DE4221207A1 - Verfahren zur Entfernung von Quecksilber aus Flüssigkeiten - Google Patents
Verfahren zur Entfernung von Quecksilber aus FlüssigkeitenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entfernung von Quecksilber aus
Flüssigkeiten durch Amalgambildung mit Silber.
Des weiteren betrifft die Erfindung die Verwendung von mit einer Silber
schicht überzogenen Fasern zur Entfernung von Quecksilber aus Flüssig
keiten.
Die Entfernung von Quecksilber aus Flüssigkeiten ist oftmals bei vielen
technischen Prozessen erforderlich, da Quecksilber toxisch ist.
So erhält man z. B. bei der Herstellung von Alkalilaugen nach dem Amal
gamverfahren bzw. bei der Gewinnung von Alkalialkoholaten durch Umsetzung
von Alkoholen mit Alkalimetallamalgam Lösungen, die u. a. Quecksilber
enthalten. Bei der Weiterverwendung dieser Lösungen muß das Quecksilber
häufig - insbesondere dann, wenn diese Lösungen auf dem lebensmittelche
mischen bzw. pharmazeutischen Sektor eingesetzt werden sollen - entfernt
werden.
Die Reinigung von z. B. Alkalilaugen erfolgt bisher hauptsächlich auf
mechanischem Wege, entweder durch Filtration unter Verwendung von spezi
ellen Kohlefiltern oder durch Zentrifugieren. Mit Hilfe dieser Verfahren
gelingt es, das Quecksilber bis auf einen Restgehalt von 0,5 bis 1 ppm zu
entfernen, was aber für viele Anwendungszwecke noch nicht ausreichend
ist.
Bekannt ist auch ein Verfahren, bei dem die mit Quecksilber verunreinigte
Lauge oder Alkoholatlösung große Silberoberflächen passiert. Dabei wird
das Quecksilber als Silberamalgam gebunden. Bei der technischen Durchfüh
rung strömen die zu reinigenden Flüssigkeiten durch Rohre bzw. Säulen,
die mit Silber in geeigneter Form gefüllt sind.
Von solchen Säulen verlangt man einen hohen Wirkungsgrad der Quecksilber
entfernung, d. h. bei möglichst großer Durchflußmenge in der Zeiteinheit
pro Säulenvolumen soll eine möglichst weitgehende Entfernung des Queck
silbers aus der Flüssigkeit erfolgen. Dieser Wirkungsgrad der Quecksil
berentfernung ist abhängig einerseits von der angebotenen Silberober
fläche pro Volumeneinheit der Säule und andererseits von der Kontaktzeit
der Flüssigkeit mit der Silberoberfläche.
Gemäß US-PS 4 230 486 und US-PS 4 353 741 werden zur Entfernung von
Quecksilber aus Flüssigkeiten u. a. Silberpulver oder Silbergranulat oder
mit Silber überzogene Partikel eingesetzt. Als Träger für das Silber sind
gepulverte oder gekörnte Substanzen aus u. a. Glas, Ziegelstein, Aktiv
kohlen, Feuerfest- oder Schleifmaterialien beschrieben.
Der Wirkungsgrad der Quecksilberentfernung bei den gepulverten oder ge
körnten Silbermaterialien gemäß dem Stand der Technik hat allerdings
seine Grenzen. Wählt man kleine Körnungen, also feine Pulver, so hat man
zwar eine große Silberoberfläche, aber gleichzeitig wird der Strömungs
widerstand der Flüssigkeit unrentabel hoch, so daß die Durchflußmenge pro
Zeiteinheit und Säulenvolumen sinkt. Feinporiges Material als Träger für
das Silber, wie z. B. Aktivkohle, die bekanntlich eine sehr große innere
Oberfläche besitzt, bietet hier keine Vorteile. Bei der Versilberung wer
den alle feinen Strukturen mit Silber zugesetzt, d. h. die ursprünglich
große innere Oberfläche ist wirkungslos geworden. Es wirkt praktisch nur
noch die äußere Oberfläche des Kohlekorns. Selbst noch vorhandene kleine
re Kanäle in der Kohle sind nutzlos, da in diesen der Strömungswiderstand
durch Kapillarkräfte viel zu groß ist.
Außerdem ist von mit Silber beschichteten Aktivkohlen bekannt, daß sie
sich explosionsartig zersetzen können.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Silbermaterial zur Entfer
nung von Quecksilber aus Flüssigkeiten zu entwickeln, mit dessen Hilfe
sich ein größerer Wirkungsgrad der Quecksilberentfernung im Vergleich zum
Stand der Technik erzielen läßt.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß mit Hilfe von Fasern, die
mit einer Silberschicht überzogen sind, ein wesentlich größerer Wirkungs
grad der Quecksilberentfernung erreicht wird.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher ein Verfahren zur Entfer
nung von Quecksilber aus Flüssigkeiten durch Amalgambildung mit Silber,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß Fasern, die mit einer Silberschicht
überzogen sind, mit der Quecksilber enthaltenden Flüssigkeit in Kontakt
gebracht werden.
Des weiteren ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung die Verwendung von
mit einer Silberschicht überzogenen Fasern zur Entfernung von Quecksilber
aus Flüssigkeiten.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich zur Entfernung von Quecksilber
aus den verschiedensten Flüssigkeiten, wie z. B. aus Alkali- und Erdalka
lilaugen sowie aus Alkali- und Erdalkalialkoholatlösungen. Bevorzugt läßt
sich mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens Quecksilber aus Alkali
laugen oder Alkalialkoholatlösungen entfernen.
Das Fasermaterial sollte chemisch beständig gegen die Quecksilber enthal
tenden Flüssigkeiten sein. Vorzugsweise werden mit einer Silberschicht
überzogene Steinwolle, Schlackenwolle, Glaswolle, Kohlenstoffasern
und/oder Kunststoffasern eingesetzt. Als Fasermaterialien für die Kunst
stoffasern sind z. B. Polyolefine oder Polystyrol geeignet.
Prinzipiell sind auch Metallfasern als Trägermaterial für Silber einsetz
bar. Probleme entstehen jedoch bei der Wahl der Metalle bzw. Legierungen,
da diese häufig zu duktil und damit in feiner Faserform nicht die nötige
mechanische Standfestigkeit zum Einsatz als Säulenfüllung besitzen. Sehr
viele an sich geeignete Metallfasern, wie z. B. Fasern aus Nickel, Eisen,
Edelstählen und Platin, sind jedoch keine Handelsprodukte oder unrentabel
teuer.
Die erfindungsgemäß eingesetzten Fasern können sowohl in loser als auch
in weiterverarbeiteter Form verwendet werden. Beispielsweise sind Gewebe,
Filze, Vliese und Matten einsetzbar. Sehr geeignet sind auch Wirrfasern
in perlierter Form, da diese schüttbar sind.
Bevorzugt weisen die mit einer Silberschicht zu überziehenden Fasern
einen Durchmesser von 5 bis 500 µm, besonders bevorzugt von 10 bis 30 µm,
auf.
Vorzugsweise sollte die Packungsdichte der mit einer Silberschicht über
zogenen Fasern in Abhängigkeit vom spezifischen Gewicht des Fasermateri
als bei 0,05 bis 0,5 g/cm3 liegen. Die mit einer Silberschicht zu über
ziehenden Fasern haben in der Regel eine relativ glatte Oberfläche, auf
welcher isoliert abgeschiedene Silberkriställchen eine ungenügende Haft
festigkeit besitzen, so daß diese mechanisch relativ leicht ablösbar
sind. Darum ist es zweckmäßig, die Fasern mit einer geschlossenen Silber
schicht zu überziehen. Eine solche röhrenförmige Silberschicht bleibt
auch dann noch auf der Faser, wenn sich der Verbund zwischen Faserober
fläche und Silberschicht lösen sollte. Die naßchemische Abscheidung sol
cher Silberschichten ist von der Spiegelherstellung bekannt. Nach alten
Verspiegelungsvorschriften von z. B. Böttger-Bothe oder Brashear (siehe
E. v. Angerer, Techn. Kunstgriffe, 8. Auflage, 1952, S. 94 ff) lassen
sich die Fasern sehr einfach und gefahrlos mit einer Silberschicht über
ziehen. Diese Verspiegelungsvorschriften arbeiten alle mit ammoniakali
schen Silbersalzlösungen, die bei vorschriftsmäßiger Zubereitung tagelang
aufbewahrt werden können, ohne daß sich explosible Niederschläge von so
genanntem Knallsilber bilden.
Von mit Silber imprägnierten Aktivkohlen ist bekannt, daß sich diese ex
plosionsartig zersetzen können. Diese Gefahr hingegen besteht bei den mit
einer Silberschicht überzogenen Fasern nicht, da die erfindungsgemäß ein
gesetzten Fasern keine innere, aktive Oberfläche von poröser Struktur
besitzen.
Bei Anwendung der obengenannten Versilberungsverfahren kann auf das
Überziehen der Fasern mit einer Silberschicht in einem separaten Arbeits
gang verzichtet werden. Das Überziehen der Fasern mit einer Silberschicht
kann direkt in der gefüllten Säule erfolgen.
Im Vergleich zu Säulenfüllungen aus körnigen oder pulvrigen Materialien
besitzen die erfindungsgemäß eingesetzten Fasern nur einen sehr kleinen
Widerstand gegenüber strömenden Flüssigkeiten, wie dies vergleichsweise
von Filtermaterialien und lockeren Filzen bekannt ist. Der Grund ist in
dem günstigen Verhältnis von Faservolumen zu freiem Raum zu suchen, was
mit der niedrigen Packungsdichte im Zusammenhang steht.
Erschöpfte Säulenfüllungen aus den erfindungsgemäß eingesetzten Fasern
lassen sich, abhängig vom aufgewendeten Preßdruck, sehr stark komprimie
ren, was mit Kornschüttungen nicht der Fall ist. Die Möglichkeit einer so
hohen Verdichtung ist beispielsweise für den Fall einer Entsorgung in
einer teuren Untertagedeponie von Interesse. Sofern die mit einer Silber
schicht überzogenen Fasern aus einem hitzebeständigen Material, wie z. B.
Stein-, Glas- oder Kohlenstoffwolle, bestehen, ist auch ein Ausheizen des
Quecksilbers gemäß der Lehre der US-PS 4 230 486 möglich.
Ein zusätzlicher Vorteil der erfindungsgemäß eingesetzten Fasern ist im
Gegensatz zur Verwendung von Aktivkohle noch darin zu sehen, daß die er
findungsgemäß eingesetzten Fasern sehr leicht abgespült und anschließend
schnell getrocknet werden können. Sowohl nach dem Überziehen der Fasern
mit einer Silberschicht als auch nach der Erschöpfung der Säulenfüllung
vor ihrer Entsorgung müssen gründliche Spülvorgänge durchgeführt werden.
Der hohe Wirkungsgrad des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Quecksilber
entfernung aus Flüssigkeiten wird mit den folgenden Beispielen belegt:
Ein senkrecht stehendes Glasrohr mit einem Innendurchmesser von 2,7 cm
und einem beheizbaren Mantel wird mit 31 g perlierter Steinwolle (Perl
wolle der Firma Isola-Mineralwolle-Werke, D-4322 Sprockhövel 2) mit einem
mittleren Faserdurchmesser von 10 µm gefüllt. Die Füllhöhe beträgt ca.
16 cm, was einem Volumen von ca. 90 cm3 entspricht. In diese gepackte
Säule werden bei Raumtemperatur ca. 100 ml ammoniakalische Silber
salz-/Seignettesalz-Lösung als Verspiegelungslösung nach Böttger-Bothe
gefüllt. Nach ca. 5 h wird die mit einer Silberschicht von ca. 0,4 g Ag
überzogene Perlwolle in der Säule mit Wasser und anschließend mit Metha
nol gespült. Die Säule wird auf eine Temperatur von 60 bis 80°C aufge
heizt und mit einer Lösung von 30 Gew.-% Natriummethylat in Methanol be
schickt. Die Natriummethylatlösung passiert die Säule von oben nach unten
mit einem Eigenflüssigkeitsdruck von ca. 30 cm Flüssigkeitssäule. Am un
teren Teil der Säule werden kontinuierlich ca. 350 g Natriummethylat
lösung/h abgenommen. Obwohl der Quecksilbergehalt der eingesetzten Natri
ummethylatlösung von 220 bis 1 500 Gew.-ppb (Durchschnittsgehalt: ca. 600
Gew.-ppb) schwankt, ist bis zur Abnahme von 162 kg Natriummethylatlösung
der Quecksilbergehalt der Lösung stets < 5 Gew.-ppb. Bis zur Gesamtabnah
me von 197 kg Natriummethylatlösung steigt der Quecksilbergehalt der Lö
sung auf 110 Gew.-ppb.
Dieselbe Versuchsapparatur wie im Beispiel 1 wird mit 5 g Polypropylen
wolle der Faserwerke Bottrop (Hüls AG) mit einem Faserdurchmesser von 21 µm
gefüllt. Die Polypropylenwolle wird vorher separat nach demselben Ver
fahren, wie in Beispiel 1 beschrieben, mit einer Silberschicht überzogen,
gewaschen und getrocknet. Säulenfüllhöhe und -volumen und Silbermenge
sind mit Beispiel 1 identisch. Bei einem kontinuierlichen Durchlauf von
ca. 300 g Natriummethylatlösung/h gemäß Beispiel 1 wird bis zur Abnahme
von 181 kg Natriummethylatlösung noch ein Quecksilbergehalt der Lösung
von < 5 Gew.-ppb erzielt.
Claims (6)
1. Verfahren zur Entfernung von Quecksilber aus Flüssigkeiten durch
Amalgambildung mit Silber,
dadurch gekennzeichnet,
daß Fasern, die mit einer Silberschicht überzogen sind, mit der
Quecksilber enthaltenden Flüssigkeit in Kontakt gebracht werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß mit einer Silberschicht überzogene Steinwolle, Schlackenwolle,
Glaswolle, Kohlenstoffasern und/oder Kunststoffasern eingesetzt wer
den.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die mit einer Silberschicht zu überziehenden Fasern einen Durch
messer von 5 bis 500 µm aufweisen.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die mit einer Silberschicht zu überziehenden Fasern einen Durch
messer von 10 bis 30 µm aufweisen.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Quecksilber aus Alkalilaugen oder Alkalialkoholatlösungen
entfernt wird.
6. Verwendung von mit einer Silberschicht überzogenen Fasern zur Ent
fernung von Quecksilber aus Flüssigkeiten.
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