DE4337996A1 - Verwendung eines Verfahrens zur Beseitigung und Abkapselung halogenierter Aromaten emittierender Schadstoffquellen - Google Patents
Verwendung eines Verfahrens zur Beseitigung und Abkapselung halogenierter Aromaten emittierender SchadstoffquellenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Verfahren zur Beseitigung und Abkapselung
von halogenierte Aromaten emittierenden Schadstoffquellen und
Vorrichtungen zur Herstellung der entsprechenden
Reaktionsmischungen
Halogenierte Aromaten, wie polychlorierte Biphenyle oder
Dibenzodioxine und wie Pentachlorphenole sind hochtoxische
teratogene und karzinogene Verbindungen, die in früheren Jahren
vielfach im Gebäudebau als Holzschutzmittel bzw. Brandschutzmittel
oder Weichmachermittel zum Einsatz kamen. Aufgrund von Entgasungs-
und Kondensationsprozessen sind sie fast ubiquitär in
entsprechenden Gebäuden anzutreffen. Da diese Verbindungen
außerordentlich schwer abbaubar sind, und sich im tierischen und
menschlichem Fettgewebe ansammeln, werden sie zu einem immer
größeren Problem für Umwelt und Gesundheit, insbesondere ist hier
mit Spätschäden bei Heranwachsenden zu rechnen. Da in Innenräumen
vielfach deutlich erhöhte Schadstoffkonzentrationen in der Luft
aufgrund der unterschiedlichsten Schadstoffquellen zu beobachten
sind, müssen diese Quellen unschädlich gemacht werden und die
chlorierte aromatischen Schadstoffe beseitigt bzw. chemisch
umgewandelt werden.
Beim heutigen Stand der Technik werden bei Sanierungsmaßnahmen
folgende Arbeitsschritte durchgeführt. Erstens Entfernen von
Primärquellen, das heißt es werden die Bauteile, die große Mengen
an halogenierten Aromaten enthalten durch mechanisches Entfernen
beseitigt. Alternativ hierzu werden diese Quellen auch oft mit
einem Kunststoffbeschichtung abgekapselt. Doch zeigt es sich, daß
im laufe der Zeit diese Beschichtung durch Diffusionsvorgänge
durchdrungen wird. Als weitere Maßnahmen werden schwächer
verseuchte Gebäudeteile wie Wände, Decken und Böden durch
Waschschritte mit Lösungsmittel oder Tensidlösungen, oder
Saugverfahren gereinigt. Auch die Beschichtung, wie sie o.g.
wurde, wird hier eingesetzt. Die Beschichtungsmaßnahmen verlieren
aufgrund von Diffusionsvorgängen immer nach einer gewissen Zeit
ihre Wirksamkeit. Auch werden zum Teil als Primärmaßnahme
Reaktionsmischungen auf die Untergründe aufgebracht, doch zeigen
diese wegen der geringen Umsatzgeschwindigkeiten und der kurzen
Einwirkzeiten oft nur unbefriedigende Ergebnisse. Derartige
chemische Abbaupartner werden auch vielfach bei der Entseuchung
von Altölen, Mineralölen, Dielektrika usw. verwendet. Bei
diesen Mineralölaufarbeitungsverfahren werden eine Reihe von
chemischen Umsetzungsreaktionen eingesetzt. Als wichtigste
Verfahren sind die Dehalogenierungsverfahren mit reinen Metallen
oder Metallegierungen, die Umsetzung mit Peroxiden,
Alkalimetallnaphtalieden, -Polyethylenglykolen und anderen
Alkalimetallverbindungen, thermische und photochemische Verfahren
zu nennen. All diese Verfahren werden aber nur in speziell dafür
bestimmten Reaktionsapparaturen eingesetzt. Lediglich in
Patentanmeldung DE 43 01 639.1 wird ein Beschichtungsverfahren, daß
bei Raumtemperatur zur Beseitigung von Schadstoffquellen
beschrieben, wobei aber nur Natriumhypochlorit neben vielen
anderen Reaktionspartnern erwähnt wird, beschrieben. Das viel
wirksamere Kalziumanalogon ist nicht beschrieben. Weiterhin ist
bekannt, Chlorkalk oder Kalziumhypochlorid als Desinfektions- und
Dekontaminationsmittel insbesondere für Kampfstoffe einzusetzen.
Als Kampfstoffe werden S-Lost, N-Lost, Lewisit, organische
Phosphorsäureester wie Tabun, Soman, Sarin, VR und VX umgewandelt.
Dabei ist bekannt, daß die Reaktivität des Chlorkalks bzw. des
Kalziumhypochlorits durch den Zusatz eines Magnesiumoxids großer
spezifischer Oberfläche verbessert wird, da ein derartiges
Magnesiumoxid eine große Adsorptionsfähigkeit besitzt. Ferner hat
das bei der Bundeswehr verwendete Dekontaminationsmittel für die
Dekontamination von chemischen Kampfstoffen folgende
Zusammensetzung: In 765 ml Wasser werden 75 g Kalziumhypochlorit
aufgeschlämmt. Nach 30 Minuten Rühren wird die Mischung unter
Rühren in eine Mischung aus 150 g Tetrachlorethan und 10 g Marlowet
IHF Emulgator geschüttet. Diese Emulsionslösung wird im
Sprühausbringverfahren eingesetzt. Da durch den
Perchlorethylengehalt erhebliche Nachteile gegeben sind, weil sie
wieder zur Umweltbelastung beitragen, und nicht als
Beschichtungssystem eine Langezeitwirkung besitzen, können diese
Mischungen nur schlecht im offenen Umgang verwendet werden.
Der Einsatz von Chlorkalk bzw. Kalziumhypochlorit zum chemischen
Abbau von chlorierten Aromaten insbesondere von PCB′s ist nicht
bekannt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde ein
Dekontaminationsmittel bzw. einen chemischen Reaktionspartner zur
Beseitigung von chlorierten Aromaten wie z. B. PCB′s zu erfinden,
und eine Mischung so zu modifizieren, daß durch die erhöhte
Viskosität das Abfließen des aufgebrachten Reaktionspartners
nahezu gänzlich eingeschränkt ist und nahezu die Gesamtmenge des
Mittels auf der Schadstoffquelle verbleibt.
Gelöst wurde die Aufgabe dadurch, daß überraschenderweise die
handelsüblichen Dekontaminationsmittel für Kampfstoffe, deren
Zusammensetzung und Herstellungsweise in den Patentanmeldungen
DE 28 28 735 B2, DE 38 44 084 A1, DE 36 25 583 C2 und DE 41 14 560 A1
beschrieben werden, auch zur Entseuchung und dem chemischen Abbau
von chlorierten Aromaten insbesondere von polychlorierten
Biphenylen eingesetzt werden können. Dabei können die
Reaktionsmischungen durch Aufspritzen auf den Schadstoffträger
oder durch Beschichtung mittels eines Streich- bzw.
Spachtelverfahrens der kontaminierten Oberflächen oder durch
Ummantelung bzw. Tränken der Schadstoffquelle mit der
Reaktionsmischung zum Einsatz kommen. Auch der chemische Abbau des
Schadstoffes in einem Reaktionsgefäß wie z. B. einem Rührkessel
kann durch den Einsatz der Reaktionsmischungen durchgeführt
werden. Durch die gute Wasserlöslichkeit der Reaktionsmischung ist
ein einfaches Abwaschen der Reaktionsmischung mit Wasser nach der
Reaktionszeit durchführbar.
Auf eine mit 0,5 g/m² PCB verseuchte Wand wird die o.g.
Reaktionsmischung aus Kalziumhypochlorit, Kieselsäure,
Aluminiumoxid und einem Copolymer aus n-Butylacrylat und Styrol
aufgetragen und nach 20 Tagen naß abgewaschen. Danach ist der PCB-
Anteil weitgehenst abgebaut worden.
Claims (6)
1. Verwendung von Verfahren und Einrichtungen zur Herstellung und
Anwendung von chemischen Reaktionsmischungen bzw.
Dekontaminationsmittel, die zur Beseitigung von halogenierte
Aromate emittierende Schadstoffquellen verwendet werden,
dadurch gekennzeichnet,
daß als reaktives Reagenz Chlorkalk bzw. Kalziumhypochlorit
verwendet wird und/oder die Mischung durch Einbringen eines
Gemisches von Magnesiumpulver mit einer Teilchengröße von 3 bis 10
µm und Kalziumhypochloritpulver bzw. Chlorkalk mit einer
Teilchengröße von 10 bis 200 µm und Vermahlen bzw. Vermischen
dieses Gemenges in einer Misch- oder Mahlkammer mit rotierenden
Mahlelementen bis zu einer Teilchengröße des Mischgutes von 10 bis
25 µm unter Beibehaltung der Teilchengröße des Magnesiumoxides
hergestellt wird, und/oder in einen Hochleistungsdispergator 80 kg
Wasser vorgegeben, dann 20 kg Chlorkalk bzw. Kalziumhypochlorit
hinzugegeben und nach erfolgter Dispergierung 1-2 kg kolloidale
Kieselsäure mit einem Anteil von 16% kolloidalem Aluminiumoxid
hinzugegeben wird, und nach weiteren 1-2 Minuten der
Dispergierung ca. 2% einer 50%igen Copolymerenkunststoffdispersion
zugegeben wird, und/oder das Vermahlen des Mischprodukts in einer
Hochleistungs-Stiftmühle bei einer Materialaufgabe von 350 kg/h
mit zwei engbestifteten Mahlscheiben, die mit unterschiedlichen
Kunststoffbeschichtungen versehen sind, welche sich
elektrostatisch positiv und negativ aufladen und/oder daß das
Aufschlämmen des Mahlprodukts durch Einrühren von 10-20 Gew.% in
Wasser oder einem Alkohol wie Isopropanol kurz vor Applizierung
der Aufschlämmung auf die zu dekontaminierenden Oberflächen oder
Schadstoffquellen erfolgt oder daß als Reaktionsmischung, in 765
ml Wasser 75 g Kalziumhypochlorit aufgeschlämmt werden und nach 30
Minuten Rühren die Mischung unter Rühren in eine Mischung aus 150 g
Tetrachlorethan und 10 g Marlowet IHF Emulgator geschüttet wird.
2. Verwendung der Reaktionsmischung nach Anspruch 1 zur
Beseitigung und Entsorgung und Entgiftung von chlorierten Aromaten
dadurch gekennzeichnet,
daß die Reaktionsmischung auf die verseuchten Gegenstände
aufgespachtelt, aufgepinselt, aufgesprüht und/oder aufgelegt wird,
und/oder in einem Reaktionsgefäß mit dem halogenierten Aromaten
vermengt wird.
3. Verfahren nach einem der o.g. Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Reaktionsmischung nach der Einwirkzeit mit Wasser
abgespült wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man bei einer Temperatur von 0 bis 200°C arbeitet.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß als halogenierte Aromaten, polychlorierte Biphenyle, - Dibenzodioxine, - Dibenzofurane, Chlorobenzole, Chlorophenole, oder Dichlorodiphenyltrichloroethan umgesetzt werden.
daß als halogenierte Aromaten, polychlorierte Biphenyle, - Dibenzodioxine, - Dibenzofurane, Chlorobenzole, Chlorophenole, oder Dichlorodiphenyltrichloroethan umgesetzt werden.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß als halogenierte Aromate chlorierte, bromierte, fluorierte und
iodierte organische Verbindungen umgesetzt werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934337996 DE4337996A1 (de) | 1993-11-06 | 1993-11-06 | Verwendung eines Verfahrens zur Beseitigung und Abkapselung halogenierter Aromaten emittierender Schadstoffquellen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934337996 DE4337996A1 (de) | 1993-11-06 | 1993-11-06 | Verwendung eines Verfahrens zur Beseitigung und Abkapselung halogenierter Aromaten emittierender Schadstoffquellen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4337996A1 true DE4337996A1 (de) | 1995-05-11 |
Family
ID=6502006
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19934337996 Withdrawn DE4337996A1 (de) | 1993-11-06 | 1993-11-06 | Verwendung eines Verfahrens zur Beseitigung und Abkapselung halogenierter Aromaten emittierender Schadstoffquellen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4337996A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
RU2555873C1 (ru) * | 2013-12-06 | 2015-07-10 | Федеральное государственное бюджетное учреждение "33 Центральный научно-исследовательский испытательный институт" Министерство обороны Российской Федерации | Бифункциональная водная загущенная рецептура |
-
1993
- 1993-11-06 DE DE19934337996 patent/DE4337996A1/de not_active Withdrawn
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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RU2555873C1 (ru) * | 2013-12-06 | 2015-07-10 | Федеральное государственное бюджетное учреждение "33 Центральный научно-исследовательский испытательный институт" Министерство обороны Российской Федерации | Бифункциональная водная загущенная рецептура |
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