DE4139001A1 - Verfahren zur einschleusung von nukleinsaeuren in zellen - Google Patents
Verfahren zur einschleusung von nukleinsaeuren in zellenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstel
lung eines Komplexes für die Einschleusung von Nukleinsäuren
in Zielzellen durch nicht-kovalente Komplexbildung einer
Nukleinsäure mit einem Protein, das eine für die Zielzelle
spezifische Komponente und eine Polykation-Komponente ent
hält. Weiterhin betrifft die vorliegende Erfindung ein Ver
fahren zur Einschleusung derartiger Komplexe in Zielzellen.
In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Methoden ent
wickelt, um Nukleinsäuren in Zellen, insbesondere eukaryonti
sche Zellen einzuführen. Beispiele für derartige Methoden
sind etwa Calciumphosphat-Transfektion, Polybren-Transfek
tion, Protoplastenfusion, Elektroporation, Lipofektion und
Mikroinjektion (siehe z. B. Sambrook et al., (1989) Molecular
Cloning, A Saboratory Manual, Gold Spring Harbor). Die oben
genannten Methoden finden in vitro eine breite Anwendung, das
Potential der Einschleusung von Nukleinsäuren in vivo nach
diesen Methoden ist jedoch aus verschiedenen Gründen, wie
z. B. fehlende Zellspezifität, Ausbildung unlöslicher Präzipi
tate, geringe Effizienz und Machbarkeit und dgl. stark limi
tiert.
Daher hat man in der jüngsten Zeit an der Entwicklung von
sogenannten "Nukleinsäure-Delivery-Systemen" gearbeitet, die
auf der Idee beruhen, Nukleinsäuremoleküle ohne Beeinträchti
gung der Zielzelle effizient und spezifisch in die Zellen
einzuschleusen. Hintergrund dieser Anstrengungen bilden die
Bemühungen um Nukleinsäuretherapeutika, mit deren Hilfe man
zusätzliche genetische Informationen in die Zellen eines
bestimmten Gewebes einschleusen oder die Expression eines
bestimmten Gens in einem spezifischen Gewebe durch Einschleu
sung von Antisense-Molekülen oder Ribozymen unterdrücken
will.
Zu diesem Zweck wurde versucht, die Fähigkeit von Nukleinsäu
ren zur Durchdringung von Membranen zu verbessern. Dies ge
lang beispielsweise dadurch, daß man die Nukleinsäure
kovalent mit Polykationen wie Polylysin (Lemaitre et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 84 (1987), 648) oder mit amphiphilen
Molekülen wie etwa Polyethylenglykol (Wo 88/09 810) koppelte.
Damit konnte zwar die Effizienz der Einschleusung von Nu
kleinsäuren in die Zelle verbessert werden, das Problem der
Zellspezifität bestand jedoch noch immer.
Zur Erzeugung eines zellspezifischen Nukleinsäure-Delivery
Systems wurde vorgeschlagen, die in die Zelle einzuschleusen
de Nukleinsäure direkt an einen sogenannten "Cell Homing
Faktor", d. h. einen Faktor, der spezifische Zellmarker er
kennt bzw. eine Affinität für spezifische Zellrezeptoren
aufweist, wie etwa Epidermal Growth Factor (EGF) konjugiert
(EP-A 02 73 085). Ein Nachteil dieses Verfahrens ist jedoch,
daß die Nukleinsäure in die Zelle nicht in freier Form, son
dern in Form eines kovalenten Konjugats eingeschleust wird.
Eine weitere Methode zur Einschleusung von Nukleinsäuren in
Zielzellen besteht darin, die Nukleinsäuren nicht-kovalent
mit Konjugaten aus Proteinen und Polykationen zu koppeln.
Arbeiten von Wu und Wu (J. Biol. Chem. (1987), 4429-4432;
J. Biol. Chem. 263 (1988), 14 621-14 624) offenbaren die Ein
schleusung von fremder DNA in Zellen mit Hilfe eines lösli
chen DNA-Trägersystems, das aus einem chemisch synthetisier
ten kovalenten Konjugat mit einem Glycoprotein besteht. Die
EP-A 03 88 758 offenbart chemisch synthetisierte Transferrin-
Polykation-Konjugate, die mit polyanionischen Nukleinsäuren
Komplexe bilden, die durch Bindung an den Transferrinrezeptor
in Zielzellen eingeschleust werden können.
Ein Nachteil dieser oben genannte Systeme besteht jedoch
darin, daß bei der chemischen Herstellung von Konjugaten
zumeist sehr heterogene Produkte entstehen, d. h. daß ein
Konjugat sehr unterschiedliche Anteile an den jeweiligen
Einzelkomponenten enthalten kann. Des weiteren besteht die
Gefahr, daß in einem Teil der produzierten Konjugate ein Teil
der assoziierten Proteinkomponenten in ihrer Funktionalität
(d. h. in ihrer Fähigkeit zum Eindringen in eine Zielzelle)
beeinträchtigt sind. Dies wiederum ist für die Entwicklung
eines therapeutischen Produkts sehr ungünstig.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es somit, ein Verfah
ren zur Bereitstellung eines zellspezifischen Nukleinsäure-
Delivery-Systems zu entwickeln, bei dem die Nachteile des
Standes der Technik zumindestens teilweise beseitigt sind.
Die erfindungsgemäße Aufgabe wird durch ein Verfahren zur
Herstellung eines Komplexes für die Einschleusung von Nu
kleinsäuren in Zielzellen gelöst, wobei eine nicht-kovalente
Komplexbildung einer Nukleinsäure mit einem Protein, das eine
für die Zielzelle spezifische "Cell Homing Faktor"-Komponente
und mindestens eine Polykation-Komponente enthält, welches
dadurch gekennzeichnet ist, daß man ein Protein, das eine
lineare genetische Fusion aus der "Cell Homing Faktor"- und
mindestens einer Polykation-Komponente enthält, mit der in
die Zielzellen einzuschleusenden Nukleinsäure unter geeigne
ten Bedingungen in Kontakt bringt, so daß ein im wesentlichen
auf ionischen Wechselwirkungen zwischen der Nukleinsäure und
dem Polykation-Anteil des Proteins beruhender Komplex gebil
det wird, wobei eine Polykation-Komponente des Proteins eine
Peptidsequenz ist, die mindestens 3 Aminosäuren, ausgewählt
aus Lysin und Arginin, enthält und eine unter physiologischen
Bedingungen stabile Bindung mit Nukleinsäuren bilden kann.
Die Nukleinsäure, die einen Komplex mit dem Protein bildet,
kann eine lineare oder zirkuläre, einzel- oder dop
pelsträngige DNA oder RNA oder ein DNA-RNA-Hybrid sein. Fer
ner kann die Nukleinsäure auch chemisch modifiziert sein,
sofern die negative Ladung des Phosphatrückgrats erhalten
bleibt, welche die ionische Bindung an die Polykation-Kompo
nente des Proteins vermittelt. Beispiele für geeignete modi
fizierte Nukleinsäuren stellen etwa die Thioate und Dithioate
dar. In diesem Zusammenhang ist auf den Review-Artikel von
Uhlmann und Peyman (1990), Chemical Reviews 90 (4), 544-584
zu verweisen, in dem auch noch weitere geeignete Nukleinsäu
rederivate aufgezählt sind.
Ferner können auch Nukleinsäuren mit chemisch modifizierten
Nukleotidbasen, z. B. RNA-Moleküle, bei denen die 2′-OH-Gruppe
in einem oder mehreren Nukleotiden durch eine O-Alkylgruppe,
Halogengruppe oder andere Modifizierungsgruppen ersetzt ist,
verwendet werden.
Vorzugsweise ist die in die Zielzellen einzuschleusende Nu
kleinsäure eine DNA oder eine gegebenenfalls modifizierte
RNA. Die in die Zielzelle eingeschleuste Nukleinsäure kann
etwa genetische Informationen enthalten, die in der Zielzelle
exprimiert werden. Somit ist beispielsweise eine Beseitigung
genetisch bedingter Defekte möglich. Andererseits kann die in
die Zielzelle einzuschleusende Nukleinsäure auch Antisense-
Eigenschaften (d. h. die Nukleinsäure ist komlementär zu einer
der Zielzelle vorliegenden mRNA) zur Hemmung der Expression
spezifischer Gene in der Zielzelle besitzen. Schließlich kann
die einzuschleusende Nukleinsäure auch Ribozymeigenschaften
besitzen, d. h. sie ist zur Spaltung von spezifischen RNA-
Molekülen in der Zielzelle in der Lage. Beispiele für derar
tige Ribozyme sind etwa die Hammerhead-Ribozyme, die in Rossi
und Sarver, Tibtech 8 (1990) 179-183) beschrieben sind. Die
Einführung von Antisense- oder Ribozymnukleinsäuren in spezi
fische Zielzellen kann insbesondere bei der Therapie viraler
Erkrankungen, z. B. AIDS, eine wichtige Rolle spielen.
Das für das erfindungsgemäße Verfahren verwendete Protein
ist eine lineare genetische Fusion aus einer "Cell Homing
Faktor"- und einer oder mehrerer Polykation-Komponenten.
Das "Protein" im Sinne der vorliegenden Erfindung kann zu
sätzlich zu seinem Proteinanteil noch Zucker-, Lipid-
oder/und Phosphatreste enthalten. Die Aufgabe der Cell Homing
Faktor-Komponente besteht darin, die Nukleinsäure in das
Innere der Zielzelle, vorzugsweise durch rezeptorvermittelte
Endozytose in das Innere der Zielzelle zu transportieren. Bei
einer Cell Homing Faktor-Komponente im Sinne der vorliegenden
Erfindung handelt es sich um einen Proteinfaktor, der
Zellmarker-erkennende Eigenschaften besitzt, bzw. eine spezi
fische Affinität für einen Zellrezeptor aufweist. Bevorzugt
werden Faktoren, die nach Wechselwirkung mit dem Zellmarker
bzw. Rezeptor internalisiert werden. Vorzugsweise wird die
Cell Homing Faktor-Komponente aus der Gruppe, bestehend aus
Wachstumsfaktoren, Hormonen, viralen Antigenen, Toxinen,
Lipoproteinen und Integrinen ausgewählt. Besonders bevorzugt
verwendet man als Cell Homing Faktor-Komponente einen Wachs
tumsfaktor, insbesondere C-CSF (Granulozyten-Kolonien-stimu
lierender Faktor) oder NGF (Nerve Growth Factor).
Weitere Beispiele für Cell Homing Faktor-Komponenten, die für
das erfindungsgemäße Verfahren geeignet sind, sind andere
Wachstumsfaktoren, wie z. B. PDGF (Platelet Derived Growth
Factor) und EGF (Epidermal Growth Factor), die mit dem jewei
ligen Wachstumsfaktor-Rezeptor (PDGF-R bzw. EGF-R) in Wech
selwirkung treten. Ein weiteres Beispiel ist die Wechselwir
kung von viralen Antigenen mit den entsprechenden Rezeptoren
(z. B. gp124 von HIV mit dem CD4-Oberflächenmarker auf T-Hel
ferzellen), die Wechselwirkung von Toxinen mit ihren Rezepto
ren (β-Anteil von Rizin, Diphtherietoxin), die Wechselwirkung
von LDL mit dem LDL-Rezeptor, die Wechselwirkung von Hormonen
mit ihren Rezeptoren (z. B. Insulin und Insulin-Rezeptor)
sowie die Wechselwirkung von Integrinen mit ihren Rezeptoren
(z. B. Vitronektin und Plättchenfaktor gp IIA/IIB).
Die Polykation-Komponente des Proteins für das erfindungsge
mäße Verfahren ist eine Peptidsequenz, die mindestens drei
Aminosäuren, ausgewählt aus Lysin und Arginin, enthält und
eine unter physiologischen Bedingungen stabile Bindung mit
Nukleinsäuren bildet. Neben den positiv geladenen Aminosäuren
Lysin und Arginin kann die Polykation-Komponente auch neutra
le Aminosäuren enthalten, solange ihr Gesamtcharakter immer
noch ausreichend kationisch bleibt, um eine unter physiologi
schen Bedingungen stabile Bindung an Nukleinsäuren zu bilden.
Dies läßt sich durch einfache Versuche beim Zusetzen von
Nukleinsäuren überprüfen. Insbesondere sind solche Proteine
für das erfindungsgemäße Verfahren geeignet, die nach Inkuba
tion bei Raumtemperatur in 25 mmol/l NaCl, einem pH zwischen
7 und 8 und in Gegenwart einer Nukleinsäurekonzentration von
25 ng/µl bei einer Konjugatkonzentration von 0,01-1 mg/ml
einen Protein-Nukleinsäure-Komplex mit ausreichender Stabili
tät bilden, um bei anschließender Agarose-Gelelektrophorese
eine Retardation der Nukleinsäurebanden zu bewirken. Diese
Retardation der Nukleinsäurebanden zeigt, daß der Komplex aus
Konjugat und Nukleinsäure während der Agarose-Gelelektropho
rese erhalten bleibt.
Die Polykation-Komponente des Proteins muß mindestens 3
Lysin- oder Arginin-Reste enthalten, während sich eine Ober
grenze nicht angeben läßt. So ist beispielsweise aus der
Literaturstelle E. Wagner (Proc. Natl. Acad. Sci. USA 87 (1990)
3410-3414) bekannt, daß Polykation-Komponenten bis zu 450
Aminosäuren enthalten können und immer noch funktionieren.
Vorzugsweise beträgt die Länge der Polykation-Komponente
jedoch 5 bis 100 Aminosäuren. Der Anteil der kationischen
Aminosäuren in der Kette der Polykation-Komponente sollte
vorzugsweise gleich oder größer 40 mol-%, besonders bevorzugt
mindestens 60 mol-% sein, obwohl auch Polykation-Komponenten
mit einem geringeren Anteil an Arg- oder/und Lys-Resten eine
stabile Bindung mit Nukleinsäuren bilden können.
Besonders bevorzugt ist, wenn die Polykation-Komponente des
Proteins mindestens 4 Arg- oder/und Lys-Reste und bis zu 20
Arg- oder/und Lys-Reste enthält. Ferner ist bevorzugt, wenn
die Polykation-Komponente eine Serie von mindestens 3 auf
einanderfolgenden Arg- oder/und Lys-Resten, besonders bevor
zugt von mindestens 4 aufeinanderfolgenden Arg- oder/und Lys-
Resten enthält.
Das für das erfindungsgemäße Verfahren verwendete Protein
enthält eine Komponente, die eine lineare genetische Fusion
aus der Cell Homing Faktor- und der Polykation-Komponente
darstellt. Dabei ist es bevorzugt, wenn die Polykation-Kompo
nente des Proteins an das N- oder/und C-terminale Ende der
Cell Homing Faktor-Komponente angefügt ist. Es ist jedoch
auch möglich, die Polykation-Komponente nicht an den Enden
der Cell Homing Faktor-Komponente, sondern auch innerhalb
ihres Bereichs einzuführen. Diese Ausführungsform des erf in
dungsgemäßen Verfahrens kann insbesondere bei Proteinen ange
wandt werden, bei denen bekannt ist, daß in der Quartärstruk
tur Domänen, die nach außen ragen, vorliegen und die durch
Zwischenschaltung einer Polykationkette einerseits ihre Funk
tionalität beibehalten würden, andererseits aber auch die
Fähigkeit zur Bindung einer Nukleinsäure gewinnen würden.
Ferner ist es natürlich auch möglich, wenn das Protein mehre
re Polykation-Komponenten, z. B. am N- und am C-terminalen
Ende der Cell Homing Faktor-Komponente enthält.
Die für das erfindungsgemäße Verfahren verwendbaren Proteine
sind durch rekombinante DNA-Techniken auf einfache Weise
erhältlich. So kann an das Ende, an die Enden oder/und inner
halb des für einen Cell Homing Faktor codierenden Gens durch
Ligationsreaktionen mit einem geeigneten DNA-Adapter oder
durch in vitro Mutagenese die für die Polykationkette codie
renden DNA-Fragmente angefügt werden. Derartige Methoden der
DNA-Manipulation sind dem Fachmann auf dem Gebiet der Moleku
larbiologie geläufig und brauchen daher an dieser Stelle
nicht detailliert erläutert werden. In den Beispielen wird
die für die Polykationketten codierende genetische Informa
tion durch Ligation chemisch synthetisierter DNA-Adaptermole
küle an die Cell Homing Faktor-Gene angefügt. Für den Fach
mann ist jedoch klar, daß auch andere Methoden zu denselben
Fusionsgenen führen können.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein
Verfahren zur Einschleusung von Nukleinsäuren in Zielzellen,
welches dadurch gekennzeichnet ist, daß man einen Komplex aus
einem oben genannten Protein und einer Nukleinsäure mit einer
Zielzelle unter geeigneten Bedingungen in Kontakt bringt, die
zur Internalisierung des Komplexes bzw. der Nukleinsäure
führen. Als Zielzellen werden vorzugsweise eukaryontische
Zellen verwendet. Die Aufnahme von Nukleinsäuren durch die
Zielzellen kann auf einfache Weise getestet werden, indem man
radioaktiv markierte Nukleinsäuren zur Einschleusung in die
Zielzellen verwendet. Unter geeigneten Bedingungen, die zur
Internalisierung des Komplexes bzw. der Nukleinsäure führen,
sind solche Bedingungen zu verstehen, bei denen die Zielzelle
lebensfähig und zur Internalisierung des Cell Homing Faktors
in der Lage ist.
Schließlich betrifft die vorliegende Erfindung noch die Ver
wendung eines Proteins, das eine lineare genetische Fusion
einer zellspezifischen Cell Homing Faktor-Komponente mit
mindestens einer Polykation-Komponente darstellt, zur Her
stellung von Protein-Nukleinsäure-Komplexen, die unter physi
kalischen Bedingungen stabil sind, wobei eine Polykation-
Komponente des Proteins eine Peptidsequenz ist, die minde
stens 3 Aminosäuren, ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus
Arginin und Lysin, enthält.
Die Erfindung soll weiterhin durch die folgenden Beispiele
erläutert werden.
Die in der vorliegenden Anmeldung genannten Plasmide und
Mikroorganismen wurden bei der Deutschen Sammlung von
Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH (DSM), Mascheroder Weg
1B, D-3300 Braunschweig, unter den folgenden Hinterlegungs
nummern hinterlegt:
pKK177-3-G-CSF-Bg | |
DSM 5867 | |
PACYC 177 | DSM 3693 p |
E. coli C 600 | DSM 5447 |
E. coli C 600⁺ | DSM 5443 |
pUBS 520 in E. coli C.600⁺ | DSM 6786 |
pNGF1/pUBS 520 in E. coli C 600⁺ | DSM 6785 |
Der Test zur Untersuchung, ob ein Protein DNA-bindende Eigen
schaft besitzt, sieht wie folgt aus:
Es wird zunächst eine Verdünnungsreihe der zu untersuchenden
Proteinlösung hergestellt. Als Verdünnungspuffer wird 25
mmol/l NaCl verwendet. Es werden Proteinlösungen mit Protein
konzentrationen zwischen 1 mg/ml und 0,01 mg/ml hergestellt.
Als Test-DNA wird Lambda-DNA, welche mit HindIII restringiert
ist, verwendet. Die DNA-Lösung wird nach der Restriktion mit
25 mmol/l NaCl auf eine Konzentration von 50 ng/µl verdünnt.
Zur Durchführung der Tests werden 6 µl DNA-Lösung vorsichtig
mit jeweils 6 µl Protein-Lösung gemischt und für 30 Minuten
bei 25°C inkubiert.
Polylysin (Positiv-Kontrolle) und Polyglutamat (Negativ-Kon
trolle) in unterschiedlichen Konzentrationen (0,5 mg/ml, 0,1
mg/ml, 0,01 mg/ml) werden auf die ob. Weise mit Lambda-DNA
gemischt und inkubiert.
Die Analyse auf DNA-Bindung findet durch Auftrennung der
Komplexe in der Agarose-Gelelektrophorese statt: bei Vorhan
densein eines stabilen Protein-DNA-Komplexes ändert sich das
Wanderungsverhalten der Banden der restringierten DNA. Der
Komplex aus DNA und Protein zeigt gegenüber der nicht-komple
xierten DNA ein verzögertes Laufverhalten.
1. Konstruktionen der Vektoren
1.1 N-terminale Fusionen
1.1 N-terminale Fusionen
Das G-CSF-Gen im Vector pKK177-3-G-CSF-Bg (DSM 5867) wird
unter Zuhilfenahme synthetischer DNA-Adapter so modifiziert,
daß G-CSF-Derivate entstehen, welche an ihrem N-Terminus
folgende zusätzliche Aminosäuren enthalten:
Zur Konstruktion der Konjugate wird der Vektor pKK177-3-G-
CSF-Bg (DSM 5867) mit EcoRI partial und mit ApaI vollständig
verdaut. In das ca. 3450 bp linearisierte Vektorfragment wird
das Oligonukleotid
insertiert.
Die in die Lücke jeweils eingesetzte DNA-Sequenz entspricht
dem genetischen Code für die oben genannnten Aminosäuren,
d. h. beispielsweise für Konstrukt G-CSF (6+) wurde ein Oligo
nukleotid mit dem genetischen Code für die Aminosäuresequenz
LysAlaLysArgPheLysLysHisProArgProPro eingesetzt. Die durch
Ligation der Oligonukleotide in den geschnittenen Vektor
resultierenden Plasmide werden in E. coli HB101 transformiert.
Die G-CSF(4+)-Variante kann weiterhin auch erzeugt werden,
wenn das Konstrukt zur Expression von G-CSF (6+) in E. coli-
Zellen transformiert wird, die eine OmpT-Protease (Spaltung
Lys | Arg) exprimieren (z. B. E. coli C600 (DSM 5447)). Um eine
Regulierbarkeit des tac-Promoters, unter dessen Kontrolle die
für die G-CSF-Konjugate kodierenden DNA-Sequenzen stehen, zu
gewährleisten, wurden die Zellen zusätzlich mit einem zweiten
Repressorplasmid cotransformiert, das zu dem G-CSF-Expres
sionsplasmid kompatibel ist (d. h. einen anderen Origin of
Replication aufweist) und ein lacIq-Gen enthält. Ein Beispiel
eines solchen Plasmides stellt pACYC 177 (DSM 3693 P) dar, in
das ein Lac Iq Gen nach bekannten Methoden insertiert werden
kann (vgl. z. B. EP-A 03 73 365). Die resultierenden, mit
beiden Plasmiden positiv transformierten Klone werden auf
Kanamycin (50 µg/ml)/ Ampicillin (50 µg/ml) selektioniert und
über Restriktionsenzymanalyse identifiziert. Beim Schnitt mit
EcoRI und EcoRV ergeben sich Fragmente der Längen von ca.
3.15 kb, ca. 0.3 kb (mit den jeweiligen Konstrukten) und 4.85
kb.
Zur Klonierung der C-terminalen Fusion wurde das Expressions
plasmid pKK177-3 CG10 herangezogen. Dieses Plasmid kann durch
Mutagenese aus dem Plasmid pKK177-3-G-CSF-Bg (DSM 5867)
hergestellt werden. Dazu wurden mittels gerichteter Mutage
nese die Codons der ersten drei Aminosäuren des maturen G-
CSF-Gens im Plasmid pKK177-3 Bg so abgeändert, daß die Codons
jeweils in der dritten Nukleotidposition ein A anstelle des
ursprünglichen Nukleotids enthalten. Die Mutagenese wurde
nach der Methode von Moringa et al., Biotechnology 21 (1984)
634 durchgeführt. Für die Mutagenese wurde folgendes Oligonu
kleotid eingesetzt:
5′-ATTAATGACACCACTAGGCCCTGCC-3′
Die erhaltenen positiv mutagenisierten Klone wurden mittels
Sequenzanalyse verifiziert.
An das G-CSF-Gen, das im Expressionsplasmid pKK177-3 CG10
vorliegt, wurde ein chemisch synthetisierter doppelsträngiger
DNA-Adapter angehängt, der wie folgt aussieht und für das C-
terminale Ende von G-CSF zuzüglich acht Argininreste und
einen Prolinrest kodiert:
Dazu wurde das Plasmid pKK177-3 CG10 mit den beiden Restrik
tionsendonukleasen NheI und HindIII gespalten. Der Restrik
tionsansatz wurde gelelektrophoretisch aufgetrennt und das
größere der beiden entstandenen Fragmente präparativ gewon
nen. Der G-CSF enthaltende Vektor wurde mit dem obigen DNA-
Adapter ligiert. Dazu wurden 1 µg des Vektorfragments und 1
µg des Adapters in 20 µl Ligationspuffer (10 × Puffer ent
spricht 0,5 mol/l Tris HCl pH 7,6, 100 mmol/l Magnesiumchlo
rid, 100 mmol/l Dithiothreitol und 500 µg/ml Rinder
serumalbumin) aufgenommen. Die Ligation erfolgte nach Zugabe
von 1 U T4-Ligase über Nacht bei 16°C. Der Ligationsansatz
wurde in E. coli (C600+, pUBS 520) transformiert. Die Richtig
keit des Klons wurde durch Sequenzierung überprüft. Das von
diesem Klon exprimierte G-CSF-Derivat wurde G-CSF (8+) ge
nannt.
Die gemäß 1.1 bzw. 1.2 positiv identifizierten Klone werden
in 5 ml-Kultur in LB-Medium mit Kanamycin und Ampicillin
(Konzentrationen jeweils 50 µg/ml) bis zu einer optischen
Dichte bei 550 nm (OD) von 0,5 angezogen, mit 5 mmol/l IPTG
induziert und 3 Stunden bei 37°C inkubiert. Die 10 OD ent
sprechende Menge von dieser induzierten Kultur werden geern
tet und daraus ein Gesamtzellextrakt hergestellt. Der
Gesamtzellextrakt wird auf einem SDS-Page Gel analysiert.
Wenn daraus ersichtlich ist, daß das gewünschte Protein ex
primiert wird, wird die Kultur im 1 Liter-Maßstab wiederholt,
die Zellen geerntet und eine Präparation von Inclusion Bodies
(IB) durchgeführt.
Die Zellen werden durch Zentrifugation geerntet, in 100 ml
Tris-Magnesiumpuffer (10 mmol/l Tris, pH 8,0, 1 mmol/l MgCl2)
aufgenommen und mit Lysozym (0,3 mg/ml) aufgeschlossen.
Es wird 15 Minuten bei 37°C inkubiert und ein French-Press-
Durchgang durchgeführt (1200 psi). Anschließend erfolgt ein
DNAse-Verdau (2 mg DNAse I) bei 30 Minuten und 37°C.
Es werden 20 ml 0,5 mol/l NaCl, 20 mmol/l EDTA, pH 8,0 und
3 ml 20% Triton® X 100 zugegeben und 10 Minuten bei
25°C inkubiert.
Die Suspension wird 10 Minuten bei 15 000 Upm und 4°C zentri
fugiert. Das Pellet wird in 30 ml 50 mmol/l Tris, pH 8,0,
50 mmol/l EDTA und 0,5% Triton X 100 aufgenommen und mit
Ultraschall behandelt. Es wird wieder zentrifugiert, resus
pendiert und mit Ultraschall behandelt. Diese Prozedur wird
noch zweimal wiederholt. Anschließend wird zentrifugiert und
die so erhaltenen Pellets als IBs zur Solubilisierung/Renatu
rierung eingesetzt.
6 mol/l Guanidin-Hydrochlorid,
0,1 mol/l Tris-Puffer, pH 8,0,
1 mmol/l EDTA,
100 mmol/l DTE (Dithioerythritol).
0,1 mol/l Tris-Puffer, pH 8,0,
1 mmol/l EDTA,
100 mmol/l DTE (Dithioerythritol).
6 mol/l Guanidin-Hydrochlorid,
3 mmol/l EDTA bei pH 3,0.
3 mmol/l EDTA bei pH 3,0.
1 g Inclusion Bodies werden zu 30 ml Solubilisierungspuffer
gegeben, 5 Minuten mit Ultraschall homogenisiert und eine
Stunde bei Raumtemperatur inkubiert. Es wird HCl zugegeben,
bis der pH-Wert 3,0 erreicht ist. Anschließend wird unlösli
ches Material abzentrifugiert.
Es wird gegen Dialysepuffer (1) dialysiert, bis DTE vollstän
dig ( mmol/l DTE) entfernt ist.
0,5 mol/l Arginin-Hydrochlorid,
0,1 mol/l Tris-Puffer, pH 8,0,
0,5 mmol/l GSH,
0,5 mmol/l GSSG,
1 mmol/l EDTA.
0,1 mol/l Tris-Puffer, pH 8,0,
0,5 mmol/l GSH,
0,5 mmol/l GSSG,
1 mmol/l EDTA.
10 mmol/l Tris-Puffer, pH 8,0,
1 mmol/l EDTA.
1 mmol/l EDTA.
Die Pulsreaktivierung erfolgt wie in EP-A 02 41 022 beschrie
ben. Es wird eine Vorrichtung gemäß Fig. 5 von EP-A 02 41 022
verwendet.
Dazu wird in Zeitintervallen von 30 Minuten Protein in das
Reaktionsvolumen (100 ml Renaturierungspuffer) gegeben, so
daß die Proteinkonzentration im Reaktionsvolumen pro Puls um
50 µg/ml steigt. Insgesamt wird 20 mal gepulst (Endkonzentra
tion ca. 1 mg/ml Reaktionsvolumen).
Nach der Pulsreaktivierung werden aus dem Reaktionsvolumen
Trübungen abzentrifugiert und das gesamte Reaktionsvolumen
gegen Dialysepuffer (2), bis zur Entfernung von Arginin
( 50 mmol/l) dialysiert.
Die Aktivität von C-CSF wird mit der murinen Leukämie-Zelli
nie NFS60, die vollkommen C-CSF-abhängig ist, wie in Bio
chem. J. 253 (1988) 213-218, Exp. Hematol. 17 (1989) 116-119,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 83 (1986) 5010 beschrieben, ge
testet. Damit die Faktorabhängigkeit der Zellen erhalten
bleibt, enthält das Medium (RPMI Medium, Boehringer Mannheim
GmbH, Best. Nr. 20 99 445 mit 10% fötalem Kälberserum) der
Erhaltungskultur permanent 1000 U/ml G-CSF.
Gemessen wird bei diesem Test direkt die G-CSF-stimulierende
Proliferation der NFS60-Zellen durch den Einbau von 3H-Thymi
din. Die Durchführung des Tests erfolgt folgendermaßen:
NFS60-Zellen, die sich in der exponentiellen Wachstumsphase
befinden (Zelldichte maximal 1 × 105 Zellen/ml) werden in Mik
rotiterplatten überführt (1 × 104 Zellen/Loch) und mit einer
abnehmenden G-CSF-Konzentration kultiviert. Die maximale
Dosis von G-CSF in Loch 1 entspricht der Konzentration in der
Erhaltungskultur (1000 U/ml, spezifische Aktivität 1 × 108 U/mg
Protein). Die Verdünnung erfolgt in Zehnerschritten.
Nach etwa 24 Stunden Inkubation erfolgt die Zugabe von 3H-
Thymidin (0,1 µCi/Loch). Daraufhin werden die Zellen noch
weitere 16 Stunden inkubiert.
Für die Auswertung der Tests werden die Zellen in der Mikro
titerplatte eingefroren, so daß sie lysiert werden. Das Zell-
Lysat wird auf einen Glasfaserfilter gesaugt, gespült, ge
trocknet und im Szintillationszähler gemessen. Der Einbau von
3H-Thymidin ist proportional zur G-CSF induzierten Prolifera
tion der NFS60-Zellen.
Zur Bestimmung der DNA-Bindung wurde der in Beispiel 1 be
schriebene Test herangezogen. Das Ergebnis der Studie ist in
Tabelle 1 wiedergegeben:
Um zu testen, ob der Komplex aus Nukleinsäure und Fusionspro
tein an die entsprechenden Rezeptoren auf der Oberfläche der
Rezeptor exprimierenden Zellen bindet, wurde folgender Assay
durchgeführt:
Pro zehn Zelltests wurden 10 µg HindIII-restringierte
Lambda-DNA mit 35S-dATP mittels Random-Priming (Boehringer
Mannheim GmbH, Kat. Nummer 10 04 760) markiert. Zur Komplexbil
dung wurde die markierte DNA mit 100 µg Fusionsprotein bei
25°C gemischt. Anschließend erfolgte eine Inkubation für 30
Minuten bei derselben Temperatur.
Pro Test wurden 1 × 100 000 NFS60-Zellen in einem Volumen von
0.2 ml RPMI-Medium (mit 10% FKS) mit 1-10 µg Fusionspro
tein, komplexiert mit der radioaktiv markierten Nukleinsäure,
versetzt. Dieser Ansatz wurde für 2, 4 bzw. 22 Stunden bei
37°C/5% CO2 inkubiert. Zur Auswertung wurden die Zellen 15
Minuten bei 2000 rpm abzentrifugiert, der Überstand wurde
dekantiert und die Zellen mit 1 ml PBS (10 mmol/l Kaliumphos
phatpuffer pH 7,5, 140 mmol/l NaCl) aufgenommen. Nach erneu
ter Zentrifugation wurde das Zellpellet in 100 µl PBS gelöst
und eine Stunde bei -20°C tiefgefroren, um die Zellen aufzu
brechen. Anschließend wurden die Zellen im Szintillations
zähler vermessen.
Folgende Kontrollen wurden in Parallelansätzen durchgeführt:
- - Inkubation der Zellen mit markierter DNA, ohne Zusatz von Protein.
- - Inkubation der Zellen mit nativem G-CSF (wt), das wie oben beschrieben, mit der markierten DNA inkubiert worden war.
Es wurde der oben beschriebene Zelltest durchgeführt. Die
Ergebnisse der Untersuchung sind in Tabelle 2 zusammenge
faßt.
Tabelle 2 zeigt eindeutig, daß nur bei Anwesenheit von modi
fiziertem G-CSF(6+) ein Einbau von Radioaktivität, d. h. von
Nukleinsäure in die Zellen gemessen wird.
Zur Herstellung des NGF-Derivats, das an seinem N-Terminus
einen Fusionsanteil mit überwiegend positiven Aminosäuren
enthält, wurde ein Expressionsplasmid wie folgt hergestellt:
Es wurden dazu drei Ansätze ligiert. Ansatz A stellt das etwa
4.6 kb große EcoRI/BamHI-Fragment des Plasmids pBTac1
(Boehringer Mannheim GmbH, Kat. Nr. 10 81 365) dar. Ansatz B
wurde durch Restriktion des Plasmids pUC18-NGF (British
Biotechnology, Code BBG26) mit den Enzymen BspMI und BamHI
hergestellt. Es wurde ein 360 bp großes BspMI/BamHI-Fragment
präparativ gewonnen, welches die für NGF kodierende Region
enthält. Ansatz C stellt folgenden, synthetisch hergestellten
Adapter dar:
Die drei Ansätze wurden nach bekannten Methoden ligiert,
wobei Ansatz A und B jeweils in einer Konzentration von 500
ng, Ansatz C in einer Konzentration von 1 µg eingesetzt
wurden. Der Ligationsansatz wurde in E. coli C600+ (DSM 5443),
welche das Plasmid pUBS520 (Brinkmann et al., 1989) enthält
(DSM 6786), transformiert. Durch Selektion auf Nährmedien,
welche Ampicillin (50 µg/ml) und Kanamycin (50 pg/ml) ent
hielten, konnten die gewünschten Klone erhalten werden. Das
erhaltene Plasmid pNGF1 unterscheidet sich vom Ausgangsvektor
durch das Auftreten einer zusätzlichen ScaI-Schnittstelle.
Das Plasmid p NGF1 ist als Plasmidgemisch mit pUBS 520 in E.
coli C 600⁺ als Wirtsstamm unter DSM 6785 hinterlegt.
Zur Präparation der rec. NGF-enthaltenden IBs wurde der in
Beispiel 3.1 beschriebene Expressionsstamm E. coli C600⁺ mit
den Plasmiden pNGF1 und pUBS 520 in einem 10 l-Fermenter für
8 Stunden fermentiert. Die Induktion der Expression des NGF-
Derivats erfolgte durch die Zugabe von IPTG in der logarith
mischen Wachstumsphase ca. 4 Stunden nach Fermentations
beginn.
690 g Biomasse wurde nach 8 Stunden Fermentation mittels
Zentrifugation geerntet. Die Biomasse wurde in 3,5 l 0,1
mol/l Tris/HCl pH 7 suspendiert und nach Zugabe von 0,3 g
Lysozym 20 Minuten bei 0°C inkubiert. Der vollständige Zell
aufschluß wurde anschließend mittels Hochdruckdispension mit
600 bar durchgeführt. Zur Aufschlußlösung wurde DNase ad
0,1 mg/ml und MgSO4 ad 2 mmol/l zugegeben und die Lösung 30
Minuten bei 20°C inkubiert. Nach der DNase-Behandlung wurde
die Lösung mit demselben Volumen 0,1 mol/l Tris/HCl, 6 96
Triton® X 100, 1,5 mol/l NaCl, 60 mmol/l EDTA, pH 7,0 ver
dünnt und 20 Minuten im Eisbad inkubiert. Unlösliche Bestand
teile (IBs) wurden anschließend durch Zentrifugation
abgetrennt. Der Niederschlag wurde in 1 l 0,5 mol/l Guanidi
niumchlorid (GdmCl), 20 mmol/l EDTA, pH 4,5 suspendiert. Nach
20 Minuten Inkubation bei 20°C wurden die IBs durch erneute
Zentrifugation geerntet. Die folgende Resuspension des Nie
derschlags erfolgte in 1,5 l 0,1 mol/l Tris/HCl, 20 mmol/l
EDTA, pH 6,5. Nach 30 Minuten Inkubation bei 20°C wurden die
IBs durch eine weitere Zentrifugation im Niederschlag erhal
ten.
20 g IB-Material wurde in 400 ml 6 mol/l GdmCl, 0,1 mol/l
Tris/HCl, 0,1 mol/l DTE, 2 mmol/l EDTA pH 8,5 gelöst und 1 h
bei 20°C inkubiert. Anschließend wurde der pH-Wert der Lösung
auf pH 3 mit 25% HCl eingestellt und gegen 3 × 10 l 6 mol/l
GdmCl, 2 mmol/l EDTA, pH 3 bei 4°C dialysiert. Je 100 ml
Dialysat wurden im Abstand von 12-16 h innerhalb von 30 Minu
ten zu 20 l 0,7 mol/l Arginin, 2 mol/l Harnstoff, 0,1 mol/l
Tris, 2 mmol/l EDTA, 5 mmol/l Cysteamin, 1 mmol/l Cystamin,
pH 9,1, 4°C zugepumpt.
Zu der Renaturierungslösung wurde festes Ammoniumsulfat por
tionsweise bis zu einer Sättigung von 20% zugegeben und 1 h
auf Eis gerührt. Der pH-Wert der Lösung wurde anschließend
mit 25%iger HCl auf pH 3 eingestellt. Nach 30 Minuten Inku
bation wurde mit 7 mol/l NaOH auf pH 8 titriert. Trübungen
wurden entweder durch Zentrifugation (1 h mit 20 000 g bei
4°C) oder Filtration durch eine Membran mit geringer Protein
adsorption (z. B. Evaflux A 4 Hohlfaserpatrone der Fa. Kawa
sumi Laboratories, Japan) entfernt. Die klare NGF-enthaltende
Lösung wurde dann auf eine TSK-Butyl-Säule (Fa. Pharmacia)
aufgetragen, die vorher mit 50 mmol/l Tris/HCl, 1 mmol/l
EDTA, 20% Sättigung an (NH4)2SO4, pH 7,5 äquilibriert wurde.
Nach Beendigung des Probenauftrags wurde mit 50 mmol/l
Tris/HCl, 1 mmol/l EDTA pH 7,5 gespült. Die Elution erfolgte
mit 50% Ethylenglykol in 50 mmol/l Na-Acetat, 1 mmol/l EDTA,
pH 4,5. Eluierende Fraktion wurden auf den Gehalt an NGF
getestet. NGF enthaltende Fraktionen wurden vereint und auf
eine Sepharcryl S200-Säule (Fa. Pharmacia, Schweden) aufge
tragen, die mit 0,5 mol/l NaCl, 50 mmol/l Na-Phosphat, 10%
Glycerin, 1 mmol/l EDTA, pH 6,0 äquilibriert war. Die Säule
wurde mit demselben Puffer eluiert.
NGF enthaltende Fraktionen im Eluat wurden mit H2O auf eine
Leitfähigkeit von 15 mS verdünnt und auf eine mit 20 mmol/l
Na-Phosphat, 1 mmol/l EDTA, pH 6,0 äquilibrierte S-Sepharose-
Säule (Fa. Pharmacia) aufgetragen. Anschließend wurde mit dem
Äquilibrierungspuffer gespült. Die Elution erfolgte mit einem
Gradienten bis 1,2 mol/l NaCl in obigen Puffer. NGF enthal
tende Fraktionen wurden vereinigt und, sofern für weitere
Analysen erforderlich, durch Dialyse umgepuffert.
Für die Bestimmung der Aktivität des NGF-Fusionsproteins
werden zunächst Dorsalwurzelganglien aus bebrüteten Hühner
eiern isoliert. Dazu werden acht Tage bebrütete Hühnereier
zur Desinfektion mit 70%-igem Ethanol abgesprüht, mit einer
stumpfen Pinzette die Spitze aufgeschlagen und Eierschale
sowie Eihaut entfernt. Mit einer gebogenen Pinzette wird
sodann der Embryo herausgefischt, in eine Petrischale über
führt und der Kopf abgetrennt. Der Embryo wird dann eine
zweite Petrischale überführt, auf den Rücken gelegt und mit
einer stumpfen Pinzette am Hals fixiert. Mit einer kleinen
Präparierschere wird vom Schwanz her bis zum Brustraum ein
Schnitt geführt, mit einer gebogenen Pinzette die Eingeweide
entfernt, bis das Rückenmark freiliegt. Der Embryo wird an
schließend mit sterilem PBS abgespült, bevor mit einer Uhrma
cherpinzette die sympathischen Grenzstränge entfernt werden,
wodurch die Dorsalwurzelganglien sichtbar werden. Mit der
Uhrmacherpinzette wird dann in Richtung Schwanz am Rande des
Rückenmarks entlanggefahren, so daß sich die Ganglien ablösen
und abgeerntet werden können. Die möglichst vollständigen
Ganglien werden in einer kleinen auf Eis stehenden Petrischa
le, die mit sterilem PBS gefüllt ist, gesammelt. Die präpa
rierten Ganglien werden in ein 15-ml-Röhrchen überführt,
steriles PBS ad 2 ml zugegeben und anschließend mit 80 µl
2,5%-iger Trypsinlösung für 30 Minuten bei 37°C im Wasserbad
inkubiert, wobei etwa alle fünf Minuten kurz aufgeschüttelt
wird. Das Gangliensediment wird anschließend in ein Röhrchen
mit 5 ml F14-Medium (Zusammensetzung s. unten) überführt und
kurz aufgeschüttelt. Anschließend läßt man die Ganglien wie
der absitzen. Dieser Waschvorgang wird zweimal wiederholt.
Anschließend werden die Ganglien dissoziiert, indem man sie
mit einer Pipette gut resuspendiert, die trübe Zellsuspension
in eine T25-Kulturflasche überführt und restliche Zellen aus
dem Röhrchen mit Medium nachspült. Die Kulturflaschen werden
dann für zwei Stunden zum Präplattieren der Zellen in den
Brutschrank gestellt (27°C, 50% relative Luftfeuchtigkeit
7,5% CO2). Nach diesem Präplattieren, bei dem sich nicht
neuronale Zellen auf dem Boden der Kulturflasche absetzen,
werden die neuronalen Zellen in mit Ornithin und Laminin
beschichtete 24er- bzw. 96er Mikrotiterplatten überführt.
Zur Beschichtung mit Poly-DL-Ornithin werden von einer Lösung
mit 500 µg/ml Poly-DL-Ornithin (Hydrobromid, Molekularge
wicht 3000-15 000 von Sigma, Bestell-Nr. P 8638) in 0,15
mol/l Boratpuffer jeweils 300 µl/Vertiefung der Mikrotiter
platten gegeben und danach bei 4°C auf einem Schüttler inku
biert. Anschließend wird die Poly-DL-Ornithin-Lösung
abgesaugt und zweimal mit sterilem Aqua bidest gewaschen. Zur
Beschichtung mit Laminin wird dann von einer Lösung mit 3,4
µg/ml Laminin (Boehringer Mannheim GmbH, Katalog-Nr. 12 43 217)
in PBS jeweils 300 µl/Vertiefung der Mikrotiterplatte gegeben
und vier Stunden bei Raumtemperatur auf einem Schüttler inku
biert. Die endgültige Vorbereitung der Platten erfolgt vor
Ende des Präplattierens. Dazu wird die Lamininlösung abge
saugt und sofort 800 µl Medium zugegeben. Anschließend werden
100 µl der zu prüfenden Probe (verdünnt in Medium) sowie nach
Abschluß der zweistündigen Präplattierungsphase 100 µl der
neuronalen Zellen hinzugegeben.
Als Maß für die biologische Aktivität wurde die Anzahl der
Zellen mit ausgebildeten Dendriten quantifiziert. Als Refe
renz wurde eine Lösung bekannter Konzentration von 2,5S NGF
aus Submaxillaris-Drüsen der Maus (Boehringer Mannheim GmbH,
Katalog-Nr. 11 79 195) verwendet.
F 14 Medium | |
(F 12 Medium, modifiziert, Boehringer Mannheim GmbH, Katalog-Nr. 210 161) | |
1. F 12 Medium (Pulver)|10,91 g | |
2. L-Glutamin, 200 mmol/l (Boehringer Mannheim GmbH, Katalog-Nr. 210 277) | 10 ml |
3. Natriumpyruvat, 100 mmol/l (Biochrom KG: L 0473) | 20 ml |
4. nicht essentielle Aminosäuren (Boehringer Mannheim GmbH, Katalog-Nr. 210 293) | 20 ml |
5. Pferdeserum (inaktiviert) | 100 ml |
6. Streptomycin-Penicillin (Boehringer Mannheim GmbH, Katalog-Nr. 210 404) | 2 ml |
7. 23,5 mmol/l NaHCO₃ (Merck 6329) | 1,97 g |
8. 11 mol/l Glucose (Merck 4074) | 2,18 g |
9. 5 mmol/l Kaliumchlorid (Merck 4936) | 373 mg |
10. 2 mmol/l CaCl₂ × 2 H₂O (Merck 2382) | 294 mg |
11. 0,85 mmol/l MgCl₂ × 6 H₂O (Merck 5833) | 173 mg |
12. 0,15 mmol/l MgSO₄ × 7 H₂O (Merck 5886) | 37 mg |
13. 0,085 mmol/l Ascorbinsäure (Sigma A 4034) | 17 mg |
14. 0,5 µmol/l ZnSO₄ × H₂O (Merck 8882) 9 mg/10 ml | 200 µl |
Der Test auf DNA-Bindung wurde wie in Beispiel 1 beschrieben
durchgeführt. Die Ergebnisse der Untersuchung sind in Tabelle 3
aufgelistet.
Claims (21)
1. Verfahren zur Herstellung eines Komplexes für die Ein
schleusung von Nukleinsäuren in Zielzellen durch nicht
kovalente Komplexbildung einer Nukleinsäure mit einem
Protein, das eine für die Zielzelle spezifische "Cell
Homing Faktor"-Komponente und mindestens eine
Polykation-Komponente enthält,
dadurch gekennzeichnet, daß man ein Protein, das eine lineare genetische Fusion
aus der "Cell Homing Faktor"- und mindestens einer
Polykation-Komponente enthält, mit der in die Zielzellen
einzuschleusenden Nukleinsäure unter geeigneten
Bedingungen in Kontakt bringt, so daß ein im wesent
lichen auf ionischen Wechselwirkungen zwischen der
Nukleinsäure und dem Polykation-Anteil des Proteins
beruhender Komplex gebildet wird, wobei eine Polykation-
Komponente des Proteins eine Peptidsequenz ist, die
mindestens 3 Aminosäuren, ausgewählt aus Lysin und Argi
nin, enthält und eine unter physiologischen Bedingungen
stabile Bindung mit Nukleinsäuren bilden kann.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man eine "Cell Homing Faktor"-Komponente verwendet,
die nach Wechselwirkung mit einem spezifischen Zellmar
ker oder Rezeptor auf der Zielzelle internalisiert
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß man eine "Cell Homing Faktor"-Komponente aus der
Gruppe, bestehend aus Wachstumsfaktoren, Hormonen, vira
len Antigenen, Toxinen, Lipoproteinen und Integrinen,
verwendet.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als "Cell Homing Faktor"-Komponente einen Wachs
tumsfaktor, insbesondere C-CSF oder NGF, verwendet.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man ein Protein verwendet, das nach Inkubation bei
25°C in 25 mmol/l NaCl, einem pH zwischen 7 und 8 und
in Gegenwart einer Nukleinsäurekonzentration von 25
ng/µl bei einer Proteinkonzentration von 0,01-1 mg/ml
einen Protein-Nukleinsäure-Komplex mit ausreichender
Stabilität bildet, um bei anschließender Agarose-
Gelelektrophorese eine Retardation der Nuklein
säurebanden zu bewirken.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Polykation-Komponente des Proteins mindestens 3
Arg- oder/und Lys-Reste enthält und einen Anteil von Arg
und Lys von mindestens 40% aufweist.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Polykation-Komponente einen Anteil von Arg
oder/und Lys von mindestens 60% enthält.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Polykation-Komponente mindestens 4 Arg- oder/und
Lys-Reste enthält.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Polykation-Komponente 4 bis 20 Arg- oder/und
Lys-Reste enthält.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Polykation-Komponente eine Serie von mindestens
4 aufeinanderfolgenden Arg- oder/und Lys-Resten ent
hält.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Polykation-Komponente eine Länge von 5 bis 100
Aminosäuren aufweist.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Polykation-Komponente des Proteins an das N-
oder/und C-terminale Ende der "Cell Homing Faktor"-Kom
ponente angefügt ist.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die in die Zielzelle einzuschleusende Nukleinsäure
eine einzel- oder doppelsträngige, unmodifizierte oder
modifizierte Deoxyribonukleinsäure oder Ribonukleinsäure
ist.
14. Verfahren nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Nukleinsäure eine DNA ist.
15. Verfahren nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Nukleinsäure eine gegebenenfalls modifizierte
RNA ist.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß die einzuschleusende Nukleinsäure Antisense-Eigen
schaften zur Hemmung der Expression spezifischer Gene in
der Zielzelle besitzt.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß die einzuschleusende Nukleinsäure genetische Infor
mationen enthält, die in der Zielzelle exprimiert wird.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß die einzuschleusende Nukleinsäure Ribozym-Eigen
schaften zur Spaltung von spezifischen RNA-Molekülen in
der Zielzelle besitzt.
19. Verfahren zur Einschleusung von Nukleinsäuren in Ziel
zellen,
dadurch gekennzeichnet,
daß man einen nach einem der Ansprüche 1 bis 18 herge
stellten Komplex mit einer Zielzelle unter geeigneten
Bedingungen in Kontakt bringt, die zur Internalisierung
des Komplexes bzw. der Nukleinsäure führen.
20. Verfahren nach Anspruch 19,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die Nukleinsäure in eukaryontische Zielzellen
einschleust.
21. Verwendung eines Proteins, das eine lineare genetische
Fusion einer zellspezifischen "Cell Homing Faktor"-
Komponente mit mindestens einer Polykation-Komponente
darstellt, zur Herstellung von Protein-Nukleinsäure-
Komplexen, die unter physikalischen Bedingungen stabil
sind, wobei eine Polykation-Komponente des Proteins eine
Peptidsequenz ist, die mindestens 3 Aminosäuren,
ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus Arginin und
Lysin, enthält.
Priority Applications (3)
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