DE4335746A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Entsorgung von Klärschlamm - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Entsorgung von KlärschlammInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Entsorgung
von Klärschlamm nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 bzw. 18.
Derartige Verfahren und Vorrichtungen zur Entsorgung von Klärschlamm sind
notwendig, um die bei der Reinigung von Abwasser anfallenden großen
Klärschlammengen aus kommunalen und industriellen Kläranlagen nach einer
entsprechenden Stabilisierung, insbesondere durch Ausfaulen, einer sinn
vollen Verwendung oder zumindest einer schadlosen Beseitigung zuführen zu
können. Allein in der Bundesrepublik Deutschland fallen pro Jahr mehrere
Millionen Tonnen Klärschlamm an.
Zur Verwertung der Klärschlämme bietet sich der Einsatz als Bodenverbes
serungsmittel sowie als teilweiser Düngerersatz für mineralische Dünge
mittel an, da in der Regel eine Vielzahl organischer Substanzen sowie Ma
kro- und Mikronährelemente in Klärschlämmen enthalten sind. Insoweit sind
Klärschlämme Wertstoffe, die allerdings mit einer Reihe anorganischer und
organischer Schadstoffe, pathologischer Bakterien, Viren, Wurmeiern etc.
behaftet sind, so daß die auszubringende Klärschlammenge pro Hektar und
Jahr im allgemeinen begrenzt ist. Es treten deshalb zunehmend Probleme im
Zusammenhang mit dem Verbleib der Klärschlämme auf, insbesondere solcher
Klärschlämme, die größere Schwermetallmengen enthalten.
Selbst landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerisch verwert
bare Klärschlämme werden demzufolge zum überwiegenden Teil in lagerfähi
ge Form überführt und deponiert oder verbrannt. Eine wirtschaftliche Wie
derverwendung der einmal deponierten Klärschlämme ist wegen des notwendi
gen Zusatzes an Chemikalien, die bei einer späteren Ausbringung als Bo
denverbesserungsmittel zu unerwünschten Bodenbelastungen führen würden,
bisher ausgeschlossen. Nicht nur das Verbrennen, sondern auch das Depo
nieren der Klärschlämme führt damit zu einer Wertstoffvernichtung.
Die deponierten Klärschlämme werden außerdem häufig zu sanierungsbedürf
tigen Altlasten, weil bei nicht ausreichender chemischer Stabilität
Schadstoffe an den Untergrund abgegeben werden. Eine Einkapselung der
Altlast ist erforderlich, um die Emissionspfade zum Grundwasser zu unter
brechen.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Entsorgung von Klärschlamm nach den Oberbegriffen der Ansprüche 1
bzw. 18 zu schaffen, die eine Aufbereitung des Klärschlamms zu einem la
gerfähigen Produkt erlauben, das bedarfsbezogen unter Nutzung des Wert
stoffpotentials im Klärschlamm und unter gleichzeitiger Reduzierung des
sen Gefahrenpotentials wiederverwertbar ist. Eine weitere Aufgabe besteht
darin, eine umweltfreundliche und kostengünstige Beseitigung der Klär
schlämme zu erreichen.
Diese Aufgaben werden gemäß den kennzeichnenden Teilen der Ansprüche 1
bzw. 18 gelöst.
Hierdurch werden ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Entsorgung von
Klärschlamm geschaffen, die durch eine rein mechanische Vermengung des
Klärschlamms mit einem tonhaltigen Rohstoff unter Erhalt des Klärschlamm-
Wertstoffpotentials an organischen Substanzen sowie Makro-und Mikronähre
lementen in natürlicher Form die Herstellung eines Formkörpers ermögli
chen, dessen Funktion als Nährelementespender zu dienen, erst nach Ab
lauf eines Zeitabschnitts aktivierbar ist.
Dazu kann in einem entlüfteten Formkörper der Klärschlamm von dem tonhal
tigen Rohstoff unter Bereitstellung eines quasi anaeroben Milieus im we
sentlichen eingeschlossen werden. Das Wertstoffpotential des Klärschlamms
ist auf diese Weise konserviert, und zwar in einem zunächst inerten Form
körper. Der nur langsam und in Abhängigkeit von der Abnahme des Feuchte
gehaltes abbaubare inerte Zustand des Formkörpers kann durch eine Umman
telung mit geeigneten feuchteregulierenden Medien zeitverzögert einge
stellt werden. Das Einsetzen eines Auswaschens der Inhaltsstoffe des
Klärschlamms aus dem Formkörper ist damit steuerbar und der Klärschlamm
wiederverwendbar lagerbar. Diese Formkörper können folglich ohne Zusatz an
Chemikalien und ohne horizontale und vertikale Abdichtungen der Deponie
zwischengelagert werden. Da die Tonminerale des tonhaltigen Rohstoffs
während des erfindungsgemäßen Verfahrens mit dem Klärschlamm in einem re
aktiven Kationenaustauschgleichgewicht gestanden haben, wurden die
Schwermetallkationen adsorbiert, so daß deren spätere Emission, wenn
überhaupt, nur gering ist. Adsorbiert werden können ebenso die polaren
organischen Schadstoffe. Auch getrocknete Formkörper, bei denen der quasi
inerte Zustand verlorengegangen ist, haben durch diese Adsorption das Ge
fahrenpotential verloren, wodurch eine dauerhafte Lagerung der Formkörper
in sogenannten Enddeponien möglich ist.
Vorteilhaft ist insoweit die geringe Durchlässigkeit des Formkörpers für
Wasser. Regen- und Bodenwasser bewirken nur eine geringe Durchströmung
des Formkörpers, was das Zurückhalten der adsorbierten Schadstoffe zu
sätzlich unterstützt.
Ein wesentlicher Vorteil des Verfahrens liegt auch darin, daß die bildsa
me Masse aus dem Gemenge tonhaltiger Rohstoff/Klärschlamm in wählbar ge
staltete Formkörper verarbeitbar ist. So können Blöcke zur Lagerung in
Deponien hergestellt werden, die später bei Bedarf zerkleinerbar sind, um
beispielsweise einen Streudünger zu bilden.
Für die teilweise oder überwiegend getrockneten Formkörper nach dem er
findungsgemäßen Verfahren, die aus einer Zwischenlagerung stammen oder
für die keine längere Lagerung benötigt wurde, gibt es neue Anwendungsge
biete neben dem als Bodenverbesserungsmittel. Zu nennen ist insbesondere
die Verwendung als Nährstoff beladener, temporär resistenter Trag- und
Stützkörper wählbarer Gestalt. Ein solcher Trag- und Stützkörper ist
nicht nur erodierbar, sondern liefert gleichzeitig für z. B. eine Anpflan
zungsphase die notwendigen Dünge- und Humusstoffe, und zwar aufgrund ge
ringer Durchströmbarkeit dosiert.
Als tonmineralhaltiger Rohstoff werden insbesondere solche mit zumindest
einem Hauptbestand an Ton eingesetzt. Zwei- oder Dreischichttonminerale
sind geeignet. Aus Kostengründen bevorzugt sind die Zweischichttonminera
le, insbesondere mit den Hauptbestandteilen Kaolinit und/oder Halloysit
und/oder Dickit. Durch den Einsatz von Zweischichttonmineralien mit einem
zumindest niedrigen Diagenesegrad, der zu Gitterfehlstellen geführt hat,
wird erfindungsgemäß erreicht, daß auch die Zweischichttonminerale ein
ausreichendes Adsorptionsverhalten gegenüber Klärschlamm zeigen, damit
der Klärschlamm sein Gefahrenpotential verliert.
Zur Herstellung einer bildsamen Masse aus dem Gemenge tonmineralhaltiger
Rohstoff/Klärschlamm ist ein Restfeuchtegehalt des tonmineralhaltigen
Rohstoffs wünschenswert, um eine gute Ausgangsreaktivität der Tonminerale
zu haben. Andererseits ist der Gesamtflüssigkeitsgehalt des Gemenges in
bezug auf den Festsubstanzgehalt so einzustellen, daß ein knetbarer Ge
mengeteig entsteht, der in eine bildsame Masse bringbar ist. Vorteilhafte
Trockensubstanzgehalte sind in den Ansprüchen 2 bis 4 angegeben.
Die Körnung des tonmineralhaltigen Ausgangsrohstoffs ist wählbar, da
grundsätzlich jeder tonmineralhaltige Rohstoff mit dem Hauptbestandteil
Ton in eine bildsame Masse verwandelbar ist. Nur je größer das maximale
Korn des Ausgangsrohstoffs ist, desto länger muß das Gemenge gemischt,
geknetet und homogenisiert werden. Vorteilhafte Korngrößenbereiche sind
in den Ansprüchen 5 bis 7 definiert. Bevorzugt ist dabei neben einem
Feinkornbereich auch ein Grobkornbereich, damit der hergestellte Formkör
per texturbedingt eine bessere Stabilität besitzt.
Die Mobilität und das Adsorptionsvermögen der Tonminerale kann dadurch
verbessert werden, daß während des Knet- bzw. kombinierten Misch/Knetvor
ganges das Gemenge nachzerkleinert wird. Diese Bearbeitungsphase zur Er
zeugung der bildsamen Masse kann von der Dauer so gewählt werden, daß
während der Umwandlung in eine bildsame Masse die Adsorptionsreaktionen
in einem gewünschten Umfang stattfinden können.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung gemäß der Ansprüche 18 und 19 ermöglicht
das Kombinieren verschiedener Arbeitsvorgänge, so daß (Reaktions)Stand
zeiten vermieden werden. Eine kompakte sowie wirtschaftlich arbeitende
Aufbereitungsvorrichtung ist die Folge.
Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind der nachfolgenden Beschreibung
und den Unteransprüchen zu entnehmen.
Die Erfindung wird nachstehend anhand des in der beigefügten Abbildung
dargestellten Ausführungsbeispiels einer Vorrichtung zur Entsorgung von
Klärschlamm näher erläutert.
Die Vorrichtung bzw. Anlage zur Entsorgung von Klärschlamm weist ein
gangsseitig eine Zerkleinerungsvorrichtung 1 für einen tonmimeralhaltigen
Rohstoff auf. Diese Zerkleinerungsvorrichtung 1 wird benötigt, wenn der
tonmineralhaltige Rohstoff in Gesteinsform vorliegt oder eine Verkleine
rung des maximalen Korns erwünscht ist. Der Rohstoff in Form eines Ton
steins ermöglicht die Einstellung eines breiten Korngrößenbereiches. Die
Zerkleinerungsvorrichtung 1 ist als Prallmühle ausgebildet, deren Durch
satz ebenso wie die Zerkleinerungswirkung groß ist.
Als tonmineralhaltiger Rohstoff wird ein Ausgangsrohstoff mit dem Haupt
anteil Ton aus einem oder mehreren Zweischicht- oder Dreischichttonmine
ralien eingesetzt, um den Anteil unbildsamer Rohstoffe im Ausgangsroh
stoff gering zu halten. Bevorzugt als tonmineralhaltiger Rohstoff ist ein
Ton der Kaolingruppe, wie z. B. Kaolinit, Halloysit und Dickit, oder eine
Zusammensetzung verschiedener Tone der Kaolingruppe.
Bevorzugt sind zudem Kaoloinittone die zumindest leicht plastisch sind
und/oder einen zumindest niedrigen Diagenesegrad aufweisen, damit das Ka
tionenaustauschvermögen aufgrund von Gitterfehlstellen gegenüber diagne
tisch nicht verfestigten Tonen erhöht ist. Die Kaolinittone können Neben
bestandteile aufweisen, zu denen hier im allgemeinen geringe Anteile
Glimmer, Illit oder Smectit sowie Anatas, Eisenminerale und Quarz zählen.
Falls in dem eingesetzten Kaolinitton nicht vorhanden, kann gegebenen
falls eine Zumischung eines geringfügigen Anteils (<4%) des Eisenminerals
Siderit (FeCO₃) zum tonmineralhaltigen Rohstoff erfolgen. Eine positive
Beeinflussung des Adsorptionsvermögens kann hierdurch möglich sein.
Ein beispielhaft verwendbares Tongestein setzt sich aus den Hauptbestand
teilen Koalinit, Halloysit sowie Dickit zusammen und weist als Nebenbe
standteile geringe Anteile an Glimmer, Dreischichttonmineral und Eisen
karbonat auf. Die Kationenaustauschkapazität gemäß DIN 19684-T8 liegt bei
14,5 mval/100 g. Das Wasseraufnahmevermögen liebt bei 39%, und die Fließ
grenze gemäß ATTERBERG′scher Konsistenzgrenze (DIN 18122) liegt bei w =
31,7%.
Zur vereinfachten Benennung des vorstehend beschriebenen tonhaltigen Roh
stoffs wird nachfolgend nur von Tonen bzw. Tonstein gesprochen.
Ein zur Mischung mit Klärschlamm vorgesehener Tonstein wird mittels der
genannten Zerkleinerungsvorrichtung 1 auf eine wählbare Körnung zerklei
nert. Eine Zerkleinerung auf feinere Korngrößenbereiche, z. B. 0,1-100
µm, oder mittlere Korngrößenbereiche, z. B. 0,1 µm-1 mm, ist geeignet.
Soll das aus dem tonmineralhaltigen Rohstoff herzustellende Verfahrens
produkt eine hohe Stabilitität besitzen, wie dies erfindungsgemäß ge
wünscht sein kann, wird ein Korngrößenbereich mit einem maximalen Korn
unter 40 mm, insbesondere unter 30 mm, gewählt. Die Korngrößenverteilung
kann dabei im wesentlichen kontinuierlich sein, wobei zur Förderung der
später beschriebenen Bildsamkeit mindestens 20% der wählbaren Körnung im
Korngrößenbereich zwischen 0,1 und 250 µm liegen soll. Eine mögliche
Korngrößenverteilung in Gew.% (ca. Werte) ist z. B.:
20% <2 µm
0% 2 µm-250 µm
20% 250 µm-2,5 mm
20% 2,5 mm-10 mm
20% 10 mm-30 mm.
0% 2 µm-250 µm
20% 250 µm-2,5 mm
20% 2,5 mm-10 mm
20% 10 mm-30 mm.
Der vorzerkleinerte und gegebenenfalls klassierte Ton wird über Förder
einrichtungen 2, 3, 4, beispielsweise Gummibandtransporteure, einer Do
siervorrichtung 5, wie einem Kastenbeschicker, zugeführt. Diese Dosier
vorrichtung 5 weist einen oder mehrere Füllkästen für den Ton sowie für
Klärschlamm auf. Der Ton soll bis zu dieser Aufbereitungsstation einen
Restfeuchtegehalt von 3 bis 10%, insbesondere 5 bis 8%, besitzen.
Der in die Dosiervorrichtung 5 einbringbare Klärschlamm ist teilentwäs
sert mit einem Trockensubstanzgehalt von mindestens 15%, insbesondere 20
bis 30%. Der Klärschlamm kann aerob und/oder anaerob stabilisiert sein
und ist vorzugsweise ausgefault. Mittels der Dosiervorrichtung 5 werden
wählbare Gewichtsmengen an Ton und Klärschlamm zusammengebracht. Der
Klärschlamm kann volumenmäßig in einem Mischungsverhältnis von bis zu 4 : 1
mit dem Ton zusammengebracht werden. Standard-Dosierungen liegen zwi
schen 2-3 : 1.
Die dosierten Mengen Ton und Klärschlamm gelangen von der Dosiervorrich
tung 5 auf Fördereinrichtungen 6, 7, die die beim Dosiervorgang gegebe
nenfalls vorgemischten Mengen an Ton und Klärschlamm in eine Mischvor
richtung 8, z. B. einen Doppelmischer, bringen. Dort werden die dosierten
Anteile zu einem Gemenge gemischt. Aufgrund des Wasseraufnahmevermögens
des Tons wird ein lockeres, krümeliges und pelletartiges Ton-Klärschlamm
gemenge erhalten. Die Struktur des Ton-Klärschlammgemenges ist steuerbar,
da unterschiedliche Wassergehalte im Klärschlamm durch Zugabe von mehr
oder weniger großen Anteilen des Grob- und Feinanteils des Tons ausgegli
chen werden können.
Dieses krümelige Ton-Klärschlammgemenge kann in einem Vorratsbereich A
zwischengelagert werden, wozu teilweise schwenkbare Fördereinrichtungen
9, 10 genutzt werden können.
Die unmittelbare oder spätere Weiterverarbeitung des Ton-Klärschlammge
menges erfolgt in einer Knetvorrichtung 11. In dieser Knetvorrichtung 11
wird das Ton-Klärschlammgemenge in eine bildsame Masse verarbeitet, wobei
während dieser Umwandlung auch die Kationenaustauschreaktionen an den
Tonmineralien stattfinden, soweit diese während des Vormischens bzw. Mi
schens noch nicht eingetreten sind. Der Knetvorgang homogenisiert hierzu
das Ton-Klärschlammgemenge und mobilisiert die Tonminerale, damit diese
dem Klärschlamm die Flüssigkeit entziehen. Die beiden Aufbereitungs
schritte - Bildsamkeit der Masse und gegebenenfalls Bindung der Schad
stoffe an die Tonmineralien - können folglich beim Kneten ausgeführt wer
den. Die Adsorption der Schadstoffe durch diagenetisch verfestigten Kao
linitton erfolgt relativ schnell, so daß Knetzeiten von weniger als 30
Minuten realisierbar sind. Optimiert wird der Knetvorgang dadurch, daß
zusammen mit dem Kneten nachzerkleinert wird. Als Knetvorrichtung 11 wird
deshalb z. B. ein Siebbrechmischer eingesetzt.
Diese Nachzerkleinerung bzw. Feinverreibung wirkt auf auf den Klär
schlamm, der in kleinste Partikel überführt wird und damit eine maximale
Reaktionsoberfläche für die Adsorptionsvorgänge besitzt. Ballige Klär
schlammreste, die später leicht erodierbar wären, werden vermieden.
Mittels weiterer Fördereinrichtungen 12, 13, kann die bildsame Ton-
Klärschlammgemenge-Masse zu einem Vorratsbereich B gebracht werden.
Eine Weiterverarbeitung der bildsamen Masse erfolgt in einer Presse 15,
die aus der bildsamen Masse Formkörper beliebiger Gestalt preßt. Dazu
wird die bildsame Masse unter Vakuum entlüftet, damit im wesentlichen
gasfreie Formkörper hergestellt werden. Die Presse 15 ist als Vakuumpres
se ausgebildet. Der Vorgang des Entlüftens kann auch an den Knetvorgang
angehängt werden. Gleiches gilt für das Pressen bzw. Extrudieren der
Formkörper.
Zur Erhöhung der Durchsatzmenge der Anlage kann ein entsprechend aufge
bauter zweiter Anlagen-Aufbereitungsarm mit Dosiervorrichtung 18, Mischer
21 und Knetvorrichtung 23 sowie dazwischen laufenden Fördereinrichtungen
19, 20, 22, 24 hinter der Zerkleinerungsvorrichtung 1 abzweigen.
Das anhand der Anlage beschriebene Verfahren zur Entsorgung von Klär
schlamm läßt sich wie folgt zusammenfassen:
Ein tonmineralhaltiger Rohstoff wählbarer Körnung wird mit einem teilent wässerten Klärschlamm gemischt und zu einer bildsamen Ton-Klärschlammge menge-Masse verarbeitet. Der Versatzanteil des Klärschlamms hängt einer seits von seinem Flüssigkeitsgehalt ab, der über eine Anpassung des Fein- und Grobkornanteils ausgleichbar ist, aber auch genügend Flüssigkeit für die Umformung in eine bildsame Masse bereitstellen muß, und andererseits von seiner Trockensubstanzmenge, die als unbildsamer Anteil nach Art ei nes Magerungsmittels die Bildsamkeit der Ton-Klärschlammgemenge-Masse nicht wesentlich stören darf.
Ein tonmineralhaltiger Rohstoff wählbarer Körnung wird mit einem teilent wässerten Klärschlamm gemischt und zu einer bildsamen Ton-Klärschlammge menge-Masse verarbeitet. Der Versatzanteil des Klärschlamms hängt einer seits von seinem Flüssigkeitsgehalt ab, der über eine Anpassung des Fein- und Grobkornanteils ausgleichbar ist, aber auch genügend Flüssigkeit für die Umformung in eine bildsame Masse bereitstellen muß, und andererseits von seiner Trockensubstanzmenge, die als unbildsamer Anteil nach Art ei nes Magerungsmittels die Bildsamkeit der Ton-Klärschlammgemenge-Masse nicht wesentlich stören darf.
Während der Aufbereitungsvorgänge Mischen und Kneten des Ton-Klärschlamm
gemenges zu einer bildsamen Masse erfolgt die Bindung der Schadstoffe an
die Tonminerale. Beim Kneten wird vorzugsweise nachzerkleinert, um die
Mobilisierung der Tonminerale, die Feinstzerkleinerung des Klärschlamms
und die Homogenisierung des Gemenges zu verbessern. Gleichzeitig wird der
Flüssigkeitsgehalt des Klärschlamms zur Erzeugung der Bildsamkeit ge
nutzt, so daß die sonst notwendige Zugabe von Flüssigkeit, um aus einem
Ton einen knetbaren Teig zu machen, entfallen kann.
Unter Vakuum wird die bildsame Masse entlüftet und zu Formkörpern ge
preßt, beispielsweise durch Strangziehen.
Dieses Verfahren ermöglicht den Einsatz von Zweischichttonmineralien,
insbesondere Kaolinittonen, die wegen ihrer mangelnden Adsorptionskapazi
tät für eine wirksame Bindung von Schadstoffen bisher als ungeeignet an
gesehen wurden. Erfindungsgemäß werden diagenetisch verfestigte Zwei
schichttonminerale bevorzugt. Es ist aber auch möglich, nicht diagentisch
geprägte Zweischichttonminerale als Ausgangsrohstoff zu verwenden, sofern
ihre Adsorptionskapazität durch Einstellung der Plastizität vor Zugabe
des Klärschlamms erhöht worden ist.
Desweiteren können dem Gemengeversatz aus Ton und Klärschlamm bekannte
Zuschlagstoffe beigemengt werden, um die technischen Eigenschaften des
Formkörpers zu optimieren, z. B. um die mechanische Stabilität zu erhö
hen, die Abriebfestigkeit zu verbessern etc.
Die sich als Verfahrensprodukt ergebenden Formkörper können mit einer
fluidabweisenden Isolierschicht versehen werden, um den Feuchtegehalt zu
erhalten.
Die Formkörper können durch teilweisen oder vollständigen Wasserentzug
getrocknet werden und als Nährstoff beladene Nutzsteine im Landschaftsbau
und/oder als erodierbare Bodenkörper wählbarer Form Verwendung finden.
Claims (19)
1. Verfahren zur Entsorgung von Klärschlamm, durch Mischen eines teilent
wässerten, stabilisierten Klärschlamms mit einem mineralischen Rohstoff,
dadurch gekennzeichnet, daß der Klärschlamm und ein gegebenenfalls vor
zerkleinerter tonmineralhaltiger Rohstoff mit einer wählbaren Körnung und
einem Restfeuchtegehalt bis zum Übergang des Rohstoffgemenges in einen
bildsam verformbaren Zustand miteinander gemischt und geknetet werden,
das bildsame Rohstoffgemenge unter Vakuum entlüftet und zu Formkörpern
gestaltet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß entwässerter
Klärschlamm mit einem Tockensubstanzgehalt von mindestens etwa 15%, ins
besondere von 20 bis 30%, zugesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei Zu
satz eines entwässerten Klärschlamms mit einem Trockensubstanzgehalt hö
her 30% gegebenenfalls eine wählbare Menge Flüssigkeit dem knetbaren Roh
stoffgemenge für die Überführung in eine bildsame Masse zugesetzt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß der Restfeuchtegehalt des tonmineralhaltigen Rohstoffs im Bereich von
3 bis 10%, insbesondere 5 bis 8%, liegt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens 20% der wählbaren Körnung im Korngrößenbereich zwischen
0,1 µm und 250 µm liegen.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß der tonmineralhaltige Rohstoff mit einer wählbaren Körnung im Korn
größenbereich zwischen 0 und 30 mm zugesetzt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß der tonmineralhaltige Rohstoff mit einer im wesentlichen kontinuier
lichen Korngrößenverteilung zugesetzt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß der tonmineralhaltige Rohstoff als Hauptbestandteil ein oder mehrere
Zweischichttonminerale, insbesondere Kaolinit, und/oder Dreischichttonmi
nerale, enthält.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß als Zwei
schichttonminerale solche Tone zugesetzt werden, deren Kationenaustausch
kapazität aufgrund eines zumindest niedrigen Diagenesegrades erhöht ist.
10. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der tonmine
ralhaltige Rohstoff mit einem Hauptbestand an Zweischichttonmineralien
vor der Zugabe des Klärschlamms zur Erhöhung der Kationenaustauschkapazi
tät durch Beimengung einer Flüssigkeit zu einem knetbaren Teig angemacht
wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß der tonmineralhaltige Rohstoff einen geringfügigen Gehalt an FeCO₃
aufweist.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet,
daß der Klärschlamm volumenmäßig in einem Mischungsverhältnis von bis zu
4 : 1 dem tonmineralhaltigen Rohstoff zugegeben wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet,
daß zur Mobilisierung der Tonminerale im tonmineralhaltigen Rohstoff und
zur Homogenisierung des Gemisches aus tonhaltigem Rohstoff und Klär
schlamm während des Knetvorgangs das Gemenge zusätzlich nachzerkleinert
wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet,
daß die Misch- und/oder Knetbearbeitung des Gemenges aus tonmineralhalti
gem Rohstoff und Klärschlamm während eines Zeitabschnitts erfolgt, der
ausreichend ist für eine Kationenaustauschreaktion zwischen Klärschlamm
und Tonmineral.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet,
daß die bildsame Masse aus dem Gemenge tonmineralhaltiger Rohstoffe
Klärschlamm bis zur Einstellung eines im wesentlichen anaeroben Zustands
innerhalb der Formkörper entlüftet wird.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet,
daß die Formkörper zur Konservierung des Feuchtegehalts mit einer fluid
abweisenden Isolierschicht ummantelt werden.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet,
daß die Formkörper durch teilweisen Wasserentzug getrocknet werden.
18. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche
1 bis 17 mit einer Aufeinanderfolge verschiedener Bearbeitungskomponen
ten, umfassend einen Zerkleinerer zur Aufbereitung eines tonmineralhalti
gen Rohstoffs, gegebenenfalls eine Siebvorrichtung, und einen Mischer, da
durch gekennzeichnet, daß zwischen dem Mischer (8) und einer Vakuumpresse
(15) eine Misch-Zerkleinerungs-Vorrichtung (11) für ein kombiniertes Kne
ten und Zerkleinern des Rohstoff-Klärschlamm-Gemenges zu einer bildsamen
Masse angeordnet ist.
19. Vorrichtung nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß als Misch-
Zerkleinerungs-Vorrichtung (11) ein Siebbrechmischer vorgesehen ist.
Priority Applications (4)
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---|---|---|---|
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Family Applications After (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE9320367U Expired - Lifetime DE9320367U1 (de) | 1993-10-20 | 1993-10-20 | Vorrichtung zur Entsorgung von Klärschlamm |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (2) | DE4335746C2 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
CZ305654B6 (cs) * | 2008-04-07 | 2016-01-27 | Robert Štěpánek | Zařízení pro zpracování hmot |
Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3205717C2 (de) * | 1982-02-18 | 1988-11-24 | Baustoff-Pruef-Gesellschaft Bonn Hersel Gmbh & Co Kg, 5303 Bornheim, De | |
DE4111725A1 (de) * | 1991-04-10 | 1992-10-15 | Anton Grehl | Verfahren zur inertisierung von in schlaemmen enthaltenen schadstoffen und aus diesen schlaemmen hergestellter formkoerper |
-
1993
- 1993-10-20 DE DE4335746A patent/DE4335746C2/de not_active Expired - Fee Related
- 1993-10-20 DE DE9320367U patent/DE9320367U1/de not_active Expired - Lifetime
Patent Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE3205717C2 (de) * | 1982-02-18 | 1988-11-24 | Baustoff-Pruef-Gesellschaft Bonn Hersel Gmbh & Co Kg, 5303 Bornheim, De | |
DE4111725A1 (de) * | 1991-04-10 | 1992-10-15 | Anton Grehl | Verfahren zur inertisierung von in schlaemmen enthaltenen schadstoffen und aus diesen schlaemmen hergestellter formkoerper |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
CZ305654B6 (cs) * | 2008-04-07 | 2016-01-27 | Robert Štěpánek | Zařízení pro zpracování hmot |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE4335746C2 (de) | 1995-11-09 |
DE9320367U1 (de) | 1994-05-19 |
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