DE4445420C1 - Verfahren zum verbesserten programmierten Sprenglochbohren beim Auffahren von Strecken im Berg- und Tunnelbau - Google Patents
Verfahren zum verbesserten programmierten Sprenglochbohren beim Auffahren von Strecken im Berg- und TunnelbauInfo
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Description
Die Erfindung betrifft den Streckenvortrieb im Bergbau und den Tunnelvortrieb.
Die Gewinnung von zum Beispiel Rohsalzen im Kali- und Salzbergbau erfolgt üblicher
weise durch Bohr- und Sprengarbeit. Dabei werden bekanntermaßen in eine vor
handene Ortsbrust zunächst ein oder mehrere Großbohrlöcher mit Hilfe eines
Großlochbohrwagens gebohrt. Diese Löcher dienen als Einbruch. Möglich ist
auch das Sprengen eines keilförmigen Einbruchs, um die notwendige freie Flä
che für das Sprengen des Abschlags zu schaffen. Nach dem Wegladen des
Bohrkleins aus den Großbohrlöchern bohren Streckenbohrwagen die Spreng
bohrlöcher.
Die bekannten Bohrlafetten sind etwa 9 m lang und weisen eine Nutzbohrlänge
von etwa 7 m auf. Die Sprengbohrlöcher werden üblicherweise mit einer gleich
bleibenden Bohrlochtiefe gebohrt, die der Nutzbohrlänge der Lafette entspricht.
In einem weiteren Arbeitsschritt werden die Bohrlöcher mit einem Zünder verse
hen und mit unpatroniertem Sprengstoff gefüllt. Anschließend wird die eigentli
che Sprengung des Abschlags durchgeführt.
Für die Leistung und den Erfolg der Bohr- und Sprengarbeit ist das genaue und
gleichzeitig schnelle Bohren der Sprenglöcher, die nach einem vorgegebenen
Bohrschema (Sprengleitbild) auf der Ortsbrust abgebohrt werden, von entschei
dender Bedeutung. Die lange Zeit praktizierte Methode des manuellen Einrich
tens der Bohrlafette auf jeden neuen Ansatzpunkt eines Bohrloches nach Au
genmaß oder mit Gliedermaßstab und Wasserwaage wurde abgelöst durch pro
zessorgesteuerte Bohrwagen mit denen die Bohrlochansatzpunkte automatisch
angefahren werden. Im Lehrbuch der Bergbaukunde, Erster Band, Verlag Glück
auf GmbH, Essen, 1989, S. 154, 2. Abschnitt wird eine solche Steuerung eines
Bohrwagens beschrieben. Die Positionen von Bohrmaschine, Bohrlafette und
Bohrarm werden über Sensoren an einen Rechner gemeldet, der diese Signale
verarbeitet und entsprechend dem programmierten Bohrschema die
Steuerbefehle an die Stellorgane der Bohrlafette und den Bohrarm gibt. Aus
gangsposition für die Steuerung ist eine beliebige Grundstellung der Bohrlafette,
beispielsweise die Mittelachse eines Großbohrloches. Diese bekannte Steue
rung dient der automatischen Parallelführung der Bohrlafette beim Schwenken
des Bohrarms in horizontaler Richtung, dem automatischen Anfahren der Bohr
lochansatzpunkte und dem automatischen Bohren des Sprengbohrloches.
Durch den Übergang des manuellen Einrichtens der Bohrlafette zum automati
schen Einrichten werden die Einrichtzeiten, die bislang ca. 50% des Arbeitsvor
gangs Sprenglochbohren in Anspruch nahmen, auf etwa 20% verkürzt. Eine
Anpassung an plötzlich wechselnde Lagerstättenverläufe ist beim automatischen
Bohrbetrieb jedoch bislang nicht möglich und die entstehenden Konturen der
neuen Ortsbrust nach dem Sprengen des Abschlags sind nicht immer optimal.
Es ist daher die technische Aufgabe zu lösen, das programmierte Sprengloch
bohren so weiterzubilden, daß eine bessere Anpassung der Sprenglochbohrun
gen an den Lagerstättenverlauf bzw. wechselnde Richtungen und der Bohrloch
ansatzpunkte an die Kontur einer vorhandenen Ortsbrust möglich werden. Das
erfindungsgemäße Ziel ist die Erhöhung des Abschlagswirkungsgrades und eine
Reduzierung des Sprengmittelverbrauchs. Es wurde nun gefunden, daß eine
Anpassung des Einrichtens der Bohrlafette auf einen neuen Bohrlochansatz
punkt entsprechend den Gegebenheiten der Kontur einer vorhandenen Orts
brust ohne Eingriff in das vorhandene Bohrprogramm möglich wird, wenn zu
sätzlich zum Ansatzpunktschema die Bohrlochzielpunkte im Bohrlochprogramm
gespeichert werden. Analog zur Abbildung der Bohrlochansatzpunkte auf der
Grundstellungsebene entsprechend einem vorgegebenen Schema werden nun
mehr auch die vorbestimmten Sprengbohrlochzielpunkte in der Ebene des Groß
bohrlochtiefsten gewissermaßen im Programm abgebildet.
Beim Einrichten der Lafette kann es vorkommen, daß die Form der Ortsbrust ein
Ansetzen des Bohrkopfes (Bohrgestängespitze) an der vom Rechner vorgege
benen Position nicht zuläßt. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn der
Bohrkopf (Anbohrspitze) vor einer zu schrägen Fläche steht und die Gefahr des
Abgleitens beim Verspannen gegeben ist, in deren Folge die Lafette aus der
vorgegebenen Richtung schwenkt. Es ist auch möglich, daß an der Anbohrstelle
eine Bohrlochpfeife vorhanden ist, die aus Sicherheitsgründen nicht angebohrt
werden darf. In diesen Fällen kann der vorprogrammierte Ansatzpunkt nicht ein
gehalten werden. Die Lafette kann nun durch den erfindungsgemäßen Ziel
punktbetrieb manuell auf den nächstliegenden sicheren Ansatzpunkt gefahren
werden, wobei der Zielpunkt im künftigen Bohrlochtiefsten weiterhin automatisch
anvisiert und die Vorgabe erhalten bleibt.
Ein weiteres Merkmal des erfindungsgemäßen Verfahrens ist das gestaffelte
Absetzen der Bohrlöcher, wobei die individuelle Absetzlänge für jedes Bohrloch
ebenfalls im Bohrlochprogramm gespeichert ist. Die Absetzlänge nimmt dabei
vorteilhafterweise von der Mitte der Ortsbrust zum seitlichen Stoß hin zu. Der
Vorteil dieser Verfahrensweise liegt darin, daß ein Oberbohren vermieden, ein
höherer Abschlagswirkungsgrad erzielt und Sprengstoff eingespart wird.
Das verbesserte Verfahren zum programmierten Sprenglochbohren wird im fol
genden anhand der Fig. 1 und 2 näher beschrieben.
Bekanntermaßen werden vor dem Sprenglochbohren ein oder mehrere Groß
bohrlöcher meist in der Mitte der Ortsbrust gebohrt, die Richtung und die Ansatz
punkte der Großlöcher werden zum Beispiel durch die geologischer Situation vorgege
ben. Nach dem Weg laden des Bohrkleins wird der Streckenbohrwagen in einem
festgelegten Abstand von der Ortsbrust aufgestellt. Die Querneigung des Fahr
gestells bestimmt dabei die Querneigung des Bohrprogramms. Die maximale
Bohrlochlänge aller Sprengbohrlöcher um die Großlöcher herum wird durch
Austasten eines der Großbohrlöcher mit dem Gestänge des Streckenbohrwa
gens festgestellt und im Programm gespeichert, das heißt indirekt programmiert.
Im eigentlichen Bohrlochprogramm werden die Bohrlochpositionen durch folgen
de Informationen festgelegt:
- - Rechtswert Ansatzpunkt
- - Hochwert Ansatzpunkt
- - Rechtswert Zielpunkt im Bohrlochtiefsten
- - Hochwert Zielpunkt im Bohrlochtiefsten.
Bezugsbasis ist die Grundstellung der Lafette für das erste zu bohrende Spreng
bohrloch. Ausgehend von der Ausgangsstellung 1 der Bohrlafette in Richtung
des auszumessenden Großbohrloches senkrecht zur Grundstellungsebene 2
soll die Grundstellungsrichtung stets parallel zum Großbohrloch sein.
Ausgehend von dieser Grundstellung wird beim bekannten Bohrbetrieb 5 bei
jedem Positionieren der Lafette auf ein neues Bohrloch die Lafette gemäß Bohr
programm parallel zur Grundstellung selbsttätig eingerichtet. Sobald der pro
grammierte Ansatzpunkt an einer Stelle der Ortsbrust liegt, an der wegen zu
starker Schrägstellung oder einer Bohrlochpfeife nicht gebohrt werden kann,
wird der Zielpunktbetrieb aktiviert. Der Bohrwagenbediener steuert die Lafette
mit den Befehlen ′rechts′, ′links′, ′aufwärts′, ′abwärts′ auf den nächstliegenden
günstigeren Ansatzpunkt und ohne Eingriff in das Programm wird durch den die
Lafettenbewegungen 6 überwachenden Rechner die Lafette so bewegt, daß sie
während der Bewegung und nach Stillstand immer den sogenannten Zielpunkt 7
im Bohrlochtiefsten des im Bohrprogramm festgelegten, aber noch nicht gebohr
ten Bohrloches anvisiert.
Bei plötzlichen Richtungsänderungen der Lagerstätte, die bei der Lagerstätte
nerkundung nicht feststellbar waren, jedoch im Verlauf des Streckenfortschritts
sichtbar werden, kann mit dem erfindungsgemäßen Verfahren nunmehr reagiert
werden, indem die Richtungen der Bohrungen dem Lagerstättenverlauf derart
angepaßt werden, daß die Steuerung das absichtliche Weglassen einer oder
mehrerer Bohrlochinformationen dahingehend interpretiert, daß diese fehlenden
Informationen aus IST-Werten der Rechts- und Hochwertkoordinaten ersetzt
werden.
Bei jeder vorgesehenen Bohrung laufen in der Sequenz die Arbeitsschritte
- - Positionieren der Lafette durch geregeltes Fahren der Bewegungen "Ausle ger schwenken", "Ausleger heben/senken" und "Lafette schwenken", "Lafette heben/senken" vor die durch das Bohrprogramm festgelegte neue Bohrloch position des in einem Display angezeigten Loches.
- - Verspannen der Lafette durch Drücken der Lafettenspitze an die Ortsbrust
- - Bohren des Sprengloches
- - Zurückziehen des Bohrgestänges
- - Lösen der Lafettenspitze von der Ortsbrust
ab.
Alle Lafettenbewegungen werden durch ein Korrekturverfahren überlagert, durch
das die unterschiedlichen Absenkungen der Lafette unter ihrem Eigengewicht
ausgeglichen werden. Grundlage der Korrektur sind hochgenaue Vermessungen
der Bohreinrichtung und die statistische Analyse der Ergebnisse.
In der erfindungsgemäßen Weise wird die Tiefe jeder Bohrung von der Steue
rung gemäß programmierter individueller Absetzlänge 3 gegenüber der Ebene 4
des Großbohrlochtiefsten automatisch beim Bohren eingehalten. Die Bohr
lochlängenüberwachung mit der Absetzlängenprogrammierung verhindert zuver
lässig das Bohren bis zu einer Ebene 4 oder gar das Überbohren - das heißt das
Längerbohren der Sprengbohrlöcher relativ zu den Großbohrlöchern. Ein opti
males Konturieren der nach der Sprengung entstehenden zukünftigen Ortsbrust
durch sogenanntes Absetzen der Sprengbohrlöcher wird nunmehr möglich.
In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird beim Spülen mit zum Beispiel einem
Luft-Wasser-Gemisch während des Bohrvorganges das Wasser vor Beendigung
des Bohrvorgangs programmgesteuert abgeschaltet. Da die Steuerung nur sehr
schwierig feststellen kann, wann das Bohrloch zeitlich fertiggestellt sein wird,
wird das Abschalten des Wassers weg-gesteuert. Für jedes Bohrloch wird im
Bohrprogramm eine Wasser-Aus-Länge gespeichert. Diese Länge ist noch zu
bohren, wenn die Steuerung das Wasser abschaltet. Umgekehrt schaltet also
die Steuerung das Wasser aus, wenn für das aktuelle Bohrloch noch die Was
ser-Aus-Länge zu bohren ist. Die Größe dieser Länge muß so gewählt werden
daß die Rest-Bohrlänge innerhalb der Zeit gebohrt wird, die notwendig ist, um
das Wasser aus dem Leitungssystem der Luft-Wasserspülung vollständig aus
zublasen. Innerhalb eines Bergwerkes oder eines Tunnelvortriebes wird für eine
Gesteinsart einmal die richtige Länge experimentell ermittelt und im Programm
gespeichert. Zum Spülen kann auch eine andere geeignete Flüssigkeit verwen
det werden. Durch diese Vorgehensweise wird gewährleistet, daß keine über
höhte Feuchtigkeit im Bohrlochtiefsten verbleibt, wodurch beispielsweise der
unpatronierte ANFO-Sprengstoff auch im Bohrlochtiefsten vollständig detonieren
kann. Insgesamt wird durch das erfindungsgemäße Verfahren eine deutliche
Leistungssteigerung beim Sprenglochbohren in quantitativer und qualitativer
Hinsicht erreicht.
Claims (5)
1. Verfahren zum verbesserten programmierten Sprenglochbohren beim Auf
fahren einer Strecke oder eines Tunnels durch Bohr- und Sprengarbeit, wo
bei entsprechend einem vorprogrammierten Bohrschema zunächst nach indi
vidueller Angabe und geologischer Situation meist in der Mitte der Ortsbrust
in vorgegebener Richtung ein oder mehrere Großbohrlöcher gebohrt werden
oder ein keilförmiger Einbruch gesprengt wird, das auf der Sohle angefallene
Bohrklein entfernt wird und der Streckenbohrwagen in einem festgelegten
Abstand von der Ortsbrust positioniert wird, die Bohrlafette vom Bohrwagen
fahrer auf die Grundstellung des ersten nach einem bestimmten Bohrschema
zu bohrenden Sprengloches parallel zu den Großbohrlöchern bzw. in bezug
auf den Einbruch eingerichtet wird, nach Bohren des ersten Sprengloches
die Lafette entsprechend dem Bohrschema auf das nachfolgend vorgesehe
ne Bohrloch schwenkt und das Bohrklein beim Sprenglochbohrvorgang durch
eine Luft-Flüssigkeits- oder reine Flüssigkeits-Spülung aus der Bohrung ent
fernt wird, gekennzeichnet dadurch, daß im Bohrlochprogramm die Bohrloch
positionen mit den Koordinaten der Ansatzpunkte und Endpunkte im Bohr
lochtiefsten bezogen auf die Grundstellung des Bohrwagens in einem Com
puter gespeichert sind und eine darauf aufbauende Steuerung die Bohrlafet
te automatisch nach jeder Bohrung stets auf den nächsten aktuellen Ansatz
punkt einrichtet, gleichzeitig der dazugehörige Zielpunkt im Bohrlochtiefsten
anvisiert und bei Bedarf durch den Bohrwagenfahrer der Ansatzpunkt unter
Beibehaltung der Zielpunktvisur verändert wird und beim Bohrvorgang die zu
Beginn des Sprenglochbohrens durch indirektes Ausmessen des Großbohr
loches oder des Einbruchs mit dem Gestänge festgestellte im Programm
gespeicherte maximale Bohrlochlänge für jedes Bohrloch gestaffelt um eine
sogenannte Absetzlänge, die für jedes gespeicherte Bohrloch im Programm
hinterlegt ist, reduziert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1 gekennzeichnet dadurch, daß im Bohrlochpro
gramm die Endpunkte im Bohrlochtiefsten mittels Rechts- und Hochwertkoor
dinaten definiert werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2 gekennzeichnet dadurch, daß in Abhängigkeit
vom Profil der Oberfläche der Ortsbrust der jeweils vorgegebene ideale An
satzpunkt verlassen werden kann und ein beliebiger neuer Ansatzpunkt ma
nuell eingestellt wird, der festgelegte dazugehörige Zielpunkt im künftigen
Bohrlochtiefsten jedoch durch das Programm automatisch weiter anvisiert
und das Zielpunktschema erhalten bleibt.
4. Verfahren nach Anspruch 2 gekennzeichnet dadurch, daß mit dafür vorberei
teten Bohrlochprogrammen bei lagerstättenbedingten Änderungen eine oder
mehrere Bohrlochinformationen, wie zum Beispiel einzelne Koordinaten des
Ansatz- und/oder des Zielpunktes durch lst-Werte der letzten Bohrung oder
der letzten Lafettenstellung ersetzt werden und dadurch ohne Eingriff in die
Bohrlochprogrammierung und Steuerung an den Lagerstättenverlauf ange
paßte Bohrungen möglich sind.
5. Verfahren nach Anspruch 1 gekennzeichnet dadurch, daß die Flüssigkeitszu
fuhr der Spülung beim Bohrvorgang in einem festgelegten programmierten
Abstand des Bohrkopfes zum Bohrlochtiefsten selbsttätig abgeschaltet wird.
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