DE4243627A1 - Offenporige mineralische Schüttstoffe mit immobilisierten Mikroorganismen, deren Herstellung und Verwendung - Google Patents
Offenporige mineralische Schüttstoffe mit immobilisierten Mikroorganismen, deren Herstellung und VerwendungInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft offenporige mineralische
Schüttstoffe, ein Mittel zur Schadstoffentfernung aus mit
Schadstoffen belasteten Substraten, ein Verfahren zur
Herstellung von offenporigen mineralischen Schüttstoffen, ein
Verfahren zur Reinigung von Materialien von Schadstoffen
sowie die Verwendung von offenporigen mineralischen
Schüttstoffen bei der Reinigung von schadstoffbelasteten
Materialien.
Aus der DE 25 31 333 C3 ist es bekannt, gebrochenen Blähton
als Mittel zur Feuchtigkeitsspeicherung in Pflanzböden
einzusetzen. Eine Dekontaminierung bzw. Sanierung von mit
Schadstoffen belasteten Böden ist mit diesem Material jedoch
nicht möglich.
Weiterhin ist bereits ein Verfahren bekannt, mittels dessen
die Aufarbeitung kontaminierter Böden mit
schadstoffabbauenden Bakterien erfolgt. Hierzu wird der
verseuchte Boden mechanisch aufbereitet und mit organischen
Zuschlägen und Grobanteilen versetzt. Die je nach Art der
Belastung definierten Bakterien werden in einer Nährlösung
vermehrt und mit dieser zusammen durch Aufsprühen der
fertigen Bodenmischung zugeführt.
Die Effektivität dieses Verfahrens wird jedoch dadurch
begrenzt, daß es nicht gelingt, eine homogene und stabile
Untermischung der Mikroorganismen zu erreichen und diesen
optimale Lebens- und Vermehrungsbedingungen zu bieten.
Wichtige Faktoren sind hierbei eine ausreichende Wasser- und
Nährstoffversorgung sowie beim Einsatz von aeroben
Mikroorganismen eine gute Luftzuführung im gesamten
Schichtaufbau. Um den eingesetzten Mikroorganismen optimale
Lebens- und Vermehrungsbedingungen zu bieten, müssen die mit
schadstoffabbauenden Bakterien beaufschlagten Böden in
sogenannten Mieten häufig umgeschichtet werden, bis die den
Boden belastenden Stoffe bis auf einen vorgegebenen Grenzwert
abgebaut sind. Ein weiterer Nachteil des bekannten Verfahrens
ist darin zu sehen, daß die eingesetzten, hochspezialisierten
Mikroorganismen mit der natürlicherweise vorhandenen
Bodenmikroflora in eine direkte Konkurrenz um Wasser und
Nährstoffe sowie gegebenenfalls Sauerstoff treten müssen, der
sie aufgrund ihrer hohen Spezialisierung meist nicht
gewachsen sind.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Mittel
und Verfahren anzugeben, die die vorgenannten Nachteile nicht
aufweisen.
Diese Aufgabe löst die Erfindung gemäß den offenporigen
mineralischen Schüttstoffen nach Anspruch 1, dem Mittel gemäß
Anspruch 7, den Verfahren gemäß Anspruch 13 und 24 sowie der
Verwendung gemäß Anspruch 30. Weitere vorteilhafte Merkmale
der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen
Patentansprüchen, der nachfolgenden Beschreibung, den
Beispielen sowie der Zeichnung.
Das Wesen der vorliegenden Erfindung ist darin zu sehen,
offenporige mineralische Schüttstoffe vor einem Einsatz zur
Schadstoffentfernung aus schadstoffbefrachteten Substanzen
mit geeigneten Mikroorganismen zu beaufschlagen.
Als offenporige mineralische Schüttstoffe, die
erfindungsgemäß einsetzbar sind, sind beispielhaft Blähton,
Blähschiefer, Lava, Bims, Perlite, Ziegelsplitt und Gemische
aus diesen Stoffen zu nennen. Bims, manchmal auch als
Bimsstein bezeichnet, kann als Bimssand (Korngrößen bis ca.
7 mm) und Bimskies (Korngröße ca. 7 bis 40 mm) eingesetzt
werden. Die einsetzbaren Perlite werden auch als geblähter
Tuff bezeichnet. Neben Ziegelsplitt, d. h. gebrochenen
Ziegeln, kann auch jedes andere offenporige Tonerzeugnis als
Träger für immobilisierte Mikroorganismen verwendet werden.
Generell ist jedes offenporige mineralische Schüttgut als
Träger geeignet, sofern es den aufgebrachten Mikroorganismen
eine besiedelbare Oberfläche bietet.
Im Fall der Immobilisierung von Mikroorganismen an
offenporige mineralische Schüttstoffe erfolgt ein Anbinden
der Biokatalysatoren an den Carrier durch Adsorption. Die
Zellen haften an dem Festkörper. Durch die poröse Struktur
ist es möglich, eine hohe Beladung mit Biokatalysatoren und
damit eine hohe spezifische Aktivität zu erreichen. Die
Kapazität der Immobilisierung wird u. a. durch die
besiedelbare Oberfläche des Trägermaterials bestimmt und
durch einen Porengrößenbereich von ca. 2 µm bis ca. 50 µm
begrenzt.
Diese besiedelbare Oberfläche liegt bei einem ungebrochenen
Blähton- bzw. Blähschiefermaterial bei ca. 6 m2/l. Durch
Aufbrechen wird diese Fläche auf ca. 50 m2/l erhöht. Daher
ist es besonders bevorzugt, gebrochenen Blähton bzw.
Blähschiefer zu verwenden. Neben der besiedelbaren Oberfläche
erhöht sich die Porenwandfläche im pflanzenverfügbaren
Wasserspeicherbereich bei gebrochenem Material auf ca.
400 m2/l (für den Bereich 0,2 µm bis 50 µm).
Da diese Wandflächen aus halboffenen Rundporen bestehen, die
nicht durchgehend miteinander verbunden sind, wird der
Verdunstung über die Oberfläche (Evaporation) weitestgehend
entgegengewirkt. Dies bewirkt bei der Immobilisierung, daß
die mit Bakteriensuspension getränkten offenporigen
mineralischen Schüttstoffkörner völlig autarke Inseln bilden,
die über lange Zeit in der Lage sind, Bedingungen zu
schaffen, unter denen sich die definierten Mikroorganismen
bzw. Bakterien ohne Selektionsdruck selbst nachproduzieren.
Ein gewisser Anteil an dränenden Grobporen (größer als 50 µm)
sorgt für eine permanente Luft- bzw. Sauerstoffversorgung,
d. h. der offenporige mineralische Schüttstoff selbst bietet
den Mikroorganismen eine ideale Lebens- und
Versorgungsgrundlage. Dieser mit immobilisierten
Mikroorganismen beaufschlagte offenporige mineralische
Schüttstoff läßt sich mit herkömmlichen Geräten leicht in
Böden einarbeiten und vermischen und ermöglicht so eine
homogene Verteilung im Substrat. Der offenporige mineralische
Schüttstoff selbst sorgt während des biologischen Abbaus für
permanente Belüftung und Feuchtigkeitsabgabe und damit für
ein optimales Klima für die Mikroorganismen. Aufgrund ihrer
inerten Eigenschaften sind die offenporigen mineralischen
Schüttstoffe auch in ihrer gebrochenen Form stabil gegen
Verrottung und Erosion.
Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Gegenstandes
besteht darin, daß dabei ohne Zusatz von Komposten oder
ähnlichen organischen, festen Zuschlägen gearbeitet werden
kann. Dadurch ergibt sich z. B. die Möglichkeit, eine
biologische Sanierung bei reinen Bausanden oder Kiesen
durchzuführen. Sande und Kiese können nach Abschluß der
Sanierung wieder als bebauungsfähige Untergrundsubstrate oder
Zuschläge für die Betonindustrie verwendet werden, da sie
frei von bindigen bzw. organischen Anteilen bleiben.
Besonders geeignet ist der Einsatz von mit Mikroorganismen
beaufschlagten offenporigen mineralischen Schüttstoffen bei
der Sanierung von mit Kohlenwasserstoffen kontaminiertem
Bodenmaterial, beispielsweise mit Erdöl verseuchtem Sand.
Insbesondere können dabei Bakterien eingesetzt werden, die
das Erdöl als Kohlenstoffquelle verwerten können. Dabei ist
es wichtig, daß die Erdölbestandteile von den Bakterien zu
unschädlichen Molekülen ab- oder umgebaut werden.
Prinzipiell ist es möglich, Mikroorganismen einzusetzen, die
einen beliebigen Schadstoff verwerten und in unschädliche
Substanzen zersetzen können. Vorzugsweise handelt es sich bei
den zugesetzten Mikroorganismen um Bakterien. Als besonders
günstig hat es sich erwiesen, wie vorstehend bereits erwähnt,
wenn die verwendeten Bakterien Kohlenwasserstoffe verwerten
können.
Die zur Immobilisierung einzusetzenden
Mikroorganismenkulturen werden nach gängigen
mikrobiologischen Verfahren gewonnen. Dazu erfolgt eine
selektive Anreicherung von Mikroorganismen aus dem belasteten
Ausgangsmaterial. Hierbei gilt es, die endogene Mikroflora
auf ihre Fähigkeit zu testen, den (die) zu beseitigenden
Schadstoff(e) abzubauen. Im Anschluß an die Selektion wird
die Mikroorganismenproduktion aufgenommen. Falls vorhanden
kann selbstverständlich auch auf bereits verfügbare
Starterkulturen zurückgegriffen werden.
Die Immobilisierung von Mikroorganismen an offenporige
mineralische Schüttstoffe geschieht gemäß dem nachfolgend
näher erläuterten Verfahren, bei dem beispielhaft Blähton und
Blähschiefer als offenporige mineralische Schüttstoffe
eingesetzt werden.
Bedingt durch den Produktionsprozeß ist vor allem gebrochener
Blähton bzw. Blähschiefer mit abschlämmbaren Anteilen
(d < 0,063 mm) belastet. Falls als Trägermaterial daher
gebrochenes Material verwendet werden soll, muß der
abschlämmbare Anteil vorher abgewaschen werden. Das
Schmutzwasser kann zur Befeuchtung von sandigem Bodenmaterial
(Verbesserung der Korngrößenverteilung) eingesetzt werden.
Nach dem Waschvorgang wird das Trägermaterial üblicherweise
für zwei Tage mit einem gepufferten Mineralmedium
konditioniert.
Die eigentliche Immobilisierung erfolgt dann in einem
geeigneten Reaktor, beispielsweise einem Fluid-Mixed-Bed-
Reaktor (FMB-Reaktor). Der Reaktor wird mit Blähton und/oder
Blähschiefer sowie wäßriger Phase (Mineralmedium bzw.
Bakteriensuspension) aufgefüllt. Durch vorhandene Rührwerke
wird die wäßrige Phase im unteren Bereich in Bewegung
gehalten, wodurch eine homogene Flüssigkeitsverteilung sowie
eine Beladung des Carriers ohne größere Scherkraftwirkung
erzielt wird.
Die Sauerstoffversorgung kann durch den Einsatz von
Wasserstoffperoxid, beispielsweise durch eine 30%ige Lösung,
erfolgen. Es ist von Vorteil, die Dosierstation so
anzuordnen, daß die Dosierung unmittelbar in Höhe der
Rührwerke erfolgt. Der Reaktor ist günstigerweise über ein
Füllrohr sowie ein Dränrohr mit einer Biofermenteranlage
verbunden, in der die schadstoffabbauenden Mikroorganismen
kultiviert werden.
Durch Niveauausgleich wird ein Rücktransport der
Bakteriensuspension durch das Dränrohr in den Fermenter bei
gleichzeitigem Einspeisen von Bakteriensuspension aus dem
Biofermenter gewährleistet. Die Einspeisung aus dem Fermenter
in den Reaktor erfolgt über eine geeignete Pumpe, welche die
Bakterienlösung über einen horizontal in der aufschwimmenden
Blähton- bzw. Blähschieferschicht angebrachten Füllstutzen in
die Trägermaterialschwimmschicht hineinpumpt. Zur
Immobilisierung anaerober Mikroorganismen wird der Reaktor
unter anoxischen Bedingungen betrieben. Dazu ist eine
gasdichte Bauweise und der Eintrag von beispielsweise
Stickstoff zur Aufrechterhaltung der Anaerobiose des Reaktors
notwendig.
Die Dauer der Immobilisierungsreaktion sollte zwischen 2 und
200 Stunden liegen. Bei kürzeren Reaktionszeiten ist die
Absorption der Mikroorganismen an den Trägerstoff noch nicht
vollständig abgeschlossen, bei Reaktionszeiten über
200 Stunden dagegen können Desorptionsvorgänge die Oberhand
gewinnen. Die Umsetzungszeit im Reaktor zur Immobilisierung
der Mikroorganismen beträgt daher vorzugsweise 20 bis
70 Stunden und insbesondere 50 Stunden. In Versuchsreihen mit
Festbettreaktoren wurde über einen Zeitraum von 50 Stunden
eine Immobilisierungseffizienz (Prozent immobilisierter
Zellen) von etwa 50% ermittelt.
Nach Beendigung der Immobilisierungsphase wird die
Flüssigphase über das Dränagesystem entfernt. Das mit
Mikroorganismen beladene Blähton-/Blähschiefermaterial kann
unmittelbar verwendet werden. Beispielhaft seien die
nachfolgend angegebenen Einsatzmöglichkeiten erwähnt.
Das beladene Blähton- bzw. Blähschiefermaterial wird in
Abwasser- bzw. Abluftreinigungsanlagen, wie
beispielsweise Festbett- oder Wirbelschichtreaktoren,
eingebracht und so lange behandelt, bis der
Schadstoffgehalt des Fluids einen vorbestimmten Grenzwert
erreicht hat.
Der zu behandelnde Boden wird klassifiziert. Anthropogene
Verunreinigungen, wie Schrott und Müll, werden
aussortiert. Grobbestandteile wie Steine und Beton
werden, soweit schadstoffbelastet, gebrochen. Nach
eingehender Laborkontrolle wird der Boden mit Nährstoffen
und dem spezifischen Immobilisat vermischt. Im Anschluß
daran wird das Material in Mieten aufgeschichtet. Dabei
ist darauf zu achten, daß die Parameter Temperatur,
Bodenfeuchte und Nährstoffgehalt optimal eingestellt,
dauernd überwacht und gegebenenfalls nachreguliert
werden. Ein günstiges, gleichbleibendes Milieu für die
Mikroorganismen kann beispielsweise dadurch geschaffen
werden, indem die Bodenbehandlung in Hallen oder Zelten
erfolgt. Die Wasserversorgung und Bodenbelüftung werden
durch das eingesetzte Blähton- bzw. Blähschiefermaterial
entscheidend verbessert. Dies hat zur Folge, daß die
Bodenmieten in Abhängigkeit von der Menge an zugesetztem
Blähton- bzw. Blähschiefermaterial nur in größeren
Abständen umgesetzt werden müssen als Mieten, die keine
auf Blähton bzw. Blähschiefer immobilisiert aufgebrachten
Mikroorganismen enthalten.
Die einzusetzende Mindestmenge von mit Immobilisat
beaufschlagtem Blähton bzw. Blähschiefer beträgt
vorzugsweise 10 Volumen-%. Eine Obergrenze ist
unkritisch. Bei einer Kosten-/Nutzenanalyse hat sich
gezeigt, daß ein Anteil von 25 bis 30 Volumen-% besonders
günstig ist. Für eine darüber hinausgehende Verbesserung
der Bodenfeuchte und Sauerstoffversorgung kann
wassergetränktes, nicht mit Immobilisat beaufschlagtes
Blähton- bzw. Blähschiefermaterial eingesetzt werden.
Der Einsatz von mit Mikroorganismen beladenem Blähton
bzw. Blähschiefermaterial in Suspensionsverfahren ist
durch die physikalischen Eigenschaften, z. B. geringe
Dichte der Suspension, besonders günstig. Es hat sich als
vorteilhaft für die Reinigung von Schlämmen erwiesen,
wenn diese einen Wassergehalt von 60 bis 80 Volumen-%
aufweisen.
Der vorbehandelte Carrier zeigt in Schlamm ein
hervorragendes Verteilungsverhalten, ist inert und kann
nach Beendigung des Reinigungsprozesses für einen
weiteren Reinigungsschritt problemlos separiert werden.
Für Schlammverfahren wird vorteilhafterweise eine
Mindestmenge von 5 Volumen-% an mit Immobilisat
beaufschlagtem Blähton bzw. Blähschiefer eingesetzt.
Besonders bevorzugt sind 15 bis 30 Volumen-%,
insbesondere 25 Volumen-%.
Die Vorteile des erfindungsgemäßen Gegenstands lassen sich
wie folgt zusammenfassen:
Offenporige mineralische Schüttstoffe sind universell
einsetzbar zur Immobilisierung von aeroben und anaeroben
Mikroorganismen.
Offenporige mineralische Schüttstoffe stellen ein
präadaptiertes Reaktorfüllmaterial in der Abluft- und
Abwasserreinigung dar.
Offenporige mineralische Schüttstoffe sind ein preisgünstiges
und wiederverwendbares Trägermaterial für den Bereich der
biologischen Reinigung von Substraten.
Auf offenporigen mineralischen Schüttstoffen immobilisierte
Mikroorganismen lassen sich homogener in kontaminierten
Substraten verteilen als nicht immobilisierte
Mikroorganismen.
Bei der Bodensanierung kann das Einbringen der Trägerstoffe
mit aufgebrachten immobilisierten Mikroorganismen mit
herkömmlichen Erdbearbeitungsmaschinen erfolgen. Auch bei
hoher Schichtdicke ist eine gute Luftführung gewährleistet,
da der offenporige mineralische Schüttstoff eine Verdichtung
bzw. Erosion des Substrats verhindert.
Durch die günstigen Lebensbedingungen und die selbständige
Nachproduktion ergeben sich hohe Standzeiten für die
Mikroorganismen. Durch die Verwendung von auf offenporige
mineralische Schüttstoffe immobilisiert aufgebrachten
Mikroorganismen ist eine Reduzierung der mechanischen
Bodenbearbeitungsintervalle möglich.
Mit Immobilisat beaufschlagte offenporige mineralische
Schüttstoffe sind ein geeigneter Katalysator für den
Schadstoffabbau und ein Strukturverbesserer in der
Bodensanierung im Rahmen von Mietentechniken, da das Material
universell einsetzbar für alle Bodenarten ist, die
Wasserversorgung ("Pufferwirkung") optimiert wird, ein
Selektionsvorteil für hochspezialisierte Mikroorganismen
gegenüber der autochthonen Mikroflora im Boden geschaffen
wird, ein Eintrag von leicht verwertbaren, komplexen
(undefinierten) Substraten, wie dies bei der Anwendung von
Stroh, Borken- oder sonstigem Mulchmaterial der Fall ist,
vermieden wird, keine Maskierung von Schadstoffen erfolgt,
wie dies z. B. beim Einsatz von huminstoffhaltigen
Zuschlagstoffen möglich ist, im Hinblick auf die spätere
Wiederverwendung eine Strukturverbesserung erzielt wird und
im Fall von bindigen Böden eine dauerhafte
Strukturverbesserung erreicht wird.
Die Erfindung wird im folgenden beispielhaft anhand der
Immobilisierung von kohlenwasserstoffabbauenden Bakterien auf
Blähton näher erläutert.
Zunächst wurde eine Bakterienmischkultur aus einer mit
Mineralöl belasteten Bodenprobe in einem phosphatgepufferten
Mineralsalzmedium (MMF60) unter Zugabe von 0,5% (v/v)
Kohlenwasserstoff (Diesel/Mineralöl 1 : 1) angereichert. Nach
mehreren Überimpfungsschritten in frisches Medium erfolgte
der scale-up Schritt unter Zugabe von 0,01% (v/v) Pepton und
0,2% (v/v) Kohlenwasserstoff. Der verwendete
Produktionsfermenter hatte ein Fassungsvolumen von 5.000 l.
Es handelte sich hierbei um einen Blasensäulenreaktor mit
externer Umwälzung über eine Kreiselpumpe.
Für Versuche im Labormaßstab wurde die Kultur in einem
komplexen Vollmedium (TGE-Medium; Angaben in g/l:
Trypton 5,0 / Fleischextrakt 3,0 / Glucose 1,0 / Aqua
dest. 100 ml, pH 7,0) für 2 Tage bis zum Ende der
logarithmischen Wachstumsphase inkubiert. Im Anschluß daran
wurde die Biomasse abzentrifugiert und das Bakterienpellet in
ein kohlenstofffreies Mineralmedium (MMF60) überführt. Somit
war gewährleistet, daß die Kultur nicht weiter wuchs. Mit
dieser Kultur konnten Versuche zur Ermittlung der
Immobilisierungseffizienz durchgeführt werden.
Bei der Ermittlung der Immobilisierungseffizienz wurden
Festbettreaktoren aus Glas (Fa. Schott, DN 80, Länge 500 mm)
eingesetzt. Die Reaktoren wurden mit Trägermaterial
(gebrochener Blähton, Korngröße 4 bis 8 mm) gefüllt. Die
Flußrate betrug 2 vvh. Über eine PTFE-Membranpumpe wurde die
Bakteriensuspension (abzentrifugierte Biomasse in
kohlenstofffreiem Mineralmedium gelöst, siehe oben) von oben
über ein "Schlitzrohr" in das Festbett gepumpt. Der Füllstand
in dem Festbettreaktor wurde über ein "Schwanenhalsrohr"
derart eingestellt, daß eine kontinuierliche Flutung und
Entleerung des Festbettes erfolgte. Über den
Probenentnahmestutzen wurden regelmäßig Proben der
umlaufenden Bakteriensuspension entnommen und die
Gesamtzellzahl mittels Thomakammer bestimmt. Als weiterer
Parameter zur indirekten Zellzahlbestimmung wurde die
optische Dichte (OD) bestimmt. Die Abnahme der umlaufenden
Anzahl der Zellen ist ein Maß für die Immobilisierung der
Bakterien.
Fig. 1 zeigt die Bestimmung der optischen Dichte
(OD) bei 600 nm über einen Zeitraum von 120 h für vier
verschiedene Blähtonmaterialien. Die deutliche Abnahme des
Ausgangsextinktionswerts von über 3 auf Werte zwischen 0,1
und 2 zeigt, daß ein erheblicher Teil der Bakteriensuspension
entzogen und auf dem Blähtonmaterial immobilisiert wurde.
Weiterhin zeigte es sich, daß bis auf das Blähtonmaterial 3,
das zufriedenstellende Werte zeigte, hervorragende
Immobilisierungswerte erzielt werden konnten.
Aus Fig. 2 ist
ersichtlich, daß nach etwa 50 h zwischen 30 und 65% der aus
dem Fermenter in den Reaktor eingebrachten Bakterienzellen
von dem Blähtonträgermaterial aus der umströmenden
Bakteriensuspension fixiert worden waren. Dabei zeigte sich
bei einer Versuchsreihe, die 2 bis 200 h dauerte, daß
innerhalb der ersten Stunden des Immobilisierungsvorgangs
eine sehr rasche Biomasseadsorption auftritt. Im Anschluß
daran wurden bereits Desorptionserscheinungen erkennbar.
Anschließend an die im vorstehendem Beispiel genannten
Versuche im Labormaßstab wurden auch Untersuchungen im
industriellen Maßstab, wie nachfolgend angegeben,
durchgeführt.
Als Trägermaterial kam wiederum gebrochener Blähton mit einer
Korngrößenverteilung von 4 bis 8 mm zum Einsatz. Die
Immobilisierung erfolgte in einem 30 m3 fassenden Fluid-
Mixed-Bed-Reaktor (FMB-Reaktor). Dazu wurde die Wanne des
FMB-Reaktors mit 15 m3 Blähton gefüllt. Der Reaktor wurde mit
einer wäßrigen Phase (Mineralmedium bzw. Bakteriensuspension)
aufgefüllt. Durch ein Propellerrührwerk wurde die wäßrige
Phase im unteren Bereich in Bewegung gehalten, wodurch eine
homogene Flüssigkeitsverteilung sowie eine Beladung des
Carriers ohne größere Scherkraftwirkung erzielt wurde.
Der FMB-Reaktor war über ein Füllrohr sowie ein Drainrohr mit
dem Biofermenter verbunden. Durch Niveauausgleich wurde
hierbei ein Rücktransport der Bakteriensuspension durch das
Drainrohr in den Fermenter bei gleichzeitigem Einspeisen von
Bakteriensuspension aus dem Biofermenter gewährleistet. Die
Einspeisung aus dem Fermenter in den FMB-Reaktor erfolgte
über eine Kreiselpumpe, welche die Bakterienlösung über einen
horizontal in der aufschwimmenden Blähtonschicht angebrachten
Füllstutzen in die Trägermaterialschwimmschicht hineinpumpte.
Sowohl zur Waschung des Blähtonmaterials mit Leitungswasser
als auch zur Konditionierung mit Mineralmedium wird eine
weitere 30 m3 fassende Wanne eingesetzt. Über eine
Exzenterschneckenpumpe wurde diese weitere Wanne alternativ
zum Biofermenter in das System eingebaut. Die Waschung und
Konditionierung des Blähtonmaterials war wie nachfolgend
angegeben.
Die Reaktorwanne wurde mit 10 m3 Leitungswasser gefüllt. Im
Anschluß daran wurden 15 m3 Blähtongranulat mittels Silowagen
eingeblasen. Danach wurde der Reaktor mit Leitungswasser
geflutet. Unter Einsatz des Propellerrührwerks des FMB-
Reaktors und gleichzeitiger Umwälzung des Waschwassers über
eine Exzenterschneckenpumpe wurde das Trägermaterial zweimal
gewaschen. Das Schmutzwasser wurde über das Drainrohrsystem
abgelassen, jeweils in einer Schmutzwasserwanne gesammelt und
zur Befeuchtung von sandigem Bodenmaterial (Verbesserung der
Korngrößenverteilung) eingesetzt. Nach dem zweiten
Waschvorgang wurde die Reaktorwanne mit Mineralmedium (MMF60)
geflutet und das Carriermaterial so für zwei Tage
konditioniert.
Der Verfahrensablauf der Immobilisierung war wie in Beispiel
1 beschrieben. Die Sauerstoffversorgung der Bakterien in dem
FMB-Reaktor wurde durch den Einsatz von 30%igem
Wasserstoffperoxid gewährleistet. Die Dosierstation war so
angeordnet, daß die Dosierung unmittelbar in Höhe des
Propellerrührwerks erfolgte.
Im Biofermenter wurden Bakterien mit Hilfe eines
Seitenkanalverdichters mit Sauerstoff versorgt.
Der Immobilisierungsprozeß wurde über einen Zeitraum von zwei
Tagen durchgeführt.
Nach Beendigung der Immobilisierung wurde die Flüssigphase
über das Drainagesystem entfernt.
Das so erhaltene, mit Immobilisierten Bakterien beaufschlagte
Blähtonmaterial kann entweder unmittelbar verarbeitet oder in
sogenannte "Big bags" abgefüllt und zu den entsprechenden
Einsatzstellen transportiert werden. Hierbei ist darauf zu
achten, daß das Material während des Transports und/oder der
Lagerung nicht aus trocknet und möglichst rasch eingesetzt
wird.
Claims (30)
1. Offenporige mineralische Schüttstoffe, dadurch
gekennzeichnet, daß sie einen Gehalt an
immobilisierten Mikroorganismen aufweisen.
2. Offenporige mineralische Schüttstoffe nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß diese
Blähton, Blähschiefer, Lava, Bims, Perlite,
Ziegelsplitt oder Gemische dieser Stoffe sind.
3. Offenporige mineralische Schüttstoffe nach Anspruch
2, dadurch gekennzeichnet, daß der Blähton und/oder
Blähschiefer gebrochen ist.
4. Offenporige mineralische Schüttstoffe nach einem der
vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
es sich bei den Mikroorganismen um Bakterien handelt.
5. Offenporige mineralische Schüttstoffe nach Anspruch
4, dadurch gekennzeichnet, daß die Bakterien
Kohlenwasserstoffe umsetzen können.
6. Offenporige mineralische Schüttstoffe nach einem der
vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
deren Korngröße 4 bis 8 mm beträgt.
7. Mittel zur Schadstoffentfernung aus mit Schadstoffen
beladenen Substraten, dadurch gekennzeichnet, daß es
einen Gehalt an offenporigen mineralischen
Schüttstoffen mit immobilisiert darauf aufgebrachten
Mikroorganismen aufweist.
8. Mittel nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
es sich bei den offenporigen mineralischen
Schüttstoffen um Blähton, Blähschiefer, Lava, Bims,
Perlite, Ziegelsplitt oder Gemische dieser Stoffe
handelt.
9. Mittel nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
der Blähton und/oder Blähschiefer gebrochen ist.
10. Mittel nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß es sich bei den Mikroorganismen
um Bakterien handelt.
11. Mittel nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß
die Bakterien Kohlenwasserstoffe umsetzen können.
12. Mittel nach einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß die Korngröße der offenporigen
mineralischen Schüttstoffe 4 bis 8 mm beträgt.
13. Verfahren zur Herstellung eines offenporigen
mineralischen Schüttstoffs mit immobilisiert darauf
aufgebrachten Mikroorganismen mit den folgenden
Schritten:
- a. Einbringen des offenporigen mineralischen Schüttstoffs in ein Reaktionsgefäß,
- b. Zugabe einer Mikroorganismensuspension in das Reaktionsgefäß, sowie
- c. Rühren der flüssigen Phase in dem Reaktionsgefäß mittels eines Rührwerks.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet,
daß als offenporige mineralische Schüttstoffe
Blähton, Blähschiefer, Lava, Bims, Perlite,
Ziegelsplitt oder Gemische dieser Stoffe
eingesetzt werden.
15. Verfahren nach Anspruch 13 oder 14, dadurch
gekennzeichnet, daß das Rühren über einen Zeitraum
von 2 bis 200 Stunden, vorzugsweise 20 bis
70 Stunden, insbesondere 50 Stunden, erfolgt.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 15, dadurch
gekennzeichnet, daß das Reaktionsgefäß ein Fluid-
Mixed-Bed-Reaktor ist.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 16, dadurch
gekennzeichnet, daß das Rührwerk ein
Propellerrührwerk ist.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 17, dadurch
gekennzeichnet, daß zumindest ein Teil der
Sauerstoffversorgung in dem Reaktionsgefäß durch die
Zugabe von Wasserstoffperoxid erfolgt.
19. Verfahren nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet,
daß das Wasserstoffperoxid 30%ig ist.
20. Verfahren nach Anspruch 18 oder 19, dadurch
gekennzeichnet, daß das Wasserstoffperoxid in Höhe
des Rührwerks in das Reaktionsgefäß eingebracht wird.
21. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 20, dadurch
gekennzeichnet, daß das Reaktionsgefäß kontinuierlich
mit einer Fermenteranlage, in welcher der
Mikroorganismus kultiviert wird, verbunden ist.
22. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 21, dadurch
gekennzeichnet, daß für die Immobilisierung anaerober
Mikroorganismen ein gasdichtes, mit einem
sauerstofffreien Medium gefülltes Reaktionsgefäß
verwendet wird.
23. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 22, dadurch
gekennzeichnet, daß der verwendete Mikroorganismus
ein kohlenwasserstoffumsetzendes Bakterium ist.
24. Verfahren zur Reinigung von schadstoffbelasteten
Materialien, dadurch gekennzeichnet, daß der
offenporige mineralische Schüttstoff gemäß einem der
Ansprüche 1 bis 6 oder das Mittel gemäß einem der
Ansprüche 7 bis 12 mit den Materialien in Kontakt
gebracht wird.
25. Verfahren nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet,
daß es sich bei dem zu reinigenden Material um ein
Fluid handelt.
26. Verfahren nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet,
daß es sich bei dem zu reinigenden Material um einen
Feststoff handelt.
27. Verfahren nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet,
daß der mit immobilisierten Mikroorganismen versehene
offenporige mineralische Schüttstoff in einer Menge
von mehr als 10 Volumen-%, vorzugsweise 25 bis
30 Volumen-%, bezogen auf den Feststoff, eingesetzt
wird.
28. Verfahren nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet,
daß es sich bei dem zu reinigenden Material um
Schlamm handelt, der vorzugsweise einen Wassergehalt
zwischen 60 und 80 Volumen-% aufweist.
29. Verfahren nach Anspruch 28, dadurch gekennzeichnet,
daß der mit immobilisierten Mikroorganismen versehene
offenporige mineralische Schüttstoff in einer Menge
von mindestens 5 Volumen-%, vorzugsweise 15 bis
30 Volumen-%, insbesondere 25 Volumen-%, bezogen auf
den Schlamm, eingesetzt wird.
30. Verwendung des offenporigen mineralischen
Schüttstoffs nach einem der Ansprüche 1 bis 6 oder
des Mittels nach einem der Ansprüche 7 bis 12 oder
des offenporigen mineralischen Schüttstoffs, der nach
einem der in den Ansprüchen 13 bis 23 beschriebenen
Verfahren hergestellt wurde, zur Reinigung von
schadstoffbelasteten Materialien.
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DE4243627A DE4243627A1 (de) | 1992-12-22 | 1992-12-22 | Offenporige mineralische Schüttstoffe mit immobilisierten Mikroorganismen, deren Herstellung und Verwendung |
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- 1992-12-22 DE DE4243627A patent/DE4243627A1/de not_active Withdrawn
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