DE4406611A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Bestimmung des biologischen Sauerstoffbedarfs (BSB) in Kläranlagen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Bestimmung des biologischen Sauerstoffbedarfs (BSB) in KläranlagenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vor
richtung zur Bestimmung des biologischen Sauerstoffbedarfs
(BSB) bei der Reinigung einer unbekannt belasteten Flüssig
keit in Kläranlagen.
Bekanntlich dienen Kläranlagen dazu, Flüssigkeiten, insbe
sondere Abwässer aus Wohngebieten so zu reinigen, daß gefähr
liche Schadstoffe nicht in den Vorfluter gelangen. Dazu ist
es zunächst erforderlich, daß in den einzelnen Becken der
Kläranlage so viele geeignete Bakterien vorhanden sind, daß
bei ausreichender Luftzufuhr die Schmutzfracht abgebaut wer
den kann. Für den Betrieb von Kläranlagen gibt es behördliche
Vorschriften, die eingehalten werden müssen und die in der
jüngeren Vergangenheit im Hinblick auf die stetig anstei
genden Forderungen des Umweltschutzes verschärft wurden.
Erfahrungsgemäß genügen neue Kläranlagen den gestellten An
forderungen, jedoch muß gewährleistet sein, daß den Klär
anlagen keine Abwässer zugeführt werden, die eine hohe
Schmutzkraft haben bzw. die die Bakterien in der Anlage
schädigen, was zum Zusammenbruch der Anlage führen kann.
Es ist daher außerordentlich bedenklich und in vielen Fäl
len ausgeschlossen, Industrieabwässer, Abwässer aus Gewerbe
betrieben und/oder Abwässer aus Sondermüllanlagen üblichen
Kläranlagen zuzuführen. Eine Zufuhr ist nur dann denkbar,
wenn eine Vorklärung vorgenommen wird. Aber auch die Vor
klärung bereitet erhebliche Schwierigkeiten, da auch dabei
der Erhalt der Bakterien unerläßlich ist, d. h., die unbe
kannt belasteten Flüssigkeiten bzw. Abwässer müssen auf ihr
Verhalten den Bakterien gegenüber untersucht werden, um ab
zuklären, ob die Abwässer, und diese in bestimmten Mengen,
der Vorkläranlage zugeführt werden können oder anderweitig
beseitigt werden müssen. Dazu sind bereits Verfahren ent
wickelt worden, deren Ablauf sich aber über mehrere Tage
erstreckt, so daß ein kontinuierlicher Betrieb einer Vor
kläranlage nicht gewährleistet erscheint. Für die Praxis
bedeutet dies, daß die unbekannt belasteten Flüssigkeiten
bzw. Abwässer gewissermaßen zwischengelagert werden müssen,
was nicht nur die Kontinuität unmöglich macht, sondern auch
einen erheblichen Bauaufwand an Behältern bzw. Rückhalte
becken usw. erforderlich macht, ganz abgesehen davon, daß
man erst zu spät erfährt, ob z. B. eine bei einer Sondermüll
anlage angelieferte unbekannt belastete Flüssigkeit od. dgl.
geklärt werden kann oder verbrannt oder deponiert werden muß.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfah
ren anzugeben, mit dem sich in kürzester Zeit das Verhalten
einer unbekannt belasteten Flüssigkeit gegenüber den Bakte
rien einer Klär- bzw. Vorkläranlage feststellen läßt, wobei
der biologische Sauerstoffbedarf (BSB) bei der Berechnung
des unschädlichen Zulaufs eine entscheidende Rolle spielt.
Außerdem gehört es zur Aufgabe der Erfindung, eine Vorrich
tung vorzuschlagen, die das Durchführen des Verfahrens er
möglicht.
Gelöst wird diese Aufgabe mit den Merkmalen des kennzeich
nenden Teiles des Hauptanspruches. Mit dem neuartigen Ver
fahren kann man in verhältnismäßig kurzer Zeit, es genügt
eine Zeitspanne zwischen 20 und 60 Minuten, feststellen, ob
die unbekannte Flüssigkeit in einer bestimmten Menge der Klä
rung zugeführt werden kann oder nicht, indem die beiden flä
chigen Darstellungen miteinander verglichen werden, wobei
die dabei gewonnenen Erkenntnisse die Berechnungsgrundlagen
für eine mathematische Feststellung ergeben, die unter Be
seitigung der erwähnten Nachteile einen ausreichend konti
nuierlichen und den Vorschriften entsprechenden Betrieb einer
Kläranlage gewährleistet.
Zur Vereinfachung der flächigen Darstellungen ist es von Vor
teil, wenn gemäß Anspruch 2 von der gleichen Grundlinie aus
gegangen wird. Auftretende Abweichungen können, ohne die Meß
ergebnisse zu verwässern, vernachlässigt werden.
Um Klarheit über die Richtigkeit des Verfahrensablaufes zu
erhalten, erscheint es zweckmäßig, nach Anspruch 3 vorzugehen.
Ein für die Praxis günstiger Verfahrensablauf ergibt sich dann,
wenn man sich die Lehre nach Anspruch 4 zu Nutze macht.
Zur Konkretisierung des Verfahrensablaufes bei einem Einsatz
von 300 ml an Bakterien wird darauf hingewiesen, daß die Be
lüftung in der Weise erfolgt, bis der Rest-BSB verbraucht ist.
Da Bakterien eine bestimmte Menge an Sauerstoff als Grund
atmung benötigen, stellt sich ein O₂-Gleichgewicht ein. Hier
sei erwähnt, daß der O₂-Eintrag in die bestimmte Menge von
Bakterien so zu drosseln ist, daß keine Übersättigung mit O₂
stattfindet.
Wenn die Grundatmung erreicht ist und ein konstanter O₂-Gehalt
vorliegt, wird das Gleichgewicht gestört, indem man - wie
schon ausgeführt - das jeweilige Eichmedium dem Bakterien
stamm abermals zugibt.
Die Bakterien verbrauchen beim Umbau der biologisch abbau
baren Produkte Sauerstoff. Dieser Sauerstoffverbrauch bewirkt
ein Absinken der Sauerstoffkonzentration in der 300 ml Menge,
da der Sauerstoff langsamer ergänzt wird, als die Bakterien
zum Aufbau benötigen. Dieser O₂-Abfall wird gemessen und
flächig dargestellt, wobei diese flächige Darstellung eine
der für die Berechnung des BSB erforderlichen Faktoren ist.
Beim Einbringen einer genau dosierten Menge der belasteten
Flüssigkeit in eine bestimmte Menge von Bakterien ergibt
sich, daß bei gut abbaubaren Stoffen der O₂-Wert schnell
absinkt und auch schnell auf die bereits erwähnte Grundlinie
ansteigt. Bei schlecht abbaubaren Stoffen sinkt der O₂-Wert
langsamer und steigt auch langsamer. Durch den Flächenver
gleich zwischen Eichfläche und Probefläche wird der BSB be
rechnet.
Eine für die Durchführung des Verfahrens geeignete Vorrich
tung ergibt sich dann, wenn man die Vorrichtung nach der
Lehre des Anspruches 5 aufbaut. Da bei einer solchen Vor
richtung denkbar einfache Mittel zum Einsatz kommen und
darüber hinaus die Meß- und/oder Schreibgeräte Handelsware
darstellen, ist die Vorrichtung im Aufwand außerordentlich
günstig. Darüber hinaus sorgt der einfache Aufbau und die
Verwendung von auf anderen Gebieten der Technik erprobten
Geräten bei einfacher Handhabung für eine hohe Funktions
fähigkeit und Lebensdauer.
Die hohe Funktionsfähigkeit wird noch vertieft, wenn man
die Vorrichtung nach den Ansprüchen 6 und 7 aufbaut.
In der Zeichnung ist die Vorrichtung zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens beispielsweise und vereinfacht
dargestellt. Außerdem ist ein mit der Vorrichtung erzieltes
Meßergebnis graphisch veranschaulicht.
Wie sich aus der Zeichnung ergibt, weist die Vorrichtung
einen Behälter 1 für die Aufnahme einer bestimmten Menge
von Bakterien 2 auf, die einer Kläranlage entnommen ist. Der
Behälter 1 ist im unteren Teil trichterartig ausgeführt. Die
Luft wird dem Bakterienstamm 2 von einer Pumpe 3 über eine
Düse 4 zugeführt, so daß eine Drosselung eintritt. Durch die
Trichterform des unteren Teiles 1 ist eine gute Durchmischung
des Bakterienstammes 2 mit Luft gewährleistet.
In eine obere Abdeckung 5 des Behälters 1 ist eine O₂-Meß
elektrode 6 eingesetzt, die an ein O₂-Meßgerät 7 angeschlos
sen ist, das seinerseits mit einem Schreiber 8 in Verbindung
steht. Bei 9 ist das Einbringen des Bakterienstammes 2 und
des Eichmediums (z. B. Äthanol) möglich.
Aus der Zeichnung erkennt man, daß es sich hier um eine denk
bar einfache und kostengünstige Vorrichtung handelt, die
keinen Anlaß zu Störungen gibt und verläßliche Aufzeichnun
gen am Schreiber 8 gewährleistet.
In der graphischen Darstellung eines mit der Vorrichtung
1-9 erzielten Meßergebnisses stellt die gestrichelte Linie
20 (Grundlinie) den Grundsauerstoffgehalt der gedrosselt be
lüfteten Bakterien 2 dar. Sobald der Rest BSB verbraucht ist,
stellt sich ein O₂-Gleichgewicht ein, das mit einer Linie 21
veranschaulicht ist, die beim dargestellten Meßergebnis mit
der gestrichelten Linie 20 (Grundlinie) zusammenfällt, was
nicht zwingend ist, da geringfügige Abweichungen hingenom
men werden können. Das O₂-Gleichgewicht wird gestört, indem
man 0,1 ml des Eichmediums bei 22 dem Bakterienstamm zugibt.
Der sich dadurch ergebende O₂-Abfall wird gemessen bzw. durch
eine Fläche 23 dargestellt. Sobald der Rest-BSB verbraucht
ist, stellt sich das O₂-Gleichgewicht auf der Linie 24 wie
der ein und nach dem Einbringen bei 25 von 0,5 ml der be
lasteten und zu prüfenden Flüssigkeit wird der Sauerstoff
verbrauch der zu prüfenden Flüssigkeit durch die Fläche 26
dargestellt.
Nachdem das O₂-Gleichgewicht, dargestellt durch die Linie 27,
erreicht ist, wird zur Kontrolle der schädigenden Wirkung
der zu prüfenden Flüssigkeit den Bakterien bei 28 erneut
0,1 ml des Eichmediums zugegeben. Wenn die Bakterien nicht
geschädigt wurden, ist die mit 29 bezeichnete Fläche in Form
und Größe mit der Fläche 23 identisch und das O₂-Gleichge
wicht 30 stellt sich auf den Grundsauerstoffgehalt 20 der
Bakterien ein. Durch Flächenvergleich zwischen Eichfläche
und Probefläche wird der BSB der belasteten Flüssigkeit be
rechnet. Dazu werden die Flächen 23 und 26 ausgeschnitten
und auf einer Präzisionswaage gewogen. Es versteht sich, daß
für den Flächenvergleich auch andere Methoden möglich sind,
so z. B. das Auszählen der Flächen oder eine elektronische
Abtastung.
Beim dargestellten Meßbeispiel beträgt der BSB des Eich
mediums (wie vorher bekannt) 14 100 mg pro Liter. Um den
genauen BSB der belasteten Flüssigkeit zu errechnen, wird
im Dreisatz wie nachstehend gerechnet.
Das Gewicht der Eichfläche 23 beträgt 19 mg, was einem BSB
von 14.100 mg/l × 0,1 ml = 1,41 mg im zugesetzten Volumen
von 0,1 ml Eichmedium entspricht. Das Gewicht der Probe
fläche 26 von 8 mg entspricht einem BSB des zugesetzten
Volumens an Probeflüssigkeit von X × 0,5 ml, wobei X den
gesuchten BSB der zu prüfenden Flüssigkeit in mg pro Liter
bezeichnet.
Die geprüfte bzw. belastete Flüssigkeit hat demnach einen
BSB von 1.187 mg pro Liter. Mit diesem erfindungsgemäß er
zielten Meßergebnis läßt sich auf einfache Weise, wie nach
stehend dargelegt, das ermitteln, was einer Kläranlage zuge
mutet werden kann.
Eine biologische Kläranlage ist z. B. ausgelegt für eine Ab
wassermenge von 500 m³ pro Tag (m³/d) und eine Verschmut
zungsfracht von 600 kg pro Tag BSB. Daraus errechnet sich
die mittlere Verschmutzungskonzentration (mVk) wie folgt:
Aus dem erzielten Meßergebnis von 1187 mg/l BSB erkennt man,
daß mit dieser Flüssigkeit die Anlage bei einem Zulauf von
500 m³/d nicht überlastet wird.
Zusätzliche Auskunft über die zu erwartende Abbauleistung
der Anlage gibt der chemische Sauerstoffbedarf (CSB) einer
belasteten Flüssigkeit, wozu ausdrücklich auf eine gleich
zeitig eingereichte Parallelanmeldung verwiesen wird, die
ggf. im Prüfungsverfahren mit der vorliegenden Anmeldung zu
einer einzigen Anmeldung verschmolzen werden könnte, was
hilfsweise beantragt wird.
Die Auslegungsdaten der erwähnten biologischen Kläranlage
betragen 1500 kg/d CSB. Das entspricht wie zuvor einer mVk
von 3000 mg/l CSB. Bei einem angenommenen CSB-Meßergebnis
von 5280 mg/l CSB erkennt man, daß die Anlage mit einem Zu
lauf von 500 m³/d an belasteter Flüssigkeit überlastet wird
und die Ablaufwerte durch nicht abgebaute Schadstoffe an
steigen würden. Der Zulauf zur Kläranlage muß deshalb ange
drosselt werden, wenn man den einschlägigen Bestimmungen ge
recht werden will, die bindend sind.
Claims (7)
1. Verfahren zur Bestimmung des biologischen Sauerstoffbedarfs
(BSB) bei der Reinigung einer unbekannt belasteten Flüssig
keit in Kläranlagen, dadurch gekennzeichnet, daß eine be
stimmte Menge von Bakterien solange gezielt bzw. kontinu
ierlich gedrosselt belüftet wird, bis sich ein O₂-Gleich
gewicht einstellt und das Gleichgewicht bei weiterhin un
veränderter Belüftung durch Zugabe eines Eichmediums mit
bekanntem BSB-Wert in die bestimmte Menge von Bakterien
gestört und der sich dabei ergebende Abbau an O₂ gemessen
und flächig dargestellt wird, worauf eine genau dosierte
Menge der belasteten Flüssigkeit in die bestimmte Menge von
Bakterien eingespritzt und die Entwicklung der O₂-Werte
gemessen und zum Größenvergleich mit der ersten flächigen
Darstellung ebenfalls flächig dargestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
für die flächige Darstellung von der gleichen Grundlinie
ausgegangen wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß im Nachgang zu der Auswertung der beiden
flächigen Darstellungen der bestimmten Menge von Bakte
rien abermals eine genau dosierte Menge des Eichmediums
zugegeben wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß 300 ml der eine bestimmte Menge an Bakterien
enthaltenden Suspension einer Kläranlage entnommen werden
und nach Erreichen des O₂-Gleichgewichts in diese Sus
pension 0,1 ml des Eichmediums, z. B. Äthanol, mit bekann
tem BSB-Wert eingespritzt wird, worauf nach wiedererreich
tem Gleichgewicht eine Zugabe von 0,1 ml der belasteten
Flüssigkeit erfolgt.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den An
sprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Vor
richtung im wesentlichen aus einem die Bakterien-Suspen
sion (2) aufnehmenden Behälter (1), einer den Behälter (1)
von unten belüftenden Pumpe (3) , einer in den Behälter (1)
ragenden O₂-Meßelektrode (6) und einem O₂-Meßgerät (7) be
steht, wobei das O₂-Meßgerät (7) einem Schreiber (8) vor
geschaltet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
zwischen Behälter (1) und Pumpe (3), z. B. einer Aquarium
pumpe, eine Drossel in Form einer Düse (4) vorgesehen ist.
7. Vorrichtung nach den Ansprüchen 5 und 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Behälter (1) in seinem unteren Bereich
trichterartig ausgeführt ist.
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