DE4442668A1 - Phenylalaninfreie Säuglings- und Kleinkindernahrung - Google Patents

Phenylalaninfreie Säuglings- und Kleinkindernahrung

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Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer phenylalaninfreien Säuglings- und Kleinkindernahrungsgrund­ lage, die neben einer Aminosäuremischung, die bis auf Phe­ nylalanin alle für die Ernährung des Kindes erforderlichen L- Aminosäuren aufweist, auch Fett(e) und/oder Kohlenhydrate so­ wie gegebenenfalls Mineralstoffe und/oder Spurenelemente ent­ hält, wobei man einen diese Bestandteile enthaltenden wäßrigen Naßansatz sprühtrocknet.
Die Phenylketonurie (nachstehend PKU genannt) gehört zu den genetisch bedingten Erkrankungen und stellt eine Stoffwechsel­ störung dar. Zur Behandlung dieser Stoffwechselstörung erhält ein unter der PKU leidendes Kind normalerweise eine Nahrung, die eine beschränkte Menge an natürlichem Eiweiß und gerade soviel Phenylalanin enthält, wie der kindliche Körper zum Auf­ bau von Eiweiß (Wachstum) benötigt.
Eine derartige phenylalaninarme Nahrung allein würde den Kin­ dern jedoch zuwenig von allen anderen, für das Leben ebenso wichtigen Aminosäuren zuführen. Daher werden diesen Kindern Spezialerzeugnisse verabreicht, bei denen sich aus Mischungen von L-Aminosäuren oder von speziellen extrem phenylalaninarmen Eiweißen- bzw. Proteinhydrosylaten handelt. Diesen Mischungen sind zusätzlich Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente einverleibt.
Die Ernährung eines an der PKU leidenden Säuglings besteht nun aus einer Flaschennahrung, die sich aus adaptierter Säuglingsmilchnahrung und/oder Muttermilch und einer phenylalaninfreien Säuglingsnahrungsgrundlage zusammensetzt.
Eine derartige phenylalaninfreie Säuglings- und Kleinkinder­ nahrungsgrundlage ist aus der deutschen Patentanmeldung P 40 42 115.5 sowie der europäischen Patentanmeldung EP-A 0 492 138 bekannt. In diesen Druckschriften sind die mit der PKU und de­ ren Behandlung zusammenhängende Probleme näher erläutert. Auf die Offenbarung dieser Druckschriften wird somit ausdrücklich Bezug genommen.
Bei der Herstellung dieser in den beiden oben genannten Druck­ schriften beschriebenen, phenylalaninfreien Säuglings- und Kleinkindernahrungsgrundlage werden die Aminosäuren, die vor­ wiegend als freie Säuren eingesetzt werden, zusammen mit den übrigen Bestandteilen, beispielsweise Fette und Kohlenhydrate etc. einem wäßrigen Naßansatz einverleibt, der dann sprühge­ trocknet wird.
Beim Sprühtrocknen von diesen bekannten, kompletten Nahrungs­ grundlagen auf der Basis von Aminosäuremischungen trat dann das Problem auf, daß chemische Reaktionen stattfanden, so daß die Aminosäureanalyse des Endprodukte s von den theoretisch zu erwartenden Werten abwich und unerwünschte Nebenprodukte auf­ traten.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Herstellung einer phenylalaninfreien Säuglings- und Klein­ kindernahrungsgrundlage und eine derartige Nahrungsgrundlage als solche bereitzustellen, die durch Sprühtrocknen erhalten werden kann, wobei während dieser Sprühtrocknung so wenig wie möglich unerwünschte Nebenprodukte auftreten bzw. sich bilden.
Gelöst wird diese Aufgabe durch die Lehre des Anspruchs 1 bzw. des Anspruchs 8.
Es wurde nun überraschend gefunden, daß man eine phenylalanin­ freie Säuglings- und Kleinkindernahrungsgrundlage, die mög­ lichst wenig unerwünschte Nebenprodukte enthält, durch Sprühtrocknen eines wäßrigen Naßansatzes erhalten kann, wenn man mindestens die Aminosäuren Lysin und Cystin zumindest teilweise nicht mit sprühtrocknet sondern dem sprühgetrockne­ ten Produkt nachträglich trocken zu- bzw. beimischt.
Erfindungsgemäß kann man die gesamte Menge der Aminsoäuren Ly­ sin und/oder Cystin dem bereits sprühgetrockneten Produkt bei­ mischen. Es ist jedoch auch möglich, einen Teil des Lysins und/oder Cystins dem sprühzutrocknenden Ansatz beizugeben und den Rest dann erst später trocken zuzumischen. Dabei sollte die Menge an Lysin und/oder Cystin, die dem sprühzutrocknenden Naßansatz zugegeben wird, nicht mehr als 10% der insgesamt eingesetzten Lysin- und/oder Cystinmenge ausmachen.
Es ist somit erfindungsgemäß ausreichend, nur eine der beiden Aminosäuren Lysin und Cystin beim Sprühtrocknen "wegzulassen" und erst später trocken zuzumischen. Auch in diesem Fall kann bis zu 10% der insgesamt eingesetzten Aminosäure Lysin oder Lystin dem Sprühtrocknungsprozeß mit unterworfen werden. Be­ reits bei dieser Vorgehensweise treten weniger unerwünschte Nebenprodukte auf als bei dem Produkt gemäß dem Stand der Technik. Vorzugsweise läßt man jedoch beide Aminosäuren Lysin und Cystin bei der Sprühtrocknung weg und mischt sie erst spä­ ter zu.
Es ist ferner möglich, geringe Teilmengen einer oder mehrere der anderen Aminosäuren dem sprühgetrockneten Produkt zuzumi­ schen. Diese Teilmenge sollte jedoch nicht mehr als jeweils 5% der insgesamt eingesetzten Aminosäure ausmachen. Vorzugs­ weise werden jedoch alle Aminosäuren bis auf Lysin und Cystin dem sprühzutrocknenden Naßansatz zugegeben, wobei jedoch ein geringer Teil des Lysins zur Komplemierung der Metalle (z. B. bei Cu(II)SO₄) von Spurenelementen eingesetzt werden kann.
Das Lysin wird dabei vorzugsweise in Form des Glutamats und somit als Lysinglutamat dem bereits sprühgetrockneten Produkt zugemischt. Somit wird auch die Glutaminsäure zum Teil erst nach dem Sprühtrocknen zugemischt.
Mischt man nun die Aminosäuren L-Cystin und L-Lysin erfin­ dungsgemäß nach der Sprühtrocknung dem dabei erhaltenen Pro­ dukt zu, dann bilden sich keine unerwünschten Nebenprodukte mehr und die Aminosäureanalyse entspricht den Vorgaben.
Gegenstand der Erfindung ist auch eine phenylalaninfreie Säug­ lings- und Kleinkindernahrungsgrundlage, die nach dem erfin­ dungsgemäßen Verfahren erhältlich ist und somit auf diese Weise hergestellt werden kann.
Die mit der erfindungsgemäß erhältlichen Nahrungsgrundlage in ernährungsmäßiger Hinsicht erzielbaren Vorteile entsprechen denjenigen Vorteilen, die in der EP-A 0 492 138 beschrieben sind, worauf ausdrücklich verwiesen wird.
Die Aminosäuren können in der erfindungsgemäß erhältlichen Nahrungsgrundlage in jeder geeigneten Form insbesondere in je­ der für Lebensmittelzwecke zulässigen Form vorliegen. So kön­ nen die Aminosäuren beispielsweise als Salze, Hydrochlorid, Hydrate, Acetate und Malate etc. vorliegen. Sie können ferner in Form von Glutamaten und Aspartaten Anwendung finden. Auch ist es möglich, die Aminosäuren in Form von kurzkettigen Pep­ tiden, insbesondere Dipeptiden, zur Anwendung zu bringen, so­ fern diese Peptide kein Phenylalanin enthalten.
Bei der erfindungsgemäß erhältlichen Nahrungsgrundlage ist das Aminosäuremuster vorzugsweise demjenigen in adaptierten her­ kömmlichen Nahrungen und/oder in der Frauenmilch angeglichen, wobei natürlich das Phenylalanin aus der Rezeptur weggelassen wird.
Als Fette, Kohlenhydrate, Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine können solche Anwendung finden, die auch bereits bei der bekannten phenylalaninfreien sprühgetrockneten Nahrungs­ grundlage eingesetzt wurden. Bei den Fetten kann es sich dabei um Mischungen aus pflanzlichen und/oder tierischen Fetten und/oder Ölen handeln.
Bei der Herstellung des sprühzutrocknenden wäßrigen Naßan­ satzes geht man vorzugsweise von kaltem Wasser (8 bis 20°C) aus, indem man die Aminosäuren, die Kohlenhydrate, die Mine­ ralstoffe und/oder die Spurenelemente löst, dispergiert und/oder emulgiert. Eine dem Naßansatz einzuverleibende Fett­ mischung stellt man getrennt her, welche man dem Naßansatz dann vor der Sprühtrocknung einverleibt bzw. zudosiert.
Das erfindungsgemäße Verfahren bzw. die erfindungsgemäß er­ hältliche phenylalaninfreie Säuglings- und Kleinkindernah­ rungsgrundlage wird im nachfolgenden Beispiel näher erläutert.
In vorgelegte 1.425 kg kaltes (15°C) Wasser werden nacheinan­ der eingebracht:
kg
Bestandteil
158,5
Instantstärke
449,3 Lactose EP
7,73 Asparaginsäure
23,52 L-Glutaminsäure
15,98 L-Isoleucin
1,70 L-Leucin
20,13 L-Tyrosin
0,17 L-Prolin
12,70 L-Threonin
14,01 L-Serin
11,17 L-Alanin
16,97 L-Valin
6,57 L-Glycin
6,13 L-Methionin
6,57 L-Histidin
10,06 L-Arginin
4,60 L-Tryptophan
17,47 Calciumcarbonat
18,19 Calciumglycerophosphat
17,49 Magnesium L-Aspartat
346,9 MD02 (Maltodextrine Abbaugrad 2)
0,83 Vanillin
Danach wird dieser wäßrige Naßansatz auf 70 C erhitzt. An­ schließend werden folgende Mineralstoffe etc. zugegeben, die einzeln oder mehrere zusammen zuvor in der erforderlichen Was­ sermenge gelöst wurden:
Die beim Lösen der genannten Metallsalze zugegebenen Aminosäu­ ren dienen zur Komplexierung.
Die so hergestellte Mischung hat ein Volumen von ca. 1.600 l.
Zu dieser wäßrigen Mischung werden 609 kg Fettmischung zudo­ siert; die Herstellung dieser Fettmischung ist nachstehend be­ schrieben. Anschließend wird der Naßansatz homogenisiert (1. Stufe 150 bar, 2. Stufe 50 bar). Der Naßansatz wird dann auf 90°C erhitzt, nachhomogenisiert und in einem Sprühturm ge­ trocknet. Die Trocknung ist mit einer Sprühscheibe und Düsen möglich. Vorzugsweise trocknet man den Naßansatz mit Düsen.
Bedingungen:
Eingangstemperatur 170 bis 190°C
Ausgangstemperatur 85 bis 95°C
Düsendruck 150 bis 170 bar
Das nach der Sprühtrocknung erhaltene Produkt kann man in Con­ tainer abfüllen.
Zu 400 kg des so erhaltenen Produktes dosiert man folgende Be­ standteile zu:
kg
Bestandteil
15,82
Lysin-L-Glutamat-Verreibung
1,429 L-Cystin
3,062 Vitaminmix
103,3 Lactose EP
Im Anschluß daran wird ca. 20 min gemischt. Das so herge­ stellte fertige Endprodukt bzw. die so hergestellte Nahrungs­ grundlage kann dann abgefüllt werden.
Zur Herstellung der oben genannten Fettmischung geht man wie folgt vor:
575 kg Fett (80% Palmöl, 10% Sojaöl (bzw. Maiskeimöl), 10% Kokosöl) werden in einen Fettmischtank gepumpt und auf 70°C erhitzt. Dann werden 8,57 kg Reinlecithin und 0,72 kg Tegomuls 90 S (Mischung aus Mono- und Diglyceriden) zugegeben und ge­ rührt.
Wenn im Rahmen der vorliegenden Unterlagen von Aminosäuren die Rede ist, sind damit die L-Aminosäuren gemeint. Alle %-Angaben beziehen sich auf Gew.-% sofern nichts anderes angegeben ist.

Claims (8)

1. Verfahren zur Herstellung einer phenylalaninfreien Säug­ lings- und Kleinkindernahrungsgrundlage, die neben einer Aminosäurenmischung, die bis auf Phenylalanin alle für die Ernährung des Kindes erforderlichen L-Aminosäuren aufweist, auch Fett(e) und/oder Kohlenhydrate sowie gege­ benenfalls Mineralstoffe und/oder Spurenelemente enthält, wobei man einen diese Bestandteile enthaltenden wäßrigen Naßansatz sprühtrocknet, dadurch gekennzeichnet, daß man mindestens die Aminosäuren Lysin und Cystin zu­ mindest teilweise dem nach der Sprühtrocknung erhaltenen Produkt trocken zumischt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Aminosäuren in einer solchen Menge einsetzt, daß das Aminosäuremuster des erhaltenen Produkts mit Aus­ nahme des Phenylalanins demjenigen in üblichen adaptier­ ter Nahrungen und/oder in der Frauenmilch angeglichen ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man die Bestandteile in solchen Mengen einsetzt, daß die Aminosäuren 5-20%, die Fette 10-30% und die Kohlenhydrate bis zu 70% ausmachen, jeweils bezogen auf die Trockenmasse des Produkts, und daß die Menge und die Art der Mineralstoffe und der Spurenelemente den Empfeh­ lungen und Richtlinien für Säuglings- und Kleinkindernah­ rungen entsprechen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man die die Aminosäuren vorwiegend als freie Säuren, das Lysin jedoch insbesondere als Lysinglutamat, einsetzt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man die Bestandteile in kaltem Wasser löst, disper­ giert bzw. emulgiert und den dabei erhaltenen Naßansatz vor dem Sprühtrocknen insbesondere auf 70 bis 90°C er­ hitzt, homogenisiert sowie ggf. pasteurisiert.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man die Sprühtrocknung in einem mit Düsen ausgestat­ teten Atomizer unter Trocknen und gleichzeitigem Agglome­ rieren durchführt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man auch Vitamine, insbesondere wasser- und fettlös­ lichen Vitaminen, zusetzt.
8. Phenylalaninfreien Säuglings- und Kleinkindernahrungs­ grundlage, die neben einer Aminosäurenmischung, die bis auf Phenylalanin alle für die Ernährung des Kindes erfor­ derlichen L-Aminosäuren aufweist, auch Fett(e) und/oder Kohlenhydrate sowie gegebenenfalls Mineralstoffe und/oder Spurenelemente enthält, erhältlich nach dem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7.
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