DE4418678A1 - Bioabbaubare, thermoplastisch verformbare Materialien aus Stärkeestern - Google Patents
Bioabbaubare, thermoplastisch verformbare Materialien aus StärkeesternInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf thermoplastisch verformbare
Materialien in Form von Granulaten, Schuppen, Formkörpern,
Extrudaten bestehend im wesentlichen aus Stärkeestern und
weiteren biologisch verträglichen Zusätzen.
Ester nativer Stärken sind seit langem bekannt, wobei vorrangig
niedrigsubstituierte Ester vor allem der Essigsäure praktische
Bedeutung erlangt haben.
Anwendungsfelder sind besonders Nahrungsmittel-, Verpackungs- und
Papierindustrie. Für höhersubstituierte Ester, deren
Verwendungszweck vorrangig thermoplastischer Art sein sollte,
sind ebenfalls Herstellungsmöglichkeiten bekannt. Sie erlangten
jedoch nie die praktische Bedeutung wie entsprechende
Celluloseester.
Ursache hierfür sind ein höherer Schmelzbereich, geringe
Festigkeit sowie Brüchigkeit der Produkte. Mit größer werdenden
Umweltproblemen in neuerer Zeit wird Stärke und ihren Derivaten
auch für thermoplastische Anwendungen mehr Interesse
entgegengebracht. Das entspricht dem verbreiteten Bestreben,
das Potential der nachwachsenden Rohstoffe für den
Kunststoffsektor nutzbar zu machen. Verwendung fanden bisher
Produkte aus reiner Stärke, aber auch Mischungen mit
herkömmlichen Polymeren, wie z. B. Polyethylen (u. a.
WO 9015843) oder Ethylenvinylalkoholcopolymere (EP 0400531,
EP 0400532, WO 9102023).
Beide Varianten sind aber für den angegebenen Verwendungszweck
mit entscheidenden Nachteilen behaftet. Artikel aus reiner
Stärke haben eine sehr begrenzte Haltbarkeit und sind äußerst
feuchtigkeitsempfindlich. Bei Blends mit herkömmlichen
Polymeren ist die biologische Abbaubarkeit, zumindest
teilweise, in Frage gestellt.
Unter den genannten Aspekten wird auch zunehmend der Einsatz
derivatisierter Stärke, insbesondere der Stärkeester mit
höheren Substitutionsgraden, für thermoplastische
Verwendungszwecke wieder interessanter. Dabei sollte beachtet
werden, daß die zur Derivatisierung eingesetzten
thermoplastisch verarbeitbarer Mischungen für alle bekannten
Verarbeitungsverfahren verfügbar sind, wenn als
Mischungsbestandteil Polyalkylenglykole mit Molmassen von 200
bis 2000 g/mol enthalten sind.
Die Aufgabe der Erfindung ist es, die Merkmale der Erfindung
der Hauptpatentanmeldung P 43 26 118.3 hinsichtlich einer
weiter erhöhten Schmelzestabilisierung und über weiter
verbesserte biologische Abbaubarkeit vorteilhaft auszuge
gestalten. Erfindungsgemäß bestehen die Modifikationen aus
Blends von Stärkeestern, vorwiegend Stärkeacetat, mit einem
Substitutionsgrad < 3, vorzugsweise von 1,8 bis 2,6 und
Polyalkylenglykolen (PAG) mit einer Molmasse von 200 bis
2000 g/mol vorzugsweise von 200 bis 600 g/mol unter Zusatz
von aliphatischen gesättigten oder ungesättigten Dicarbon
säuren und/oder Oxydicarbonsäuren und/oder Oxytricarbonsäuren
mit 2 bis 10 C-Atomen. Die Säuren sind in einem Mischungsver
hältnis Blend/Säure 100 zu 1 bis 1000 zu 1 enthalten.
Bevorzugte Mischungsverhältnisse sind 100 zu 1 bis 300 zu 1.
Als bevorzugte Dicarbonsäuren sind Oxalsäure, Malonsäure und
Bernsteinsäure, als bevorzugte ungesättigte Dicarbonsäuren
sind Fumarsäure und Maleinsäure, als eine bevorzugte
Oxytricarbonsäure ist Citronensäure und als bevorzugte
Oxydicarbonsäuren sind Äpfelsäure und Weinsäure vorteilhaft.
Als Polyalkylenglykol werden vorwiegend Polyethylenglykol und
Polypropylenglykol sowie Copolymere des Ethylenoxids und
Propylenoxids mit beliebiger Zusammensetzung verwendet.
Auf diesem Wege lassen sich thermoplastisch verarbeitbare
Mischungen für alle bekannten Verarbeitungsverfahren erzeugen,
beispielsweise für Schmelzextrusion, Spritzguß, Tiefziehen.
Dabei kann bei deutlich abgesenkten Verarbeitungstemperaturen
und erhöhtem Schmelzindex gearbeitet werden, so daß eine
thermische Schädigung auch in Ansätzen vermeidbar ist.
Besonders wird die Schmelzestabilisierung gegenüber der
Hauptpatentanmeldung verbessert. Auch die biologische
Abbaubarkeit wird durch den beanspruchten Zusatz mehrbasiger
Carbonsäuren weiter erhöht.
Reaktionspartner die biologische Abbaubarkeit der Endprodukte
nicht wesentlich beeinträchtigen oder völlig verhindern dürfen.
Gleiches gilt für Weichmacher, Hilfsstoffe u. ä.
Unter diesen Aspekten ist der Einsatz von Stärkeestern von
Vorteil. Trotz vielfältig bekannter Varianten zur Herstellung
von Stärkeacetaten mit höheren Substitutionsgraden, die sich
auch ökonomisch günstig gestalten lassen, fehlen bisher
Möglichkeiten, solche Stärkeacetate kostengünstig in qualitativ
befriedigende Thermoplaste umzuwandeln. Es ist bekannt, daß
Stärkeester mit Substitutionsgraden < 3 ausgesprochen mühsam
und mit unbefriedigendem Erfolg thermoplastisch verarbeitbar
sind. Mit anderen Worten: Die in Frage kommenden Materialien
ergeben nur schlecht fließende Schmelzen und müssen daher so
hoch erhitzt werden, daß eine thermische Schädigung nicht
vermieden werden kann. Die resultierenden Formkörper sind mehr
oder weniger verfärbt und weisen eine hohe Sprödigkeit auf. Das
gilt in besonderem Maße dann, wenn die verwendete Stärke
nennenswerte Konzentrationen an Amylopektin enthält. Um solche
Stärkeester thermoplastisch verarbeitbar zu machen werden diese
mit geeigneten Weichmachern plastifiziert. Geeignete
Weichmacher, die auch biologisch abbaubar sind, sind z. B.
Zitronensäureester, Glycerinacetat und Milchsäureester
(DE 41 14 185). Mit solchen Zusätzen wird das grundsätzliche
Problem der nicht ausreichenden thermoplastischen
Verarbeitbarkeit, d. h. die ungenügende thermische Stabilität
sowie die relativ großen Probleme der mangelhaften
Fließeigenschaften bei der Herstellung von thermoplastisch
geformten Körpern während der Spritzgußverarbeitung, beim
Schmelzspinnen, Strangpressen oder bei der Folienherstellung
nicht dauerhaft gelöst. Es ist bekannt, daß auf diese Weise
hergestellte Produkte relativ schnell wieder verspröden.
Nach der Hauptpatentanmeldung 43 26 118 ist es gelungen,
Stärkeester mit einem Substitutionsgrad kleiner als 3, vor
zugsweise von 1,8 bis 2,6 so zu modifizieren, daß bei deutlich
abgesenkten Verarbeitungstemperaturen und erhöhtem Schmelz
index unter Vermeidung von thermischen Schädigungen bei der
Verarbeitung sowie der Versprödung bei der Anwendung.
Die entstehenden Produkte sind formstabil und sehr maßgenau
und weit weniger feuchtigkeitsempfindlich als Produkte aus
reiner Stärke und dabei noch vollständig biologisch abbaubar.
Ein besonderer Vorteil der genannten Verfahrensweise ist es,
daß auch native Stärken mit relativ hohen Amylopektinanteilen
verarbeitet werden können.
Ein weiterer besonderer Vorteil liegt darin begründet, daß der
Zusatz von Polyalkylenglykolen und der mehrbasigen
Carbonsäuren die Einarbeitung und die homogene Verteilung von
Hilfsstoffen wie Pigmenten, Stabilisatoren, Weichmachern,
Flammfestmachern, Gleitmitteln und Duftstoffen in die
Stärkeester wesentlich erleichtert und befördert. Im Gegensatz
zu dem Verhalten der nicht mit Polyalkylenglykolen versetzten
Stärkeester behalten die genannten Hilfsstoffe ihre homogene
Verteilung über unbegrenzte Zeiträume bei. Die mechanischen
Kennwerte der Blends zeigen keinen Abfall bei längerer
Lagerung. Die im folgenden angegebenen Beispiele belegen die
Einfachheit der Herstellung der erfindungsgemäßen Werkstoffe.
Weiterhin wird belegt, daß die Verarbeitungseigenschaften in
weiten Bereichen variiert und sowohl amylosereiche
Spezialstärken wie auch gewöhnliche natürliche Stärken
eingesetzt werden können.
Die im folgenden angegebenen Beispiele belegen die Wirkung der
erfindungsgemäßen Zusätze. Dazu wurde folgende Grundmischung
hergestellt:
Jeweils 1000 g eines Stärkeacetates (DS = 2,3) wurden in einem Mischer mit 200 g Polyethylenglykol (M = 400) und dem jeweiligen Zusatz vorgemischt und anschließend mit Hilfe eines Zwischenextruders granuliert. Am Extruder waren folgende Temperaturen eingestellt:
Jeweils 1000 g eines Stärkeacetates (DS = 2,3) wurden in einem Mischer mit 200 g Polyethylenglykol (M = 400) und dem jeweiligen Zusatz vorgemischt und anschließend mit Hilfe eines Zwischenextruders granuliert. Am Extruder waren folgende Temperaturen eingestellt:
Einstellung der Temperaturen am Extruder | |
Temperaturzone 1|140°C | |
Temperaturzone 2 | 150°C |
Temperaturzone 3 | 160°C |
Temperaturzone 4 | 160°C |
Temperaturzone 5 | 145°C |
Die jeweiligen Zusätze sind folgender Tabelle zu entnehmen:
Die anfallenden Granulate wurden zu Iso-Stäbchen (80 mm ×
10 mm × 4 mm) bzw. zu Preßplatten (10 cm × 10 cm × 0,1 cm)
verarbeitet. Beispiel 3 ließ sich nicht zu Granulat 20
verarbeiten und konnte für die weiteren Untersuchungen
folglich nicht verwendet werden. Anhand der Preßplatten wurde
der Farbort der Compounds bestimmt. Der Farbort wurde nach
DIN 5033 bestimmt. Die Angabe der Werte erfolgt in CIELAB-
Koordinaten.
Deutlich ist zu erkennen, daß die erfindungsgemäßen Zusätze
die Helligkeit erhöhen und die Eigenfärbung der Produkte
deutlich verringern. Die hergestellten Granulate sind hell und
klar mit einem gelblichen Schimmer, während die Vergleichs
muster eine sehr starke Braunfärbung aufweisen. Eine Auf
listung charakteristischer mechanischer Kennwerte (Tab. 4)
zeigt, daß die erfindungsgemäßen Zusätze keine wesentlichen
Änderungen bewirken.
Das Beispiel 6a entspricht dem Beispiel 6, die Iso-Stäbe
wurden jedoch 6 Monate bei Raumtemperatur gelagert.
Dieses Beispiel veranschaulicht, daß die Gebrauchswert
eigenschaften sich bei Zusatz der angegebenen Mengen auch bei
längerer Lagerung nicht verschlechtern. Die zwischen den
einzelnen Beispielen erkennbaren Differenzen können bei
bestimmten Anwendungsfällen als zusätzlicher Vorteil genutzt
werden, wie beispielsweise die deutliche Erhöhung des E-Moduls
bei Beispiel 7 und 8 gegenüber der Ausgangsmischung in
Beispiel 1.
An den Compounds der Beispiele 2 bis 8 konnten mit Hilfe einer
Schmelzspinnvorrichtung Monofilamente mit einer für eine
Weiterverarbeitung ausreichenden Qualität hergestellt werden.
Die Wirkung der erfindungsgemäßen Zusätze auf den biologischen
Abbau wurden geprüft, indem die oben beschriebenen Iso-Stäbe
in eine industrielle Kompostieranlage gegeben wurden.
Die Verrottung des Materials in dieser Kompostieranlage
erfolgte in 2 Stufen:
- 1. Intensivrotte 2 Wochen, Container, 70°C,
- 2. Nachrotte 20 Wochen, Miete, ohne Temperatur führung.
Die Ergebnisse der Rotteversuche sind in folgender Tabelle
zusammengefaßt:
Eine deutliche Verbesserung der Verrottbarkeit der Compounds
mit erfindungsgemäßem Zusatz gegenüber dem Vergleich (Bsp. 1)
ist erkennbar.
Claims (10)
1. Bioabbaubare thermoplastisch verformbare Materialien
aus Blends von Stärkeestern auf der Basis von Stärke mit einem
Amylopektingehalt von 20 bis 80 Masse-%, sowie mit einem
Substitutionsgrad < 3 mit Polyalkylenglykolen oder Gemischen
verschiedener Polyalkylenglykole mit Molmassen von 200 bis
2000 g/mol in einem Mischungsverhältnis Stärkeester/Poly
alkylenglykol von 10 zu 1 bis 10 zu 5 Masseteilen nach
Patentanmeldung P 43 26 118.3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Blends eine aliphatische gesättigte oder ungesättigte
Dicarbonsäure und/oder eine Oxydicarbonsäure und/oder eine
Oxytricarbonsäure mit 2 bis 10 C-Atomen in einem Mischungs
verhältnis Blend/Säure 100 zu 1 bis 1000 zu 1 enthalten.
2. Bioabbaubare thermoplastisch verformbare Materialien nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Stärkeester
compounds aliphatische gesättigte oder ungesättigte α-,
ω-Dicarbonsäuren mit 2 bis 10 C-Atomen enthalten.
3. Bioabbaubare thermoplastisch verformbare Materialien nach
Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß Oxalsäure,
Malonsäure, Bernsteinsäure, Glutarsäure und/oder Adipinsäure
enthalten sind.
4. Bioabbaubare thermoplastisch verformbare Materialien nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Stärkeester
compounds aliphatische Oxydicarbonsäuren mit 2 bis 10 C-Atomen
und 1 bis 2 OH-Gruppen im Molekül enthalten.
5. Bioabbaubare thermoplastisch verformbare Materialien nach
Anspruch 1 und 4, dadurch gekennzeichnet, daß Äpfelsäure
und/oder Weinsäure enthalten sind.
6. Bioabbaubare thermoplastisch verformbare Materialien nach
Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß Maleinsäure
und/oder Fumarsäure enthalten sind.
7. Bioabbaubare thermoplastisch verformbare Materialien nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Stärkeester
compounds aliphatische Oxytricarbonsäuren mit 2 bis
10 C-Atomen und 1 bis 2 OH-Grupen im Molekül enthalten
sind.
8. Bioabbaubare thermoplastisch verformbare Materialien nach
Anspruch 1 und 7, dadurch gekennzeichnet, daß Citronensäure
enthalten ist.
9. Bioabbaubare thermoplastisch verformbare Materialien nach
Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicarbon
säure, Oxycarbonsäure und/oder Oxytricarbonsäure in einem
Mischungsverhältnis Blend/Säure 100 zu 1 bis 300 zu 1
enthalten ist.
10. Bioabbaubare thermoplastisch verformbare Materialien nach
Anspruch 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß nach der
Einarbeitung der Carbonsäuren die Säurezahl der fertigen
Compounds zwischen 10 und 25 mg KOH/g liegt.
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