DE4231675C2 - Mittel zur Steigerung der Ausbeute von Antikörpern in der Immunologie - Google Patents
Mittel zur Steigerung der Ausbeute von Antikörpern in der ImmunologieInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf Herstellung neuartiger Zubereitungen von
immunologischen Adjuvantien, welche bei einfacher Anwendung eine große
Menge an Antikörpern liefern ohne den zu immunisierenden Organismus
zu belasten, basierend auf bisher unbekannten Eigenschaften von Glyco
peptiden aus der Kapselsubstanz von Bakterien.
Will man in einem Wirbeltier oder beim Menschen Antikörper erzeugen in
dem man auf parenteralem Wege Antigene zuführt, so ist es meist erfor
derlich, die Bildung derselben durch gleichzeitige Verabreichung eines
Adjuvans zu stimulieren. Im Humanbereich ist dies Adjuvans fast
ausschließlich kolloidales Aluminiumhydroxid, bei Tieren nimmt man das
von FREUND (vergl. Freund, J. 1956 Advances in Tuberculosis Research 7,
130) eingeführte Adjuvans, eine Paraffinölemulsion kombiniert mit be
stimmten abgetöteten Mycobakterien, welche wegen ihrer unvergleichlich
guten Wirksamkeit trotz ihrer gravierenden Nachteile auch heute noch
fast ausschließlich in Gebrauch ist.
Die Ölemulsion nach Freund erzeugt nämlich hartnäckige Geschwülste an
der Stelle des Emulsionsdepots, welche das Allgemeinbefinden der Tiere
so stark beeinträchtigen, daß es zu unwirtschaftlichen Ausfällen kommt,
abgesehen von den ethischen Bedenken gegen so aggressive Mittel, und
nicht zu reden von einer Verwendung am Menschen, die völlig außer Be
tracht steht.
Mycobacterien wie die von Freund zur Komplettierung vorgeschlagenen M.
tuberculosis oder M. butyricum sind ebensowenig harmlos. Auch sie
machen Granulome und Fieber sowie Abszesse an der Einstichstelle:
Warren, H.S. & Chedid, L.A. 1988 CRC Critical Reviews in Immunolgy 8,
83-101.
Die Aufgabe, durch Verbesserung der Freundschen Formel ein wirksameres
und vor allem ein verträglicheres Adjuvans zu finden ist daher seit 40
Jahren aktuell und wird es immer mehr bei der steigenden Bedeutung immu
nologischer Techniken und bei dem zunehmenden Bewußtsein für die
Schutzbedürftigkeit der Tiere und entsprechendem Druck der Gesetzgebun
gen. Es hat daher nicht an Versuchen in dieser Richtung gefehlt.
So sind neuerdings Emulsionen beschrieben worden, welche aus verträg
licheren Materialien bestehen, wie etwa Squalan oder Squalen als Öl und
Blockpolymeren aus Polyäthylenglykol und Polypropylenglykol als Emulga
toren z. B. US Pat 3 749 164, US Pat 5 217 493, Allison, A.A. & Byars,
Noelene E. Journal of Immunological Methods 95, 157-168, Hunter, R.L. &
Beth, B 1984, J. Immunology 133, 3167-75.
Weiters wurde gezeigt, daß Mycobakterien durch Bausteine aus deren Kap
selsubstanz ersetzt werden können, welche größere Körperverträglichkeit
aufweisen. Besonders beschrieben und synthetisiert wurde N-Acetylmura
myl-L-alanyl-D-isoglutamin (MDP) F.Pat 2 324 311 D PS 2638762, das N-Ac
etylmuramyl-L-threonyl-D-isoglutamin (Thr-MDP), US Pat. 5 217 493. Aus
dem Yoghurtbazillus stammt das N-Acetylglucosaminyl-N-acetylmuramyl-L-
alanyl-D-isoglutamin (GMDP), USSR PS 2 543 268, D PS 2847608. Es ist
ein Homolog des MDP, welches das Wachstum von Tumoren hemmt und von
welchem gesteigerte immunstimulierende Wirkungen zu erwarten ist.
Die DE 26 38 762 A1 beschreibt wasserlösliche mit
Polycarbonsäuren modifizierte Adjuvantien, die aus
N-Acetylglucosamin und N-Acetylmuraminsäure gebildeten
Saccharideinheiten und an die Muramylgruppe gebundenen
Peptidketten aufgebaut ist. Zum Vergleich werden in dieser
Druckschrift auch die entsprechenden unmodifizierten
Adjuvantien in hohen Dosierungen untersucht, die als
unwirksam beschrieben werden.
Bis jetzt ist jedoch noch keine Lösung gefunden worden, welche in der
immunologischen Praxis allgemein akzeptiert würde: Die neuen Emulsio
nen werden keineswegs reaktionsfrei vertragen, abgesehen davon, daß sie
umständlich zu bereiten sind, und die synthetischen Glykopeptide haben
sich bislang den Mycobacterien nicht überlegen gezeigt, auch sind sie
viel teurer.
Die Erfindung versucht auf Glykopeptide wie die oben angeführten zu
rückzugreifen, weil dies durch chemische Synthese zugängliche, gut
definierte, nichtaggressive Substanzen sind. Der erste Teil der breit
angelegten Immunisierungsversuche an Mäusen mußte zunächst der und
präzisen zahlenmäßigen Erfassung des Istzustandes dienen.
Die Literaturangaben von Autoren verschiedener Jahre und Länder erwie
sen sich nämlich nur bedingt miteinander vergleichbar wegen der Verwen
dung von einander abweichender Antigene, Tierstämme und Methoden. Die
Ergebnisse sind in den Punkten 1 und 2 zusammengefaßt:
- 1. Im Freundschen Adjuvans zeigt die übliche Dosis des Mycobacteriums von 100 µg/Maus die beste Wirkung. Setzt man die Dosis herab, so wird die Wirkung erwartungsgemäß schwächer. (Tabelle 1, Versuch 3 und 4).
- 2. Wenn die Glycopeptide MDP und GMD dem Antigen in Dosierungen analog
den Mycobacterien zugesetzt werden, also 10-100 µg/Maus, so liefern
sie die bekannten, wenig beeindruckenden Ergebnisse. Dabei fiel
allerdings auf, daß niedrigere Konzentrationen etwas stärker zu wir
ken schienen. (Tabelle 1, Versuche 11, 12; 16, 17).
Die auf dieser Grundlage fortgeführten systematischen Versuche brachten den Kern der vorliegenden Erfindung zu Tage: - 3. Setzt man nämlich die Dosis der Glycopeptide weiter herab, so wird deren Wirkung überraschenderweise immer stärker und übertrifft schließlich die von Freunds Adjuvans. Und geht man mit der Dosis weit genug herunter, dann kommt man zu einem Wirkungsoptimum. Unvermutet findet sich weiters, daß bei dieser sehr niedrigen Dosierung die Menge der gebildeten Antikörper mit oder ohne Emulsion praktisch gleich groß ist. Die Emulsion wird überflüssig! (Tabelle 1 Versuche 9-12, 15-17, Abb. 1).
- 4. Auch bei anderen Tieren findet man Optimaldosierungen. (Tabelle 2).
Tiere: Mäuse, b/alb Swiss. Antigen: DNP-Rinderserumalbumin 10 µg/Tier.
Injektion: subcutan, 50 µl pro Injektion. Antikörpernachweis: ELISA.
Nach 21 Tagen erfolgte eine zweite Injektion, nach 64 Tagen, zum Zeit
punkt des Maximums an Antikörpern wurde an der Schwanzvene Blut für die
Bestimmung entnommen. Eine Versuchsgruppe bestand jeweils aus 10 Tie
ren, deren Blut zur Analyse vereinigt wurde. Stimulierungsindex = Anti
körpertiter mit Adjuvans dividiert durch Antikörpertiter ohne Adjuvans.
Die in Tabelle 1 und 2 zusammengefaßten und in Abb. 1 dargestell
ten, an Mäusen erzielten Ergebnisse führen auf folgende Schußfolgerun
gen über die Wirkung von MDP und GMDP, welche nunmehr die erfindungsge
mäße Herstellung eines neuartigen Adjuvans auf Basis von Glycopeptiden
ermöglichen.
- 1. Die untersuchten Glycopeptide zeigen ein dosisabhängiges Wirkungs optimum.
- 2. Die Optimaldosierung liegt zwei Größenordnungen tiefer als die für M. butyricum oder M. tuberculosis im Freundschen Adjuvans.
- 3. Die untersuchten Glycopeptide in der Optimaldosierung sind auch ohne Ölemulsion in rein wäßriger Lösung voll wirksam.
- 4. Bei Optimaldosierung übertreffen die Glycopeptide in wäßriger Lö sung die Wirkung von Freundsches Adjuvans mit Mycobacterien.
Als Darreichungsform der Glycopeptide wurde die Form eines sterilen
Lyophilisates in Serumfläschchen aus Glas mit einer Dosis von 10 µg
bzw. 100 µg Substanz gewählt. Hierzu braucht dann nur das in Wasser ge
löste Antigen zugefügt werden, worin die Glykopeptide sehr leicht
löslich sind. Es hat sich aber gezeigt, daß bei der höchst geringen
Menge an Glycopeptid, welche für eine Einzeldarreichung erforderlich
ist, eine Adsorption am Glas stattzufinden scheint, so daß sich bei
Auflösung mit Antigenlösung nicht die volle Wirkung entfaltet. Von
verschiedenen Zusätzen zur Vermeidung dieses Übelstandes haben sich
neutrale Aminosäuren wie Glycin, Prolin und Threonin bewährt (Tabelle 3).
Stimulierungsindex = Antikörpertiter mit Adjuvans im Verhältnis zu
Antikörpertiter mit Wasser.
10 µg GMDP In 50 µl Wasser gelöst, wurden in ein 5 ml-Injektionsröhr
chen aus Borosilikatglas Stufe 1 einpipettiert und gefriergetrocknet.
Bei Gruppe II + III war noch 1 mg Aminosäure zugesetzt.
Lösen des Lyophilisates in 0,5 ml DNP-Albumin in Ringerlösung
Impfung 50 µl/Maus Antigenlösung mit rekonstituiertem Adjuvans, subku
tan. In Klammern die Zahl der für eine Versuchsgruppe angesetzten Tiere.
Claims (8)
1. Mittel zur Steigerung der Ausbeute von Antikörpern in der
Immunologie, dadurch gekennzeichnet, daß Glycopeptide
in Abpackungen dargereicht werden, welche eine für das jeweilig
zu immunisierende Tier charakteristische Optimaldosis zur
Erzielung einer maximalen Antikörperausbeute in solcher Form
enthalten, daß sie in der zugefügten wäßrigen Lösung des
Antigens einfach aufgelöst werden können.
2. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Glycopeptid
N-Acetylmuramyl-L-alanyl-D-isoglutamin ist.
3. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Glycopeptid
N-Acetylglucosaminyl-N-acetylmuramyl-L-alanyl-D-isoglutamin ist.
4. Mittel nach Ansprüchen 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß das in
Glasampullen einlyophilisierte Glycopeptid den Zusatz einer leicht was
serlöslichen Aminosäure wie L-Prolin enthält, der die vollständige Auf
lösung des Glycopeptids in der Antigenlösung bewirkt.
5. Mittel nach Ansprüchen 1-4 für Mäuse mit einer Dosis von 1 µg Gly
copeptid/Injektion.
6. Mittel nach Ansprüchen 1-4 für Hühner mit einer Dosis von 5 µg Gl
ycopeptid/Injektion.
7. Mittel nach Ansprüchen 1-4 für Kaninchen mit einer Dosis von 25 µg
Glykopeptid/Injektion.
8. Mittel nach Ansprüchen 1-4, für Schafe und Ziegen mit einer Dosis
von ca. 50 µg Glykopeptid/Injektion.
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1992
- 1992-09-22 DE DE19924231675 patent/DE4231675C2/de not_active Expired - Fee Related
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