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Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Beurteilung der Genotoxizität
einer Verbindung, die ein Risiko für Mensch oder Tier darstellen
kann.
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In einer Zeit, in der sich die kombinatorische Chemie
entwickelt, welche die Synthese zahlloser neuer Verbindungen ermöglicht,
kommt den toxikologischen Kurzzeitstudien ein zunehmender Stellenwert
im Rahmen der Entwicklung dieser Verbindungen zu, die in Industrien
wie der pharmazeutischen, Argar-, Lebensmittel-, Kosmetikindustrie
usw. von Nutzen sein können.
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Denn bei der Entwicklung einer neuen
Verbindung finden vor jeder ersten Humanexposition unabdingbare
Studien statt, welche die vorgegebenen "Voraussetzungen" beinhalten. Dabei handelt es sich zumindest
um Toxizitätsstudien
durch einmalige und subakute Verabreichung sowie die basale Beurteilung
des mutagenen und genotoxischen Potentials.
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reichung sowie die basale Beurteilung
des mutagenen und genotoxischen Potentials.
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Insoweit die meisten kanzerogenen
Substanzen mutagen wirken und umgekehrt, ist es von wesentlicher
Bedeutung, daß im
Zusammenhang mit der Genotoxizität
zuverlässige
Tests zum Einsatz kommen, die absolut sichere Schlußfolgerungen
hinsichtlich der potentiell mutagenen Auswirkungen einer Verbindung über Gen-,
Chromosomen- oder auch Genommutationen im Bereich der Körper- oder Keimzellen
ermöglichen.
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Im Hinblick auf eine Beurteilung
der Genotoxizität
der in Frage kommenden Verbindungen setzt die Industrie Tests ein,
die den Nachweis einer klastogenen (Chromosomenbruch) oder aneugenen
Wirkung (Kernspindelanomalie) ermöglichen.
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Die Autoren der vorliegenden Erfindung
haben jedoch dargelegt, daß der
Nachweis einer klastogenen Wirkung durch Verbindungen beeinträchtigt werden
kann, die zwar nicht klastogen sind, aber zu einer Apoptose bei
Vorhandensein von Kernereignissen führen können. Diese getesteten Verbindungen erweisen
sich daher als "falsch
positiv" bzw. als "übertrieben positiv" und sind von jeder
weiteren Anwendung auszuschließen.
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Die Autoren der vorliegenden Erfindung
haben ein Verfahren zur Beurteilung der Genotoxizität einer
Verbindung entwickelt, das die Lösung
dieses Problems der "falsch
positiven" oder "übertrieben positiven" Befunde ermöglicht.
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Die Erfindung hat insbesondere ein
verfahren zur in vitro-Beurteilung der Genotoxizität einer Verbindung
zum Gegenstand, bei dem die besagte Verbindung mit wenigstens einer
Zelle oder einem Zelltyp in Kontakt gebracht wird, die bzw. der
das Protoonkogen bcl2 und/oder ein verwandtes antiapoptotisches
Protein überexprimiert,
und die genotoxischen Wirkungen der besagten Verbindung auf die besagte
Zelle beobachtet werden.
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Die Erfindung hat mit anderen Worten
die Verwendung von das Protoonkogen bcl2 und/oder ein verwandtes
antiapoptotisches Protein überexprimierenden
Zellen zur Beurteilung der Genotoxizität einer Verbindung zum Gegenstand,
wobei die mit der Apoptose allein verbundenen Einflüsse ausgeschaltet
werden.
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Bei der zu testenden Verbindung kann
es sich um jede beliebige Verbindung natürlichen oder synthetischen
Ursprungs handeln, die unterschiedslos als "Verbindung", "Produkt" oder "Substanz" bezeichnet wird.
Es kann sich dabei um eine Mischung mehrerer bestimmter oder unbestimmter
Moleküle handeln,
wie zum Beispiel um einen Extrakt tierischer oder pflanzlicher Herkunft.
Die zu testende Verbindung kann von therapeutischem Interesse oder
insbesondere in der chemischen, agrochemischen, Lebensmittel- oder
Kosmetikindustrie von Nutzen sein.
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Nach einer ersten Ausführungsart
der Erfindung können
diese positiven genotoxischen Wirkungen durch die Bildung von Mikrokernen
beobachtet werden.
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Dieser Mikrokern-Test, der insbesondere
von Matsuoka und anderen, 1993, sowie von Kirsch-Volders und anderen,
1997, beschrieben wird, beruht auf dem folgenden Prinzip:
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Bei der Mitose der Säugetierzellen
erreichen die Chromosomenbruchstücke
oder ganze Chromosomen, bei denen keine Segregation stattgefunden hat,
nicht den Hauptkern während
der Telophase, wobei sie unter dem Mikroskop in Form von Mikrokernen,
die vom Hauptkern getrennt sind, beobachtet werden können.
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Der Ursprung der DNA-Fragmente, die
zur Entstehung der Mikrokerne führen,
kann entweder in DNA-Schädigungen
(klastogene oder aneugene Wirkungen von genotoxischen Verbindungen)
oder in der Teilung als Folge der Apoptose (Wirkungen von proapoptotischen
Verbindungen) bestehen.
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Nach einer zweiten Ausführungsart
der Erfindung können
positive genotoxische Wirkungen einer Verbindung durch das Vorhandensein
von numerischen und/oder strukturellen Anomalien der Chromosomen
in der Metaphase beobachtet werden.
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Dieser Metaphasenanalyse-Test ist
insbesondere von Evans und anderen, 1987, beschrieben worden.
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Das Prinzip dieses Tests läßt sich
wie folgt zusammenfassen: Die Zellen werden mit der zu testenden
Verbindung behandelt, woraufhin durch Spreitung und Färbung der
(durch ein Blockiermittel wie Colcemid) in der Metaphase arretierten
Zellen die Chromosomen anomalien (Brüche, Rearrangierungen ...)
bestimmt werden.
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Diese beiden Ausführungsarten (Mikrokern-Test
und Metaphasenanalyse-Test) können
vorteilhafterweise komplementär
durchgeführt
werden.
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Dadurch werden andere Ausführungsarten des
erfindungsgemäßen Verfahrens
nicht ausgeschlossen, bei denen bcl2 und/oder ein verwandtes antiapoptotisches
Protein überexprimierende
Zellen zum Einsatz kommen.
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Da im übrigen bestimmte Verbindungen
eine metabolische Aktivierung erfordern, um ihre genotoxischen Wirkungen
auszuüben,
besteht die Möglichkeit,
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
zu der zu testenden Verbindung einen Aktivator oder ein metabolisches
Aktivierungssystem wie etwa "S9
mix" hinzuzufügen, das
eine subzelluläre
mikrosomale Rattenleber-Fraktion (Kirkland und andere, 1989) enthält.
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Gemäß der vorliegenden Verbindung
wird die zu testende Verbindung mit das Protoonkogen bcl2 und/oder
ein verwandtes antiapoptotisches Protein überexprimierenden Zellen in
Kontakt gebracht. Die Überexpression
von bcl2, das als Apoptosehemmer bekannt ist, schafft ein Ungleichgewicht
zwischen Induktoren und Hemmern der Apoptose der Familie bcl2/bax.
Die Überexpression
des Proteins bcl2 verhindert daher die Apoptose der Zellen.
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Unter "mit bcl2 verwandtem antiapoptotischem
Protein" ist jedes
Protein der Familie blc2 zu verstehen, das eine antiapoptotische
Wirkung aufweist, wobei die Eigenschaften dieser Familie durch Biolo
und andere, 1999, beschrieben werden.
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Die Homologie zwischen den verschiedenen Proteinen
dieser Familie ist in drei Regionen mit den Bezeichnungen BH1, BH2
und BH3 konzentriert, die ihre Dimerisierungsfähigkeiten mit anderen Mitgliedern
der gleichen Familie sowie ihre Apoptoseregulierungsfunktionen kontrollieren.
Alle antiapoptotischen Mitglieder enthalten außerdem einen Bereich BH4, der
in der Nähe
ihres N-terminalen Endes lokalisiert ist. Diese Proteine besitzen
darüber
hinaus an ihrem C-terminalen
Ende hydrophobe Aminosäuren, die
eine wichtige Rolle bei ihrer Verankerung in den intrazellulären Membranen
zu spielen scheinen.
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Unter den mit bcl2 verwandten antiapoptotischen
Proteinen kann vorzugsweise bcl-XL angeführt werden, das eine sehr ausgeprägte Homologie mit
bcl2 aufweist (Biolo und andere, 1999; Chao und andere, 1995).
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Bei den verwendeten Zellen handelt
es sich um eukaryotische Zellen, und zwar vorzugsweise um Säugetierzellen.
Nach einer bevorzugten Ausführungsart
der Erfindung handelt es sich um CTLL-2-Zellen. Die dem Fachmann
hinreichend bekannten CTLL-2-Zellen stammen aus einer kontinuierlichen
Zellinie von zytotoxischen T-Lymphozyten, bei der es sich um einen
von der Maus C57b1/6 abgeleiteten Subklon handelt. Diese Zellinie
ist in der American Type Culture Collection unter der Nummer ATCC
TIB-214 verfügbar
und ist in einer Reihe von Veröffentlichungen
beschrieben worden (Gillis und andere, 1977; Hu und andere, 1997).
Es können auch
andere Zelltypen verwendet werden, wie beispielsweise L5178Y, CHO,
V79, Fibroblasten oder menschliche bzw. tierische Lymphomzellen
oder andere eukaryotische Zellen. Eine CTLL-2-Zellinie kann durch
ein bcl2 oder eine verwandte Sequenz enthaltendes Plasmid nach dem
Fachmann bekannten Transfektions- und Transformationsmethoden transfektiert
werden. Die Präparation
von CTLL-2-bcl2-Zellen ist insbesondere in dem Artikel von Deng
und anderen, 1993, beschrieben worden.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung
können die
Zellen so transfektiert werden, daß sie ein mit bcl2 verwandtes
antiapoptotisches Protein, wie etwa bcl-XL, überexprimieren, was nach Standardmethoden
erfolgt, die dem Fachmann bekannt sind, der die entsprechenden Gensequenzen
kennt (Bolse und andere, 1993).
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist bei der Ermittlung
von durch apoptotische Vorgänge
bedingten falsch positiven Befunden wirksam. Darüber hinaus ermöglicht es
den Nachweis der Substanzen, die ein wirkliches klastogenes oder
aneugenes vermögen
aufweisen, ohne Apoptose-Induktoren zu sein.
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Aufgrund seiner Sensitivität und seiner
Reproduzierbarkeit handelt es sich um ein geeignetes großtechnisches
Verfahren zur Beurteilung der Genotoxizität von Verbindungen.
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Die nachfolgenden Figuren und Beispiele veranschaulichen
die Erfindung, ohne ihren Geltungsbereich einzuschränken.
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LEGENDE DER
FIGUREN
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In allen Figuren haben die dargestellten
Sterne die folgende Bedeutung:
*: p < 0,05 gegenüber der Negativkontrolle
**:
p < 0,1 gegenüber der
Negativkontrolle
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1A stellt
eine Metaphasenanalyse von Humanlymphozyten dar, die 44 Stunden
lang mit Dexamethason behandelt wurden.
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1B stellt
die Messung der Apoptose in den mit Dexamethason behandelten Humanlymphozyten
nach dem Annexin-V-FITC-Nachweisverfahren dar.
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2A stellt
eine Metaphasenanalyse der mit Dexamethason behandelten CTLL-2-Zellen (durchgezogene
Linie) und CTLL-2-bcl2-Zellen (gestrichelte Linie) dar.
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2B stellt
die Messung der Apoptose in den mit Dexamethason behandelten CTLL-2-Zellen (schraffierte
Säulen)
und CTLL-2-bcl2-Zellen (weiße Säulen) nach
dem Annexin-V-FITC-Nachweisverfahren dar.
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3A stellt
die Anzahl der Mikrokern-Zellen unter den mit Dexamethason behandelten CTLL-2-Zellen
(durchgezogene Linie) und CTLL-2-blc2-Zellen (gestrichelte Linie)
dar.
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3B stellt
die Messung der Apoptose in den mit Dexamethason behandelten CTLL-2-Zellen (schraffierte Säulen) und
CTLL-2-bcl2-Zellen (weiße Säulen) nach
dem Annexin-V-FITC-Nachweisverfahren dar.
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4A stellt
die Anzahl der Mikrokern-Zellen unter den 4 Stunden lang mit Etoposid
behandelten Humanlymphozyten dar.
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4B stellt
die Messung der Apoptose in den mit Etoposid behandelten Mikrokern-Zellen
nach dem Annexin-V-FITC-Nachweisverfahren dar.
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5A stellt
eine Metaphasenanalyse von 4 Stunden lang mit Etoposid behandelten
Humanlymphozyten dar.
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5B stellt
die Messung der Apoptose in den mit Etoposid behandelten Humanlymphozyten nach
dem Annexin-V-FITC-Nachweisverfahren dar.
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6A stellt
die Anzahl der Mikrokern-Zellen unter den mit Etoposid behandelten
CTLL-2-Zellen (durchgezogene Linie) und CTLL-2-blc2-Zellen (gestrichelte
Linie) dar.
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6B stellt
die Messung der Apoptose in den mit Etoposid behandelten CTLL-2-Zellen
(schraffierte Säulen)
und CTLL-2-bcl2-Zellen (weiße
Säulen)
nach dem Annexin-V-FITC-Nachweisverfahren dar.
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7A stellt
eine Metaphasenanalyse der mit Etoposid behandelten CTLL-2-Zellen
(durchgezogene Linie) und CTLL-2-bcl2-Zellen (gestrichelte Linie)
dar.
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7B stellt
die Messung der Apoptose in den mit Etoposid behandelten CTLL-2-Zellen
(schraffierte Säulen)
und CTLL-2-bcl2-Zellen (weiße
Säulen)
nach dem Annexin-V-FITC-Nachweisverfahren dar.
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BEISPIELE
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Beispiel I: Mikrokern-Tests
in den CTLL-2- und CTLL-2-bcl2-Zellen
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A – Zellsysteme
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1) CTLL-2-Lymphozytenzellen
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Die murine Zellinie CTLL-2 ist ein
von der Maus C57b1/6 abgeleiteter Subklon von zytotoxischen T-Lymphozyten, deren
Proliferation vom humanen rekombinanten Interleukin-2 (IL-2) abhängig ist.
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Die Zellen werden in einem Komplettmedium Cl
RPMI 1640 (Gibco BRL) kultiviert mit:
10% fetalem Kälber-Serum,
dekomplementiert 30 Minuten lang bei 56°C (Gibco BRL)
0,01% Natriumpyruvat
zu 20 mg/ml (Sigma)
2 mM L-Glutamin (Gibco BRL)
22 mM
HEPES (Sigma)
100 UI/ml Penicillin (Gibco BRL)
0,1 mg/ml
Streptomycin (Gibco BRL)
5·10-5 M β-Mercaptoethanol (Merck)
1
ng/ml IL-2
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Die Protokolle zum Einfrieren, Auftauen
und Aufbewahren der Zellen bei 37°C
stellen sich wie folgt dar:
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– Einfrieren der CTLL-2- und
CTLL-2 Bcl2-Zellen
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Die Zellen werden 5 Minuten lang
mit 200 g zentrifugiert, und der Rückstand wird auf 3,5·106 Zellen für 0,5 ml dekomplementiertes
fetales Kälber-Serum
eingestellt, woraufhin 0,5 ml der Zellsuspension in ein Kryoröhrchen umgefüllt werden,
das 0,4 ml dekomplementiertes fetales Kälber-Serum und 0,1 ml DMSO
(Merck; Charge K2308267-651) in einem Verhältnis von 3,5·106 Zellen/ml enthält.
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Die Zellen werden allmählich eingefroren (–1°C) und in
Flüssigstickstoff
bei –196°C aufbewahrt.
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– Auftauen der CTLL2- und CTLL-2
Bcl2-Zellen
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Das Kryoröhrchen wird in ein Wasserbad
mit 37°C
gestellt.
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Der Inhalt wird in 49 ml Komplettmedium RPMI
1640 C1 umgefüllt
und anschließend
im Medium C1 auf 1/10 verdünnt.
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Nach 24 Stunden im Trockenschrank
bei 37°C
in einer Atmosphäre
mit 5% CO2 und 95% Feuchtigkeit wird die
Kultur in einer 50 ml Flasche (Falcon, Becton Dickinson) 5 Minuten
lang mit 200 g zentrifugiert, wobei der Rückstand in 50 ml C1 wieder in
Suspension versetzt und in eine 10 ml Flasche abgefüllt wird.
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– Aufbewahren der CTLL-2- und
CTLL-2 Bcl2-Zellen
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Die CTLL-2-Zellen werden im Medium
C1 kultiviert, das zweimal pro Woche erneuert wird. Die in Malassez-Zellen ausgezählten Zellen
werden so verdünnt,
daß beim
folgenden Durchgang die Dichte 300.000 Zellen/ml nicht übersteigt,
wobei davon auszugehen ist, daß die
Verdoppelungszeit 12 Stunden beträgt.
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Diese Kulturen werden in einen Trockenschrank
mit 37°C
unter einer Atmosphäre
mit 5% CO2 und 95% Feuchtigkeit gestellt.
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2) CTLL-2-bcl2-Zellen
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Die CTLL-2-bcl2-Zellen stammen aus
der Transfektion von CTLL-2-Zellen mittels Elektroporation durch
das Plasmid pSFFV-bcl2-neo (Plasmid bereitgestellt durch das Labor
von Dr. Korsmeyer, Washington University, Saint Louis, Missouri,
Referenznummer des Plasmids: 3088), das ein Eco-RI-Insert mit 1,9
kb kodierend für
das humane bcl2-Protein enthält,
angeordnet unter der Kontrolle der Region LTR des Virus SV40, sowie
ein Resistenzgen gegen Ampicillin und Geniticin (G418), (Renvoize
und andere, 1997).
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Das Plasmid wird durch das Restriktionsenzym
Scal in einem Verhältnis
von 1 Einheit pro Schnittstelle und pro μg Plasmid bei 37°C 16 Stunden lang
linearisiert. Anschließend
wird das Enzym 15 Minuten lang bei 60°C inaktiviert, und das Plasmid
wird in Ethanol 100% ausgefällt.
Die Transfektion der Zellen mit dem Plasmid (10 μg Plasmid für 10 Millionen Zellen) erfolgt
durch Elektroporation (Biorad, 250 V, 960 μF). Danach werden die Zellen
wieder 48 Stunden lang im Komplettmedium kultiviert, woraufhin die stabilen
Transfektanten in Gegenwart von 800 μg/ml Geniticin (Gibco) mindestens
15 Tage lang und anschließend
48 Stunden lang durch Deprivation in IL-2 selektioniert werden.
Die so selektionierten Zellen werden durch Verdünnung in Platten mit 96 Vertiefungen
(Costar) im Verhältnis
von einer Zelle alle zwei Vertiefungen kloniert.
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Das Einfrieren, Auftauen und Aufbewahren der
CTLL-2 bcl2-Zellen erfolgt nach genau der gleichen Vorgehensweise
wie bei den CTLL-2-Zellen.
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3) Periphere Lymphozyten
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Die Proben von Humanlymphozyten werden durch
Isolierung auf Ficoll-Gradient (Hypaque 1077; Sigma; Charge 077H6024)
nach Verdünnung
des peripheren Bluts auf 1/2 in RPMI 1640 (Gibco BRL; Charge 3001360)
mit darin enthaltenem 0,08‰ Heparin
(Sanofi) für
einen besseren Wirkungsgrad gewonnen.
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Das Blut wurde mittels venöser Punktion durch
Vacutainer-System mit Lithium-Heparin (Becton Dickinson) unter sterilen
Bedingungen bei einem freiwilligen, gesunden, nicht rauchenden Blutspender entnommen.
der weder eine rezente medizinische Behandlung noch eine Bestrahlung
erhalten hatte und der von keiner rezenten viralen Infektion betroffen
war.
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Die Zellen werden bei 37°C in einem
Komplettmedium RPMI 1640 (Gibco BRL) C2 kultiviert mit:
20%
fetalem Kälber-Serum,
dekomplementiert 30 Minuten lang bei 56°C (Gibco BRL)
22 mM L-Glutamin
(Gibco BRL)
0,1 mg/ml Streptomycin (Gibco BRL)
100 UI
Heparin
+2 mL Phytohämagglutinin
A (Wellcome) für
100 ml Medium.
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B – Untersuchte Substanzen
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1) Aneugene
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– Griseofulvin
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Griseofulvin ist ein Hemmstoff für die Bildung von
Mikrotubuli. Es handelt sich um ein Antimitotikum:
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Durch seine Wechselwirkung mit Proteinen, die
mit den polymerisierten Mikrotubuli assoziiert sind, beeinträchtigt es
die mitotische Kernspindel. Das Griseofulvin (Sigma; Charge 85H07391)
wird zu 200 mM in DMSO (Dimethylsulfoxid) gelöst und bei –20°C aliquotiert aufbewahrt.
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– Taxol
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Taxol ist ein Antineoplastikum, dessen
klinische Wirksamkeit erwiesen ist. Diese Verbindung weist aneugene
Wirkungen auf und ist ein Apoptose-Induktor.
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Das Taxol (Sigma; Charge 126H1382)
wird zu 400 nM in DMSO gelöst
und bei –20°C aliquotiert aufbewahrt.
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– Nocodazol
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Nocodazol greift die Mikrotubuli
an und verursacht dadurch eine Aneuploidie. Andererseits bewirkt
es ebenso wie Taxol eine Phosphorylierung von bcl2, eine Unterbrechung
des Zellzyklus in der M-Phase und die Apoptose.
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– Diethylstibestrol
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Diethylstibestrol (DES) ist ein Östrogen,
dessen pharmakologische Eigenschaften zur Prävention von Spontanaborten
genutzt wurden und das beim Mann weiterhin bei der Therapie von
Prostatakrebs zum Einsatz kommt. Diese Verbindung vergrößert oder
verringert die Transkription der durch Hormone regulierten Gene.
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Es wurde berichtet, daß DES kanzerogene Wirkungen
beim Menschen hat, insbesondere nach einer Verabreichung während der
Schwangerschaft durch Herbeiführung
einer Aneuploidie infolge seiner Wirkung auf die Centromere und
die Centriolen.
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Es hat sich herausgestellt, daß das DES auch
eine klastogene Wirkung nach metabolischer Aktivierung aufweist.
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– Diazepam
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Ebenso wie bei DES handelt sich auch
bei Diazepam um ein Aneugen. Diese Verbindung gehört zu den
Benzodiazepinen und hat eine anxiolytische und antikonvulsive Wirkung.
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2) Klastogene
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– Mitomycin C
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Bei Mitomycin C handelt es sich um
ein Antibiotikum, das Einfachteilungen von DNA-Strängen und
Chromosomenbrüche
bewirkt. Diese Verbindung ist ein mögliches Kanzerogen beim Menschen.
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Mitomycin C (Ametycin; Charge 440)
wird zu 500 μg/mL
in Wasser für
Injektionszwecke (Aqua ad iniectabilia) gelöst und bei –20°C aliquotiert aufbewahrt.
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– Methylmethansulfonat
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Methylmethansulfonat ist ein monofunktionelles
A1kylans, das durch Destabilisierung der DNA wirkt und DNA-Brüche herbeiführt. Es
handelt sich um ein mögliches
Kanzerogen beim Menschen.
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Das MMS (Aldrich; Charge 030177)
wird zu 7 mM in RPMI gelöst
und bei –20°C aliquotiert
aufbewahrt.
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– Etoposid
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Die von einer Phenylgruppe und einem
Zucker flankierte ebene zyklische Zentralregion macht Etoposid zu
einem nicht interkalierenden, spezifischen und von der S-Phase abhängigen Hemmer
der Topoisomerase II.
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Dieses ubiquitäre Enzym kontrolliert die Topologie
der DNA durch die Relaxation der superhelikalen DNA, ihre Catenierung
und Decatenierung bei der Replikation, der Transkription und der
Zellteilung. Dieses Enzym ist von wesentlicher Bedeutung bei der
Segregation der Chromosomen, der Rekombination und der Teilung der
Chromatiden. Das Etoposid blockiert die katalytische Aktivität der Topoisomerase II,
indem es den Komplex DNA-Topoisomerase II stabilisiert. Außerdem bewirkt
diese Hemmung DNA-Strangbrüche
mit Austausch von Schwesterchromatiden, Chromosomenaberrationen
und Anomalien der Chromosomenzahl.
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Es handelt sich um einen Apoptose-Hemmer:
Das Etoposid bewirkt Brüche
beim genetischen Material, und das Protein P53 stoppt dann den Zellzyklus
in der Phase G21, um die Transkription von DNA-Reparaturgenen zu
ermöglichen.
In zu großer Zahl
vorliegende Brüche übersteigen
das Potential der Reparaturkomplexe, um dem genetischen Material
zu Hilfe zu kommen. Daraufhin schaltet sich P53 ein, um das Zelltodprogramm
auszulösen.
Es findet eine P53-abhängige
Apoptose statt.
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Diese Eigenschaften erklären, daß das Etoposid
sowohl ein Klastogen als auch ein Apoptose-Induktor ist.
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Das Etoposid (Sigma; Charge 57H1159)
wird zu 20 mM im DMSO gelöst
und bei –20°C aliquotiert gelagert.
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– MNNG und MNU
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N-Methyl-N'-Nitro-N-Nitrosoguanin (MNNG) und N-Methyl-N-Nitrosoharnstoff
(MNU) sind zwei Alkylanzien, die Schädigungen der DNA des Typs 06-Methylguanin
herbeiführen,
bei denen es sich bekannterweise um mutagene Läsionen handelt. Diese Verbindungen
verursachen letale Schädigungen,
die durch einen anderen Mechanismus repariert werden als den, bei
dem die Alkyltransferase zum Einsatz kommt.
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– Genistein
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Genistein ist ein in Sojaprodukten
reichhaltig vorhandenes Isoflavon. Es verhält sich sowohl als Agonist
wie auch als Antagonist der Östrogenrezeptoren.
Seine Wirkung besteht außerdem
darin, die Protein-Tyrosinkinasen
(PTK), die Topoisomerasen II, zu hemmen und die Zelldifferenzierung
sowie Oxidationsvorgänge
herbeizuführen.
Das Genistein stammt von der Firma Sigma und wird bei –20°C in DMSO
aufbewahrt.
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– Cyclophosphamid
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Das Cyclophosphamid (CPA) wird in
eine alkylierende Zwischenstufe der DNA metabolisiert, was zur Folge
hat, daß es
mit der DNA-Synthese und der Zellteilung phasenunabhängig interferiert.
Es wurde eindeutig nachgewiesen, daß in den normalen Zellen des
Knochenmarks oder des Darmepithels eine Blockierung in der Phase
G1/S stattfindet, um die Schädigungen
zu reparieren oder die Apoptose einzuleiten.
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3) Apoptose-Induktoren
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– Dexamethason
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Dexamethason ist ein Glucocorticoid,
das die Apoptose nach zwei Modellen herbeiführt. Das Transkriptionsmodell
erfordert eine Aktivierung von Zelltodgenen durch den Glucocorticoid-Rezeptor.
Es findet daher keine Wirkung des Moleküls auf der Ebene der DNA statt.
Die Apoptose könnte
nach einem Transpressionsmodell erfolgen, bei dem eine Repression
von für
das Überleben
der Zellen notwendigen Faktoren stattfindet.
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Das Dexamethason (Sigma; Charge 116H0427)
wird zu 150 mM in DMSO gelöst
und bei –20°C aliquotiert
aufbewahrt.
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– Gliotoxin
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Gliotoxin ist ein Pilzmetabolit,
der die Apoptose durch Herbeiführung
einer von der Protein Kinase A abhängigen Hyperphosphorylierung
an den Serin-Resten der Histone H3 induziert, wodurch die Zellen
für die
Wirkungen der Nuklease sensitiv werden. Das Gliotoxin stammt von
der Firma Sigma und wird bei –20°C in DMSO
aufbewahrt.
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– Methional
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Methional, bei dem es sich um einen
Methionin-Metaboliten handelt, wirkt als Apoptose-Induktor.
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C1 – Protokoll
des Mikrokern-Tests ohne metabolische Aktivierung
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Bei den getesteten Verbindungen handelt
es sich um die folgenden Substanzen: Griseofluvin, Taxol, Mitomycin
C, MMS, Etoposid, Dexamethason, Genistein, Gliotoxin, Methional,
Nocodazol und DES.
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– Durchführung des Tests bei den CTLL-2
CTLL-2 Bcl2 Zellen
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In 15 ml Röhrchen, die jeweils 5 ml Komplettmedium
RPMI 1640 unter Zusatz von 25 pg/ml IL-2 enthalten, werden 2.106 Zellen hineingegeben. Anschließend wird
die zu untersuchende Substanz in verschiedenen Konzentrationen in
einem Verhältnis von
2 hinzugefügt.
Parallel dazu wird ein Röhrchen mit
dem Lösungsmittel
der zu untersuchenden Substanz (wobei im Falle von DMSO 0.2% bezogen
auf die Endkonzentration nicht überschritten
werden) und ein anderes durch eine positive Referenzsubstanz (Mitomycin
C zu 75 ng/ml; Boehringer; Charge 1397592137) in wäßriger Lösung behandelt.
Die Röhrchen
werden mittels Schraubverschluß verschlossen
und schonend verwirbelt, woraufhin sie in geneigter Position ohne
Umrühren
bei 37°C
in den Trockenschrank gestellt werden.
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Die aus einer kontinuierlichen Zellinie
in permanenter Teilung stammenden CTLL-2-Zellen sind alle Ziele für die untersuchte
Substanz, so daß die Behandlung
mit dem Cytochalasin B (das eine Blockierung der Cytokinese bewirkt)
bei ihnen nicht unbedingt erforderlich ist. Es ist nicht notwendig,
die Analyse auf die zweikernigen Zellen zu beschränken. Zudem
ist das Cytochalasin B ein Agens, dessen Wirkung mit dem klastogenen
Potential der in Frage stehenden Substanzen interferieren könnte, für das die
Zellen sehr sensitiv sind.
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In der 15 Stunde nach Beginn der
Inkubation (1,5 Zellzyklen) erfolgt die Aufnahme der Lymphozyten.
Die Zellen werden zweimal mit 5 ml RPMI 1640 unter Zusatz von 2%
dekomplementiertem fetalem Kälber-Serum
gewaschen. Danach werden die Zellen durch 5 Minuten Zentrifugieren
bei 200 g aufgenommen, woraufhin sie 8 Minuten lang einem hypotonis.chen
Schock ausgesetzt: (1 Volumeneinheit RPMI 1640: 4 Volumeneinheiten
Wasser für
Injektionszwecke (Aqua ad iniectabilia + 2% dekomplementiertes fetales
Kälber-Serum).
Nach dem Zentrifugieren wird das aufschwimmende Material soweit wie
möglich
eliminiert, und die Zellen werden durch 10 ml Fixiergemisch Carnoy
II (3 Volumeneinheiten Ethanol: 1 Volumeneinheit Essigsäure) 10
Minuten lang fixiert.
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Nach einem erneuten Zentrifugieren
werden die Zellen auf Plättchen
gespreitet, woraufhin man sie 24 Stunden lang an der Luft trocknen
läßt. Danach
werden sie 10 Minuten lang durch das auf 5% in Wasser verdünnte Giemsa-Reagenz
eingefärbt.
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Anschließend werden die Zellen mit
der Vergrößerung 1250
mikroskopisch untersucht, wobei die in den einkernigen Zellen vorhandenen
Mikrokerne bestimmt werden.
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– Durchführung des
Tests an peripheren Lymphozyten
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Im Falle der Lymphozyten wird die
Teilung durch das Phytohämagglutinin
A herbeigeführt.
Da sich nur die T-Lymphozyten teilen, muß unbedingt Cytochalasin B
hinzugegeben werden, um nur die zweikernigen Zellen mit erfolgter
Mitose im Hinblick auf den Nachweis von Mikrokernen zu untersuchen.
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Die Zellen werden nach 20 Stunden
Vorkultur in Komplettmedium C2 unter Zusatz von Phytohämagglutinin
A (Murex Biotech; Charge F067610) in Gegenwart der zu untersuchenden
Substanz verbracht.
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In der 44. Stunde nach Beginn der
Inkubation werden die zirkulierenden Lymphozyten zweimal durch Kulturmedium
mit 10% svfd gewaschen, um die Substanz zu eliminieren, woraufhin
Komplettmedium mit darin enthaltenem Cytochalasin B (Sigma; Charge
87H4054) in einer Endkonzentration von 6 μg/ml zugesetzt wird.
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In der 68. Stunde nach Beginn der
Inkubation werden die Lymphozyten aufgenommen, woraufhin sie der
gleichen Behandlung wie vorstehend unterzogen werden. Die Mikrokerne
werden jedoch nur an den zweikernigen Zellen bestimmt.
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C2 – Protokoll des Mikrokern-Tests
mit metabolischer Aktivierung
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Bestimmte Substanzen erfordern eine
metabolische Aktivierung, um ihre genotoxische Wirkungen auszuüben. In
vitro erfolgt diese Aktivierung durch die Verwendung von S9 Mix.
Bei S9 handelt es sich um eine mit Aroclor induzierte subzelluläre mikrosomale
Rattenleber-Fraktion. Die Zusammensetzung des S9 Mix (Kirkland und
andere, 1989) stellt sich wie folgt dar:
2 ml S9 (im Labor
zubereitet)
1 ml KCl zu 150 g/l
1 ml Glucose-6-phosphat
zu 180 g/l
1 ml NADP zu 25 g/l.
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Dieser Test dient dazu, herauszufinden,
ob es zu einer Reaktion bezogen auf die Genotoxizität oder Apoptose
im Anschluß an
die metabolische Aktivierung einer Verbindung durch das S9 Mix kommt.
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In 15 ml Röhrchen, die jeweils Komplettmedium
RPMI 1640 unter Zusatz von abschließend 25 pg/ml Interleukin-2
enthalten, werden 0,5·106 Zellen hineingegeben. Das Endvolumen beträgt 5 ml.
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Es werden 0,25 ml S9 Mix und die
zu untersuchende Substanz hinzugegeben. In diesem Beispiel handelt
es sich um Cyclophosphamid (CPA).
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Parallel dazu wird ein Röhrchen mit
dem Lösungsmittel
der Substanz behandelt.
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3 Stunden lang unter Umrühren mit
niedriger Drehzahl bei 37°C
im Wasserbad inkubieren (B. M. GYROTORY G76: Einstellung auf 2,5
d. h. etwa 80 Zyklen pro Minute).
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Nach Ablauf dieser Zeit zentrifugieren
und das aufschwimmende Material entnehmen.
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Zweimal mit 5 ml RPMI mit 10% dekomplementiertem
fetalem Kälber-Serum
waschen.
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Zentrifugieren und das aufschwimmende Material
etwa bis zur Markierung 0,5 ml entnehmen. Danach 4,5 ml Komplettmedium
RPMI unter Zusatz von 25 pg/ml Interleukin-2 hinzugeben.
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Noch 15 Stunden lang in den Trockenschrank
stellen.
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Die Entnahme erfolgt nach dem gleichen Verfahren
wie beim Mikrokern-Test ohne metabolische Aktivierung.
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D – Messung der Apoptose
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1) Bestimmung der Apoptose
durch Annexin-V-FITC (Euromedex)
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Die parallel mit den Mutagenese-Techniken behandelten
Zellen werden in Kulturmedium gewaschen, um die Substanz abzusondern,
und in einem HEPES/NaOH-Puffer (10 mM HEPES, pH-Wert 7,4; 140 mM
NaCl; 5 mM KCl; 5 mM CaCl2) im Verhältnis von
106 Zellen/ml in Suspension versetzt. Danach werden
10 μl in
HEPES-Puffer verdünntes
Propidiumiodid mit einer Konzentration von 50 μg/ml hinzugegeben.
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Die Flußzytometrie-Analyse erfolgt
mit Epics Profile (Coulter Coultronic, Margency): Die durch die mit
Annexin-V markierten Zellen abgegebene Fluoreszenz wird nach dem
Durchgang durch einen Filter mit 525 ± 10 nm bestimmt und nach
logarithmischer Verstärkung
angezeigt. Die durch das Propidiumiodid abgegebene Fluoreszenz wird
bei 600 nm gemessen.
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2) Bestimmung der Apoptose
durch YOPRO-1 (Molecular Probes, Eugene, Oregon)
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Die parallel mit den Mutagenese-Techniken behandelten
Zellen werden in Kulturmedium gewaschen, um die Substanz abzusondern.
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Das verdünnte YOPRO-1 (1V Yopro-1 :
100 V EPPI) wird im Verhältnis
1 μl/0,5·106 Zellen in Suspension in 0,5 ml RPMI 1640
zugesetzt.
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Die Flußzytometrie-Analyse erfolgt
mit Epics Profile (Coulter Coultronic, Margency): Die durch die mit
YOPRO-1 markierten Zellen abgegebene Fluoreszenz wird nach dem Durchgang
durch einen Filter mit 525 ± 10
nm bestimmt und nach logarithmischer Verstärkung angezeigt.
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E – Angabe
der Ergebnisse
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Die im Anschluß an die Bestimmung der Mikrokerne
und die Induktion der Apoptose ermittelten Ergebnisse werden anhand
des χ2-Tests durch statistischen Vergleich der
Resultate mit den anhand der Lösungsmittel-Referenz
ermittelten Ergebnisse ausgewertet, was für die Voruntersuchungen erfolgt.
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Im Hinblick auf den Nachweis von
Mikrokernen im Triplikat und die Untersuchung der Apoptose im Duplikat
haben die Autoren der Erfindung eine Varianzanalyse mit einem Faktor
durchgeführt.
Bei Signifikanz ist der multiple Vergleichstest nach Dunnett durchgeführt worden.
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Durch Regressions-Varianzanalyse
haben die Autoren der Erfindung überprüft, ob eine
signifikante Korrelation zwischen der Anzahl der festgestellten
Mikrokerne oder dem prozentualen Anteil von apoptotischen Zellen
und der Produktkonzentration besteht.
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F – Ergebnisse
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1) Die Überexpression
des bcl2-Proteins eliminiert die falsch positiven Befunde durch
Apoptose
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Die Autoren der Erfindung haben nachgewiesen,
daß eine
wirkliche Korrelation zwischen den an den murinen Zellinien CTLL2
und CTLL-2-bcl2 ermittelten Ergebnissen hinsichtlich der Induktion
von Mikrokernen im Falle von Zellen besteht, die mit einem strikten
Aneugen (Griseofulvin) oder mit nicht als Apoptose-Induktoren anerkannten
Klastogenen (Mitomycin-C und MMS) behandelt wurden. Unabhängig davon,
um welche Zellinie es sich dabei jeweils handelt, wird der apoptotische
Vorgang nicht ausgelöst,
während
sich die Häufigkeiten
von Mikrokern-Zellen mit der Dosis signifikant erhöhen. Darüber hinaus
ist das Ausmaß der
klastogenen und aneugenen Manifestationen bei beiden Zellinien vergleichbar.
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Um nachzuweisen, daß die apoptotische Wirkung
zu der genotoxischen Wirkung hinzukommt, sind die Zellinien im übrigen mit
Aneugenen oder Klastogenen behandelt worden, bei denen es sich ebenfalls
um Apoptose-Induktoren
handelt: Taxol bzw. Etoposid. So wird effektiv aufgezeigt, daß das CTLL-2-bcl2-Modell
die Unterscheidung zwischen den durch Apoptose bedingten Wirkungen
von den durch Klastogenese oder durch Aneugenese bedingten Wirkungen
ermöglicht.
Da die Zellen, die durch das für
das bcl2-Protein kodierende Gen transfektiert werden, die Eigenschaft
aufweisen, aufgrund des künstlich
geschaffenen Ungleichgewichts zwischen den Mitgliedern der bcl2-Familie
nicht sensitiv gegenüber
den apoptotischen Agenzien zu sein, ist die hohe Proteinkonzentration
stets größer als
die Konzentration der Apoptose induzierenden Proteine.
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Wenngleich sie durch unterschiedliche
Mechanismen der Apoptose-Induktion wirken, haben die beiden Agenzien
vergleichbare Erscheinungen zur Folge: Beide induzieren die Apoptose
sowie die Bildung von Mikrokernen in den CTLL-2-Zellen. Bei den CTLL-2-bcl2-Zellen
fällt die
Bildung von Mikrokernen hingegen deutlich schwächer aus. Der Unterschied beim
Verlauf der Mikrokern-Zellen
zwischen der Zellinie CTLL-2 und der Zellinie CTLL-2-bcl2 tritt
bereits bei der ersten Taxolkonzentration auf. Außerdem zeigt
er sich bei der ersten Etoposidkonzentration (62.5 nM; 6A und 6B).
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Umgekehrt belegt die Zellinie, die
durch das für
das Apoptose induzierende bcl2-Protein kodierende Gen transfektiert
wird, die genotoxische Wirkung der untersuchten Agenzien durch Aussonderung
der apoptotischen Komponente. So zeigt die Beobachtung der Anzahl
der Mikrokerne von 6A, die
unterschiedliche Steigungen bei den Zellinien CTLL-2 und CTLL-2-bcl2
aufweisen, daß ein
Teil der durch Etoposid bedingten Induktion der Mikrokerne durch
den apoptotischen Vorgang bedingt ist und daß ein Teil durch die spezifische
klastogene Wirkung der Verbindung bedingt ist.
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Die Autoren der Erfindung haben die
Bildung von Mikrokernen und eine Apoptose nur in den CTLL-2-Zellen
mit Dosen zwischen 12,5 nM und 100 nM Dexamethason induziert (3A und 3B).
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In diesem Modell hat sich der prozentuale Anteil
der Mikrokern-Zellen, der bei der Negativkontrolle 3‰ betrug,
bis zu einem Maximum von 60‰ ausgehend
von 50 nM Dexamethason erhöht.
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Derartige Ergebnisse könnten die
Schlußfolgerung
nahelegen, daß das
Dexamethason mutagene Eigenschaften aufweist; aber die Anzahl der
Zellen mit Mikrokernen hat sich in ähnlicher Weise mit der Vergrößerung des
prozentualen Anteils der apoptotischen Zellen erhöht. Letzterer
hat sich um 6% (in der Negativkontrolle) auf 30,5% nach den Methoden mit
Annexin-V-FITC und YOPRO-1 erhöht,
wobei außerdem
ein Maximum ab 50 nM Dexamethason beobachtet wurde.
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Unabhängig von den jeweiligen Dexamethason-Konzentrationen war
weder eine Zunahme von apoptotischen Zellen noch eine Zunahme von
Mikrokern-Zellen im Stamm CTLL-2-bcl2 zu beobachten, was wiederum
darauf hindeutet, daß die
Apoptose für die
falsch positiven Befunde verantwortlich ist.
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Die Arbeiten mit Dexamethason, bei
dem es sich um einen anerkannten Apoptose-Induktor in Lymphozytenzellen
handelt, ermöglichen
daher den Nachweis des Nutzens, den das CTLL-2-bcl2-Modell hinsichtlich
der Unterscheidung einer genotoxischen Substanz von einer apoptotischen
Substanz aufweist. Es läßt keine
Apoptose-Induktion und keine Bildung von Mikrokernen vorkommen,
während
an der nicht transfektierten Zellinie CTLL-2 der apoptotische Vorgang
stattgefunden hat, der mit einer Erhöhung des Anteils der aberrierenden
Zellen einhergeht. Dadurch wird der Nachweis erbracht, daß der Ursprung
der Mikrokerne in den DNA-Fragmenten
zu sehen ist, die durch beim Apoptose-Prozeß aktivierte Endonukleasen
gebildet werden. Diese aus der Apoptose hervorgegangenen Fragmente
können
durch ein charakteristisches "Leiter"-Bild nach Elektrophorese
in Agarose-Gel nachgewiesen werden.
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2) Das CTLL-2/CTLL-2-bcl2-Modell
weist genotoxische Substanzen nach
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Bei dem in vitro-Test des Mikrokerns
wird eine Substanz als genotoxisch eingestuft, wenn sie im Vergleich
zur Negativreferenz eine statistisch signifikante und dosisabhängige Erhöhung der
Häufigkeit
von Mikrokernen bewirkt.
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Nach Abschluß der Behandlungen mit reinen Klastogenen
und Aneugenen (Mitomycin-C, MMS, Griseofulvin) konnte bei jeder
der beiden Zellinien nicht nur eine statistisch signifikante Erhöhung der Häufigkeit
von Aberrationen festgestellt werden, sondern auch eine dosisabhängige Erhöhung: Die
Kriterien für
die Einstufung einer Substanz in die Kategorie der genotoxischen
Stoffe sind damit erfüllt.
Darüber
hinaus haben die beiden Zellinien die gleiche Sensitivität gegenüber den
Substanzen, mit denen sie in Kontakt gebracht wurden, da bei einer
gegebenen Konzentration einer getesteten Substanz die Anzahl der
Mikrokern-Zellen
in beiden Zellinien vergleichbar ausfällt, ohne daß eine erkennbare
Apoptose vorliegt.
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Die Positivitätskriterien sind bei der Untersuchung
der klastogenen oder aneugenen und gleichzeitig Apoptose induzierenden
Substanzen (Etoposid und Taxol) in den Zellinien CTLL-2 und CTLL-2-bcl2 ebenfalls
erfüllt.
Die zuletzt genannte Zellinie hat jedoch darüber hinaus die Eigenschaft,
nur die aneugene und klastogene Rolle dieser beiden Substanzen nachzuweisen.
Denn sowohl bei Etoposid (klastogen) als auch bei Taxol (aneugen)
ist eine Erhöhung
der Häufigkeit
von Mikrokernen außerhalb
jedes apoptotischen Vorgangs festzustellen. Im Falle von Etoposid
ist eine Erhöhung
der Häufigkeit
der Mikrokerne in den CTLL-2-bcl2-Zellen
von 12.5 auf 100 nM zu beobachten, die nicht in Apoptose übergehen. Bei
Taxol ist eine vergrößerung der
Anzahl der Mikrokerne auf 25 nM bei CTLL-2-Zellen und auf 50 nM
bei CTLL-2-bcl2-Zellen festzustellen, während diese Dosen keine Apoptose
verursachen. Diese Feststellungen zeigen, daß die Zellinie CTLL-2-bcl2
nicht nur ein gutes Modell zur Erfassung der durch die Apoptose bedingten
falsch po sitiven Befunde darstellt, sondern daß sie darüber hinaus die Zuordnung ihrer
genotoxischen Wirkung zu einer Verbindung ermöglicht.
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Außerdem kann bei einer Untersuchung
zu einem Apoptose-Induktor wie Dexamethason die Rolle der Apoptose
als Ursache für
falsch positive Befunde nachgewiesen werden, da ihre Auswirkungen
auf die Zellinie CTLL-2 charakteristisch für eine genotoxische Substanz
sind; aber auf keinen Fall kann ihr ein derartiges Potential bei
der durch das für den
Apoptose-Hemmer bcl2 kodierende Gen transfektierten Zellinie zugeordnet
werden.
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3) Die Zellinien CTLL-2/CTLL-2-bcl2
weisen eine gute Sensitivität
gegenüber
den untersuchten Substanzen auf
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Die Qualität des entwickelten Modells
wird im übrigen
durch seine gute Sensitivität
bestätigt.
So ist festzustellen, daß bei
jeder der getesteten Substanzen die Reaktionen zwischen den im Triplikat
durchgeführten
Tests und den im Screening vorgenommenen Tests sowie den mit Humanlymphozyten
in Kultur beobachteten Ergebnissen vergleichbar sind (vgl. die 4A und 4B zu den Humanlymphozyten im Vergleich
mit den 6A und 6B zu CTLL-2 und CTLL-2-bcl2).
Außerdem
ist zu beobachten, daß die mit
den echten Genotoxica (Mitomycin-C, MMS, Griseofulvin) ermittelten
Ergebnisse bei beiden Zellinien gleich ausfallen, was bedeutet,
daß die Überexpression
von bcl2 die Sensitivität
der Zellen gegenüber der
aneugenen oder klastogenen Wirkung einer Substanz nicht verändert.
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Darüber hinaus ermöglichen
die Reproduzierbarkeit zwischen im Screening-Verfahren erzielten
Ergebnissen und in den Triplikat-Tests ermittelten Resultaten sowie
die Wiederholbarkeit der im Triplikat durchgeführten Versuche mit geringen
Standardabweichungen den Rückschluß auf eine
gute Qualität
hinsichtlich der Auswertung der Ergebnisse.
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Durch die Untersuchung von Gliotoxin
oder Methional haben die Autoren der Erfindung, ebenso wie im Falle
von Dexamethason, nachweisen können,
daß das
Modell CTLL-2/CTLL-2-bcl2 die Schlußfolgerung ermöglicht,
daß die
nur Apoptose induzierenden Substanzen für die Bildung von Mikrokernen
verantwortlich waren, was Hinblick auf die Genotoxizität zu einer
falsch positiven Schlußfolgerung
führt.
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Wie im Falle der Untersuchung mit
Dexamethason ist bei den CTLL-2-Zellen, die mit Methional in Dosen
von 60,8 μM
bis 150 μM
behandelt wurden, gleichzeitig die Induktion einer Apoptose und
die Bildung von Mikrokernen beobachtet worden. Der Anteil der apoptotischen
Zellen erreichte 24% bei der stärksten
Dosis gegenüber
6,5% in der Kontrolle, während
sich die Anzahl der Mikrokern-Zellen bis auf 98‰ gegenüber 11‰ in der Kontrolle erhöht hat.
Bei der Bestimmung von Mikrokern-Zellen wie bei der Apoptose-Induktion
waren die Ergebnisse ab der ersten Methionaldosis (60,8 μM) statistisch
signifikant (p = 0,01). Unabhängig
von der jeweiligen Methionaldosis sind bei den durch bcl2 transfektierten
Zellen weder Apoptose noch Mikrokerne aufgetreten. Auch in diesem
Fall waren die in den CTLL-2-Zellen induzierten Mikrokerne durch
die Apoptose bedingt.
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Das Gliotoxin ist ebenfalls in Dosen
von 25 nM bis 200 nM im Rahmen des entwickelten Modells untersucht
worden. während
die Apoptose bei den CTLL-2-bcl2-Zellen
ebenso wie die Anzahl der Mikrokern-Zellen bei den nicht transfektierten
Zellen auf einem niedrigen Prozentsatz gehalten wurde, hat sich der
Apoptose-Anteil
von 7,5% auf 45% bei der stärksten
Dosis erhöht,
und die Anzahl der aberrierenden Zellen ist von 5‰ auf 20‰ angestiegen.
Im Mikrokern-Test und im Apoptose-Test unterscheiden sich die Ergebnisse
von der Kontrolle (p = 0,01) ab 100 nM.
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– Komplementäre Ergebnisse
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Nocodazol, Genistein, Camptothecin,
Brefeldin A, Anisomycin C, Curcumin, Quinacrin, Thapsigargin induzieren
die Apoptose durch unterschiedliche Mechanismen in der Zellinie
CTLL-2.
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Wie im Falle von Etoposid ist eine
Reaktion hinsichtlich einer übersteigerten
Mutagenese in der Zellinie CTLL-2 durch das Auftreten der Apoptose
bei hohen Substanzkonzentrationen festzustellen, während die
Höhe der
Zahl der Mikrokern-Zellen in der Zellinie CTLL-2-bcl2 niedriger
ausfällt.
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Das Modell CTLL-2/CTLL-2 Bcl2 ermöglicht eine
Differenzierung des apoptotischen Einflusses der mutagenen Wirkung
bei der Auswertung der Ergebnisse des Mikrokern-Tests bei CTLL-2.
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MNU, Diazepam und Ethylmethansulfonat (EMS)
führen
zu einer positiven Reaktion im Mikrokern-Test bei CTLL-2 und CTLL-2-bcl2
mit einem gleichen Ausmaß in
jeder der beiden Zellinien, ohne eine Apoptose zu induzieren, wodurch
bestätigt
wird, daß dieses
Modell den Nachweis von Substanzen ermöglicht, die genotoxische Eigenschaften
besitzen, unabhängig
davon, ob es sich bei den Substanzen um Apoptose-Induktoren handelt
oder nicht.
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Actinomycin D und Staurosporin führen, wie im
Falle von Dexamethason zum Beispiel, zu einer positiven Reaktion
hinsichtlich der Klastogenese in den CTLL-2-Zellen, was mit der Apoptose-Induktion korreliert.
Bei den CTLL-2-bcl2-Zellen werden weder Apoptose noch Genotoxizität beobachtet,
wodurch die Effizienz des Modells bei der Eliminierung der durch
die Apoptose bedingten Interferenz beim in vitro durchgeführten Mikrokern-Test
erwiesen ist.
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– Ergebnisse mit metabolischer
Aktivierung:
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Nach metabolischer Aktivierung induzieren Cyclophosphamid
(CPA), Benzo[a]pyren und 7,12-Dimethylbenz[a]anthracen (DMBA) die
Bildung von Mikrokernen bei den CTLL-2-Zellen und den CTLL-2-bcl2-Zellen
sowie eine Apoptose nur bei den CTLL-2-Zellen, woraus sich ergibt,
daß die
Zellen in der Lage sind, eine Reaktion in bezug auf Mutagenese und
Apoptose im Anschluß an
ihre Behandlung durch ein direktes Mutagen zu entwickeln.
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Beispiel II: Metaphasenanalyse-Test
bei CTLL-2- und CTLL-2-bcl2-Zellen
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A – Material
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Es handelt sich um die gleichen Zellsysteme wie
im Beispiel II (Mikrokern-Test).
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B – Prinzip
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Die murinen Zellen werden mit der
zu untersuchenden Substanz behandelt, woraufhin mittels Spreitung
und Färbung
der durch Colcemid in Metaphasen blockierten Zellen die numerischen
und/oder strukturellen Chromosomenanomalien bestimmt werden.
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Das Annexin-V-FITC-Verfahren ist
die ausgewählte
Technik zur Bestimmung des prozentualen Anteils der in Apoptose
befindlichen Zellen.
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Die gewählten Konzentrationen entsprechen den
Dosen, die beim in vitro-Mikrokern-Test bei diesen Zellen verwendet
werden.
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C – Protokoll
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In 15 ml Röhrchen, die jeweils Komplettmedium
RPMI 1640 enthalten, werden 1·106 Zellen hineingegeben.
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Anschließend wird die zu untersuchende Substanz
in verschiedenen Konzentrationen hinzugegeben, wobei das Endvolumen
10 ml beträgt.
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Parallel dazu wird ein Röhrchen mit
dem Lösungsmittel
der Substanz behandelt (wobei im Falle von DMSO 0,2 bezogen auf
die Endkonzentration nicht überschritten
werden), und zwei weitere Röhrchen
werden mit einem Referenz-Klastogen (MMS zu 200 μM) sowie mit einem Referenz-Apoptose-Induktor
(Dexamethason zu 150 nM)) behandelt.
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Die Röhrchen werden mittels Schraubverschluß verschlossen
und schonend verwirbelt, woraufhin sie in geneigter Position ohne
Umrühren
bei 37°C
in den Trockenschrank gestellt werden.
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In der 13. Behandlungsstunde wird
das Colcemid in der Endkonzentration von 100 ng/ml hinzugegeben.
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In der 15. Behandlungsstunde werden
die Zellen durch zentrifugieren 5 Minuten lang mit 200 g aufgenommen
und 5 Minuten lang einem hypotonischen Schock ausgesetzt (KCl 75
mM).
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Nach dem Zentrifugieren wird das
aufschwimmende Material soweit wie möglich eliminiert, und die Zellen
werden durch 10 ml Fixiergemisch Carnoy (3 V Methanol: 1 V Essigsäure) 10
Minuten lang fixiert.
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Nach einem erneuten Zentrifugieren
werden die Zellen auf Plättchen
gespreitet, woraufhin man sie 24 Stunden lang im Freien trocknen
läßt. Danach werden
sie 10 Minuten lang durch das auf 4% in Wasser verdünnte Giemsa-Reagenz
eingefärbt.
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Die Plättchen werden unter dem Mikroskop untersucht,
und es werden die Chromosomenaberrationen (Brüche, Rearrangierungen ...)
bestimmt.
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D – Angabe der Ergebnisse
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Die nach Abschluß der Metaphasenanalysen ermittelten
Ergebnisse werden anhand des Student-t-Tests ausgewertet. Wenngleich
die Standardabweichungen keinen Nachweis einer Normalverteilung
zulassen, kann der Test aufgrund der Stichprobengröße dennoch
angewendet werden. Die Gesamtheit der numerischen Aberrationen und
die Gesamtzahl der Zellen mit oder ohne Gaps werden statistisch
anhand des χ2-Tests behandelt, ebenso wie die Anzahl
der apoptotischen Zellen.
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Zunächst wurden die drei anerkannten
reinen Apoptose-Induktoren,
Dexamethason, Gliotoxin, Methional, im Rahmen des Metaphasenanalyse-Tests
bei den CTLL-2- und
CTLL-2-bcl2-Zellen getestet, um festzustellen, ob die Fragmentierung, die
beim apoptotischen Vorgang stattfindet, zur Beobachtung von Chromosomenbrüchen bei
den in der Metaphase arretierten behandelten Zellen führen kann.
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Anschließend wurde ermittelt, ob die
Transfektion des Apoptose-Hemmers die Beobachtung einer niedrigeren
Häufigkeit
von Aberrationen ermöglicht,
wenn die Zellen mit einer sowohl klastogenen als auch Apoptose induzierenden
Substanz wie Etoposid behandelt werden.
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E – Ergebnisse
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Bei der Analyse der in vitro-Metaphasen
an Humanlymphozyten kann das Dexamethason (1A und 1B)
als Klastogen betrachtet werden, während diese Verbindung bekannterweise
ein Apoptose-Induktor ist, ohne genotoxisch zu wirken.
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Die Lymphozyten wurden 44 Stunden
lang mit einer Dosisreihe von 7,5 μM bis 750 μM behandelt, die dosisabhängig Aberrationen
induziert hat. Ab 250 μM
Dexamethason hat sich die Apoptose, die in der Kontrolle bei etwa
16% lag, bis auf 40% der Zellen erhöht. Es sind 11% aberrierende
Zellen gegenüber
2 in der Kontrolle beobachtet worden.
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Im Hinblick auf eine Unterscheidung
des Anteils der Apoptose bei den Brüchen der Chromosomen und der
Chromatiden haben die Autoren die Ergebnisse, die bei den mit dem
Apoptose-Hemmer bcl2 transfektierten CTLL-2-Zellen ermittelt wurden, mit
den Ergebnissen verglichen, die an nicht transfektierten Zellen
ermittelt wurden, was in einer in vitro-Metaphasenanalyse mit einer
Dosis zwischen 9,575 nM und 150 nM Dexamethason erfolgte (2A und 2B). Parallel dazu wurde die Apoptose-Induktion
gemessen. In den CTLL-2-Zellen unterschied sich die Anzahl der aberrierenden
Zellen statistisch (p = 0,05) von der Kontrolle ab 37,5 nM Dexamethason.
Dabei wurden 8% aberrierende Zellen gegenüber 2% in der Kontrolle beobachtet.
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Wie bei den Humanlymphozyten haben
die Autoren der Erfindung Brüche
von Chromosomen und Chromatiden, aber keinen Austausch festgestellt,
und gleichzeitig hat sich ab 37,5 nM Dexamethason die Apoptose,
die in der Kontrolle bei etwa 7% lag, bis auf 18% erhöht, während sie
bei 150 nM 30% erreicht hat. Dadurch ist die apoptotische Wirkung
bei der DNA-Fragmentierung in der Metaphasenanalyse erwiesen.
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Die Behandlung von zwei Zellinien
im Rahmen der Metaphasenanalyse mit 9,375 μM bei 150 μM Methional läßt strukturelle
Aberrationen wie Brüche
oder Löcher
ab der zweiten Dosis nur bei den nicht transfektierten Zellen hervortreten.
Der Unterschied war statistisch signifikant im Vergleich zur Kontrolle
(p = 0,05) bei 13% Zellen mit Chromosomenaberrationen bei 18,75 μM (gegenüber 3% in
der Kontrolle).
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Die Metaphasenanalyse der mit 25
bis 100 μM
Gliotoxin behandelten Zellen ergab eine positive Reaktion in den
CTLL-2-Zellen ab 50 μM
Gliotoxin im Hinblick auf die Klastogenese (10% aberrierende Zellen
gegenüber
1% bei den Referenzsubstanzen), wobei jedoch gleichzeitig eine starke
Erhöhung
der Apoptose festzustellen ist (17% gegenüber 5% bei den Referenzsubstanzen).
Bei höherer
Dosis waren die Metaphasen nicht mehr analysierbar, während die
Apoptose ihr Maximum erreichte. Die Ergebnisse und die Unterschiede,
die bei den Zellen, die den Apoptose-Hemmer enthielten, im Vergleich
zu den nicht transfektierten Zellen festgestellt wurden, zeigen,
daß der
apoptotische Vorgang zu "falsch
positiven" Befunden
hinsichtlich der Genotoxizität
wie beim Mikrokern-Test führt.
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Die in vitro-Metaphasenanalyse der
durch Etoposid behandelten Humanlymphozyten ergibt eine statistisch
signifikante Erhöhung
der Anzahl der aberrierenden Zellen ab 125 nM bis 500 n der Verbindung,
bei zahlreichen Chromosomenaustauschvorgängen und komplexen Rearrangierungen,
als Beleg für
den Versuch einer DNA-Reparatur.
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Über
diese Konzentration hinaus ist es nicht möglich, die Metaphasen zu interpretieren,
da es zu viele Brüche
und Rearrangierungen gibt, während die
Apoptose ab 2.000 nM Etoposid auftritt, bis sie 47% erreicht (wohingegen
es in der Kontrolle etwa 19% waren).
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Dieser Test ermöglicht die Einstufung von Etoposid
als eine genotoxische Verbindung (5A und 5B). Beim Mikrokern-Test
haben die Autoren der Erfindung mit hohen Etoposid-Konzentrationen
4,5‰ (gegenüber 2,5‰ in der
Kontrolle) und 29‰ (gegenüber 5‰ in der
Kontrolle) Mikrokern-Zellen mit vollständiger Hemmung der Apoptose
erzielt. Diese Beobachtung gilt auch bei der Metaphasenanalyse von CTLL-2-Zellen,
die mit 31,25 bis 500 nM Etoposid behandelt wurden ( 7A und 7B). Der Versuch ergibt eine statistisch
signifikante (p = 0,01) Erhöhung
bei der Anzahl der aberrierenden Zellen ab 62,5 nM bis 500 nM der
Verbindung, mit Chromosomenaustauschvorgängen und komplexen Rearrangierungen als
Beleg für
den Versuch einer DNA-Reparatur,
während
sich die Apoptose ab der ersten Etoposid-Dosis ebenfalls signifikant
erhöht
hat. Bei den CTLL-2-bcl2-Zellen ergab sich hingegen der Unterschied
(p = 0,05) gegenüber
der Kontrolle ab 125 nM der Verbindung ohne Apoptose.
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F – Schlußfolgerung
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Wie beim Mikrokern-Test ermöglichen
die zuletzt genannten Ergebnisse den Nachweis, daß die Apoptose
zu falsch positiven Befunden auch beim Metaphasenanalyse-Test bei
CTLL-2-Zellen führen kann,
während
die Transfektion durch bcl2 diese Ereignisse eliminiert.
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Aufgrund dieser Ergebnisse in Übereinstimmung
mit den Resultaten, die beim in vitro-Mikrokern-Test im Rahmen des
Modells CTLL-2/CTLL-2-bcl2 festgestellt wurden, steht daher ein
neuer Test zur Verfügung:
der in vitro-Metaphasenanalyse-Test, der strukturelle Chromosomen- oder
Chromatidenaberrationen und numerischen Aberrationen erfaßt.
-
LITERATURVERZEICHNIS
-
- – Biolo
und andere, (1999), Immunoanal. Biol. Spec., Nr. 14, 16–31, Editions
Elsevier, Paris.
- – Bolse
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- – Chao
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- – Deng
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