DE4325081A1

DE4325081A1 - Verfahren und Vorrichtung zum Entsorgen von Flüssigkristallsubstanzen aus Flüssigkristallanzeigen

Info

Publication number: DE4325081A1
Application number: DE19934325081
Authority: DE
Inventors: Reinhard Schmidtmann; Hans-Georg Glatzel
Original assignee: VIDEO COMPUTER RECYCLING
Current assignee: VIDEO COMPUTER RECYCLING
Priority date: 1993-07-22
Filing date: 1993-07-22
Publication date: 1995-01-26

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entsorgen von Flüssigkristallsubstanzen aus Flüssigkristallanzeigen nach dem Oberbegriff der Ansprüche 1 und 2 und eine Vorrichtung zur Durchführung der Verfahren.

Es fallen täglich eine große Anzahl Flüssigkristallanzeigen aus den unterschiedlichsten Geräten an, die durch Ausschuß bei der Herstellung von Flüssigkristallanzeigen noch vergrößert wird. Bei der Deponierung dieser großen Mengen an Flüssigkristallanzeigen stellen insbesondere die in den Anzeigen vorhandenen Flüssigkristallsubstanzen eine akute Gefährdung der Umwelt dar.

Die in den Flüssigkristallanzeigen enthaltenen Flüssigkri stalle stellen ein Gemisch von zwei, zumeist aber einer Vielzahl von Substanzen dar. Es handelt sich dabei haupt sächlich um organische Substanzen. Einige dieser Substan zen wurden als gesundheitsschädlich, aber insbesondere als kanzerogen eingestuft.

Eine Wiedergewinnung der Flüssigkristallsubstanzen aus Anzeigen gestaltet sich in der Regel sehr schwierig, da die Flüssigkristallsubstanzen zwischen zwei Glasplatten einge schlossen sind, deren Abstand voneinander gewöhnlich 6 bis 10 µm beträgt. Durch die Kapillarwirkung werden die Flüssig kristallsubstanzen stark am Austreten gehindert, sofern die Anzeigen bewußt an einer definierten Stelle geöffnet wer den.

Anders ist die Situation bei der Lagerung auf einer Depo nie. Es kommt leicht zur unkontrollierten völligen Zerstö rung der Flüssigkristallanzeigen. Die Flüssigkristallsub stanzen können ungehindert austreten und die Umwelt bela sten.

Da eine Flüssigkristallanzeige nur geringe Mengen an Flüs sigkristallsubstanzen enthält, ist eine Rückgewinnung aus ökonomischer Sicht kaum zu vertreten, da neben der Rückge winnung die anschließende Auftrennung in die einzelnen Substanzen von Nöten wäre.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Entsorgen von Flüssigkristallanzeigen und deren Bruch zu schaffen, die ein Abtrennen der Flüssigkristallsubstanzen von den übrigen Bestandteilen der Anzeigen ermöglichen.

Erfindungsgemäß wird die Aufgabe nach den kennzeichnenden Merkmalen der Ansprüche 1 bis 6 gelöst.

Erfindungsgemäß werden die Flüssigkristallanzeigen zerbro chen und der Glasbruch mit den anhaftenden Flüssigkristall substanzen in einem Behandlungsgefäß auf Temperaturen oberhalb von 400°C erwärmt und durch ein Gas ausgetragen. Als Gas eignet sich hierfür Wasserstoff oder ein Inertgas, wie Stickstoff oder Argon.

Die Behandlung des Glasbruches kann chargenweise oder im Durchlaufverfahren erfolgen. Beim Einführen des zu behan delnden Glasbruches durchläuft er ein dem Behandlungsgefäß vorgeschaltetes Schleusensystem. Hier wird der Glasbruch der im Ofen herrschenden Atmosphäre angepaßt.

Zur Behandlung des Glasbruchs mit den anhaftenden Flüssig kristallsubstanzen wird der Glasbruch, in einem feuerfe sten Gefäß gesammelt, in ein Behandlungsgefäß, vorzugsweise in ein rohrförmiges Gefäß eingeführt. Bei der Behandlung bei Temperaturen oberhalb von 400°C werden die Flüssigkri stallsubstanzen von den Glasteilen gelöst und mit dem Gas strom aus dem Behandlungsrohr ausgetragen. In der am Ende des Behandlungsrohres vorgesehenen Düse wird das Gas zusam men mit den ausgetragenen Flüssigkristallsubstanzen ver brannt oder über ein Einleitungsrohr einer Kühlfalle zuge leitet, in der die Flüssigkristallsubstanzen kondensieren.

Um eine Kondensation der verdampfenden Flüssigkristallsub stanzen im Behandlungsrohr zu vermeiden, wird das Gas vor dem Überstreichen des Glasbruches in einem Vorheizofen auf Temperaturen < 400°C erwärmt. Bei der Variante, bei der das Gas verbrannt wird, werden die Verbrennungsprodukte einem nachgeschalteten Filter zugeleitet und dort absor biert.

Beim Einsatz eines Inertgases wird der Gasstrom durch eine Kühlfalle geleitet. In der Kühlfalle kondensieren die Flüs sigkristallsubstanzen aus und können einer weiteren Bearbei tung zugeführt werden.

Mit der angegebenen Verfahrensweise ist eine umweltfreundli che Entsorgung von Flüssigkristallanzeigen gegeben.

Zum Entsorgen von Flüssigkristallanzeigen werden diese kurz vor dem Beschicken des Behandlungsrohres zertrümmert und in einem feuerfesten Gefäß gesammelt. Über eine Schleuse wird das feuerfeste Gefäß mit dem Glasbruch in das Behandlungs rohr bis in den Bereich des Heizofens eingeführt. Nach dem Schließen der Schleuse wird über eine Zuleitung das Gas in das Behandlungsrohr eingeleitet. Um eine gute Entfernung der Flüssigkristallsubstanzen vom Glasbruch zu erreichen und eine Kondensation der Flüssigkristallsubstanzen im Behandlungsrohr zu vermeiden, wird dem Heizofen ein Vor heizofen vorgeschaltet. Im Vorheizofen wird das eingeleite te Gas auf Temperaturen von < 400°C vorgewärmt. Der Hei zofen erwärmt den Glasbruch auf Temperaturen von < 400°C. Das heiße Gas löst die anhaftenden Flüssigkristallsubstan zen vom Glasbruch und trägt sie aus dem Behandlungsrohr aus.

Werden die Flüssigkristallsubstanzen mit dem Gas verbrannt, ist das Ende des Behandlungsrohres zu einer Düse verengt. An dieser Stelle wird das Gas mit den in ihm enthaltenen Flüssigkristallsubstanzen verbrannt und die Verbrennungspro dukte in einem nachgeschalteten Filter absorbiert oder in einer Waschflasche ausgewaschen.

Wird als Gas ein Inertgas eingesetzt, werden die im Gas enthaltenen Flüssigkristallsubstanzen in einer nachgeschal teten Kühlfalle kondensiert. Das Kondensat kann einer gezielten Bearbeitung zugeführt werden. Neben einer Konden sation ist auch hier das Auswaschen möglich.

Nach einer Behandlungszeit von 5 bis 20 Minuten sind die Flüssigkristallsubstanzen vom Glasbruch entfernt. Der Gasstrom wird abgeschaltet und der von den anhaftenden Flüssigkristallsubstanzen befreite Glasbruch kann aus dem Bearbeitungsrohr entnommen werden.

Die Erfindung soll nachfolgend anhand der Zeichnungen in Beispielen näher erläutert werden.

Es zeigen:

Fig. 1: die erfindungsgemäße Vorrichtung bei Verbrennung der Flüssigkristallsubstanzen;

Fig. 2: die erfindungsgemäße Vorrichtung bei Kondensation der Flüssigkristallsubstanzen.

Beispiel 1

Der Glasbruch von Flüssigkristallanzeigen wird in einem feuerfesten Gefäß 8 gesammelt und durch die Schleuse 7 in das Behandlungsrohr 1 gemäß Fig. 1 eingeführt. Nach Schlie ßen der Schleuse 7 wird durch die Zuleitung 2 ein brennba res Gas, vorzugsweise Wasserstoff, in das Behandlungsrohr 1 eingelassen. Nach einer kurzen Spülzeit wird die Flamme an der Düse 5 gezündet. Die Strömungsgeschwindigkeit des Wasserstoffstromes wird auf eine Durchsatzleistung von < 1 l/min. eingestellt. Durch den Vorheizofen 3 wird der einge leitete Wasserstoffstrom auf Temperaturen < 400°C erwärmt. Der Heizofen 4 übernimmt die Erwärmung des Glasbruches der Flüssigkristallanzeigen im Gefäß 8 auf die gewünschte Temperatur < 400°C. Bei diesen Temperaturen werden die Flüssigkristallsubstanzen von dem eingeleiteten Wasserstoff strom mitgerissen und in der Düse 5 am Ende des Verbren nungsrohres 1 gemeinsam verbrannt. Die Behandlung des Glas bruches ist nach ca. 15 min. beendet. Die gesamte Menge an anhaftenden Flüssigkristallsubstanzen ist ausgetragen worden. Die Verbrennungsprodukte werden in einem nachge schalteten Filter 6 absorbiert.

Beispiel 2

Nach der Variante unter Einsatz der Vorrichtung gemäß Fig. 2 wird der Glasbruch nach Schließen der Schleuse 7 im Behandlungsrohr 1 mit Stickstoff als Inertgas, wie in Bei spiel 1 angegeben, behandelt. Die mitgerissenen Flüssigkri stallsubstanzen werden mit dem Inertgas aus dem Behandlungs rohr 1 über das Einleitungsrohr 11 einer Kühlfalle 9 zuge führt. In der Kühlfalle 9 kondensieren die Flüssigkristall substanzen und das Inertgas entweicht über die Leitung 12. Die Kühlung der Kühlfalle 9 erfolgt mit Wasser, einer Sole o. ä.

Claims

1. Verfahren zum Entsorgen von Flüssigkristallsubstanzen aus Flüssigkristallanzeigen, dadurch gekennzeichnet, daß die Flüssigkristallanzeigen zerbrochen, der Glasbruch von anhaftenden Flüssigkristallsubstanzen mit einem Gas bei Temperaturen oberhalb von 400°C befreit und anschließend die Flüssigkristallsubstanzen zusammen mit dem Gas ver brannt werden.

2. Verfahren zum Entsorgen von Flüssigkristallverbindungen aus Flüssigkristallanzeigen, dadurch gekennzeichnet, daß die Flüssigkristallanzeigen zerbrochen, der Glasbruch von anhaftenden Flüssigkristallsubstanzen mit einem Gas bei Temperaturen oberhalb von 400°C befreit, anschließend die Flüssigkristallsubstanzen zusammen mit dem Gas durch eine Kühlfalle geleitet werden.

3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich net, daß die Strömungsgeschwindigkeit des Gases bei der Behandlung des Glasbruches < 1 l/min. und die Behandlungs zeit 5 bis 20 min. beträgt.

4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Gas Wasserstoff oder ein Inertgas eingesetzt werden.

5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach minde stens einem der Ansprüche 1, 3 und 4 bestehend aus einem zur Behandlung der zerbrochenen Flüssigkristallanzeigen dienendem Behandlungsrohr (1) das von einer Heizeinrich tung umgeben ist, die in Strömungsrichtung des Gasstromes aus einem Vorheizofen (3) und einem Heizofen (4) besteht, einer Gaseinleitung (2), Schleuse (7) und Verbrennungsdüse (5).

6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach minde stens einem der Ansprüche 2 bis 4 bestehend aus einem zur Behandlung der zerbrochenen Flüssigkristallanzeigen dienen dem Behandlungsrohr (1), das von einer Heizeinrichtung umgeben ist, die in Strömungsrichtung des Gasstromes aus einem Vorheizofen (3) und einem Heizofen (4) besteht, einer Gaseinleitung (2), einer Schleuse (7) und einem Einleitungs rohr (11), das in einer nachgeordneten Kühlfalle (9) endet.

7. Vorrichtung nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch einen nachgeschalteten Filter (6).