infektiöse
Phagenteilchen in die Medien abgeben, was das Werk kontaminieren
könnte
und möglicherweise eine
spätere
Einführung
von wertvollen Startern verhindern könnte, die auf den Phagen Sfi21
empfindlich sind. Ebenfalls wurde gezeigt, dass temperente Phagen
die Quelle von lytischen Derivaten sein können. Deshalb wurden in dem
Sfi21 Prophagen zielgerichtete Deletionen erzeugt und in den bekannten
lysogenen Starter Sfi1cl6 inseriert, um ein Lysogen zu erhalten,
das eine Superinfektionssteuerung bewahren würde, aber seine Fähigkeit
zur Herstellung infektiöser
Virionen verloren hat. Beide Ansätze
können
leistungsfähige
Phagen-resistente, lebensmittelgeeignete Starter für eine industrielle
Milch-Fermentation bereitstellen.
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Folglich
stellt die vorliegende Erfindung in einem ersten Aspekt ein Bakterium
bereit, das gegenüber einem
Angriff von mindestens einem Bakteriophagen resistent ist, das eine
Modifikation des Sfi21 Prophagen oder des bakteriellen Chromosoms
umfasst.
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Gemäß eines
zweiten Aspekts stellt die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
eines erfindungsgemäßen Bakteriums
bereit, das umfasst, die Schritte einer Störung bzw. Unterbrechung des
Sfi21 Prophagen oder des bakteriellen Chromosoms durch Inserieren
oder Deletieren einer ausreichend großen DNA-Sequenz von dem Gen.
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Gemäß einem
dritten Aspekt stellt die Erfindung eine Zusammensetzung bereit,
die das erfindungsgemäße Bakterium
zusammen mit einem Träger,
Adjuvans oder Verdünnungsmittel
umfasst.
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Vorzugsweise
ist eine Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Bakteriums
ein S. thermophilus Bakterium. Bevorzugter handelt es sich um einen
S. thermophilus Stamm, der ausgewählt ist aus der Gruppe, bestehend
aus Sfi1 und Sfi1c16.
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Vorzugsweise
umfasst eine Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Bakteriums
ein modifiziertes, bakterielles Chromosom. Bevorzugter umfasst das
bakterielle Chromosom zusätzliche
DNA. Vorzugsweise umfasst die zusätzliche DNA die Basen-Sequenz
von ISS1 (siehe J. Bacteriol 178, 931–935 (1996)) oder ein funktionelles Äquivalent
hiervon. Bevorzugter ist die zusätzliche
DNA in das bakterielle Chromosom in ORF 90 bei einer Stelle eingeführt, bei
der eine Expression eines Gens für
die Kette A von Chorismat-Mutase unterbrochen bzw. gestört wird
und/oder eine Expression des "down
stream" bzw. stromabwärs gelegenen
Gens ORF 394 unterbrochen wird; oder in ORF 269 bei einer Stelle,
welche die Expression eines Oxidoreduktase-Gens unterbricht.
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Vorzugsweise
weist eine alternative Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Bakteriums
einen modifizierten Sfi21 Prophagen auf, der durch Addition oder
Deletion von ausreichend DNA modifiziert ist, um eine Expression
des Prophagen durch Deletion mindestens eines Teils von ORF 1560
zu unterbrechen.
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Vorzugsweise
umfasst eine Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
den Schritt eines Modifizierens des bakteriellen Chromosoms, um
die Expression von einem oder mehreren Genen zu unterbrechen, die
für einen
Bakteriophagen erforderlich sind, die jedoch für das Bakterium nicht wesentlich
sind. Bevorzugter umfasst das Verfahren den Schritt eines Zufügens von
DNA zu dem Chromosom. Vorzugsweise umfasst das Verfahren den Schritt
eines Zufügens
von DNA, welche die Basen-Sequenz von ISS1 umfasst (siehe J. Bacteriol.
178, 931–935
(1996)) oder ein funktionelles Äquivalent
hiervon. Bevorzugter umfasst das Verfahren den Schritt eines Zufügens von
DNA zu dem bakteriellen Chromosom in ORF 90 bei einer Stelle, welche eine
Expression eines Gens für
die Kette A von Chorismat-Mutase unterbricht oder in ORF 269 bei
einer Stelle, welche eine Expression von einem Oxidoreduktase-Gen
unterbricht.
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Vorzugsweise
umfasst eine alternative Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
den Schritt eines Modifizierens des Sfi21 Prophagen. Vorzugsweise
umfasst sie den Schritt eines Zufügens oder eines Deletierens
von einer ausreichenden Menge an DNA, um eine Expression des Prophagen
durch Deletieren mindestens eines Teils von ORF 1560 zu unterbrechen.
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Vorzugsweise
umfasst eine Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
eine Ausführungsform
des Bakteriums zusammen mit einem Träger, Adjuvans oder Verdünnungsmittel.
Bevorzugter ist sie eine Starterkultur oder ein Milchprodukt.
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Ein
Vorteil der vorliegenden Erfindung ist, dass sie ein Bakterium bereitstellt,
das hinsichtlich eines Angriffs durch Bakteriophagen resistent ist.
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Ein
anderer Vorteil der vorliegenden Erfindung ist, dass sie ein Bakterium
bereitstellt, bei dem Bakteriophagen-Empfindlichkeit nicht wiederkehrt
und dass das Verfahren, durch das es hergestellt ist, in allgemeiner
Weise anwendbar ist.
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Noch
ein anderer Vorteil der vorliegenden Erfindung ist, dass sie Bakterien
bereitstellt, die einen derart hohen Grad an Phagenresistenz aufweisen,
dass die erhaltenen phagenresistenten Bakterien keine spontane Entwicklung
mutierter Phagen ermöglichen,
welche die Bakterien infizieren könnten. Dies ist bei anderen
Phagenresistenz-Mechanismen nicht der Fall. Folglich sollten diese
Bakterien über
eine lange Zeitspanne geschützt
sein, bevor sich neue Phagen entwickeln, die diese infizieren könnten.
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Noch
ein anderer Vorteil ist, dass Bakterien erhalten wurden, die eine
Resistenz gegenüber
einem Angriff durch einen breiten Bereich von Phagen aufweisen.
Der Wild-Typ-Bakterienstamm
Sfi1 ist äußerst empfindlich
auf einen Phagenangriff. Er kann durch mehr als 25 verschiedene
Phagen (normale Stämme
sind auf 1 oder 2 Phagen empfindlich) infiziert werden. In deutlichem
Gegensatz hierzu steht, dass keine Phagen die mutierten Sfi1 Stämme gemäß der erfindungsgemäßen Ausführungsformen
infizieren konnten. Es ist wichtig zu betonen, dass die Stabilität des Bakteriophagenresistenz-Phänotyps von
chromosomal modifizierten Bakterien im Gegensatz zu der schwachen
Resistenz von Bakterien steht, die Plasmid-kodierte Phagenresistenz-Mechanismen
aufweisen. Darüber
hinaus sind gegenwärtig
keine bekannten lebensmittelgeeigneten Plasmide verfügbar, die
zur Bereitstellung von Phagenresistenz in S. thermophilus verwendet
werden können.
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Zusätzliche
Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung sind in der detaillierten
Beschreibung der gegenwärtig
bevorzugten, nachstehend angegebenen Ausführungsformen beschrieben und
werden aus dieser ersichtlich, wobei eine Bezugnahme auf die Zeichnungen
erfolgt, worin:
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1 Ergebnisse
eines Southern Blots von Gesamt-DNA von Phagen-resistenten Integranden
zeigt. Spuren 1–5:
Phagen-resistentes Sfi1::pG+host9ISS1. Spur 6: Sfi1. M: DNA Marker
(λ-DNA × HindIII).
Der Blot wurde mit radioaktiv markiertem pG+host9ISS1 Plasmid und λ-DNA als
Sonde behandelt. Anmerkung: Diese Figur ist die Kombination von
zwei unabhängigen
Blots (Spur 1 wurde zugefügt).
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2 die
Ergebnisse einer Detektion von intrazellulärer Phagen-DNA zeigt. Die Zahlen
entsprechen der Zeit in Minuten, nach der die Probennahme erfolgte
(siehe Materialen und Verfahren). Die zwei Linien, die mit M markiert
sind, entsprechen dem Größen-Marker
(1 kb DNA Ladder, GibcoBRL).
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3 Wachstumskurven
von Phagen-resistenten S. thermophilus Stämmen im Vergleich mit dem Parentalstamm
zeigt. 1: Sfi1. 2: Sfi1-R7. 3: Sfi1-R71. 4: Sfi1-R24.
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4 Stellen
einer pG+host9ISS1 Insertion in Sfi1-R7
und Sfi1-R24 zeigt. Offene Pfeile geben die vorhergesagten offenen
Leseraster (orf, open reading frames) an. Die Zahlen geben die Anzahl
an Codons für jedes
orf an. Falls möglich
wurde eine vorläufige
Funktion den vorhergesagten Genprodukten zugewiesen.
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5 eine
Deletion in Sfi1-R7e zeigt. Die in Sfi1-R7e deletierte Sequenz ist
fettgedruckt. Der Pfeil gibt die pG+host9ISS1
Integrationsstelle an.
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6 eine
Wachstumskurve von S. thermophilus Sfi1c16D1560 (2) im Vergleich
zu Sfi1c16 (1) zeigt.
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7 eine Genom-Karte des Phagen Sfi21 zeigt.
Sie zeigt eine Anmerkung eines Gens, das ORF 1560 entspicht, das
zumindest teilweise deletiert werden kann. Es kodiert für ein mutmaßliches "tail length determining"-Protein, das für eine Phagenmutagenese
erforderlich ist.
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Ohne
dass eine Bindung an diese Theorie gewünscht wird, wird postuliert,
dass die Gegenwart von einigen bakteriellen Genen für eine Phagenentwicklung
wesentlich, jedoch für
ein bakterielles Wachstum in Milch entbehrlich ist. In der Tat wird
nunmehr angenommen, dass Bakteriophagen bei vielen Schritten ihres Lebenszyklus,
beispielsweise Adsorption, DNA Injektion, Replikation und Morphogenese,
von Wirtsfaktoren abhängig
sind. Es wird nunmehr angenommen, dass eine Störung bzw. ein Unterbrechen
eines dieser Faktoren zu einer Phagen-resistenten Zelle führt.
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Da
kein Wissen über
das S. thermophilus Genom vorlag, wurde eine "Random gene inactivation" bzw. Zufalls-Geninaktivierung
mit dem Temperatur-empfindlichen Plasmid pG+host9ISS1
ausgeführt.
Das Verfahren ist selbst-selektiv: Nach einem "Phage-Challenge" werden nicht-resistente Zellen eliminiert
und Mutanten, die zu einer verringerten bakteriellen Tauglichkeit
bzw. Fitness bzw. Eignung führen,
sind zahlenmäßig unterlegen
(are outnumbered).
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Materialien und Verfahren
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Stämme, Medien,
Plasmide und Kulturbedingungen waren wie nachfolgend angegeben.
Der E. coli Stamm 101 wurde in LB Brühe oder in LB Brühe, die
mit 1,5% (W/V) Agar verfestigt war, bei 37°C vermehrt. Flüssige Kulturen
wurden unter Bewegung bzw. Rühren
(agitation) (240 rpm) wachsen gelassen. S. thermophilus Stämme Sfi1,
sein lysogenes Derivat Sfi1c16 (den Sfi21 Prophagen enthaltend)
und ihre Transformanten wurden bei 42°C entweder in M 17, das mit
0,5% Lactose ergänzt
ist (LM17), Belliker Medien oder MSK gezüchtet. Erythromycin wurde bei
einer finalen Konzentration von 2 und 150 μg/ml für S. thermophilus beziehungsweise
E. coli, wenn erforderlich, verwendet. Die bei dieser Studie verwendeten
Phagen wurden von der "Nestlé Culture
Collection" erhalten
und auf ihrem geeigneten S. thermophilus Stamm in LM17 Brühe, wie
zuvor beschrieben, vermehrt.
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Die
Phagen-Aufzählung
(phage enumeration) wurde wie zuvor beschrieben erreicht. Für eine "Random-Insertion"- bzw. Zufallsinsertions-Mutagenese
und gezielte Mutagenese wurden die Plasmide pG+host9ISS1
beziehungsweise pG+host9 verwendet.
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DNA-Techniken
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Phagenreinigung,
DNA-Extraktion und Reinigung, Agarose-Gel-Elektrophorese, "Southern Blot"-Hybridisierung und
DNA-Markierung wurden wie zuvor beschrieben ausgeführt. Der
Qiaprep-Plasmid-Kit (Qiagen) wurde für die rasche Isolierung von
Plasmid-DNA von
E. coli verwendet. Restriktionsenzyme und T4 Ligase wurden von Boehringer-Mannheim erworben
und gemäß den Herstellerangaben
verwendet. E. coli wurde wie im BioRad-Anweisungshandbuch angegeben
einer Elektrotransformation unterworfen. S. thermophilus wurde unter
Verwendung der durch Slos et al. beschriebenen Vorgehensweise einer
Elektroporation unterworfen. Die Analyse intrazellulärer Phagen-DNA,
PCR und DNA-Sequenzierung wurden wie zuvor beschrieben durchgeführt.
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Sequenzanalyse
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Die "Genetics Computer
Group (Universität
von Wisconsin) Sequence Analysis Package" wurde verwendet, um die Sequenzen zusammenzustellen
und zu analysieren. Nukleotid- und vorhergesagte Aminosäuresequenzen
wurden mit jenen in kommerziell verfügbaren Datenbanken (GenBank,
Veröffentlichung
109, EMBL, Veröffentlichung
56; PIR-Protein, Veröffentlichung
57; SWISS-PROT, Veröffentlichung
36; und PROSITE, Veröffentlichung
15.0) mit FastA und BLAST Programmen (2) verglichen. Eine Vorhersage
von Transmembran-Domänen
erfolgte unter Verwendung des TMpred Programms.
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Plasmid-Konstruktion für eine ortsgerichtete
Integration
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Um
eine Deletion in dem Sfi21 Prophagen zu erzeugen, wurde das wärmesensitive
Plasmid pG+host9AB1560, ein Derivat von
pG+host9, erzeugt. Zwei Fragmente von etwa
500 bp, A und B, wurden in dem orf1 560 auf der Prophagensequenz
bei einer Entfernung von 2,4 kb ausgewählt, derart dass eine Deletion
von der gleichen Größe durch
eine homologe Rekombination erzeugt würde. Fragment A wurde durch PCR
unter Verwendung von Sfi21 Phagen-DNA als Template und von Primern
(5'-AAC TGC AGT
CTC AGC TCA AAG GGA C-3' und
5'-GGA ATT CTA GCC
GTG ATG TTT TTG-3')
erzeugt, die PstI und EcoRI Restriktionsstellen (unterstrichen)
enthalten. Fragment B wurde durch PCR unter Verwendung von Primern
(5'-GGA ATT CGA
CGC AAT TAA AGA CCC-3' und
5'-CCA TCG ATC TGC
TTC CAA AAT CTC G-3')
erzeugt, die EcoRI und ClaI Restriktionsstellen enthalten. Beide
Klone wurden dann in pG+host9 kloniert,
um derart benachbart zu sein, wobei das Konstrukt pG+host9AB
1560 erzeugt wurde. Das Konstrukt wurde zunächst in E. coli 101 erzeugt,
dann in S. thermophilus Sfi1c16 transformiert.
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Transposition von pG+host9ISS1 und pG+host9AB1560
in das S. thermophilus Chromosom
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S.
thermophilus Sfi1 und Sfi1c16, die pG+host9ISS1
beziehungsweise pG+host9AB1560 enthalten, wurden über Nacht
in LM17 Medium, das mit 2 μg/ml
an Erythromycin ergänzt
ist, wachsen gelassen. Die gesättigten
Kulturen wurden in LM17 Medium, das 1 μg/ml an Erythromycin enthält, 100-fach
verdünnt
und 2 h bei 30°C
inkubiert. Die Kulturen wurden dann zu 42°C verschoben, um freie Plasmide
zu eliminieren und zur Sättigung
wachsen gelassen. Die Integrationshäufigkeit pro Zelle wurde als
das Verhältnis
der Anzahl an EmR Zellen bei 42°C zur Anzahl
an lebensfähigen
Zellen bei 30°C
abgeschätzt.
Eine Integration der Plasmide wurde durch Southern-Blot-Hybridisierung überprüft. Zum
Exzidieren der transponierten Vektoren wurden serielle Passagen
in LM17 Brühe
ohne Antibiotikum durchgeführt.
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Selektion von Phagen-resistenten
Mutanten
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Die
Kultur, welche die ursprüngliche
Population von Sfi1::pG+host9ISS1 Integranten
enthält,
wurde in LM17, ergänzt
mit 2 μg/ml
an Erythromycin, 100-fach verdünnt
und einer Challenge bzw. einem Challenge-Vorgang mit lytischem Phagen
Sfi19 bei M. O. I. von 5 unterworfen. Die Kultur wurde dann zur
Sättigung
wachsen gelassen. Die Experimente wurden als nicht erfolgreich betrachtet,
wenn kein Wachstum nach 48h beobachtet wurde.
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Einzelne
Phagen-resistente Kolonien wurden isoliert; ihre Gesamt-DNA wurde
extrahiert und mit EcoRI verdaut und Southern Blots wurden unter
Verwendung der Plasmid-DNA als Sonde durchgeführt. Drei verschiedene Hybridisierungsmuster
wurden identifiziert, die den Sfi1-R7 (Spur 3), Sfi1-R24 (Spur 1)
und Sfi1-R71 (Spuren 2, 4, 5) Insertionsmutanten entsprechen (1).
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Phagenadsorptionstest
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S.
thermophilus Kulturen wurden in LM17 wachsen gelassen bis ein OD600 von 0,6 erreicht war. Anschließend wurden
Phagen bei M. O. I. von 1 zugegeben und die Kulturen wurden bei
Raumtemperentur inkubiert. Sonden bzw. Proben (probes) wurden unmittelbar
nach Phagenaddition und nach 30 min genommen. Diese Sonden bzw.
Proben wurden dann filtriert, um die bakteriellen Zellen von den
Kulturen zu entfernen. Übrige
Phagen wurden dann aufgenommen bzw. aufgezählt. Die Adsorption wurde als
Phagenzählungen
bei Zeit 30, geteilt durch die Phagenzählungen bei Zeit Null, berechnet.
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Ergebnisse
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Eine
Zufallsmutagense von S. thermophilus Sfi1 wurde durchgeführt. Der
Starter-Stamm Sfi1
war die beste Indikator-Zelle. Er ist auf etwa 25 der 100 Phagen
der "Nestlé Culture
Collection" empfindlich.
Dies ermöglicht
ein Testen von mutierten Startern gegen einen breiten Bereich von
Phagen.
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Eine
Transposition des Plasmids konnte mit einer sehr hohen Integrationshäufigkeit
erreicht werden, etwa 50% (siehe Materialien und Verfahren). Integranten
wurden zufallsgemäß auf Agar-Platten
ausgewählt und
in flüssigen
Kulturen wachsen gelassen. Ihre Gesamt-DNA wurde dann extrahiert,
um durch Southern Blot Hybridisierung die Integration des Plasmids
in das Chromosom zu überprüfen. Die
Hybridisierung wurde auf EcoRI verdauter chromosomaler DNA unter
Verwendung von markiertem pG+host9ISS1 als
Sonde durchgeführt.
Alle Integranten zeigten Signale, die unterscheidbaren bzw. verschiedenen
chromosomalen Fragmenten entsprechen (Daten nicht gezeigt), was
die Integration des Plasmids und die Zufälligkeit der Transposition
bestätigt.
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Selektion von Phagen-resistenten
Mutanten
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Integranten
wurden einem Challenge-Vorgang mit dem lytischen Phagen Sfi19 (M.
O. I. = 5) unterworfen, um auf Phagen-resistente Mutanten zu selektieren.
In Gegenwart von Phage Sfi19 zeigte die Sfi1::pG+host9ISS1
Kultur ein verzögertes
Wachstum, wobei ein OD600 von 0,85 lediglich
nach 8 bis 12 h Inkubation erreicht wurde, im Vergleich zu 3 h für die Transformanten
in Abwesenheit von Challenge-Phage. Im Gegensatz hierzu, wurde kein
Wachstum für
den Sfi1 Parental-Starter nach einem Phage-Challenge-Vorgang beobachtet
(OD600 < 0,02
nach 48 h). Tatsächlich
misslang es uns in konsistenter Weise im LM17 Medium Phagen-resistente
Mutanten von Starter Sfi1 nach Challenge mit zahlreichen Phagen
zu erhalten.
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Drei
Mutanten wurden selektiert und mit Sfi1-R7, Sfi1-R24 und Sfi1-R71
bezeichnet.
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Charakterisierung der
Phagen-resistenten Mutanten
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Die
3 Mutanten wurden auf Phagenresistenz hinsichlich 15 verschiedener
S. thermophilus Phagen getestet. In keinem Fall wurden Phagen-Plaques
beobachtet, was in einigen Fällen
auf eine Plattier-Effizienz (efficiency of plating) von < 10–7 schließen lässt (Tabelle
1).
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Um
eine Angabe zu der Stufe zu erhalten, bei der eine Phagenentwicklung
blockiert wird, wurden Phagenadsorptions- und Phagen-DNA-Replikationstests
durchgeführt.
Der Adsorptionstest wurde unter Verwendung von Sfi19 auf Sfi1 und
den drei Mutanten durchgeführt.
Nach 30' waren 90%
der eingegebenen Phagen an Sfi1, 94% an Sfi1-R7, 91% an Sfi1-R24
und 87% an Sfi1-R71 adsorbiert. Dies zeigt, dass die Mutation eine Phagenadsorption
nicht beeinflusste.
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Eine
DNA-Replikation von Phage Sfi19 in Sfi1 und den Mutanten wurde durch
Bestimmen der relativen Menge an intrazellulärer Phagen-DNA zu verschiedenen
Zeitpunkten während
einer Phageninfektion analysiert. In Sfi1 wurde Phagen-DNA leicht
bzw. einfach nach 20 min nach Infektion erfasst (2).
Die Menge an DNA stieg zu einem Maximum nach 40 min an. Anschließend wurde
eine Abnahme nach 60 und 80 min beobachtet, wahrscheinlich aufgrund
von Phagen-induzierter Zelllysis. Eine Phagen-DNA-Replikation in dem Sfi1-R24
Mutant war verzögert
und verringert.
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Phagen-DNA
wurde lediglich nach 40 min erfasst, wobei ein Maximum bei 60 min
erreicht wurde. Im Falle von Sfi1-R7 und Sfi1-R71 wurde keine Phagenreplikation
beobachtet. Ein sehr niedriger und invariabler Pegel an Phagen-DNA
wurde durch Hybridisierung erfasst. Dies könnte die injizierte DNA der
infizierenden eingegebenen Phagen oder DNA von nicht-injizierten,
jedoch adsorbierten eingegebenen Phagen darstellen. Das Wachstum
der Mutanten wurde mit dem des Wild-Typ-Stamms in Milch verglichen.
Dies erfolgte durch Erfassen von Änderungen in der Impedanz der
Kulturmedien ("Rapid
Automated Bacterial Impedance Technique", Don Whitley Systems). Dieses System
erfasst in indirekter Weise die Umwandlung eines schwachen elektrischen
Leiters, wie der polaren, jedoch ungeladenen Laktose in die elektrisch
geladene Milchsäure
während
eines bakteriellen Wachstums. Die resultierende Kurve (Zeit vs.
Konduktivität
bzw. Leitfähigkeit)
kann sowohl mit einem bakteriellen Wachstum, als auch einer Ansäuerung der
Kultur korreliert werden. Alle drei Mutanten zeigten keine signifikanten
Unterschiede hinsichtlich eines Wachstums (und einer Ansäuerung)
zu dem Parental-Stamm Sfi1 (3).
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Bestimmung der Integrationsstelle
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Die
Fragmente benachbart zu dem Insertionspunkt wurden durch "Plasmid Rescue", wie von Maguin et
al. beschrieben, für
die Sfi1-R7 und Sfi1-R24 Mutanten erhalten. Der Ansatz war für Sfi1-R71
nicht erfolgreich. Die Regionen, die den pG+host9ISS1
Insertionspunkt flankieren, wurden für die zwei Mutanten sequenziert
(4).
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Bei
Sfi1-R7 erfolgte eine Integration des Plasmids in die letzten 4
Aminosäuren
eines mutmaßlichen Gens
für die
Kette A von Chorismat-Mutase (PheA), orf 90. Diese Integrationsstelle
könnte
auch als eine Promotor-Region für
das "downstream" orf 394 funktionieren.
Das orf 394 Genprodukt zeigt Ähnlichkeiten
(26% Identität)
mit einem hypothetischen konservierten Protein von Methanococcus
jannashii (Zugangsnummer MJ0305). Das orf 394 gp kann ein integrales
Protein sein, da 9 starke Transmembran-Helices vorhergesagt waren.
Das orf 115 gp, das durch ein Gen kodiert ist, das direkt "downstream" bzw. stromabwärts von
orf 394 angeordnet ist, zeigte eine signifikante Ähnlichkeit
zu dem ribosomalen Protein L19 von zahlreichen Bakterien (Haemophilus
influenzae, Salmonella typhimurium, Serratia marcescens, Synechocystis
sp.). Ein Gen, das nahezu identisch zu einem tRNAArg Gen (Anticodon
CCU) ist, folgt diesem Gen von E. coli und interessanterweise der "Phage Attachment
Site" attB für eine Prophagenintegration. "Upstream" bzw. stromaufwärts von
orf 90 befindet sich ein Gen, das wir als orf 486 identifizierten
(siehe 4), das für
ein weiteres mögliches
Membranprotein kodiert. Das abgeleitete Protein für diesen
orf zeigt eine signifikante Ähnlichkeit
(50% über
427 aa) mit einem hypothetischen C1-Kanal-ähnlichen Protein von E. coli
(Zugangsnummer P37019).
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In
Sfi-R24 war der pG+host9ISS1-Insertionspunkt
in einer wahrscheinlichen Oxidoreduktase an einer Fettsäurebiosynthese
beteiligt (orf 269). Das vorhergesagte Protein zeigte eine Aminosäure-Identität von 42% mit
einer E. coli 3-Oxoacyl-[acyl-Carrier-Protein]-Reduktase.
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Interessanterweise
ist ein Fragment einer R-Subeinheit eines Typ I – Restriktionsenzyms "downstream" von orf 269 angeordnet.
Keine Datenbank-Treffer wurden für
die orfs "upstream" von orf 269 gefunden.
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Plasmid-Exzision
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Um
Lebensmittel-geeignete Starter-Stämme zu erhalten, ist es notwendig
das Erythromycin-Resistenzgen zu entfernen, das in den Transformanten
vorliegt. ISS1 erfährt
eine replikative Transposition, die zu einem integrierten Plasmidvektor
führt,
der von zwei IS-Elementen flankiert ist. Deshalb wird eine homologe Rekombination
zwischen diesen zwei Kopien des IS-Elements das Plasmid vollständig entfernen
und lediglich eine einzelne Kopie des IS-Elements zurücklassen.
Zur Begünstigung
einer Rekombination erfolgten serielle Passagen der Transformanten
in Abwesenheit einer Antibiotikum-Selektion. Sfi1-R24 verlor den
EmR-Phänotyp
nach 29 Passagen (nun Sfi1-R24e), Sfi1-R71 nach 40 (Sfi1-R71e).
Aufgrund des Fehlens von Tandem-Wiederholungen (1),
war eine Exzision mit Sfi1-R24 einfacher. Sfi1-R7 EmS (Sfi1-R7e)
konnte nach 60 Passagen erhalten werden. Dann wurde eine Phagen-Resistenz
für die
Ems Mutanten überprüft. Bei zwei Fällen (Sfi1-R24 und Sfi1-R71)
führte
der Verlust des Plasmids zu einer vollständigen Rückkehr bzw. Reversion zur Phagen-Empfindlichkeit,
während
Sfi1-R7e seinen vollen Phagen-Resistenz-Phänotyp
bewahrte. Diesem Derivat fehlte die Plasmidsequenz mit Ausnahme
einer ISS1 Sequenz. Ein Sequenzieren der flankierenden Sequenzen
des verbleibenden ISS1 zeigte zusätzlich eine 69 bp Deletion,
die bei der IS-Transpositionsstelle begann und das 3'-Ende von orf 90
und die ersten 15 Codons von orf 394 entfernt (5).
Da zwei unabhängig
erhaltene Sfi1-R7e Mutanten die gleiche Deletion zeigten, ist es
wahrscheinlich, dass die Deletion bereits in dem Sfi1-R7 Parental-Mutant
erfolgte.
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Deletion von orf 1560
von dem Sfi21 Prophagen
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Eine
Integration des pG+host9AB1560 in den Prophagen
wurde einfach erhalten (siehe Materialien und Verfahren). Eine Integration
an der richtigen Stelle wurde durch PCR überprüft. Bei mehr als 50% der Integranden
konnte gezeigt werden, dass sie ein Signal ergeben, das der vorhergesagten
Größe für homologe Rekombinationsereignisse
entspricht. Eine Plasmidexzision wurde nach 20 seriellen Passagen
erhalten. Da die zweite homologe Rekombination sowohl zu dem Wild-Typ,
als auch dem Deletions-Mutant führen
kann, wurde PCR zum Testen der EmS Klone
verwendet. Wie erwartet waren etwa 50% der Klone Deletions-Derivate (Sfi1c16Δ1560).
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Charakterisierung von
Sfi1c16Δ1560
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Um
zu testen, ob ein wesentliches Gen des Phagen inaktiviert wurde,
wurde der Prophage von sowohl Sfic16, als auch Sfi1c16Δ1560 mit
2 μg/ml
an Mytomicin C induziert. Sfic16 gab 105 pfu/ml,
Sfi1c16Δ1560
gab keine erfassbaren infektiösen
Teilchen ab. Anschließend
wurde überprüft, ob der
Superinfektion-Ausschluß-Phänotyp in
dem Lysogen-Derivat
bewahrt wurde.
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Tatsächlich zeigten
Plaque-Assays einen identischen Phagen-Ausschluß-Phänotyp bei beiden hinsichtlich
einer Unterdrückung
der Phageninfektiösität, ausgedrückt als
Plattiereffizienz, als auch in dem Bereich von verschiedenen Phagen,
die inhibiert wurden (Tabelle 2). Wachstumskurven des Lysogens und
von dessen Deletionsderivat waren identisch (6).
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Die
Erfindung stellt eine Zunahme an Phagenresistenz von S. thermophilus
Starter-Stämmen bereit. Zufallsinsertion
eines integrativen Plasmids in das Chromosom von S. thermophilus
führte
zu einer Herstellung von in hohem Maße Phagen-resistenten (e.o.p. < 10–6)
Mutanten.
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Der
breite Bereich an Anti-Phagen-Aktivität der Sfi1-R7 Mutation lässt darauf
schließen,
dass die 15 Phagen, die getestet wurden, ähnliche Anforderungen an Wirtsfaktoren
stellen, das heißt
orf 90 und orf 394 gps. Bei dem erreichten Analyseniveau ist es
nicht möglich
Wirkungen des IS Elements und/oder der benachbarten Deletion auf
die Transkription benachbarter bakterieller Gene auszuschließen. Phagenstrukturproteine Wechselwirken
zumindest bei Phagenadsorption und DNA Injektion mit bakteriellen
Strukturen. Das ersichtliche Fehlen von intrazellulärer Phagen-DNA
in den Sfi1-R7 und Sfi1-R71 Mutanten kann ein Anzeichen einer Interferenz
mit Phagen-DNA-Injektion sein. In Phagen von Gram-positiven Bakterien
scheint eine anfängliche Phagenadsorption
und Phagen-DNA-Injektion einem Zwei-Schritt-Verfahren zu folgen.
Zunächst
adsorbieren Phagen reversibel an Kohlenhydrat-Komponenten der Zellwand,
dann scheint eine irreversible Wechselwirkung mit der Plasmamembran
und ein Ausstoß von
DNA zu folgen. Für
einen Bakteriophagen c2 wurde gezeigt, dass ein Membranprotein,
PIP, für
eine irreversible Phagenadsorption an den Wirt verantwortlich ist.
Der Phage c2 konnte keine Zellen mit defektiven PIP-Proteinen infizieren.
Ob PIP auch für
eine Phagen-DNA-Injektion verantwortlich ist, oder ob andere Strukturen
erforderlich sind, ist nicht bekannt. Beispielsweise erfordert der
Bakteriophage λ für eine effektive
DNA Injektion zusätzlich
zu dem LamB Rezeptor ein Wirtsprotein (Pel). Pel ist anscheinend
nicht an einer Phagenadsorption beteiligt, da λ fest an E. coli pel– Stämme bindet. Es
ist folglich möglich,
dass im Falle der Sfi1-R7 und Sfi1-R71 Mutanten, Proteine modifiziert
wurden, die an einer irreversiblen Phagenadsorption und/oder DNA
Injektion beteiligt sind. Tatsächlich
zeigt Sequenzinformation an, die für Sfi1-R7 verfügbar ist,
dass die Insertion von pG+host9ISS1 die
Expression eines mutmaßlichen integralen
Membranproteins blockiert haben kann.
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Der
Phagenresistenz-Phänotyp
von Sfi1-R24 ähnelt
jenem eines abortiven Infektionsmechanismus. Die Phagen-DNA kann
in die Zelle eintreten und Phagen-DNA-Replikation erfolgt, ist jedoch verzögert und
verringert. Diesbezüglich
wird angenommen, dass das Insertionsereignis die Expression eines
Wirtsfaktors beeinträchtigt,
der an einem Phagenmultiplikationschritt vor einer DNA Replikation
beteiligt ist. Eine Blockierung dieses Schritts könnte eine
DNA Replikation negativ beeinträchtigen.
Im Falle von Sfi1-R24, ist die Oxidoreduktase nicht der Wirtsfaktor,
dessen Inaktivierung die Verzögerung
bei einer DNA-Replikation
bewirkt, da dessen Störung
bzw. Unterbrechung durch das IS-Element nach Plasmidexzision keine
Phageninhibition bereitstellt. Anscheinend wird die Transkription
von benachbarten Genen durch das integrierte Plasmid gestört. Ein Gen,
das für
eine Subeinheit einer Restriktionsendonuklease kodiert, war der
einzige Bioinformatik-Treffer in der Zielregion. Restriktions- und
Modifikationsmechanismen sind jedoch ausgeschlossen, da keine Spuren
eines Phagen-DNA-Abbaus in dem Southern Blot erfasst wurden (2).
Eine direkte Interferenz mit einer Phagen-DNA-Replikation ist unwahrscheinlich,
da die inhibierten Phagen anscheinend unterschiedliche DNA-Replikationsmodule
aufweisen und folglich wahrscheinlich von verschiedenen Wirtsreplikationsfunktionen
abhängig
sind.
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Der
Sfi21 Prophage konnte durch eine gezielte, lebensmittel-geeignete
Phagen-Geninaktivierung
inaktiviert werden. Keine Abgabe von infektösen Teilchen durch das Sfi1c16Δ1560 Lysogen
konnte nach Prophagen-Induktion erfasst werden. Wichtig ist, dass
der inaktivierte Prophage seine schützende Wirkung gegen eine Superinfektion
bei einem breiten Bereich von temperenten und lytischen S. thermophilus
Phagen bewahrte. Folglich können
inaktivierte Lysogene nun als wertvolle Starter betrachtet werden.
Ihre Schutzkraft überschreitet
jene, die mit Starter-Stämmen
erhalten wird, die Phagen-Inhibitionsplasmide enthalten. Beispielsweise
wurde das Superinfektionsimmunitätsgen
von Sfi21 (orf 203) in einem Hochkopienzahlplasmid kloniert und auf
einen Schutz gegen Phagen getestet. Er war quantitativ und qualitativ
weniger vollständig
als jener, der durch den Prophagen vermittelt wird. Zusätzlich war
das Plasmid nicht länger
Phagen-inhibitorisch, wenn es als einzelne Kopie in das bakterielle
Chromosom integriert ist. Deshalb muss die Verwendung von orf 203
auf seinem Vorliegen auf einem Hochkopienzahl-Plasmid beruhen, wobei
das Problem hoher metabolischer Kosten und von Plasmid-Instabilität vorliegt.
Im Gegensatz hierzu, scheint der integrierte Prophage für die Zelle geringe
metabolische Kosten aufzuweisen, da lysogene und nicht-lysogene
S. thermophilus Starter identische Wachstumseigenschaften aufweisen.
Inaktivierte Prophagen können
verwendet werden, um die Phagenresistenz von anderen Stämmen als
Sfi1 zu erhöhen,
da eine Anzahl an wertvollen S. thermophilus Industriestartern mit
dem Phagen Sfi21 lysogenisiert werden kann.