DE4304342C1 - Verfahren zur Herstellung eines Düngemittels auf der Basis von Klärschlamm - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines Düngemittels auf der Basis von KlärschlammInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Dün
gemittels auf der Basis von Klärschlamm, wobei der Klärschlamm
mit einem wasseraufnahmefähigen Calciumsulfat vermischt wird.
Ein Verfahren der Eingangs genannten Art ist aus der DE 35 03 199 C2
gekannt. Bei diesem Verfahren wird der Klärschlamm mit
Calciumsulfatdyhydrat-Schlamm versetzt und anschließend einer
Schwermetallfällung im flüssigen Zustand unterzogen, wobei zur
Erhöhung der Fäll- und Absetzgeschwindigkeit eine Ultraschall
behandlung vorgenommen wird. Nach Abzug der aus dem Schlamm
freigelegten Schwermetalle wird das flüssige Schlammgemisch
einer Entwässerung unterzogen. Über die Art und Durchführung der
Entwässerung ist dieser Druckschrift nichts zu entnehmen.
Beim Zusatz von Calciumsulfatdyhydrat in Form eines Schlammes
entsteht keine feste Matrix. Eine mechanisierte, gut dosierbare
Düngerausbringung ist daher mit dem Produkt des bekannten Ver
fahrens nicht möglich.
Aus der GB 535 059 ist es bekannt, Abwasserschlämme mit Bakte
rien zu vermischen, zu hydrolisieren und dann zu trocknen. Nach
der Vermischung mit verschiedenen Bakterienstämmen wird der
Schlamm extrudiert und auf eine Temperatur von ca. 38°C er
wärmt, so daß die Bakterien aktiviert werden. Das Verfahren der
Fermentation benötigt eine längere Verweilzeit zur Aktivierung
der Bakterien und führt zu einem Produkt, daß keine hohe mecha
nische Festigkeit aufweist.
Gemäß GB 488 858 wird einem durch Bakterien infizierten Schlamm
noch zusätzlich Zellulosefasern im Verhältnis 1 : 5 zugemischt.
Um den dabei entstehenden Ammoniakdampf zu binden, wird Calcium
sulfat während der Fermentation zugegeben. Als Produkt entsteht
eine Masse, bestehend aus Zellulosematerial mit anhaftendem
Wasser und Feststoffen, die für mindestens 72 Stunden einer
Fermentation bei Temperaturen von ca. 50°C und mehr unterzogen
wird.
Aus der DE-PS 5 70 540 ist ferner ein Verfahren zum Trocknen
schlammartiger Massen bekannt, bei dem in den Schlamm eine Gips
platte eingebettet wird und nach Wasseraufnahme wieder entfernt
wird. Durch dieses Verfahren soll der Schlamm getrocknet werden,
wobei aber keine anorganische Matrix mit ausreichender mechani
scher Festigkeit entsteht.
Die Verwendung von Klärschlamm, der in kommunalen Kläranlagen in
großen Mengen anfällt, als Ausgangsprodukt zur Herstellung von
organischen Düngemitteln bietet sich an, da er dem Nährstoff
gehalt von Stallmist nahe kommt. Abweichend ist der niedrige
Kaliumgehalt und der relativ hohe Gehalt an Mikronährstoffen.
Insbesondere eignet sich der sogenannte ausgefaulte Klärschlamm
zur düngungstechnischen Verwertung. Er läßt sich besser verar
beiten und genügt den hygienischen Anforderungen. Segne Verwen
dung kann sowohl als Naßschlamm als auch entwässert als Trocken
schlamm erfolgen.
Problematisch für den Einsatz als Düngemittel ist der für einige
Klärschlämme charakteristisch hohe Gehalt an Schwermetallen wie
Blei, Cadmium und auch Quecksilber. Die höheren Schwermetall
gehalten treten insbesondere dort auf, wo Siedlungsabwässer und
industrielle Abwässer in gemeinsamen Kläranlagen zusammengeführt
werden. Deshalb werden nur die Klärschlämme verwertet, die nach
weisbar keine Schwermetalle oder Schwermetalle in unbedeutenden
Mengen enthalten. Das sind insbesondere Klärschlämme aus Wohnge
bieten und ländlichen Gebieten ohne schwermetallhaltige indu
strielle Abwässer. Der Anteil der Verwertung von Klär
schlämmen in der Landwirtschaft war in den vergangenen
Jahren stark rückläufig, obwohl die Belastungen der Klär
schlämme durch Schwermetalle zum Teil drastisch reduziert
werden konnten. Gleichwohl finden sich immer weniger Land
wirte bereit, Klärschlämme auf ihre Böden auszubringen.
Zum einen liegt es daran, daß sie häufig über genügend
wirtschaftseigene Düngemittel wie Gülle und Mist verfügen.
Zum anderen wird derzeit der düngungstechnisch verwertbare
Klärschlamm in einer Form angeboten, die das Ausbringen
mit für die anorganische Düngung üblichen Düngerstreuern
bzw. Dosierern, die in der Regel eine relativ genaue Men
gendosierung ermöglichen, nicht oder nur schwer erlaubt.
Deshalb verstärkt sich die Tendenz, immer größere Mengen
von Klärschlamm nicht der Landwirtschaft zu zuführen,
sondern in Müllverbrennungsanlagen zu verbrennen oder auf
Deponien abzulagern. Wenn man dabei berücksichtigt, daß
der das Grundwasser stark belastende Nitrat-Stickstoff
anteil von Klärschlamm bedeutend niedriger ist als der von
Gülle und Stallmist ist diese Entwicklungstendenz wenig
erfreulich.
Allerdings ist die derzeitige Aufbereitungstechnologie des
Klärschlammes sehr aufwendig. Die Lagerung des anfallenden
Klärschlammes erfordert große Flächen (Schlammtrocken
beete) oder das Aufstellen von Schlammsilos oder Eindick
behälter. Die Entwässerung des Schlammes, der etwa 95%
Wasser enthält, wird auch in Zentrifugen, Siebbandpressen
und Kammerfilterpressen bis zu einem Restwassergehalt von
60 bis 80% durchgeführt. Sind noch niedrigere Wasserge
halte erforderlich, müssen energieaufwendige, thermische
Trocknungsverfahren eingesetzt werden.
In der DE 26 34 839 C2 wird ein Verfahren zur Behandlung
von Abfällen im flüssigen oder Schlammzustand zwecks Ver
festigung beschrieben. Hierbei wird, wie im Beispiel 5
angegeben, ein Schlamm einer städtischen Reinigungsstation mit
metallurgischer Schlacke, Portlandzement, Gips und Flugasche
behandelt, so daß im Ergebnis ein festes Material entstand,
welches wäßrigen Auslaugungsversuchen widerstehen und mikrobiel
le Aktivitäten unterbinden soll. Gemäß Anspruch 9 der zitierten
Schrift soll dieses Produkt als Düngemittel verwendet werden
können. Ein festes Material, das keinerlei Substanzen bei Ein
wirkung von Wasser freisetzt und auch einem mikrobiellen Angriff
widersteht, ist natürlich als Düngemittel ungeeignet, da ein
Düngemittel sich insbesondere durch die Freisetzung von für die
Pflanzenernährung wichtigen Nährstoffen aufgrund der Einwirkung
von Wasser und Mikroorganismen auszeichnet.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur
Behandlung von Klärschlämmen anzugeben, das ohne Fermentation zu
einem Produkt mit niedrigem Wassergehalt und hoher mechanischer
Festigkeit führt, das sowohl bei der mechanisierten Düngeraus
bringung als auch in der gärtnerischen Produktion und im Hobby
garten unkompliziert ausbringbar und dosierbar sein soll, wobei
das Herauslösen von Pflanzennährstoffen und mikrobielle Aktivi
täten nicht wesentlich behindert wird.
Die Lösung der Aufgabe erfolgt mit einem Verfahren zur Herstel
lung von Düngemitteln aus Klärschlamm gemäß Anspruch 1. Dabei
wird der Klärschlamm mit wasseraufnahmefähigem Calciumsulfat
vermischt und die so erhaltene pastöse Mischung wird dann einer
Granulierung (oder Pelletisierung) unterworfen. Nach dem Errei
chen der gewünschten Granulatgröße und dem Abbin
den des Calciumsulfates erfolgt eine Lufttrocknung der
Granulate bei 250 bis 50°C.
Dabei wird eine durchschnittliche Granulatgröße der Haupt
menge von ca. 3-5 mm angestrebt.
Das Calciumsulfat liegt im Endprodukt als vollständig mit
Kristallwasser abgesättigtes Calciumsulfat (Gips) vor.
Die Menge des zugegebenen wasseraufnahmefähigen Calcium
sulfat richtet sich im wesentlichen nach dem Wassergehalt
des Klärschlammes, soll aber nicht mehr als 50 Vol-% be
zogen auf das erfindungsgemäß hergestellte Produkt be
tragen, da sonst der Anteil pflanzenphysiologisch ver
wertbarer Produktteile zu gering wird und auch die Frei
setzung der Nährstoffe behindert werden kann.
Das wasseraufnahmefähige Calciumsulfat kann erfindungs
gemäß zusätzlich ein Calciumsulfat enthalten, das pro Mol
ein halbes Mol Kristallwasser aufweist.
Wasseraufnahmefähiges Calciumsulfat gibt es als schnell
abbindendes und als langsam abbindendes Calciumsulfat. Ein
schnell abbindendes Calciumsulfat wird gemäß der Erfindung
vorteilhafterweise dann eingesetzt, wenn die Granulierung
in Strangpreßvorrichtungen durchgeführt wird, so daß das
aus der Strangpresse heraustretende Produkt praktisch so
fort in eine krümlige, rieselfähige Struktur mit guter
Druck- und Abriebfestigkeit übergeht.
Bei der Verwendung von Granuliertellern ist es erfindungs
gemäß günstiger den Abbindevorgang des Calciumsulfates
langsamer ablaufen zu lassen.
Das erreicht man durch den Einsatz des langsam abbindenden
Calciumsulfates oder durch eine Mischung von langsam und
schnell abbindenden Anteilen.
Eine Optimierung der einzelnen Verfahrensschritte ist
notwendig. Sie wird sich im wesentlichen nach den gefor
derten Parameter wie Korngröße der Granulate und Druck
festigkeit und nach dem Zustand der Ausgangsstoffe wie
Wassergehalt richten.
Sollte der Klärschlamm ein Defizit an bestimmten Haupt
nährstoffen, wie zum Beispiel Kalium, aufweisen, ist es
erfindungsgemäß möglich der Mischung aus Klärschlamm und
wasseraufnahmefähigem Calciumsulfat vor der Granulierung
weitere Pflanzennährstoffe in Form von anorganischen
Verbindungen zu zusetzen. Da dieser Zusatz immer gering
sein wird, tritt eine Beeinflussung des technologischen
Verfahrensablaufes bezüglich der Viskosität, der Abbinde
geschwindigkeit der Mischung oder der Granulatgrößenvertei
lung nicht auf.
Erfindungsgemäß wird die Granulierung der Mischung aus
Klärschlamm und wasserfreiem Calciumsulfat vor dem voll
ständigen Abbinden in an sich bekannten Granulier- oder
Pelletiervorrichtungen wie Trommeln und rotierenden Granu
liertellern oder in Strangpreßvorrichtungen durchgeführt.
Die Luftbehandlung zum Zwecke der Verringerung der Rest
feuchte der Düngemittelgranulate kann, sofern die Granu
lierung z. B. in einer Granuliertrommel durchgeführt wird,
auch in der Granuliervorrichtung stattfinden. Sie kann
aber auch in speziellen Trocknern nach Erreichen der er
forderlichen Granulatgröße und Überführung der Granulate
erfolgen.
Das erfindungsgemäße Verfahren und die damit hergestellten
organischen Düngemittel weisen verschiedene Vorteile auf.
Der Wassergehalt des Klärschlamms muß nicht durch zusätz
liche aufwendige Verfahrensschritte gesenkt werden. Unter
schiedliche Wassergehalte können durch die Menge und die
Wasseraufnahmefähigkeit des Calciumsulfates ausgeglichen
werden.
Die mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens gebildete
anorganische Matrix auf Calciumsulfatbasis (Gips) ist
pflanzenphysiologisch unbedenklich. Sie weist eine poröse
Struktur auf, in die die organische Substanz eingelagert
ist. Aufgrund dieser Struktur erfolgt die Abgabe der Nähr
stoffe nicht plötzlich sondern lang anhaltend. Der mikro
bielle Abbau der organischen Substanz erfolgt ebenso ver
zögert. Die geringe Löslichkeit der anorganischen
Gips-Matrix in Wasser führt zu einer längeren Aufrechter
haltung und Stabilität der Matrixstruktur. Die Porosität
der Matrix und Quelleigenschaften des Klärschlammes sind
die Ursache für eine besonders große Wasseraufnahme und
die Wiederabgabe des nun nährstoffhaltigen Wassers an die
Bodenlösung und damit an die Pflanze.
Die relativ hohe Druckfestigkeit, die Abriebfestigkeit und
die Rieselfähigkeit der nach dem erfindungsgemäßen Ver
fahren hergestellten Düngemittelgranulate erlauben es,
diese mit in der Landwirtschaft üblichen Düngerstreuern
und Düngerdosierern für Mineraldünger auszubringen. Da
durch ist eine optimale Düngung möglich, was aus ökolo
gischen und pflanzentoxikologischen Gründen unerläßlich
ist.
Die Überführung von Klärschlämmen nach dem erfindungsge
mäßen Verfahren in eine auch für den Gewerbegartenbau und
für die Hobbygärtner handhabbare Form ist ein wichtiger
Vorteil.
Das Verfahren ist einfach in der Durchführung. Die Schaf
fung der technischen Voraussetzungen erfordert relativ
geringe Investitionen. Es kann dort durchgeführt werden,
wo der Klärschlamm entsteht nämlich in den Klärwerken
insbesondere in den Klärwerken kleinerer Städte und Ge
meinden.
Die praktische Durchführung des erfindungsgemäßen Verfah
rens wird durch die folgenden
Beispiele erläutert.
Eingesetzt wird ein sogenannter ausgefaulter Klärschlamm,
der keine nachweisbaren, toxischen Schwermetallgehalte
gemäß Klärschlammverordnung besitzt und als Naßschlamm
einen Wassergehalt von ca. 75% aufweist. 100 Gew.-Teile
dieses Klärschlammes werden mit 100 Gew.-Teilen eines
schnell bindenden Calciumsulfats in einem Rührgefäß 5 min
intensiv vermischt und anschließend in eine Granulier
trommel überführt. Die Granuliertrommel dreht sich mit
einer Geschwindigkeit von 200 Umdrehungen/min. Nach 25 min
ist der Granuliervorgang beendet. Die Granulate weisen
eine durchschnittliche Korngröße von 5 mm auf. Der Rest
feuchtegehalt beträgt ca. 50%. Bei einer Drehbewegung der
Trommel von 10 Umdrehungen/min wird Luft mit einer
Temperatur von 30°C eingeblasen. Der Trocknungsvorgang
ist nach ca. 5 h beendet. Die Granulate haben eine
Restfeuchte von 12%. Die Druckfestigkeit beträgt 190
Kp/cm2. Die Granulate sind fast geruchlos und rieselfähig
und von bräunlicher Färbung.
Die Herstellung der Klärschlammgranulate erfolgt nach dem
Herstellungsverfahren des Beispiel 1. Ausgefaulter Klär
schlamm mit einem Wassergehalt von 70% und α-Gips-Halbhydrat
(REA-Gips) werden der Granulierung unterworfen. Bei 200
U/min ist der Vorgang nach 40 min beendet. Die Granulate
weisen eine Restfeuchte von 10% auf. Die Druckfestigkeit
beträgt 200 kp/cm2.
Ausgefaulter Klärschlamm mit niedrigem Kaliumgehalt (0,3%
i.d.Tr.) wird nach Beispiel 1 verarbeitet. Zusätzlich zu
100 Gew.-Teilen Klärschlamm und 100 Gew.-Teilen eines
schnell bindenden Calciumsulfats werden 30 Gew.-Teile
Kaliumsulfat, aufgelöst in Wasser (konzentrierte Lösung),
dem Rührgefäß zugefügt. Im Ergebnis entsteht ein Granulat,
daß ca. 5% Kalium enthält.
Claims (3)
1. Verfahren zur Herstellung eines Düngemittels auf der Basis
von Klärschlamm, wobei der Klärschlamm mit einem wasserauf
nahmefähigen Calciumsulfat vermischt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß die so erhaltene Mischung vor dem vollständigen Abbin
den einer Granulierung unterworfen und die Granulate bei
25°C bis 50°C luftgetrocknet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß als wasseraufnahmefähige Calciumsulfat Calciumsulfat-
Halbhydrat und/oder Anhydrit eingesetzt wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Mischung aus Klärschlamm und wasseraufnahmefähigem
Calciumsulfat vor der Granulierung weitere anorganische
Pflanzennährstoffe zugesetzt werden.
Priority Applications (1)
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DE4304342A DE4304342C1 (de) | 1993-02-13 | 1993-02-13 | Verfahren zur Herstellung eines Düngemittels auf der Basis von Klärschlamm |
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