DE4404977C2 - Gemisch zur Feststellung der Hautverträglichkeit von chemischen Verbindungen - Google Patents
Gemisch zur Feststellung der Hautverträglichkeit von chemischen VerbindungenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein neuartiges Gemisch, das
anstelle von Tierversuchen zur Feststellung der Haut- bzw.
Schleimhautverträglichkeit einsetzbar ist.
Nach den gesetzlichen Vorschriften, insbesondere dem
Chemikaliengesetz und dem Arzneimittelgesetz sind spezielle Tests
vorgeschrieben, bevor ein Produkt auf den Markt gebracht werden
darf. Vor allen Dingen die Feststellung der Hautverträglichkeit
wird heute noch vorwiegend im Tierversuch durchgeführt.
Es gibt zahlreiche Ansätze, diese Tierversuche durch andere
Methoden zu ersetzen. So arbeitet man seit Jahren z. B. an der
Feststellung von Standards mit Hilfe von Zellkulturen. Ebenso
kommen Versuche mit Mikroorganismen (Ames-Test) zur Anwendung.
Im Bereich der Kosmetika ist es besonders dringlich geworden,
solche Ersatzmedien für die bisher den Tests dienenden Tiere zu
entwickeln. Denn in diesem Bereich sollen zukünftig Tierversuche
vollständig verboten werden.
Ein Gel zur Simulation von physikalischen Hauteigenschaften ist
in dem US-Patent 5,053,341 beschrieben. Hierbei wird aus
Gelatine, Äthylenglykol und einem Vernetzungsmittel ein Substrat
hergestellt, das in der Hyperthermie-Forschung Verwendung findet.
Es hat hautähnliche physikalische Eigenschaften, wie z. B.
Konsistenz, Schallwellenwiderstand oder elektrische Eigenschaften.
Im Gegensatz dazu beschreibt das US-Patent Nr. 5,053,340 eine
Methode zur Prüfung, ob bestimmte chemische Substanzen eine
Hautreizung hervorrufen können. Die Testsubstanz wird dabei auf
eine Membran gegeben und kann dort verschiedene Reaktionen
auslösen, z. B. Zerstörung der Membran, Permeation oder die
Freisetzung von mit der Membran chemisch verbundenen Farbstoffen.
Letztere sowie die durchdiffundierte Substanz selbst lassen
sich auf der anderen Seite der Membran z. B. durch Ausfällungen in
einem geeigneten Lösungsmedium nachweisen.
Ein in-vitro Test von Hautreizungseigenschaften mittels einer
humanen, gezüchteten Zellkulturhaut ist in der deutschen
Offenlegungsschrift DE 37 37 652 A1 offenbart. Der Schwerpunkt
dieser Erfindung liegt dabei auf der Angabe geeigneter Methoden
zur Gewinnung, Anzucht und Konservierung der Zellkulturhaut.
Die PCT-Anmeldung WO 93/17336 arbeitet in gleicher Weise mit
einer Kultur von Epithelzellen, allerdings liegt bei ihr der
Schwerpunkt auf der Methode der Testdurchführung. So werden z. B.
genaue Angaben gemacht über Inkubationszeiten, Waschprozeduren
oder Tests der Zellüberlebensrate.
Die Testverfahren nach dem geschilderten Stand der Technik weisen
eine Reihe von Nachteilen auf. So sind teilweise nur die
physikalischen Eigenschaften der Haut simuliert und damit dem Test
zugänglich, und die Testvorrichtungen erfordern einen erheblichen
apparativen Aufwand. Diese gilt in besonderem Maße für die
Verfahren mit Zellkulturen, deren Gewinnung, Anzucht, Lagerung
und Testeinsatz sehr aufwendige und störungsanfällige Prozeduren
erfordert. Einfach durchzuführende Tests sind nicht bekannt.
Die vorliegende Erfindung hat sich demgemäß die Aufgabe gestellt,
ein Gemisch zur Verfügung zu stellen, das anstelle von
Tierversuchen zur Feststellung der Hautverträglichkeit von
chemischen Verbindungen einsetzbar ist.
Diese Aufgabe wird durch ein Gemisch mit den Merkmalen in
Anspruch 1 gelöst. Das Gemisch ist aus Proteinen,
Lipiden, Zuckern und an sich bekannten technischen Hilfsstoffen
zur Stabilisierung zusammengesetzt. Hierbei handelt es sich
um eine Dispersion der genannten Stoffe.
Erfindungsgemäß werden vorzugsweise als Lipide Sphingolipide und
Phospholipide eingesetzt, d. h. einerseits Lipide, die Sphingosin
der allgemeinen Formel
als Alkoholkomponente statt des bei echten Fetten und Ölen
vorliegenden Glycerins enthalten, und andererseits Lipide der
allgemeinen Formel:
Diese Glycerin-Deriv. sind in 1-sn- und 2-Stellung mit Fettsäuren
(1-sn-Pos.: Meist gesätt., 2-Pos.: meist ein- oder mehrfach
ungesättigt.), an Atom 3-sn dagegen mit Phosphorsäure verestert
(Abb.: R¹, R² = Acyl, R³ = Phosphoryl).
Die Phosphorsäuregruppen können u. a. folgende funktionelle
Gruppen tragen:
Cholin
Ethanolamin
Serin
Inosit
Ethanolamin
Serin
Inosit
oder als Phosphorsäure unsubstituiert vorliegen.
In Betracht kommen können erfindungsgemäß die kohlehydrathaltigen
Glykosphingolipide wie Cerebroside, Ganglioside und Sulfatide
sowie die phosphorhaltigen Sphingophospholipide, z. B. die
Sphingomyeline und die Inosit-Sphingophospholipide.
Vorzugsweise kommen erfindungsgemäß die Ceramide (N-Acylsphingo
sine) der allgemeinen Formel
die weder kohlehydrat- noch phosphorhaltig sind. In besagter
Formel bedeutet R1 = langkettiger Fettsäurerest, R2 =
langkettiger Acylrest und R3 = H. Die Ceramide können in Bindung
über R3 entweder als Cholinphosphatester oder als Glykoside
vorliegen.
Ebenso können auch nichtionogene Emulgatoren zum Einsatz kommen.
Erfindungsgemäß liegt der Anteil der genannten Lipide zwischen
0,1 und 0,5 Gew.-%, vorzugsweise zwischen 0,1 und 4 Gew.-%. Ganz
besonders bevorzugt wird der Bereich von 0,1 bis 0,2 Gew.-%.
Als Proteine können erfindungsgemäß native Proteine oder Hydrolysate
von Keratin, Kollagen, Elastin, tierischen Organen und
Pflanzenproteinen sowie einzelne Aminosäuren, z. B. Cystein
(vorzugsweise als Hydrochlorid), Cystin (vorzugsweise als Hydrochlorid)
oder Glycin (vorzugsweise als Hydrochlorid) eingesetzt werden.
Bevorzugt werden insbesondere Keratinhydrolysate und Cystein-
Hydrochloride. Darüber hinaus sind erfindungsgemäß auch Glycin-
Hydrochlorid erfolgreich getestet worden. Als Teilstücke von Proteinen
kommen neben den Aminosäuren auch Peptide in Betracht.
Der Anteil der Proteine liegt im Bereich von 0,1 bis 2 Gew.-%
insbesondere bei 0,1 bis 0,6 Gew.-%. Ganz besonders bevorzugt
sind 0,2 bis 0,4 Gew.-%.
Als Zucker haben sich unter anderem die Glucosaminglykane und
Proteoglykane insbesondere Hyaluronsäuren bewährt. Hierbei werden
Zuckeranteile von weniger als 2 Gew.-% eingesetzt. Noch besser
ist es, geringe Mengen von 0,1 Gew.-%, insbesondere von
weniger als 0,01 Gew.-% zum Einsatz zu bringen.
Die für die erfindungsgemäßen Zwecke einsetzbaren technischen
Hilfsstoffe sind insbesondere kosmetische Konservierungsmittel,
wie die Mischung aus Hydroxybenzoesäureester mit Phenoxyethanol.
Diese können auch mit anderen an sich bekannten Konservierungs-
und Stabilisierungsstoffen versetzt werden. Allgemein sind hier
nur geringe Mengen erforderlich, die gewöhnlich im Bereich von
weniger als 2 Gew.-% liegen. Besser ist es, noch geringere
Mengen von weniger als 0,1 Gew.-% zu verwenden.
Im folgenden wird die Erfindung unter Bezugnahme auf die
Beispiele näher beschrieben.
Es wurden folgende Stoffe einem Hautverträglichkeitstest mit dem
erfindungsgemäßen Gemisch zugeführt:
Alkylethersulfat (reizend)
Dimethylammoniumsulfonat (2,0)
Fettsäureamidoethyl-carboxymethyl-ammoniumlaurylsulfat (1,33)
Polyglykolethersulfosuccinat (1,1)
Kokosamidoethyl-hydroxyethyl-glycin (0,5).
Dimethylammoniumsulfonat (2,0)
Fettsäureamidoethyl-carboxymethyl-ammoniumlaurylsulfat (1,33)
Polyglykolethersulfosuccinat (1,1)
Kokosamidoethyl-hydroxyethyl-glycin (0,5).
Die in Klammern angegebenen Werte zeigen die Ergebnisse des
klassischen Tests am Kaninchen-Auge bei Auftrag einer 5%igen
Lösung.
Erfindungsgemäß wurden Gemische der folgenden Zusammensetzungen
erstellt:
Von der genannten Lösung wurde für jede Substanz ein Reagenzglas
abgefüllt. Zum Vergleich wurde zusätzlich noch ein weiteres
Reagenzglas mit der erfindungsgemäßen Lösung gefüllt. Die
Testtenside wurden als 3%ige Lösung der erfindungsgemäßen
Lösung zugesetzt und jeweils mit einer erfindungsgemäßen Lösung
verglichen, die kein Testreagenz enthielt. Nach kurzer Zeit
konnten in Reihenfolge abfallender Trübungsminderung die
Hautreizungen gemessen werden, wobei die Testergebnisse den oben
wiedergegebenen Kaninchenaugentests absolut vergleichbar waren.
Es wurde ein Duschbad (Duschdas) mit einem Spülmittel (Pril)
verglichen. Beim Einsatz von je 5% trat durch das Spülmittel
eine stärkere Enttrübung (Hautreizung stärker) auf. Auch diese
Ergebnisse waren mit den bisher gängigen Tierversuchen
vergleichbar. Bei dem Versuchsansatz setzte sich die erfindungs
gemäße Lösung wie folgt zusammen:
Lipidgemisch (Phyto-Sphingoceramid P) | ||
0,2 Gew.-% | ||
Cystein-Hydrochlorid | 0,1 Gew.-% | |
Gylcin-Hydrochlorid | 0,1 Gew.-% | |
Benzoesäureester @ | und Phenoxyethanol | 0,05 Gew.-% |
In diesem Versuch wurde die hautreizungsmildernde Fähigkeit von
Betain nachgewiesen. Das erfindungsgemäße Gemisch bestand aus
Keratinhydrolysat | |
0,4 Gew.-% | |
Glykolipidgemisch | 0,1 Gew.-% |
Hyaluronsäure | 0,001 Gew.-% |
4-Hydroxybenzoesäureester | 0,05 Gew.-% |
Bei Zusatz des Betains ergab sich eine Abnahme der
Enttrübung in folgender Reihenfolge:
Claims (21)
1. Gemisch, das anstelle von Tierversuchen zur Feststellung der
Hautverträglichkeit von chemischen Verbindungen mittels
Trübungsmessung einsetzbar ist, und das als Dispersion
aus Proteinen oder Teilstücken hiervon, Lipiden, Zuckern und
Hilfsstoffen zur Stabilisierung vorliegt.
2. Gemisch nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Lipide
amphiphile Lipide sind.
3. Gemisch nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Lipide
Sphingolipide, Phospholipide und/oder nichtionogene
Emulgatoren sind.
4. Gemisch nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Lipide
Glykolipide sind.
5. Gemisch nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Proteine
Hydrolysate von Keratin, Kollagen, Elastinen, Organextrakten
und pflanzlichen Eiweißen sind.
6. Gemisch nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Protein
teilstücke Peptide oder Aminosäuren sind.
7. Gemisch nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Protein
teilstücke Cystein-Hydrochlorid oder ein Glycin-Hydrochlorid
sind.
8. Gemisch nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die Zucker
Hyaluronsäuren, Glycosaminglycone oder Proteoglycane sind.
9. Gemisch nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß die
technischen Hilfsstoffe kosmetische Konservierungsmittel
sind.
10. Gemisch nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil
der Proteine zwischen 0,1 und 2 Gew.-% liegt.
11. Gemisch nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil
der Proteine zwischen 0,1 und 0,6 Gew.-% liegt.
12. Gemisch nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil
der Proteine zwischen 0,2 und 0,4 Gew.-% liegt.
13. Gemisch nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil
der Lipide zwischen 0,1 und 0,5 Gew.-% liegt.
14. Gemisch nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil
der Lipide zwischen 0,1 und 4 Gew.-% liegt.
15. Gemisch nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil
der Lipide zwischen 0,1 und 0,2 Gew.-% liegt.
16. Gemisch nach einem der Ansprüche 1 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, daß der
Zuckeranteil kleiner als 4 Gew.-% ist.
17. Gemisch nach Anspruch 16,
dadurch gekennzeichnet, daß der
Zuckeranteil kleiner als 1 Gew.-% ist.
18. Gemisch nach Anspruch 17,
dadurch gekennzeichnet, daß der
Zuckeranteil kleiner als 0,01 Gew.-% ist.
19. Gemisch nach einem der Ansprüche 1 bis 18,
dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil
der Hilfsstoffe unter 2 Gew.-% liegt.
20. Gemisch nach Anspruch 19,
dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil
der Hilfsstoffe unter 0,1 Gew.-% liegt.
21. Verwendung der Gemische nach einem der Ansprüche 1 bis 20 zur
Feststellung der Hautverträglichkeit anstelle von Tierversuchen.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE19944404977 DE4404977C2 (de) | 1994-02-17 | 1994-02-17 | Gemisch zur Feststellung der Hautverträglichkeit von chemischen Verbindungen |
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Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE4404977A1 DE4404977A1 (de) | 1995-08-24 |
DE4404977C2 true DE4404977C2 (de) | 1996-02-22 |
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Country Status (1)
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DE (1) | DE4404977C2 (de) |
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- 1994-02-17 DE DE19944404977 patent/DE4404977C2/de not_active Expired - Fee Related
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