DE4304358C2 - Spezial-Pflegeanzug - Google Patents

Spezial-Pflegeanzug

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Description

Die Erfindung betrifft Pflegeanzüge in Overall-Form entsprechend dem Oberbegriff des Anspruchs 1, insbe­ sondere für extrem aggressive oligophrene Patienten mit sehr unterschiedlichen Selbst- und Fremdgefährdungsgewohnheiten die häufig den Pflegeanzug, den sie über Unterkleidung tragen, zu zerreißen und zu zerstören versuchen, die sich dieses Anzugs entledigen wollen, oder die Teile des Anzugs, z. B. Verschlußteile zu verschlucken versuchen (Verschlucken zählt mit zu den häufigsten Selbstgefährdungen derartiger Patienten).
Aus der DE 87 03 376 U1 ist ein einteiliger Pflegeanzug bekannt, der im Schritt einen entlang der Innenseite der Hosenbeine verlaufenden teilbaren Reißverschluß aufweist, dessen Ärmel und Hosenbeine an ihren freien Enden geschlossen sind und bei dem auf beiden Seiten des Kragens je ein weiterer, entlang der Schulter bis in den Oberarmbereich verlaufender Reißverschluß vorgesehen ist. Ein derartiger Anzug erfüllt den Zweck, daß der Patient den Anzug nicht selbst öffnen kann, so daß er sich des Anzugs nicht selbst entledigen kann und auch keine Möglichkeit hat, beispiels­ weise die von ihm getragenen Windeln selbst zu entfernen. Für besonders aggressive Patienten ist ein derartiger Anzug jedoch nicht geeignet, da die Reißverschlüsse von dem Patienten mit den Zähnen bearbeitet werden können, so daß der Patient sich verletzen und auch die Reißverschlüsse aus ihren Nähten reißen und damit den Anzug öffnen, ihn aber auch zerstören kann. Außerdem befinden sich Entlastungsschnallen der Schulterreißverschlüsse gegen Zugkräfte auf den Schultern in Reichweite des Mundes des Patienten und können (bedingt durch orale Verhaltensstörungen) abgebissen sowie verschluckt werden. Des weiteren sind derartige bekannte Anzüge aus Nesselrohstoff hergestellt, einem Material, das stärksten - Beanspruchungen nur geringe Zeit Stand hält, so daß im Falle von besonders aggressiven Patienten ein derartiger Anzug innerhalb eines Tages zerstört sein kann. Weiterhin besteht das Problem, daß solche Pflegeanzüge regelmäßig täglich, z. B. aufgrund seitlich ausnässender Windeln, gewaschen werden müssen, so daß durch die natürliche Waschbeanspruchung diese Anzüge nur eine sehr geringe Lebensdauer haben, abgesehen davon, daß bei einem derartigen Material der aggressive Patient keine Schwierigkeiten hat, das Material selbst mit den Zähnen zu zerstören.
Des weiteren ist aus der DE 87 01 785 U1 ein Kleidungsstück zum Fixieren von Inkontinenz-Einlagen am Körper von Patienten bekannt, das aus einem Bodysuit mit T-Shirt-förmigem Oberteil und hosenförmigem Unterteil sowie einem Rückenschlitz, der durch einen Verschluß nur durch eine Hilfsperson geöffnet und geschlossen werden kann, besteht. Dieser Rückenverschluß ist vorzugsweise ein Reißverschluß. Ein derartiger Anzug ist für die Anwendung bei extrem aggressiven Patienten ebenfalls nicht geeignet. Einerseits führt der Rücken-Reißverschluß dazu, daß der Patient beim Liegen im Laufe der Zeit wund wird. Andererseits findet der aggressive Patient ohne weiteres Ansatzpunkte, an denen dieses Kleidungsstück zerreißen kann, z. B. an den Hosenbeinen oder an den Ärmeln oder auch am Halsausschnitt, so daß das Kleidungsstück keine ausreichende Haltbarkeit bei extremer Beanspruchung hat.
Aufgabe der Erfindung ist es, einen Pflegeanzug zu schaffen, der für extrem aggressive oligophrene Patienten geeignet ist, der, auch wenn er durch Beißen, Reißen und tägliches Waschen in höchstem Maße beansprucht wird, eine hohe Lebensdauer hat und damit extrem haltbar ist, der als Überanzug getragen werden kann, der ein geringes Gewicht hat, atmungsfähig ist, vom Patienten nicht geöffnet werden kann, möglichst wenig Nähte und keine greifbaren, zugbelasteten Reißverschlüsse besitzt, und an dem keine verschluckbaren Teile, wie z. B. Schnallen, Gürtel, Bänder oder dergl. vorhanden sind.
Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst. Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
Der Zuschnitt des Anzugs aus einer linken und einer rechten Anzughälfte sowie eines angenähten Rückenteiles stellt sicher, daß einerseits der Rückenabschnitt selbst nahtfrei und damit ein angenehmes Liegen ermöglicht, und daß Außen­ nähte wie generell Angriffspunkte an Nähten und Reißver­ schlüssen vermieden werden, indem die Anzahl der Nähte so gering wie möglich gehalten und außenliegende, zugbelastete Reißverschlüsse vollständig vermieden werden.
Ein wesentliches Merkmal vorliegender Erfindung besteht neben dem besonderen Zuschnitt des Pflegeanzuges darin, daß als Material für den Anzug ein Netzmaterial verwendet wird, das eine extrem hohe Reißfestigkeit hat und das in höchstem Maße waschbeständig ist. Das Netzmaterial hat eine flachgewebte Netzstruktur, damit es keine Druckstellen und Einschnitte im Körper des Patienten ergibt, z. B. wenn der Patient fällt. Ein derartiges Material wirkt aufgrund der Netzstruktur kühlend im Sommer, wobei nochmals darauf hingewiesen wird, daß der Pflegeanzug als Überanzug getragen wird, also auch im Sommer zumindest mit Unterwäsche. Erforderlichenfalls kann der Pflegeanzug an bestimmten Stellen mit Einlagen versehen sein, z. B. mit einem Nierenschutz.
Ausschlaggebend für die hohe Reißfestigkeit ist neben dem extrem widerstandsfähigen, flachgewebten Netzmaterial, daß die wenigen notwendigen Nähte in der Weise erstellt werden, daß in die Öffnungen der Netzstruktur anstelle der Naht ein Einziehband durchgefädelt wird, vorzugsweise ein Kunstfaser­ band, das zu seiner Fixierung in herkömmlicher Weise vernäht wird, damit das Band nicht herausgezogen werden kann. Damit werden die Zugkräfte, die auf das Material im Bereich der Nähte ausgeübt werden, gegen das Band selbst und nicht gegen den erheblich schwächeren Faden gerichtet.
Zum An- und Ausziehen sind die beiden Anzughälften auf der Vorderseite durch eine Knopfleiste mit Knöpfen verbunden, die mit Hilfe eines Schlüssels oder dergl. versperrbar sind. Derartige verschließbare Knöpfe sind in der Psychiatrie bekannt und bewährt und verhindern, daß der Patient die Knöpfe öffnen oder aber abreißen bzw. abbeißen kann. Unter­ halb der Knopfleiste kann ein Reißverschluß vorgesehen sein, damit ein Durchgriff sicher verhindert wird; dieser Reißver­ schluß wird so eingenäht, daß die Zugkräfte auf ihn nicht übertragen werden können.
Praktische Versuche haben ergeben, daß ein derartiger Anzug durch andauerndes Waschen und Trocknen praktisch nicht beschädigt wird, und daß der Patient auch bei extremer Aggressivität den Anzug nicht zerstören bzw. zerreißen kann, so daß damit eine hohe Lebensdauer des Anzugs sichergestellt ist. Die an den Anzug gestellten Aufgaben werden in vollem Umfang erfüllt. Der Patient kann sich nicht selbst seines Anzugs entledigen, er kann die an ihm angelegten Windeln nicht selbst entfernen oder zerstören, er kann seine eigene Kleidung nicht zerreißen, sowie andere Verhaltensstörungen und Gewohnheiten, wie die beispielsweise bei einem Krank­ heitsbild unter IQ 45 häufig auftreten, nicht ausführen.
Um an den Ärmeln und Fußöffnungen ein Herausziehen der darunter getragenen Kleidung zu verhindern, können die Arm- und Fußbündchen ebenfalls mit den üblichen verschließ­ baren Knöpfen verstellt bzw. eng gestellt werden, da das Netzmaterial ein Einsetzen bzw. Durchfädeln der Knöpfe an praktisch beliebigen Stellen ermöglicht.
Ein wesentlicher Vorteil bei dem Einsatz eines derartigen Anzuges besteht auch darin, daß Personal und Mitpatienten durch derart aggressive Patienten nicht in Mitleidenschaft gezogen werden können, soweit dies in Zusammenhang damit steht, daß der Patient sich seines Anzugs entledigen oder ihn zerstören kann. Dies stellt eine wesentliche Hilfe für das behandelnde Personal dar, das durch derartige aggressive Patienten ohnehin bei der Arbeit extrem beansprucht wird.
Erstmals kann mit einem derartigen erfindungsgemäßen Anzug einer Vielzahl anderer Verhaltensgewohnheiten bei verhaltens­ gestörten Patienten, z. B. solchen mit einem IQ unter 45 dauerhaft entgegengewirkt werden. So wird z. B. ein bei oligophrenen Patienten angesetzter Therapiezeitraum von ca. zwei Jahren ermöglicht; erst dann tritt bei derartigen Patienten ein Vergessen solcher Gewohnheiten ein.
Nachstehend wird die Erfindung in Verbindung mit der Zeich­ nung anhand eines Ausführungsbeispieles erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 den Zuschnitt eines Pflegeanzuges nach der Erfindung,
Fig. 2 einen Ausschnitt aus dem Anzugmaterial, und
Fig. 3 die schematische Darstellung einer Materialnaht.
Der Pflegeanzug-Zuschnitt besteht aus einer linken Anzug­ hälfte 1 und einer rechten Anzughälfte 2, einem Rückenteil 3 und zwei Ärmelzuschnitten 4, 5. Rückenteil 3 und Ärmel 4, 5 werden mit den jeweiligen entsprechenden Umrissen der Anzughälften 1 und 2 vernäht. Diese Anzughälften 1 und 2 werden begrenzt durch eine gerade Zuschnittlinie 6, 8, die jeweils vom Hals zum Schritt führt, eine gekrümmte Linie 7, 9, die die Beinlinie darstellt, eine waagrechte Linie 10, 11, die den unteren Abschnitt der jeweiligen Anzughälfte bildet, eine entgegengesetzt zu der Linie 7 bzw. 9 gekrümmte Linie 12 bzw. 13, wobei die Linien 7, 12 und 9, 13 miteinander zu dem jeweiligen Hosenbein zusammengesetzt werden, einer gekrümmten Linie 14 bzw. 15 für die Ausbildung des Gesäßabschnittes, eine waagrechte Linie 16, 17 oberhalb des Gesäßes, eine nach oben verlaufende Linie 18 bzw. 19, einen Achselausschnitt 20, 21, einen Schulterabschnitt 22, 23 und einen oberen Halsab­ schnitt 24, 25. Auf der rechten Anzughälfte 2 ist in der Linie 8 eine Knopfleiste 26 mit angedeuteten Knöpfen 27 vorgesehen; 28 und 29 bezeichnen die Nähte, die die Linien 7, 12 und 9, 13 miteinander verbinden.
Der Rückenteil 3 weist eine untere, horizontale Linie 30 auf, die mit den Linien 16, 17 vernäht wird, ferner nach oben verlaufende Linien 31, 32, die mit den Linien 18, 19 vernäht werden, Achselschnitte 33, 34, die mit den Abschnitten 20 und 21 vernäht werden, Schulterabschnitte 35 und 36, die mit den Linien 22 und 23 vernäht werden, und 37 den hinteren Teil des Halsstückes, der mit den Halsstücken 24 und 25 vernäht wird.
Die beiden Arme 4, 5 weisen eine ebene Linie 38 als Hand­ öffnung, Seitenlinien 39, 40, die miteinander vernäht werden, sowie gekrümmte Achselabschnitte 41, 42, die mit den Aus­ schnitten 20, 21 sowie 33 und 34 vernäht werden.
Bei einer Variante der Erfindung können an die Beinabschnitte einteilige Füßlinge und an die Armabschnitte im Bereich 38 Fäustlinge anschließen, um an diesen Stellen den Pflegeanzug geschlossen zu halten. Derartige Fäustlinge und Füßlinge in einteiliger Ausbildung mit den Armabschnitten und den Beinabschnitten sind an sich bekannt.
Die Knöpfe 27 der Knopflochleiste 26 sind vorzugsweise verschließ­ bare Knöpfe, wie sie in der Psychiatrie bekannt sind. Diese Knöpfe 27 weisen eine Sperre auf, die nur mit einem schlüssel­ artigen Werkzeug geöffnet werden kann, so daß der Patient den Anzug nicht selbst öffnen kann.
Das Material ist schematisch in Fig. 2 angedeutet. In dem Materialstück 43 sind netzartig eine Vielzahl von Öffnungen 44 ausgebildet. Das Material ist flachgewebt, somit relativ dünn und außerordentlich reißfest. Die Nahtstellen sind in der Weise ausgebildet, daß ein flexibles, reißfestes Kunst­ stoffband 45 durch die Öffnungen 44 hindurchgefädelt wird, so daß die Nahtstelle eine außerordentlich hohe Festigkeit erhält. Das Band 45 wird dabei mit dem Material 43 so vernäht, daß das Band 45 nicht herausgezogen werden kann. Die Festigkeit der Naht ergibt sich jedoch durch das Band 45, nicht durch die Fäden, mit denen das Band 45 mit dem Material 43 festgelegt wird. Die Löcher 44 dienen an der Knopflochleiste ferner auch zur Aufnahme bzw. zum Hindurchstecken der Knöpfe, so daß das Material durch Knopflöcher und Knopfbefestigungs­ löcher keine Schwächung erfährt.
In Fig. 3 ist ein Schnitt durch das Material 43 längs der Linie I-I dargestellt.

Claims (9)

1. Spezial-Pflegeanzug in Overall-Form mit einem einstücki­ gen Ober- und einem hosenartigen, einstückigen Unterteil, mit im Schritt entlang der Innenseite der Hosenbeine verlaufender Naht und mit einer verschließbaren Öffnung des Oberteils zum An- und Ausziehen des Anzugs, gekenn­ zeichnet durch
  • a) eine linke und eine rechte Anzughälfte (1, 2), wobei die beiden Anzughälften (1, 2) mittels nur einer Naht (28-29) auf der Innenseite der Beine (7, 9), die von den Füßen bis über das Gesäß reicht, miteinander verbunden sind,
  • b) einen nahtfreien Rückenteil (3), der mit den beiden Anzughälften (1, 2) waagrecht über dem Gesäß und seitlich jeweils vom Gesäß bis zu den Achseln vernäht (bei 30-36) ist, und
  • c) zwei getrennte, einstückige Armteile (4, 5), die im Bereich der Achseln (41, 42) an die beiden Anzug­ hälften (1, 2; 20, 21) angenäht sind.
2. Pflegeanzug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Anzughälften (1, 2) und der Rückenteil (3) jeweils einen Teil eines hochgeschlossenen Kragens (24, 25, 37) aufweisen.
3. Pflegeanzug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich­ net, daß die beiden Anzughälften (1, 2) auf der Vorder­ seite eine Knopfleiste (26) aufweisen, die vom oberen Ende des Kragens (24, 25) bis zum Schritt reicht.
4. Pflegeanzug nach einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Anzughälften (1, 2) unterhalb der Knopfleiste (26) einen den Zugriff ver­ hindernden Reißverschluß aufweisen.
5. Pflegeanzug nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, daß das Material für den Anzug aus Textil- und/oder Kunstfasermaterial in Netzstruktur hergestellt ist.
6. Pflegeanzug nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Material eine flachgewebte Netzstruktur hat.
7. Pflegeanzug nach einem der Ansprüche 1-6, dadurch gekennzeichnet, daß die Nähte durch Einziehbänder (45) dargestellt sind, und daß die Einziehbänder (45) durch Vernähen festgelegt sind.
8. Pflegeanzug nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Knöpfe (27) der Knopfleiste (26) an sich bekannte, durch Schlüssel betätigbare Sperrknöpfe sind.
9. Pflegeanzug nach einem der Ansprüche 1-8, dadurch gekennzeichnet, daß besonders beanspruchte Stellen des Anzugs an bestimmten Körperstellen doppellagig ausgebil­ det sind.
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