DE4216999C2 - Verfahren zur Oberflächenbeschichtung von Silbergegenständen und nach diesem Verfahren hergestellte Schutzschicht - Google Patents
Verfahren zur Oberflächenbeschichtung von Silbergegenständen und nach diesem Verfahren hergestellte SchutzschichtInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Oberflächenbeschichtung von Silbergegenständen und
eine in diesem Verfahren hergestellte Schutzschicht.
Unbehandelte Gegenstände aus Silber laufen mit der Zeit an, wenn dagegen keine geeignete
Maßnahmen getroffen wurde. Beispielsweise Silberbestecke und Silberschmuck. Zudem bedingt
die geringe Härte dieses Materials, daß die Oberfläche im Gebrauch leicht verkratzt und
damit das Aussehen beeinträchtigt wird. Ein weiteres Problem im Umgang mit Gegenständen
aus Silber sind allergische Hautreaktionen, welche bei vielen Menschen auftreten.
Bisher eingesetzte Verfahren, wie z. B. Vernieren und Zaponieren oder aber auch die Oberflächenveredelung
mit Hilfe von Merkaptan sind unzureichend. Entweder sind sie nicht haftfest,
nicht transparent und chemisch/mechanisch nicht stabil, oder sie sind giftig.
Aus der DE 39 21 652 und der DE 40 19 539 sind Verfahren bekannt, die zum Erzeugen von
Polymerbeschichtungen auf metallischen Oberflächen, insbesondere aus Nickel geeignet sind.
Bei dem in der DE 40 19 539 A1 beschriebenen Verfahren handelt es sich um Erzeugung von
entnetzenden Schichten. Die DE 39 21 652 A1 beschreibt ein Verfahren zur Erzeugung einer
Beschichtung auf einer Seite einer Drucker-Düsenplatte, wobei es wesentlich ist, daß
insbesondere im Bereich von Öffnungen eine scharfe Strukturierung erfolgt.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren anzugeben, welches preisgünstig
und einfach durchführbar ist und gleichzeitig die Herstellung einer Beschichtung auf einem silbernen
Gegenstand erlaubt, welche das Material vor chemischen oder mechanischen Beschädigungen
schützt und gleichzeitig hautverträglich und ungiftig ist. Darüber hinaus sollte die Beschichtung wahlweise
einfach entfernbar sein. Schließlich muß die Beschichtung auch noch optisch transparent
und optisch unwirksam sein, damit der Silbercharakter nicht verloren geht.
Diese Aufgabe ist durch das im Anspruch 1 angegebene Verfahren und die im Anspruch 5 angegebene Schutzschicht gelöst. Die Unteransprüche
stellen vorteilhafte Weiterbildungen dar.
Das erfindunsgemäße Verfahren wird in einer Plasmapolymerisationsanlage durchgeführt.
Dabei wird in einen Unterdruckbehälter ein monomeres Gas eingeführt und durch Gleichstrom
oder Mikrowellenenergie so angeregt, daß sich ein Plasma bildet. Dieses Plasma kann auf einer
Oberfläche eine Schicht erzeugen oder eine Oberfläche, z. B. von Verunreinigungen befreien.
Wesentlich dabei ist, daß der gesamte Beschichtungsprozeß, wozu die Herstellung
mehrerer, kontinuierlich ineinander übergehenden Schichten gehört sowie die dem eigentlichen
Beschichtungsprozeß vorausgehende Oberflächenbehandlung des zu beschichtenden
Gegenstandes, kontinuierlich, d. h. ohne Abschalten der Anlage durchgeführt wird. Diese Kontinuität
des Verfahrens ist wesentlich, da schon bereits bei einer kurzen Unterbrechung des
Verfahrens sich auf der Oberfläche eine dünne Schicht bildet, an der die Haftung der nachfolgenden
Schichten nicht mehr einwandfrei ist. Zunächst wird in die Plasmapolymerisationsanlage,
in der sich die zu behandelnden Gegenstände befinden, ein Gas eingeführt, welches in
der Prozeßkammer so lange verbleibt, bis sich ein abtragendes Plasma gebildet hat und die
Oberfläche des Silbergegenstandes frei von Verunreinigungen, von Wasserschicht und dergleichen
ist. Durch diesen Plasmaprozeß wird die Substratoberfläche aktiviert und es werden
möglichst viele freie Bindungen an der Oberfläche geschaffen. Im nächsten Verfahrensschritt
wird dieses Gas kontinuierlich durch ein nächstes Gas ersetzt, welches ein Plasma erzeugt,
das eine Kopplungsschicht aufbaut, d. h. eine Schicht, die im atomaren Bereich von einer
metallischen zu einer kovalenten Bindung überleitet. Anschließend wird kontinuierlich eine
permeationsverhindernde Schicht aufgebracht. Dies geschieht wie in den vorangegangenen
Schritten wieder durch Ersetzen des in der Prozeßkammer vorhandenen Gases durch ein
nächstes Gas. Dadurch wird eine harte, kratzfeste Oberflächeversiegelung aufgebracht.
Während des gesamten Beschichtungsverfahrens und des vorangehenden Oberflächenbehandlungsverfahrens
bzw. Oberflächenreinigungsverfahrens werden die Prozeßparameter, wie
Druck, Gasfluß, eingebrachte Leistung, Dauer der einzelnen Schritte und Abstand der zu
behandelnden Oberfläche zum Plasma den an die zu erzeugende Schicht gestellten Anforderungen
und dem eingebrachten Monomeren angepaßt. Da der Plasmapolymerisationsprozeß
vorteilhafterweise kontinuierlich durchgeführt wird, werden nach der Beendigung eines Prozeßschrittes
das Gas und ggf. die übrigen Prozeßparameter geändert. Das bedeutet, daß für
eine gewisse Zeit ein Gasgemisch im Reaktorraum vorliegt, so daß der Übergang von z. B. einer
Ethylenschicht zu einer HMDSO-Schicht nicht Grenzfläche an Grenzfläche stattfindet.
Dieser Übergang würde bei einem diskontinuierlichen Prozeß vorliegen: die Ethylengaszufuhr
und das Plasma werden abgeschaltet, das Restgas entfernt und neues Prozeßgas, z. B.
HMDSO, eingelassen und das Plasma wieder gezündet. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
findet vielmehr ein Übergang statt, bei dem der Ethylengehalt abnimmt und der HMDSO-
Gehalt zunimmt. Außerdem liegt hier nicht nur ein 2-Phasengemisch nebeneinander vor,
sondern es reagieren noch zusätzlich Bruchstücke beider Gase miteinander. Dadurch entsteht
eine Schicht, deren einzelne Schichtbestandteile kontinuierlich ineinander übergehen, so daß
sie auf dem beschichteten Gegenstand eine bezüglich ihrer stofflichen Zusammensetzung
zwischen den einzelnen Schichten fließende Übergänge aufweisende Schicht bilden.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung kann das Verfahren so durchgeführt werden, daß während
der gesamten Behandlung nur ein Monomeres in der Prozeßkammer vorhanden ist und die
unterschiedlichen
Plasmen zur Herstellung von unterschiedlichen, ineinander übergehenden Schichten durch die Änderung der Prozeßparameter aus diesem einen Monomeren hergestellt
werden.
Besonders vorteilhaft ist, daß die an den silbernden Gegenständen im oben geschilderten Verfahren
aufgebrachte Beschichtung so aufgebaut ist, daß sie leicht entfernt werden kann; z. B. beim
Silberbesteck kann diese Beschichtung durch den ersten Reinigungsvorgang in einem Geschirrspüler
entfernt werden. Die Bestecke werden also nach ihrer Herstellung mit einer Schutzschicht
versehen, welche so lange an diesen verbleibt, bis diese in normalen Gebrauch, z. B. in einem
Haushalt genommen werden. Es kann selbstverständlich auch vorgesehen sein, daß eine
solche Beschichtung derart aufgebaut ist, daß sie so weit chemikalienbeständig ist, daß die
beschichteten Gegenstände auch spülmaschinenfest sind. Durch die geeignete Wahl der
Prozeßparameter und der Ausgangsmaterialien für die Prozeßführung können also die
Eigenschaften der Beschichtung beeinflußt und den Anforderungen entsprechend angepaßt
werden.
Von einem besonderen Vorteil ist es, daß erfindungsgemäß eine Beschichtung hergestellt wird, welche
jedoch mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllt. So wird eine feste Verbindung mit der
metallischen Unterlage bei gleichzeitigem Anlaufschutz, bei gleichzeitiger Kratzfestigkeit,
Chemikalienresistenz und gleichzeitiger Barrierewirkung für allergische Hautreaktionen erreicht.
Alle Schichten sind außerdem optisch transparent und bei einer Schichtdicke von weniger als
100 µm auch optisch nicht wirksam.
Das vorliegende Verfahren wird nachstehend anhand einiger Beispiele näher erläutert:
Die Untersuchungen wurden alle in einer Niederdruckplasmapolymerisationsanlage mit einer Mikrowellenkappe und einer Druck- und Gasflußregelung durchgeführt.
Die Untersuchungen wurden alle in einer Niederdruckplasmapolymerisationsanlage mit einer Mikrowellenkappe und einer Druck- und Gasflußregelung durchgeführt.
Zur Vorbehandlung der zu beschichtenden Oberfläche wurde Argon (Ar), bei einem Gasfluß
von 10 sccm und einem Druck von 0,05 mbar verwendet. Die Verfahrensdauer betrug
120 sec bei einer Leistung von 600 W. Zur Herstellung der nächsten Schicht, der
sogenannen Kopplungsschicht, wurde als Monomeres C₂H₄ unter Ar-Zugabe verwendet bei einem
Gasfluß von 10/10 sccm und einem Druck von 0,05 mbar. Die Zeitdauer dieses Verfahrensschrittes
betrug 30 sec bei einer Leistung von 600 W. Anschließend wurde wiederum
kontinuierlich eine Permeationsschicht erstellt durch Zugabe von Ar/HMDSO bei einem
Gasfluß von 10/3 sccm und einem Druck von 0,05 mbar. Die Dauer dieses Verfahrensschrittes
betrug 20 sec bei einer Leistung von 600 W. Die kratzfeste Schicht wurde hergestellt
durch den Einsatz von O₂/HMDSO bei einem Gasfluß 20/2 sccm und einem
Druck von 0,1 mbar. Die Dauer der Herstellung dieser Schicht betrug 80 sec bei einer
Leistung von 600 W. Anschließend fand durch kontinuierliche Zugabe von Ar bei einem
Gasfluß von 10 sccm und einem Druck von 0,1 mbar eine Nachbehandlung statt. Die
Nachbehandlung dauerte 120 sec bei einer Leistung von 600 W.
Zur Vorbehandlung der zu beschichtenden Oberfläche wurde Argon (Ar), bei einem Gasfluß
von 10 sccm und einem Druck von 0,2 mbar verwendet. Die Verfahrensdauer betrug
120 sec bei einer Leistung von 600 W. Zur Herstellung der nächsten Schicht, der sogenannten
Kopplungsschicht wurde als Monomeres VTMS verwendet bei einem Gasfluß
von 10 sccm und einem Druck von 0,2 mbar. Die Zeitdauer dieses Verfahrensschrittes
betrug 30 sec bei einer Leistung von 400 W. Anschließend wurde wiederum kontinuierlich
eine Permeationsschicht erstellt durch Zugabe von Ar/HMDSO bei einem Gasfluß
von 10/2 sccm und einem Druck von 0,1 mbar. Die Dauer dieses Verfahrensschrittes
betrug 30 sec bei einer Leistung von 600 W. Die kratzfeste Schicht wurde hergestellt
durch den Einsatz von O₂/HMDSO bei einem Gasfluß 10/2 sccm und einem Druck von
0,1 mbar. Die Dauer der Herstellung dieser Schicht betrug 60 sec bei einer Leistung von
600 W. Anschließend fand durch kontinuierliche Zugabe von Ar bei einem Gasfluß von
10 sccm und einem Druck von 0,1 mbar eine Nachbehandlung statt. Die Nachbehandlung
dauerte 120 sec bei einer Leistung von 600 W.
Zur Vorbehandlung der zu beschichtenden Oberfläche wurde Argon (Ar), bei einem Gasfluß
von 10 sccm und einem Druck von 0,1 mbar verwendet. Die Verfahrensdauer betrug
120 sec bei einer Leistung von 600 W. Zur Herstellung der nächsten Schicht, der sogenannten
Kopplungsschicht wurde als Monomeres C₂H₄ unter Ar-Zugabe verwendet bei einem Gasfluß
von 10/10 sccm und einem Druck von 0,1 mbar. Die Zeitdauer dieses Verfahrensschrittes
betrug 30 sec bei einer Leistung von 500 W. Anschließend wurde wiederum
kontinuierlich eine Permeationsschicht erstellt durch Zugabe von C₂H₄ bei einem Gasfluß
von 10 sccm und einem Druck von 0,2 mbar. Die Dauer dieses Verfahrensschrittes
betrug 30 sec bei einer Leistung von 400 W. Die kratzfeste Schicht wurde hergestellt
durch den Einsatz von O₂/HMDSO bei einem Gasfluß 10/2 sccm und einem Druck von
0,05 mbar. Die Dauer der Herstellung dieser Schicht betrug 75 sec bei einer Leistung
von 700 W. Anschließend fand durch kontinuierliche Zugabe von Ar bei einem Gasfluß
von 10 sccm und einem Druck von 0,1 mbar eine Nachbehandlung statt. Die Nachbehandlung
dauerte 120 sec bei einer Leistung von 600 W.
Das behandelte Silberbesteck wurde im Vergleich zu unbeschichteten Materialien in
schwefelhaltiger Atmosphäre und Flüssigkeit getestet und wies einen sehr guten Anlaufschutz
auf.
Claims (6)
1. Verfahren zur Oberflächenbeschichtung von Silbergegenständen, dadurch gekennzeichnet,
daß der Beschichtungsvorgang in einer Plasmapolymerisationsanlage durchgeführt
wird, wobei eine kontinuierliche Gaszufuhr und Gasaustausch des Monomeren
stattfindet, und daß im ersten Verfahrensschritt eine Oberflächenbehandlung stattfindet
und in weiteren Schritten die Oberfläche mit einer mehrschichtigen Beschichtung, die bezüglich ihrer stofflichen
Beschaffenheit fließende Übergänge zwischen den einzelnen Schichten aufweist,
versehen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Schritte wie
folgt durchgeführt werden:
- - Reinigung und Aktivierung der zu beschichtenden Oberfläche durch Bildung einer hohen Anzahl von freien Bindungen durch Zugabe von einem Gas, wie Argon, Sauerstoff oder Wasserstoff, durch welches ein abtragendes Plasma entsteht;
- - Bildung einer kovalente Bindungen enthaltenden Kopplungsschicht durch kontinuierliches Ersetzen des Gases des ersten Schrittes durch ein weiteres Gas, wie Ethylen, Vinyltrimethylsilan (VTMS), zur Bildung eines Plasmas, welches diese Schicht bildet;
- - entweder kontinuierliches Ersetzen dieses Gases, durch ein weiteres Gas, wie Ethylen zur Bildung eines Plasmas, welches eine permeationsverhindernde Oberflächenschicht entstehen läßt, oder Änderung der Prozeßparameter bei Zuführung des gleichen Gases;
- - kontinuierliches Ersetzen des Gases des vorangegangenen Schrittes durch ein weiteres Gas, wie Hexamethyldisiloxan (HMDSO) in Verbindung mit Sauerstoff zur Bildung eines Plasmas für eine Oberflächenversiegelung.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die unterschiedlichen
Schichten, welche die bezüglich ihrer stofflichen Beschaffenheit fließende Übergänge
aufweisende Beschichtung bilden, durch unterschiedliche Monomere erzeugt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß für die Erzeugung der
unterschiedlichen Schichten, welche die bezüglich ihrer stofflichen Beschaffenheit
fließende Übergänge aufweisende Beschichtung bilden, ein Monomeres unter verschiedenen
Prozeßparametern eingesetzt wird.
5. Schutzschicht für silberne Gegenstände, hergestellt im Verfahen nach einem der Ansprüche
1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß sie an der von Verunreinigungen befreiten
und aktivierten Oberfläche des Gegenstandes aufgebracht ist und eine bezüglich
ihrer stofflichen Beschaffenheit fließende Übergänge aufweisende Beschichtung
bildet, welche im einzelnen aus einer Kopplungs-, permeationsverhindernden und
Oberflächenversiegelungsschicht besteht.
6. Schutzschicht nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß sie chemisch resistent,
kratzfest und transparent ist.
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