Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern von Gleisbremsen, ins
besondere Tal- und Richtungsgleisbremsen in jeweils verschiedenen
Ausführungsformen einer Rangieranlage, d. h. einem Rangierbahnhof sowohl
mit Gefälle angeordneten Gleisen, als auch mit flachen Gleisgruppen zum
gesteuerten Bremsen frei laufender Rangierabteilungen auf eine
vorgegebene Geschwindigkeit.
In automatisch arbeitenden Rangieranlagen erfolgt die Zerlegung von
zulaufenden Güterzügen, indem entsprechend ihrer Bestimmungsrichtung ein
zelne Rangierabteilungen abgekuppelt und sodann mit Hilfe einer
Rangierlok über einen Ablaufberg abgedrückt werden. Die einzelnen
Rangierabteilungen rollen daraufhin unter dem Einfluß der Schwerkraft
talwärts in das jeweils vorbestimmte Richtungsgleis, wo sie mit weiteren
Rangierabteilungen zu neuen Zügen zusammengestellt werden.
Entlang des Laufweges der Rangierabteilungen sind Gleisbremsen ange
ordnet, die unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen haben. Die Talbremsen
gleichen die großen Streuungen unterworfenen Laufeigenschaften der
einzelnen Rangierabteilungen derart aus, daß der für eine einwandfreie
Laufwegtrennung erforderliche Abstand zum jeweiligen Voraus- und
Nachläufer eingehalten wird.
Außerdem haben die Talbremsen die Aufgabe den ablaufenden Rangierab
teilungen den Anteil an kinetischer Energie zu entziehen, der mit
dem Bremsvermögen nachgeordneter, insbesondere der üblicherweise klei
ner dimensionierten Richtungsgleisbremsen, nicht mehr bewältigt werden
kann.
An die Richtungsgleisbremsen wird die Forderung gestellt, die
Rangierabteilungen auf solche Auslaufgeschwindigkeiten abzubremsen, daß
sie mit einer zulässigen Auflaufgeschwindigkeit entweder nachgeordnete
Fördereinrichtungen, wie beim Verfahren der Laufzielbremsung im Rich
tungsgleis bereits vorhandene Rangierabteilungen mit geringem Auflauf
stoß erreichen.
Um diesen Zielsetzungen möglichst nahe zu kommen, sollen Gleisbremsen so
arbeiten, daß vorgegebene Sollauslaufgeschwindigkeiten für alle in Frage
kommenden Rangierabteilungen sehr genau eingehalten werden. Der Ideal
fall wäre dabei, wenn die jeweiligen Gleisbremsen über ihre gesamte
Länge hinweg gleichmäßig beansprucht und demzufolge auch gleichmäßig
abgenutzt werden. Ein optimaler Bremsverlauf ist also immer dann gegeben,
wenn die gewünschte Sollauslaufgeschwindigkeit genau dann erreicht ist,
kurz bevor, oder wenn die Rangierabteilung mit der letzten Achse aus der
Gleisbremse rollt.
Ein bekanntes Verfahren (DE 22 46 306) zur Bremsensteuerung orientiert den
Bremsvorgang an einer Sollkurve über das Geschwindigkeitsquadrat von der
gemessenen Einlaufgeschwindigkeit. Solange sich Rangierabteilungen inner
halb des Wirkungsbereiches der Gleisbremse befinden, wird kontinuierlich
der Ist-Geschwindigkeitsverlauf gemessen und in der Art eines Zwei
punktreglers die Brems- bzw. Lösebefehle an die Gleisbremse ausgegeben, um
die Ist-Geschwindigkeit möglichst nahe an den Verlauf der
Sollkurve heranzuführen. Der Lösevorhalt wird als Produkt einer er
mittelten Bremsverzögerung und der erwarteten Reaktionszeit der Bremse
ermittelt.
Nachteilig bei der Anwendung des Verfahrens ist der Umstand, daß sich im
allgemeinen nur etwa mittelschwere und relativ lange Rangierabteilungen
durch fortlaufendes Zu- und Abschalten der Gleisbremse beherrschen
lassen, wobei jedoch zahlreiche Lösespiele in Kauf zu nehmen sind. Anders
zu beschreibenden Rangierabteilungen wird mit diesem Verfahren zumeist ein
Geschwindigkeitsverlauf aufgeprägt, der zumindest die Bestimmung der für
eine korrekte Berechnung des Lösevorhaltes notwendigen Bremsverzögerung
nicht mehr zuläßt.
Bei einer anderen bekannten Steuerung, gemäß des Bulletins SEV/VSE 78
(1987) 5, 7. März wird eine ähnliche Sollkurve, allerdings auf
die Geschwindigkeit und nicht auf deren Quadrat bezogen vorteilhafterweise
als Rampensollwert für einen P-Regler oder PI-Regler benutzt, der aus
gangsseitig durch Variation der aktuellen Bremskraftstufe den Verlauf
der Ist-Geschwindigkeit so beeinflußt, daß diese dem Rampensollwert folgt.
Ein anderes Verfahren, gemäß DE 29 10 511, benutzt die für die jeweiligen
Rangierabteilungen berechneten Überschußanteile an kinetischer Energie um
daraus eine geeignete Soll-Bremskraftstufe festzulegen, mit der der
Bremsvorgang begonnen wird. Ebenso wird beginnend mit der
Einlaufgeschwindigkeit schrittweise ein Soll-Geschwindigkeitsverlauf unter
Zugrundelegung einer achsbezogenen Soll-Bremsverzögerung vorgegeben.
Aufgabe der Bremsensteuerung ist es nun, den tatsächlichen Verlauf der
Bremsverzögerung an deren Soll-Bremsverlauf heranzuführen oder
Parallelität zu diesem herzustellen, damit der vorbestimmte Wert der
Bremsverzögerung unmittelbar und ohne den bei Messungen sonst eintretenden
Zeitverzug zur Berechnung des Lösevorhaltes herangezogen werden kann.
Das Verfahren gestattet durchaus eine hohe Präzision bei der Einhaltung
vorgegebener Auslaufgeschwindigkeiten, setzt dazu aber voraus, daß sich
alle Kategorien von Rangierabteilungen praktisch gleichermaßen schematisch
so verhalten, daß spätestens im Bereich des Gleisbremsenendes Parallelität
zur Soll-Bremsverzögerung besteht, ggf. um einen Festbetrag gegenüber der
Sollkurve nach oben hin verschoben.
Sind Korrekturen der Ist-Bremsverzögerung nötig, was in der Praxis allein
schon wegen des beständig abnehmenden Anteils an kinetischer Eigen
energie sehr häufig der Fall ist, so kann ein zugeschalteter
Regler Bremskraftstufenänderungen veranlassen.
Dazu bedarf es einer Mindestzeitspanne, über die eine Abweichung fest
stellbar sein muß, und ebenso muß eine Änderungstendenz über eine
Mindestzeitspanne bestehen bleiben. Eine unmittelbare und sofortige
Reaktion des Reglers auf von diesem auszugleichende Einflüsse, wie
Witterung oder veränderliche Reibungskoeffizienten, ist damit nur noch
begrenzt möglich.
Andere bekannte Verfahren (DE 1 26 826, DE 20 48 335, Rangiertechnik 12/69 S.
41) zeigen Methoden auf, mit denen das verzögerte Einschalten von
Gleisbremsen realisiert werden kann, wenn dies aus ablauftechnologischen
Gründen heraus erforderlich oder zweckmäßig ist.
Beim "verzögerten" Bremsen läuft die abzubremsende Rangierabteilung
zunächst in die gelöste Gleisbremse ein, und der Bremsvorgang beginnt erst
zu einem späteren Zeitpunkt, wenn das Bremsvermögen der Gleisbremse unter
Berücksichtigung eines Sicherheitsabschlages gerade noch ausreicht, um der
Rangierabteilung die Überschußanteile an kinetischer Energie zu entziehen.
Der Grundgedanke dieser Verfahren ist, daß die die Rangierabteilung
charakterisierenden Kenngrößen vor allem die Bremsverzögerung im Voraus
neben den anderen eine Rangierabteilung charakterisierenden Kenngrößen
spezifiziert werden. Die Bremsverzögerung einer Rangierabteilung stellt
sich nach dem Einstellen einer bestimmten Bremskraftstufe ein.
Soll die Bestimmung der zu erwartenden Bremsverzögerung umgangen werden,
so wird vorgeschlagen, auf analoge Kenngrößen zurückzugreifen, wie z. B.
über eine Gewichtsmessung an der gesamten Rangierabteilung das Verhältnis
von Bremskraft je Achse zum Rangierabteilungsgewicht zu bilden.
Hierbei ist der Streubereich allerdings so groß (an Balkengleisbremsen um
50%), daß diese Methode nicht hinreichend genau ist.
Für die Bestimmung der zu erwartenden Bremsverzögerung wird daher vor
allem eine kurze Probebremsung beim Einlauf der Rangierabteilung in die
Gleisbremse vorgeschlagen, die zumindest solange aktiviert wird, daß in
deren Verlauf die Messung aller derjenigen Daten erfolgt, die die
Berechnung der eingetretenen Bremsverzögerung gestatten. Der
Erkenntnisgewinn auf dem Wege einer Probebremsung offenbart jedoch eine
Reihe von Nachteilen.
Das Verfahren des "verzögerten" Bremsens ist aus technologischer Sicht
insbesondere für lange Ablaufgruppen sinnvoll, diese aber lassen aufgrund
der sehr unterschiedlichen Beschaffenheit der Achsen sowie der Achsfolgen
innerhalb der Rangierabteilung kaum eine Reproduzierbarkeit des Verzö
gerungsverlaufes erwarten. Das Ablaufen von Einzelwagen dagegen
verlangt, sofern überhaupt verzögert gebremst werden soll, wegen der kurzen
Verweildauer im Bremsbereich eine möglichst kurzfristige Festsetzung des
optimalen Bremsverlaufes, was kaum Zeit für eine Probebremsung beläßt. Er
folgt sie dennoch, besteht speziell bei energiearmen Einzelabläufen schon
allein durch eine hinreichend lange Probebremsung ohne zusätzliche
Steueralgorithmen die Gefahr des Überbremsens.
Handelt es sich bei der anzusteuernden Gleisbremse um eine
Balkengleisbremse, tritt ein weiterer Nachteil ein. Da diese beim Einlauf
der ersten Achse einer Rangierabteilung zunächst aus ihrer
Grundbremsstellung aufgeschnitten werden muß, wirken kurzzeitig
zusätzliche Kraftkomponenten, die die Bremswirkung verstärken und bei
leichteren bis mittelschweren Rangierabteilungen ein falsches Bild von der
gesuchten Bremsverzögerung erzeugen. Vorteilhaft wäre es in diesem Sinne,
die Probebremsung erst nach dem Einlauf von mindestens einer Achse in die
Gleisbremse auszulösen, dann jedoch könnte dringend benötigtes
Bremsvermögen für energiereiche Abläufe verlorengehen. Darüber hinaus sind
Probebremsungen generell mit einer erhöhten Anzahl von Brems-/Löse-
Vorgängen verbunden.
Es ist ferner ein Verfahren (DE 30 37 145) zur Ermittlung des Lösevorhaltes
an Gleisbremsen bekannt, welches für die Beschaffung der dazu notwendigen
Kenntnis über die Reaktionszeit der Bremse beim Übergang von der ge
bremsten in die nichtgebremste Stellung vorschlägt, diese jeweils anhand
der vorausgehenden Lösezeit oder mehreren vorausgehenden Lösezeiten an der
Gleisbremse selbst zu messen. Das Verfahren verwendet dazu eine
Quittungsauslösung durch Stellungsgeber an der Gleisbremse bei Überein
stimmung von Soll- und Ist-Lösestellung, die allerdings in dieser Form
keine zuverlässigen Aussagen darüber zulassen, wann die Restbremswirkung
tatsächlich abgeklungen ist.
Der im Anspruch 1 angegebenen Erfindung liegt das Problem zugrunde, die
Nachteile der bekannten Verfahren zum Steuern von Gleisbremsen einer Ran
gieranlage mit minimalem Aufwand zu vermindern und für die Vielzahl
verschiedener Bauformen, insbesondere von hydraulischen Balkengleisbremsen
und elektrodynamischen Gleisbremsen als Tal- oder Richtungsgleisbremsen
anwendbar ist, wobei die Genauigkeit bezüglich der Einhaltung vorgegebener
Sollauslaufgeschwindigkeiten es gestattet, das Verfahren der Laufziel
bremsung anzuwenden.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der an jedem Ablauf
errechnete Überschuß an kinetischer Energie bezüglich einer vorgegebenen
Sollauslaufgeschwindigkeit ins Verhältnis gesetzt wird zu der Bremsarbeit,
die eine Gleisbremse bei einer bestimmten mittleren Achslast und bei einer
bestimmten Achsfolge des Ablaufes zu leisten vermag, und daß der
Bremsvorgang unmittelbar beginnt, wenn eine Bremskraftstufe errechnet
werden kann, deren zu erwartende Bremsarbeit dem Überschußanteil an
kinetischer Energie des Ablaufes entspricht, dagegen die Gleisbremse noch
vor dem Einlauf der ersten Achse in den Lösezustand übergeht, wenn die
ermittelte Bremsarbeit den zu entziehenden Anteil an kinetischer Energie
mindestens übersteigt und eine Bremskraftstufe nicht weiter reduziert
werden kann, wobei während der sich dann anschließenden Lösedauer der
Gleisbremse das Energieniveau der Rangierabteilung sowie das sich be
ständig verringernde Bremsvermögen infolge des fortschreitenden
Auslaufens von Achsen ständig nachgerechnet werden, und der Bremsvorgang
erst dann einsetzt, wenn die Überschußenergie der Rangierabteilung und das
verbliebene Bremsvermögen in einem geeigneten Verhältnis zueinander ste
hen.
Weiterhin wird die Aufgabe erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß jede für
den unmittelbaren Bremsbeginn ohne verzögertes Einschalten der Gleisbremse
vorgesehene Initial-Bremskraftstufe vor ihrer Ausgabe an die Gleisbremse
zuerst in eine Berechnungsmethode zur Ermittlung des damit tatsächlich zu
erreichenden Bremsvermögens eingesetzt wird, und daß diese
Bremskraftstufe, gegebenenfalls mehrmals, reduziert wird, wenn das er
mittelte Bremsvermögen den Anteil der der Rangierabteilung zu entziehenden
kinetischen Energie um eine Mindestdifferenz überschreitet.
Nachdem der Bremsvorgang eingesetzt hat, bleibt eine ermittelte Initial-
Bremskraftstufe mindestens so lange bestehen, wie die Gleisbremse aufgrund
ihrer Beschaffenheit an Zeit benötigt, um die zugehörige Bremskraft an die
Rangierabteilung zu übermitteln. Erst dann wird ein Regelalgorithmus
gestartet, der dann aber vom Moment des Starts an die weitere Ausgabe von
Bremskraftstufen steuert, so daß sich der Ist-Geschwindigkeitsverlauf an
den Soll-Geschwindigkeitsverlauf bei einem entsprechend vorgegebenen
Laufweg für eine Rangierabteilung angleicht.
Der Soll-Geschwindigkeitsverlauf über einem entsprechend vorgegebenen
Laufweg als Führungsgröße für den Regler wird in der Weise gebildet, indem
ein Kurvenverlauf, beginnend mit der Einlaufgeschwindigkeit der Rangier
abteilung und zunächst endend auf dem Niveau der Sollauslaufgeschwindig
keit beim Austritt der zweiten Achse aus der
Gleisbremse, mit jeder in die Gleisbremse einlaufenden weiteren Achse um
den Betrag des Achsabstandes zur vorauslaufenden Achse hinter das
bisherige Bremslängenende in der Weise neu ausgerichtet wird, als ob diese
die letzte Achse der Rangierabteilung wäre, so daß ein leicht gekrümmter
Verlauf eines Rampensollwertes entsteht.
Die aus der energetischen Betrachtung sich ergebende und vom Regler
eingestellte Bremskraftstufe wird im Falle der Ansteuerung von
Balkengleisbremsen in Abhängigkeit vom Gewicht der jeweils zunächst in die
Balkengleisbremse einlaufenden Achse nach oben hin auf einen Wert be
grenzt, bis zu dem das Aufklettern von Achsen unwahrscheinlich ist.
Folgen innerhalb einer Rangierabteilung wesentlich schwerere Achsen auf
leichtere, so wird die bis dahin gültige Begrenzung der Bremskraftstufen
solange beibehalten, wie sich noch leichte Achsen in der Bremse befinden.
Der Betrag des Lösevorhaltes wird aus dem Produkt der aktuellen
Bremsverzögerung und der Reaktionszeit der Bremse bis zum Abklingen der
Restbremswirkung ermittelt, wobei die Reaktionszeit aus einer Anzahl
statistisch bewerteter vorausgegangener Lösevorgänge an derselben Bremse
unter Berücksichtigung der zuletzt eingestellten Bremskraftstufe ermittelt
wird, indem jeweils die Zeit vom Auslösen des Lösebefehls an bis zu dem
Moment aufgenommen wird, an dem der Wert der Bremsverzögerung annähernd
Null ist.
Ist Nachbremsen erforderlich, so wird der Bremsvorgang mit einer hinrei
chend kleinen Bremskraftstufe begonnen und danach der Regelalgorithmus
erneut gestartet.
Das nachfolgend dargelegte Ausführungsbeispiel bezieht sich auf die
Anwendung der erfindungsgemäßen Zusammenhänge insbesondere unter den Be
dingungen einer Balkengleisbremse. Das bedeutet, daß bei der Berechnung
aller für die Ausgabe an die Gleisbremse vorgesehenen Bremskraftstufen
zusätzlich den Bedingungen der Aufklettersicherheit entsprochen werden
muß.
Nähert sich einer Balkengleisbremse eine Rangierabteilung der von dieser
in geeigneter Weise zu behandeln ist, und weist diese Rangierabteilung
eine höhere Ist-Geschwindigkeit vi auf als die für sie vorgesehene
Sollauslaufgeschwindigkeit vsoll, so beginnt die Berechnung der
energetischen Ausgangsbedingungen in der Weise, daß noch vor dem Einlauf
der ersten Achse in die Balkengleisbremse eine Gegenüberstellung von
kinetischer Überschußenergie der Rangierabteilung dhabl und der Zuordnung
einer geeigneten Bremskraftstufe bks erfolgen kann.
Demzufolge wird zunächst ein Bremsvermögen hbr ermittelt, das an einer
Balkengleisbremse bei einer mittleren Achsmasse gm und einer bezüglich der
Rangierabteilung überwiegenden Achsmasse der sich annähernden
Rangierabteilung maximal nutzbar ist.
Dazu ist es notwendig, eine Bremskraftstufe bksm zu bestimmen, die
ausgehend von der mittleren Achsmasse gm der Rangierabteilung unter den
Bedingungen der Aufklettersicherheit höchstens eingesetzt werden darf. Das
kann entweder mittels eines tabellarischen Vergleichs direkt erfolgen,
oder aber, bei einer höheren Anzahl der verfügbaren Bremskraftstufen nbks,
durch Anwendung einer geometrischen Reihe über einen Modifikationsfaktor
modf. Dieser ist die nbks-te Wurzel aus dem Quotienten des
Endachsgewichtes und des Anfangachsgewichtes.
Innerhalb dieser definierten geometrischen Reihe ist die mittlere
Achsmasse gm einzuordnen, so daß daraus die zugehörige Bremskraftstufe
bksm hervorgeht sowie eine Grenzachsmasse gend, bis zu dem diese Brems
kraftstufe bksm als Maximum zulässig ist. Dazu wird die
Grenzachsmasse gend unter fortlaufender Erhöhung der eingesetzten
Bremskraftstufe bksm als Exponent, beginnend mit der 1, nach der Beziehung
2) gend=3,5·modf1bksm
sooft berechnet, bis die Bedingung gend = gm erstmalig erfüllt ist.
Ausgedrückt in Energiehöhen ergibt sich für das nutzbare Bremsvermögen hbr
Hierbei sind hbr end 2, hbr end 4 und hbr 6 diejenigen
Nennwiderstandshöhen, die für jeden Gleisbremsentyp experimentell
ermittelt und bezogen auf die Endachsmasse vorliegen und entsprechend der
mit geeigneten Mitteln am aktuellen Ablauf bestimmten Achsfolge einer 2-,
4- oder 6-achsigen Rangierabteilung eingesetzt werden.
Der so berechnete Wert für das maximal verfügbare Bremsvermögen hbr
gegenüber einer durch ihre mittlere Achsmasse gm gekennzeichneten
Rangierabteilung wird schließlich noch um den Einfluß der am aktuellen
Ablauf wirkenden Streckenkräfte korrigiert, die in einem Wert für den
Laufwiderstand wabl zusammengefaßt und beispielsweise in der Dimension
‰ eingesetzt werden.
4) hbr = hbr+((lb+Labl)·wabl·10-3
Hierbei bedeuten weiterhin lb . . . wirksame Bremslänge
labl . . . Länge des Ablaufs.
Als nächster Verfahrensschritt erfolgt die Berechnung des tatsächlichen
Überschußanteils an kinetischer Energie der Rangierabteilung dhabl
gegenüber Sollauslaufgeschwindigkeit vsoll. Dazu wird zunächst der um den
Anteil an rotierender Masse verminderte Betrag der Erdbeschleunigung gred
ermittelt.
Damit ergibt sich für die Überschußenergie dhabl, wiederum ausgedrückt als
Energiehöhe:
Hierbei bedeuten gabl . . . Gesamtgewicht des Ablaufes
nachs . . . Anzahl der Achsen des Ablaufes.
An dieser Stelle wird das erste Entscheidungskriterium gesetzt, d. h.,
entweder wird für die Überschußenergie dhabl der Rangierabteilung ein Wert
ermittelt, der sich im Grenzbereich des verfügbaren Bremsvermögens hbr
befindet oder diesen in bestimmten Ausnahmesituationen gar überschreitet,
so daß der Bremsvorgang umgehend begonnen und als Initial-Bremskraft die
anfangs bestimmte Bremskraftstufe bksm eingestellt wird, oder es erfolgt
ausgehend von den energetischen Gegebenheiten der Rangierabteilung und
bezogen auf den ausnutzbaren Gesamtbremsweg die Berechnung einer passenden
Anfangsbremskraft f₀.
diese Anfangsbremskraft f₀ wird einer Normierung unterzogen, in deren
Ergebnis eine Bremskraftstufe bks zuzuordnen ist, beispielsweise durch den
Vergleich mit einer Normierungstabelle.
Die nach erfolgter Normierung gewonnene Bremskraftstufe bks wird erneut in
den Berechnungsvorgang eingesetzt um so diejenige Bremswiderstandshöhe
hbr zu berechnen, die sich aus der Verwendung ebendieser Bremskraftstufe
bks ergibt.
Der berechnete Wert der Bremswiderstandshöhe hbr wird wiederum um den
Anteil der an der Rangierabteilung außerdem wirkenden Streckenkräfte
korrigiert.
Daran anschließend wird der Wert der so ermittelten Bremswiderstandshöhe
hbr nochmals mit der bereits berechneten Überschußenergie dhabl der
Rangierabteilung verglichen, und es ergibt sich erneut ein Entschei
dungskriterium. Das bedeutet, entweder der Wert der Bremswiderstandshöhe
hbr entspricht dem Wert der Überschußenergie dhabl der Rangierabteilung,
so daß die zugehörige Bremskraftstufe bks als Steuerbefehl an die
Gleisbremse ausgegeben wird, oder das Bremsvermögen hbr auf der Basis der
errechneten und normierten Bremskraftstufe bks wird als zu groß erkannt,
so daß ein durchgehendes Bremsen nur hinreichend möglich wird. Die
ermittelte Bremswiderstandshöhe hbr liegt in diesem Falle um einen
Mindestbetrag über der Überschußenergie dhabl der Rangierabteilung. Die
ermittelte Bremskraftstufe bks wird um eine Stufe reduziert und die sich
hierauf ergebende Bremswiderstandshöhe hbr ein weiteres Mal berechnet.
Daraufhin erfolgt wieder der Vergleich mit der Überschußenergie dhabl.
Gegebenenfalls kann eine Bremskraftstufe bks solange dekrementiert werden,
bis Überschußenergie dhabl der Rangierabteilung und Bremswiderstandshöhe
hbr in einem geeigneten Verhältnis zueinander stehen. Die zugehörige
Bremskraftstufe bks wird dann als Initialbremskraftstufe an die
Gleisbremse ausgegeben, und der Bremsvorgang beginnt unmittelbar mit dem
Einlauf der ersten Achse in die Gleisbremse.
Insbesondere bei längeren und/oder leichten bis mittelschweren Abläufen
tritt jedoch häufig der Fall ein, daß selbst mit der niedrigsten an einer
Gleitbremse einzustellenden Bremskraftstufe bks ein so großer Mehrbetrag
der Bremswiderstandshöhe hbr gegenüber dem Überschußenergieanteil dhabl
der Rangierabteilung wirksam wird, daß, sollte mit der ersten Achse
beginnend gebremst werden, ein unverhältnismäßig frühzeitiges Erreichen
der Lösegeschwindigkeit wahrscheinlich ist. Wenn im Ergebnis der bis dahin
durchlaufenen Verfahrensschritte eine solche Konstellation erkannt wird,
und wenn ferner spezielle Randbedingungen, z. B. eine genügend freie
Gleislänge hinter einer Richtungsgleisbremse u. ä., erfüllt sind, dann
wird der Gleisbremse umgehend ein Lösebefehl erteilt noch bevor die erste
Achse der Rangierabteilung diese Gleisbremse erreicht hat.
Von diesem Moment an verfolgt die Steuerung den weiteren Verlauf der
Energiebilanz zwischen der Rangierabteilung einerseits und der Gleisbremse
andererseits, um den richtigen Zeitpunkt des Bremsbeginns bestimmen zu
können.
Innere, steuerungsbedingte, und äußere, rangierabteilungsabhängige
Einflüsse, die Veränderungen der Energiebilanz verursachen, werden bei
diesem Verfahrenschritt berücksichtigt.
Bei jedem der folgenden Abfragezyklen wird durch die Steuerung kon
tinuierlich die Überschußenergie dhabl der Rangierabteilung berechnet
und auch wieder die verfügbare Bremswiderstandshöhe hbr geprüft. Bei der
fortwährenden Berechnung jeweils zuzuordnenden Anfangsbremskraft f₀ ist
eine mögliche Anzahl zwischenzeitlich gelaufener Achsen naus zu berück
sichtigen.
Verfahrensgemäß wird der Zustand des verzögerten Bremsens regelmäßig in
Form des Lösens aus der kleinsten Bremskraftstufe bks heraus eingenommen.
Es ist zweckmäßig, die weiteren energetischen Berechnungen darauf zu
orientieren.
Eine erneute Berechnung der Anfangsbremskraft unterbleibt. Statt dessen
wird der Normativwert eingetragen, der beim Vergleich mit der
Normierungstabelle die Zuweisung der kleinsten Bremskraftstufe bks
auslöst. Diese Bremskraftstufe bks wird dann zur fortlaufenden Berechnung
der nutzbaren Bremswiderstandshöhe hbr unter Berücksichtigung des
Auslaufes von Achsen einer Rangierabteilung aus der Gleisbremse und/oder
von Abweichungen in der Achsfolge der Rangierabteilung genutzt.
An besonders energiearmen Rangierabteilungen, deren letzte Achsen die
Gleisbremse mit einer Verzögerung gegenüber normal laufenden
Rangierabteilungen befahren, sind unter Umständen zusätzlich der Laufweg
sachs n spätestens der letzten Achse bei 2-achsigen oder der vorletzten
bei 4-achsigen oder der drittletzten Achse bei 6-achsigen
Rangierabteilungen innerhalb der Gleisbremse sowie der Verzögerungszeit
Tv, die diese Gleisbremse braucht, um von der Löse- in die Bremsstellung
zu gelangen, mit zu berücksichtigen.
Die Berechnungsgleichung der Bremswiderstandshöhe hbr erhält daher eine
modifizierte Form
Eine reglmäßige Korrektur des berechneten Wertes für die Bremswider
standshöhe hbr um den Anteil von Streckenkräften erfolgt wiederum.
Der auf diese Weise in jedem Abfragezyklus des Steuerrechners neu
ermittelte Wert für die Bremswiderstandshöhe hbr wird regelmäßig mit dem
berechneten Wert für die Überschußenergie dhabl verglichen. Das
Entscheidungskriterium zur Fortsetzung des "verzögerten" Bremsens bleibt
letztlich solange bestehen, wie die Bremswiderstandshöhe hbr um einen
Mindestbetrag größer ist als die Überschußenergiehöhe dhabl der
Rangierabteilung. Ist dies nicht mehr der Fall, beginnt der Bremsvorgang
unmittelbar mit dem Schließbefehl an die Gleisbremse und der Ausgabe der
Initial-Bremskraftstufe bks.
Wenn der Bremsvorgang beginnt, d. h., gleichgültig ob beim Einlauf mit der
ersten Achse oder bei verzögertem Bremsen nach Einlauf in die gelöste
Gleisbremse, bleibt die ermittelte Initial-Bremskraftstufe bks mindestens
so lange bestehen, wie die Gleisbremse aufgrund ihrer Beschaffenheit an
Zeit benötigt, um die zugehörige Bremskraft an die Rangierabteilung zu
übermitteln.
Diese Zeiten können allerdings unterschiedlich bemessen sein, da im Falle
des verzögerten Bremsens die Verzögerungszeit Tv für den Übergang in die
Bremsstellung hinzukommt.
Während dieser Zeit ist die Steuerung bereits hinsichtlich ihres gesamten
Funktionsumfanges aktiv (Vorhaltberechnung usw.), mit einer Ausnahme, daß
erst nach Ablauf der Verzögerungszeit Tv ein Regelalgorithmus gestartet
wird, der von da an die weitere Ausgabe von Bremskraftstufen bks steuert,
indem sich der Ist-Geschwindigkeitsverlauf an den Soll-Geschwin
digkeitsverlauf über einen entsprechend vorgegebenen Laufweg, beginnend
mit der Ist-Geschwindigkeit beim Bremsbeginn und endend mit der
vorgegebenen Auslaufgeschwindigkeit beim Austritt der letzten Achse einer
Rangierabteilung aus der Gleisbremse, angleicht.
Der Soll-Geschwindigkeitsverlauf über einen entsprechend vorgegebenen
Laufweg als Führungsgröße für den Regler wird gebildet, indem ein
Kurvenverlauf, beginnend mit der Einlaufgeschwindigkeit der
Rangierabteilung und zunächst endend auf dem Niveau der Sollaus
laufgeschwindigkeit beim Austritt der zweiten Achse aus der Gleisbremse,
mit jeder in die Gleisbremse einlaufenden weiteren Achse um den Betrag des
Achsabstandes zur vorauslaufenden Achse hinter das bisherige
Bremslängenende in der Weise neu ausgerichtet wird, als ob diese die
letzte Achse der Rangierabteilung wäre, so daß ein leicht gekrümmter
Verlauf des Rampensollwertes entsteht. Dadurch ist es möglich,
insbesondere auch solchen Rangierabteilungen jederzeit reale
Geschwindigkeits-Sollwerte vorzugeben, die aufgrund ihrer größeren Länge
gegenüber einer der Gleisbremse vorgelagerten Meßstrecke erst zu einem
entsprechend späteren Zeitpunkt vollständig bemessen sind.
Alle für die Ausgabe an die Gleisbremse vorgesehenen Bremskraftstufen bks,
gleichgültig, ob diese im Ergebnis der energetischen Betrachtung oder im
Verlauf der Regelung ermittelt werden, sind in Abhängigkeit von der Masse
der jeweils zunächst in die Gleisbremse einlaufende Achse nach oben hin
auf einen Wert begrenzt, bis zu dem das Aufklettern von Achsen
unwahrscheinlich ist. Folgen innerhalb einer Rangierabteilung wesentlich
schwerere Achsen auf leichtere, so wird eine bis dahin gültige Begrenzung
der Bremskraftstufen solange beibehalten, wie sich noch leichte Achsen in
der Gleisbremse befinden.
Hierzu wird die Masse jeder einlaufenden Achse mit dem der davor
laufenden Achse verglichen. Sobald die Differenz ein bestimmtes Maß
überschreitet, wird sofort die Anzahl der sich noch in der Bremse
befindlichen Achsen bestimmt und das Gewicht der vorausgelaufenen Achse
noch solange zur Bemessung einer maximal zulässigen Bremskraftstufe bks
weiterbenutzt, bis die ermittelte Anzahl von Achsen über den Bremsen
auslauf gezählt wurde.
Auf der Basis eines mit geeigneten technischen Mitteln geglätteten
Doppler-Radarsignals wird in jedem Abfragezyklus der Steuerung außer einem
Wert über die aktuelle Ist-Geschwindigkeit vi der Rangierabteilung auch
ein Wert über seine aktuelle Bremsverzögerung babl gegenüber der Ist-
Geschwindigkeit vi1 im vorausgegangenen Abfragezyklus mit dem Differenz
laufweg d s, der ebenfalls aus dem Doppler-Radarsignal gewonnen wird,
berechnet.
Dieser Wert für die aktuelle Bremsverzögerung babl wird in Abhängigkeit
von einer augenblicklich an der Gleisbremse wirksam eingestellten
Bremskraftstufe bks mit einer für diese vorgesehenen Reaktionszeit Tlb
multipliziert, die jene Zeitdauer für den Übergang von der gebremsten in
die gelöste Stellung der Gleisbremse kennzeichnet.
Da die Löseanweisung zumeist aus niedrigen Bremskraftstufen bks heraus er
folgt, genügt hierbei bereits eine Unterteilung in drei Kategorien. Man
erhält so zu jedem Abfragezyklus der Steuerung einen realistischen Wert
über den aktuell einzustellenden Lösevorhalt vvo gegenüber der
Sollauslaufgeschwindigkeit vsoll.
Die tatsächliche Reaktionszeit Tlb der Gleisbremse beim Übergang von der
gebremsten in die gelöste Stellung unterliegt zahlreichen Einflüssen, wie
insbesondere Witterung, Öltemperatur bei hydraulischen Antriebs
komponenten, Verschleißzustand von Maschinenbauteilen oder dem Gleisver
lauf im Erfassungsbereich der Gleisbremse.
Das Verfahren benutzt die an jeder gesteuerten Gleisbremse selbst ge
messenen Reaktionszeiten Tlb mit dem Ziel einer fortwährenden Wiederver
wendung im Bremsprozeß.
Erfindungsgemäß wird dazu mit jeder Erteilung eines Lösebefehls an die
Gleisbremse zugleich die Messung einer Differenzzeit gestartet, sofern es
sich bei der betreffenden Rangierabteilung um einen Einzelwagen handelt,
um den verfälschenden Einfluß von Kuppelstößen auszuschließen und/oder der
Ablauf bis zum Auslösen des Lösebefehls eine Mindestdauer lang einer
Bremswirkung ausgesetzt war und/oder die Rangierabteilung kein
Schwallgutverhalten zeigt.
Die Messung der Differenzzeit wird gestoppt, wenn bei fortdauernder
Beibehaltung des Lösezustandes, und während sich ununterbrochen mindestens
eine Achse der Rangierabteilung im Eingriff der Gleisbremse befunden hat,
eine Bremsverzögerung babl gemessen wird, die bei Gleisbremsen in geneig
ter Lage den Wert Null annimmt oder sich im Vorzeichen umgekehrt hat
und/oder die bei Gleisbremsen ohne Neigungslage mindestens einen
hinreichend kleinen negativen Wert annimmt.
Die gemessene Differenzzeit wird daraufhin einer Menge von Differenzzeiten
zugeordnet, die an vorausgehenden Rangierabteilungen an derselben
Gleisbremse und bei Lösevorgängen aus derselben Bremskraftstufe bks
gemessen wurden. Mit dieser Menge bereits vorhandener Differenzzeiten wird
unter Anwendung geeigneter statistischer Methoden immer dann ein
aktualisierter Mittelwert gebildet, wenn eine neue gemessene Differenzzeit
hinzugekommen ist. Der so berechnete Mittelwert kann daraufhin für die
nachfolgenden Rangierabteilungen als neue Reaktionszeit Tlb benutzt
werden. Damit Schwankungen bei den gemessenen Differenzzeiten in
ausreichendem Maße ermittelt werden, aber dennoch besonders
Witterungseinflüsse genügend Berücksichtigung finden können, ist ein
Umfang von etwa 10 bis 20 jeweils eingetragener und für die
Mittelwertbildung vorgesehener Differenzzeiten zweckmäßig. Darüber hinaus
können alle während der Lösevorgänge ermittelten Zeiten einer
Grenzwertbetrachtung unterzogen werden, die nur dann weiterverwendet
werden, wenn sie diese erfüllen.