DE4308534A1 - Flammhemmende Polyamide - Google Patents
Flammhemmende PolyamideInfo
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Description
Diese Erfindung betrifft flammhemmende Polyamid-Zusam
mensetzungen und insbesondere solche Zusammensetzungen,
die eine Kombination von Melamin- und Phenol/Aldehyd-
Harzen enthalten.
Die Verwendung von Melamin und Melamin-Derivaten wie
etwa Melamincyanurat als flammhemmende Mittel für Poly
amide ist seit vielen Jahren bekannt (US-Patent
3 660 344 und US-Patent Re 30 402). Im Falle des Poly
amids 6.6, das speziell wegen seiner besseren thermi
schen Alterungseigenschaften gegenüber Polyamid 6 ver
wendet wird, wurde Melamin als flammhemmendes Mittel der
Wahl kommerziell nicht weitläufig verwendet aufgrund der
Tatsache, daß seine Flüchtigkeit zu großen Mengen weißen
Formbelags führen kann, und wie bereits vermerkt (US-Pa
tent 4 525 505), kann Melamin unter verschiedenen simu
lierten Verwendungsbedingungen aus den geformten Teilen
ausschwitzen. Die Alternative zu Melamin war die Verwen
dung von Melamin-Derivaten oder seinen Kondensations
produkten wie etwa Melamincyanurat, doch obgleich diese
Lösungen in puncto Melamin-Ausblühen darstellten, erwie
sen sie sich bei der Vergrößerung des Maßstabs hin zu
typischen kommerziellen Verfahren ohne gewisse Verluste
in der Regulierung der Brennbarkeit als schwierig.
Der Grad der Flüchtigkeit von Melamin aus Polyamiden, in
denen es enthalten ist, ist vergleichbar zu der des
Melamins selbst, was auf die Unverträglichkeit von Mela
min mit Polyamiden zurückgeht.
Nun wurde gefunden, daß Phenol/Aldehyd-Harze wie etwa
die unter dem Namen Novolak gehandelten Phenol/Formalde
hyd-Harze den Formbelag und das feuchte Ausblühen des
Melamins beim Compoundieren und Formen der Polyamid-
Zusammensetzungen vermindern und in einigen Fällen be
seitigen. Polyamid-Zusammensetzungen, die eine Kombina
tion aus Melamin und Phenol/Aldehyd-Harzen gemäß dieser
Erfindung enthalten, haben die Vorteile, daß sie nach
UL-94 eine Feuerwiderstandsklasse von VO aufweisen und
ihre physikalischen und elektrischen Eigenschaften bei
behalten.
Gemäß vorliegender Erfindung wird eine flammhemmende
Polyamid-Zusammensetzung bereitgestellt, umfassend:
- (a) 45-95 Gew.-% eines Polyamids, vorzugsweise 65-95 Gew.-%, und meistbevorzugt 75-90 Gew.-%;
- (b) 2-30 Gew.-% Melamin, vorzugsweise 2-15 Gew.-%, und meistbevorzugt 5-15 Gew.-%; und
- (c) 2-30 Gew.-% eines Phenol/Aldehyd-Harzes, vorzugs weise 2-15 Gew.-%, und meistbevorzugt 5-15 Gew.-%; sowie gegebenenfalls
- (d) 0-50 Gew.-%, vorzugsweise 0-30 Gew.-% wenigstens eines Verstärkungsmittels oder Bindemittels.
Werden Verstärkungsmittel und/oder Bindemittel verwen
det, so werden sie vorzugsweise in einer Konzentration
von 10-30 Gew.-% verwendet.
Die für diese Erfindung verwendbaren Polyamide sind der
Fachwelt wohlbekannt, umfassen solche semikristallinen
und amorphen Polymere mit einem Molekulargewicht von
wenigstens 5000 und werden üblicherweise als Nylons
bezeichnet. Zu den geeigneten Polyamiden gehören die in
den US-Patenten Nr. 2 071 250, 2 071 251, 2 130 523,
2 130 948, 2 241 322, 2 312 966, 2 512 606 und 3 393 210
beschriebenen. Das Polyamid läßt sich herstellen durch
Kondensation äquimolarer Mengen einer gesättigten Dicar
bonsäure, die 4 bis 12 Kohlenstoff-Atome enthält, mit
einem Diamin, wobei das Diamin 4 bis 14 Kohlenstoff-
Atome enthält. Es kann ein Überschuß an Diamin einge
setzt werden, um einen Überschuß an Amin-Endgruppen
gegenüber Carboxyl-Endgruppen im Polyamid verfügbar zu
machen. Es können auch Gemische von Polyamiden sowie
Blockpolymere und Copolymere verwendet werden.
Zu den Beispielen für Polyamide gehören Copolymere von
Polyhexamethylenadipinsäureamid (Nylon 66), Polyhexa
methylenazelainsäureamid (Nylon 69), Polyhexamethylen
sebacinsäureamid (Nylon 610) und Polyhexamethylendode
cansäureamid (Nylon 612), die durch Ringöffnung von
Lactamen, d. h. Polycaprolactam, Polylaurolactam, Poly-
11-aminoundecansäure, Bis(paraaminocyclohexyl)methan
dodecansäureamid, gebildeten Polyamide. Es ist auch
möglich, Polyamide für diese Erfindung zu verwenden, die
hergestellt wurden durch Copolymerisation von zwei der
obigen Polymere oder Terpolymerisation der obigen Poly
mere oder ihrer Komponenten, z. B. ein Adipin-, isophthal
säurehexamethylendiamin-Copolymer. Speziell können modi
fiziertes PA6.6 (insbesondere ein 6.6-6-Copolymer), PA6,
PA6.10, PA6.12, PA11, PA12, PA12.12, PA6/6.6 etc. ver
wendet werden. Wegen seiner vorzüglichen physikalischen
Eigenschaften ist ein 6.6-Polymer besonders bevorzugt.
Bezüglich des Molekulargewichts der Polyamide gibt es
keine speziellen Beschränkungen. Vorzuziehen sind Poly
amide mit einer relativen Viskosität (RV) nach ASTM D789
von 20 bis 70, vorzugsweise 30-60.
Phenol/Aldehyd-Harze sind lineare Kondensationsharze,
die erhalten werden durch Kondensation von Phenolen wie
etwa Phenol, Kresol, Bisphenol A, Resorcin oder Phenol/
Kresol und deren höheralkylsubstituierten Derivaten mit
Aldehyden wie etwa Formaldehyd oder Acetaldehyd. Diese
Harze sind unter dem Namen Novolak im Handel. Bevorzugt
ist ein Phenol/Aldehyd-Harz.
Weitere geeignete Phenol-haltige Verbindungen, aus denen
sich brauchbare Harze erzeugen lassen, sind n- und Iso
alkylphenole, die bis zu 8 Kohlenstoff-Atome in den
Alkyl-Gruppen enthalten, Naphthol, Hydroxybiphenyle,
Hydroxydiphenylether, Hydrochinon, Pyrocatechin, Bis-
(hydroxyphenyl)alkane oder -cycloalkane mit bis zu 20
Kohlenstoff-Atomen, Bis(hydroxyphenyl)sulfide (oder
-sulfone) und Hydroxybenzoesäuren. Die Phenol/Aldehyd-
Harze lassen sich herstellen mit Hilfe bekannter Metho
den wie sie z. B. in Houben-Weyl, Methoden der organi
schen Chemie, Bd. 14/2, 4. Aufl., S. 274ff beschrieben
sind.
Wird ein Harz höherer Schmelzviskosität gewünscht, so
können auch vernetzte Phenol/Aldehyd-Harze verwendet
werden. Die Vernetzung läßt sich in bekannter Weise
durchführen unter Verwendung einer Säure wie etwa Phos
phorsäure oder Borsäure, PCl3 oder von polyfunktionellen
Epoxiden oder Isocyanaten oder eines Formaldehyd-Donors.
Bevorzugte Phenol/Aldehyd-Harze haben Erweichungstempe
raturen im Bereich von 40 bis 200°C, vorzugsweise ober
halb 100°C, und Molekulargewichte (Mw) im Bereich von
5000-30 000, vorzugsweise 10 000-20 000.
Die flammhemmenden Polyamid-Zusammensetzungen können
auch herkömmliche Additive, Füllstoffe und Verstärkungs
mittel enthalten wie etwa Gleitmittel, Formentrennmit
tel, Stabilisatoren, Farbstoffe, Pigmente, Farbkonzen
trate, Fließmittel, Glas- und organische Fasern, Kreide,
Ton, Quarz und hydratisierte Mineralfüllstoffe wie etwa
Magnesiumhydroxid. Sofern Füllstoffe und Verstärkungs
mittel verwendet werden, werden sie in Konzentrationen
von 10-50%, bezogen auf das Gewicht der Zusammensetzung,
vorzugsweise 10-30 Gew.-% verwendet.
Die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen werden herge
stellt durch gründliches Mischen oder Lösen von Melamin
mit bzw. im Phenol/Aldehyd-Harz, oder beide können dem
Polyamid während eines Compoundierungsschritts gleich
zeitig oder getrennt zugesetzt werden. Gleichzeitig kann
irgendeiner bzw. irgendeines der anderen Füllstoffe und
Additive zugesetzt werden, die typischerweise beim Poly
amid-Compoundieren verwendet werden, d. h. in einer
Extruder/Schnecken-Kombination, die speziell zum Com
poundieren von Pulvern und Glas in ein thermoplastisches
Harz vorgesehen ist. Das resultierende Extrudat wird
gekühlt, pelletisiert und getrocknet, ehe die gebildete
Zusammensetzung zu Formkörpern geformt wird.
In den folgenden Beispielen wurden Teststäbe unter den
jeweiligen im UL94-Test beschriebenen Bedingungen ge
prüft, um einen Prozentsatz der Gesamtzahl zu ergeben,
der beim Anzünden der Baumwolle nicht besteht. Diese
prozentuale Fehlerquote kann dann anhand der Erfahrung
beim Herstellungsprozeß und der Variabilität bei der
Prüfmethode selbst korreliert werden mit der Fähigkeit,
handelsübliche flammhemmende Harze verläßlich herzustel
len, die den UL94-Test stets mit VO durchlaufen.
Die relative Viskosität (RV) wird gemessen nach ASTM
D-789 in 90% Ameisensäure. Die Vergleichskriechstrom
festigkeit (Comparative Tracking Index CTI) wird gemäß
IEC 112 bestimmt. Der Gewichtsverlust (%) wird bestimmt
mittels isothermer thermogravimetrischer Analyse (TGA)
bei 280°C.
Die Erfindung wird weiterhin anhand der folgenden Bei
spiele erläutert, wobei Teile und Prozentanteile ge
wichtsbezogen sind, sofern nichts anderes vermerkt ist.
Achtzig (80) Gewichtsteile eines Polyamid 66/6-Copoly
mers (90 Gew.-% 66/10 Gew.-% 6 mit RV 46-52) wurden
trommelgemischt mit 10 Gewichtsteilen Melamin-Pulver und
10 Gewichtsteilen Phenol/Formaldehyd-Harz (Novolak
HRJ 10424 mit einem Erweichungspunkt von 120°C), zusam
men mit geringeren Mengen an Prozeßhilfsmitteln und
Gleitmitteln, wie sie für das Compoundieren von Poly
amiden typisch sind.
Die gebildete physikalische Mischung wurde dann einem
28-mm-Zweischneckenextruder zugeführt, der mit einer
Vakuumbelüftung ausgestattet war. Die Temperatur des
Extruderzylinders wurde auf einen Bereich von 260-270°C
eingestellt, mit einer Düsentemperatur von 270°C und
einer Schneckengeschwindigkeit von 300 U/min.
Der resultierende Strang wurde in Wasser gekühlt und
pelletisiert. Die gebildeten Granalien wurden bei 80°C
auf einen Feuchtigkeitsgehalt von weniger als 0,2% ge
trocknet. Die getrockneten Granalien wurden dann unter
Verwendung einer standardmäßigen Thermoplastformpresse
bei einer Schmelztemperatur von 270°C und einer Form
temperatur von 60-70°C formgepreßt.
Das obige Verfahren wurde wiederholt unter Verwendung
von (B) 15 Teilen Melamin und 5 Teilen Phenol/Formalde
hyd-Harz, sowie (C) 15 Teilen Melamin, 0 Teilen Phenol/
Formaldehyd-Harz und 85 Teilen Copolymer. Die Ergebnisse
sind in Tabelle I gezeigt.
Claims (6)
1. Flammhemmende Polyamid-Zusammensetzung, umfassend:
- (a) 45-95 Gew.-% eines Polyamids;
- (b) 2-30 Gew.-% Melamin;
- (c) 2-30 Gew.-% eines Phenol/Aldehyd-Harzes; und gegebenenfalls
- (d) 0-50 Gew.-% wenigstens eines Verstärkungsmittels oder Bindemittels.
2. Zusammensetzung nach Anspruch 1, umfassend (a)
65-95 Gew.-% eines Polyamids; (b) 2-15 Gew.-% Melamin;
und (c) 2-15 Gew.-% eines Phenol/Aldehyd-Harzes; und
gegebenenfalls (d) 0-30 Gew.-% wenigstens eines Ver
stärkungsmittels oder Bindemittels.
3. Zusammensetzung nach Anspruch 1 oder 2, wobei es sich
bei dem Polyamid um Polyamid-6, Polyamid-6.6 oder ein
Copolymer von Polyamid-6 und Polyamid-6.6 handelt.
4. Zusammensetzung nach irgendeinem der Ansprüche 1 bis 3,
wobei das Phenol/Aldehyd-Harz ein Phenol/Formaldehyd-
Harz ist.
5. Zusammensetzung nach irgendeinem der Ansprüche 1 bis 4,
enthaltend 10-30 Gew.-% wenigstens eines Verstärkungs
mittels oder Füllstoffs, ausgewählt aus Glasfasern und
Mineralfüllstoffen.
6. Zusammensetzung nach irgendeinem der Ansprüche 1 bis 5
in Form eines Formkörpers.
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