Die Erfindung betrifft ein Kapillarelektrophorese-Gerät mit
mindestens einer Kapillare und Puffer-Reservoirs, die ggf.
mit geeigneten Puffern gefüllt sind, einer Hochspannungsquel
le, einem Detektionssystem und ggf. einem Computer zur Steue
rung des Geräts und/oder zur Auswertung von Messungen.
Die Kapillarelektrophorese hat in den letzten Jahren eine
immer größere Bedeutung als Trenn- und Analysemethode er
langt. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, daß die
Bestimmungen weitgehend automatisiert und geeignete Kapilla
ren zur Verfügung gestellt werden konnten.
Bei der Kapillarelektrophorese tauchen die beiden Enden einer
mit einem geeigneten Puffer gefüllten Kapillare in zwei ge
trennte Puffer-Reservoirs. Die zwei Elektroden einer Hoch
spannungsquelle sind ebenfalls in jeweils eines der beiden
Puffer-Reservoirs geführt. Nach Anlegen der Hochspannung
wandern die zu detektierenden Spezies im elektrischen Feld
durch die Kapillare. Die Ladung oder das Ladung/Masse-Ver
hältnis der einzelnen Spezies bestimmt dabei ihre Wanderungs
geschwindigkeit. Ein Detektionssystem, das am Austrittsende
der Kapillare angeordnet ist, liefert ein auswertbares Sig
nal, das der Menge der detektierten Spezies proportional ist.
Ein ggf. vorhandener Computer kann den Verlauf der Messung
steuern und die erhaltenen Signale auswerten.
In der Veröffentlichung von Alfredo E. Bruno et al. in Anal.
Chem. 1991, 63, 2689-2697 wird zur Detektion der Brechzahl
änderung in einer Kapillare eine einzelne Photodiode verwen
det. Dementsprechend ist keine ortsauflösende Beobachtung
möglich.
Bei der US-PS 4,927,265 ist eine Messung nur bei Substanzen
möglich, die eine Absorption oder Fluoreszenz zeigen.
Die Erfindung stellt sich die Aufgabe, die bisher zur Verfü
gung stehenden Detektionsverfahren zu verbessern. Insbeson
dere sollen beliebige Spezies nachweisbar sein, die einer
kapillarelektrophoretischen Bestimmung zugänglich sind, und
es soll eine wellenlängen- bzw. ortsauflösende Messung ermög
licht werden.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Kapillarelektrophorese-
Gerät der eingangs erwähnten Art, bei dem das Detektions
system eine interferometrische Meßeinrichtung umfaßt, die
mindestens einen ortsauflösenden optischen Detektor, vorzugs
weise eine Photodiodenzeile wie bspw. ein Diodenarray auf
weist.
Die interferometrische Meßeinrichtung kann bei dem Kapillar
elektrophorese-Gerät dazu dienen, Änderungen der Brechzahl in
lichtdurchlässigen, insbesondere runden Kapillaren zu messen.
Bei einem solchen Detektor ist die komplexe Dielektrizitäts
konstante die Meßgröße, deren Änderung eine Verschiebung der
winkelabhängigen Interferenzextremwerte zur Folge hat. Bisher
wurde diese Veränderung durch Messung der Intensität bei
einer Wellenlänge in der Flanke eines Extremwertes beobach
tet. Durch die Verwendung einer Diodenzeile kann jetzt ein
ganzer Extremwert beobachtet und ausgewertet werden. Dabei
ergeben sich eine Vielzahl von Vorteilen. Eine ortsaufgelöste
Messung der Intensitätsverteilung über einen beliebig wählba
ren Winkelbereich wird ermöglicht. Während der Messung müssen
keine Teile der Meßanordnung mechanisch bewegt werden. Dadurch
entfällt eine nachträgliche Justierung der Meßanordnung, da
ein neuer "Nullpunkt" ohne mechanische Bewegung festgelegt
werden kann. Durch die trägheitslose Messung ist eine sehr
schnelle Meßabfolge möglich. Die Lage eines frei auswählbaren
Extremwerts kann sehr genau bestimmt werden, da alle Meßdio
den dieses Extremwertes in den Auswertealgorithmus einbezo
gen werden können. Aufgrund der Tatsache, daß nicht die
Intensität bei einer Wellenlänge des Extremwertes, sondern
die Winkellage des Extremwertes detektiert wird, ist keine
Referenzbildung notwendig, die durch Intensitätsschwankungen
der Lichtquelle erforderlich werden kann. Aus dem gleichen
Grund kann eine Stabilisierung der Lichtquelle entfallen.
Dadurch können als Lichtquelle nicht nur Laser sondern auch
Xenonlampen mit einem geeigneten Interferenzfilter oder
Quecksilberniederdrucklampen mit einem geeigneten Bandfilter
als Lichtquelle verwendet werden. Auch die Kohärenzlänge
dieser Lichtquellen ist für die Erzeugung von Interferenzer
scheinungen ausreichend. Durch Auswertung zweier Extremwerte
ist auch eine Absolutwertbestimmung der Brechzahl möglich.
Es ist bevorzugt, wenn das Gerät mit Hilfe eines Computers,
insbesondere eines Mikrocomputers gesteuert wird. Dieser
Mikrocomputer kann gleichzeitig zur Auswertung der Messungen
dienen. Ein computergesteuertes Kapillarelektrophorese-Gerät
nach der Erfindung hat den Vorteil, daß ein einmal einge
stellter Ablauf der Bestimmung routinemäßig immer wieder
wiederholt werden kann. Auch ein bestimmter Ablauf verschie
dener Messungen kann vorprogrammiert werden. Dies führt dazu,
daß mit Hilfe des Geräts elektrophoretische Messungen bspw.
über Nacht unter reproduzierbaren Bedingungen durchgeführt
werden können. Zu diesem Zweck kann das Gerät ggf. mit einem
geeigneten Probenwechsler ausgerüstet sein.
In Weiterbildung kann die interferometrische Meßeinrichtung
zur Fokussierung des auszuwertenden Lichts mindestens eine
Spiegelanordnung aufweisen. Durch die damit verbundene Weg
verlängerung wird die Winkelauflösung erhöht. Bei entspre
chender Spiegelanordnung läßt sich der Detektor in kleiner
kompakter Bauform konstruieren.
Zusätzlich zur interferometrischen Meßeinrichtung kann das
Detektionssystem Einrichtungen zur Messung der Lumineszenz
und/oder der Absorption aufweisen. Für die Lumineszenzmessung
kommt insbesondere die Messung der Fluoreszenz in Frage. Bei
entsprechendem Aufbau des Detektionssystems läßt sich Absorp
tion, Lumineszenz und Brechzahländerung gleichzeitig erfas
sen. Auf diese Weise kann ggf. eine direkte Identifizierung
einer oder mehrerer Spezies erfolgen. Ist bspw. in einem
Probenvolumen eine von mehreren Spezies fluoreszierend, so
läßt sich bei gleichzeitiger Bestimmung der Brechzahländerung
und der Fluoreszenz einer der bei der Brechzahlmessung erhal
tenen Peaks direkt der fluoreszierenden Substanz zuordnen.
Auf diese Weise können die Vorteile der einzelnen Nachweis
methoden gleichzeitig in Kombination ausgenutzt werden. Eine
Speicherung der dabei erhaltenen Meßwerte in der Computer-
Matrix für Vergleiche ist möglich.
Weiter kann das Gerät geeignete Optiken zur Fokussierung von
Lichtstrahlen, wie bspw. der auf die Kapillare einfallenden
und/oder von dieser ausgehenden Lichtstrahlen aufweisen.
Schließlich kann es vorteilhaft sein, wenn im einfallenden
Lichtstrahl ein Polarisator vorgesehen ist. Auf diese Weise
kann der Effekt des Zirkulardichroismus bei chiralen Substan
zen ausgenutzt werden. Eine Messung ist dann unter verschie
denen Polarisationsrichtungen möglich. In diesen Fällen ist
in dem auszuwertenden Lichtweg, insbesondere bei einer Meß
einrichtung für die Absorption ein Analysator vorgesehen.
Weiterhin enthält das Detektionssystem ggf. übliche Bauteile
wie Strahlteiler (halbdurchlässige Spiegel), Referenzdetekto
ren für die Absorption, geeignete Abbildungsoptiken, Detekto
ren für die Lumineszenz und für die Absorption und derglei
chen.
Bei sämtlichen von der Erfindung umfaßten Kapillarelektropho
rese-Geräten können die üblichen Kapillaren eingesetzt wer
den. Diese Kapillaren können aus organischen Polymeren, wie
bspw. Teflon bestehen. Glaskapillaren werden insbesondere bei
Anwendung von optischen Nachweismethoden verwendet. Dabei
ist Quarzglas als Grundmaterial besonders geeignet. Üblicher
weise ist die Quarzkapillare auf der Außenseite mit Polyimid,
einem temperaturbeständigen Kunststoff ummantelt. Diese
Ummantelung ist lediglich an der Detektionsstelle nicht
vorhanden. Auf der Innenwand sind die Kapillaren zweckmäßig
mit einer Schicht wie bspw. einer Siliconschicht versehen,
die die Trennleistung wesentlich verbessert. An der Außen
seite und an der Innenseite bereits beschichtete Quarzglas
kapillaren können fertig gekauft werden.
Der Innendurchmesser der Kapillaren beträgt vorzugsweise
zwischen 5 µm und 2 mm. Die Länge üblicherweise verwendeter
Kapillaren reicht von 5 bis 250 cm. Bei Geräten nach der
Erfindung können zum Erreichen gleicher oder verbesserter
Trennleistungen kürzere Kapillaren als bisher üblich einge
setzt werden. Übliche Längen betragen bei der Erfindung 5 bis
50 cm. Auch an dieser Stelle zeigen sich die Vorteile der
Erfindung.
Die Erfindung ist aber nicht auf die Verwendung von Quarz
glaskapillaren beschränkt. Auch Polymerenkapillaren, wie
bspw. Teflonkapillaren können verwendet werden.
Es ist zweckmäßig, wenn das Kapillarelektrophorese-Gerät eine
Thermostatisiereinrichtung enthält. Dabei sind insbesondere
die den Puffer oder die Probenlösung enthaltenden Teile des
Geräts, also die Kapillare selbst und die Puffer-Reservoirs,
thermostatisiert. Auf diese Weise lassen sich genaue, repro
duzierbare Bestimmungen durchführen. Je nach verwendetem Puf
fer wird die Temperatur bspw. zwischen Raumtemperatur und
einer Temperatur von 80°C eingestellt. Diese Temperaturgren
zen stellen aber keine zwingenden Werte dar. Es ist vorteil
haft, wenn die Genauigkeit der Temperatureinstellung +/-
0,1°C, insbesondere +/- 0,01°C beträgt.
Prinzipiell können sämtliche Thermostatisiermethoden verwen
det werden. So ist bspw. die Verwendung eines Ölbades mög
lich. Bevorzugt ist es aber, wenn die Thermostatisierung ohne
Verwendung einer Thermostatisierflüssigkeit erfolgt. Insbe
sondere kann die Thermostatisierung durch Wärmeaustausch über
eine Wärmeleitpaste, bspw. eine Schwermetalloxidpaste bewirkt
werden. Eine weitere bevorzugte Möglichkeit liegt vor, wenn
die Thermostatisierung mit Peltier-Elementen erfolgt. Mit
solchen Elementen können die Kapillare und ggf. die Puffer-
Reservoirs gekühlt oder beheizt werden.
Üblicherweise befinden sich die Kapillare und die Puffer-
Reservoirs in einer flachen Kassette, in die die Kapillare
mit unterschiedlichen Längen und Durchmessern aufgezogen
werden kann. Auf diese Weise lassen sich die Kapillare und
die Puffer-Reservoirs im Gerät einfach austauschen. Bei
Verwendung einer solchen Kassette wird die gesamte Kassette
flüssigkeitsfrei, insbesondere mit den Peltier-Elementen
gekühlt oder beheizt. In diesen Fällen kann die Thermostati
sierung durch Wärmeleitpaste und Peltier-Elemente kombiniert
sein. Dann ist die Kapillare mit Wärmeleitmaterial umhüllt
und/oder in der Kassette in das Wärmeleitmaterial eingebet
tet. Die gesamte Kassette wird von außen angelegten Peltier-
Elementen auf konstante Temperatur gebracht und gehalten.
Sämtliche bei der Kapillarelektrophorese üblichen Puffer
können nach der Erfindung verwendet werden. Es handelt sich
dabei um die klassischen Puffersubstanzen, die aus der Chemie
und Biochemie bekannt sind, sowie um Polyelektrolyte und
Gele, bei denen der elektrokinetische Fluß bspw. über die
Viskosität gezielt gesteuert werden kann.
Auch das bei der Erfindung verwendete Hochspannungsteil ist
bei der Kapillarelektrophorese bekannt und erzeugt Spannungen
im Bereich von 1 bis 100 kV, insbesondere 1 bis 30 KV, wobei
die fließenden Ströme üblicherweise bei 1 bis 1500 µA liegen.
Das erfindungsgemäße Kapillarelektrophorese-Gerät ist zur
Trennung und zur Analyse ionischer und/oder nicht ionischer
Verbindungen und Spezies anwendbar. Im Prinzip können alle
Substanzen nachgewiesen werden, die im elektrischen Feld
wandern oder durch geeignete Maßnahmen, wie bspw. Derivati
sierung, zum Wandern gebracht werden können. Als Beispiele
seien hier anorganische und organische Ionen, Zucker, Tenside
usw. genannt. Vorzugsweise ist das Kapillarelektrophorese-
Gerät zur Trennung und zur Analyse von biochemischen Spezies,
insbesondere Biomakromolekülen, insbesondere von Aminosäuren,
Peptiden und Proteinen geeignet. Diese und andere biochemi
sche Spezies können in kleinen Mengen sowohl qualitativ als
auch quantitativ nachgewiesen und bestimmt werden.
Es lassen sich alle aus der konventionellen Elektrophorese
bekannten und auf die Kapillarelektrophorese übertragbaren
Trennmechanismen durchführen. Diese Trennmechanismen sind dem
Fachmann bekannt. Als Beispiele seien hier die Zonenelektro
phorese, Zonenelektrophorese in Kombination mit Elektroendos
mose (EEO), isoelektrische Fokussierung (IEF), micellare
elektrokinetische Chromatographie, Isotachophorese und Poly
acrylamid-Gel-Elektrophorese genannt.
Weiter betrifft die Erfindung die Verwendung der beanspruch
ten Meßeinrichtung. Die Meßeinrichtung weist mindestens einen
ortsauflösenden optischen Detektor, vorzugsweise eine Photo
diodenzeile auf. Die Meßeinrichtung dient vorzugsweise zum
Einsatz in der Chromatographie und dabei insbesondere zur
Detektion von Brechzahländerungen in lichtdurchlässigen Ka
pillaren. Dabei können die Brechzahländerungen bei kapillar
elektrophoretischen Bestimmungen über die an der Kapillare
hervorgerufenen Interferenzerscheinungen bestimmt werden.
Die beschriebenen Merkmale und weitere Merkmale der Erfindung
ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von bevorzug
ten Ausführungsformen in Verbindung mit den Unteransprüchen.
Hierbei können die einzelnen Merkmale jeweils für sich oder
zu mehreren in Kombination miteinander verwirklicht sein.
Die Zeichnung zeigt:
Fig. 1 den schematischen Aufbau eines Detektions
systems nach der Erfindung.
In dem in Fig. 1 dargestellten Detektionssystem sind gleich
zeitig Meßeinrichtungen zur interferometrischen Bestimmung
der Brechzahländerung, zur Bestimmung der Lumineszenz und zur
Bestimmung der Absorption vorhanden. Der Strahlengang ist
schematisch durch gestrichelte Linien dargestellt. Von einer
Lichtquelle 1 abgestrahltes Licht tritt durch einen halb
durchlässigen Spiegel 2 hindurch und wird über eine geeignete
Abbildungsoptik 3 auf die Kapillare 4 geführt. Das vom halb
durchlässigen Spiegel 2 reflektierte Licht wird auf einen De
tektor 5 zur Referenzmessung für die Absorption geführt. Im
Strahlengang zwischen halbdurchlässigem Spiegel 2 und Kapil
lare 4 befindet sich ggf. ein Polarisator 6 für die Messung
des Zirkulardichroismus. Das von der Kapillare 4 austretende
Licht wird inferometrisch, in Lumineszenz und in Absorption
gemessen. Zur Lumineszenz-, insbesondere Fluoreszenzmessung
wird das Licht über eine geeignete Abbildungsoptik 7 auf
einen Lumineszenz-Detektor 8 geführt. Zur Absorptionsmessung
wird das Licht über eine Abbildungsoptik 9 auf einen Absorp
tionsdetektor 10 geführt. Insbesondere im Strahl zwischen
Kapillare 4 und Absorptionsdetektor 10 befindet sich ggf. ein
Analysator 11. Zur interferometrischen Messung wird das Licht
über Spiegel 12 auf eine Diodenzeile 13 (Diodenarray) zur
Bestimmung der Brechzahländerung geführt. Mit dem beschriebe
nen Aufbau lassen sich die in der Beschreibung geschilderten
Vorteile, die auf den Aufbau des Detektionssystems zurückzu
führen sind, erhalten.