DE4344200A1 - Verfahren zur Salzsäuregewinnung aus Brom- und/oder jodhaltigen Rauchgasen und die Verwendung von Reduktionsmitteln im Verfahren - Google Patents
Verfahren zur Salzsäuregewinnung aus Brom- und/oder jodhaltigen Rauchgasen und die Verwendung von Reduktionsmitteln im VerfahrenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Salzsäuregewinnung aus brom- und/oder
jodhaltigen Rauchgasen und die Verwendung von Reduktionsmitteln innerhalb
dieses Verfahrens.
Die vorliegende Erfindung gehört in den Bereich Umweltschutz und ermöglicht die
Salzsäuregewinnung aus Rauchgasen. Es ist ersichtlich, daß in einer
Verbrennungsanlage u. a. für stark halogenhaltige Sonderabfälle große Mengen
von Rauchgasen anfallen, wobei es erstrebenswert ist, aus diesen Rauchgasen
eine verwertbare Salzsäure zu gewinnen. Die hierfür anzuwendenden Teilschritte
Rohsäureherstellung und Salzsäuregewinnung wurden auf ihre Funktion und
Realisierbarkeit geprüft. Der Schwerpunkt der Untersuchungen war auf das
Verhalten der Halogene Jod und Brom unter Einfluß von Schwermetallen und
Salzen gerichtet.
Ein ähnliches Verfahren ist aus der EP 0 424 669 A2 bekannt, daß jedoch die
folgenden Unterschiede aufweist:
- a) Als Zwischenproduktsäure wird der Destillationssumpf der 1. Verdampfung abgezogen und in einer 2. Verdampfung zur Reinsäure aufbereitet. Dagegen werden im erfindungsgemäßen Verfahren sowohl die Zwischenprodukt- als auch die Reinsäure aus der Gasphase abgezogen.
- b) Zur Entfernung größerer Mengen an Bromiden und Jodiden werden Oxidationsmittel verwendet.
- c) In den Beispielen der EP 0 424 669 A2 liegt bereits die Jodkonzentration in der zu reinigenden Rohsäure unterhalb von 10 mg/l und damit im akzeptablen Bereich für eine Weiterverwertung. Bei höheren Jodkonzentrationen in der Rohsäure bewirkt jedoch die Zugabe von Oxidationsmitteln eine Überoxidation des Jods. Eine Jodkonzentration von kleiner als 10 mg/l in der Reinsäure kann damit nicht erreicht werden.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein umweltfreundliches Verfahren zur
Salzsäuregewinnung aus brom- und/oder jodhaltigen Rauchgasen bereitzustellen,
wobei unabhängig von der Jod- bzw. Bromkonzentration im Gas eine Salzsäure in
akzeptabler Reinheit gewonnen wird.
Gelöst wird diese Aufgabe gemäß der Lehre der Patentansprüche. Das
erfindungsgemäße Verfahren zur Salzsäuregewinnung aus brom- und jodhaltigen
Rauchgasen basiert im wesentlichen auf den Verfahrensschritten der
Verbrennung von halogenhaltigem Abfall (Sondermüll), der Absorption des brom-
und jodhaltigen Rauchgases in Wasser oder Dünnsäure, einer 1. Verdampfung
(Totalverdampfung, Abb. 1) der so erhaltenen Rohsäure, der Reaktion der Brüden
oder des Brüdenkondensates mit einem Reduktionsmittel oder einem Gemisch
mehrerer Reduktionsmittel und einer nachfolgenden 2. Verdampfung oder
Rektifikation (Abb. 2, Variante 1).
Als Verfahrensvariante ist die Salzsäuregewinnung aus brom- und/oder
jodhaltigen Rauchgasen ebenfalls möglich, wenn halogenhaltiger Abfall verbrannt
wird, das Rauchgas in Wasser oder Dünnsäure absorbiert wird, die so erhaltene
saure wäßrige Lösung mit einem Reduktionsmittel oder Gemisch mehrerer
Reduktionsmittel versetzt wird, die Lösung verdampft und anschließend
rektifiziert wird (Abb. 2, Variante 2).
Als weitere Verfahrensvariante ist es für beide Alternativverfahren möglich, die
durch Destillation (Rektifikation) gewonnene Reinsäure mittels Filtration
(Adsorption) über einen Aktivkohlefilter von organischen Schadstoffen zu
reinigen.
Als Reduktionsmittel eignen sich besonders Zinn-(II)-, Hypophosphit-Salze und
Hydrazin. Als besonders geeignet haben sich Zinn-(II)-chlorid und
Natriumhypophosphit erwiesen.
Die durchgeführten Versuche zur Rohsäureherstellung wurden in einer
Technikumsanlage (Maßstab 1 : 16) im Bypaß der bestehenden
Sondermüllverbrennungsanlage durchgeführt. Die Absorption (Wäsche) der HCl-
Rauchgase und die Konzentration zu einer ca. 15 Gew.%igen Rohsäure im sauren
Waschkreislauf der Rauchgasreinigung stellt einen wesentlichen Teil des
Verfahrens dar.
Der saure Waschkreislauf besteht aus Quench, Venturiwäscher und zweistufigem
sauren Wäscher. Die Rohsäure wird aus der ersten Stufe des sauren Wäschers
abgezogen. Abhängig von der Salzsäurekonzentration im Rauchgas ist ein
kontinuierlicher oder diskontinuierlicher Prozeß möglich, um Rohsäure in
möglichst hoher Konzentration zu erhalten. Je nach Zusammensetzung der
halogenhaltigen Abfälle (beispielsweise aus der Röntgenkontrastmittel-
Produktion) können z. B. Jodkonzentrationen im Rauchgas im Bereich 50 bis 500
mg/m³ auftreten. Durch die Absorption (Naßwäsche) resultieren daraus
Jodkonzentrationen von 50 bis 1000 mg/l in der Rohsäure. Versuchsziel war es
weiter, neben der eigentlichen Herstellung von Rohsäure, Erkenntnisse über die
Reaktionen und die Verteilung der Halogene auf die Sauerwaschstufen und den
basischen Wäscher zu gewinnen. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt
zusammenfassen:
- 1. Wird das Rauchgas bei Rauchgastemperaturen von 900 bis 1100°C schlagartig abgekühlt (Quench), stellt dieses den ungünstigsten Fall bezüglich der Abscheidung von Jod in sauren Waschstufen dar (hoher Jodgehalt). Bei 400°C Rauchgastemperatur ist mit weniger Jod in den sauren Waschstufen zu rechnen, bei ansonsten vergleichbaren Bedingungen.
- 2. Wenig Schwefeldioxid im Rauchgas hält Brom und Jod aus den sauren Waschstufen fern. Es ist daher zu empfehlen, Jod-Kampagnen ausschließlich mit Verbrennungsmenues, die wenig Schwefel enthalten, zu fahren.
- 3. Brom wird überwiegend in der Quenche zurückgehalten, wenn Schwefeldioxid im Überschuß vorliegt.
- 4. Sind hohe Fluorwerte zu erwarten, ist die Zugabe von Aluminiumchlorid in die Quenche notwendig, um Fluorwasserstoff abzuscheiden.
Die Versuche zur Salzsäuregewinnung wurden auf die Verfahrensvariante 1 mit
Reduktion im Brüdenkonzentrat der 1. Verdampfung und anschließender 2.
Verdampfung bzw. Rektifikation beschränkt. Die Versuche wurden in
Laboranlagen durchgeführt. Ziel war es hier, die Funktion und Kombination der
Verfahrensschritte auf die Erzielbarkeit der geforderten Reinsäurequalität zu
untersuchen.
Bei der Gewinnung von Reinsäure unterhalb der azeotropen Zusammensetzung
reicht zur Einhaltung der geforderten Reinsäurequalität, beispielsweise nach DIN
19610 bis auf die HCl-Konzentration eine zweistufige Verdampfung mit Zugabe
von Reduktionsmitteln aus. Mit der alternativen verfahrenstechnischen
Konzeption der einstufigen Verdampfung, der Reduktion sowie anschließender
Rektifikation wird neben der geforderten Reinheit auch eine höhere Konzentration
erreicht.
Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens werden hauptsächlich die
Reaktionen der Halogene Chlor, Brom und Jod sowie ihrer Verbindungen bei der
Verbrennung, Rauchgaswäsche und Reinigung der entstehenden Salzsäure
betrachtet. Abweichend dazu ist die Rolle des Fluors zu sehen. Unter den
gegebenen Umständen ist sichergestellt, daß Fluor entweder als Fluorwasserstoff
oder als anorganisch gebundenes Fluorid, jedoch niemals als freies Halogen
vorliegt. Es wird daher auf mögliche Konzentrationserniedrigungen für
Fluorverbindungen nicht allgemein, sondern nur bei spezieller Aufgabenstellung
eingegangen.
Unter den im Verbrennungsprozeß herrschenden Temperaturbedingungen spalten
anorganische Halogenide, beispielsweise die Erdalkalihalogenide, in Gegenwart
von Wasserdampf primär Halogenwasserstoffe ab. Es ist hier festzustellen, daß
die Reaktionsgeschwindigkeit von Chlor zum Jod hin zunimmt. Ähnliche Reak
tionen können auch mit anderen Metall- oder Übergangsmetallhalogeniden
ablaufen. Unter den Bedingungen einer Hochtemperaturverbrennung finden Röst-
oder Reduktionsreaktionen statt, so daß selbst Alkalihalogenide
Halogenwasserstoff abspalten. Bei der Verbrennung von organischen oder
organometallischen Halogenverbindungen entstehen ebenfalls primär die
Halogenwasserstoffe. Daneben kann auch die thermische Abspaltung von freiem
Halogen auftreten.
Die einzelnen Reaktionsabläufe und die sich einstellenden Konzentrationen
hängen sowohl thermodynamisch als auch kinetisch wesentlich von den
Temperaturbedingungen und der Anwesenheit von katalytisch wirkenden
Übergangsmetallen ab.
Halogenwasserstoffe lassen sich sehr leicht in Wasser absorbieren, dabei
entstehen starke Säuren. Die Absorption erfolgt leicht und mit großer
Geschwindigkeit in Wasser. Dabei stellt sich zwischen der Flüssig- und der
Dampfphase ein temperaturabhängiges Gleichgewicht ein. Es bilden sich
druckabhängig azeotropsiedende Gemische, wobei sich der azeotrope Punkt
unter Normaldruck für Chlorwasserstoff bei 108°C und 20 Gew.-% HCl einstellt.
Die freien Halogene reagieren mit Wasser in Abhängigkeit vom pH-Wert unter
Disproportionierung zu Halogenwasserstoff und Hypohalogensäuren. Freie
Halogene, die in der Quenchstufe und den sauren Wäschern nicht gebunden
werden, unterliegen in der anschließenden alkalischen Wäsche Absorption und
Disproportionierung. In Gegenwart von Schwefeldioxyd können die Halogene zu
den Halogenwasserstoffen reduziert werden. Diese Reaktion kann in einer
alkalisch reduzierenden Wäsche durch Zugabe von Sulfit herbeigeführt werden.
In dieser Verfahrensstufe liegen in einer Rohsäure mit etwa 15 Gew.-% HCl
neben Verunreinigungen aus dem Flugstaub (Oxide, Schwermetallchloride, Ruß)
und organischen Verunreinigungen hauptsächlich Brom und Jod in elementarer
oder gebundener Form vor.
Durch Oxidationsreaktionen können aus den gebundenen Halogenen diese in
freier Form entstehen, anschließend werden diese aufgrund ihres hohen
Dampfdruckes mit der Salzsäure destillieren. Da die azeotropen Siedepunkte von
Brom- und Jodwasserstoff wesentlich über dem von Chlorwasserstoff liegen,
wird eine teilweise destillative Abtrennung der Brom- und Jodverbindungen
möglich. Von Bedeutung sind hier die Reduktionsmittel, die die Halogene auf der
Stufe der Halogenwasserstoffe halten. Als besonders geeignete Reduktionsmittel
haben sich Zinn-II und Hypophosphitsalze erwiesen. Zinn-(II)-Chlorid ist ein sehr
starkes Reduktionsmittel; es vermag die elementaren Halogene zu
Halogenwasserstoff zu reduzieren und selbst in den nicht flüchtigen Zinn-(IV)-
Hexachlorokomplex überzugehen, der bei einer Destillation im Sumpf verbleibt.
Als weitere Reduktionsmittel eignen sich Hydrazin und Natriumhypophosphit.
Beispielsweise werden die elementaren Halogene durch das Hypophosphit in die
Halogenwasserstoffsäure umgesetzt und es entsteht außerdem phosphorige
Säure und Phosphorsäure.
Das Rauchgas wird hinter der Nachbrennkammer der Verbrennungsanlage
entnommen, über ein Gebläse durch die Anlage gesaugt und vor der ersten Stufe
der nassen Rauchgasreinigung dieser Sondermüllverbrennungsanlage wieder
eingespeist. Am Rauchgasentnahmeort hat das Rauchgas eine Temperatur von
900 bis 1100°C und bedingt durch die Ausmauerung im Entnahmequerschnitt
können etwa 100 m³/h abgesaugt werden.
Die Anlage zur Rohsäureherstellung besteht aus den Teilen Quenche,
Strahlwäscher, Staubabscheider, 1. und 2. HCl-Stufe und NaOH-Wäscher.
Das Rauchgas wird in der aus Quarzglas gefertigten Quenche bei einem
Flüssig/Gas-Verhältnis von 3,5 l/m³ auf ein Temperaturniveau von 70 bis 80°C
und Sättigungsbedingungen abgekühlt. Im Strahlwäscher und Staubabscheider,
der ohne Bedüsung gefahren wird, werden die Staubanteile der Rauchgase und
Tröpfchenmitriß aus der Quenche reduziert und dahinter werden drei baugleiche
Füllkörperwäscher durchströmt. Die Füllkörperschicht mit einer Schütthöhe von
1300 mm auf einen Durchmesser von 225 Millimeter bezogen, besteht aus 20 ×
20 Millimeter großen Raschig-Ringen. Hier beträgt die spezifische Oberfläche
etwa 251 m²/m³, es werden pro Waschkolonne ca. 2,3 m³ pro Stunde
Waschwasser im Kreislauf geführt, um die Schadstoffkomponenten aus dem
Rauchgas herauszuwaschen. Die 1. Füllkörperkolonne stellt die 1. HCl-
Waschstufe dar.
Nachdem die Quenche mit HCl gesättigt ist, findet die Abscheidung von HCl
überwiegend in der ersten HCl Waschstufe statt, woraus die Rohsäure
diskontinuierlich abgenommen wird. Die 2. Füllkörperkolonne dient der
Abscheidung von HCl, wenn die erste HCl-Stufe nahezu gesättigt ist. Dadurch
wird der Anteil an HCl, der beide Stufen passiert, auf einem niedrigen Niveau von
wenigen Milligramm/m³ gehalten und erhöht die Salzfracht in der 3.
Füllkörperkolonne nur geringfügig.
In der 3. Fülllkörperkolonne wird durch Natronlaugezugabe ein pH-Wert von
größer 7 eingehalten. Es wird Schwefeldioxyd und vor allem elementares
Halogen aus dem Rauchgas abgeschieden. Damit besteht die Möglichkeit, die
Halogenabscheidung im gesamten Waschsystem zu bilanzieren und vor allem
Veränderungen in der Rauchgaszusammensetzung und im Waschwasser
erkennen zu können.
In einer Anlage zur Verbrennung von Abfällen aus der Pharmaproduktion wurden
in einer mehrstufigen Naßwäsche (Pilotanlage) verdünnte Rohsäuren erzeugt
(Zusammensetzung siehe Tabelle 1), deren Iodkonzentrationen im Bereich von 63-
953 mg/l variieren. Die Bromkonzentrationen lagen zwischen 47 mg/l und 106
mg/l. Aufgrund des geringen Chlorgehalts im Abfall und der kontinuierlichen
Fahrweise der Pilotanlage wurden Rohsäuregehalte von maximal 4,2% erreicht.
Durch diskontinuierliche Fahrweise konnte die Rohsäure in der Naßwäsche
unabhängig vom Chlorgehalt im Abfall auf höhere Säuregehalte konzentriert
werden. Durch diese Konzentration wurde in den Reinigungsstufen der
Säureaufarbeitung Energie eingespart.
Um das nachfolgend beschriebene Reinigungsverfahren dementsprechend zu
testen, wurden die erzeugten Rohsäuren mit konzentrierter Salzsäure konzentriert
und die Iodkonzentration durch Zugabe von Natriumiodid eingestellt.
Eine so beschaffene Rohsäure (siehe Tabelle 2) wurde in einem Laborverdampfer
bei 108°C unter Normaldruck (1016 mbar) verdampft (1. Stufe).
Der Laborverdampfer (Abb. 1) besteht aus den Komponenten Feedvorlage B1,
Vorwärmer W1, Destillationsblase A1 als Sumpf mit Quarztauchheizern W3 und
W4, Bodenkolonnne K1 mit 7 Böden als Tropfenabscheider, Sumpfkühler W2,
Sumpfnachlage B2, Produktkühler WS sowie Destillatnachlagen B3 und B4.
Der Zulauf erfolgte kontinuierlich und die Verdampfung wurde mit kontinuierlicher
Sumpfabnahme im Verhältnis 1 : 10 zur Destillatmenge betrieben. In 9 Stunden
wurden 10,7 Liter Zwischenproduktsäure als Destillat gewonnen. Die Analysen
der eingesetzten Rohsäure und der gewonnenen Zwischenproduktsäure (Destillat)
sind in Tabelle 2 aufgeführt.
Eine verwertbare Qualität ist bis auf die Iodkonzentration (Forderung in der
Reinsäure < 10 mg/l) nach dieser 1. Verdampfungsstufe erreicht.
Zur Entfernung der noch verbliebenen Iodverunreinigung wurde der gewonnenen
Zwischenproduktsäure 1,3 g/l in konzentrierter Salzsäure gelöstes Zinn-(II)-chlorid
als Reduktionsmittel zugegeben.
Die Reduktionsreaktion zu Iodwasserstoff erfolgt spontan und vollständig.
Die so dotierte Säure wurde in demselben Verdampfer ein zweites Mal verdampft
(2. Stufe). Der Zulauf erfolgte wiederum kontinuierlich und die Verdampfung
wurde mit kontinuierlicher Sumpfabnahme im Verhältnis 1 : 10 zur Destillatmenge
betrieben. In 5,5 Stunden wurden 7 Liter Reinsäure als Destillat gewonnen.
In Tabelle 2 sind die Analysen der Reinsäure (Destillat 2) und des Sumpfes
(Sumpf 2) angegeben. Die Iodkonzentration liegt jetzt unterhalb der
Nachweisgrenze von 5 mg/l.
Dem Destillat der 1. Verdampfung aus Beispiel 1 wurde als alternatives
Reduktionsmittel 0,9 g/l Natriumhypophosphit als Feststoff unter Rühren
zugegeben. Um die bei 20°C sehr langsame Reaktionszeit (ca. 3 h) der
Reduktionsreaktion zu beschleunigen, erfolgte die Zugabe bei erhöhter
Temperatur von ca. 80°C. Hierdurch reduzierte sich die Reaktionszeit auf ca. 15
min., eine Rückreaktion erfolgt erst nach einigen Tagen durch Luftsauerstoff. Das
so dotierte Destillat wurde wie in Beispiel 1) verdampft (2. Verdampfung). In 7
Stunden wurden 9,7 Liter Reinsäure als Destillat gewonnen. Tabelle 2 enthält
auch hier die Analysen der Reinsäure (Destillat 2) und des Sumpfes (Sumpf 2).
Die Iodkonzentration liegt mit 7 mg/l im akzeptablen Bereich (bis 10 mg/l) für eine
Weiterverwertung der Reinsäure.
Das Destillat 1 der 1. Verdampfung aus Beispiel 1 wurde wie in Beispiel 2 jedoch
mit 0,64 g/l Natriumhypophosphit versetzt und einer Laborrektifikationskolonne
zugeführt. Die Kolonne hat 18 theoretische Böden, einen Durchmesser von 30
mm und ist über 226 cm mit 3 mm-Berl-Sätteln gefüllt. Das mit
Natriumhypophosphit versetzte Destillat 1 wurde am Kopf der Kolonne
aufgegeben. Im Sumpf wurde 22%ige synthetische Säure vorgelegt. Es wurde
ein Rücklaufverhältnis von 2 : 1 eingestellt. Die Reinsäure wurde über dem 1 m
hohen Abtriebsteil im Seitenabzug abgeführt und kondensiert. Über dem 1,26 m
hohen Verstärkungsteil wurde am Kopf der Kolonne eine Dünnsäure mit 0,03-
0,07% HCl abgezogen. Die letzte Spalte der Tabelle 2 zeigt, daß auch hier die
Reinsäure mit einer Iodkonzentration von 10 mg/l verwertbar ist.
Claims (9)
1. Verfahren zur Salzsäuregewinnung aus brom- und/oder jodhaltigen
Rauchgasen, wobei
- a) halogenhaltiger Abfall verbrannt,
- b) das brom-und/oder jodhaltige Rauchgas in Wasser oder Dünnsalzsäure absorbiert,
- c) die so erhaltene saure wäßrige Lösung verdampft,
- d) mit einem Reduktionsmittel oder Gemisch mehrerer Reduktionsmittel versetzt und
- e) nochmals verdampft wird.
2. Verfahren zur Salzsäuregewinnung aus brom- und/oder jodhaltigen
Rauchgasen, wobei
- a) halogenhaltiger Abfall verbrannt,
- b) das brom-und/oder jodhaltige Rauchgas in Wasser oder Dünnsalzsäure absorbiert,
- c) die so erhaltene saure wäßrige Lösung verdampft,
- d) mit einem Reduktionsmittel oder Gemisch mehrerer Reduktionsmittel versetzt und
- e) rektifiziert wird.
3. Verfahren zur Salzsäuregewinnung aus brom- und/oder jodhaltigen
Rauchgasen, wobei
- a) halogenhaltiger Abfall verbrannt,
- b) das brom-und/oder jodhaltige Rauchgas in Wasser oder Dünnsalzsäure absorbiert,
- c) mit einem Reduktionsmittel oder Gemisch mehrerer Reduktionsmittel versetzt
- d) die so erhaltene wäßrige saure Lösung verdampft und
- e) rektifiziert wird.
4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1-3, jedoch mit
Kondensation der Brüden nach der 1. Verdampfung.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1-4, wobei Zinn-(II)-,
Hypophosphit-Salz und Hydrazin als Reduktionsmittel verwendet werden.
6. Verfahren gemäß Anspruch 5, wobei Zinn-(II)-Chlorid und Natriumhypophos
phit verwendet werden.
7. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1-4, wobei die Absorption
der Rauchgase so gesteuert wird, daß eine 8- bis 17gew.-%ige Rohsalzsäure im
Kreislauf eines kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Prozesses geführt wird.
8. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1-7, wobei eine bis zu
22%ige Salzsäure (Azeotrop) erhalten wird.
9. Verwendung von Reduktionsmittel zur Salzsäuregewinnung aus
halogenhaltigen Rauchgasen.
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