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Verfahren zum Entfetten von Wolle und anderem Fasergut. Bei dem im
allgemeinen üblichen Entfetten der Schweißwolle durch alkalische und ähnliche Laugen
wird die Wollsubstanz selbst bei sehr großer Vorsicht ein wenig, bei leicht eintretenden-Betriebsfehlern
oft recht energisch angegriffen; außerdem tritt durch die mechanische Bearbeitung
beim Waschprozeß stets Verfilzung der Wolle ein. Es liegt daher nahe, ;lein Entfetten
mit organischen Lösungsinitteln. das die Keratinsubstanz der Wollfaser selbst nicht
angreift und ein Verfilzen ,ler Wolle ausschließt, den Vorzug zu geben.
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Die bisher vorgeschlagenen Wollentfettungsverfahren mit Hilfe organischer
Lösungsmittel entsprechen den technischen oder wirtschaftlichen Anforderungen nicht.
Entweder sind die Kosten im Vergleich zur wäßrig-alkalischen Wollwäsche zu hoch,
oder aber die Wolle weist Schädigungen auf, hervorgerufen durch zu hohes Erhitzen
der Wolle beim Austreiben des Lösungsmittels oder dadurch, daß die im Innern der
Faser enthaltenen Fettbestandteile, die zur Erhaltung der Festigkeit und Ges,-hmeidigkeit
der E'asern erforderlich sind, auch herausgelöst Werden.
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ach vorliegender Erfindung wird die Wolle in einem geschlossenen Behälter
finit einem organischen Lösungsmittel unter kontinuierlicher Fortbewegung zwecks
Entfettung behandelt und unmittelbar hiernach durch Trocknen mittels bewegter Luft
oder anderer, z. B. unverbrennbarer Gase, die zweckmäßig angewärmt werden, vom Lösungsmittel
befreit. Das Gemisch von verdampftem Lösungsmittel und Luft wird ständig abgesaugt
und daraus das Lösungsmittel vorteilhafterweise zunächst durch Kühlung und schließlich
durch eines der bekannten Adsorptionsverfahren zurückgewonnen. Das ständige Absaugen
der Luft gestattet im Entfettungs- und Trocknungsraum mehr oder minder hohen Unterdruck
anzuwenden.
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Das vorstehend skizzierte Verfahren läßt sich beispielsweise auf folgende
Art durchführen: Die Schweißwolle kommt zuerst in die Entfettungsvorrichtung. In
dieser erfolgt das Entfetten zweckmäßig nach dem Verfahren des Patentes :j.28.;.26,
wonach die Wolle auf einem siebartigen Förderbande lose aufgeschichtet, mit einem
organischen Lösungsmittel, wie z. B. Benzin, Benzol usw., oder mit Gemischen von
organischen L ösutigsmitteln bespritzt und unmittelbar anschließend durch Quetschwalzen
ausgepreßt wird. Dieser Vorgang kann einmal oder wiederholt durchgeführt werden.
Die Fettauflösung und damit der Reinigungsvorgang kann durch mehr oder minder starke
Druckanwendung ,beim Bespritzen wesentlich begünstigt werden. Das durch die Förderbänder
und von den Quetschwalzen abtropfende Lösungsmittel wird in geeigneten Behältern
aufgefangen und in stetem
Kreislauf wieder auf die Wolle gespritzt.
Die ganze Vorrichtung zum Bespritzen und Abquetschen ist in der Weise gasdicht eingeschlossen,
daß nur an der Ein- und Austrittsstelle der Wolle Öffnungen belassen %verden, die
zweckmäßig durch federnde Walzen möglichst schmal zu halten sind.
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Die Unterstützung (los chemischen Lösevorgangs durch mechanische Wirkung
kann natürlich auch auf andere Weise erfolgen, ohne dabei die Wolle zu beschädigen.
So kann z. B. das Entfetten in einem Lösungsbade vor sich gehen, durch das die Wolle
schnell hindurchgeführt und dabei durch Stäbe leicht geklopft wird.
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Von der Entfettungsvorrichtung kommt die Wolle nach dein letzten Abpressen
des Lösungsmittels in die Trockenkammer, die gasdicht an die erstere angeschlossen
ist und lediglich an der Austrittsstelle der Wolle Verbindung mit der Außenluft
hat. Auch hier erfolgt die Weiterbeförderung der Wolle am vorteilhaftesten ebenfalls
auf Siebbändern.
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Aus der Trockenkammer wird das Gemisch von Luft und Lösungsmitteldampf
ständig abgesaugt und der Anlage zur Rückgewinnung des Lösungsmittels zugeführt.
Die abgesaugte Luft ersetzt sieh durch Frischluft, die an der Ein- und Ausführungsstelle
der Wolle infolge des in der gesamten Apparatur unterhaltenen Unterdrucks eintritt.
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Die Rückgewinnung des der Wolle nach dem Abpressen noch anhaftenden
Lösungsmittels erfolgt durch Absorption der Dämpfe desselben in Öl oder anderen
Mitteln oder nach den bekannten Adsorptionsverfahren mittels großoberflächiger Körper,
wie z. B. durch aktive Kohle. Zweckmäßig geht der Adsorption eine Abkühlung des
Gasgemisches, unter Umständen auf Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes des
Wassers, voraus.
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Durch weitgehende Abdichtung der Wollein- und Wallausführungsöffnungen
und Erhöhung der Menge des in der Zeiteinheit abzusaugenden Gemisches von Luft und
Lösungsmitteldampf kann der in der gesamten Vorrichtung unterhaltene Unterdruck
erhöht werden.
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Falls an Stelle von Luft ein anderes Gas, z. B. Stickstoff oder Kohlendioxyd,
zum Trocknen angewandt werden soll, bringt man vorteilhaft an der Ein- und Austrittsstelle
der Wolle noch je eine Gaskammer an, der stets frisches Gas zugeleitet wird. Durch
diese Kammern wird die Wolle auf dem Wege zu und von der Entfettungs- bzw. Trocknungsvorrichtung
hindurchgeführt. Auf diese Weise wird das Eindringen der Luft finit der Wolle in
die Vorrichtung verhindert.
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Durch die mechanische Unterstützung des Lösevorganges wird ein bedeutender
Teil der -Verunreinigungen von der Wolle heruntergespült, wodurch die weitere Verarbeitung
der Wolle erleichtert wird. In der Wolle stets vorhandene Schmutzknötchen werden
durch das zweckmäßig wiederholte Abquetschen zerdrückt und bei dem Weitertransport
gleich darauf entfettet, so daß ein erneutes Zusammenkleben verhindert wird und
ein leichtes Ablösen des Schmutzes von den Fa;ern erfolgt.
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Durch das Abpressen am Ende der Entfettung kann eine weitgehende Befreiung
des Gutes vom Lösungsmittel erreicht werden, so daß die geringen verbleibenden Mengen
desselben leicht zu entfernen sind und somit leine Überhitzung der Wolle zu erfolgen
braucht.
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Ein Verfilzen oder Verwickeln der Wolle ist nicht möglich.
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Nach vorliegendem Verfahren erreicht man ein vollkommen gleichmäßiges
Entfetten und hat es durch Änderung der Fortbewegungsesch-,vindigkeit des zu entfettenden
Gutes und durch entsprechende Einstellung der Konzentrationen und Temperaturen der
Lösungen in der Hand, das Entfetten bis zu jedem beliebigen Grade durchzuführen,
und wird es zweckmäßig so leiten, daß unter Entfettung der Oberfläche die Fettbestandteile
.im Innersten der Fasern geschont bleiben.
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Durch Anwendung des Gegenstromprinzips beim Behandeln mit dem Lösungsmittel
kann eine sehr starke Anreicherung des Lösungsmittels an Fett erzielt werden, so
daß die im Gebrauch befindliche Menge Lösungsmittel im Verhältnis zur Menge des
zu entfettenden Gutes nur gering zu sein braucht.
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Der stete Unterdruck in der ganzen Vorrichtung verhindert Verluste
an Lösungsmittel durch Ausströmen an der Ein- und Austrittsstelle der Wolle sowie
an gelegentlichen Undichtigkeiten der Vorrichtung. Die Rückgewinnung des Lösungsmittels
aus dem abgesaugten Gemisch von Lösungsmitteldampf und Luft oder Schutzgas läßt
sich durch geeignete Adsorptionsverfahren fast verlustlos durchführen.
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In gleicher Weise wie für Wolle kann das beschriebene Entfettungsverfahren
für jegliches andere lose Fasergut und z. B, auch für Putzwolle und Putzlumpen angewandt
werden. Aber nicht nur loses Material, sondern auch Gewebebahnen, wie z. B. Tuche,
lassen sich nach diesem Verfahren entfetten.
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Die einzelnen Vorgänge des vorstehend beschriebenen Verfahrens sind
an sich bekannt und zum Teil auch zum Entfetten von Textilien bereits empfohlen
worden, neu ist aber die Zusammenfassung zu dem beschriebenen Verfahren. So wurde
z. B. bereits empfohlen, die Dämpfe, welche bei der Reinigong
der
Wolle und beim Trocknen abgesaugt werden, zu sammeln und durch Einleiten in Wasser
oder andere bekannte Mittel oder durch Abkühlung zu kondensieren. Infolge des hohen
Dampfdruckes der organischen Lösungsmittel war es aber auf diese Weise nicht möglich,
den Verlust an Lösungsmittel auf ein erträgliches Maß zu beschränken, und somit
mußten die früheren Entfettungserfahren sehr kostspielig sein. Erst die neuzeitlichen
Rückgewinnungsverfahren gestalteten die Anwendung der kontinuierlichen Entfettung
wirtschaftlich. Diese Vereinigung der kontinuierlichen Entfettung mit der Adsorption
ist neu und ergab in Verbindung finit den anderen Einzelheiten des vorliegenden
Verfahren: den Erfolg, daß die Entfettung solch voluminöser Stoffe, wie Textilien,
welchen nach dein Entfetten verhältnismäßig sehr große :Mengen Lösungsmittel durch
Trocknen entzogen werden müssen, fast ohne Verlust an Lösungsmittel bei vollkommenster
Schonung der Fasern durchführbar ist.