DE4420813A1 - Verfahren und Anordnung zum Steuern und/oder Regeln des Wasserhaushaltes einer Produktionsanlage - Google Patents
Verfahren und Anordnung zum Steuern und/oder Regeln des Wasserhaushaltes einer ProduktionsanlageInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Steuern
und/oder des Wasserhaushaltes einer Produktionsanlage, die
aus einer Vielzahl von Teilanlagen besteht, bei der wäßrige
Stoffströme zwischen den Teilanlagen zirkulieren. Insbeson
dere bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren zum Steuern
des Wasserhaushaltes einer Papierfabrik mit Wasser als einem
wesentlichen Stoffstrom, wobei für die Stoff- bzw. Wasser
ströme in den Teilanlagen der Papierfabrik offene Behälter
oder geschlossene Tanks vorhanden sind, die miteinander ver
bunden sind. Daneben bezieht sich die Erfindung auch auf die
zugehörige Anordnung zur Anwendung bei einer Papierfabrik.
Komplexe Produktionsanlagen bestehen aus einer Vielzahl von
Teilanlagen. Diese Teilanlagen sind miteinander durch Stoff
ströme vernetzt. Ein Teil dieser Stoffströme zirkulieren zwi
schen den Teilanlagen.
Letzteres gilt speziell für eine Papierfabrik, die aus wenig
stens einer Papiermaschine und der zugehörigen Peripherie zur
Aufbereitung von Altpapier besteht. Für die Papierherstellung
ist Wasser der wesentliche Hilfsstoff, d. h. ohne Wasser wäre
eine Papierherstellung nicht möglich. Das Wasser übernimmt
bereits in der Stoffaufbereitung den Transport der Faser- und
Füllstoffe. Es ermöglicht eine gleichmäßige Verteilung aller
dem Papierstoff zugesetzten Bestandteile und ist Vorausset
zung für die Bildung einer gleichmäßigen Papierbahn. Wasser
dient also einerseits als Transport- und andererseits als
Suspensionsmittel.
Speziell in Papierfabriken zirkuliert Wasser zwischen den
einzelnen Teilanlagen, wozu jeweils Speicher in Form von
offenen Bütten bzw. Behältern oder geschlossenen Tanks vor
handen sind. Sind Speicher leer, kommt es zu Verzögerungen im
Prozeßablauf oder auch zu Stillständen der Teilanlagen. Da
durch werden die Kreisläufe unterbrochen. Zum Aufrechterhal
ten der Produktion oder zum Vermeiden von Störungen beim
Stillstand einzelner Teilanlagen kann es notwendig sein, daß
Frischwasser in den Kreislauf eingeschleust oder Kreislauf
wasser ausgeschleust, d. h. in die Abwasserreinigung geleitet
werden muß.
Bei herkömmlichen Papiermaschinen werden die Speicherinhalte,
d. h. die Sollwerte der Füllstände, häufig noch von Hand ver
stellt. Vom Stand der Technik ist es auch bekannt, Vorsteue
rungen und Verriegelungen über ein Automatisierungssystem auf
die Füllstände wirken zu lassen.
Aufgabe der Erfindung ist es demgegenüber, den Wasserhaushalt
von Produktionsanlagen derart zu steuern, daß einerseits die
Störungen in der Produktion so gering wie möglich gehalten
werden, daß aber andererseits Frischwasser so wenig wie mög
lich benötigt werden und gleichzeitig Kreislaufwasser so ge
ring wie möglich in die Abwasserreinigung ausgeschleust wer
den müssen.
Die Aufgabe ist erfindungsgemäß bei einem Verfahren der ein
gangs genannten Art dadurch gelöst, daß die Wasserströme,
insbesondere die Wassermengenverteilung, in den Teilanlagen,
mittels Fuzzy-Logik gesteuert bzw. geregelt werden. Bei der
zugehörigen Anordnung wird mittels wenigstens eines Fuzzy-
Reglers der Wasserhaushalt der vorgelagerten Anlagenteile
einerseits, insbesondere der sogenannten Stoffaufbereitung,
und der nachgelagerten Anlagenteile andererseits, insbeson
dere der eigentlichen Papiermaschine, gesteuert.
Zur Realisierung eines Fuzzy-Systems, insbesondere zur Anwen
dung bei Papierfabriken, werden einerseits Regeln für die
einzelnen Speicher und andererseits Regeln für das Gesamt
system, bei dem der Vernetzung der Teilanlagen Rechnung ge
tragen ist, verwendet. Vorteilhafterweise dienen als Quelle
für die Aufstellung der Fuzzy-Regeln die Aktionsregeln der
Anlagenbediener, das Wissen über die Produktion durch Prozeß
analysen und das Wissen, das durch Bilanzierung und Modellie
rung der Wasserströme und der Speicherinhalte gewonnen wurde.
Für die Erstellung der Petri-Netze werden dagegen die Kennt
nisse der Systemstrukturen eingebracht.
Die Anwendung von Fuzzy-Logik für den allgemeinen Betrieb von
Produktionsanlagen ist zwar verschiedentlich schon vorge
schlagen worden. Speziell für das Steuern des Wasserhaushal
tes einer Produktionsanlage wurde Fuzzy-Optik bisher nicht
angewandt. Überraschenderweise konnte gezeigt werden, daß da
mit insbesondere bei Papierfabriken die Produktivität erheb
lich gesteigert werden kann.
Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich
aus der nachfolgenden Figurenbeschreibung eines Ausführungs
beispiels anhand der Zeichnung. Es zeigen
Fig. 1 das Fließschema der Wasserkreisläufe einer Papier
fabrik,
Fig. 2 das zugehörige Fuzzy-Set zur Beschreibung des Füll
standes einer Bütte bzw. eines Tankes im Wasserkreis
lauf gemäß Fig. 1,
Fig. 3 und Fig. 4 ein Beispiel für die Anwendung von Fuzzy-
Logik zum Steuern des Wasserstandes von zwei über ein
Ventil miteinander verbundenen Bütten und
die Fig. 5 bis 9 weitere Anwendungen von Fuzzy-Logik auf
den Wasserkreislauf gemäß Fig. 1.
Eine Papierfabrik beinhaltet üblicherweise wenigstens eine
Papiermaschine und die zugehörige Peripherie, die insbeson
dere zur Stoffaufbereitung aus Altpapier dient. Eine solche
Gesamtanlage ergibt sich in vereinfachter Form aus Fig. 1,
wobei der obere Bereich die Materialaufbereitung und der
untere Bereich die eigentliche Papiermaschine darstellt. Ver
bunden sind beide Bereiche durch Leitungen, welche die Was
serzirkulation verdeutlichen. Im einzelnen sind Behälter für
die flüssige Papiersuspension, den sogenannten (Papier-)Stoff
einerseits und für das Wasser andererseits dargestellt, die
über Ventile verbunden sind. Auf die eigentliche Papierher
stellung in Bahnen wird nicht im einzelnen eingegangen.
Zur Stoffaufbereitung im oberen Teilbereich der Produktions
anlage gehören ein sogenannter Pulper Pu31 und Bütten K31 bis
K36. Offene Bütten C1 bis C14 dienen für die Aufnahme von
Wasser.
Im Pulper Pu31 wird das Altpapier in Rückwasser gelöst, das
aus der Bütte C12 kommt. Außerdem wird Trichterwasser und
Rückwasser aus der Abwasserreinigung dazugegeben. Das Trich
terwasser ist Wasser, das im gesamten Betrieb anfällt und
faserhaltiges Wasser, welches im Reinigungsprozeß in der
Kläranlage anfällt. Nach der Stapelbütte K31 wird die flüssi
ge Papiersuspension in sogenannten Fiberizern 31 und 32 ge
reinigt.
In Fig. 1 dienen die Stapelbütten K31, K33 und K35 als Vor
rats- und Pufferbehälter. In einer Mischbütte K34 wird die
Papiersuspension aus der Bütte K33 mit Wasser aus der Abwas
serreinigung und Papierstoff aus dem Pulper C4 gemischt. Für
den Fall, daß die Papierbahn reißt, wird der Stoff ebenfalls
in den Pulper C4 eingefahren. Es erfolgt also ein Stofffluß
zwischen den einzelnen Bütten.
Die Stoffflüsse zu den Bütten K35 und K36 sind konsistenz
geregelt. Dafür wird Wasser jeweils aus der Wasserbütte C12
entnommen. Die Bütte K36 wird immer 100% vollgefahren. Dazu
wird aus der Bütte K35 ein so großer Stoffstrom zur Bütte K36
gepumpt, daß ein Überlauf zurück nach K35 gewährleistet ist.
Von der Bütte K36 geht der Stofffluß zur eigentlichen Papier
maschine im unteren Bereich der Fig. 1.
Die Papiermaschine ist in eine sogenannte Naß- und in eine
sogenannte Trockenpartie unterteilt. Zur Naßpartie gehören
der Stoffauflauf, die Siebpartie und die Pressenpartie. Zur
Trockenpartie gehören dagegen die Vor- und Nachtrockenpartie
und die Leimpresse. Vor dem Stoffauflauf wird der flüssige
Papierbrei über einen Siebwasserkreislauf auf eine Konsistenz
von 1% verdünnt. Der Stoffauflauf übernimmt die Führung der
Papiersuspension auf ein Sieb. Durch Unterteilung in Ober-
und Untersieb wird eine Mehrschichtigkeit des Endproduktes
als Papierbahn 500 erreicht. In der Siebpartie sorgen soge
nannte Foils für die Entwässerung der Faserstoffsuspension.
Das in der Siebpartie anfallende Wasser wird in der Bütte C12
gesammelt und dem Prozeß über den Pulper P31 und die Bruch
pulverbehälter C4 bis C8 wieder zugeführt.
Von der Siebpartie wird die Papierbahn 500 von sog. Pick-up-
Walzen aufgenommen und in die Pressenpartie überführt. Das
von der Siebpartie kommende und von der Pressenpartie über
nommene Papier hat einen Trockengehalt von ca. 20%. In der
Pressenpartie muß möglichst viel Wasser aus dem Papier ent
fernt werden, da bei der nachfolgenden Trockenpartie wesent
lich mehr Energie zur Entfernung der gleichen Wassermenge be
nötigt wird als zu diesem Zeitpunkt. Das Papier verläßt die
Pressenpartie mit einem Trockengehalt von 50%. Das anfal
lende Wasser geht in die Wasserbütte C12.
Einer mechanischen Wasserentfernung durch Pressen und Saugen
sind Grenzen gesetzt. Daher wird das Papier in der Trocken
partie durch Wärmezufuhr weiter entwässert, wozu die
Trocknung mit dampfbeheizten Trockenzylindern vorgenommen
wird.
Der Randabschnitt in der Trockenpartie geht immer in die so
genannten Bruchpulper der Bütten C4, C5, C6, C7 und C8, in
welche Wasser aus der Bütte C12 hinzugegeben wird. Der Stoff
aus den Bruchpulverbehältern C5 bis C8 wird zur Bütte C4 ge
pumpt und gelangt von dort nach K34.
In der Fig. 1 ist C19 eine Pufferbütte mit Überlauf. Der
Überlauf wird so bemessen, daß die Gesamtwassermenge in der
Papieranlage unter allen Umständen die gleiche bleibt. Es ist
daher möglich, daß dem Prozeß Wasser aus der Bütte C19 zuge
führt wird, so daß der Überlauf zur Abwasseraufbereitung Null
ist.
Die Konsistenz des Stoffes in der Bütte C4 soll auf jeden
Fall gleich der Konsistenz des Stoffes, der von der Bütte K33
nach K34 geht, sein. Da die Bütte C12 sowohl als Puffer für
überschüssiges Wasser als auch als Reservetank dient, soll
die Bütte C12 ein Niveau von 50% haben. Das Wasser für die
Sprüher kommt in Fig. 1 aus der Bütte C19. Wenn C19 kein
Wasser liefert, muß Frischwasser verwendet werden.
Aus Vorstehendem ist die Komplexität der bei der Papierher
stellung bezüglich des Wasserhaushaltes zu beachtenden Vor
gänge ersichtlich. Wenn die Verhältnisse Stoff/Wasser, d. h.
also die Konsistenz, konstant sind, sind auch die Frischwas
sermenge, Prozeßwassermenge, Abwassermenge und Füllstände
konstant. In diesem Fall würden sich die Wasserkreisläufe im
Gleichgewicht befinden.
Anhand Fig. 2 wird der Begriff des Büttenfüllstandes ver
deutlicht. In der Teilfig. 2a ist der zulässige Füllstand
bei einer scharfen Bewertung des Büttenniveaus und in der
Teilfig. 2b bei einer unscharfen Bewertung des Büttenniveaus
wiedergegeben. Letzteres wird nachfolgend im einzelnen erläu
tert.
Es wird eine Zugehörigkeitsfunktion µ(x) definiert, welche
den Zugehörigkeitsgrad einer jeweils unscharfen Menge aus
drückt. Die Funktion µ(x) bewertet jedes Element der Menge
mit einer reellen Zahl im Intervall zwischen 0 und 1. Der Zu
gehörigkeitswert µ(x) = 0 kennzeichnet dabei die Nichtzuge
hörigkeit und der Zugehörigkeitswert µ(x) = 1 die beste Zuge
hörigkeit eines Elementes zur Menge. Während in Fig. 2a nur
die Werte 0 und 1 erlaubt sind, verläuft in Fig. 2b µ(x)
entsprechend vorgegebener Abhängigkeit mit im wesentlichen
stetiger Änderung, so daß ein unscharfes Verhalten vorliegt.
Die unscharfe Zugehörigkeitsfunktion µ(x) drückt also inhalt
lich eine Möglichkeitsbewertung aus. Sie unterscheidet sich
damit wesentlich von der Wahrscheinlichkeitsbewertung in der
Statistik.
Mit der oben definierten Zugehörigkeitsfunktion µ(x) wird die
Unschärfe in einem Rechner darstell- und berechenbar. Spe
ziell für das Stoffmanagement kann diese Unschärfe bei der
Koordinierung der Stoffdichteänderungen und der Behälter
niveaus im Wasserkreislauf der Papiermaschine in vielfältiger
Weise genutzt werden. Dies ist insbesondere der Fall bei der
Ermittlung von Steuerhandlungen, mit denen beim Abriß der
Papierbahn flexibel der stetige Übergang von zulässigen zu
unzulässigen Niveaus in den Bütten berücksichtigt werden muß.
Dabei drückt die Unschärfe die jeweilige Güte der Bütten
niveaus als Abbild von Produktionsbedingungen aus, auf die
flexibel mit angepaßten Steueroperationen reagiert werden
kann.
Die Führung der Wasserkreisläufe, die Anzahl der Bütten und
Wasserbehälter variiert von Papierfabrik zu Papierfabrik
stark.
Anhand Fig. 3 und 4 wird der Einsatz eines Fuzzy-Kontroll-
Konzeptes am System gemäß Fig. 1 beispielhaft für zwei Büt
ten verdeutlicht. Es werden Steuerregeln vorausgesetzt, die
abhängig vom Ist-Zustand Stellgrößenänderungen aktivieren, um
so die gewünschte Zustandsänderung im System zu erreichen.
Die Steuerregeln beschreiben damit eine Zuordnungsvorschrift
zwischen dem Systemzustand und den Stellgliedhandlungen. Da
bei kann der Systemzustand durch die Regelabweichungen und
deren Trend ausgedrückt werden und die Stellgrößen entweder
als inkrementale oder absolute Veränderungen angegeben wer
den.
In Fig. 3 wird ein Fuzzy-Regler 100 beispielhaft zur Niveau
regelung der Bütten K34 und K35 mit Ventilen 134 und 135 im
Wasserkreislauf der Papiermaschine eingesetzt. Der Regler 100
soll den stoßfreien Zu- und Ablauf in diesen Bütten bei
unterschiedlichen Betriebszuständen der Papiermaschine ermög
lichen. Für jedes Ventil 134 und 135 wird aus den Abweichun
gen und dem Trend der zugehörigen Pufferfüllstandshöhen eine
Regelmenge für die notwendigen Ventilverstellungen ermittelt.
Um einer Explosion der Regelmenge entgegenzuwirken, werden
dabei Teilmengen gebildet, die sich aus getrennten Betrach
tungen des Zustandes der Papiermaschine und der vor und nach
dem Ventil angeordneten Bütten K34 und K35 ergeben. Dafür
werden die Regelabweichungen der Füllstandshöhen in jeweils
vier unscharfe Quantifizierungsstufen und zwar
positiv groß (PG)₁ positiv klein (PK), negativ klein (NK) und negativ groß (NG)
eingeteilt. Der Trend der Regelabweichungen wird in den drei Quantifizierungsstufen negativ (N), Null (0) und positiv (P) und die Stellgliedveränderung in den Mengen "Ventil öffnen" und "Ventil schließen" ausgedrückt. Durch das gleichzeitige Wirken mehrerer Regeln wird in der Defuzzyfizierungsphase zwischen den groben Fuzzyregeln interpoliert, so daß trotz des Vergröberungseffektes fein abgestufte Steueraktivitäten im Prozeß wirksam werden können.
positiv groß (PG)₁ positiv klein (PK), negativ klein (NK) und negativ groß (NG)
eingeteilt. Der Trend der Regelabweichungen wird in den drei Quantifizierungsstufen negativ (N), Null (0) und positiv (P) und die Stellgliedveränderung in den Mengen "Ventil öffnen" und "Ventil schließen" ausgedrückt. Durch das gleichzeitige Wirken mehrerer Regeln wird in der Defuzzyfizierungsphase zwischen den groben Fuzzyregeln interpoliert, so daß trotz des Vergröberungseffektes fein abgestufte Steueraktivitäten im Prozeß wirksam werden können.
Das Verschmelzen der unscharfen Steuerregeln durch das De
fuzzyfizieren verleiht dem Fuzzy-Regler 100 ein robustes
Steuerverhalten. Die zu erwartende Regelgüte ist nicht von
der Anzahl der Regeln abhängig, sondern resultiert aus den
Nachbarschaftseigenschaften des Zustandsgebietes der Regel
strecke, wie sie z. B. bei lokalen Nichtlinearitäten anzutref
fen sind.
In der Ausschnittsdarstellung der Fig. 4 und den zugehörigen
Fuzzy-Bedingungen sind die zugehörigen Füllhöhen Xist1 und
xsoll1 der Bütte K34 und Xist2 und xsoll2 der Bütte K35 defi
niert. Aus den überlagerten Abweichungen und dem zugehörigen
Trend ergibt sich mit den oben angegebenen Quantitizierungs
stufen die Verstellung des Ventils 135 durch den Fuzzy-Regler
100.
Aus der Betrachtung der Teilregelmengen für das Ventil 135
wird deutlich, daß die Regeln sowohl kooperativ als auch kon
trär wirkende Stellgliedsverstellungen auslösen können. Be
findet sich in der vorgelagerten Bütte K34 des Ventils 135 zu
viel und in der nach dem Ventil 135 angeordneten Bütte K35 zu
wenig Stoff, so werden aus beiden Regelmengen solche Regeln
aktiv, die das Öffnen des Ventils 135 fordern. Dadurch wird
der kooperative Einfluß beider Regelmengen auf das Stellglied
deutlich.
Anhand der Fig. 3 wurden die Regeln für einzelne Speicher
definiert. Daneben sind auch Regeln aufstellbar für das
Gesamtsystem, womit insbesondere der Vernetzung der Gesamt
anlage Rechnung getragen ist. Hierfür werden die Aktions
regeln der Anlagenfahrer, d. h. die eigentlichen Produktions
regeln, verwendet und weiterhin das Wissen über die Produk
tion, welches durch Prozeßanalysen ermittelbar ist. Zusätz
lich wird das Wissen, das durch Bilanzierung und Modellierung
der Stoffströme und der Speicherinhalte gewonnen wird, in die
Gesamt regeln eingebracht.
In Fig. 5 ist ein Fuzzy-Regler 200 vorhanden, dessen Ausgän
ge direkt auf die Regelventile der Bütten einwirkt, bei
spielsweise auf das Ventil 135 zwischen den Bütten K34 und
35. Der Bütte K35 ist ein LIC-Regelkreis für den Füllstand
zugeordnet. Dem Fuzzy-Regler 200 sind Fuzzy-Sets 210 und 220
zugeordnet, von denen das eine Set für die vorgelagerten
Anlagenteile, d. h. die Stoffaufbereitung, zuständig ist, und
das andere für die nachgeschalteten Anlagenteile, d. h. die
Papiermaschine, zuständig ist.
Eine Variante zu Fig. 5 ist in Fig. 6 dargestellt. Hier
wirkt ein Fuzzy-Regler 300 über LIC-Regelkreise auf die Ven
tile 134 und 135 der Bütten 34 und 35. Der Wasserfüllstand
der Bütten 34 und 35 wird über Sensoren auf den Regler 300
als Eingangssignale zurückgekoppelt.
Bei einer Struktur gemäß Fig. 6 ist es möglich, über die
Fuzzy-Logik die Reglerstrukturen entsprechend dem jeweiligen
Bedarf umzuschalten. Beispielsweise in Fig. 7 wird der
Fuzzy-Regler 300 gemäß Fig. 6 dazu verwendet, eine soge
nannte "ziehende" Regelung für den Wasserhaushalt zu reali
sieren. Dabei werden die aus der letzten Bütte anfallenden
Wassermengen erfaßt. Alternativ dazu ist es auch möglich,
mittels des Fuzzy-Reglers 300 eine "schiebende" Regelung des
Wasserhaushaltes zu realisieren. Letzteres wird anhand Fig.
8 verdeutlicht, wobei jeweils die in die erste Bütte einge
brachte Wassermenge erfaßt wird.
Das zugehörige Fuzzy-Set ergibt sich aus der Fig. 9. Deut
lich wird der Bereich der positiven bzw. negativen Wasser
beaufschlagung, wobei in der Mitte ein Bereich zur Steuerung
der Nullage vorhanden ist. Dieser Bereich wird als tote Zone
bezeichnet.
Wesentlich ist bei den vorstehend beschriebenen Beispielen,
daß die als Varianten dargestellten Ausführungsformen mitein
ander kombinierbar sind. Es ist so ein durchgängiges System
zur Niveauregelung aller in einer Papierfabrik für den Was
serkreislauf untereinander verkoppelten Behältern geschaffen.
Claims (8)
1. Verfahren zum Steuern und/oder Regeln des Wasserhaushaltes
einer Produktionsanlage, die aus einer Vielzahl von Teilanla
gen besteht, bei der wäßrige Stoffströme zwischen den Teilan
lagen zirkulieren, insbesondere zum Steuern des Wasserhaus
haltes einer Papierfabrik mit Wasser als einem wesentlichen
Stoffstrom, wobei für die Stoff- bzw. Wasserströme in den
Teilanlagen offene Behälter oder geschlossene Tanks vorhanden
sind, die miteinander verbunden sind, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Wasserströme,
insbesondere die Wassermengenverteilung in den Teilanlagen,
mittels Fuzzy-Logik gesteuert bzw. geregelt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß zur Anwendung von Fuzzy-Logik Regeln
für die einzelnen Teilanlagen aus den miteinander verbundenen
offenen Behältern und geschlossenen Tanks verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß zur Anwendung von Fuzzy-Logik Regeln
für das Gesamtsystem, bei dem der Vernetzung der Teilanlagen
Rechnung getragen ist, verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 2 und/oder Anspruch 3, da
durch gekennzeichnet, daß als Quelle
für die Aufstellung der Fuzzy-Regeln
- - die Aktionsregeln der Anlagenbediener,
- - das Wissen über die Produktion durch Prozeßanalysen und
- - das Wissen, das durch Bilanzierung und Modellierung der Wasserströme und der Speicherinhalte gewonnen wurde, verwendet wird.
5. Anordnung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1
oder einem der Ansprüche 2 bis 4 zur Anwendung bei einer
Papierfabrik, dadurch ge
kennzeichnet, daß mittels wenigstens eines
Fuzzy-Reglers (100, 200, 300) der Wasserhaushalt der vorge
lagerten Anlagenteile einerseits, insbesondere der sogenann
ten Stoffaufbereitung, und der nachgelagerten Anlagenteile
andererseits, insbesondere der eigentlichen Papiermaschine,
gesteuert wird.
6. Anordnung nach Anspruch 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß mittels des Fuzzy-Reglers
(200) die Reglerstrukturen umschaltbar sind.
7. Anordnung nach Anspruch 6, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Wasserniveauregelung zie
hend realisiert ist.
8. Anordnung nach Anspruch 6, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Wasserniveauregelung
schiebend realisiert ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944420813 DE4420813A1 (de) | 1994-06-16 | 1994-06-16 | Verfahren und Anordnung zum Steuern und/oder Regeln des Wasserhaushaltes einer Produktionsanlage |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944420813 DE4420813A1 (de) | 1994-06-16 | 1994-06-16 | Verfahren und Anordnung zum Steuern und/oder Regeln des Wasserhaushaltes einer Produktionsanlage |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4420813A1 true DE4420813A1 (de) | 1995-12-21 |
Family
ID=6520589
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19944420813 Withdrawn DE4420813A1 (de) | 1994-06-16 | 1994-06-16 | Verfahren und Anordnung zum Steuern und/oder Regeln des Wasserhaushaltes einer Produktionsanlage |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4420813A1 (de) |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE2750507A1 (de) * | 1977-10-20 | 1979-04-26 | Escher Wyss Gmbh | Verfahren zur messung der durchflussmenge der stofffluessigkeit pro zeiteinheit in einer papiermaschine sowie vorrichtung zur ausfuehrung des verfahrens |
-
1994
- 1994-06-16 DE DE19944420813 patent/DE4420813A1/de not_active Withdrawn
Patent Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE2750507A1 (de) * | 1977-10-20 | 1979-04-26 | Escher Wyss Gmbh | Verfahren zur messung der durchflussmenge der stofffluessigkeit pro zeiteinheit in einer papiermaschine sowie vorrichtung zur ausfuehrung des verfahrens |
Non-Patent Citations (2)
Title |
---|
LIPP, Hans-Peter: Mehr Flexibilität durch Un- schärfe. In: TR Technische Rundschau, H.24, 1993, S.28-33 * |
LIPP, Hans-Peter: Mit unscharfen Methoden Pro- duktionsprozesse steuern. In: TR Technische Rundschau, H.8, 1993, S.42-45 * |
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
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