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Verfahren zum mischen von frischem Abwasserschlamm mit reifem Faulschlamm
Bei der Reinigung von Abwasser in Absetzbecken ist die zuverlässigste Art der Beseitigung
des Schlammes die, daß man das Absetzbecken mit einem darunter gelagerten Schlammraum
in Verbindung bringt, so daß der Schlamm aufs dem Absetzbecken sich selbsttätig
mit dem Wasser des Schlammraumes austauschen kann. Bei dieser Einrichtung ist man
sicher, daß jede Schlammmenge sofort,- nachdem sie am Boden des Absetzbeckens .ausgeschieden
ist, aus dem A.bsetzbecken herauskommt und keinesfalls mehr die Klärwirkung stören
kann.
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Diese Anordnung ist besonders dann vorteilhaft, wenn man den Schlammraum
als Faulraum ausbildet, so daß der Schlamm erst an die Luft gebracht zu werden braucht,
wenn er durch Ausfaulen völlig geruchlos geworden ist. Bei diesen bekannten zweistöckigen
Absetz- und Faulanlagen ist der einzige Nachteil der, daß gelegentlich durch die
großen tiefliegenden Faulräume zu große Baukosten entstehen. Man hat daher schon
versucht, die unter denn Absetzbecken Biegenden Faulräume möglichst klein zu machen
und den größeren Teil des notwendigen Schlammfaulraumes als Nachfaulraum getrennt
,davon daneben hoch auf das Gelände zu setzen. Wenn man dabei den unter dem Absetzbecken
gelagerten Schlammraum so klein bemißt, daß er nur noch den Schlamm -von mehreren
Tagen aufnehmen kann, scheitert das ganze Verfahren daran, daß der Schlamm in diesem
kleinen Raum völlig der sauren Gärung verfällt. Es wird also in den Nachfaulraum,
der das Ausfaulen des Schlam-Imes besorgen muß, ein saurer Schlamm hineingebracht,
der die alkalische Methangärung im Nachfaulraum sehr erschwert und die Faulzeit
bedeutend verlängert. Der Nachfaulraum muß dann viel größer gemacht werden als in
dem Fall, wo man die saure Gärung vermeiden kann.
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Will man die saure Gärung dadurch vermeiden, daß man den Schlamm aus
Klärbecken in ;sehr kürzen Zwischenräumen entfernt, daimit die saure Gärung gar
nicht erst beginnen kann, @so vermehrt man die Schlammmenge ungeheuer, häufig auf
das zehnfache. Hierdurch belastet man also auch wieder den Faulraum viel stärker
als sonst. Er muß also einen viel größeren Fassungsraum bekommen.
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Auch die künstliche Heizung wird durch den höheren Wassergehalt des
Schlammes, der in die Faulräume nach diesem Verfahren eingeleitet wird, unwirtschaftlich,
denn die großen überflüssigen Wassermengen müssen mitgeheizt werden.
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In der Zeichnung ist eine Lösung dargestellt, die diese Schwierigkeiten
troitz geringer Größe des unter dem Absetzbecken gelagerten Schlammraumes vermeidet.
Es wird nämlich in diesem Schlammraum durch regelmäßige Zufuhr von gutem faulenden
Schlamm aus dem Nachfaulraum ständig die alkalische Methangärung aufrechterhalten.
Der aus dem Absetzbecken ständig oder stoßweise
zufließende frische
Schlamm findet also stets die Bedingungen der ,alkalischen Methan-0' vor und kann
nicht der sauren Gärung verfallen. Der Schlammraum hat dabei mit einem Fassungsraum
von einigen Tagen immerhin eine Größe, die ,ausreichend ist, um die Hauptmenge des
überschüssigen Schlammwassers aus dem Gemisch von frischem und ,ausgefaultem Schlamm
schon in den kleinen Schlammräumen abzuscheiden und in das Absetzbecken zurücktreten
zu lassen. Der Schlamm ist also wasserarm, wenn er in den Nachfaulraum gepumpt wird.
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Das Zusammenführen und Mischen von reifem und frischem Schlamm zur
überwindung saurer Gärung ist bekannt. So ist u. a. vorgeschlagen worden, reifen
Schlamm den Zulauf einer Kläranlage einzuführen, damit er .sich schon im Abwässer
mit dem frischen Rohschlamm verbindet und mit ihm den Faulräumen zugeführt werden
kann. Dadurch wird aber der Schlamm nicht wasserarmer, also seine Menge nicht geringer.
Außerdem ist das Verfahren für die Praxis unbrauchbar, weil der ausgerfaulte Schlamm
die Klä.rwirkunig stört, indem er den Abfluß schwarz .färbt.
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Ein ,anderer Vorschlag will die beiden Schlammarten (reifen und frischen
Schlamm) in einer Rohrleitung auf denn Wege zum Faulraum in Strömen zusammenführen.
Auch bei diesem Verfahren wird der Wasser:glehalt des Schlammes, der dem Faulraume
zugeführt wird, nicht geringer. In beiden Fällen wird also dem Faulraum sehr viel
Schlammwasser zugeführt, das im Betriebe von Kläranlagen bekanntlich sehr lästig
ist. Die Neuerung hat aber den großen wirtschaftlichen Vorteil, daß bei ihrer Anwendung
verhältnismäßig !kleine Faulräume genügen, da nur wasserarmer alkalischer Schlamm
gewonnen wird.
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Es ist ferner ein Verfahren bekannt, wobei ein Teil des zur Mischung
zu verwendenden Schlammes einem kleinen Schlammraum zugeführt wird, der zur Aufrechterhaltung
der alkalischen Fäulnis unter erhöhter Temperatur gehalten wird. Der Schlamm aus
diesem Faulraum :soll zur Impfung des eigentlichen :Faulraumes dienen. Der kleine
Mischraum unterliegt ;aber den gleichen Bedingungen wie ein großer Faulraum, d.
h. er erhält den frischen Schlamm mit demselben Wassergeha.lt wie dieser. Der Wassergehalt
des Schlammes kann sich in dem kleinen Faulraum auch nicht verringern, weil. .ein
Austausch von Wasser und Schlamm, wie es die neue Einrichtung vorsieht, nicht möglich
ist.
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Auf der beiliegendem Zeichnung ist ein Beispiel für die Anwendung
des neuen Verfahrerns dargestellt. Der Raum a stellt das Absetzbecken dar, dessen
Schlamm .in diesem Fall durch ein Kratzerband d ständig oder zeitweise nach dem
Beckenanfang zugeschoben wird. In Verbindung mit dem Absetzbecken steht der etwas
tiefer gelagerve kleine Schlammraum b, dessen Wasserinhalt sich gegen den vorm Absetzbecken
zufließenden Schlamm austauschen kann. Aus dem Faulraum c werden beistimmte Mengen
des, guten, in alkalischer Methangärung befindlichen Schlammes durch die Leitmgenm
und p regelmäßig in den Schlammraum b abgelassen und dorrt zeitweise mit dem Rührwerk
f mit dem frisch hinzukommenden Schlamm gemischt. Das Gemisch wird durch das Pumpwerk
-g und die Leitung h in den. Nachfaulraum c gehoben. Dieser Nachfaulraum ist in
bekannter Weise mit der Heizung! versehen, worin das in dem Schlammraum erzeugte
Gas durch die Leitung s zum Anheizen von Wasser verwandt wird. Das heiße Wasser
wird durch die Leitung k in den Nachfaulraum zugeführt. Der ausgefaulte Schlamm
wird durch die Leitung m auf den Trockenplatz n abgelassen. Das überschüssige
Heizwasser und sonst noch vorhandene Schlammwasser werden durch die Leitung L zum
Absetzbecken zugefährt.