DE4310935A1 - Mikroemulsionen, deren Herstellung sowie Verwendung bei der Behandlung von Krebserkrankungen - Google Patents
Mikroemulsionen, deren Herstellung sowie Verwendung bei der Behandlung von KrebserkrankungenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf Mikroemulsionen, die Träger für the
rapeutische Wirkstoffe sein können, und insbesondere proteinfreie Mikroemul
sionen, die sich für den Transport therapeutischer Wirkstoffe an den Ort der
Wirksamkeit dieser Stoffe, insbesondere Krebszellen, eignen.
Die Herstellung von proteinfreien Lipid-Mikroemulsionen ist aus der Literatur
bekannt (Ginsburg, Atkinson und Small, J. Biol. Chem. 257 : 8216, 1982; At
kinson und Redinger, J. Lipid. Res. 31 : 849 1990, sowie weitere Literaturzi
tate). Solche Mikroemulsionen werden aus Phospholipiden hergestellt.
Die vorliegende Erfindung stellt nun proteinfreie Mikroemulsionen zur Verfü
gung, die bezüglich ihrer Lipidzusammensetzung mit LDL (Low Density Lipo
protein) Ähnlichkeiten aufweisen, jedoch keinen Proteinanteil besitzen.
Diese Mikroemulsionen können an die LDL-spezifischen Rezeptoren binden, die
in den meisten körpereigenen Geweben vorhanden sind. Diese LDL-spezifi
schen Rezeptoren sind die sogenannten B,E-Rezeptoren. Erfindungsgemäß
wurde festgestellt, daß eine proteinfreie Mikroemulsion bei der Injektion in das
Plasma durch Kollision mit nativem Lipoprotein Apolipoprotein E an sich bindet,
das auf der Oberfläche von nativem VLDL (Verv Low Density Lipoprotein) oder
HDL (High Densitv Lipoprotein) vorhanden ist.
Es wurde festgestellt, daß der Rezeptor an die Mikroemulsion gebundenes Apo
E bindet, was es ermöglicht, daß die künstliche Mikroemulsion mittels Rezep
tor-mediierter Endozytose in die Zellen eindringen kann. Da verschiedene neo
plastische Zellinien eine stark erhöhte Anzahl an LDL-Rezeptoren aufweisen
(dies ist aus der Literatur bereits bekannt, und die Anzahl der Rezeptoren kann
im Vergleich zu normalen Zellen auf das 100-fache vergrößert sein), können
sie große Mengen der Mikroemulsions-Teilchen inkorporieren. Normale Zellen
haben dagegen im wesentlichen "geschlossene Türen" für das Eindringen der
künstlichen Teilchen. Die Gesetze der physikalischen Chemie ermöglichen es,
daß hydrophobe, lipophile Substanzen in den hydrophoben Kern der
Mikroemulsionsteilchen eingearbeitet werden. Die Einarbeitung dieser therapeu
tischen Wirkstoffe verringert die Aufnahme von Apo E aus dem Plasma durch
die Teilchen der Mikroemulsion und die Bindungsfähigkeit an die Rezeptoren
nicht. Die Erfinder konnten feststellen, daß bei Verabreichung radioaktiv mar
kierter Mikroemulsionen an Kontrollpersonen keine Veränderungen der im
Plasma beobachtbaren kinetischen Daten auftraten, unabhängig davon, ob
Carmustin oder Cytosinarabinosid in den Mikroemulsionen vorhanden war oder
nicht. Jeder therapeutische Wirkstoff, der lipophil ist oder lipophil gemacht
werden kann, kann in die Mikroemulsionen eingearbeitet werden.
Die Mikroemulsionen verhalten sich ähnlich wie Lipoproteine, die im zirkulie
renden Plasma vorhanden sind. Sie sind deshalb für den Organismus nicht to
xisch. Es lassen sich daher Mengen bis zu mehreren Gramm der Mikroemulsion
in den Blutstrom infundieren, die beispielsweise in einer physiologischen Koch
salzlösung verdünnt ist. Die Konzentration an Apo E im Plasma ist ausrei
chend, um mehrere Gramm der Mikroemulsion mit dieser Substanz zu verse
hen und zu bewirken, daß innerhalb von etwa 10 bis 20 Stunden diese künstli
chen Teilchen von den neoplastischen Zellen aufgenommen werden. Nach
bisherigen Berechnungen können bis zu 20 bis 25 % eines hydrophoben
therapeutischen Wirkstoffs, beispielsweise eines Krebsmittels, in den Kern der
künstlichen Teilchen eingebracht werden. Mit derartigen Wirkstoffen beladene
Emulsionen verändern die biologisch determinierte Verteilung des Mittels im
Körper, denn an die Stelle der normalerweise zu erwartenden Verteilung tritt
eine Verteilung, die dem Muster der Verteilung der Mikroemulsion folgt.
Die Menge an Mikroemulsion und die Menge an darin eingearbeitetem Wirk
stoff hängt von der Art des Wirkstoffs und der spezifischen Krebserkrankung
ab.
Wenn in diesen Mikroemulsionen die hydrophobe Phase die diskontinuierliche
Phase ist, besteht sie aus einem hydrophoben Innenteil, vorzugsweise aus
Cholesterinester, der zusätzlich Triglycerid(e) enthalten kann, sowie einer die
sen Innenteil umschließenden Monoschicht, die gewöhnlich aus Phospholi
pid(en) besteht, jedoch auch freies Cholesterin enthalten kann.
Die Herstellung einer derartigen Mikroemulsion erfolgt dadurch, daß die hydro
phoben Teile dieser Mikroemulsion in einem wäßrigen Medium, z. B. einer
Salzlösung und vorzugsweise in physiologischer Kochsalzlösung, einer Ultra
schallbehandlung unterworfen und anschließend mit Hilfe verschiedener Me
thoden gereinigt werden. Für die Reinigung eignet sich Ultrazentrifugation oder
auch Gelfitration. Die Lipidmischung kann auch durch Pressen durch eine
French-Presse emulgiert werden.
Wird eine hier beschriebene Mikroemulsion in die Blutbahn injiziert, bindet sie
an ihrer Oberfläche das Apolipoprotein E (Apo E), das im Plasma vorkommt,
und zwar entweder in an die Plasmalipoproteine assozierter oder in freier Form.
Das Apolipoprotein E dient so als Verbindungsglied zwischen den Partikeln der
Mikroemulsion und den LDL-Rezeptoren auf den Zelloberflächen, welche das
Apo E erkennen. Aus der Literatur ist bekannt, daß die Anzahl der LDL-Rezep
toren in verschiedenen neuplasmatischen Zellschüben stark erhöht ist.
Therapeutische Wirkstoffe, und insbesondere solche gegen Krebs, können in
LDL inkorporiert werden. Aufgrund der hohen Expression von Rezeptoren auf
neoplastischen Zellen können diese therapeutischen Wirkstoffe in hohen Kon
zentrationen zu den und in die neoplastischen Zellen gebracht werden, wäh
rend gleichzeitig diese Wirkstoffe nur wenig auf normale Zellen einwirken, da
deren Zahl an LDL-Rezeptoren vergleichsweise niedrig ist. Es ist deshalb mög
lich, Arzneimittel ganz gezielt in neoplastische Gewebe zu bringen, wobei die
toxischen Effekte dieser Arzneimittel gegenüber normalem Gewebe und ande
ren Organen vermieden werden.
Allerdings ist das Plasma-LDL für eine derartige Behandlung aus technischen
Gründen nicht geeignet. Dagegen können die erfindungsgemäßen Mikroemul
sionen als Trägersubstanzen zum Transportieren derartiger therapeutischer
Wirkstoffe, insbesondere chemotherapeutische Wirkstoffe, und speziell zur Be
handlung von neoplastischem Gewebe eingesetzt werden. Da auch die erfin
dungsgemäßen Mikroemulsionen LDL-Rezeptoren binden können, wenn auch
mit Hilfe eines anderen Proteins, nämlich des Apolipoproteins E, während das
LDL mit Hilfe des Apolipoproteins B an diese Rezeptoren bindet, können auch
die künstlich hergestellten Mikroemulsionen der vorliegenden Erfindung als
Trägermaterialien für die genannten therapeutischen Wirkstoffe dienen.
Die oben erwähnte Hypothese bezüglich der Bindung von LDL an LDL-Rezepto
ren mit Hilfe von Apolipoproteinen ist an Patienten mit akuter myeloischer
Leukämie (AML) bestätigt worden, einer Krankheit, bei der die LDL-Rezeptoren
3- bis 100fach erhöht sind. In dieser Gruppe war nach einer Injektion einer
Mikroemulsion die Abnahme der im Plasma vorhandenen Menge dieser Emul
sion, die mit einem radioaktiven Cholesterinester markiert war, viel schneller
als bei normalen Testpersonen oder Individuen mit akuter Lymphozytenleu
kämie, einer Krankheit, bei der die Rezeptoren in normaler Menge expremiert
werden. Durch die Behandlung von AML-Patienten, die zu einem Rückgang der
Erkrankung führte, d. h. zu einem Zustand, in welchem die Zellen mit einer
übergroßen Anzahl an LDL-Rezeptoren verschwinden, normalisierte sich die
Abnahme der im Plasma vorhandenen Menge an Mikroemulsion, was deutlich
zeigt, daß die Mikroemulsion tatsächlich in der Lage ist, spezifisch in neoplasti
sche Zellen einzudringen. Gegen Krebserkrankungen wirksame Medikamente
oder Wirkstoffe, und zwar insbesondere solche, die hydrophob sind, können
also in die Mikroemulsionen eingearbeitet werden, die dann die genannten Arz
neimittel zu den Krebszellen transportieren, während sie dabei auf die normalen
Gewebe nur minimal einwirken. Die Folge ist nicht nur der spezifische Trans
port des therapeutischen Wirkstoffs zum Ort seiner Wirksamkeit, sondern auch
eine starke Herabsetzung der Toxizität dieses Wirkstoffs. Dieser Effekt kann
immer dann beobachtet werden, wenn der Typ der zu behandelnden Zellinie
LDL-Rezeptoren in gesteigerter Menge expremiert, was in der Literatur bereits
für akute myeloische Leukämie, myeloproliferative Erkrankungen, Gliom, en
dometranes Karzinom, Prostatakarzinom, Uteruskarzinom, Mammakarzinon,
Gallenblasenkarzinom und Lungenkarzinom beschrieben ist. Aufgrund ihrer ho
hen Affinität gegenüber den Rezeptoren können mit Radioaktivität oder anders
markierte Mikroemulsionen auch für diagnostische Zwecke oder für die Lokali
sierung maligner Tumore verwendet werden. So eignen sich beispielsweise Mi
kroemulsionen, die mit 99mTC (99mTechnicium Radioisotop) markiert sind, für
die bildgebende Abbildung fester Tumore, wie Mammakarzinom, Gallenblasen
karzinom etc., in der Nuklearmedizin.
Die Einarbeitung hydrophober Wirkstoffe, z. B. von Carmustin oder Zytosinara
binosid zur Ausbildung der Zusammensetzung Emulsion/Wirkstoff erfolgt,
nachdem die Mikroemulsion bereits hergestellt wurde, durch gemeinsame Be
schallung der Mikroemulsion mit dem Wirkstoff für 1 min. oder durch einfache
Einarbeitung. Bei einem Versuch betrug die Endzusammensetzung der
Emulsion 64% Phospholipid(e), 33% Cholesteryloleat, 1 % Cholesterin und 2%
Triolein. Das gesamte Verfahren wurde dabei unter sterilen Bedingungen
vorgenommen, um das Auftreten von Pyrogenen zu vermeiden. Die
Mikroemulsion war aus einer Mischung von 40 mg Phosphatylcholin, 20 mg
Cholesteryloleat, 1 mg Triolein und 0,5 mg Cholesterin gebildet. Zu dieser
Mischung wurde eine physiologische Kochsalzlösung zugegeben, die während
1 Std. mit einer Leistung von 70 bis 80 Watt beschallt wurde, wobei die
Temperatur bei rund 50 bis 54°C gehalten wurde.
Die erhaltene Emulsion wurde durch Ultrazentrifugieren gereinigt wie dies in
der einleitend angegebenen Literatur bereits beschrieben ist, dialysiert und ste
rilfiltriert für eine Injektion bei menschlichen Patienten. Der Wirkstoff Carmustin
wurde bis zu 12 Gew.-% des Gesamtgewichtes eingelagert.
Die Zusammensetzung der Emulsion kann zur besseren Einlagerung chemothe
rapeutischer Wirkstoffe modifiziert werden, da eine Vielzahl solcher Wirkstoffe
in die Emulsion inkorporiert werden können. So kann z. B. der Anteil an Triolein
auf 20% zur Ausbildung größerer Mikroemulsionspartikel gesteigert werden,
durch die eine größere Menge an Wirkstoff pro Partikel transportiert werden
kann. Dabei können viele Variationen der Mikroemulsion, die von den Erfindern
studiert wurden, zum selben Ergebnis führen, d. h. wenn sie in mit Apo E ver
setztes Plasma injiziert werden, binden sie an die LDL-spezifischen Rezeptoren
und werden bevorzugt in neoplastischen Zellen aufgenommen, die eine stark
erhöhte Anzahl solcher Rezeptoren aufweisen, wobei die Mikroemulsionen für
diese Mechanismen mit gegenüber Krebskrankheiten wirksamen Wirkstoffen
spezifisch für solche Zellen beladen sind.
Claims (20)
1. Mikroemulsion, umfassend als hydrophoben Teil ein Cholesterinester,
Phospholipid (e) sowie fakultativ Triglycerid(e) und/oder freies Cholesterin ent
haltende Mischung.
2. Mikroemulsion nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Phosphati
dyldolin als Phospholipid eingesetzt wird.
3. Mikroemulsion nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß Cho
lesteryloleat als Cholesterinester eingesetzt wird.
4. Mikroemulsion nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß Triolein als Triglycerid eingesetzt wird.
5. Mikroemulsion nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die hydro
phobe Phase Teilchen mit einem Kern aus Cholesterinestern und fakultativ
Trigylcerid(en) sowie eine umgebende Monoschicht aus Phosphorlipid(en) und
fakultativ freiem Cholesterin enthält.
6. Mikroemulsion nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die hydrophobe Phase aus
64 % Phospholipid,
33 % Cholesteryloleat,
1 % Cholesterin sowie
2 % Triolein
basierend auf Gewichts- oder Volumen-Anteilen, besteht.
64 % Phospholipid,
33 % Cholesteryloleat,
1 % Cholesterin sowie
2 % Triolein
basierend auf Gewichts- oder Volumen-Anteilen, besteht.
7. Mikroemulsion nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß sie als hydrophilen Teil eine Salzlösung, vorzugsweise eine physiologische
Kochsalzlösung, enthält.
8. Mikroemulsion nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß sie weiterhin einen therapeutischen Wirkstoff enthält.
9. Mikroemulsion nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Wirk
stoff lipophil ist.
10. Mikroemulsion nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß sie
einen gegenüber Krebskrankheiten wirksamen Wirkstoff, vorzugsweise Char
mustin und/oder Cytosinarabinosid, enthält.
11. Mikroemulsion nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeich
net, daß der Wirkstoff in einer Menge von bis zu 25 Gew.-%, vorzugsweise
bis zu 20 Gew.-%, ganz besonders bevorzugt bis zu 12 Gew.-% der Gesamt
menge der Mikroemulsion, enthalten ist.
12. Mikroemulsion nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeich
net, daß sie einen Marker, vorzugsweise einen radioaktiven Marker, enthält.
13. Verfahren zum Herstellen einer Mikroemulsion nach einem der Ansprüche
1 bis 12, gekennzeichnet durch die folgenden, nacheinander durchgeführten
Schritte:
- - Emulgieren der hydrophoben Phase mit der hydrophilen Phase, vorzugsweise mit Hilfe von Ultraschallbehandlung oder Pressen mit Hilfe einer French-Presse;
- - Reinigen der entstandenen Emulsion, vorzugsweise durch Ultrazentrifugation, Ultrafiltration oder Gelfiltration, sowie fakultativ
- - Einarbeiten eines therapeutischen Wirkstoffs in die Mikroemulsion, vorzugs weise durch Ultraschallbehandlung.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die fertige Mi
kroemulsion dialysiert und/oder sterilfiltriert wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 oder 14, dadurch gekennzeich
net, daß die Verfahrensschritte unter Sterilbedingungen erfolgen.
16. Mikroemulsion nach einem der Ansprüche 9 bis 12 zur Anwendung bei der
therapeutischen Behandlung von Krebserkrankungen.
17. Verwendung der Mikroemulsion nach einem der Ansprüche 9 bis 12 zur
Behandlung von Krebserkrankungen.
18. Mikroemulsion nach Anspruch 12 zur Anwendung für diagnostische
Zwecke.
19. Mikroemulsion nach Anspruch 12 zur Anwendung bei der Lokalisierung
von Tumoren.
20. Verwendung der Mikroemulsion nach Anspruch 12 für diagnostische
Zwecke oder zum Lokalisieren maligner Tumore.
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