DE4446739A1 - Verfahren zum Kompostieren von Klärschlamm - Google Patents
Verfahren zum Kompostieren von KlärschlammInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Kompostieren von
Klärschlamm, bei dem entwässerter Klärschlamm, gegebenen
falls mit den Kohlenstoffanteil erhöhenden Zuschlagstof
fen vermischt, nach Trocknung in luftdurchlässiger Schüt
tung gerottet wird.
Unter entwässertem Klärschlamm wird dabei Klärschlamm
verstanden, der mittels einer Entwässerungsvorrichtung
auf einen Trockensubstanzgehalt von ca. 22 bis 35 Gew.-%
entwässert wurde. Die Entwässerung des Klärschlamms er
folgt typischerweise mittels einer mechanischen Entwässe
rungsvorrichtung.
Die Kompostierung ist die Überführung abgestorbener orga
nischer Stoffe in eine krümelige, erdige, nährstoffreiche
Substanz. Diese Komposterde enthält die Nährstoffe in ei
ner Form, die von den Pflanzen nach Bedarf aufgenommen
werden können und deren Inhaltsstoffe schwer bis gar
nicht durch Wasser eluierbar sind. Diese Umwandlung der
organischen Abfallstoffe bewirken u. a. Mikroorganismen,
die zu ihrem Gedeihen Luftsauerstoff und Feuchtigkeit
benötigen.
Die Umwandlung von Klärschlämmen in geruchlose Fest
stoffe, die leicht handhabbar sind und ein wertvolles or
ganisches Düngemittel darstellen, ist ein Anliegen des
Umweltschutzes und ein Weg, anfallenden Klärschlamm einer
sinnvollen Wiederverwertung zuzuführen. Es werden daher
erhebliche Anstrengungen unternommen, geeignete Verfahren
und Vorrichtungen zu entwickeln, welche diese Aufgabe mit
einem vernünftigen Aufwand erfüllen sollen.
Es ist bekannt, daß zur Kompostierung von Klärschlamm ein
Trockensubstanzanteil von 40% bis 50% vorteilhaft ist
und daß das Kohlenstoff/Stickstoff-Verhältnis des Fest
stoffanteils des Klärschlamms einen maßgeblichen Einfluß
auf den Ablauf der Kompostierung hat. Nach dem Stand der
Technik ist man bisher bei der Kompostierung von Klär
schlamm so vorgegangen, daß dem entwässerten Klärschlamm
trockene Zuschlagstoffe wie Holzspäne, Stroh oder rückge
führtes Trockengut zugemischt und die Mischung - gegebe
nenfalls nach der Verformung zu Preßlingen in einer Preß
vorrichtung - in einer luftdurchlässigen Schüttung gerot
tet wurde.
Nachteilig bei den bekannten Verfahren ist dabei die Mas
senvergrößerung durch die erhebliche Beimengung von Zu
schlagstoffen, die mitkompostiert werden müssen. Oft ist
es schwierig, die Bedingungen für einen selbsterhaltenden
Rotteprozeß einzuhalten. In der DE-OS 21 62 161 wurde
vorgeschlagen, den Rotteprozeß in einem krümeligen Ge
menge durchzuführen, das ein gleichmäßig verteiltes,
feinporiges Luftvolumen enthält. Durch die DE-
OS 23 16 476 ist es bekannt, den Rotteprozeß in wärmeiso
lierten Reaktoren, die zwangsbelüftet werden, durchzufüh
ren. In der DE-PS 27 05 098 wurde ferner angegeben, aus
dem rottefähigen Klärschlamm Preßlinge zu formen und die
sen ein bestimmtes Volumen sowie eine röhrenförmige
Struktur zu geben.
Insbesondere die Kompostierung von mechanisch entwässer
ten Klärschlamm mit einem Kohlenstoff/Stickstoff-Verhält
nis kleiner als 11:1 war mit den bekannten Verfahren
bisher nicht oder nicht zufriedenstellend möglich.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zum Kompostieren von Klärschlamm zu schaffen, bei dem
keine ungewollt große Mengenvermehrung durch Zuschlag
stoffe auftritt, das Kohlenstoff/Stickstoff-Verhältnis
des Feststoffanteils des Klärschlamms nicht ungünstig be
einflußt wird und ohne großen technischen Aufwand ein
selbsterhaltender Rotteprozeß möglich wird.
Die erfindungsgemäße Lösung besteht in der Kombination
folgender Maßnahmen: Der entwässerte Klärschlamm wird in
Teilstücke strukturiert, bei denen das Verhältnis der
Quadratwurzel aus der Hüllfläche zu der Kubikwurzel aus
dem Volumen auf einen Wert größer als 1,0, bevorzugt
zwischen 2,0 und 3,5, eingestellt wird. Die struktu
rierten Teilstücke werden mittels einer Wasserentzugs
vorrichtung auf einen Trockensubstanzgehalt von 40 bis 50
Gew.-% getrocknet. Die getrockneten, strukturierten Teil
stücke werden als lockere, homogene, gleichmäßig verteil
te, feinporige Schüttung aufgeschichtet und die Schüttung
wird kompostiert.
Der Klärschlamm wird in zwei Arten unterschieden, nämlich
aerob und anaerob stabilisierten Klärschlamm. Der aerob
stabilisierte Klärschlamm hält nur kurz seinen stabilen
Charakter aufrecht, wogegen der anaerob stabilisierte
Klärschlamm über einen längeren Zeitraum geruchsstabil
ist. Der anaerob stabilisierte Klärschlamm wird auch als
ausgefaulter Klärschlamm bezeichnet. Der organische
Trockensubstanzgehalt des aeroben Klärschlammes ist ca.
20% höher als der des ausgefaulten Klärschlammes. Aus
diesem Grund haben beide Klärschlämme unterschiedliche
Kohlenstoff/Stickstoff-Verhältnisse. Bei aerobem
Klärschlamm liegt es zwischen 11:1 und 18:1, bei anaero
bem Klärschlamm zwischen 6:1 und 11:1.
Im Rahmen der Erfindung hat sich überraschenderweise her
ausgestellt, daß Klärschlämme mit Kohlenstoff/Stickstoff-
Verhältnissen kleiner als 11:1 durch die erfindungsgemä
ßen Maßnahmen erfolgreich kompostiert werden können. Die
Beimengung von Zuschlagstoffen erfolgt erfindungsgemäß
nur in den Fällen, in denen dies erforderlich ist. Erfor
derlich kann dies dann sein, wenn das Kohlen
stoff/Stickstoff-Verhältnis des Feststoffanteils des
Klärschlamms kleiner als 11:1 ist. Ob in diesen Fällen
bei Werten bis zu 6:1 die Beimengung erforderlich ist,
hängt auch von anderen Gegebenheiten und Eigenschaften
des Klärschlamms ab und kann vom Fachmann durch einfach
durchzuführende, übliche praktische Untersuchungen und
Experimente festgestellt werden. Da sich üblicherweise
die Zusammensetzung eines Klärschlammes aus einer be
stimmten Kläranlage zeitlich nur geringfügig ändert, sind
diese Untersuchungen in der Regel nur einmal für die je
weiligen Herkunftsstätten des Klärschlammes erforderlich.
Es kann somit im Einzelfall entschieden werden, ob bei
Kohlenstoff/Stickstoff-Verhältnissen zwischen 6:1 und
11 : 1 die Beimengung eines Zuschlagstoffes erforderlich
ist. Bei Verhältnissen größer als 11:1 ist in der Regel
die Beimengung eines Zuschlagstoffes nicht erforderlich.
Im Einzelfall kann es jedoch zur Verbesserung der Rottung
geboten sein, auch in diesen Fällen eine geringe Menge
eines Zuschlagstoffes beizumengen.
Allen Anwendungsfällen ist gemäß einer Weiterbildung der
Erfindung gemeinsam, daß durch die Beimengung des Zu
schlagstoffes die in dem Klärschlamm enthaltene Kohlen
stoffmenge um nicht mehr als 5 Gew.-% erhöht wird. Dies
bedeutet eine äußerst geringe Massenzunahme des
Klärschlammes und damit eine Reduzierung des Anlagenbe
darfs. Auch die aufwendige Anlieferung der Zuschlagstoffe
wird beträchtlich vermindert. Aus diesem Grund ist es
vorteilhaft, wenn dem entwässerten Klärschlamm weniger
als 5 Gew.-%, bezogen auf seinen Trockensubstanzanteil, an
Zuschlagstoffen beigemengt wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird bevorzugt so ausge
führt, daß dem Klärschlamm keine den Kohlenstoffanteil
erhöhenden Zuschlagstoffe beigemengt werden, da in diesem
Fall keine Massenvermehrung erzielt wird. In den Fällen,
in denen dennoch ein Zuschlagstoff beigemengt werden
soll, ist es vorteilhaft, wenn hierzu ein flüssiger Koh
lenstoff-Träger verwendet wird. Insbesondere kommt hier
für ein Alkohol, bevorzugt Methanol, in Betracht, da die
ser einen hohen Kohlenstoffanteil aufweist, ohne sehr
stark zur Massenmehrung beizutragen.
Im Rahmen der Erfindung wurde gefunden, daß es erforder
lich ist, das Oberflächen/Volumen-Verhältnis des Fest
stoffanteils des entwässerten Klärschlamms durch Struktu
rieren zu vergrößern, beispielsweise dadurch, daß der
entwässerte Klärschlamm in im wesentlichen gleichartig
geformte Teilstücke mit einer definierten geometrischen
Raumform strukturiert wird. Dabei wird durch Formung des
Feststoffanteils ein strukturiertes Material, beispiels
weise ein Granulat, erzeugt, das mehrere vorteilhafte
Merkmale aufweist. Zum einen hat es eine den Wasserentzug
unterstützende, große Oberfläche, beispielsweise bei
einer anschließenden Trocknung durch Wärmezufuhr. Zum an
deren ist der Migrationsweg für die in dem Feststoffan
teil enthaltene Feuchtigkeit an die Oberfläche des struk
turierten Materials verkürzt. Ferner kann dem Klärschlamm
dadurch eine Struktur gegeben werden, die es ermöglicht,
ihn zu einer Schüttung bzw. einem Haufwerk zu stapeln,
ohne daß er dabei wieder zu einer homogenen Masse zer
fließt, dabei gleichzeitig aber genug Feuchtigkeit für
den anschließenden Kompostiervorgang beinhaltet. Auch die
Erzeugung einer möglichst großen Oberfläche bzw. Porosi
tät im Inneren des Materials für die Zufuhr von Sauer
stoff kann auf diese Weise erzielt werden.
Als besonders vorteilhaft hat sich im Rahmen der Erfin
dung herausgestellt, wenn zur Vergrößerung des Oberflä
chen/Volumen-Verhältnisses des Feststoffanteils der ent
wässerte Klärschlamm mittels einer Preßvorrichtung in
Form dünner Massivzylinder zu einem spaghettiartig ge
formten Gut geformt wird. Bei spaghettiartigen Preßlingen
liegt das im Hauptanspruch angegebene Verhältnis in der
Regel im Bereich zwischen 2,2 und 3,5. Das erfindungs
gemäße Verfahren ist nicht auf eine spezielle Formgebung
des strukturierten Klärschlamms beschränkt, sondern es
sind auch alle anderen Formgebungen einsetzbar, bei denen
der Feststoffanteil derart strukturiert wird, daß ein
großes Oberflächen/Volumen-Verhältnis erzielt wird. Ge
eignete Formen und Möglichkeiten zu ihrer Herstellung
sind beispielsweise in der Veröffentlichung von R.
Schilp, "Zur Technologie der Pastengranulierung", Son
derdruck Chemie-Ingenieur-Technik Heft 5/1977, Seite 374
beschrieben. Mit komplizierteren als spaghettiartigen
Strukturen sind auch Verhältnisse realisierbar, die we
sentlich größer als 3 sind. Eine unter praktischen Ge
sichtspunkten vernünftig realisierbare Obergrenze liegt
nach dem derzeitigen Erkenntnisstand bei ca. 5.
Erfindungsgemäß wird der strukturierte Klärschlamm mit
tels einer Wasserentzugsvorrichtung auf einen Trockensub
stanzgehalt von 40 Gew.-% bis 50 Gew.-% entwässert. Prinzi
piell können alle Wasserentzugsverfahren, insbesondere
Trocknungsverfahren eingesetzt werden, deren Endprodukt
die erforderliche Struktur aufweist, mit dem also eine
stabile Schüttung ausbildbar ist, das durch seine Locker
heit und Porosität für genügend Sauerstoffinhalt für die
anschließende Rotte sorgt und das noch genügend Wasser
für den Kompostierprozeß beinhaltet. Als bevorzugte
Wasserentzugsvorrichtung im Rahmen des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird ein Trockner, insbesondere ein Bandtrock
ner vorgeschlagen, in dem der entwässerte Klärschlamm mit
heißer Trocknungsluft getrocknet wird. Ein solcher Band
trockner ist beispielsweise in der EP-PS 0 225 351 be
schrieben worden.
Die Trocknungstemperatur sollte möglichst niedrig gewählt
werden, um den biogenen Anteil im Aufgabegut nicht schon
vor der Kompostierung zu vermindern. Eine schonende
Trocknung ist anzustreben. Vorteilhaft ist, wenn die Tem
peratur der Trocknungsluft kleiner als 150°C ist. Eine
schonende Trocknung ist in der Regel dann gewährleistet,
wenn die Temperatur des Klärschlamms während des Trock
nens bzw. Wasserentzugs kleiner als 75°C beträgt.
Als besonders vorteilhaft hat sich herausgestellt, wenn
der Klärschlamm derart getrocknet wird, daß die struktu
rierten, getrockneten Teilstücke an der Außenfläche eine
harte, trockene Kruste aufweisen, die eine weichere Kern
zone mit einem höheren Feuchtegehalt umgibt. In diesem
Fall ist die Struktur der getrockneten Teilstücke sehr
stabil, was eine für den anschließenden Kompostierungs
prozeß ideale Schüttung und günstige Luftführung ermög
licht.
Der strukturierte und getrocknete Klärschlamm kann ohne
weitere verfahrenstechnische Behandlung seiner Struktur
unmittelbar zu einer in sich stabilen Schüttung aufge
schichtet und die Schüttung kompostiert werden. Dabei
kann zweckmäßig vorgesehen sein, daß die Schüttung in
einem Intensivrotteprozeß vorkompostiert und der den In
tensivrotteprozeß verlassende Kompost in einem Nachrot
teschritt fertig kompostiert wird.
Ein Intensivrotteprozeß, der auch als Heißphase bezeich
net wird, ist durch den schnellen Abbau von Zucker und
Fetten, die Zerlegung von Eiweißketten und eine schnelle
Erwärmung des Materials auf bis zu 75°C gekennzeichnet.
Dabei wird das Rohmaterial hygienisiert und es verdunsten
große Mengen an Wasser. Die Abluft ist stark mit Geruch
belastet. Der Intensivrotteprozeß dauert ca. zwei bis
drei Wochen in Abhängigkeit von dem Nährstoffangebot.
Der Nachrotteschritt umfaßt eine Verpilzungsphase und
eine Mineralisierungsphase. Die Verpilzungsphase ist ein
streng aerober Vorgang im mesophilen Temperaturbereich,
bei dem eine intensive Myzelbildung bestimmter Pilze
stattfindet. Während dieser Phase sollte das biogene Ma
terial kräftig durchmischt werden, um so für einen aus
reichenden Eintrag von Luftsauerstoff zu sorgen. Gleich
zeitig ist der Wasserhaushalt im Material zu überwachen
und dieses gegebenenfalls zu bewässern. Es sollte sowohl
eine Vernässung als auch eine Austrocknung vermieden wer
den. In der Mineralisierungsphase ist eine Durchmischung
oder Befeuchtung in der Regel nicht mehr notwendig. Sie
dient der Stabilisierung des Materials und der Sicher
stellung der Qualität des Kompostes.
Bei dem Intensivrotteprozeß wird die Schüttung vorteil
hafterweise mechanisch aufgelockert. Der Intensivrotte
prozeß kann beispielsweise in einer mit Stachelwalzen
versehenen Rottebox durchgeführt werden, wie sie in der
deutschen Patentanmeldung P 43 42 915.7 beschrieben ist.
Für den Nachrotteschritt wird vorteilhafterweise ein
überdachter Rotteplatz verwendet, beispielsweise in Form
einer zur Seite offenen Halle, in der die Mieten aufge
häuft werden.
Nach einem weiteren vorteilhaften Merkmal wird vorge
schlagen, daß die Dichte der Schüttung zwischen 400 und
500 kg/m³ beträgt.
Die Vorteile des Verfahrens zum Kompostieren von entwäs
sertem Klärschlamm nach dieser Erfindung gegenüber dem
Stand der Technik bestehen darin, daß es damit möglich
geworden ist, auch Klärschlämme zu kompostieren, deren
Kohlenstoff/Stickstoff-Verhältnis kleiner als 11:1 ist
und die bisher nicht kompostiert werden konnten. Weitere
Vorteile bestehen darin, daß dies ohne bedeutsame
Mengenvergrößerung und in Form eines selbsthaltenden Rot
teprozesses möglich ist, ohne daß hierzu ein hoher tech
nischer Aufwand erforderlich ist.
Das folgende Ausführungsbeispiel der Erfindung läßt wei
tere vorteilhafte Merkmale und Besonderheiten erkennen,
die anhand der Darstellung in der Zeichnung im folgenden
näher beschrieben und erläutert wird.
Die Fig. 1 zeigt ein schematisches Fließbild eines erfin
dungsgemäßen Verfahrens. Der entwässerte Klärschlamm 1
wird mit einem Trockensubstanzgehalt von ca. 25%, also
stichfest, angeliefert. Der Trockensubstanzgehalt sollte
in der Regel mehr als 24% betragen. Sofern sein Kohlen
stoff/ Stickstoff-Verhältnis größer als 6 : 1, aber kleiner
als 11:1 ist, wird dem entwässerten Klärschlamm 1 ein Zu
schlagstoff 2 beigemischt, der den Kohlenstoffanteil des
Klärschlamms erhöht. Dieser Zuschlagstoff 2 kann vorteil
hafterweise ein flüssiger Kohlenstoff-Träger, beispiels
weise Methanol sein. Der entwässerte Klärschlamm 1 wird
anschließend einem Bandtrockner 6 zugeführt, der eine
kontinuierliche Trocknung durchführt. Der zu trocknende
Klärschlamm 1 wird im Einlaufteil kontinuierlich als
gleichmäßig geformtes Gut in Form strukturierter Teil
stücke aufgegeben. Hierzu wird eine Aufgabevorrichtung
verwendet, die sowohl zur kontinuierlichen Dosierung des
Gutes als auch mittels einer hydraulischen Preßvorrich
tung für die Erzeugung spaghettiartig geformter Fest
stoffteile dient. Die spaghettiartigen Strangteile sind
massiv und haben typischerweise Längen von 30 mm bis
100 mm und Durchmesser von 6 mm bis 10 mm. Durch diese
Formung wird die Oberfläche für die zur Trocknung erfor
derliche Wärmezufuhr vergrößert und der Feuchteentzug aus
dem Material verbessert. Hiermit wird eine hohe spezifi
sche Trocknungsleistung erzielt.
Das strukturierte, granulierte Gut wird auf einem Trans
portband durch den Bandtrockner 6 transportiert. Das
Transportband weist eine Längsschlitzlochung auf, welche
die Belüftung des Gutes unterstützt. Die strukturierten
Teilstücke sind auf dem Transportband derart gelagert,
daß sie möglichst wenig bewegt werden und damit die Rei
bung untereinander minimiert ist. Dadurch wird die Staub
bildung vermieden. Die Trocknungszone des Bandtrockners 6
ist in einzelne Trocknungskammern aufgeteilt, in denen
das zu trocknende Gut mit heißen Trocknungsgasen durch
strömt wird. Die Trocknungskammern sind unterteilt in
einen Produktraum, in dem das Transportband mit dem
Klärschlamm durchströmt wird, und einen Umluftraum, in
dem die Wärmeenergie zugeführt wird. Bei indirekter Be
heizung ist dort ein Wärmetauscher angeordnet sowie ein
Ventilator zur Erzeugung des Umluftstromes. Die einzelnen
Trocknungskammern sind untereinander so abgedichtet, daß
eine gegenseitige Beeinflussung der Umluftströme vermie
den wird. Durch seitliche Öffnungen in den Trocknungskam
mern wird die zum Transport der Brüden notwendige Trans
portluft zu- bzw. abgeführt. Diese wird als axiale Ver
schiebeluft innerhalb des Trockners im Gegenstrom zur
Transportrichtung des Klärschlammes geführt. In Verbin
dung mit der Umluft resultiert daraus ein Kreuzgegen
strom. Durch diesen Kreuzgegenstrom trifft der nasse
Klärschlamm auf schon mit Feuchte beladene Trocknungs
luft. Hierdurch wird vermindert, daß sich die Poren der
Granulate verschließen und dadurch die Trocknung behin
dert wird. Die Trocknung des Klärschlammes wird noch
durch den Schrumpfungsprozeß der Granulate und die im
Schlamm enthaltene Inhomogenitäten, die zu einer tannen
baumförmigen Auffächerung der Oberfläche der Klärschlamm
partikel führt, intensiviert.
Im Auslaufteil des Bandtrockners 6 werden die getrockne
ten Teilstücke 3 vom Transportband abgenommen und mittels
einer ersten Fördervorrichtung 11 weitergefördert. Der
Trockensubstanzgehalt der getrockneten Teilstücke 3 be
trägt 40 Gew.-% bis 50 Gew.-% und ist einerseits damit noch
ausreichend hoch, um eine Kompostierung zu gewährleisten.
Andererseits haben die getrockneten Teilstücke 3 eine
solche Lockerheit und Porosität, daß sie zu einer stabi
len Schüttung 4 aufgeschichtet und in einem Intensivrot
teprozeß 7 kompostiert werden können. Die getrockneten
Teilstücke 3 sind an der Oberfläche hart. Es hat sich
eine Kruste gebildet, die eine stabile Schüttung ermög
licht. Die getrockneten Teilstücke 3 weisen eine weichere
Kernzone auf, die einen höheren Feuchtigkeitsgehalt als
die trockene Kruste hat.
Die getrockneten Teilstücke 3 können mittels eines stati
schen, eines dynamischen oder eines quasi dynamischen
Verfahrens kompostiert werden, ohne daß weitere Zuschlag
stoffe oder eine Strukturveränderung erforderlich sind.
Zur Durchführung eines quasi dynamischen Verfahrens in
einem Intensivrotteprozeß 7 und einem nachgeschalteten
Nachrotteschritt 8 kann die dargestellte geschlossene
Kompostierung dienen. Hierzu werden die getrockneten
Teilstücke 3 einer Rottebox 9 zugeführt, die ein Rotte
turm ist. Ein Verteilsystem steuert die exakte Zuteilung
des Rohkompostes zu den einzelnen Rottetürmen. Das Ver
teilsystem steuert denjenigen Rotteturm zuerst an, der
den wenigsten Kompost enthält und trägt über die Massen
messung nur soviel Rohkompost ein, daß die Schüttung
nicht durch ihr Eigengewicht zusammengepreßt wird. Die
typischer Schütthöhe beträgt ca. 2,50 Meter. Dadurch
stellen sich in jeder Zone einheitliche Bedingungen ein.
Nach der ersten Befüllung wird der Rotteprozeß kontinu
ierlich fortgesetzt.
Die Rottetürme sind in zwei Intensivrottezonen einge
teilt. Hierzu ist ein Boden mit Stachelwalzen 10 vorgese
hen. Die oberen Stachelwalzen 10 trennen den Turm in eine
obere und eine untere Zone und dienen zur Auflockerung
und Homogenisierung. Der Rohkompost wird in die untere
Zone umgetragen und kann nach Bedarf belüftet und bewäs
sert werden. Die auf ca. 70°C angestiegene Temperatur
sollte mindestens zwei Tage erhalten bleiben. Nach einer
Aufenthaltszeit von ca. 5 bis 6 Tagen erfolgt die Umset
zung des Rohkompostes in die untere Zone. In der unteren
Zone erfolgt eine Wiedererwärmung auf über 70°C.
Der Stachelwalzenboden ermöglicht eine absolut gleichmä
ßige Beförderung des Rohkompostes, ohne daß es zu
Brückenbildungen oder unkontrolliertem Nachrutschen
kommt. Durch diese Arbeitsweise ist es möglich, den In
tensivrotteprozeß in einem kontinuierlichen Verfahren zu
betreiben. Dadurch ist sichergestellt, daß ein Kompost
mit einem ständig gleichbleibenden Rottegrad die Rottebox
9 verläßt. Nach wiederum 5 bis 6 Tagen wird der Kompost
mit dem unteren Boden ausgetragen und auf einen direkt
unterhalb des Rotteturms eingebauten Kratzboden überge
ben. Der Kratzboden übergibt den Frischkompost einer
zweiten Fördervorrichtung 12, die den Kompost in einen
belüfteten Mischer verbringt. Dort werden Restgeruchs
stoffe entfernt und der Frischkompost für den Nachrot
teschritt vorbereitet.
Die Intensivrottung in einer Rottebox 9 kann innerhalb
von 24 Stunden erfolgen. Die Intensivrottung kann außer
mit dem dargestellten Rotteturm beispielsweise auch al
ternativ in Trommeln oder Tunneln durchgeführt werden.
Der Nachrotteschritt 8 wird in einer seitlich offenen
Halle in einer sogenannten Rottenmiete 13, in der der
Frischkompost aufgeschüttet wird, durchgeführt. Die Mie
ten haben eine Basisbreite von ca. 4,5 Meter und werden
pro Woche zweimal mit einem Umsetzfahrzeug belüftet und
homogenisiert. In die Halle ist eine Bewässerungsanlage
integriert. Der täglich bestimmte Trockensubstanzgehalt
bildet die Grundlage für die Bewässerung. Entscheidend
ist der größte zulässige Trockensubstanzgehalt von
70 Gew.-%, der zu keinem Zeitpunkt der gesamten Rottedauer
überschritten werden darf. Idealerweise sind Trockensub
stanzgehalte von ca. 60% einzuhalten. Die Bewässerung er
folgt in Form kleiner Tröpfchen, die aus Düsen als Nebel
auf die Mieten 13 abrieseln. Der Kompost wird dabei be
netzt, ohne daß das Wasser abläuft.
Nach einer Aufenthaltszeit von ca. 6 bis 10 Wochen bzw.
nach dem Ende der Verpilzung wird der Kompost einen Rot
tegrad von ca. IV aufweisen. Nach einer letzten Auflocke
rung erfährt das Material keine Selbsterwärmung über 25°C
mehr und nimmt Umgebungstemperatur an. Zu diesem Zeit
punkt durchläuft der fertige Kompost einen Reifeprozeß.
Er wird zu ca. 4,50 Meter hohen Tafelmieten angelegt, bei
denen das Belüften, Wenden und Bewässern nicht mehr er
forderlich ist. Je nach gewünschtem Mineralisierungsgrad
kann eine weitere Lagerung erfolgen.
Anstelle der Kompostierung in einem Intensivrotteprozeß 7
können die getrockneten Teilstücke 3 mittels der ersten
Fördervorrichtung 11 auch zu einer statischen Kompostie
rung verbracht werden, beispielsweise durch Aufschüttung
zu einer Schüttung 4 in Form einer Miete 13. Dies ist
möglich, weil die getrockneten Teilstücke 3 nach der
Trocknung zu einer lockeren Haufwerksstruktur aufschütt
bar sind, so daß für den einsetzenden Kompostiervorgang
genügend Luftvolumen im Inneren zur Verfügung steht.
Die Zugabe von Zuschlagstoffen 2, die das Kohlen
stoff/Stickstoff-Verhältnis des Feststoffanteils des
Klärschlamms erhöhen, kann vor der Trocknung durch Zumi
schung zu dem entwässerten Klärschlamm 1 oder zu den
strukturierten Teilstücken oder nach der Trocknung durch
Zugabe zu den getrockneten Teilstücken 3 oder zu dem den
Intensivrotteprozeß 7 verlassenden Kompost erfolgen.
Der ideale Kompost, der sich mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren aus entwässertem Klärschlamm 1 herstellen läßt,
hat eine Restfeuchte von ca. 40 Gew.-%, eine hohe innere
Oberfläche und einen Humusgehalt von ca. 150 g/kg bis
200 g/kg Trockensubstanz.
Claims (17)
1. Verfahren zum Kompostieren von Klärschlamm, bei dem
entwässerter Klärschlamm (1), gegebenenfalls mit den
Kohlenstoffanteil erhöhenden Zuschlagstoffen ver
mischt, nach Trocknung in luftdurchlässiger Schüttung
gerottet wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
der entwässerte Klärschlamm (1) in Teilstücke struk turiert wird, bei denen das Verhältnis der Quadrat wurzel aus der Hüllfläche zu der Kubikwurzel aus dem Volumen auf einen Wert größer als 1,0, bevorzugt zwi schen 2,0 und 3,5, eingestellt wird,
die strukturierten Teilstücke mittels einer Wasser entzugsvorrichtung auf einen Trockensubstanzgehalt von 40 bis 50 Gew.-% getrocknet werden,
die getrockneten Teilstücke (3) als lockere, homo gene, gleichmäßig verteilte, feinporige Schüttung (4) aufgeschichtet
und die Schüttung (4) kompostiert wird.
dadurch gekennzeichnet, daß
der entwässerte Klärschlamm (1) in Teilstücke struk turiert wird, bei denen das Verhältnis der Quadrat wurzel aus der Hüllfläche zu der Kubikwurzel aus dem Volumen auf einen Wert größer als 1,0, bevorzugt zwi schen 2,0 und 3,5, eingestellt wird,
die strukturierten Teilstücke mittels einer Wasser entzugsvorrichtung auf einen Trockensubstanzgehalt von 40 bis 50 Gew.-% getrocknet werden,
die getrockneten Teilstücke (3) als lockere, homo gene, gleichmäßig verteilte, feinporige Schüttung (4) aufgeschichtet
und die Schüttung (4) kompostiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß zur Vergrößerung des Oberflächen/Volumen-Verhält
nisses des Feststoffanteils des entwässerten
Klärschlamms (1) der entwässerte Klärschlamm (1) in
im wesentlichen gleichartig geformte Teilstücke mit
einer definierten geometrischen Raumform strukturiert
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß der Klärschlamm in Form dünner Massivzylinder,
spaghettiartig geformt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die strukturierten Teilstücke in einem Trockner
mit heißer Trocknungsluft getrocknet werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Bandtrockner (6) verwendet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die strukturierten Teilstücke mit Trocknungsluft
getrocknet werden, deren Temperatur kleiner als 150°C
ist.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Temperatur des Klärschlamms in der Wasserent
zugsvorrichtung unterhalb von 75°C liegt.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die strukturierten Teilstücke derart getrocknet
werden, daß die getrockneten Teilstücke (3) an der
Außenfläche eine harte, trockene Kruste aufweisen,
die eine weichere Kernzone mit einem höheren Feuchte
gehalt umgibt.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schüttung (4) in einem Intensivrotteprozeß
(7) vorkompostiert und der den Intensivrotteprozeß
(7) verlassende Kompost in einem Nachrotteschritt (8)
fertig kompostiert wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
daß in dem Intensivrotteprozeß (7) die Schüttung (4)
mechanisch aufgelockert wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet,
daß der Intensivrotteprozeß (7) in einer mit Stachel
walzen (10) versehenen Rottebox (9) durchgeführt
wird.
12. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
daß der Nachrotteschritt (8) in Mieten (13) auf einem
überdachten Rotteplatz durchgeführt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Dichte der Schüttung (4) zwischen 400 und
500 kg/m³ beträgt.
14. Verfahren nach Anspruch 1 oder 9, dadurch gekenn
zeichnet, daß durch die Zugabe von Zuschlagstoffen
(2) das Kohlenstoff/Stickstoff-Verhältnis des Fest
stoffanteils des entwässerten Klärschlamms (1), der
strukturierten Teilstücke, der getrockneten Teil
stücke (3) oder des den Intensivrotteprozeß (7) ver
lassenden Komposts auf einen Wert größer als 11:1
eingestellt wird.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet,
daß Zuschlagstoffe (2) nur in solcher Menge beige
mengt werden, welche die in dem Klärschlamm enthal
tene Kohlenstoffmenge um nicht mehr als 5 Gew.-% erhö
hen.
16. Verfahren nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Zuschlagstoff (2) ein flüssiger
Kohlenstoff-Träger beigemengt wird.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet,
daß als Zuschlagstoff (2) ein Alkohol, insbesondere
Methanol, oder ein Alkoholderivat beigemengt wird.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4446739A DE4446739A1 (de) | 1994-12-24 | 1994-12-24 | Verfahren zum Kompostieren von Klärschlamm |
GB9524389A GB2296493B (en) | 1994-12-24 | 1995-11-29 | Method for composting clarification sludge |
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DE4446739A DE4446739A1 (de) | 1994-12-24 | 1994-12-24 | Verfahren zum Kompostieren von Klärschlamm |
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Publication Number | Publication Date |
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DE4446739A1 true DE4446739A1 (de) | 1996-06-27 |
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ID=6537221
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DE4446739A Withdrawn DE4446739A1 (de) | 1994-12-24 | 1994-12-24 | Verfahren zum Kompostieren von Klärschlamm |
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DE (1) | DE4446739A1 (de) |
GB (1) | GB2296493B (de) |
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Also Published As
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GB2296493A (en) | 1996-07-03 |
GB9524389D0 (en) | 1996-01-31 |
GB2296493B (en) | 1998-06-24 |
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