DE4331927C2 - Verfahren zur biochemischen Entfernung von Stickstoff und Phosphor aus Abwasser - Google Patents
Verfahren zur biochemischen Entfernung von Stickstoff und Phosphor aus AbwasserInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur kontinuierlichen biochemischen
Entfernung von Stickstoff und Phosphor aus Abwasser gemäß dem
Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
Ein gattungsgemäßes Abwasserreinigungsverfahren ist beispielsweise in
"Water SA, Vol. 2, Nr. 3, Juli 1976" beschrieben. Hierbei wird das zu
reinigende Abwasser in ein erstes Becken eingeleitet und darin mit
Belebtschlamm gemischt. In diesem ersten Becken wird das Gemisch so
lange unter anaeroben Verfahrensbedingungen gehalten, bis die
Schlammbakterien den von ihnen aufgenommenen Phosphor weitestgehend als
Phosphat freigesetzt haben. Anschließend wird das Gemisch in ein zweites
Becken eingeleitet, in dem zur Durchführung einer Denitrifikation
anoxische Bedingungen herrschen. Der dabei abgegebene Stickstoff wird
weitgehend in die Atmosphäre freigesetzt. Danach wird das Gemisch in
einem dritten Becken unter oxischen Bedingungen gehalten, wobei Phosphat
von den Schlammbakterien aufgenommen und Ammoniak zu Nitrat
(Nitrifikation) umgewandelt wird. Zur Durchführung der Denitrifikation
wird in einem inneren Kreislauf fortlaufend eine große Menge des
belüfteten Gemischs aus der Nitrifikationsstufe in die
Denitrifikationsstufe zurückgeführt. Eine kleinere Teilmenge des
belüfteten Gemischs gelangt in ein Absetzbecken, wo es in eine
Überstandsflüssigkeit und in Belebtschlamm aufgeteilt wird. Während die
weitgehend von Phosphor und Stickstoff befreite Überstandsflüssigkeit
als gereinigtes Abwasser abgeleitet wird, wird der größte Teil des
abgetrennten Schlamms mit der Bakterienmasse, die Phosphat aufgenommen
hat, in das erste Becken zur Phosphatfreisetzung zurückgeführt. Ein
kleinerer Teil dieses Schlamms wird als Überschußschlamm aus dem
Verfahren ausgeschleust und in bekannter Weise entsorgt (z. B.
Deponierung oder Verbrennung). Mit diesem Überschußschlamm wird das aus
dem Abwasser aufgenommene Phosphat aus dem Verfahren herausgeführt.
Dieses bekannte Verfahren liefert zwar ein relativ gut gereinigtes
Abwasser, hat jedoch den Nachteil, daß es eine Vielzahl von
großvolumigen Behältern erfordert, die die notwendigen Verweilzeiten des
Abwasser-Schlamm-Gemischs in den einzelnen Verfahrensstufen
gewährleisten. Dies gilt insbesondere für die Phosphatfreisetzungsstufe.
Hinzu kommt der Nachteil, daß eine Wiederverwertung von Rohstoffen,
also eine Wertstoffgewinnung nicht vorgesehen ist.
Aufgabe der Erfindung ist es, das gattungsgemäße Verfahren so
weiterzubilden, daß die geschilderten Nachteile weitgehend beseitigt
werden; darüber hinaus soll eine Anlage zur Durchführung dieses
Verfahrens angegeben werden.
Gelöst wird diese Aufgabe hinsichtlich des Verfahrens mit den
kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte
Weiterbildungen dieses Verfahrens sind in den Unteransprüchen 2 bis 14
angegeben. Eine Anlage zur Durchführung des Verfahrens weist die
Merkmale des Patentanspruchs 15 auf und ist durch die kennzeichnenden
Merkmale der Unteransprüche 16 bis 22 in zweckmäßiger Weise weiter
ausgestaltbar.
Anhand der Fig. 1 bis 3 wird die Erfindung nachfolgend näher
erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 das Grundfließbild einer Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Verfahrens,
Fig. 2 ein Schema einer erfindungsgemäßen Anlage und
Fig. 3 ein Grundfließbild für ein Ausführungsbeispiel.
Gemäß Fig. 1 wird das zu reinigende Abwasser, das lediglich mechanisch
geklärt ist, kontinuierlich unmittelbar in die anoxische
Denitrifikationsstufe eingeleitet, wo von den im
Abwasser-Schlamm-Gemisch enthaltenen Bakterien Stickstoff aus dem
rückgeführten Nitrat freigesetzt wird, der in die Atmosphäre entweichen
kann. Nach einer vorgegebenen mittleren Verweilzeit gelangt das
Abwasser-Schlamm-Gemisch in die unmittelbar nachgeschaltete
Nitrifikationsstufe, die durch Luftzufuhr oxisch betrieben wird. Um den
Sauerstoffeintrag möglichst effektiv zu gestalten, sollte dieser bei
erhöhtem Druck (mindestens 1 bar) z. B. unter Anwendung eines
Tauchstrahlhochreaktors erfolgen, wie er in der DE 41 12 378 A1
beschrieben ist. Vorzugsweise beträgt die Geschwindigkeit des
Sauerstoffeintrags mehr als 200 g O₂/m³ x h. In dieser Stufe wird das im
Abwasser enthaltene Ammoniak von den nitrifizierenden Bakterien
aufgenommen und in Nitrat umgesetzt. Gleichzeitig finden eine intensive
Aufnahme von Phosphat und auch ein restlicher Kohlenstoffabbau durch die
Bakterienmasse statt. Wiederum nach einer vorgegebenen Verweilzeit tritt
das Abwasser-Schlamm-Gemisch aus dieser Behandlungsstufe aus.
Der weitaus überwiegende Teil wird in die Denitrifikationsstufe
zurückgeführt, um das Nitrat abzubauen und durch die Bakterien als
Stickstoff freizusetzen. Auf diese Weise soll die für die Wirksamkeit
des Verfahrens wesentliche hohe Belebtschlammkonzentration von mehr als
4,5 kg/m³ eingestellt werden. Vorzugsweise soll die
Belebtschlammkonzentration mehr als 6 kg/m³, insbesondere mehr als
8 kg!m³ betragen und liegt somit erheblich über den Werten, die z. B. im
ATV-Regelwerk A131 empfohlen werden (2,5-4,5 kg/m³). Ein kleinerer
Teil des aus der Nitrifikation kommenden Gemischs wird in eine erste
Trenneinrichtung gegeben, die - wie dargestellt - vorzugsweise als
Druckentspannungsflotation ausgebildet ist. In diesem Zusammenhang wird,
wie dies ebenfalls in Fig. 1 gezeigt ist, die zur Gassättigung
benötigte Druckwassererzeugung zweckmäßig in einem der
Entspannungsflotation unmittelbar vorgeschalteten Tiefschachtreaktor
vorgenommen, da dabei wenig Betriebsenergie und nur einfache
Umwälzpumpen erforderlich sind. Der Druck zur Erzielung der Gassättigung
sollte vorteilhafterweise bei mindestens 4 bar liegen; Drücke über 8 bar
bringen allerdings keine noch lohnende zusätzliche Verbesserung mehr.
Der Wasserablauf aus der Flotation stellt bereits ein von Stickstoff
und, wie nachfolgend noch erläutert wird, auch von Phosphaten weitgehend
befreites, also gereinigtes Abwasser dar. Um auch höchste Anforderungen
an die Reinigungsleistung zu erfüllen, kann es zweckmäßig sein, das
Abwasser vor seiner Ableitung noch einer zusätzlichen
Flockungsfiltration nach Zugabe von Flockungsmitteln zu unterziehen. Das
Filterspülwasser kann dann in die Denitrifikationsstufe zurückgeführt
werden.
Der in der ersten Trennstufe (Entspannungsflotation) abgetrennte
Belebtschlamm (Flotat) wird in eine anaerob betriebene Stufe zur
Freisetzung von Phosphat geführt, die als Phosphatstrippung bezeichnet
ist. Mittels einer Bypass-Leitung kann Belebtschlamm am Phosphatstripper
vorbeigeführt werden, da bei einer niedrigen Schlammrückführung von 20
bis 50% mindestens die Hälfte davon über den Stripper geführt werden
müssen. Der aus der Phosphatstrippung herauskommende Schlamm wird dann
in einer zweiten Trenneinrichtung, die z. B. als Dekanter oder Zentrifuge
ausgebildet sein kann, in den in die Denitrifikation zurückzuführenden
Rücklaufschlamm und in ein stark phosphathaltiges Fugat aufgetrennt. Der
Rücklaufschlamm ist somit stark verarmt an Phosphat. Das Fugat wird
erfindungsgemäß einer Phosphatfällung, vorzugsweise durch Zugabe von
Kalkmilch, unterzogen und der erhaltene Phosphatschlamm zur weiteren
Verwertung als Rohstoff abgetrennt (z. B. durch einen Dekanter, eine
Zentrifuge oder eine Bandfilterpresse). Das dabei erzeugte Fugat wird
z. B. in die mechanische Klärung zurückgeführt, während der
Phosphatschlamm bei Bedarf zu einem unmittelbar verkaufsfähigen Produkt
aufgearbeitet wird.
Ein Teil des Rücklaufschlamms zur Denitrifikation kann, wie dies in
Fig. 1 dargestellt ist, als Überschußschlamm aus dem Verfahren
ausgeschleust werden; es ist aber auch möglich bereits einen Teil des
Flotats der Entspannungsflotation als Überschußschlamm abzustoßen und in
die Schlammbehandlung zu führen. Es ist als großer Vorteil dieser
Erfindung anzusehen, daß dieser abzuführende Anteil in jedem Fall sehr
gering ist.
Um die Phosphatstrippung in möglichst kurzer Zeit ablaufen lassen zu
können, ist es erfindungsgemäß vorgesehen, im Falle eines relativ
geringen Kohlenstoffgehalts bzw. Fettsäuremangels im Flotat zusätzlich
ein fettsäurehaltiges Substrat in die Phosphatstrippung zu geben. Dies
wird zweckmäßigerweise aus Abprodukten der Abwasserklärung, vorzugsweise
durch Versäuerung von Vorklär- oder Mischschlamm erzeugt. Dabei wird
vorteilhaft nach der Versäuerung eine Trennung (z. B. durch einen
Eindicker oder Dekanter) von Schlamm, der in die Schlammbehandlung
geführt wird, und dem fettsäurehaltigen Substrat vorgenommen, das als
Fugat in die Phosphatstrippung eingeleitet wird. Auch in der
Phosphatstrippung ist eine hohe Belebtschlammkonzentration (deutlich
über 4,5 kg/m³, insbesondere über 5 kg/m³) für die Effektivität der
Verfahrensführung wesentlich. Sie sollte zweckmäßig zwischen 2 und 6%,
vorzugsweise bei 4% (entsprechend etwa 40 kg Belebtschlamm/m³) liegen.
Dies führt zu einer hohen Raum-Zeit-Ausbeute, also zu kurzen
Verweilzeiten und dadurch zu kleineren Behältergrößen, die den
erforderlichen Investitionsaufwand vermindern.
In Fig. 2 ist das Schema einer erfindungsgemäßen Gesamtanlage
dargestellt. Das zu reinigende Abwasser wird über eine Pumpe 15 durch
den Abwasserzulauf 1 aus einem nicht dargestellten Abwasserkanal in
mechanisch vorgeklärter Form in den Denitrifikationsbehälter 2 gegeben,
der mit einem Rührwerk 16 ausgestattet ist. Aus dem
Denitrifikationsbehälter 2 wird ein Stickstoffabstrom 17 in die
Atmosphäre abgegeben. Mittels einer Pumpe 18 wird das
Abwasser-Schlamm-Gemisch durch eine Zulaufleitung 5 kontinuierlich in
den nachgeschalteten Nitrifikationsbehälter 3 gefördert. Dieser ist, wie
dargestellt, vorzugsweise als Tauchstrahlhochreaktor gemäß
DE 41 12 378 A1 ausgebildet, weist also innerhalb eines Behälters ein
inneres, vertikal angeordnetes Aufstromrohr mit einer Förderpumpe auf.
Am oberen Ende des offenen Aufstromrohrs befindet sich eine Umlenkhaube
zur Umlenkung der im Bodenbereich des Behälters abgesaugten Aufströmung.
Das Aufstromrohr ist außen von einem koaxialen Abstromrohr umgeben, das
das Abwasser-Schlamm-Gemisch wieder in den Bodenbereich des Behälters
zurückführt und etwa radial nach außen in Richtung auf die Behälterwand
abströmen läßt. Da die Umlenkhaube mit Lufteinlaßkanälen ausgestattet
ist, wird von dem bei der Umlenkung entstehenden Tauchstrahl Luft 19 als
sauerstoffhaltiges Gas mitgerissen. Entsprechend dem Füllstand des
Tauchstrahlhochreaktors 3, der vorzugsweise etwa 10-15 m betragen
sollte, erfolgt die Sauerstoffaufnahme infolge des hydrostatischen
Drucks bei einem erhöhten Druck von etwa 1-1,5 bar. Über die Leitung
20 tritt das Abwasser-Schlamm-Gemisch kontinuierlich über in eine erste,
z. B. als Flotator ausgebildete Trenneinrichtung 7. Hierbei handelt es
sich bevorzugt um einen Druckentspannungsflotator, der mit einem nicht
dargestellten, unmittelbar vorgeschalteten Tiefschachtreaktor zur
Erzielung einer hohen Gasaufnahme zusammenwirkt. Ein solcher
Tiefschachtreaktor könnte beispielsweise eine Tiefe von 30 m aufweisen,
so daß bei einer Füllstandshöhe von 15 m im Tauchstrahlreaktor 3 für die
Gassättigung ein Gesamtdruck von etwa 4,5 bar zur Verfügung steht. Der
größere Teil des aus dem Nitrifikationsbehälter 3 abgezogenen
Abwasser-Schlamm-Gemischs wird über die Rückführleitung 6 in den
Denitrifikationsbehälter 2 rezirkuliert. Der Klarlauf des Flotators 7
wird über eine Leitung 21 in eine Flockungsfiltration 14 gegeben,
nachdem er mit einem Flockungsmittel 22 (z. B. Eisensalz) versetzt wurde.
Der für die Flockungsfiltration benötigte Luftstrom ist mit 23, der
Klarwasserablauf mit 24 und der zur mechanischen Vorklärung
zurückführende Spülwasserstrom mit 25 bezeichnet.
Der im Flotator 7 abgetrennte Belebtschlamm wird mittels einer Pumpe 26
durch den Schlammablauf 9 in die Phosphatstrippung 8 gefördert. Vor der
Phosphatstrippung 8 weist der Schlammablauf 9 eine ventilgesteuerte
Verzweigung auf, mit der wahlweise Überschußschlamm 27 abgestoßen
und/oder eine teilweise oder vollständige Umgehung der Phosphatstrippung
durch die Bypassleitung 28 bewirkt werden kann. Die Bypassleitung 28
führt direkt zum Denitrifikationsbehälter 2 zurück. Die
Phosphatstrippung 8 ist mit einem Rührwerk 29 ausgestattet. Der Ablauf
des gestrippten Schlamms erfolgt über eine Pumpe 30 durch die Leitung 31
in eine z. B. als Dekanter oder Zentrifuge ausgebildete zweite
Trenneinrichtung 10. Die Leitung 32 führt den abgetrennten gestrippten
Schlamm mittels einer Pumpe 33 in den Denitrifikationsbehälter 2
zurück, während als Fugat phosphatreiches Wasser über die Leitung 34
zusammen mit von außen zugegebenem Fällungsmittel 35 (z. B. Kalkmilch) in
einen Fällungsbehälter 11 abläuft. Der im Fällungsbehälter entstehende
Fällungsschlamm wird über eine Leitung 36 abgezogen und kann
(gegebenenfalls nach weiterer Aufarbeitung) als verkaufsfähiges Produkt
verwertet werden. Der phosphatarme Wasserüberlauf aus dem
Fällungsbehälter 11 wird zweckmäßig durch die Leitung 37 in die
mechanische Vorklärung (nicht dargestellt) zurückgeführt. Über eine
Pumpe 38 kann z. B. Vorklärschlamm in einen Versäuerungsbehälter 12 mit
einem Rührwerk 39 gegeben werden. Der versäuerte Schlamm gelangt in eine
dritte, hier als Eindicker dargestellte Trenneinrichtung 13, in der
Klarlauf von Schlamm, der durch eine Leitung 40 z. B. in die
Schlammfaulung geführt wird, getrennt wird. Der fettsäurehaltige
Klarlauf gelangt zur Beschleunigung der Phosphatfreisetzung über eine
Leitung 41 in die Phosphatstrippung 8.
Wie in Fig. 3 durch eine gestrichelte Darstellung angedeutet ist,
braucht hinter der Versäuerung nicht unbedingt eine Schlammabtrennung
vorgesehen zu werden. Das in Fig. 3 wiedergegebene Grundfließbild eines
Ausführungsbeispiels der Erfindung stimmt in seinem Gesamtaufbau
weitgehend mit dem der Fig. 1 überein. Lediglich nicht enthalten sind
eine Druckwassererzeugung für die Flotation sowie die Phosphatfällung.
Auf die grundsätzlichen Verfahrensabläufe braucht daher nicht erneut
eingegangen zu werden. Die Darstellung zeigt aber an wesentlichen
Punkten Werte für die Massenströme des Verfahrens am Beispiel einer
halbtechnischen Versuchsanlage. Während der Abwasserzulauf 5 m³/h
beträgt, fließen kontinuierlich etwas weniger als 4,2 m³/h gereinigt ab.
Während der Einlauf in die Flotation 5,6 m³/h beträgt, liegt die
Rezirkulation von der Nitrifikation zur Denitrifikation bei 20 m³/h.
Hierdurch wird ein Trockensubstanzgehalt des
Abwasser-Belebtschlamm-Gemischs von etwa 0,8% erreicht. Dem gegenüber
hat der in der Flotation abgetrennte Rücklaufschlamm einen
Trockensubstanzgehalt von 4% bei einem Massenstrom von 1,4 m³/h. Zur
Beschleunigung der Phosphatstrippung wird fettsäurehaltiges Substrat in
einem Strom von weniger als 0,1 m³/h zugesetzt. Das Substrat wurde aus
Vorklärschlamm mit 2,5% Trockensubstanz aus einem Massenstrom von
1,5 m³/d erzeugt. Der Massenstrom des in die Denitrifikation
zurückgeführten Schlamms beträgt lediglich 0,6 m³/h, der des
phosphatreichen Fugates 0,9 m³/h.
Die Phosphateliminierung erfolgt erfindungsgemäß im Nebenstrom mit Hilfe
eines modifizierten Phostripverfahrens. Damit der Belebtschlamm vermehrt
Phosphat aufnehmen und dann im Nebenstrom wieder rücklösen kann, werden
die dazu notwendigen niederen Fettsäuren vorzugsweise durch eine
kontinuierliche Versäuerung von Vorklärschlamm gewonnen. Die
Phosphatrücklösung und -gewinnung im Nebenstrom gewährleistet einen
vorteilhaft geringen Chemikalienverbrauch, verursacht keinen vermehrten
Schlammanfall und bewirkt durch Verwendung von Kalk als Phosphatfällung
auch keine Aufsalzung des Vorfluters. Es eröffnet die Möglichkeit, das
Fällungsprodukt Kalziumphosphat in reiner verkaufsfähiger Form zu
gewinnen und liefert somit einen Beitrag zur Wertstoffrückgewinnung.
Durch den geringen Fällmittelbedarf infolge des kleineren Massenstroms
des phosphathaltigen Fugats, durch die Wertstoffrückgewinnung, die hohe
Raum-Zeit-Ausbeute in den Reaktoren und wegen des geringen Anteils der
spezifischen Überschußschlammproduktion aus dieser Art
biologisch-chemischer Phosphor- und Stickstoffeliminierung kommt es
trotz eines in manchen Fällen punktuell höheren apparativen Aufwandes in
der Gesamtrechnung zu einem kostengünstigeren Reinigungsverfahren, als
dies bei bekannten Verfahren mit einer Phosphatfällung im Hauptstrom der
Fall ist. Die Nachschaltung einer Flockungsfiltrationsstufe und das hohe
Rücklaufverhältnis zwischen Nitrifikations- und Denitrifikationsreaktor
gewährleisten einen sehr niedrigen Gehalt an Phosphat und Nitrat im
gereinigten Abwasser.
Claims (13)
1. Verfahren zur kontinuierlichen biochemischen Entfernung von
Stickstoff und Phosphor aus Abwasser, wobei ein Gemisch aus
Belebtschlamm und Abwasser durch ständige Rückführung einer großen
Teilmenge des Gemischs abwechselnd durch eine anoxische
(Denitrifikation) und eine oxische (Nitrifikation) Behandlungsstufe
geführt wird und gereinigtes Abwasser aus einer der Nitrifikation
nachgeschalteten ersten Trennstufe abgezogen wird, wobei ferner
zumindest eine Teilmenge des in der Trennstufe abgetrennten
Belebtschlamms in eine anaerobe Behandlungsstufe zur
Phosphatfreisetzung geführt und Überschußschlamm hinter der ersten
Trennstufe aus dem Verfahren ausgeschleust wird, wobei
- - das zu behandelnde Abwasser unmittelbar in die Denitrifikation eingeleitet,
- - der Stickstoff in einem Hauptstrom mit den hintereinander geschalteten Behandlungsstufen Denitrifikation, Nitrifikation und erster Trennstufe entfernt wird und
- - die Trennstufe hinter der Nitrifikationsstufe nach dem Druckentspannungsflotationsverfahren betrieben wird, wobei das für die Druckentspannungsflotation benötigte gasgesättigte Druckwasser erzeugt wird, indem das Abwasser-Belebtschlamm-Gemisch mit dem in Bläschenform eingetragenen Gas durch einen Tiefschacht geführt wird und dabei einen Druck von mindestens 4 bar und maximal 8 bar erreicht, wobei
- - der Phosphor in einem Nebenstrom abgetrennt wird, indem der in der ersten Trennstufe abgetrennte Belebtschlamm, dessen Konzentration zwischen 2 und 6%, insbesondere 4% beträgt, nach Durchlaufen der anaeroben Stufe zur Phosphorfreisetzung (Phosphatstrippung) einer zweiten Feststoffabtrennung unterzogen wird und der dabei abgetrennte Schlaf als weitgehend phosphatfreier Rücklaufschlamm in die Denitrifikation zurückgeführt wird, während der abgetrennte phosphatreiche Wasseranteil einer Phosphatfällung mit anschließender Abtrennung eines verwertbaren Phosphatfällungsschlamms unterzogen wird und wobei
- - die Belebtschlammkonzentration in den Stufen Denitrifikation und Nitrifikation mehr als 4,5 kg/m³ beträgt,
- - in der Nitrifikation der Sauerstoffeintrag bei erhöhtem Druck (mindestens 1 bar) mit einer Geschwindigkeit von mindestens 200 g O₂/(m³ × h) in einem Tauchstrahlhochreaktor erfolgt und
- - der Phosphatstrippungsstufe bei Fettsäuremangel ein stark fettsäurehaltiges Substrat zugeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Belebtschlammkonzentration in den Stufen Denitrifikation
und Nitrifikation mehr als 6 kg/m³ beträgt.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das fettsäurehaltige Substrat für die Phosphatstrippung aus
Abprodukten der Abwasserklärung erzeugt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das fettsäurehaltige Substrat durch Versäuerung von Vorklär- oder
Mischschlamm erzeugt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der phosphathaltige Wasseranteil hinter der
Phosphatstrippungsstufe durch Dekantieren von dem Rücklaufschlamm
abgetrennt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Phosphatfällung als Kalkfällung durchgeführt und das dabei
erzeugte Kalziumphosphat in eine verkaufsfähige Form aufgearbeitet
wird.
7. Verfahren nach einem der Anspruche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß das in der Druckentspannungsflotation abgetrennte gereinigte
Abwasser vor seiner Ableitung einer abschließenden
Flockungsfiltration unterzogen und das anfallende Filterspülwasser
in die Denitrifikation oder in eine mechanische
Abwasseraufbereitungsstufe geführt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gesamtmenge des in der ersten Trennstufe abgetrennten
Belebtschlamms in die Phosphatstrippung geführt und ein Teil des in
der zweiten Feststoffabtrennung erzeugten Rücklaufschlamms als
Überschußschlamm aus dem Verfahren ausgeschleust wird.
9. Anlage zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einem
Abwasserzulauf (1) für das zu reinigende Abwasser, mit einem
Denitrifikationsbehälter (2) und einem Nitrifikationsbehälter (3),
die durch eine Zulaufleitung (5) und eine Rückführleitung (6)
miteinander verbunden sind, mit einer dem Nitrifikationsbehälter
(3) nachgeschalteten ersten Trenneinrichtung (7) zur Trennung von
Belebtschlamm und gereinigtem Abwasser und mit einem Behälter
(Phosphatstrippung 8) zur Freisetzung von Phosphat, der
eingangsseitig mit dem Schlammablauf (9) der ersten
Trenneinrichtung (7) und ausgangsseitig mit dem
Denitrifikationsbehälter (2) verbunden ist,
dadurch gekennzeichnet,
- - daß der Abwasserzulauf in den Denitrifikationsbehälter (2) mündet,
- - daß der Nitrifikationsbehälter (3) als Tauchstrahlhochreaktor mit einer Füllstandshöhe von über 10 m ausgebildet ist, der ein vom Boden des Behälters bis über den Füllstand hinausreichendes, mit einer Umwälzpumpe versehenes Aufstromrohr aufweist, an dessen oberem Ende eine Strömungsumlenkhaube mit Lufteintrittskanälen angeordnet ist, und der ein das Aufstromrohr koaxial umgebendes Abstromrohr aufweist, in dem das Gemisch aus Abwasser und Belebtschlamm nach Umlenkung der Aufströmung in den Bodenbereich des Behälters zurückfließen kann,
- - daß die erste Trenneinrichtung (7) als Druckentspannungsflotation ausgelegt ist,
- - daß der ersten Trenneinrichtung (7) ein Tiefschachtreaktor zur Druckwassererzeugung für die Gassättigung unmittelbar vorgeschaltet ist,
- - daß hinter der Phosphatstrippung (8) eine zweite Trenneinrichtung (10) geschaltet ist, die den in den Denitrifikationsbehälter (2) zu führenden Rücklaufschlamm von dem phosphathaltigen Wasseranteil trennt, und
- - daß eine Einrichtung zur Phosphatfällung (11) aus dem Wasseranteil vorgesehen ist.
10. Anlage nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Einrichtung zur Versäuerung (12) von Klärschlamm
vorgesehen ist, die in eine dritte Trenneinrichtung (13) führt, von
der ein fettsäurehaltiges Substrat in die Phosphatstrippung (8)
einleitbar ist.
11. Anlage nach einem der Ansprüche 9 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß der ersten Trenneinrichtung (7) eine Flockungsfiltration (14)
nachgeschaltet ist.
12. Anlage nach einem der Ansprüche 9 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß die zweite Trenneinrichtung (10) als Dekanter oder Zentrifuge
ausgebildet ist.
13. Anlage nach einem der Ansprüche 9 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
daß die dritte Trenneinrichtung (13) als Eindicker ausgebildet
ist.
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