DE4409671C1 - Verwendung von 2-Methylamino-2-phenylcyclohexanon zur Behandlung von Bakterien-, Pilz-, Virus-, oder Protozoeninfektionen und zur Immunmodulation - Google Patents
Verwendung von 2-Methylamino-2-phenylcyclohexanon zur Behandlung von Bakterien-, Pilz-, Virus-, oder Protozoeninfektionen und zur ImmunmodulationInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von 2-Methylamino-
2-phenylcyclohexanon zur Behandlung von Bakterien-,
Pilz-, Virus- oder Protozoen-Infektionen und zur Immunmo
dulation.
Bei der Behandlung von Infektionen werden in der heutigen
Medizin eine große Zahl pharmazeutischer Wirkstoffe ver
wendet. Diese Infektionen gehen häufig mit Beeinträchti
gungen des Immunsystems einher und werden auf der anderen
Seite durch ein geschwächtes Immunsystem begünstigt.
Für das Gebiet der Bakterien- und Pilzinfektionen stehen
eine Reihe sogenannter Breitbandtherapeutika zur Verfü
gung, welche gegen eine Vielzahl von unterschiedlichen
Bakterienstämmen oder Pilzkulturen wirksam sind.
Im Bereich der Virusinfektionen sind dagegen nur wenige
Wirkstoffe bekannt, die ihrerseits nur spezifisch gegen
ganz bestimmte Virusstämme wirksam sind.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den durch Protozoen
hervorgerufenen Infektionen. Auch hier stehen nur spezi
fisch wirksame Therapeutika zur Verfügung, welche jeweils
auf einen ganz bestimmten Erregertyp ansprechen.
Da Infektionserkrankungen häufig mit einem beschleunigten
Verlauf der Erkrankung einhergehen, da die Vermehrung der
Erreger in exponentiellem Maße erfolgt, ist es wünschens
wert, Therapeutika zur Verfügung zu haben, welche auf
grund ihrer breiten Wirkung als Mittel der Wahl für die
Erstmedikation verwendet werden können.
Diese Forderung ist zur Zeit nur auf dem Gebiet der bak
teriellen und Pilzinfektionen in einem hinreichenden Um
fang gewährleistet. Auf dem Gebiet der viralen und Pro
tozoen-Infektion gibt es dagegen solche Breitbandthera
peutika bis heute nicht.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen
Wirkstoff zur Verfügung zu stellen, welcher zur Behand
lung einer großen Zahl von durch verschiedene Bakterien,
Pilze, Viren oder Protozoen hervorgerufenen Infektionen
und zur Immunmodulation geeignet ist. Dieser Wirkstoff
soll durch eine geringe Toxizität, gute Verträglichkeit
und hohe therapeutische Breite gekennzeichnet sein.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Verwendung
von 2-Methylamino-2-phenylcyclohexanon oder dessen phy
siologisch verträglicher Salze zur Behandlung von Bakte
rien-, Pilz-, Virus- oder Protozoen-Infektionen und zur
Immunmodulation gelöst.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß 2-Methylamino-2-
phenylcyclohexanon bei einer großen Anzahl bakterieller,
fungischer, viraler und protozoaler Erkrankungen und zur
Immunmodulation wirksam ist.
2-Methylamino-2-phenylcyclohexanon (MPCH) ist aus der
U.S.-PS 3,254,124 bekannt. Darin wird MPCH als Verbindung
mit kataleptischer Aktivität beschrieben. Bisher wird
MPCH als Arzneimittel nicht verwendet.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß MPCH gegen eine
Reihe unterschiedlicher Herpesviren wirkt. Es konnte
gezeigt werden, daß MPCH sowohl gegen Herpes labialis,
Herpes genitalis, Herpes zoster und Herpes simplex wirk
sam ist. Weiterhin konnte die Wirksamkeit gegen Zytomega
lie-Viren (CMV) und gegen HIV-Viren nachgewiesen werden.
Insbesondere bei der Behandlung der HIV-Infektion hat
sich überraschenderweise gezeigt, daß die mit der HIV-In
fektion einhergehenden opportunistischen Infektionen im
hohen Maße gleichfalls zurückgedrängt werden. Es ist be
kannt, daß HIV infizierte Personen häufig an Angina Plaut
vinccentii, Candidiasis, Zytomegalie, Pneumocystien und
diversen Herpes-Infektionen leiden. Diese Begleitinfek
tionen ließen sich durch die Behandlung mit MPCH gleich
falls zurückdrängen, so daß der Zustand des HIV infizier
ten Patienten in dramatischer Weise gebessert werden
konnte.
Übliche physiologisch verträgliche anorganische und or
ganische Säuren sind beispielsweise Salzsäure, Bromwas
serstoffsäure, Phosphorsäure, Schwefelsäure, Oxalsäure,
Maleinsäure, Fumarsäure, Milchsäure, Weinsäure, Äpfel
säure, Citronensäure, Salicylsäure, Adipinsäure und Ben
zoesäure. Weitere verwendbare Säuren sind beispielsweise
in Fortschritte der Arzneimittelforschung, Bd. 10, Seiten
224-225, Birkhäuser Verlag, Basel und Stuttgart, 1966,
und Journal of Pharmaceutical Sciences, Bd. 66, Seiten
1-5 (1977) beschrieben.
Die Säureadditionssalze werden in der Regel in an sich
bekannter Weise durch Mischen der freien Base oder deren
Lösungen mit der entsprechenden Säure oder deren Lösungen
in einem organischen Lösungsmittel, beispielsweise einem
niederen Alkohol wie Methanol, Ethanol, n-Propanol oder
Isopropanol oder einem niederen Keton wie Aceton, Methyl
ethylketon oder Methyl-isobutylketon oder einem Ether wie
Diethylether, Tetrahydrofuran oder Dioxan, erhalten. Zur
besseren Kristallabscheidung können auch Mischungen der
genannten Lösungsmittel verwendet werden. Darüber hinaus
können physiologisch verträgliche wäßrige Lösungen von
Säureadditionssalzen von MPCH in einer wäßrigen Säurelö
sung hergestellt werden.
Die Säureadditionssalze von MPCH können in an sich be
kannter Weise, z. B. mit Alkalien oder Ionenaustauschern,
in die freie Base überführt werden. Von der freien Base
lassen sich durch Umsetzung mit anorganischen oder orga
nischen Säuren, insbesondere solchen, die zur Bildung von
therapeutisch verwendbaren Salzen geeignet sind, weitere
Salze gewinnen. Diese oder auch andere Salze der neuen
Verbindung, wie z. B. das Pikrat, können auch zur Reini
gung der freien Base dienen, indem man die freie Base in
ein Salz überführt, dieses abtrennt und aus dem Salz wie
derum die Base freisetzt.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind auch Arznei
mittel zur oralen, rektalen, subcutanen, intravenösen
oder intramuskulären Applikation, die neben üblichen Trä
ger- und Verdünnungsmitteln MPCH oder dessen Säureadditi
onssalz als Wirkstoff enthalten.
Die Arzneimittel der Erfindung werden mit den üblichen
festen oder flüssigen Trägerstoffen oder Verdünnungsmit
teln und den üblicherweise verwendeten pharmazeutisch-
technischen Hilfsstoffen entsprechend der gewünschten
Applikationsart mit einer geeigneten Dosierung in bekann
ter Weise hergestellt. Die bevorzugten Zubereitungen be
stehen in einer Darreichungsform, die zur oralen Appli
kation geeignet ist. Solche Darreichungsformen sind bei
spielsweise Tabletten, Filmtabletten, Dragees, Kapseln,
Pillen, Pulver, Lösungen oder Suspensionen oder Depotfor
men.
Selbstverständlich kommen auch parenterale Zubereitungen
wie Injektionslösungen in Betracht. Weiterhin seien als
Zubereitungen beispielsweise auch Suppositorien genannt.
Entsprechende Tabletten können beispielsweise durch Mi
schen des Wirkstoffs mit bekannten Hilfsstoffen, bei
spielsweise inerten Verdünnungsmitteln wie Dextrose, Zuc
ker, Sorbit, Mannit, Polyvinylpyrrolidon, Sprengmitteln
wie Maisstärke oder Alginsäure, Bindemitteln wie Stärke
oder Gelatine, Gleitmitteln wie Magnesiumstearat oder
Talk und/oder Mitteln zur Erzielung eines Depoteffektes
wie Carboxylpolymethylen, Carboxylmethylcellulose, Cel
luloseacetatphthalat oder Polyvinylacetat, erhalten wer
den. Die Tabletten können auch aus mehreren Schichten be
stehen.
Entsprechend können Dragees durch Überziehen von analog
den Tabletten hergestellten Kernen mit üblicherweise in
Drageeüberzügen verwendeten Mitteln, beispielsweise Po
lyvinylpyrrolidon oder Schellack, Gummiarabicum, Talk,
Titandioxid oder Zucker, hergestellt werden. Dabei kann
auch die Drageehülle aus mehreren Schichten bestehen, wo
bei die oben bei den Tabletten erwähnten Hilfsstoffe ver
wendet werden können.
Lösungen oder Suspensionen mit dem erfindungsgemäßen
Wirkstoff können zusätzlich geschmacksverbessernde Mittel
wie Saccharin, Cyclamat oder Zucker sowie z. B. Aroma
stoffe wie Vanillin oder Orangenextrakt enthalten. Sie
können außerdem Suspendierhilfsstoffe wie Natriumcarboxy
methylcellulose oder Konservierungsstoffe wie p-Hydroxy
benzoate enthalten. Wirkstoffe enthaltende Kapseln können
beispielsweise hergestellt werden, indem man den Wirk
stoff mit einem inerten Träger wie Milchzucker oder Sor
bit mischt und in Gelatinekapseln einkapselt.
Geeignete Suppositorien lassen sich beispielsweise durch
Vermischen mit dafür vorgesehenen Trägermitteln wie Neu
tralfetten oder Polyäthylenglykol bzw. deren Derivaten
herstellen.
Folgende Beispiele erläutern die Erfindung:
Stufe 1
Zu einer Lösung von 14 g (80 mmol) Cyclopentylketon in
200 ml wasserfreiem Ether werden unter Rühren 14 g (196
mmol) Brom getropft. Danach wird die Lösung 30 Minuten
unter Rückfluß erhitzt. Das Lösemittel wird unter vermin
dertem Druck entfernt, das verbleibende gelbe Öl in 20 ml
Petrolether gelöst und zur Kristallisation gebracht.
Ausbeute:
14 g (69% d. Th.) 1-Benzoyl-1-Bromcyclopentan
Fp.: 28-30°C
Ausbeute:
14 g (69% d. Th.) 1-Benzoyl-1-Bromcyclopentan
Fp.: 28-30°C
Stufe 2
12 g (47 mmol) 1-Benzoyl-1-Bromcyclopentan werden bei
-20°C mit 30 ml flüssigem Methylamin versetzt. Man läßt
das Reaktionsgemisch innerhalb einer Stunde auf Raumtem
peratur erwärmen. Nach Zusatz von 50 ml Ether wird das
gebildete Salz abgesaugt, das Lösemittel unter verminder
tem Druck und die verbleibenden Kristalle getrocknet.
Ausbeute:
2,95 g (31% d. Th.) 1-Hydroxycyclopentylphenylketon-N- methylimin
Fp.: 72-74°C
Ausbeute:
2,95 g (31% d. Th.) 1-Hydroxycyclopentylphenylketon-N- methylimin
Fp.: 72-74°C
Stufe 3
2,95 g (14,5 mmol) 1-Hydroxycyclopentylphenylketon-N-
methylimin wird in 30 ml Dekalin gelöst und 2 Stunden
lang unter Rückfluß erhitzt. Nach dem Abkühlen wird das
Reaktionsgemisch mit einem geringen molaren Überschuß an
HCl-Gas gesättigtem 2-Propanol versetzt. Die Produkte wer
den abgesaugt und aus 2-Propanol/Ether umkristallisiert.
Ausbeute:
3,3 g der Titelverbindung
Fp.: 255-257°C
Ausbeute:
3,3 g der Titelverbindung
Fp.: 255-257°C
Ein Patient mit einer CT-gesicherten multifokalen cere
bralen Toxoplasmose in einem schlechten Allgemeinzustand
wurde wie folgt mit MPCH behandelt:
acht Wochen lang 2 mal wöchentlich mit jeweils 2 mg MPCH,
danach vier Wochen lang keine Medikation und abschließend
zwei Wochen lang 2 mal wöchentlich mit jeweils 2 mg MPCH.
Der Allgemeinzustand des Patienten verbesserte sich be
reits deutlich nach einem Monat. In Fig. 1a, 1b und Fig.
2a, 2b sind Kontrollaufnahmen des Cerebrums des Patienten
mittels CT dargestellt, die den starken Rückgang von
Toxoplasmoseherden nach der MPCH-Behandlung zeigen. Fig.
1a und Fig. 2a zeigen CT-Aufnahmen verschiedener Ebenen
des Kopfes des Patienten vor der MPCH-Behandlung. In Fig.
1a und Fig. 2a sind jeweils im vorderen Drittel der
linken Gehirnhälfte Toxoplasmoseherde erkennbar. Fig. 1b
und Fig. 2b zeigen CT-Aufnahmen der entsprechenden
Bereiche nach einer MPCH-Behandlung. Es ist eine
deutliche bis vollkommene Rückbildung der
Toxoplasmoseherde zu erkennen.
Ein Patient mit Fieber und schlechtem Allgemeinzustand
und einer generalisierten Lymphknotenschwellung sowie ei
ner CMV-Konjunktivitis (Serumtest) wurde am ersten, drit
ten, vierten und fünften Tag mit jeweils 2 mg MPCH behan
delt. Am dritten Tag war der Patient fieberfrei, am vier
ten Tag waren die Lymphknotenschwellungen fast vollstän
dig verschwunden, die Konjunktivitis am sechsten Tag bei
gutem Allgemeinzustand.
Es wurden verschiedene Patientengruppen mit Herpes labia
lis-, Herpes genitalis-, Herpes zoster- und Herpes sim
plex-Erkrankungen mit MPCH-Gaben behandelt. Die Patienten
wurden jeweils 4-5 Tage lang mit jeweils 2 mg MPCH medi
kamentiert. Am Ende des Behandlungszeitraums waren die
Erkrankungen in statistisch signifikanter Weise geheilt
(vgl. Fig. 3).
Ein seit über 10 Jahren HIV positiver Patient mit einer
unspezifischen Mykoplasmeninfektion und Perimyokarditis
in schlechtem Allgemeinzustand mit Neuropathien, wurde
sechs Wochen lang 2 mal wöchentlich mit jeweils 2 mg MPCH
behandelt. Dabei verbesserte sich der Allgemeinzustand
deutlich, der Patient zeigte Gewichtszunahme und keine
weiteren Infektionen.
Nach neun Monaten trat ein erneuter infektiöser Schub mit
Angina Plaut vinccentii, Candidiasis, Zytomegalie sowie
Herpes labialis auf. Der Patient wurde erneut sechs
Wochen lang mit 2 mal wöchentlich 2 mg MPCH behandelt. Er
erholte sich völlig von allen Infekten innerhalb des
Behandlungszeitraumes.
Claims (3)
1. Verwendung von 2-Methylamino-2-phenylcyclohexanon
(MPCH) oder dessen physiologisch verträglichen Salzen
zur Behandlung von Bakterien-, Pilz-, Virus- oder
Protozoen-Infektionen und zur Immunmodulation.
2. Verwendung von 2-Methylamino-2-phenylcyclohexanon
oder dessen physiologisch verträglichen Salzen nach
Anspruch 1 zur Behandlung von AIDS- und ARC (AIDS
related complex)-Erkrankungen.
3. Verwendung von 2-Methylamino-2-phenylcyclohexanon
oder dessen physiologisch verträglichen Salzen nach
Anspruch 1 zur Behandlung von Herpes-Infektionen.
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